Hallo, ich bin der Stefan aus Linz und gemeinsam mit meinem Kollegen Michael aus Wien möchte ich heute mit euch über die Außenlager des KZ Mauthausen sprechen und was die eigentlich mit der restlichen Wirtschaft von damals zu tun hatten. Viele von euch haben wahrscheinlich schon mal gehört, dass die Gefangenen im KZ Mauthausen in einem großen Steinbruch arbeiten mussten, unter schrecklichen Bedingungen. Aber habt ihr auch gewusst, dass es KZ-Gefangene nicht nur in Mauthausen gab, sondern in vielen Orten in ganz Österreich? Hier seht ihr die sogenannten Außenlager von Mauthausen. Über 40 hat es da gegeben. Und so ein Außenlager, das könnte ich vorstellen, eigentlich auch wie ein kleines KZ. An jedem dieser Orte waren hunderte Gefangene eingesperrt, manchmal sogar tausende. Eingesperrt in Baracken und hinter Stacheldraht. Wenn ihr auf dieser Karte einen Punkt seht, der bei euch in der Nähe ist, lade ich euch dazu ein, das einfach mal zu googeln. Drückt auf Pause und gebt ein Außenlager und dann den Ortsnamen, also zum Beispiel Außenlager Melk. Was könnt ihr darüber rausfinden, was dort damals passiert ist? Eine komplette Liste der Außenlager findet ihr auf eurem Arbeitsblatt. Warum hat es also diese Außenlager gegeben? Warum hat man die KZ-Gefangenen nicht einfach alle in Mauthausen eingesperrt? Nun, man wollte mit diesem Außenlagern von der Arbeit der Gefangenen profitieren. Die Gefangenen mussten dort arbeiten, zum Beispiel in der Waffenproduktion. Da haben sie zum Beispiel Teile von Flugzeugflügeln zusammengeschweißt für Kampfbomber. Teilweise haben sie aber auch einfach für Firmen gearbeitet. In Deutschland waren es zum Beispiel Firmen, die ihr alle kennt, wie Volkswagen oder Siemens. Und auch in Österreich haben viele Firmen die KZ-Gefangenen für sich arbeiten lassen. Um das ein bisschen zu verdeutlichen, möchten wir auf zwei dieser Firmen näher eingehen. deutlichen, möchten wir auf zwei dieser Firmen näher eingehen. Einerseits die Firma Heinkel in Wien und in Linz die Firma, die später zur heutigen Föst wurde. Lasst uns mit Wien anfangen und dafür übergebe ich an meine Kollegen Michael. In Wien gab es insgesamt acht Außenlager, wobei nur vier im heutigen Stadtgebiet Wiens lagen. Wien war damals Groß Wien und es gehörten auch einige Teile des heutigen Niederösterreichs dazu, zum Beispiel Schwächert, Wiener Neudorf oder Mödling. Neben den Außenlagern gab es zusätzlich noch über 600 Zwangsarbeiterlager im Gebiet des damaligen Groß Wien. In diesen haben über 100.000 Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter aus den besetzten Gebieten Europas arbeiten müssen. Kommen wir aber zurück zu den Nebenlagern. Diese waren in Wien hauptsächlich in Rüstungsfirmen integriert worden oder als der Luftkrieg auch Wien erreichte, in Keller oder in die heutige Seekrotte Hinterbrühl verlegt worden. Eine der Firmen, die in Wien Gefangene angesucht hat, war die Ernst Heinkel AG. Im Jahr 1943 ist in Wien Schwächert ein neuer Produktionsstandort errichtet worden. Die Firma setzte sich regelmäßig dafür ein, immer mehr Gefangene aus dem KZ Mauthausen zu bekommen. Innerhalb eines Jahres waren 1600 Gefangene im Nebenlager Wien-Schwächert, von denen 1200 der Firma Heinkel zugeteilt waren. Was war mit den anderen 25% werdet ihr euch fragen. Man weiß, dass für die Aufrechterhaltung eines Lagers circa 10% der eingesperrten Gefangenen benötigt werden. Das heißt 15% waren nicht einsatzfähig. Das bedeutet wiederum, dass diese Menschen nicht mehr in der körperlichen Verfassung waren, um zu arbeiten. Jeder sechste Gefangene war zu nah am Verhungern, zu krank oder zu verletzt, weil sie ohne Schutzkleidung arbeiten mussten. Zum Vergleich, die