Stifterhaus Außerhaus ist der Titel unserer Veranstaltungsreihen außerhalb des Stifterhauses und ein ganz besonderer Dank geht an dieser Stelle an den Musikpavillon und Frau Sarah Lang vom Magistrat Linz, die uns in der Planung dieser Veranstaltung immer zur Seite gestanden hat und unsere Fragen immer super und sofort beantwortet hat. und sofort beantwortet hat. Heute Abend unsere Gäste sind die Schriftstellerin Theresa Preahor und der Leiter des Kulturressorts der oberösterreichischen Nachrichten, der die Moderation übernehmen wird, Herr Peter Grubmüller. Herzlich willkommen. Thema des heutigen Abends ist Theresa Preahers neues Buch, das im Wallstein Verlag erschienen ist. Das Glück ist eine Bohne. Ich danke vielmals. Auch natürlich am Büchertisch vorhanden, um gegebenenfalls ein Exemplar nach der Veranstaltung zu erwerben. Ich wünsche Ihnen einen ganz wunderbaren Abend und übergebe das Wort an Peter Gugel. ist. Teresa Breuer wurde 1979 in Linz geboren, allerdings fast nur geboren, weil ihre Eltern haben sie dann gleich mehr oder minder mehrfach übersiedelt, zunächst nach Schörfling am Attersee, dann nach Graz, später nach St. Johann in Pongau, wo sie schließlich dann auch aufgewachsen ist. Teresa Breuer ist ein multiples Talent. Für jene, die sie bisher vielleicht nur als bildende Künstlerin gekannt haben, werden sie vielleicht jetzt durch ihr literarisches Schaffen überrascht sein. Jene, die sie als Literarin nur gekannt haben, lassen sie sich auch von ihr als bildende Künstlerin überraschen. Das lohnt sich. Teresa Breuer hat studiert Germanistik in Salzburg und Bildende Kunst in Berlin. Sofern ich irgendwas Falsches sage, bitte korrigieren Sie mich. Und dann war gleich einmal ihr Romandebüt, nämlich für den Herrscher aus Übersee. Grund, dass ihr der Aspekt der Literaturpreis des ZDF überreicht worden ist und auch dieser ZDF-Aspekte-Preis. Sie wissen, wie das ist bei Journalisten, die werden oft erst durch Preise auf Schriftsteller aufmerksam, so war es in meinem Fall genauso. Ich habe zu der damaligen Zeit versucht, ein Interview mit Teresa Breuer zu bekommen und sie hat sich geweigert, es persönlich oder telefonisch zu führen, weil Teresa Breuer hat vorgeschlagen, wir schreiben einander. Und was dort stattgefunden hat, sprich wir haben E-Mails geschrieben, es war gewissermaßen ein E-Mail-Chat. was in diesem E-Mail-Chat stattgefunden hat, beschreibt auch sehr gut die Künstlerin Theresa Breuer. Es besteht nämlich dadurch die Möglichkeit, Worte aufs Neue zu wiegen, auf ihre Emotionalität zu überprüfen, auch möglicherweise dem ersten Gedanken zu misstrauen und durch zweiten, durch einen zweiten Besseren zu ersetzen. So in etwa ist es bei ihrer Literatur. In ihrer Literatur, wie sie jetzt auch in Das Glück ist eine Bohne vorliegt. Nicht nur ich bin begeistert, sondern die gesamte Literaturkritik ist begeistert von dieser Sammlung an Geschichten, Kurzgeschichten, Essays. Ja, ich würde sagen, wir starten einmal mit einer Erprobe davon. Schönen Abend, es freut mich sehr, hier zu sein, in einer Stadt, in der ich jetzt schon länger nicht mehr wohne, wirklich nur als Säugling war. Eigentlich hätten meine Eltern auch hierbleiben können, das wäre eh nicht so blöd gewesen, denke ich mal eigentlich. Ich weiß nicht, was diese Umzüge sollten. Ja, und in einem Hotel untergebracht zu sein und vor Leuten zu lesen, alles, was ja jetzt so ungefähr eineinhalb Jahre nicht so möglich war. Und als ersten Text habe ich Ihnen einen Text mitgebracht, der nicht im Buch ist, damit Sie auch was davon haben, was exklusiv ist, dass nur Sie hören können, die hierher gekommen sind und