L'esprit de l'artiste © transcript Emily Beynon I am the king of the world. © transcript Emily Beynon © transcript Emily Beynon Geschätzte Damen und Herren, liebes Publikum hier im Kepler Salon in Linz, ich begrüße Sie aufs Allerherzlichste zur zweiten Veranstaltung der Reihe Wagners Dunkelkammer und ich begrüße auch die Gäste, die uns via Livestream hier begleiten. Thema des heutigen Tages, David Brennpunkt Leipzig. Johann Epomuk David ist 1895 im etwa 25 Kilometer entfernt gelegenen Everding geboren und ein für Oberösterreich sehr wichtiger Komponist. Von 1934 bis 1945 wirkte er in Leipzig. 1942 wurde er dort kommissarischer Leiter der dortigen Hochschule für Musik und er stand somit einer kulturbildenden Institution im nationalsozialistischen Deutschland vor. In dieser Biografie Davids ist für meine Begriffe in Oberösterreich viel zu wenig diskutiert. Und um dies profund und aufrichtig und nach bestem Wissen und Gewissen mit viel Wissen zu tun, habe ich mir drei ausgewiesene Spezialisten bzw. SpezialistIn Ihnen hier an den Tisch geholt. Es ist mir wichtig auch, dass wir diese Diskussion mit vollstem Respekt der Künstlerpersönlichkeit Johann Nepomuk David führen, aber auch mit vollstem Bewusstsein über historisch belegbare Fakten, orientiert an Dokumenten und dies mit Genauigkeit und sehr konzis machen. Bevor wir hier sprechen, wollte ich aber ganz bewusst die Musik sprechen lassen. Das oberösterreichische David-Trio hat eröffnet. Sabine Reiter an der Violine, Peter Aigner an der Viola und Andreas Pötzelberger am Violoncello, mit einem der Streichtrios von Johann Nepomuk David, genauer mit dem Satz Alekodeziso aus dem Streichtrio Op. 33 Nr. 1 aus 1945. Herzlichen Dank für diese Eröffnung. Meine Gäste, Marien Gold, ich starte mit der Dame. Sie ist Musikwissenschaftlerin, stammt aus Leipzig, studierte an den Universitäten in Leipzig und Berlin Musik- und Theaterwissenschaft sowie Postgradual Library and Information Science. Nach ihrer Tätigkeit als wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Theaterwissenschaft der Universität Leipzig trat sie 1998 eine Stelle als wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Hochschule für Musik und Theater Leipzig an. Aus dieser Zeit resultiert ihre intensive Beschäftigung mit kulturgeschichtlichen Themen. Und eine der Folge davon war etwa auch, dass sie die Dauerausstellung an der Hochschule kuratierte und dass sie zur Geschichte der Leipziger Musikhochschule im Nationalsozialismus dissertierte. Sie war dadurch natürlich mit der Vita von Johann Nepomuk David intensiv beschäftigt. Und es erschien dann 2013 der Band Musikstudium in der Diktatur, das Landeskonservatorium der Musik, beziehungsweise die Staatliche Hochschule für Musik Leipzig in der Zeit des Nationalsozialismus. Ihre Forschungsergebnisse zu David sind auch, und das ist sehr wichtig, aufgenommen in den von Gesine Schröder herausgegebenen Band Johann Nepomuk David – Linien und Unterbrüche, erschienen 2016. In diesem Band gab sie neben vielen musikanalytischen Texten auch ein sehr konzises Bild auf die Zeit zwischen 1934 und 1945. Liebe Marien Gold, herzlich willkommen hier in der Runde. Dankeschön. Ich danke für die Einladung. An Ihrer rechten Seite eine Größe innerhalb der musikwissenschaftlichen Welt, nicht nur in Deutschland und Österreich und Europa und auch weltweit, das traue ich mich hier sagen. Albrecht Dömling lebt als Musikwissenschaftler und Kritiker in Berlin. Er promovierte noch bei Karl Dahlhaus über Arnold Schönbergs Liederzyklus Opus 15, das Buch der hängenden Gärten. Und er war bis 1998 Musikkritiker des Berliner Tagesspiegel. Aktuell ist er Mitarbeiter der Neuen Musikzeitung sowie des Deutschlandfunk Kultur. Besonders bedeutend, was jetzt seine Tätigkeiten anlangt, ist die von ihm betreute Ausstellung unter Anführungszeichen entartete Musik, eine kommentierte Rekonstruktion, nämlich eine Rekonstruktion der 1938 in Düsseldorf von den Nazis gezeigten Ausstellung entartete Musik. Diese Ausstellung wurde seither und wird weltweit gezeigt. Er war damit auch vor einigen Jahren hier in Linz bereit, als von Franz Schreker der Schatzgräber aufgeführt wurde. Wichtig auch, wenn man Albrecht Dümmling nennt, er gründete die internationale Hans-Eisler-Gesellschaft und die neue Ausgabe der Eisler-Werke. Er ist Aus-Herausgeber der Schriftenreihe »Verdrängte Musik«, Er ist Ausherausgeber der Schriftenreihe Verdrängte Musik, Buchveröffentlichungen zu Arnold Schönberg, zu Berthold Brecht, zum musikalischen Urheberrecht, zum Musikerexil in Australien, zu Arthur Schnabel sowie zu Guido Klein. Sehr bedeutend auch seit 1990 ist der Vorsitzende von Musiker Reanimata, ein Förderverein für NS-verfolgte Komponisten, Komponistinnen und ihre Werke. Lieber Herr Tömmling, ganz herzlich willkommen. Und zu meiner linken Seite Matthias Wamser, seines Zeichens Kirchenmusiker, aber auch mit sehr, sehr fundierten musikwissenschaftlichen, musikhistorischen Kenntnissen. Er ist als Kirchenmusiker aktiv in Basel an mindestens zwei Kirchen, so wie ich mir habe sagen lassen, und ist Vorstandsmitglied mehrerer Schweizer Kirchenmusikverbände. Als Organist, Chamberlist und Pianist hat er zahlreiche Urführungen geleitet. Er verfasst Artikel für Fachzeitschriften und betreut als freier Mitarbeiter auch mehrere Editionen in diversen Musikvorlagen bezüglich alter und neuer Musik. Studiert hatte er in Stuttgart und auch an der berühmten Schola Cantorum in Basel. Weiters ist Matthias Wamser Schriftführer der internationalen Johann Nepomuk David Gesellschaft und somit Kenner des David-Werkes und vor allem auch Kenner der Rezeption des David-Werkes. Diese Gesellschaft wurde 1978 gegründet. Lieber Herr Wamser, herzlich willkommen. Dankeschön. 78 gegründet. Lieber Herr Wamser, herzlich willkommen. Danke schön. Also Sie sehen, ich bin wirklich mit den Insidern hier am Podium. Ich gebe mein Wort gleich an Sie, Herr Wamser, mit der Bitte um einen kurzen biografischen Abriss oder was Ihnen jetzt so zum Einstieg in die Diskussion wichtig erscheint und dann mit einem Blick in die Quellenlage, was die Primärquellen des Komponisten Johann Nepomuk David anbelangt. Guten Abend. Es soll jetzt nicht alles heruntergebetet werden, was man auch nachlesen kann, aber es schien mir wichtig, dass wir, wenn wir nachher über die Leipziger Zeit, Johann Nepomuk Davids sprechen, zumindest in Umrissen wissen oder im Kopf haben, was voranging. Denn ich denke, die Entwicklung vor dem Wechsel nach Leipzig im Jahr 1934 war doch etwas ungewöhnlich. David war bis in dieses Jahr 1934 zumindest im Brotberuf als Volksschullehrer tätig. Also er war nicht Berufsmusiker, er hat viel Musik gemacht, aber er war nicht Berufsmusiker. Insofern war der Sprung im Jahr 1934 relativ groß. David hat seine Ausbildung erhalten als Sängerknabe in St. Florian. Dann war er auf dem Gymnasium des Benediktinerstifts Kremsmünster, und das ist ja alles gar nicht weit weg von hier, und schließlich hier in Linz auf der Privatlehrerbildungsanstalt. Ich hoffe, ich habe das richtig wiedergegeben. Privat auf der katholischen Privatlehrerbildungsanstalt. Und es folgten verschiedene Stellen als Lehrer, also als Lehrer von Dorfschulen, von einklassigen Dorfschulen, so in Peterskirchen und in Weizenkirchen. so in Peterskirchen und in Weizenkirchen. Und in die Weizenkirchener Zeit ab 1921 fällt dieser Studienurlaub. Er durfte in Wien sich musikalisch weiterbilden. Das währte aber nur vom September 1921 bis zum Mai 1922. Das heißt, das ist gemessen an heutigen Studiendauern natürlich sehr, sehr kurz. Er war da bei Josef Marx eingeschrieben für Komposition, bei Franz Schütz für Orgel und so weiter und so weiter. Er hat musikwissenschaftliche Vorlesungen besucht, unter anderem bei Guido Adler, auch philosophische Vorlesungen. Und er hatte Kontakt zum Kreis um Arnold Schönberg. Er hat dessen Kurse besucht. Es wird berichtet, dass er auch nach dem Wiener Studienaufenthalt noch von Oberösterreich pendeln konnte, um in Möttling die Kurse Arnold Schönbergs zu besuchen. Später lässt sich da allerdings kein Kontakt mehr nachweisen, also meines Wissens zumindest. 