Schönen guten Tag bei der zweiten Folge im Gespräch mit Frauen aus der Kunst- und Kulturszene von der Stadion Gesellschaft für Kulturpolitik. Ich freue mich sehr, in dem Monat März 2021 Heidrun Primas bei uns haben zu dürfen. Hallo Heidrun. Hallo Sandra, danke für die Einladung. Dankeschön für deine Zeit und für deine Bereitschaft. Ich freue mich sehr, dich im März hier haben zu dürfen, weil der Tag des internationalen, also am 8. März der internationale Frauentag ist und du als Leiterin des Forum Stadtparks und welche Medias willst du gehen in doch sehr große männliche Fußstapfen eingetreten bist. Wie ist dir dabei gegangen? Das ist richtig. Das Forum Stadtpark ist jetzt bereits 61 Jahre alt und ich bin lediglich erst die zweite Leiterin, also die zweite Präsidentin. Vor mir war das die Carola Peschel, eine Frau davor, die es beinahe gewesen wäre und auch sehr, sehr wichtig war in der Grazer Kulturszene und noch immer ist. Das ist die Christine Friesingelli. Die war sehr, sehr wichtig war in der Grazer Kulturszene und noch immer ist. Das ist die Christine Friesingelli. Also die war sehr, sehr lange Jahre die Stellvertreterin und auch zuallererst die Sekretärin bei Alfred Kolleritsch. Sonst ist es tatsächlich so, dass das Forum Stadtpark eine unglaubliche Männergeschichte ist und hat. Also da gibt es so Fotos über viele Jahrzehnte. Da würde man sagen, ja, die Frauen waren so quasi die Musen der Männer, als solche sind sie vorgekommen. Natürlich, wie man in die Diva geht, weiß man, dass sie immer eine sehr viel wichtigere Rolle gespielt haben, aber sie sind wenig vorgekommen, das stimmt. Und genau, diese Fotowand ist ja sehr beeindruckend bei dir im Forum und da sieht man wirklich auch natürlich verdiente Männer und wichtige Männer in der Kultur. Und du bist jetzt seit wie vielen Jahren Leiterin des Forum Stadtpark? Ich bin 2010 dazugekommen, war zuallererst Stellvertreterin von der Carola Peschel, die hat mich dazugeholt und ab 2011, seit 2011 bin ich jetzt Präsidentin sozusagen. Das heißt 10 Jahre. Im Mai werden es 10 Jahre. Und wie siehst du das jetzt aus weiblicher Sicht, aus feministischer Sicht? Wie hat sich die Szene verändert? In diesen 10 Jahren? Ja. Das ist eine interessante Frage, weil als ich die Leiterin geworden bin, da kann ich mich erinnern, da gab es so ein lautes Raunen, weil damals war dann schon der Sterrische Herbst weiblich besetzt, die Diagonale war damals weiblich besetzt, das Kunsthaus, das heißt, es waren ganz viele Frauen in Leitungspositionen und dann auch noch das Forum Stadtpark. Ich kann mich erinnern, da gab es ein paar empörte Männer, die haben gesagt, jetzt auch das noch, so quasi gab es tatsächlich. Aber es gab auch sehr viel große Freude, also gar nicht so jetzt Männer, Frauen, sondern wer wir sind und wie wir arbeiten. Also so habe ich das auch immer angelegt, also meine Rolle nicht jetzt als Frau per se, ich mache das jetzt feministisch als Frau, sondern in der Fokussierung auf die Arbeit und vor allem eigentlich auch, ich würde meinen, auf uns Menschen. Also im Sinne von Gleichbedeutung und Gleichberechtigung im Zusammenarbeiten und im Blick aufeinander und im Respekt füreinander. Das heißt, du hast eigentlich die Bedenken ausgehäbelt in deinem ganzen Menschsein. Also im Sinne von gleichberechtigt, im besten Sinne. Habe ich immer so gemacht. Also ich bin ja ausgebildete Architektin oder Architekturschaffende, nennt man das, wenn man den Zivilingenieur nicht hat. Ingenieur nicht hat. Und bin schon während meines Studiums eigentlich auf sehr viel vorbehalte Frauen gegenüber gestoßen, was für mich völlig unverständlich war aus meinem Selbstverständnis heraus. Habe da auch erlebt in meinem Studium, dass ein Assistent gesagt hat, als ich schwanger war, weil ich bereits mit einem Sohn und einem zweiten Schwanger