Wie jedes Jahr haben wir bei Next Comic ein gesellschaftspolitisches Thema, das wir angreifen wollen, wo wir auch Arbeiten, Kunstpositionen zeigen wollen, die sich mit dem Thema auseinandersetzen. Und dieses Jahr zeigen wir Next Family, das ist das große Thema. Da geht es einfach darum, dass sozusagen dieses Modell der traditionellen Familie schon seit vielen Jahren etwas weniger wird und daneben hat sich eine Vielfalt gebildet. Das heißt vielleicht eine Patchwork-Family, vielleicht Familien oder Zusammengehörigkeiten, die über eine Familie hinausgehen, einfach andere alternative Formen. Und das ist aber eine sehr, sehr interessante gesellschaftliche Entwicklung und dazu gibt es auch künstlerische Positionen aus verschiedensten Formen, aber eben auch aus dem Comic. Und die gehen wir an, die zeigen wir. Und natürlich sind wir Next Comic, das heißt, unser Fokus liegt auch auf ganz neuen Comics, die man lesen sollte, mit denen man sich auseinandersetzen sollte. Und das alles kann man bei diesem Festival. Next Comic 2021 ist etwas Besonderes. Wir haben ein eigenes Programm kreiert, auch eigene Formen kreiert, dass es auch möglich ist, dass wir dieses Festival einfach durchziehen können. Manche Inhalte sind natürlich in das Digitale abgewandert, manche Inhalte haben wir verändert, angepasst und es gibt natürlich ein sehr gutes Sicherheitskonzept, dass wirklich auch die Besucherinnen des Festivals sich geben können, sich anschauen können. In unserem Festivalzentrum im oberösterreichischen Kulturquartier zeigen wir dieses Jahr 22 unterschiedliche Ausstellungen von über 70 Künstler und Künstlerinnen. Diese Ausstellungen sind wie jedes Jahr auf drei Stockwerke aufgeteilt und zum Festivalthema Next Family haben wir drei große Kategorien gemacht. Die erste Kategorie ist die Kernfamilie, die innere Familie. Die zweite Kategorie ist die Familie, die was durch gleiche Interessen zusammengehalten wird. Und die dritte Kategorie ist die Zukunftsfamilie, die was sich mit diesen Themen auseinandersetzt. Die Pandemie bestimmt natürlich auch das Thema des Festivals. Einerseits ist Familie etwas, wo man sich geborgen fühlt, wo man vielleicht gerade jetzt in der Pandemie merkt, das ist ganz toll, das habe ich gern. Oder eben ich bin unfreiwillig, vielleicht in einer Isolation oder mit Menschen zusammen, wo ich mir denke, mein Gott, ich würde viel lieber Freundinnen, Freunde treffen, als wie es jetzt eigentlich hieß in dieser Situation. Und das ist, glaube ich, ein ganz wichtiges Thema und da geht es uns eigentlich weltweit ähnlich. Also diese Probleme, die wir jetzt haben, gibt es auch in anderen Ländern manchmal viel stärker, weil es auch diese sozialen Unterschiede gibt. Aber es ist ein Thema, wie wir mit Familie, Zusammengehörigkeit, Freundschaft umgehen und diese Themen behandeln wir bei unserem Festival. Es gibt verschiedene Ansätze mit Familie. Einerseits natürlich die traditionelle Familie. Interessant ist auch, wie gehen andere Formen damit um. Beispielsweise kann man sagen, dass Familie natürlich so diesen traditionellen Begriff Vater, Mutter, Kinder eben im Comic ganz anders behandelt werden. Oft geht es darum, wie sind die Beziehungen zu den Großeltern, wie ist die Beziehung vielleicht auch zu einem Tier. Bei Comics ist das ganz normal, dass eben auch Tiere in die Familie miteinbezogen werden oder eben auch anderswertige Wesen. Ich glaube, das ist so ein Punkt bei unserem Festival, dass wir sagen, einerseits geht es um reale Themen, um gesellschaftspolitische Themen, aber im Comic geht man dann noch einen Schritt weiter und da denkt man oft auch an Tiere, die Familienmitglieder sind oder eben wirklich andere Wesen, Geister, unsichtbare Freunde, die sozusagen