1922 wurde David Leiter der Kunststelle, Kunststelle beim Landesreferat für das Volksbildungswesen. Das war hier in Linz. Und da gehörte zu seinen Aufgaben die Organisation von Orchesterkonzerten, Kammermusikabenden und Liederabenden. Und in dieser Zeit durfte er 1923 auch erstmals ein großbesetztes eigenes Werk aufführen, und zwar die Symphonie Media Vita. Also Media Vita in Mortesumus, mitten im Leben sind wir vom Tod umfangen. Ja, Vita in mortis sumus, mitten im Leben sind wir vom Tod umfangen. Die Kompositionen dieser Zeit sind sicher sehr stark von dem Aufenthalt in Wien und auch durchaus von dem Kontakt mit Schönberg und seinem Kreis beeinflusst. Also das müssen, wenn man das in ganz allgemeinen Begriffen darstellt, atonale, expressionistische Kompositionen gewesen sein. Und genau von diesem Stil hat er sich in den folgenden Jahren gelöst. Er war ab 1924 dann in Wels tätig als Lehrer an der katholischen Knabenvolksschule. Also auch da ging es wieder recht katholisch zu in seinem Leben. Allerdings war er später Organist der evangelischen Christuskirche in Wels und hat in dieser Zeit zu einem Stil gefunden, der auch das Vorbild alter Musik wieder berücksichtigt. Er hat einen sehr polyphonen Stil gepflegt, für den er dann bekannt wurde. Es sind ab 1929 Werke von ihm im Druck erschienen, zunächst mal in einem Verlag in Augsburg, der Vilsa Verlag. Ich hoffe, Augsburg stimmt, ja. Den Verlag gab es dann sehr bald nicht mehr. Er hatte mittlerweile Kontakte zum Verlag Breitkopf und Hertel in Leipzig. Er hatte Kontakt zu dem Organisten Friedrich Högner, der in Leipzig unterrichtete und der wohl auch maßgeblich daran beteiligt war, dass David dann nach Leipzig kam. Wichtig dürfte noch sein die Gründung und Leitung des Bachchors in Wels, aber das waren ja alles Nebenbeschäftigungen. Also er war der Lehrer, der in seiner Freizeit komponierte, der in seiner Freizeit Orgel spielte und eben diesen Chor leitete, diesen Chor, der sich doch von der bodenständigen Chorszene sehr abgehoben hat und wie irgendwo zu lesen steht, landesweit auch durch seine Reisen Bekanntheit erreicht hat. Also das ist die Ausgangssituation für die Jahre vor 1934. Jetzt war noch die Bitte wegen der Quellenlage. Das ist jetzt so eine Sache. Also Teile des musikalischen Nachlasses liegen in Wien. Partituren gedruckter Werke jedoch beim Hauptverleger, und das ist der Verlag, den ich gerade schon erwähnt habe, der in Leipzig ansässig war, mittlerweile in Wiesbaden seinen Sitz hat, da liegen Partituren, die Korrespondenz und private Dokumente und so weiter. Die sind eben Teil eines Archivs, das 1970 in privater Initiative gegründet wurde und bis heute vom Gründer ebenfalls in privater Initiative verwaltet wird. Und da muss unheimlich viel Material vorhanden sein. Es wird seit vielen Jahren ein Katalog angekündigt, der also nicht nur, wie es wohl ursprünglich geplant war, Werkverzeichnis ist, sondern auch Briefe und weitere Quellen auflistet. Aber genau dieses sehr umfangreiche Buch gibt es noch nicht, zumindest noch nicht für die Öffentlichkeit. Und das ist sehr zu bedauern. Also das Buch hat es mittlerweile so weit gebracht, dass die Erscheinung angekündigt wird, bloß es ist damit leider noch kein fester Zeitpunkt verbunden. Wir wissen nicht, wann wir es in Händen halten werden. Also insofern eine eher ungünstige Archiv- und Quellensituation. Es tauchen natürlich, das ist klar bei einem Komponisten, der vor allem im 20. Jahrhundert gewirkt hat, tauchen natürlich auch immer mal wieder noch Dokumente auf. Es gibt ein winzig kleines Archiv, zumindest winzig klein im Vergleich zu dem Archiv, das ich eben genannt habe, das in Stuttgart seinen Sitz hat. Das winzig kleine Archiv ist das dieser erwähnten Johann Epomuk David Gesellschaft. Das sind aber eigentlich keine besonders wichtigen Quellen. Das sind Bücher, die David besessen hat und wohl auch Schallplatten, Tonträger unterschiedlicher Art. Das gibt also nicht so viel her. Das wird auch in Wiesbaden verwaltet, aber davon haben wir leider nicht sehr viel. Also vom Quellengehalt dieses Archivs. also vom Quellengehalt dieses Archivs. Vielen herzlichen Dank. Frau Gold, was jetzt die besagte Zeit anbelangt, haben Sie die letzten Forschungen gemacht und sehr, sehr wichtige Erkenntnisse daraus gezogen. Sie werden uns diese Erkenntnisse präsentieren. Vielen Dank. Ja, meine Damen und Herren, Johanna Bukulmuk-David zählt zu den zentralen Vielen Dank. im Nationalsozialismus, da haben mich also vor allen Dingen die Auswirkungen des Nationalsozialismus und des Zweiten Weltkrieges auf die Lehranstalt interessiert. Auch Veränderungen in der Administration, in der Struktur, im Kollegium, im Lehr- und Studienbetrieb. Stichwort in Anführungszeichen Arisierung von Vergangenheit und Gegenwart, wenn ich da zum Beispiel an Felix Mendelssohn-Bartholdy denke, oder aber auch Entwicklung zentraler Einrichtungen wie dem Orchester der Kantorei, des Kirchenmusikalischen Instituts und der Bibliothek. Im Zeitraum des 19. und frühen 20. Jahrhunderts ist die Einrichtung des Konservatoriums der Musik zu Leipzig relativ gut erforscht. Die Geschichte der Lehranstalt Leipzig steht in dieser Zeit für eine ganz fruchtbare Ideengeschichte, für Internationalität, für namhafte Studierende, für den Modellcharakter der Einrichtung. Und anderes, zum Beispiel eben auch die Faszination des Studienortes Leipzig. Das sieht in der Zeit zwischen 1933 und 1945 mit den Quellen ganz bedeutend anders aus als noch bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts. Da sind massive Verluste und Bereinigungen offizieller Dokumente zu benennen und die disparate Überlieferung. Deswegen habe ich für die Studie sozusagen eine ganze Reihe an Archiven besucht und konsultiert, weil es einfach da viel zu kompensieren geht und man kommt da sozusagen natürlich nur bis zu einer gewissen Stelle und nicht über einen gewissen Punkt hinaus, aber das war schon der Ansatz, da so weit wie möglich zu kommen in der Kompensation der Lücken, die ich eben dargestellt habe. Die hochschuleigene Forschung, die es ja auch gibt und mit der ich so wie mit dem Thema im Jahr 2000 so richtig in Berührung gekommen bin, ist, daran ist auffallend, dass es, also es gibt zwei Festschriften, 1968 und 93 vor allen Dingen, dass die durch mangelnde Kontextualisierung zu beschreiben sind, Entpersonalisierung, sachliche Fehler. Allgemein zur NS-Zeit wird da vom Ungeist, ich zitiere, der faschistischen Diktatur gesprochen. Die Verstaatlichung wird auch schon einmal als Umbenennung heruntergespielt. Und zu Günter Raphael, den wir hier auch sehen, wird unter anderem gesagt, die Machtergreifung, ich zitiere wieder, zwang ihn zur Aufgabe seines Lehramtes und schließlich zur Emigration. Das ist so ein Beispiel, das entpersonalisiert wird, dass also nicht gesagt wird, der und der ist dafür verantwortlich, sondern es war eben das System, die Machtergreifung Hitlers. Zu Johann Nepomuk David sieht das gänzlich anders aus. Der kommt sozusagen salopp gesagt in dieser Geschichtsschreibung relativ gut weg. Es wird da gesprochen davon, dass er Kraft seiner, ich zitiere wieder, unbeugsamen, sauberen Gesinnung und überragenden Persönlichkeit als Künstler und Lehrer dem Institut den alten guten Ruf nicht nur bewahrte, sondern sogar zu mehren verstand. Das Jahr 1942 brachte ihm schließlich die Ernennung zum Direktor, ein Amt, das er in wachsender Kriegsnot mit größter Verantwortung ausübte, Zitat Ende. Meine Ergebnisse will ich auch im Folgenden ein wenig anreißen. Die Leipziger Lehranstalt, hier mal ein Bild aus der Zeit, war in der Nazizeit kein weitgehend von der NS-Ideologie unberührter Ort der Zurückgezogenheit der musikalischen Ausbildung und Praxis, unter Ort der Zurückgezogenheit der musikalischen Ausbildung und Praxis, wie in der älteren Literatur oft dargestellt, sondern wir finden vielfach systemunterstützendes, systemkonformes Verhalten von Hochschulangehörigen. Ganz wichtig ist es, dass die Situationen und Haltungen weitaus differenzierter sind, nicht eindimensional und vor allen Dingen, das ist vielleicht sogar doppelt zu unterstreichen, nicht statisch. Meine Damen und Herren, der erste Direktor im Nationalsozialismus war Walter Davison, tätig ab 1932 für die folgenden zehn Jahre und er ist unter anderem dafür ver es sich ja um eine private Lehranstalt gehandelt hat. Und als zweites Beispiel habe ich Ihnen mitgebracht einen Blick in den Bibliothekskatalog, umchluss gestellt bei der Bombardierung der Hochschule sind die dann verbrannt, diese sekretierten Werke. Der Umfang ist auch ganz erheblich, es sind 581 Werke und Sammlungen, die ich sozusagen aus diesem Bibliothekskatalog als sekretiert herausgearbeitet habe. Betroffen ist unter anderem Felix Mendelssohn-Bartholdy, der Mitbegründer des Leipziger Konservatoriums und andere Dozenten und Schüler, diese Sekretierung ist also auch als Versuch zu verstehen, sich der beachtlichen jüdischen Tradition dieser Lehranstalt zu entledigen und eine Beschneidung des klingenden Profils der Einrichtung vorzunehmen. Meine Damen und Herren, es fehlen jetzt hier Günter Raphael und Oskar Lassner in dieser Übersicht. Die Mehrheit der Hochschulangehörigen ist salopp gesagt als Mitläufer zu charakterisieren, denn eine scheinbar unpolitische Haltung und Konzentration auf die künstlerische Ausbildung in der Diktatur hat das eben gravierende politische Folgen unter Umständen. Geheimer Widerstand lässt sich da nachvollziehen, dafür aber aktive Unterstützung und persönliche Vorteilssuche. Johann Nepomuk David ist seit 1934, seit November 1934 am Konservatorium tätig gewesen. Er kam für den gekündigten Günther Raphael und für den berufenen, nach Berlin berufenen Kurt Thomas dorthin und unterrichtete Komposition, Theorie, Gehörbildung, Chordirigieren und wer war gleichzeitig von Anfang an präsent als, ich würde mal sagen, smarter, charismatischer, eloquenter, medial präsenter Chorleiter. Hier mal ein Programm und Fotos von der Chorreise von 1936, die unter anderem nach Gotha geführt hat. Es gab im Juni 1937 ein Gestapo-Gutachten, das zur politischen Verlässlichkeit unter anderem Johann Nepomuk Davids Auskunft geben sollte. Und es heißt darin unter anderem, David ist Österreicher, er wird in politischer Beziehung als indifferent bezeichnet. Obgleich David zum Winterhilfswerk spendet, ist keine Gewähr dafür geboten, dass er sich rückhaltlos für den nationalsozialistischen Staat einsetzt, zumal auch der Eintritt seines Sohnes in die Hitlerjugend nicht erwünscht war. In Klammern seine Eltern. Sein