diesen Aufwand nicht gescheut haben mit Anmeldung und so weiter oder die spontan gekommen sind, was mich echt unglaublich freut. Ich lese einen Text, ich bin gefragt worden von der Stadtzeitung Falter in Wien, wie die Zeit in der Pandemie für mich so gewesen ist. Das gab es als Frage für alle möglichen Künstlerinnen und Kulturschaffenden unter Anführungszeichen. Und man konnte natürlich viel jammern. Ich hatte auch was zu jammern, aber schreiben kann man ja mit und ohne Pandemie. Schreiben kann man mit und ohne Pandemie, auch wenn die Pandemieforscher seit einem Jahr bei mir am Frühstückstisch sitzen. Eigentlich sitzen ausschließlich sie am Frühstückstisch ohne mich und ich muss hinterher die Brösel aufkehren. Vielleicht kennen Sie das auch von sich zu Hause. Die Milch ist aus, die Eier das Brot. Alles haben die Pandemieforscher aufgejausnet, aber einkaufen gehen sie nie. Die Pandemieforscher müssen ihre Forschung vorantreiben, gerade in Zeiten der Pandemie. Dafür habe ich Verständnis. Ich verlasse die Wohnung und die Pandemieforscher rufen mir nach, Mundschutz tragen. Am Anfang der Pandemie hielt ich den Mundschutz noch für eine Finte der Pandemieforscher. Sie wollten in meiner Küche doch ihre Ruhe haben für die Forschung und jedes Wort von meiner Seite, auch wenn ich kaum je Widerspruch einlegte, hätte sie aus ihrer Pandemie-Forschungskonzentration gerissen. Bei mir wohnen zwei von ihnen, eine Frau und ein Mann, ein Pandemie-Forscher-Ehepaar. Jeder bekommt ja durch die Stadt Wien oder die Stadt Linz jemanden zugeteilt, Sie wissen das sicher. Die einen haben die Virologen am Tisch sitzen, die anderen die Wahrscheinlichkeitsmathematiker. Eine meiner besten Freundinnen hat es ganz schlimm erwischt. Bei ihr ist ein Zukunftsforscher eingezogen. Der wusste schon vor der Pandemie, wie sich unsere Gesellschaft nach der Pandemie verändert haben würde. Seither ist er unleidlich und duldet in der Gegenwart keine Abweichung von seinen Prognosen. Dass wir, wie er selbst noch vor einem Jahr in einem großen Artikel über die Zukunft der postpandemischen Gesellschaft prognostiziert hatte, Wissenschaft prognostiziert hatte, durch die Pandemie so viel lernen würden über uns als Menschheit, würde halt auf ihn persönlich überhaupt nicht zutreffen, beschwert sich meine Freundin. Unter anderen Umständen, nämlich nicht unter denen einer weltweiten Pandemie, hätten wir uns spätestens jetzt verabredet im Café Jelinek, wo man sich gegenseitig so schön das Herz ausschütten kann beim Kaffee trinken. Jammer auf hohem Niveau, rufen die Pandemieforscher aus meiner Küche. Uns beschäftigt schließlich eine weltweite Pandemie, die uns auch die nächsten Jahre und Jahrzehnte nicht verlassen wird. Ihr jammert aber auch ganz schön viel rum, sage ich zu den Pandemieforschern. Aber die haben sich wieder über ihre Studien gebeugt. Die Pandemieforscherin, die seit über einem Jahr nicht beim Friseur gewesen ist, vergräbt grübelnd ihre Finger in ihren viel zu langen Haaren. Der Pandemieforscher zerbricht sich den Kopf und kaut dabei an meinem Bleistift. Ob das denn virentechnisch unbedenklich sein kann, frage ich mich und unterdrücke dabei ein leises Schauern. Ich mache leise Kaffee in der Küche, frage noch leiser, ob die beiden auch eine Tasse wollen. Die Pandemieforscher nicken, wie selbstverständlich. Gut, flüstere ich, sie leisten wertvolle Arbeit. Die Pandemieforscher nicken wieder. Sie schenken sich Kaffee ein, sie schenken sich Kaffee nach. Zwei, drei, vier, fünf, sechs Mal. Bisschen auch auf mich achten, murmle ich passiv-aggressiv. Die Pandemieforscher blicken gleichzeitig von ihren grafischen