studiert habe, ob ich nicht meine, dass es besser ist, als ich schwanger war, weil ich bereits mit einem Sohn und einem zweiten Schwanger studiert habe, ob ich nicht meine, dass es besser ist, wenn ich nach Hause gehe, weil die Welt nicht auf mich als Architektin warten wird, weil es gibt genügend Kollegen. Also für mich war das damals ein echter Schock. Ich habe das nicht gedacht und war darauf auch nicht vorbereitet, weil ich eigentlich wusste, dass ich inhaltlich ganz locker mithalten kann. Und so bin ich auch immer weitergegangen. Aber ich habe durchaus so Momente erlebt, wo man mir mit viel Ressentiment als Frau auch entgegengetreten ist. Und ich habe das aber eigentlich nie zur Kenntnis genommen, muss ich sagen. Ich habe einfach immer meine Arbeit gemacht und bin sozusagen so weitergegangen. Und das hat sich als sehr, sehr konstruktiv herausgestellt. Also okay, jetzt verstehe ich einiges mehr, weil ich denke mir, das ist schon sehr brutal, wenn man als Frau gesagt kriegt, du sollst eigentlich heimgehen und auf deine Kinder schauen. Das heißt, ich habe dich ja immer kennengelernt als sehr konsensualer Mensch. Du suchst immer das Gespräch und findest tatsächlich immer das Beste im Menschen, so kenne ich dich. Also das heißt, hast du dich da nicht geärgert drüber? Oder mündst du diesen Ärger immer in Konstruktives um? Das gelingt nicht immer so leicht oder nicht so direkt. Also ich war damals, da kann ich mich erinnern, da war ich wirklich erschüttert. Aber nicht so sehr über mich, sondern über ihn gewissermaßen. Ich hatte aber zu der Zeit schon sehr, sehr schwierige Lernjahre, weil ich sehr früh Kinder bekommen habe. Mich hat damals, ich war in der Kunstgewerbeschule eigentlich außerordentlich talentiert mit einer Aussicht auf wirklich einen Karriereweg, könnte man sagen, als Künstlerin. So war das auch geplant. Ich wollte das immer sehr resolut machen. An Familie und Kinder habe ich eigentlich lange gar nicht gedacht und bin sozusagen beglückt worden, im wahrsten Sinne des Wortes. Und bin dann sehr, sehr intensiv aber in diese Mutterrolle hineingegangen, die ich auch von Anfang an geliebt habe und mit meinen Kindern wahnsinnig viel gelernt habe. Der erste Schock war allerdings, dass ich aus dem Weg, also aus meinem Selbstverständnis, jetzt inmitten meiner Kolleginnen und Kollegen total herausgerissen wurde und zurückgefallen, bin wirklich zurückgefallen auf eine Rolle der Mutter, während mein damaliger Mann so quasi seinen Weg weitergemacht hat. Und halt, ich hatte damals noch nicht einmal die Matura, er hat dann die Matura gemacht und ich habe sie erst verzögert gemacht. Bin so aus diesem Alltag dazuzugehören herausgefallen. Und das war für mich tatsächlich ein Schock. Da war ich aber 18, wie gesagt. Wahrscheinlich habe ich über dieses Momentum so viel Kraft auch erarbeitet, dass ich da einfach weitergegangen bin. Also ich habe sehr, sehr schwierige Jahre gehabt, also gerade diese jungen Jahre bis Ende 30 eigentlich war es sogar richtig, richtig schwierig für mich, weil ich ganz viel in Versorgungsarbeit war, nicht nur für meine Kinder, sondern dann auch für meine Mutter und ich habe ganz viel nachgedacht über dieses Verhältnis in der Welt sozusagen und habe währenddessen nachgesucht, was eigentlich mein Weg darüber hinaus oder begleitend dazu ist. Also meine Kinder sind mir bis heute wahnsinnig wichtig, gerade gestern war der Geburtstag meines älteren Sohnes. Wir sind in einer irrsinnig innigen Beziehung und sie sind für mich, also ich habe zwei Söhne, ein sehr, sehr wichtiges Gegenüber auch in der Überprüfung von Welt sozusagen. Also auch in meiner Rolle als Frau und Mutter. Und wie siehst du das heute? Du hast ja auch sehr viele junge Künstlerinnen im Forum immer wieder. Auch Künstlerinnen, die Mütter sind. Und wenn du es jetzt anschaust, als