Ruf ist gut, Zitat Ende. Dieses in Anführungsstrichen ungünstige Gestapo-Gutachten hat in Leipzig in der höheren politischen, kulturpolitischen Entscheidungsebene zu so viel Aufregung geführt, dass Friedrich August Hauptmann, der Stadtdirektor, zunächst einmal die Vernichtung dieses Gutachtens angestrebt hat. Das ist ihm nicht gelungen, aber er hat sich erfolgreich bemüht um ein neues Dossier. Das ist dann wenige Wochen später angelegt worden, im September, und das fällt, wieder Zitat, günstiger aus. Da heißt es, David ist österreichischer Staatsbürger, ist politisch in keiner Hinsicht hervorgetreten, Nachteiliges ist über ihn in irgendeiner Hinsicht nicht bekannt. David ist Lehrer am Landeskonservatorium und gilt als äußerst tüchtig und befähigt, Zitat Ende. Offenbar karrierefördernd war auch Davids Auftritt und Erscheinen beim Fest der deutschen Kirchenmusik im Oktober 1937 in Berlin, wo er mit Diestler und Pepping sozusagen auf einer Ebene agierte. auf einer Ebene agierten. Ich kann in den Akten selbst sozusagen nur systemstabilisierendes Verhalten nachweisen. Bereits im Mai 1938 ist er platziert auf einer Berufungsliste für die Hochschule für Musik in Berlin, die dann nicht realisiert wurde oder die sich nicht realisierte für David, aber schon allein, dass er auf dieser Liste auftauchte und dass man ihn vom Rang seines Schaffens her und seiner Persönlichkeit, wie Fritz Stein schrieb, für eine Berufung an die Berliner Hochschule für würdig befand, ist zu konstatieren. In Leipzig selbst, er ist ja nicht nach Berlin gegangen, ist er dann aufgestiegen in der Hochschul-Hierarchie und Senatsmitglied geworden ab Juli 1938. Mit der Verstaatlichung des Konservatoriums 1941 ändert sich sozusagen die finanzielle Grundlage der Einrichtung. Die wird wesentlich stetiger, kontinuierlicher. Das wird zum Ausbau der Lehranstalt genutzt. Also es ist sozusagen in dieser Hinsicht ein Vorteil im Gegenzug erfolgt allerdings die offizielle Unterordnung der gesamten Einrichtung unter die nationalsozialistische Ideologie sowie eine noch stärkere Anpassung an das System. Dozentenengagierte handelte es sich vorrangig um Parteimitglieder. Man ernannte zum Beispiel einen Dozentenbundführer und führte Fächer wie Erb- und Rassenlehre oder auch Weltanscherungslehre ein. Walter Davison, der erste Direktor dieser Lehranstalt, wurde sozusagen aufgrund einer machtpolitischen Intrige dann zum Stellvertreter herabgestuft. Und Johann Nepomuk David wurde im April 1942 zum Direktor ernannt. Laut Stadtdirektor Hiller war er um diese Zeit der stärkste Garant für die nationalsozialistische Erziehung, Zitat Ende. Er agiert als Direktor, benutzt auch offizielles Briefpapier, wie Sie hier sehen. Also da steht nicht kommissarischer Direktor, sondern der Direktor unter anderem. Auch wenn wir dann in dem Artikel lesen, dass da von dem kommissarischen Direktor die Rede ist. Darauf werden wir noch zu sprechen kommen. Wenige Wochen später, acht Wochen später, um genau zu sein, wird David zum Professor ernannt an der Leipziger Staatlichen Hochschule für Musik. Und auf Reisen begibt er sich die ganze Zeit im Prinzip immer wieder mit der Leipziger Kantorei und sie sind im März 1943 auch hier in Linz gewesen und aufgetreten. Er verliefert stetig politisch verlässliche Aussagen und Beiträge, wie hier 1943 am 26. März in den Leipziger Neues Nachrichten in einem Beitrag Kunst und Künstler im Kriege. Da heißt es unter anderem in der farbig hervorgehobenen Passage, wir werden durchhalten. Mag dann eine Zeit kommen, dass wir uns freuen und stolz sein dürfen, durchgehalten zu haben, als deutsche Erste Ordnung, die mitkämpften, als alle kämpften und dazu noch mithelfen, mit ihrer Kunst Freude zu bereiten. Während der Feierstunde zur Feier des 100-jährigen Bestehens der Staatlichen Hochschule für Musik 1943, Auch diese Feierstunde findet unter der Ägide Davids als Direktor statt. Da wird auf der Rückseite des Programmes die Hochschulgeschichte kurz zusammengefasst. Wo ist das? Ist das irgendwie abhandengekommen? Ist irgendwie abhandengekommen? Hier? Ne. Da wird die Hochschulgeschichte kurz zusammengefasst und da ist dir von die Rede, oder da wird nur noch Robert Schumann als einer der Mitbegründer benannt und Felix Mendelssohn-Bartholdy ist zu dem Zeit also völlig rausgefallen. Stattdessen gibt es eine Opferstatistik, die offenbar geführt wird. Zeit also völlig rausgefallen. Stattdessen gibt es eine Opferstatistik, die offenbar geführt wird. In der Hochschulintern waren es im Weltkrieg 1914 bis 18, heißt es, da nur 17 Schüler, die den Heldentod starben. So sind es im jetzigen Kriege, soweit uns bekannt, bereits zwei Lehrer, 20 Angehörige der Studentenschaft und 27 ehemalige Studierende, die ihr Leben im Kampf und die Freiheit und Größe unseres Volkes dahingegeben haben. Ihr Opfer wird für die Lehrer und Studierenden im Sinne der nationalsozialistischen Weltanschauung heilige Verpflichtung sein, stets ihr Bestes zu geben und in der deutschen Kunst nach Höchstem zu streben. Der Feldpostbrief, den blenden wir jetzt wieder ein, im April 1943 an die Studierenden gesandt, ist ebenfalls ein wichtiges Thema, was auch nach dem Krieg sowohl in Stuttgart als auch in Leipzig als auch in Salzburg eine Rolle spielt. Da entwickelt David den Begriff des musisch-soldatischen Menschen, indem er ein Wort des Oberbürgermeisters Freiberg von Leipzig aufgreift und endet diesen Feldpostbrief an die Studierenden mit den Worten, dass zu allen Zeiten der musische Mensch im deutschen Volk soldatisch war, nur auf seine Weise ist bewiesen, dass wir uns darauf wiederum besinnen, ist die notwendige, notwerdende Forderung an unsere Haltung. Der musisch-soldatische Mensch ist keine Idee, er ist eine Wirklichkeit, die wir alle leben, sofern wir gute Deutsche sind. Johann Nebumukdawid zu seiner eigenen persönlichen Situation um die Zeit. Er wird wenig später, im Sommer 1943 durch den Oberbürgermeister Freiberg vom Wehrdienst befreit, allerdings ist sein Sohn um die Zeit 18 Jahre und leistet Kriegsdienst und kommt auch später in Kriegsgefangenschaft. Es steht am Ende des Jahres 1943 für ihn der Umzug nach Gmunden bevor, nach der Bombardierung seiner Wohnung in Leipzig. Die Motette, ich komme langsam zum Schluss, die Motette auf die Führerworte, Und die Motette, ich komme langsam zum Schluss, die Motette auf die Führerworte, wer seinem Volke so die Treue hält, der soll selbst in Treue nie vergessen sein. Auch diese Führerworte, die er da vertont hat, lehnen sich eher an der Nibelungtreue, also an Führertreue an, als an der christlichen Botschaft, so viel kann man schon sagen. Diese Motette ist im November 1943 erstmals in Leipzig aufgeführt worden, zu einer Feier der deutsch-japanischen Freundschaft. Sowohl diese Motette als auch die Motette auf die Führerworte, als auch die Beiträge zum musisch-soldatischen Menschen aus dem Jahr 1943 bildeten offenbar die Grundlage dafür, ihn später genau wie Bernhard Baumgartner und Eberhard Preußner anklagte. Belege dafür existieren nach meinem Wissen jedoch zurzeit noch nicht. Ich habe das gerade bei Frau Prof. Dr. Julia Hinterberger in Salzburg angefragt, die sich seit Herbst 2019 mit diesem Thema ganz verstärkt beschäftigen, denn sie arbeiten die Mozarteumsgeschichte von 1922 bis 1953 auf. Und das ist ein Band, der im Herbst 2022 erscheint. Und dort ist sozusagen bisher noch nicht absehbar, dass sich da an der Quellenlage wirklich dezidiert etwas ändert. Also das ist alles schwierig und nur durch Hörensagen und durch Dritte überliefert, was da diese Vorgänge in Salzburg anlangt. Jetzt bedanke ich mich aber für Ihre Aufmerksamkeit und bin am Schluss eingelangt. Dankeschön. Vielen herzlichen Dank, Frau Gold. Es sind Dinge, die wir auf jeden Fall dann ins Detail noch betrachten. Die Motette auf das so bezeichnete Führerwort oder auf die Führerworte. Auch den Feldpostbrief musisch-soldatischer Mensch. Und Sie haben auch schon angesprochen Günther Raphael, der dem so berüchtigten Gesetz zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums zum Opfer gefallen ist, wo die Institution voreilenden Gehorsam geleistet hat und sogar über das hinübergesprungen ist, dass sie privatrechtlich organisiert werden. Raphael war ein hoch angesehener Komponist. Wenn man die Biografie seiner Zeit auch ansieht, dann merkt man, er war letztlich Spielball einer Hin- und Hertaktik der Machthaber beziehungsweise der verantwortlichen Kulturmenschen. Richard Strauss hat ihm noch die Mitgliedschaft in der sogenannten Reichsmusikkammer ausgestellt. Die wurde ihm später von Peter Rabe entzogen. Herr Dömmling, bitte. Ja, wir haben in unserem Verein Musiker René Marte ein Buch rausgebracht von Thomas Schinköth über Raphael im NS-Staat. Und darauf beziehe ich mich auch kurz. Ja, wir haben ja eben schon gehört, dass es ein Gutachten gegeben hat, 1937, im Auftrag des Leipziger Stadtrats Friedrich August Hauptmann. Und dieses Gutachten wurde ausgestellt von Max Ludwig, dem stellvertretenden Direktor des Leipziger Konservatoriums. Ludwig, dem stellvertretenden Direktor des Leipziger Konservatoriums. Und darin schrieb er am 12. Juli, David bewundere als Österreicher den genialen Führer Adolf Hitler und die Fortschritte in Deutschland. Und dann heißt es weiter, ich zitiere, David ist stark gegen das Judentum eingestellt, da er in Österreich