auch Teil oder wichtiger Teil einer Familie sein können. Und ich würde jetzt gern die verschiedenen Kategorien ein bisschen erklären, was da zu sehen gibt. Bei der Kernfamilie ist so, unsere erste Position, was wir zeigen, ist von der Berliner Künstlerin Stefanie Wunderlich. Von ihr stammt auch das diesjährige Festival Sujet. Wir zeigen ihre Geschichte Töchter und das ist eine autobiografische Geschichte. Es geht um die Wertvorstellungen, die sie von ihren Eltern und ihren Großeltern mitbekommen hat und die sie dann unweigerlich auf ihre eigenen Töchter in der Erziehung überträgt. Die zweite Geschichte, ebenfalls autobiografisch, stammt vom Schweizer Künstler Nando von Arp und heißt Drei Väter. Auch er erzählt aus seinen persönlichen Erfahrungen mit dem Leben von drei Väter. Es geht um Liebe, Streit, Krankheit, Freude, Spaß. Eine weitere Position zum Thema Kernfamilie ist das Buch Insekten von Leopold Maurer und von Regina Hofer. In diesem Buch geht es darum, dass die beiden Künstler Leopold Maurers Großvater interviewt haben. Er ist ein bekennender Nationalsozialist und sie haben seine Geschichten mit Recherche-Elementen ergänzt und daraus eine intensive Geschichte in dramatischen Schwarz-Weiß-Bildern geschaffen. Außerdem haben wir da zu dieser Kernfamilie auch die Gedankenwelt mit dazu genommen, das heißt Selbstwahrnehmung und Wahrnehmung und dazu präsentieren wir das Kinderbuch die grauen Riesen von der Wiener Illustratorin Raffaella Schöblitz. Die Geschichte handelt von der kleinen Emma, die in einem sehr behüteten Zuhause aufwächst, eine sehr fantasievolle Geschichte ist es und sie kommt dann eines Tages in die Schule, wo die grauen Riesen sind. Das Gesamtthema von dem Buch ist das Thema Mobbing und für dieses Buch wurde Raffaella Schöblitz dieses Jahr beim Österreichischen Kinder- und Jugendbuchpreis ausgezeichnet. Wir gehen jetzt weiter zum nächsten Themenkomplex. Das ist die Familie der Gemeinsamkeiten, das heißt der gemeinsamen Interessen. Und da haben wir aus dem ersten Themenblock Musikfamilien herausgegriffen. Wir präsentieren dieses Jahr aus dem Bahö Verlag, Bahö Books, das Buch Beatles von dem berühmten Fab Four. Und 24 verschiedene Künstler und Künstlerinnen haben ihre Geschichten in ebenso vielen Kapiteln illustriert und erzählt. Von den Anfängen über die Beatlemania bis zur Auflösung und auch darüber hinaus. Ein anderes Buch, was eine Musikerfamilie im Fokus hat, ist von Michael Ross Goldjunge. In diesem Buch erzählt er die Kinder- und Jugendjahre von Ludwig van Beethoven. Das nächste Buch, was wir präsentieren, heißt Unfollow und stammt von Jukas Jürlinger. Dieses Buch verbindet die zwei Themenkomplexe, auf einmal, also einerseits die Familie der Gemeinsamkeiten und auf der anderen Seite die Familie der Zukunft. Er hat eine spannende Fabel erzählt über die Zukunftsfragen, die wir uns gerade alle beschäftigen. Das sind die Klimafragen, die Umweltzerstörung, aber auch was soziale Medien mit uns machen. Und in der Geschichte geht es darum, dass ein Umweltguru mit seinen Jüngern digital verbunden ist, also auch eine spannende Geschichte. Und da sind wir schon beim nächsten Themenkomplex der Zukunftsfamilie. Und da beschäftigen sich verschiedene Gruppen mit diesem Thema, darunter auch die Lohnzeichner-Gilde. Verschiedener Illustratoren und Illustratorinnen gingen der Frage nach, wie beeinflussen uns diese digitalen Medien in unserer täglichen Familie, also in unserem täglichen Leben, wie hat sich das Familienleben verändert? Und außerdem lassen sie auf das tägliche Leben in der Corona-Krise blicken. Und ein weiteres Thema hat die Meisterschule für Kommunikationsdesign aufgegriffen, kurz MKD. Sie haben uns dieses Jahr wieder eine