du junge Mutter warst und die heutigen jungen Künstlerinnen, hast du da einen Einblick, einen Eindruck, wie es ihnen geht? Da muss ich ehrlich sagen, bin ich vor allem begeistert, wie diese Paare das machen. Also das ist oft eine unglaublich ausgewogene Rollenverteilung zwischen den Männern und den Frauen. Das beeindruckt mich als Leiterin vom Forum und als Arbeitgeberin. als Leiterin vom Forum und als Arbeitgeberin, bemühe ich mich auch wahnsinnig darum, alles zu tun, um eine Arbeitsstätte möglich zu machen, in der man gut Kinder haben kann. Also das finde ich auch extrem zentral wichtig. Und das gelingt uns eigentlich auch gut. Also dafür haben wir uns im Vorstand entschieden und entschlossen. Und weil ich das kenne, wie schwierig das ist, trage ich das ganz, ganz stark mit. Also das ist jetzt bei den Angestellten und auch bei den Künstlerinnen und Künstlern so, die da in diesem Umfeld agieren. Wie gesagt, auffällig ist schon sehr, dass ganz viele Männer da in ihre Rolle gegangen sind und das mit Frauen austauschen und teilen. Also sehe ich eine sehr, sehr positive Entwicklung. Es tut schon was, wenn eine Frau die Leitung hat, eine solidarische Frau, das muss man einfach sagen. Ganz, ganz sicher. Also dieser Punkt, ruf mich an, wenn du was brauchst und dann gehst halt früher weg und du kommst später. Also dieses Bewusstsein, dass man das braucht und dass man zwischendurch auch mal springt und dass man mit dem Kopf manchmal tatsächlich auch versorgungstechnisch woanders ist. Ich meine, das gilt für alle Themen. Für mich ist das nicht nur ein Mutterthema, sondern das ist sozusagen wirklich ein Lebensthema. Es gibt immer unterschiedliche Wichtigkeiten von Themen, die hineinspielen in die Arbeitswelt und das ist sehr wichtig. Also so versuchen wir im Forum zu leben, zu leben und zu arbeiten, dass wir das als Modell von ganzheitlicher Bewegung etablieren. Das heißt, es spielt auch eine Rolle, wie es uns geht. Für manche Leute ist das eine Herausforderung, weil manche Leute nicht finden, dass das mit Arbeit zu tun haben soll, dass so quasi auch die persönliche Konfiguration oder Befindlichkeit da hineinspielt. Meine langjährige Erfahrung hat mir gezeigt, wenn man glaubt, dass das professionell ist, das auszublenden, dann täuscht man sich. Weil das nicht gelingt. Das ist meine Erfahrung. Vielleicht ist das auch so, weil ich halt so unglaublich offen und so transparent agiere. Aber mein Eindruck und was ich gelernt habe, ist, dass wenn Leute denken, sie könnten ihr privatvatsein von dem, was sie tagsüber machen, sozusagen in der Arbeit trennen, dass das eigentlich nicht klappt. Weil irgendein Schatten oder irgendeine Emotion schwingt damit. Und wenn man sie nicht äußert oder bespricht, damit meine ich nicht, dass man alles im Detail mit allen immer teilen muss, sondern einfach nur so einen Umriss zu geben, wo bin ich gerade drin? Oder ich kann gerade nicht so ganz gut, weil es geht meinen Großeltern schlecht. Oder ich weiß nicht was. Also sozusagen diese Umgebung zu beschreiben, mit der man im Leben befasst ist sozusagen. Ich denke, was ich daraus gelernt habe, ist, dass damit auch ein politisches Handeln viel stringenter wird, weil die Dinge natürlich zusammenhängen. Und weil man dann auch aus diesen Erfahrungen ableiten kann, wie es einem wirklich geht, auch mit Machtverhältnissen oder mit Arbeitsverhältnissen. Und aus dem kann man ableiten, was so quasi die Forderung von morgen sein muss. Das ist jetzt eigentlich die Forderung, oder der Slogan aus den 70er Jahren, das private ist politisch, fällt mir dazu ein, wo es noch immer aktuell ist und viele noch immer nicht so sehen. Das heißt, ich glaube, da gehört einfach wirklich auch agiert, solidarisch agiert, so wie du es auch tust in deiner Position oder in unterschiedlichen Positionen. Und das, was du