die Machenschaften des, in Anführzeichen auserwählten Volkes genügend kennengelernt hat. Diese Tatsache war für ihn hauptsächlich der Grund, die Anfrage betreffs eines Angebots einer Professur in Wien von vornherein abzulehnen. Ich weiß nicht, wie weit man das belegen kann, jemand geforscht hat über die Anfrage in Wien. Ich habe nur gefunden, dass Friedrich Högner geschrieben hat, dass David an der Musikakademie in Wien, wo er studiert hat, viel kritisiert worden ist und dass er nur Josef Marx wirklich anerkannt als Lehrer hat. Also vielleicht hören wir noch etwas zu seiner Stellung zum Wiener Judentum. Das ist zumindest, das kann ja nicht ganz aus der Luft gegriffen sein, was Max Ludwig da schreibt, zu seiner Stellung zum Judentum. Allerdings profitierte David, wir hörten es schon, in zwei Leipziger Lebensstationen vom Weggang von Dozenten, die entweder nicht Arier waren oder als solche für eine Zeit lang galten. Wir hörten es, 1934 wurde er am Konservatorium Nachfolger der Musiktheorielehrer Kurt Thomas und Günter Raphael. Thomas war nach Berlin berufen, Günter Raphael aber als sogenannter Halbjude entlassen worden. Und im April 1942 wurde er kommissarischer Leiter der Hochschule als Nachfolger von Walter Davison und dieser Intrige gegen ihn hieß es auch, er sei angeblich nicht Ahriger, dieser Davison. Erkenntnis bemüht, schreibt Schinköt, Raphael war ja unmittelbar nach der Entlassung nach Meiningen umgezogen. David bot ihm an, in seiner Leipziger Privatwohnung weiter seinen Schülern Unterricht zu geben. Und Raphael hat dieses Angebot gerne akzeptiert und David sogar freundschaftlich in seine Familie einbezogen. Er hat dann David zum Patenonkel eines seiner Kinder eingeladen. Das endete aber schon nach wenigen Monaten, als David ihm im Januar 1936 das Unterrichten in seiner Wohnung rigoros untersagte, was natürlich den Raphael schwer getroffen hat. Ich denke, dass David kein wütender Antisemit war, aber er hat sich auch nicht dagegen gewehrt, wenn Künstler von Rang aus rassistischen Gründen ihre Stellung verloren. Deren Position konnte er dann einnehmen. Die Polemik gegen die angebliche nicht-arische Herkunft von Walter Davison entsprang einer Intrige, aber er hat sie akzeptiert, da er profitieren konnte. Von Mendelssohn, von den Streichungen seiner Werke aus der Bibliothek hatten wir eben schon gehört. Am 20. April 1937 war die im Konservatorium aufgestellte Mendelssohn-Büste durch eine andere Büste ersetzt worden, der 20. April, Führersgeburtstag. Also eine Hitler-Büste von den Studenten gestiftet wurde, aufgestellt mit der Aufschrift »Die Kunst ist eine zum Fanatismus verpflichtende Mission. Und dazu sang der von David geleitete Hochschulchor die Fest- und Gedenksprüche von Brahms. David hat den skandalösen Austausch der Büsten offenbar akzeptiert oder jedenfalls akzeptieren müssen. Und als er 1941 die Musikstadt Leipzig und des Konservatoriums in einem Zeitungsartikel würgte, hat er den Gründer Felix Mendelssohn-Bartolti nicht erwähnt. Das zu dem Thema. Danke. Die Frage der Einschätzung, was es bedeutet, kommissarischer Leiter zu sein, zu sein. Das wird ja oft auch als solches verwendet, dass es nicht eine richtige Leitung ist und dadurch mehr, weil nämlich eigentlich gar keine genehmigte Satzung für die Lehranstalt bis zum Kriegsende existierte. Aber de facto, das zeigt auch dieser Briefkopf, den ich vorhin gezeigt habe, de facto wird er als Direktor der Hochschule wahrgenommen, als solcher angesprochen und hat das auch zu verantworten, was in dieser Hochschule vor sich geht. Genau. Von Ihnen da noch ein Statement dazu, Herr Dümmling? Ich schließe mich vollkommen ein. Ja. Herr Wamser, bitte. Ich denke, er hat sich sicher als Direktor gefühlt. Man sollte diesen Unterschied zwischen dem kommissarischen Direktor und einem endgültig angestellten Direktor, berufenen Direktor nicht zu groß machen, beziehungsweise nicht instrumentalisieren. Ja, wir hatten gehört von der Ernennung zum Professor. Das ist ja nun ein Verfahren, das sich viele Jahre hingezogen hat. Und verschiedene Texte, die wir jetzt gehört hatten, stehen irgendwo in dem Zusammenhang. Also sowohl dieses kurze Gutachten, das Frau Goltz erwähnt hat, wo es zunächst mal heißt, er ist unzuverlässig, politisch unzuverlässig, war bereits in dem Zusammenhang, dass man vorgeschlagen hat, David zum Professor zu ernennen. Und das zweite von dem Max Ludwig, das steht, wenn ich recht weiß, im gleichen Zusammenhang. Ich glaube, dass es damals wirklich ein Schreckgespenst für die Leipziger war, Lehrkräfte nach Berlin zu verlieren. Also der Hermann Grabner war ja gerade gegangen, Kurt Thomas war auch nach Berlin gegangen und man hatte da irgendwie Angst davor, dass der David auch noch geht. Also man wollte ihn halten und deswegen kam er, glaube ich, auch ganz oben auf die Liste derer, die man mit dem Professorentitel da irgendwie versehen wollte. Aber ich glaube, das ganze Verfahren, also all dieser vorgeschlagenen Lehrkräfte, ist dann sehr lange nicht geregelt worden, also blieb unerledigt. Ich glaube, die mussten alle warten. Wenn ich dazu vielleicht noch ganz kurz was sagen darf. Dieses Gutachten von Max Ludwig ist bereits eine Replik auf dieses erste Gutachten. Also zuerst gibt es das Gutachten, was eben so einschlägt und wo Friedrich August Hauptmann sagt, jetzt muss er aber tätig werden und daraufhin beauftragt er Max Ludwig, jetzt mal was Positives zu schreiben. Und das ist sozusagen, also was Positives in Anführungsstrichen. Und das ist dann diese Replik, die Sie zitiert haben. Vielleicht ganz kurz noch, also ich habe vorhin diesen Bachchor Wels erwähnt. Mit dem hat David ja nicht nur alte Musik gemacht, sondern auch Zeitgenossen. Und das sind offenbar bereits Stücke von Günther Raphael gesungen worden. Also das damals noch sehr jungen Günther Raphael, der ist 1903 geboren, damit acht Jahre jünger als David. Also der Weg zu dieser Bekanntschaft mit Raphael war eigentlich von daher wahrscheinlich recht kurz. Es waren auch beide beim gleichen Verlag untergekommen und so weiter und so weiter. Was mich interessieren würde und wo ich mal dies und mal jenes höre und mal dies und mal jenes lese, als wessen Nachfolger kam David nach Leipzig? Also man liest, er sei der Nachfolger von Kurt Thomas gewesen, der nach Berlin gegangen ist. Man liest auch, ich muss vielleicht noch etwas vorausschicken, es wurde ja zeitgleich mit ihm noch ein weiterer Lehrer nach Leipzig berufen und das war der noch sehr junge Gottfried Müller, der erst 1914 geboren ist, also gerade 20 war, also eigentlich jünger als viele Studierenden. Ja, der Gottfried Müller. Und ich meine jetzt in dem Buch, was hier liegt, über Günther Raphael gelesen zu haben, dass der Karl Straube, also der Thomas Kantor und der wichtige Mann in der Leipziger Kirchenmusik, dass der schon sehr früh Kontakt aufgenommen hat mit Gottfried Müller für die Nachfolge von Raphael. Ich mag mich täuschen oder vielleicht ist das auch nicht alles, was da zu sagen ist. Also ich frage mich jetzt einfach, inwiefern kam David dezidiert als Nachfolger von Raphael nach Leipzig oder stimmt die Lesart, die wiederum an anderer Stelle im gleichen Buch steht, dass er Nachfolger von Kurt Thomas war. Das ist jetzt vielleicht eine Kleinigkeit, aber es gibt viele solche Kleinigkeiten in dem Zusammenhang. Also so viel ich weiß, war Gottfried Müller kam erst 1941. Das ist richtig. 1941. Er hat sich, um den wurde sie sich zeitiger bemüht, aber David kam auf jeden Fall für Thomas und Raphael. Ja. Genau, also nicht für einen, sondern für beide. Dann habe ich diese Mitteilung vom Kontakt Straubes zu Müller irgendwie falsch interpretiert. David hat dann den Gottfried Müller geholt, so muss man es sagen. Genau. So muss man es sagen. Genau. Gut. Heldenehrung. Ich steige gleich dort ein. Wenn man jetzt auf unter Anführungszeichen Führerworte komponiert, auf Führerworte liegt ja wohl ein Monopol. Das darf ja nicht jeder Mensch. Wahrscheinlich haben sich viele Leute darum gerissen, nach Führerworten zu komponieren. Beziehungsweise, wo stammen diese Führerworte überhaupt her? Was lässt sich noch genauer über das Zustandekommen dieser Komposition sagen? Hat jemand von Ihnen den Notentext jemals gesehen? Wie ist dieses Werk gestrickt überhaupt? Bitte. Ja, also das Werk heißt Heldenehrung, Motette nach einem Führerwort für vier Stimmen im gemischten Chor und drei Posaunen. Der Begriff Heldenehrung, der ist inflationär gebraucht worden im Dritten Reich. Es gab also eine ganze Häufung von Toten- und Heldenehrungen. Es wurde der frühere Volkstrauertag, der wurde ja schon in der Weimarer Republik eingeführt, der wurde 1934 umbenannt, der wurde zum Staatsfeiertag, das war vorher kein Feiertag, wurde zum Staatsfeiertag erhoben und umbenannt in Heldengedenktag. Das war jemals im März. Und damit veränderte sich die Bedeutung dieses Tages. Es ging jetzt nicht nur um Tote überhaupt, sondern es ging um tote Soldaten und auch um sogenannte Märtyrer der Bewegung, also der Hitlerbewegung. David hat mit seiner Motette an diese Entwicklung angeknüpft. Er widmete die Komposition den gefallenen Lehrern und Studierenden der Staatlichen Musikhochschule in Leipzig zum Gedächtnis. Und die wurden damit auch zu Helden deklariert. Die Zahl haben wir ja eben schon gehört. Der Heldengedenktag fand ab 1934 immer im März