Der Opfergruppe der Kinder und Jugendlichen ist es im NS-Terror ganz unterschiedlich ergangen. Wir haben einerseits jüdische Säuglinge gehabt, die in den Konzentrationslagern direkt ermordet wurden. Wir haben in Mauthausen schon im Winter 1940, 1941 die politischen Spanienkämpferinnen gehabt, die dort mit 13 bis 18 Jahren interniert worden sind. die sich einfach nicht diesem Terror und diesem Regime unterjochen lassen wollten und für ihre Freiheit gekämpft haben und als Asoziale interniert worden sind. Und all diese Jugendlichen haben eins gemeinsam, sie haben ihre Kindheit in den S-Schrecken verloren. Und so unterschiedlich wie diese Opfergruppen waren, so unterschiedlich ist es ihnen aber auch ergangen. Vielfalt bedeutet für mich, dass alle Menschen frei und selbstbestimmt leben können, so wie sie sich das aussuchen. Das bedeutet in unserer Gesellschaft meiner Meinung nach auch, dass wir das schon von klein auf lernen, dass es unterschiedliche Lebensweisen gibt und dass wir diese Toleranz in unserer Gesellschaft auch haben, sie zu akzeptieren und Menschen leben zu lassen, so wie sie das möchten. Ich glaube, es bedeutet, dass wir Menschen nicht diskriminieren wegen Aussehen, Herkunft, Sexualität oder anderen Sachen. Und wenn es darum geht, wenn man mich fragt, wie sehe ich Vielfalt heute, dann muss ich leider mit einem sehr kritischen Blick sagen, ich sehe sie nicht besonders gelebt. Am schlimmsten zeigt sich das meiner Meinung nach gerade an den europäischen Außengrenzen, wo Leute, die vor Krieg und Not fliehen, wie schwerst Kriminelle behandelt werden, die nicht einmal medizinische Versorgung bekommen, wo keine Journalisten zu ihnen gelassen werden, weil die Lebensumstände dort so schlimm sind. Und ich glaube, als Gesellschaft müssen wir da ganz klar aufstehen und ankämpfen und dafür sorgen, dass diese Selbstbestimmung, die wir uns erhoffen, auch leben, dass wir sie leben können. Ich möchte einen ganz kurzen Beitrag aus einer Erinnerung vorlesen von Käthe A. an den Appellplatz. Auch eine Bettnässerin haben wir gehabt. Ist ja logisch, durch das Seelische. Im Hemd hat sie sich am Appellplatz vor alle hinstellen müssen. Dort haben sie sie stehen lassen im nassen Hemd. Das ist ein Wahnsinn, habe ich rausgeschrien. Die Aufseherin hat mich geholt. Ich habe müssen zur Dienstbaracke außerhalb vom Lager. Dort habe ich erst einmal meine Watschen gekriegt, links und rechts. Dann sechs Monate Schreibverbot, acht Tage kein Nachtmahl, nur weil ich einmal protestiert habe.