jetzt sagst, dasarisch agiert, so wie du es auch tust in deiner Position oder in unterschiedlichen Positionen. Das, was du jetzt sagst, das ist natürlich auch etwas, du hast ja vielfältige Projekte, mit denen ich dich kennengelernt habe. Eines davon ist die Soziokratie, die hat mich häufig auseinandergesetzt. An das habe ich jetzt denken müssen, wie du gesagt hast, immer im Kontext sehen, wie geht es mir, wie geht es mir jetzt, weil das ist ja so eine Einstiegsfrage, einfach mal anzukommen. Das ist, glaube ich, ganz was Wichtiges, weil in der Zeit war jetzt von einem Termin zum anderen und gibt es ja nicht die Zeit, wirklich anzukommen. Was sind gerade so deine aktuellen Projekte? Du sagst es ganz richtig, also es sind meistens mehrere Projekte gleichzeitig, muss ich sagen. Und was auch wahnsinnig schön ist, was ich wirklich echt vereiere, das ist, dass ein Projekt sich aus dem nächsten ergibt. Also wir haben jetzt gerade ein Projekt, ein sehr, sehr schönes abgeschlossen, wo ich aus dem Forum heraus Kooperationspartnerin war, und zwar Well Human. Das ist so ein Universitätsprojekt, eigentlich ein Forschungs- und Lehrprojekt von drei Universitäten. Einerseits war Dutz, andererseits die HafenCity-Universität in Hamburg und drittens die Karl-Franz-Sinn-Graz, wo es um Volumen geht. Also das heißt die Bedeutung der Geisteswissenschaften und von Kulturanthropologie und Städteforschung in diesem Sinne aus diesem universitären Kontext heraus. Und da wurde ich eingeladen, mit dem Forum Stadtpark als Ort der Praxis zu kooperieren. Dieses Projekt haben wir gerade abgeschlossen und es ist famos. Ich erwähne es deshalb, weil es mich eigentlich wirklich stark auch ins nächste Projekt begleitet hat, das wir jetzt sehr intensiv betreiben. Das ist das Wochenende für Moria. Ich meine, das ist jetzt eine Arbeit und eine Aktion, die mache ich eigentlich nicht mit dem Forum. Natürlich kann ich niemals die Forum-Leitung abstreifen, weil das bin ich sozusagen, auch wie ich wahrgenommen werde. Aber es ist jetzt kein Forum-Projekt. Wochenende für Moria ist ein Solidaritätscamp am Freiheitsplatz, also im öffentlichen Raum, wo ich zusammen mit der Lisa Rücker als Initiatorin von dieser Camp-Idee aus Innsbruck dieses Projekt übernommen habe und mit vielen, vielen Menschen vor Ort im Freien übernachte, jeden Samstag auf Sonntag, um Solidarität mit den Menschen an den Grenzen Europas zu zeigen und ins Gespräch zu kommen und auch Forderungen zu stellen, nämlich an die Bundesregierung. Die Weizer machen das ganz wunderbar vor, die sagen, wir wollen helfen dürfen und wollen ganz konkret Familien aufnehmen, die in wirklich unmenschlichen und vor allem menschenrechtswidrigen Umständen an den Grenzen Europas leben müssen. Und warum ich sage, das hat mit diesem anderen Projekt zu tun, das ist deshalb der Fall, weil sich auch viele Studierende angeschlossen haben, in diesem Projekt, die auch mit uns dort lagern. Und tatsächlich sehr viel reflektieren mit uns gemeinsam über Gesellschaft und vor allem, was sind die Tools, um Gesellschaft verändern zu können. Im Augenblick von Corona ist es so, dass wir wirklich auf uns zurückgeworfen sind und sehr, sehr allein sind mit uns. Und das ist auch etwas, was wir dort erfahren am Platz, dass ganz viele Menschen froh sind, dass es einen Begegnungsort gibt. Wir machen das natürlich mit Corona-Maßnahmen. Das ist uns tatsächlich sehr, sehr wichtig, da sehr, sehr achtsam auch zu sein, mit der Gesundheit von uns allen vorsichtig umzugehen. Das Gute ist, wir dürfen uns in diesem Kontext treffen und austauschen, besprechen und reflektieren über den Zustand von Gegenwart. Und auch diese Mehrgestalt von Krisen zu beleuchten, dass es nämlich nicht nur Corona gibt, was jetzt hier der Scheinwerfer auf diese Gesellschaft ist und auf jedem Punkt der Welt ein