statt. Es gab aber auch Heldenehrungen zu anderen Daten, etwa bei der Olympiade 1936, eben in Verbindung auch mit dem Langemarktturm dort, da können wir auch noch sprechen vielleicht, oder bei den Reichsparteitagen in Nürnberg, wo auch regelmäßig Heldenehrungen stattfanden. Märtyrerter Partei wurden am 9. November geehrt, dem Gedenktag der Bewegung, in Anführungszeichen. An jedem 9. November erinnert der NS-Staat an die 16 Nationalsozialisten, die beim Hitlerputsch 1923 in München ums Leben gekommen sind. Auch Davids Heldenehrung hat einen Bezug zu Adolf Hitler, denn in diesem Chorstück verwendet er Worte aus Hitlers Reichstagsrede 1934 zum Tod von Paul Hindenburg. Diese Worte lauten, wer seinem Volke so die Treue hält, der soll selbst in Treue nie vergessen werden. Und Hitlers Worte beziehen sich also auf den verstorbenen Feldmarschall und Reichspräsidenten. Diese Worte bezog David nun auf die im Krieg gefallenen Hochschulangehörigen. Die Uraufführung seiner Motette fand bei einer Heldenehrung am 7. November 1942 in der pseudosakralen Krypta des Volkerschlachtdenkmals statt. Ich habe mir das Bild wieder angeschaut, das ist gespenstisch. Erst schon mal Krypta in einem Kriegsdenkmal. Da ist eine Krypta, das ist wie in einer Kirche unten, da sind die Toten versammelt. In der Krypta fand das statt. Offizieller Anlass war die Gründung, das hörten wir schon, einer Zweigstelle der deutsch-japanischen Gesellschaft in Anwesenheit des japanischen Botschafters. Aber mich interessiert die terminliche Nähe zum 9. November, eben dem Gedenktag der Bewegung. Und ein Bezug zwischen Kriegstoten und Parteihelden wurde in der Veranstaltung selbst hergestellt. Und da wir wissen, dass David der Direktor war, kann die Planung dieser Veranstaltung nicht ohne ihn stattgefunden haben. In dieser Veranstaltung, also in dieser Heldenehrung, gab es zunächst Chorlieder von Bach und Brahms, dirigiert von David. Und dann verkündete ein Sprecher, wir gedenken unserer Helden, sie marschieren im Geist in unseren Reihen mit. Im Geist in unseren Reihen mit, das ist ein Zitat aus dem Horst-Wessel-Lied und das ist die Parteihymne, die an deren sogenannte Märtyrer wie Horst-Wessel erinnerte. Nach diesem Spruch haben dann während der Heldenehrung SS-Männer Lorbeerkränze des Grau-Leiters Martin Mutschmann, des japanischen Botschafters und des italienischen Konsuls niedergelegt, welches an diesem Ort dann die Waffenbrüderschaft des Deutschen Reichs mit den Bündnispartnern Italien, den Achsenmächten Japan und Italien symbolisierten. Und als Höhepunkt und Zusammenfassung der Feierstunde erklang zum Schluss die Uraufführung von Davids Verton der Hitlerworte durch die Kantorei der Hochschule. von Davids Verton der Hitlerworte durch die Kantorei der Hochschule. Ja, diese Verknüpfung Hitlerworte mit diesem Datum in der Nähe der Heldenehrung, in der Nähe zum 9. November, dann mit diesem Zitat, sie marschieren im Geist unseren Reihen mit, ist für mich doch sehr, sehr bedenklich, muss ich sagen. In der Zeitungskritik hieß es damals, das Werk verbindet den feierlich ernsten Marsch der Dreierposaunen, die mit gleichsam schicksalhafter Notwendigkeit, das ist auch ein Begriff, das Schicksal, die Notwendigkeit, der Krieg war ja uns aufgezwungen, wie es hieß, die schicksalhafte Notwendigkeit sich wiederholen mit einem vierstimmigen Chorklang von beschwörender Bewegtheit. Zitat Ende. Diese Feierstunde in der Krypta des Volkerschlagdenkmals belegt auf fatale Weise die Sakralisierung der NS-Politik, welche ja schon der Hitler-Spruch, die Kunst ist eine zum Fanatismus verpflichtende Mission, zum Ausdruck gebracht hatte. Der Glaube an die Kunst verbindet sich mit Glauben an das Volk, an den Staat und den Führer. Und David hat mit seiner Vertonung von Hitler-Worten zu diesem Datum, meine ich, diese Deutung unterstrichen. Wir wissen bisher nicht, dass er gezwungen wurde, Hitler-Worte zu vertonen, sondern es war ja gerade, wollte er nicht, dass man Hitler vertont. Er hat Hitler vertont. Man darf vermuten, dass er damit trotz fehlender Parteimitgliedschaft seine Position als Kommissarscheidirektor festigen wollte. Das ist meine Anmerkung dazu. Ich war selbst gestaunt, dieses Wort, dass man das Horst-Wessel-Lied in einer solchen Feierstunde zitiert. Ich weiß nicht, wie die anderen das sehen. Wo liegt dieses Musikstück? Es hat niemand von Ihnen jemals Nein gesehen? Herr Warmser, bitte. Das liegt in diesem Archiv, das ich vorhin erwähnt habe, in Stuttgart, also dem David-Archiv von Dr. Bernhard A. Kohl. Er hat das auch irgendwo geschrieben, dass er das hat. Also er sagt, das Manuskript ist verloren gegangen, aber ich habe da auf Umwegen irgendwie einen Teil vom Aufführungsmaterial, also eine Reproduktion, aber wir haben es nicht gesehen. Aber er beschreibt es auch so dezidiert, also er weiß ja, wo was steht in dem Aufführungsmaterial, er weiß genau, dass es 103 Takte sind, also es ist kein Zweifel, dass er es kennt. Gibt es eine Möglichkeit, hier an die Handschrift zu kommen? Ich habe es sozusagen versucht, ihn gerade nochmal anzuschreiben und ihn gebeten, das der Forschung zur Verfügung zu stellen, weil das natürlich ein ganz enormer Schritt wäre, mit dem wir uns dem ganzen Thema nähern, um zur Verfügung zu stellen, weil das natürlich ein ganz enormer Schritt wäre, mit dem wir uns dem ganzen Thema nähern, um nicht immer wieder nur über so etwas hinter der Nebelwand zu reden, sondern wirklich davon einfach da näher ranzukommen. Aber ich denke, vom Zeitungsbericht kann man sich das vorstellen. In einem anderen Bericht heißt es, getragen vom Klang der Posaunen Zeitungsbericht kann man sich das vorstellen. In einem anderen Bericht heißt es, getragen vom Klang der Posaunen wird eine hymnische, feierlich schreitende Melodie von Stimme zu Stimme weitergegeben. Mächtig sich aufschwingend, der Braus der Schwur, der soll selbst in Treue nie vergessen werden durch den Raum. Das ist der Höhepunkt. Kann man sich schon vorstellen, wie das klingt. Finde ich. Danke sehr. Herr Kohl hat ja in der Vergangenheit auch versucht, sozusagen die Bedeutung abzuschwächen, indem er unter anderem davon sprach, dass es ja gar nicht richtig publiziert worden sei, weil es nur als Orchestermaterial vervielfältigt worden ist. Das sind eben sehr spitzfindige Methoden, das ein bisschen aus dem Fokus zu rücken. Ich glaube, es gelingt nicht, das dauerhaft aus dem Fokus zu rücken und deswegen ist es umso wichtiger, dass wir es dann wirklich zu Gesicht bekommen. Ja, also vielleicht wäre es möglich gewesen, im persönlichen Gespräch mit dem Herrn Kohl da was zu bewirken, aber ich bin seit Februar des vergangenen Jahres nicht mehr in Stuttgart gewesen und es gibt da eine gewisse Konkurrenzsituation zwischen der Gesellschaft und dem Archiv oder dem Betreiber des Archivs, unter anderem was die Homepage angeht und so weiter. Das heißt, da ist im Moment wirklich für mich keine Möglichkeit, so aus der Ferne dranzukommen. Ich muss ganz ehrlich sagen, ich kann mir aufgrund der Beschreibung nicht vorstellen, wie das klingt, weil Beschreibungen in der Regel doch sehr oberflächlich sind oder auch sehr emotional. Also ich kann mir ehrlich gesagt nicht, ich hätte schon großes Interesse, das mal zu sehen. Es ist gesagt worden, und das gehört jetzt vielleicht wirklich ins Reich der Legenden, aber ließe sich natürlich anhand des erhaltenen Notentextes sehr leicht irgendwie nachprüfen, das Werk sei so gemacht, dass man den Text ja gar nicht versteht. Das ist ja so kontrapunktisch, da gibt es ja so viele Überlagerungen. Vielleicht gehört das auch zu den Schutzbehauptungen, die da in bester Absicht, aber eben doch mit schrecklicher Folge in die Welt gesetzt worden sind, schon vor vielen Jahren. Aber man könnte ja solche Dinge wirklich mal am Hand des Notentextes studieren und es ist erstaunlich, dass so viel über eine so lange Zeit weg, also seit mindestens 1982 über diese Komposition geredet wird, ohne dass man eigentlich genau weiß, um was es sich handelt. Die Sache mit der Veröffentlichung, vielleicht ganz kurz noch, der entscheidende Punkt in dieser Argumentation war, da ist keine Verlagsnummer drauf. Jetzt hat David 1942 ja Werke publiziert, beziehungsweise es gibt Verlagsverträge aus jenem Jahr. Natürlich war es schwierig zu drucken, es gab Papierknappheit in jener Zeit, aber so sehr der Verlag einerseits Werke angenommen hat, offiziell und natürlich dann auch mit Nummern besetzt hat, auch mit Nummern, die dann nach dem Krieg mit ganz anderen David-Werken besetzt wurden, so sehr fehlt das halt bei diesem Stück. Was das jetzt sagt, ist die Frage. Man kann das, glaube ich, nicht so abschließend beurteilen. Es ist eine Kleinigkeit in dem Zusammenhang. Es ist eine Kleinigkeit in dem Zusammenhang. Es ist mir natürlich auch ein Anliegen, das Publikum dann zum gegebenen Zeitpunkt in die Diskussion mit hineinzunehmen, beziehungsweise auch vielleicht in Fragen über YouTube oder den Chat, noch nicht. Aber ich möchte hier unbedingt noch zwei Sachen ansprechen. Natürlich nehme ich mir die neuralgischen Punkte heraus, indem ich mit der Heldenehrung gestartet habe, ist das natürlich ein Hauptpunkt. Ich möchte noch beim musisch-soldatischen Mensch bleiben, wo ich jetzt mir das Zitat herausgeschrieben habe, dass zu allen Zeiten der musische Mensch im deutschen Volk soldatisch war und