Firma Heinkel hatte auch am Standort Oranienburg in Deutschland KZ-Gefangene eingesetzt. Dort waren 5% nicht einversatzfähig. Der Standort Schwächert wurde im Frühsommer 1944 zweimal Ziel von Bomberangriffen und dadurch wurde die Produktion nach Floridsdorf und die Grotte Hinterbrühl verlegt. Ernst Heinkel glaubte bis zum Schluss an die Möglichkeit des Sieges der Nazis und ließ durch brutalste Umstände die Gefangenen so lange wie möglich weiterarbeiten. Die Lager Wiens wurden Anfang April 1945 aufgelöst und die gesunden Gefangenen nach Mauthausen deportiert. Die Kranken wurden größtenteils noch in Wien ermordet. Ernst Heinkel wurde nach dem Krieg zuerst als Mitläufer eingestuft und nachdem er dieses Urteil beeinsprucht hatte, wurde das Urteil aufgehoben und er zählte offiziell als entnazifiziert. Seine Firma arbeitete ab 1950 in unterschiedlichen Bereichen des Motorenbaus weiter, bis sie mit Zwischenschritten im heutigen Airbus-Konzern aufging. Ehemalige Gefangene probierten in den 60er Jahren Schadenersatz zu erkämpfen. Sie haben keinen Schadenersatz zugesprochen bekommen, da es damals als verjährt galt. Die Fürstin Linz ist das größte Stahlwerk Österreichs. Heute arbeiten dort 52.000 Menschen. Was viele nicht wissen, die heutige Föst wurde ursprünglich erbaut von den Nazis als Hermann Göring Werke und auf deren Gelände gab es ein eigenes Außenlager, wo bis zu 5600 Gefangene auf einmal eingesperrt waren und in dem Stahlwerk arbeiten mussten. In diesem Außenlager war, wie in allen anderen auch, die SS vor Ort. Sie hat genau darauf geschaut, dass die Gefangenen nicht besser behandelt werden bei der Arbeit, dass sie auch kein Essen oder so zugesteckt bekommen. Die Gefangenen mussten auch oft ohne Schutzkleidung arbeiten, viele von ihnen starben. Aus Sicht der Firmen waren die Gefangenen billige Arbeitskräfte. Sie waren nicht ganz gratis, man musste eine kleine Gebühr an die SS zahlen, aber sehr sehr billig. Jetzt würde es mich interessieren, was denkt ihr? Findet ihr, haben diese Firmen eine Verantwortung für das, was mit den Gefangenen passiert ist oder eher nicht? Was hättet ihr zu einem Firmenchef damals gesagt, wenn der euch gesagt hätte, na wenn ich diese Gefangenen nicht verwende, dann macht das meine Konkurrenz, dann gibt die ganze Firma Pleite. dann gibt die ganze Firma Pleite. Was sagt sie zu diesem Argument? Fakt ist nämlich, dieser Firmenchef hätte wahrscheinlich nicht gelogen. Es war ja Krieg, also hat es einen Mangel an Arbeitskräften gegeben. Jede Firma stand in Konkurrenz zu den anderen im Wettbewerb und dieser Wettbewerb zwingt Firmen auf Dinge auf, die sie vielleicht von sich aus gar nicht tun würden, die sie aber tun müssen, um im Wettbewerb zu bestehen. Heute ist das nicht viel anders, das ist eben Kapitalismus und da kommen oft Sachen raus, die für die Leute, die in diesen Firmen arbeiten, nicht so gut sind. Denn nicht nur für die Gefangenen, sondern auch für die normalen Arbeiter hatte der Nationalsozialismus Folgen. Er brachte mit sich die brutale Unterdrückung von jedem, der sich beschwerte und eine große Nachfrage nach Produktion für den Krieg. Das erlaubte es den Unternehmen Dinge durchzusetzen, von denen sie stark profitierten. Arbeitszeiten wurden verlängert, die Stundenlöhne sanken, Arbeitsunfälle stiegen. Viele Firmen haben in dieser Zeit astronomische Gewinne gemacht, viele Milliarden von Euro, wenn man das auf heute umrechnen würde. Die Firmen waren also kein passives Opfer des NS-Systems, sondern haben es sehr oft aktiv vorangetrieben. Die KZs und ihre Außenlager waren damals nicht nur ein Instrument zur Unterdrückung, sondern auch ein wichtiger Teil der Wirtschaft in Österreich und Deutschland.