Scheinwerfer einer Gesellschaft ist, sondern dass es übergreifende Themen gibt, die wie etwa die Flüchtlingsthematik auch mit derartigen Themen natürlich zusammenhängen und die Klimathematik und, und, und, und. Das heißt, das Gute ist, dass man diese differenzierte Anschauung von Welt dort praktizieren kann, weil man Menschen trifft, die das ebenso tun. Man trifft auch Menschen, die andere Meinungen haben, die sozusagen Ressentiments auch dieser Hilfshaltung gegenüber haben. Und auch das ist wahnsinnig spannend, die Möglichkeit zu haben, da ins Gespräch zu kommen und auch nachzuforschen, stimmt es mit der eigenen Toleranz? Bin ich das wirklich? Oder bin ich die Besserwisserin, die sozusagen dann immer sieben Punkte parat hat, warum alles andere, was ich sage, das Wichtigere ist? Das heißt, da geht es tatsächlich um Kommunikation, die offen ist. Und da sind wir eigentlich auch wieder bei der Soziokratie zurück, nämlich die Frage, wie wir kommunizieren. Wo zuallererst die Frage steht, wie hören wir zu? Sind wir bereit, zuzuhören? Oder sagen wir schon quasi im Vorfeld, ja, aber. Man kann sich das ganz gut selber überprüfen, wenn man das merkt. Wichtig sind natürlich diese künstlerischen Projekte, die im Forum Stadtpark stattfinden. Ganz ehrlich, ich überlege sehr viel in den letzten Wochen und Monaten auch meine Multidimensionalität als Persönlichkeit wieder stärker. Also ich bin das, das, das, das, das und es ist so wichtig, dass wir das immer sehen, wir sind nicht nur das eine, Wir sind immer auch ganz viel anderes. Und es ist irrsinnig wichtig, auch in dieser Vielfältigkeit zu bleiben, weil man damit sozusagen diese Multidimensionalität von Lebendigkeit auch in sich zeigen kann oder mit sich zeigen kann. An das glaube ich ganz stark. Davon bin ich auch überzeugt, dass wir diese Vielfalt, die eigentlich die Gesellschaft abbildet, die haben wir in uns. Also das ist ja auch etwas, man muss es nur sehen und zulassen. Und das sehe ich auch so, dass man ja immer, man ist zwar eine Person, aber man hat unterschiedliche Rollen im Leben und man bleibt aber immer die eine Person. Das ist ja auch das, was du gesagt hast, auch im Arbeitsumfeld ist ja trotzdem diese eine Person, man hat eine Rolle oder man ist in einer Rolle und das ist schon und dieses Kämpfen, Maria, das ist ja, also das hat auf mir persönlich ganz viel Kraft gegeben tatsächlich, weil diese Hilflosigkeit entstanden ist. Wir haben uns im Vorfeld viel drüber unterhalten und das ist schön, wenn du dich immer selbst überprüfen musst, aber du warst ja selbst da drei oder vier Wochen im Camp. Also du weißt, wovon du sprichst. Ja, das ist mir wichtig. Das mache ich eigentlich immer. Das heißt, ich versuche du sprichst. Ja, das ist mir wichtig. Das mache ich eigentlich immer. Das heißt, ich versuche möglichst nicht von Dingen zu sprechen, von denen ich gar keine Ahnung habe. Und wenn ich das tue, dann sage ich zumindest, ich habe keine Ahnung, aber ich könnte es mir so und so vorstellen. Also das mit Moria, was es ja nicht mehr gibt. Also Moria ist ja an sich ein Ortsteil auf der Insel Lesbos. Das heißt, Moria gibt es schon, aber das Camp Moria gibt es nicht mehr, weil es im September abgebrannt ist. Doro Blanke ist sehr entschlossen dorthin gereist, weil sie gesagt hat, sie muss sich jetzt die Lage anschauen, was sie tun kann. Sie ist ja seit 2015 eine Flüchtlingshelferin, eng mit mir verbunden, freundschaftlich und mittlerweile auch durch einen Verein, den ich mit anderen Menschen zusammen als Unterstützungsverein für Doro Blanke gegründet habe, der heißt Flüchtlingshilfe Refugee Assistance Doro Blanke und da hat sich die Situation ergeben, wir haben viel telefoniert, Doro und ich und es hat sich die Situation ergeben, dass Anfang Dezember Hermann Klettler und Katharina Stemberger auch nach Lesbos