möchte dann auf den Text, der 1942 in der Neuen Leipziger Tagesschau abgedruckt war, zu Die Musik und der Staat, die auch unter dem Namen Johann Nepomuk David lief, wiewohl wir nicht wissen, ob das ein Text aus seiner eigenen Hand ist oder vielleicht ein unterschriebener Vordruck, wie es auch gang und gäbe war. Frau Gold, darf ich den musisch-soldatischen Menschen in ihre Erklärungen geben? Ja, bitte. wie mit all diesen Texten, die ich sozusagen versucht habe, heute Ihnen ein wenig vorzustellen, dass wir immer merken, dass David sich in das System hineinbegibt, dass er das System stützt. Und das tut er auch mit diesem Brief. Obwohl bekannt ist, dass eben zu diesem Zeitpunkt schon eine ganze Reihe von Hochschulangehörigen im Krieg gestorben sind, fordert er sozusagen auf, dass die Studierenden und dass die Hochschulangehörigen sich in diesen Krieg mit hineinbegeben. Also das ist einfach unmissverständlich eine Aufforderung und also eine ganz problematische Geschichte. Man kann sich ja auch vorstellen, sage ich mal, das habe ich allerdings jetzt verschiedene Leute gefragt, mal so übergreifend zu gucken, ob es nicht auch Direktoren gegeben hat von Einrichtungen, von Hochschulen, von Universitäten, die vielleicht dafür gesorgt haben, dass ihre Studierenden Atteste ausgestellt bekommen, damit sie eben nicht in die Gelegenheit kommen, da an die Front zu müssen. Das kann ich sozusagen aus dieser Vogelperspektive, die ich da so gern hätte, noch nicht beantworten. Also mir sind solche Fälle nicht bekannt. Aber es wäre wünschenswert im Sinne der Zivilcourage, dass es so etwas gegeben hätte, sage ich mal. im Sinne der Zivilcourage, dass es so etwas gegeben hätte, sage ich mal. Dass, ja, müsste man solche Leute, ja, also einfach übergreifende Leute, übergreifend Studierte, die sich mit solchen Fragestellungen vielleicht sogar in beiden Diktaturen des 20. Jahrhunderts beschäftigt haben, fragen, wie das sozusagen zu gewichten ist. Oder ob es wirklich immer diese Unterordnung unter das System und immer die Anbiederung gewesen ist, die das sozusagen auszeichnet. Dann bitte ich um die Einblendung des Textes, Die Musik und der Staat, wie ich schon angekündigt habe, 1942 in der Neuen Leipziger Tageszeitung. Es war dies anlässlich des ersten Jahrestages der Erhebung der Institution zur Hochschule ein Appell und David hat bei diesem Appell gesprochen und wenn man jetzt dem Eingangspassus dieses Artikels Glauben schenken darf, dann hat die Zeitung David gefragt, ob dieser Text, den er gesprochen hat, hier abgedruckt werden dürfte. Es war dies auch das natürlich Organ der NSDAP und als ich diesen Text gelesen habe, der kommt einfach sehr eigentümlich rüber, sage ich es jetzt einmal. Blut und Boden Ideologie vertreten, sprich die Musik und die Kunst kommt aus dem Nährboden. Der Nährboden ist die Mutter, darüber steht der Staat, der alles zusammenhält. Der Mutterboden, aus dem die Kunst kommt, ist das Volk und das Land, in dem dieses Volk wohnt. Genauso ist das Volk das Erdreich, aus dem heraus die schöpferischen Individualitäten wachsen sollen, die dann die geistige Nahrung für die Menschen hervorbringen. Gleichzeitig nimmt der Text Bezug auf Platons Schrift Der Staat. Jene Schrift, die ja eine gerechte Staatsführung proklamiert, die für Gewaltenteilung ist, die aber gleichzeitig auch die Jugend formiert und die Musik reglementiert. Und das Reglementieren der Musik und das Formieren der Jugend nahm sich gern der Nationalsozialismus ins Wort. Das heißt, der Text ist auch eine Bezugnahme auf Platon und dahingehend eine Rechtfertigung auch dessen, dass der Staat sozusagen die Schirmherrschaft hätte. Ich muss ehrlich sagen, mich wundert es, dass ein so kluger Kopf wie Johann Nebomuk David so einen unter Anführungszeichen geschmacklosen, schlechten Text schreibt. Darum mein Gedanke, ob das nicht ein Abdruck war oder eine vorgefertigte Rede, die er unterschrieben hat. Aber nichtsdestoweniger, sein Name steht dort. Das ist sowieso ganz klar. Und der Text endet auch so. Wenn wir also heute von Musik und Staat sprechen, ist das keineswegs originell, sondern eine Ausgrabung uralter Ideen, sicher älter als Platon selbst. Also er tut sich da wieder dahin referieren. Ohne von uns allen ins Breite wirkenden Dingen des Geisteslebens zu wissen, wird der gläubige Musikus ergriffen vom Zeitgeist, ob er will oder ob er nicht will. Das Neue fließt in die Deutung des Alten ein und schafft die neuen Werte. Das Neue des Staatsgedanken ist, dass jeder Einzelne ein Ring ist in einer langen Kette. So endet dieser Text. Herr Dümmling, bitte. Ich denke, dass der sich da nicht sehr verdreht hat. Ich denke, das ist seine Auffassung. Zumindest Friedrich Högner sagt, dass er öfters Platon zitiert hat. Und Platon wurde dann sehr prominent in der Musikerziehung. Platon hat ja verschiedene Tongeschlechter, die das Dorisch untersagt. Das Dorisch ist das Gute, was das Kämpferische ist, während Lydisch und Mixolydisch schwächlich die Männer weichlich macht. Und das wurde in der Musikpädagogik tatsächlich damals übernommen. Und er schreibt dann in diesem Vortrag, man darf sich nicht subjektivistisch abkapseln, sondern das Große aufs Ganze sehen. Wenn man dann guckt, was er über die Orgel schreibt, die Orgel ist das Gesetz, das ist das Männliche, die Orgel ist das Große, Unterschied zum Orchester, das große Ganze. Da gibt es durchaus Bezüge, auch was die Gesetzmäßigkeit, das alles vom Gesetz geprägt ist, was übrigens bei Schömer auch ähnlich ist. Schömer hatte durchaus solche Gedanken. Aber das ist durchaus parallel zu Gedanken des Dritten Reiches beim Volk, beim Blut. Ja, blutenden Boden, das erwähnt er nicht direkt, aber das Volk, das Volk kommt ja ständig vor, das Volk ist die Mutter der Künste und das ist sehr gefährlich, da konnten dann die Hörer, die Studenten, sie konnten dann ihren Spruch sich erinnern in der Hitlerjugend, du bist nichts, dein Volk ist alles. Das ist sehr nahe. Ich habe in einer Fußnote, hat Marien Gold diesen Text erwähnt, in einer Fußnote ihrer so guten Abhandlung und ich habe mich dann bemüht, den Text zu bekommen und war schon sehr erstaunt darüber. Gut. Herr Dümmling, wollen Sie noch etwas zur Orgelpartita sagen, weil Sie jetzt schon die Orgel gestreift haben? Das passt vielleicht jetzt nicht unbedingt dazu, aber... Ja, das ist ja erstaunlich, dass er dann im Januar 1944 eine Orgel Partita über den Choral schreibt, unüberwindlich starker Held St. Michael. Da ist die Orgel auch das Machtinstrument mit Pauken und Trompeten sozusagen. Es ist vorausgegangen, die Zerstörung seiner Wohnung im 3. und 4. Dezember 1943, die mussten fliehen. Und dann baut er dieses Bild auf, also der St. Michael, der den Endsieg garantiert. Man kann sagen, ja, auch mit göttlicher Unterstützung, nicht nur Hitler, kann man vielleicht positiv sagen, aber immerhin, er glaubt an den Endsieg, hilf uns im Streite zum Sieg und leite St. Michael. Das ist ein Text aus dem 30-jährigen Krieg von 1621 veröffentlicht. Und dann denkt man, dass er ja auch vorher schon den Psalm in Variation über ein Thema von Heinrich Schütz veröffentlicht hat. Psalm 68, Vers 1, es steht Gott auf, dass seine Feinde zerstreut werden. Also er war wirklich damals, ging mit dem Militär, muss man sagen, auch vorher die Heldenehrung und da hat er dann diese Orgelpartite eingespannt. Ja, ich sehe das doch sehr bedenklich, dass er genau diesen Text genommen hat. Ich weiß nicht, wie weit dann die Kritiker darauf bezogen hat, aber das ist für mich der Glaube an den Endsieg in der allerletzten Minute. Was sagt der Organist dazu? Bitte. Ja, ich muss sagen, dass mir die Deutung jetzt doch völlig neu ist, zumal der Hintergrund von dem Lied ja nun wirklich ein komplett anderer ist. Ich meine, da geht es um das Streiten für die Kirche. Es ist sicher völlig verfehlt, die Wahl dieses Lieds als Cantus Firmus, einer größeren Komposition, jetzt gewissermaßen als Akt des Widerstands zu sehen, aber zu sagen, da steckt der Endsieg drin, wenn es der Sankt Michael ist, der da kämpfen soll, das geht es doch ein bisschen zu weit. Es gibt Lieder aus den 30er Jahren, die in katholisch angehauchten Gruppen gesungen wurden, die man sehr wohl zum Widerstand rechnen kann. Da tauchen so kämpferische Motive auf. Da werden auch bestimmte Heiligen genannt, der heilige Georg und so weiter, der eben auch streiten soll. Es wurde immer wieder die Nähe festgestellt, die Nähe verschiedener Kreise und auch entgegengerichteter Kreise in der Verwendung solcher Bilder. Das ist uns unglaublich fremd geworden, dieses kämpferische oder überhaupt militärische, soldatische Vokabeln auch im Alltagsgebrauch. Aber man hat festgestellt, da tauchen auf unterschiedlichen Seiten die gleichen Begriffe auf. Da ist auch vom Streit und vom Kampf die Rede. Und von daher, ich bin mir nicht sicher, ob wirklich irgendwas an diesem Kantus Firmus aus dem 17. Jahrhundert in die Richtung weist, die Sie gerade skizziert haben. Mikrofon bitte. Die erste Strophe. haben. Ja. Zieh mit zum Feld. Mikrofon bitte. Die erste Strophe. Unüberwindlich starker Held, Sankt Michael, komm uns zu Hilfe, zieh mit zu Feld. Hilf uns im Streite, zum Sieg uns leite. Das sehe ich doch ziemlich militärisch. Entschuldigung, das ist natürlich militärisch, aber die Frage ist, aus welcher Sicht und aus welcher Seite. Ich habe letzte