Darstellungen auf und haben dabei diesen Blick aufgesetzt, den ich gut von ihnen kenne. Dieser Blick ist aktiv-aggressiv. Die Pandemieforscher blicken gleichzeitig auf, sind aktiv aggressiv. Und dieser Blick stellt stumm die Frage, bist du etwa Systemerhalterin? verkrault mit diesem Blick. Er hatte ihnen ganz zuversichtlich seine Systemrelevanz plus Resilienz minus Vulnerabilität dargelegt, als die beiden Pandemieforscher bloß den Kopf schüttelten und vernichtende Wörter in den Mund nahmen wie Aerosole. Dass wir Menschen solche Virenschleudern sind, ist mir erst bewusst, seit die Pandemieforscher bei mir wohnen und mich täglich neu damit konfrontieren. Sie selbst haben, um sich und mich zu schützen, das Haus seit über einem Jahr nicht mehr verlassen. Auf meine Frage nach ihrer sogenannten Welthaltigkeit, die ja der erzählenden Literatur so gern abverlangt wird, antworten sie, ihre Studienergebnisse seien im kleinen Mikroskop gestützt und im großen hochgerechnet. Apropos hochgerechnet, fügt die Pandemieforscherin vorwurfsvoll an, wenn ich mir das Innenleben deines Kühlschranks so ansehe, dann gehen diesem Haushalt spätestens übermorgen die Lebensmittel aus. Spätestens morgen, korrigiert der Pandemieforscher, mahnend und greift beherzt nach dem letzten Stück Kuchen. Jetzt sind sie sich, fürchte ich, gleich wieder uneinig. Und ich frage mit letztem Mut, bevor ich fluchtartig die Wohnung Richtung Supermarkt verlasse, wie lang die Pandemieforscher denn noch hierbleiben wollen. Die nächsten zwei Wochen werden entscheidend sein, antworten die Pandemieforscher wie aus einem Munde. Jetzt merke ich über die Monate, dass nicht das Haus verlassen haben und nicht vorgelesen haben, dass ich irgendwie schon so altersweitsichtig werde und die zeilen springen das ist echt auch ein zusatzschaden diese zeit die gleiche dioptrienanzahl kann aus der brille ist groß genug für zwei Du hast das Thema selbst ins Spiel gebracht. Inwieweit ist dir Corona selbst persönlich als Künstlerin, aber auch in deinem täglichen Leben nahegekommen? Ja, das war ganz interessant für mich jetzt. Ich war davor eigentlich sehr viel unterwegs mit Lesungen und habe das einerseits sehr genossen. unterwegs mit Lesungen und habe das einerseits sehr genossen, das ist ja auch das, was man sich als ehemals junger Mensch so sehr gewünscht hat, unterwegs zu sein und eingeladen zu sein und mit diesem Beruf sein Geld zu verdienen. Und das wurde mir dann auch jetzt schon so ein bisschen viel, also vor eineinhalb Jahren. Und dann habe ich so ein Gebet gegen den Himmel geschickt. Und dann habe ich so ein Gebet gegen Himmel geschickt. Ja, also jetzt sage ich nichts über Gläubigkeit oder Ungläubigkeit. Jedenfalls, ich habe es gegen Himmel geschickt und es kam zu laut an. Also diese Ruhe, die ich mir irgendwie gewünscht habe von den Pandemie-Forschern, die trat zu stark ein. Also es war dann auch so, und das ist jetzt der weniger lustige Teil, ein sehr guter Freund von mir, auch ein Schriftsteller, hat darüber auch geschrieben, deswegen kann ich sagen, das ist der Jonas Lüscher, ein Schweizer Münchner Schriftsteller, der wäre wirklich, also der ist, sag ich jetzt, unsere Generation, also blutjung und fit und alles und der war ziemlich am Anfang so schwer erkrankt und lag wirklich wochenlang im künstlichen Koma. Und das war ganz am Anfang dieser Pandemie. Und insofern hat sich mir das also wirklich als ganz bedrohlich dargestellt. Und ich habe die erste Zeit nicht arbeiten können. Und ich habe auch den Ernst der Lage somit, also muss ich sagen, erkannt. Und als es ihm dann Gott sei Dank irgendwann besser ging, habe