geflogen sind. Und ich habe mir gedacht, ich könnte eigentlich diese Gelegenheit nützen und auch kurzfristig hinfliegen, um mir die Lage anzusehen. Das war gerade, als wir den Verein gegründet haben und sich gezeigt hat, dass ich die Obfrau dieses Vereins werden würde. Und wollte einfach mehr wissen, um auch berichten zu können. Und bin dann, habe gebucht vom 6. Dezember eine Woche und war vor Ort und habe vorher schon viele, viele Bilder gesehen, mit Dorothee gesprochen und bin dann sehr, sehr hineingetaucht in diese Situation. Auch, wie gesagt, als ausgebildete Architektin habe ich diese Camp-Situation gesehen und mir war im ersten Moment klar, dass das gar nicht anders sein kann, als dass das Absicht ist, dass dieses Camp so aussieht, wie es aussieht, nämlich nicht ausreichend, nicht zureichend, kein Lebensumstand, in dem Menschen leben dürfen in Europa. Ich war wirklich sehr geschockt über den Zustand und habe mir öfter gedacht, das kann jetzt nicht Europa sein. Ich will nicht, dass das Europa ist. Und habe dann im Gespräch mit Doro, die eigentlich nach Österreich zurückfliegen wollte, dann gesagt hat, sie kann das jetzt nicht tun, weil keine Volontiers zu dem Zeitpunkt nachkommen konnten. Sie wollte keine Lücke entstehen lassen. Ich habe dann kurzerhand entschieden, noch zweieinhalb Wochen anzuhängen und bin dann bis Jahresende geblieben. Auch damit Doro kurz nach Hause fliegen kann und bin da so in die Tiefe gegangen, ganz einfach. Habe einerseits wirklich geholfen bei einer ansässigen NGO, die heißt Home for All, war immer wieder mal im Camp, hab Kleidersortiert, hab Lebensmittelpakete geschnürt und hab vor allem überprüft, was all das, was ich da sehe, für meine Kulturarbeit bedeuten wird. Und hab dann zu Weihnachten einen Brief verfasst an die Bundesregierung von Österreich und hab den zu allererst mal an ganz viele Kulturschaffende in Österreich geschickt. Und innerhalb von eineinhalb Tagen waren da 600 Unterschriften und ganz, ganz viel wahnsinnig positive Rückmeldung darüber, dass es diesen Brief jetzt gibt. Das war das, was du gerade sagst mit dieser Hilflosigkeit. Viele Menschen haben gesagt, ich bin so froh, dass ich da jetzt unterschreiben kann zumindest, weil es ist so bodenlos, unglaublich schrecklich, was da passiert. Wir wollen, dass das anders ist. Wir wollen, dass die Menschenrechte respektiert werden und dass dieses Europa ein solidarisches Europa ist. Und das war dann sehr stärkend, weil ich gemerkt habe, okay, ich kann natürlich auch Kleider sortieren und ich kann auch Nahrungsmittelpakete machen und ich halte das für wahnsinnig wichtig. Das ist mittlerweile extrem gut organisiert durch Fayad Mulla, der mit Doro Blanke zusammen jetzt auf Lesbos arbeitet. Die haben da eine digitale App erstellt. Also das ist unglaublich gut entwickelt in der Zwischenzeit. Und ich habe mir dann gedacht, eigentlich geht es aber darum, dass alle an dem Platz sich einsetzen, wo sie ihre Expertise haben. Und der ist bei mir in der Kulturarbeit. Und Kulturarbeit habe ich mittlerweile wirklich über die Jahre extrem nachgeschärft. Also für mich ist es ein höchstpolitischer Begriff, natürlich kein parteipolitischer, sondern ein überpolitischer Begriff. politischer Begriff und jetzt gerade auch nach dieser Erfahrung, mitten von dieser Camp-Erfahrung, ist es mir klar geworden, es ist eigentlich ein Vermittlungsbegriff, es ist ein Übersetzungswerkzeug, es ist ein Dach über ganz ganz viele unterschiedliche gesellschaftliche Positionen. Also Kultur kann zusammenführen, muss zusammenführen, ist eine Plattform und hat über die letzten Jahrzehnte diese Rolle viel zu schwach besetzt. Also es gibt ganz viele Überschriften, wo steht, wie wir leben wollen und was wir nicht alles wollen. Aber ich bin der Meinung, dass dasorie und Praxis zusammenzuführen. Und mir ist