Woche mal alle Strophen durchgelesen, ich habe sie jetzt nicht hier. Also das wäre jetzt schön zu sehen, wie es weitergeht. Es gibt Überlegungen, dass David auch gezielt der Folge der Strophen nachgeht, zumindest im ersten Satz, wo der Kantus 4. Mus mehrmals kommt. Aber ich weiß nicht, ob das der allerjüngste analytische Befund ist. Es ist zumindest eine Theorie zur Deutung. Also man müsste wirklich den ganzen Text des haben. Und ja, wie gesagt, also ich weiß nicht, einen Endsieg würde ich darin jetzt nicht sehen. Da hätte es andere Lieder gegeben, als jetzt gerade das, das den heiligen Michael besingt. Jetzt war vorhin die Rede von Fragen des Publikums. Ich habe eine Frage an das Publikum, weil ich annehmen darf, dass Sie großmehrheitlich aus der Region sind. Der Titel Heldenehrung ist gefallen. Ich war sehr erstaunt. Ich habe das einfach mal gegoogelt vor ein paar Monaten. von David, wo gibt es den Terminus? Und ich bin dem Terminus begegnet. Für Totengedenkfeiern, auch noch in den vergangenen Jahren, also gar nicht mal so in den ersten Nachkriegsjahren, sondern vor nicht allzu langer Zeit, ist Ihnen das bekannt? Es sind ausschließlich österreichische Quellen, die mir diesen Begriff vor Augen führen. Veranstaltungshinweise, Ankündigungen in Gemeindeblättern, auch von Kirchgemeinden. Bitte, das Mikro. Nein, wir haben hier ein Publikumsmikro, danke. Ich erinnere mich da wirklich gut an meine Ministrantenzeit. Also ich bin Jahrgang 1948 und ich vor allem zu aller Heiligen bei diesem Gedenken war Heldenehrung allein dieses Wortes. Also das ging ganz, ganz intensiv. Das war so wichtig und wurde es eigentlich ständig verwendet. Jetzt ist natürlich das Gedenken an tote Menschen eine Sache, aber eine Vertonung auf Hitler-Worte eine andere. Und ich denke, da steckt der Knackpunkt auch drinnen. Aber ich verstehe schon, was Sie meinen. Dieses Prozedere und dieser Ritus, der hier einfach auch gebräuchlich ist. Nichtsdestoweniger das Wichtige ist, worauf greift die Musik jetzt textlich zurück? Bitte hier ist noch eine Meldung. Bitte hier ist eine Meldung. Wunderbar. Ja, es war von Fragen des Publikums und da möchte ich die Gelegenheit nutzen, noch Fragen zu stellen. Und zwar hätte ich zwei. Das eine ist, es gibt ja auch ein Leben von David nach 1945. Und wenn ich mich erinnere, hat er ja auch den großen Staatspreis in Österreich bekommen, er hat das Bundesverdienstkreuz bekommen. Hatte ja auch den großen Staatspreis in Österreich bekommen, er hat das Bundesverdienstkreuz bekommen. Und eigentlich müsste ja so jemand, der so eine prominente Stelle gehabt hat, ja auch ein Nazifizierungsverfahren durchgemacht haben. Und er liegt ja sogar, glaube ich, hat einen Ehrengrab in Wien noch am Friedhof. Jetzt würde mich interessieren, wie hat denn die Zeit nach 1945 auf David geblickt? Gibt es da irgendwie Quellen? Gibt es da eine Einordnung? Und die zweite Frage ist für die Leute, die nicht in der David-Forschung so firm sind, wer ist denn dieser Herr Kohl und warum ist das alles so heikel? nach 1945 wer möchte frau gold ja ja also ich kann einsteigen also man hat in leipzig versucht ihn sofort wieder sozusagen für leipzig da den faden nicht reißen zu lassen im prinzip und hat sich unglaublich stark gemacht, David wieder nach Leipzig zu holen. Das ist vor allen Dingen Karl Straube, der den ersten Bürgermeister nach dem Krieg in Leipzig, Erich Zeigner, da auf seine Seite zu ziehen versucht hat. Zeigners Tochter hatte auch am Konservatorium also an der Hochschule studiert und hat da wahrscheinlich sozusagen einen Bezug gehabt zu den Dingen. Also der Zeigner, der Oberbürgermeister geht Karl Straube regelrecht auf den Leim und hinterfragt da doch auffällig wenig, was da an politischer Verstrickung im Nationalsozialismus gewesen ist. Aber Zeigner stirbt relativ rasch nach dem Krieg und um ihn rum scharen sich dann, oder an seiner Stelle sind dann eher Leute, die wesentlich kritischer sind und die reinleuchten und die wissen wollen und die auch befragen, wie das um die, um diese Artikel um den musisch-soldatischen Menschen etc. bestellt ist. Der ist ja übrigens auch nur, diese Feldpostbriefe sind ja nur in einer Version erhalten und zwar in der Deutschen Nationalbibliothek in Leipzig. Anderweitig gibt es die sozusagen zumindest in der Sammlung nicht, über die Kriegsjahre verteilt. Das macht es also auch relativ schwierig. Man versucht in Salzburg dem Ganzen Herr zu werden, indem man ja offenbar eine Klage anstrebt, wo man immer noch nicht so richtig weiß, was ist denn da nun ganz genau Gegenstand, Straube spiegelt, dass es zum einen um die Motette geht und zum anderen um diesen musisch-soldatischen Menschen, um diese Geschichten, wo sich David geäußert hat, aber auch das ist bisher nicht so ganz klar zu kriegen. In Leipzig gab es kein Entnazifizierungsverfahren. Da wird ganz klar gekündigt worden und das war's. Deswegen ist diese Frage nach der Rezeption hier in Österreich natürlich umso wichtiger, die zu stellen und da wird wahrscheinlich oder hoffentlich die Veröffentlichung, die dann für Herbst 2022 jetzt angekündigt ist, doch einigen Aufschluss bringen. Also das bleibt ganz stark zu hoffen, weil da stehen offenbar ja auch noch ein paar Diskussionen ins Haus. Und hoffentlich kann man sich dann dem wirklich auch quellenmäßig verlässlich nähern und nicht nur über Straube schreibt, dass er gehört hat, dass, also das wäre ein bisschen wenig, aber es kann schon sein, weil ich habe ja diese Arbeit über die Hochschule in Leipzig letzten Endes deswegen geschrieben, weil ich um das Jahr 2000 in diesem Hochschularchiv stand und dachte, um Gottes Willen, hier ist nahezu keine einzige Quelle, die Bezug nimmt auf diese Existenz der Lehranstalt in dieser Zeit. Das kann doch gar nicht sein. Also das ist sozusagen diese Geschichte gewesen und das kann schon sein, dass die Quellenarmut und die mangelnde Quellendichte in Salzburg eben auch so ein Punkt ist, der nicht, das werden wir sehen dann. Ja, danke. Ich möchte jetzt noch kurz ergänzen zu St. Michael Führer und 1933 in Österreich. Der Austrofaschismus ist dabei, sich zu formieren. Der Austrofaschismus ist dabei, sich zu formieren. Es gibt die Proklamation dieser Diktatur, groß inszeniert am Trabrennenplatz in Wien. Und zuvor gab es noch eine Gedenkfeier zur Türkenbelagerung in Wien. Und dann gab es im gleichen Atemzug ein groß, groß organisiertes Weihfest, das sozusagen jetzt die Geistlichkeit und die austrofaschistische Staatsform geeint auch zeigen soll. Und dieses Weihfestspiel hatte den Titel St. Michael führe uns. Also auch jetzt der Erzengel, der gegen das Satanische und Böse siegt und so die austrofaschistische Diktatur, die Geistlichkeit sich an die Seite holt. Also das ist nur jetzt ein Blick nach Österreich 1933. Gut, jetzt gibt es natürlich noch eine besondere Sache, die ich ja nicht vergesse. Ich blicke in Richtung David-Trio. Sabine Reiter, die Violinistin des Trios, hat Johann Nepomuk David als Teil ihrer Familie. Sabine, bitte. Hier gibt es familiäre Verbindungen. Hier gibt es familiäre Verbindungen. Einerseits von meiner Oma aus Erzählungen, sie hat ihn regelmäßig in Deutschland besucht und aus Erzählungen, die sehr spärlich waren, muss ich ganz ehrlich sagen, habe ich immer nur den Eindruck gehabt, dass er ein unheimlich arbeitender und sehr fleißiger Mensch war, der aber auch sehr streng war mit sich selber und mit der Umgebung, mit allen Personen, die ihn umgeben haben. Und auf der anderen Seite habe ich mit Lukas David, seinem jüngeren Sohn, jetzt seit vielen Jahren, also seit 15 Jahren ungefähr, einen regelmäßigen Kontakt. Und auch von seiner Seite gibt es für mich das gleiche Bild von seinem Vater, Aber auch ein unheimlich gescheiter und sehr fleißig arbeiteter Mensch war. Viel mehr kann ich zu seiner Persönlichkeit eben nicht sagen, weil ich ihn leider nicht kennenlernen konnte. Du bist die Großnichte. Ich bin die Großnichte. Ich war 17, wie er gestorben ist. Du bist die Großnichte. Ich bin die Großnichte. Ich war 17, wie er gestorben ist. Genau, und er war ja zu der Zeit natürlich schon in Stuttgart bis zu seinem Tod. Und wir haben in Linz gelebt. Also mein Vater war derjenige, der auch uns dazu gedrängt hat, ein Streich-Trio zu gründen, damit wir diese Streich-Trios von Johann Nepomuk David aufführen können. Und das war eine Initiative meines Vaters, der Johann Nepomuk David sehr verehrt hat. Und insofern bin ich ihm auch sehr dankbar, dass er das gemacht hat, weil das Eindringen in diese Musik für uns schon sehr, sehr lehrreich ist und war und eine sehr bereichernde Arbeit ist. Vielen herzlichen Dank. Ich bleibe noch kurz beim Trio. Peter Aigner beschäftigt sich ja nicht jetzt nur, was das Streich-Trio anbelangt mit der Musik von David. Und ich habe vor, die Musik gegen Ende noch einmal sprechen zu lassen. Was ist dir darin ein Anliegen? Mir ist ein Anliegen, eine Frage an die Runde zu stellen, nämlich an die Frau Goltz und den Herrn Dümbling. Wenn Sie jetzt Musik von David hören, wie geht es Ihnen da dabei? Ich meine, wir haben jetzt, als David-Trio spielen wir seit 19 Jahren zusammen. Und wir haben damals natürlich, also wir kannten schon Musik von David. Wir sind im Musikgymnasium alle drei gewesen und dort wurden die Chorstücke wirklich gepflegt. Und wie die Sabine erzählt hat, wir hatten die Gelegenheit