interaktive Ausstellung gemacht. Das heißt, Sie haben sich mit dem Thema Familie auseinandergesetzt und die ist ganz unterschiedlich beleuchtet. Es ist humoristisch, es ist ernst, es ist lustig oder auch unschön. Und in Ihrer Ausstellung haben Sie die realen Comics, die in der Ausstellung zu finden sind, um die digitale Ebene erweitert. Das heißt, die Besucher und Besucherinnen können mit ihren Händen in die Ausstellung gehen, können Sie die App ArtiVive overloaden und können dann vor Ort die Bilder zum Leben erwecken. Die Kunstuniversität Linz ist schon seit langen Jahren Projektpartnerin des Next Comic Festivals, aber in den letzten Jahren hat sich diese Kooperation noch weiter intensiviert. Dieses Jahr sind wir gleich mit drei Projekten mit im Festivalboot und das erste Projekt hat bereits stattgefunden, das wissenschaftliche Standbein des Next Comic Festivals. Im März hatten wir eine zweitägige Tagung an der Kunstuniversität Linz zum Thema Dekonstruktion und Konstruktion von Familienbildern im Comic und an dieser internationalen Tagung haben insgesamt 91 Gäste teilgenommen, zum Teil aus New York, zum Teil aus den Niederlanden und ein Großteil aus Österreich und Deutschland. Das zweite Projekt ist eine Lehrkooperation mit der Fortem University in New York. Die Studierenden aus New York kooperieren mit Studierenden der Kunstuniversität Linz und interviewen gemeinsam Next Comic Artists. Die Interviews sollen dann in der Publikation zu der Tagung erscheinen und diese wird hoffentlich nächstes Jahr zum Festival vorliegen. Ein weiterer Programmpunkt ist die Ausstellung von Studierenden meiner Comics-Lehrveranstaltungen an der Kunstuniversität Linz. Am 6. Mai wird das Soft Opening im Splace stattfinden. Von der Rolle jetzt als Familienpackung heißt die Ausstellung, die elf Positionen von Studierenden der Kunstuniversität Linz vereint und ganz unterschiedliche Perspektiven auf das Thema Familie und Rollenbildern erlaubt. Und dazu möchte ich jetzt schon gerne einladen. Das ist ein kurzer Überblick über die großen Themen, die wir dieses Jahr präsentieren. Dazu gibt es dann noch eigenständige Geschichten, immer mit einem Familienbezug, die man dann auch noch in dem großen Haus vom oberösterreichischen Kulturquartier entdecken kann. Zusätzlich zum Kulturquartier, zu unserem Festivalzentrum, sind dann in Linz und in Oberösterreich, also in Steyr, noch weitere Ausstellungen zu sehen. Wie zum Beispiel im Atelierhaus Salzamt war Potato Publishing zu Besuch. Die haben dort zwei Monate lang eine Risografie-Werkstatt offen gehabt und die Ergebnisse sind jetzt am Innovationshauptplatz zu sehen. Ebenfalls am Hauptplatz sind nachher von der Kunstuniversität Linz ist eine Ausstellung zu sehen. Im ASA Elektronika ist wieder eine interaktive Comic-Ausstellung zu sehen und im Stifterhaus wird mit einem Literaturbezug von Leopold Maurer ein Buch präsentiert, von William Shakespeare. Er zeigt dort seine Variante von Der Sturm. Im Kulturverein DH5 sind Hinterglasmalereien zu sehen. Allerdings Hinterglasmalereien der ganz besonderen Art. Es geht um die Familie, um die heilige Familie, um die queere Familie, um die schräge Familie und es ist eine Ausstellung, die vielleicht nicht ganz jugendfrei ist. Dieses Jahr laden wir einfach ein für Individualbesuche. Das Problem ist, coronabedingt fallen unsere Events flach. Was aber dieses Jahr neu ist, ist, dass wir Interviews für die Künstler und Künstlerinnen online stellen. Das heißt, man kann da reinschauen, was unsere Künstler so machen. Und erstmals gibt es auf der Webseite auch Leseproben zu allen Ausstellungen und Infos über unsere Künstler. Also, herzliche Einladung zu unserem Festival. Reinschauen, kann mich genießen.