so massiv klar geworden, dass das die Arbeit ist, die ich auch machen möchte, jetzt verschärft in den nächsten Jahren. Ich mache das schon die vielen, vielen, vielen Jahren, die ich arbeite, aber mit dem Bewusstsein, dass es jetzt noch angeschärft werden muss, verändert sich was. Also das merke ich jetzt eigentlich an jedem Tag und in jedem Schritt, den ich tue, dass es darum geht, Menschen zusammenzuführen, die in einer gewissen Sache in ihrer Expertise exzellent sind, manchmal aber den Übersprung zu einem anderen Bereich nicht im Auge haben oder auch nicht finden oder das auch nicht für notwendig halten. In Wirklichkeit ist Kultur alles zusammen. Und das ist deshalb so relevant, weil dieser Clash of Cultures auch so ein Thema ist. Diese Angst vor diesen fremden Kulturen, von denen überlaufen, überrannt zu werden, hat eine andere Seite, nämlich diesen ganz positiven Aspekt von Weltkulturgemeinschaft. Nur wieder die Kultur des Zuhörens, die Kultur des Zusammenlebens, die Kultur von allem einfach, wobei Kunst eben dann ein Baustein ist. Das heißt, für mich wird immer klarer, dass mein Weg stärker in die Kultur gehen wird, auch möglicherweise weiter weg von der Kunst, die ich liebe und die ich für das allerwichtigste, freie Radikal in der Welt halten. Also Kunst wird sich immer durchsetzen. Ich liebe, wie Künstler und Künstlerinnen in dieser Freiheit sich bewegen. Und ich denke, Kultur ist auch hier dafür gut, dass sie dafür sorgt, dass diese Kunst unangetastet bleibt. Und was mich interessiert, ist sozusagen diese Genauigkeit in diesen Diskussionen und in diesen Orten zu schauen, was ist wofür gut. Also nämlich diese Kulturinstitutionen, die dafür da sind, dass sie zivilgesellschaftlich im Verhältnis zu Regierungspositionen und Institutionen innerhalb von Gesellschaft diese freien Orte schützen, aufweiten, halten, je nach Zustand von Gesellschaft sozusagen. Da ist ganz viel drin. Also erstens kann ich mich erinnern, dass du, also schön, dass du sagst, dass jeder und jede an ihrem Platz das machen kann. Das ist auch ein Thema, wo ich mit vielen Freundinnen und Freunden rede drüber, weil es kann nicht jeder auf Lesbos fliegen. Und das ist auch nicht notwendig, sondern wenn man diesen Humanismus einfach lebt, das ist wesentlich. Dann kam mir in den vor drei Jahren oder so, hast du einmal eine Zeichnung angefertigt, was Kunst und Kultur, die unterschiedlichen Felder mit der Gesellschaft tun können. Das habe ich tatsächlich immer bei mir eingesteckt, also jetzt gerade nicht, aber wenn ich unterwegs bin und bei dir, das ist sicher drei oder vier Jahre her, würde ich mal schätzen, also alles endet immer in Friedensarbeit. Das ist sehr beeindruckend, das habe nicht nur ich immer eingesteckt, sondern wir kennen noch ein, zwei. Und diese gesellschaftspolitische Dimension von Kunst und Kultur ist natürlich ganz wesentlich. Und wir haben ja auch als Forum Stadtpark und als Gesellschaft für Kulturpolitik hatten wir ja letztes Jahr gemeinsam ein Projekt, nämlich soziale Utopien und positive Utopien. Und du hast jetzt eher ein sehr schönes Bild gezeichnet, aber wie würde so deine Wunschwelt aussehen? Also im Sinne einer positiven Utopie? Ich möchte ganz gern dieses Bild, das wir als künstlerische Setzung auch beim Wochenende für Moria einsetzen, skizzieren, nämlich das Feldstellen. Das Besondere daran ist, dass es jetzt ein Dreiecksnetz oder ein Raster von Dreiecken, wo an allen Kreuzungspunkten steht eine Kerze und an diese Kerze bitte ich dann, dass sich die Menschen stellen. Wir richten uns gemeinsam aus, wir schauen nach Moria, wir schauen nach Bosnien, wir könnten woanders hinsehen. Wir müssten uns auch nicht gemeinsam ausrichten, wir könnten wir in diesem Feld stellen, aber in Bezug zueinander. Was mir relevant scheint, ist, dass es darum geht, nicht in