eben als Streich-üger dann diese Werke kennenzulernen. Völlig unvorbelastet, muss ich dazu sagen, wir sind halt keine Musikwissenschaftler. Natürlich beschäftigen wir uns schon mit dem Leben von Komponisten, ganz egal. Aber natürlich viele Dinge haben wir damals nicht gewusst, die wir jetzt, nicht nur jetzt, erfahren haben. Aber wie geht's Ihnen, wenn Sie Musik von David hören? Das würde mich interessieren. Kann man das noch unvorbelastet hören oder genauso wie wir natürlich auch nicht mehr unvorbelastet David spielen können. Irgendwas bleibt ja da hängen. Wir versuchen, die Musik zu präsentieren. Sollen wir weiter David spielen? Sollen wir es nicht spielen? Es ist natürlich schön, wenn man eine Einheit hat zwischen einem wunderbaren Menschen und einem großen Künstler. Ich bewundere deswegen zum Beispiel Bella Bartok. Da sehe ich einen idealen Menschen, der Humanist war, der Internationalist war, Antifaschist war, mit einer grandiosen Musik. Aber es gibt dann Leute wie Richard Wagner, die grandiose Musik schreiben. Wir wissen, das sind schreckliche Antisemiten. Und das kann natürlich dann nicht bedeuten, dass man nicht mehr Wagner spielt. Das wäre ja nun wirklich grauenvoll. Aber man sollte es schon im Hinterkopf behalten, dass er seine Schwächen hat als Mensch, Richard Wagner. Ich erwähnte auch Arnold Schönberg. Das war ein ganz autoritärer Charakter, der Arnold Schönberg. Gefürchtet und auch sehr streng. Sehr streng war übrigens noch jemand, Anton von Webern. Und da sehe ich auch gewisse Bezüge, auch in dieser Gesetzlichkeit mit Krebs und weiteren Spiegelungen. Und da wissen wir leider auch, dass Anton Webern der NS-Elogie sehr nahe stand. Er hat also dann gesagt, grandios, jetzt kommt der Führer, das hat doch Stefan George immer schon prophezeit, jetzt ist er da. Schönberg war entsetzt, als er das dann irgendwann geahnt hat. Aber das kann nicht bedeuten, dass man Webern nicht mehr spielt. Das ist so. Es gibt die Menschen, die vollkommene Einheit sind von großen Menschen. Und es gibt die, wo man sagt, wir konzentrieren uns jetzt nur auf die Musik. Es ist nicht so, dass man den Menschen damit vollkommen verdammen müsste. Ich habe mich ja auch mit seiner Musik beschäftigt. Ich habe die Analysen der Invention, der Bach-Invention mit Begeisterung gelesen oder der Jupiter-Sinfonie. Ich habe das jetzt erst später erfahren. Ich muss dann schon sagen, das hat mich doch getroffen, als ich das gehört habe mit den Hitler-Worten. Aber das würde mich nicht hindern, überhaupt nicht mehr seine Musik zu hören. Das wäre auch eine Sicht, die sozusagen zu sehr moralisch aus unserer Zeit heraus das Ganze betrachtet. Und je mehr man sich mit solchen Biografien beschäftigt, desto mehr lernt man die Grautöne schätzen und auch wahrnehmen. Also das ist eben, das meinte ich vorhin mit diesem nicht-statischen Menschenbild. Also wir haben ja nicht wie in so einem Drama jetzt irgendwie eine Figur vor uns, die halt den und den Charakter hat, sondern da gibt es ja Veränderungen. Da hat, so ist vorstellbar bei David zum Beispiel, dass er nach diesem Gutachten vom Juni 1937, dass er da selber auch erschrocken gewesen ist und dass er da, er hatte Familie, er hatte zwei Söhne. Also das lässt einen nicht unberührt. Insofern ist das wirklich ein ganz großer Kosmos, der auch menschlich und auf gar keinen Fall jetzt einfach so mit dem moralischen Rasenmäher irgendwie eine Kante geschnitten kriegen muss. Überhaupt gar nicht, sondern es ist einfach eine ganz vielschicht, desto klarer wird hoffentlich auch, was für den Einzelnen einfach an dem Erfordernis an Zivilcourage zu jeder Zeit notwendig ist. Eben wirklich die Stimme zu erheben im richtigen Moment und nicht zu warten und nicht zu schweigen und sich nicht hinter irgendwas zu verstecken und zu sagen, das ist eben das System, sondern da einfach auch eine Haltung zu entwickeln. Ich bin sehr froh über diese Worte und ich bin aber gleichzeitig auch unglaublich froh über alles, was heute hier angesprochen wurde, mit dieser Deutlichkeit und auch mit dieser, das ist unantastbar her, einfach auch von den Fakten, wenn wir wissen, es gibt dieses Stück und wenn wir wissen, es gibt diese Texte. Es ist jetzt so, die Kepler-Salone enden normalerweise um Punkt 21 Uhr. Ich möchte hier noch ganz kurz eine Wortmeldung hereinnehmen und bitte um eine kurze Antwort, weil dann wird noch Musik erklingen. Bitte. Ich weiß nicht, ob das... Ah, jetzt ist es... Herr Wamser, die Frage geht an Sie. Ich habe es vorher, bevor ich herkam, nochmal nachgeschaut. Warum steht das Werk, von dem Frau Wagner jetzt so überzeugt und froh sagte, Werk, von dem Frau Wagner jetzt so überzeugt und froh sagte, dass es existiert und dass es wichtig ist, dass das ein Faktum ist. Warum steht es nicht im Werkverzeichnis? Entschuldigung, ich muss unterbrechen. Ich habe nicht gesagt, ich bin froh, dass es existiert. Ich habe gesagt, ich bin froh, dass es hier angesprochen wurde. Das ist ein großer Unterschied. Ein sehr großer. Warum steht es nicht im Werkverzeichnis auf Ihrer Website? Da muss ich ganz ehrlich sagen, so genau kenne ich das gar nicht. Das wurde übernommen. Auf der Website der Johann Nepomuk David Gesellschaft gibt es ein umfassendes Werkverzeichnis, in dem sämtliche Werke von Johann Nepomuk David aufgeführt sind, ob gedruckt oder ungedruckt, bis auf eins. Wie gesagt, ich müsste jetzt wirklich nachschauen. Das wurde übernommen bei der Herstellung dieser Website, wobei da war ich nicht dabei. Müsste ich jetzt nachschauen. Ich habe da immer wieder dran herumgebastelt und verändert den Punkt, wenn es so ist, wie Sie sagen, habe ich nicht korrigiert, weil er mir nicht aufgefallen ist. Wobei ich nicht weiß, es gibt ja zwei verschiedene und wie ich vorhin schon gesagt habe, konkurrierende Homepages. Es steht auf beiden nicht. Okay, weil die sind schon sehr oft verwechselt worden, dann müsste das wohl nachgetragen werden. Wie gesagt, bisher hatten wir anderes zu tun oder ist das einfach nicht aufgefallen. Also ich weiß, dass ich mal die Kammermusik durchgegangen bin, dass ich andere Sparten durchgegangen bin. Ich habe, glaube ich, nie durchgeschaut, was ist bei der Chormusik jetzt wirklich aufgeführt und was nicht. Aber das könnte natürlich nachgetragen werden. Also ich möchte niemandem, der dazu beigetragen hat, dass dieses Werkverzeichnis so ist, wie es ist, da irgendeine Absichtlichkeit unterstellen. Gut, danke. Also ich muss da noch mal jetzt auch nachhaken, wenn man sich mit den Dingen beschäftigt, mit denen ich mich beschäftige, dann ist man nicht froh, dass solche Stücke existieren, sondern dann ist man froh, dass es angesprochen wird, dass sie komponiert wurden. Ich fand gerade die abschließenden, schließenden Worte sehr, sehr gut, weil es ja nicht so ist, dass wir da sitzen und richten, sondern einfach versuchen, das, was Tatsache ist, in das Gespräch zu holen und in den Blick zu holen. Also ich war da sehr, sehr dankbar für das Stichwort Grautöne, weil das ist mir eigentlich auch durch den Kopf gegangen in verschiedenen Situationen. Es gab zu diesem Thema sehr viel Schwarz-Weiß-Malerei. Und die Konstruktion des Gegensatzes vom bösen Nazi zum Widerstandskämpfer und dazwischen habe nichts gelegen. Das ist natürlich jetzt eine Vergröberung, aber als Anfang der 80er Jahre, das ist ja sehr lang her, das entsprechende Buch wurde 1982 veröffentlicht und hat große Verbreitung erreicht, diese Heldenehrung Weidenkreisen bekannt wurde. Da haben gewisse Kreise natürlich sofort gesammelt, was sich über David sagen lässt und in gewissermaßen heilig gesprochen zu also nicht mehr zu lebzeiten er war fünf jahre tot aber haben ihn heilig gesprochen der kann doch sowas gar nicht in böser absicht gemacht haben also wenn er es gemacht hat steckt eine gute absicht dahinter ich vereinfache jetzt aber es hat natürlich sehr viel hagiografie sehr viel heiligen geschichtsschreibung gegeben genauso genauso wie es natürlich auch von anderen Seiten eher unsachliche Äußerungen oder unsachliche Beschäftigungen mit dem Thema gegeben hat. Also ich denke, die Schwarz-Weiß-Malerei und die Unsachlichkeit haben da lange Zeit die Diskussion auch sehr vergiftet, weil jede übereilte und jede halbherzige Beschäftigung dann wieder entsprechend starke Gegenreaktionen ausgelöst hat. Und ich denke, das sollte der Vergangenheit angehören. Also insofern vielen Dank für die Grautöne. Also ich habe die Diskussion hier durchaus so miterlebt, dass sie versucht, das Ganze zu überblicken, aber unser Thema ist, zu schauen, welche an welchen Gegebenheiten lässt sich Nähe und Distanz zum Regime des Nationalsozialismus festmachen. Das war das Thema. Nun blicke ich in die Runde und bedanke mich sehr, sehr groß bei Ihnen. Danke, Frau Golds. Danke, Herr Dümmling. Danke Herr Wamser. Für die weite Reise, das ist so der äußere Punkt, aber für Ihre Forschungstätigkeiten, für Ihre Empathie und Ihren Idealismus, heute hier zu sein. Herzlichen Dank. Ich bedanke mich bei Ihnen fürs interessierte Zuhören und freue ich mich über Ihre Anwesenheit hier. Ich bedanke mich bei den Personen, die uns via Livestream begleitet haben. Ich bedanke mich beim Salon-Intendanten Norbert Travöger, dass es möglich ist, die Veranstaltungsreihe Wagners Dunkelkammer mit solchen Themen hier abhalten zu können. Haben Sie einen schönen Abend. Auf Wiedersehen.