einer Masse aufzugehen in dem Moment, also indem man sagt, ja, irgendwo wird es jemanden geben, der uns führt, also das ist genau diese Gefahr von Faschismen sozusagen, sondern dass man dieses Feld anders begreift, nämlich diese Position des Eigenen, also ich stehe an einem Ort, vergegenwärtige diesen Ort und werde mir gewahr, wer ich bin. Das heißt, nach Gandhi, diese Selbstläuterung, das heißt, immer zu überprüfen, wer ich bin. Das heißt, nach Gandhi, diese Selbstläuterung, das heißt, immer zu überprüfen, wer ich bin. Und wenn ich über das Geschehene eines Tages in diese Überprüfung gehe und erkenne, dass ich mich neu ausrichten muss, dann werde ich das tun. Und das heißt, es geht um diese Position des eigenen, sich Verändernden innerhalb von einem Gefüge und es geht darum zu begreifen, dass ich in einem Gefüge stehe und dass ich in dieser Beziehung bin. Das heißt, dass ich nicht nur den Nächsten, sondern auch den Übernächsten sehe und dass ich in diesem Netz an unterschiedlichen Plätzen stehen könnte. Wenn ich die Hände ausstrecke, kann ich auch mit den anderen tatsächlich in Berührung kommen und dieses Netz wird aktiviert als soziales Netz einer Gemeinschaft. Ich habe aber auch so viel Platz, dass ich verstehen kann, dass ich hier selbstverantwortlich bin. Also auch für diesen Umraum, der hier entsteht, der dann auch ausstrahlt sozusagen. Das heißt, ich habe diese Utopie, dass dieses Verhältnis zwischen dem eigenen und dem anderen aufbaut auf einer Selbstverantwortung für das eigene und aber für das Gesamte. Also das heißt, dass diese Überprüfung der eigenen Position ganz relevant ist und sich nicht an einer Stimulanz von außen ausrichtet. Das heißt, und da liegt natürlich viel Bildung zugrunde, da liegt eben Kultur zugrunde. Das heißt, all das, was wir in einer mitteleuropäischen Tradition erworben haben durch viel Kampf, sind wir wieder zurück bei den Frauen oder auch beim Frauentag, nämlich da ist ja viel Kampf vorangegangen, die die Vorderen für uns gemacht haben, zu einer Demokratisierung und für die Freiheit von uns Menschen und von Positionen. Das heißt, in dem Verhältnis und in dem Verständnis weiterzugehen und wirklich dafür zu kämpfen, was alles dafür notwendig ist, um diese freie Position haben zu können und die zu übergeben an alle auf der ganzen Welt wirklich. Also das heißt, dafür zu sorgen, dass wir alle, die wir in der großen, wundervollen Situation stehen, das leben zu dürfen, in jedem Augenblick einfach sehen, dass wir auch die Verantwortung haben, es weiterzugeben. Weil das nicht einfach ein Geschenk, ein zufälliges Geschenk ist oder wir haben halt jetzt dieses Glück oder wir haben uns das selbst erfreut, sondern es baut auf wahnsinnig viel menschlicher Entwicklungsarbeit. Das ist eine sehr schöne Definition von Sein innerhalb einer Gemeinschaft, weil wir haben ja oft schon diskutiert, auch über wir und uns, über die Begrifflichkeiten, aber trotzdem das Individuum stärken. Jetzt weiß ich auch, weshalb der Name, weil natürlich habe ich bei dir auch nachgesehen, was dein Name bedeutet. Es gibt ein paar unterschiedliche Deutungs, aber es heißt die Weise, beziehungsweise ich interpretiere es einfach mal als auch die Charakterstarke. Der zweite Teil sollte irgendwie auch mit Geheimnis sein, haben wir uns vorher unterhalten. Du bist so ein sehr transparenter Mensch, du kommunizierst so transparent und die Charakterstärke passt unglaublich gut zu dir und auch die Weise in dieser Kombination. Ich würde wahnsinnig gerne dieses Gespräch wirklich weiter fortsetzen, halt für ganz wichtig, wenn wir im Gespräch bleiben könnten und würden. Viel Kraft, viel Spaß für deine Arbeit. Vielen, vielen Dank. Danke für das wunderbare Gespräch und für das sehr persönliche und offene Gespräch. Vielen herzlichen Dank, liebe Sandra. Danke, liebe Heidrun und