ich mich auch irgendwie eingefunden, ein Gedicht zu schreiben über die Zeit. Und weil man ja nicht raus konnte, habe ich das in meiner eigenen Wohnung am Handy aufgenommen. Die Soundqualität ist ganz gut übers Handy. Also ich glaube, wir Schriftstellerinnen und Schriftsteller haben einiges jetzt übers Handy immer wieder aufgenommen und ans Radio schicken können. Es war ja auch praktisch, dass man sich selbst so technisch hochgerüstet hatte. Aber Sie wissen das vielleicht, wenn man eine Aufnahme macht, die darf nicht zu sehr hallen. Insofern muss man sich eigentlich in seinen eigenen Kleiderschrank zurückziehen. Und so saß ich dann so in meinem Kleiderschrank und habe dieses Gedicht eingesprochen. Und dann wurde es gesendet in Deutschland. Also das sind so ganz groteske Zusammenhänge zwischen Rückzug und dann ja doch die Möglichkeit haben zu publizieren und Gott sei Dank hat man das mit diesem Beruf. Also das ist ja sowohl Rückzug, man könnte auch sagen, man ist vorbereitet als Schriftstellerin auf eine Zeit der Quarantäne und ich würde sagen, das ist man auch oder als Künstlerin. Aber arbeiten kann man nicht oder kann ich nicht, wenn man sich bedroht fühlt. Und so war das für mich am Anfang wirklich. Eine Verheerung von Krisen ist ja, wenn man mittendrin steckt, weiß man nie, wann sie zu Ende ist. Das weiß man dann immer erst in der Rückschau. War ja gar nicht so schlimm, weil es hat ja nicht so lange gedauert. Das Buch erschien im März, war mir nicht äußerst, 2021, da war noch kein Ende in Sicht. Also zumindest hätten wir noch kein Datum gehabt, wenn wir uns wieder heute so begegnen dürfen. Inwieweit hat dann dennoch Corona mit dem Erscheinen dieses Buchs zu tun gehabt? Ich muss sagen, dass wir das auch ein wenig verschoben haben. Also es hätte vielleicht schon im Herbst 2020 erscheinen können. Und ja, da waren dann teilweise auch die Buchhandlungen nicht offen. Es war ja auch in Deutschland die Situation dann manchmal nochmal anders. Und vielleicht sogar ein strengerer Lockdown teilweise. Und auch der Verlag konnte eigentlich nicht vorausplanen. Die haben auch jetzt zu mir gesagt im März, sie konnten auf keine Erfahrungswerte zurückgreifen, wie hoch soll die erste Auflage sein. Und es ist dann doch jetzt so ein Buch, es ist eben eine Sammlung von Texten, die sind verstreut erschienen, die habe ich nochmal zusammengesammelt, überarbeitet und hatte immer dieses Buch im Kopf und habe Aufträge angenommen, um für dieses Buch zu schreiben. Und das ist auch ein Buch, das man von vorn bis hinten lesen sollte, weil die einzelnen Geschichten motivisch dann doch wieder aufeinander verweisen. Und manches ist unveröffentlicht, manches gab es nur im Radio als Hörtext. Also es lag mir wirklich sehr am Herzen und war schon sehr lang geplant, das Buch zu machen. Dass es jetzt so gut passt, weil man es irgendwie, ich glaube, man kann es so am Nachtkastel liegen lassen und kann eine Geschichte lesen und dann schläft man ein, weil man noch immer Corona erschöpft ist. Nein, man schläft nicht ein. Man schläft nicht ein, aber nach einer Geschichte kann man schlafen gehen und am nächsten Morgen frisch beim Frühstückscafé wieder weiterlesen. Also es ist eigentlich ein Buch, das sich da, glaube ich, eignet und so wurde es mir auch vermittelt, dass das doch jetzt ganz gut angenommen wird. Oder wie soll man das sagen? Ich klinge schon wie eine Vertreterin, sollte ich jetzt auch nicht. Aber es freut mich dann auch, weil ich nicht wusste, wird das Buch auf Interesse stoßen und deswegen ist das natürlich sehr beglückend für mich, dass das auf Interesse stieß und stößt. Da würde ich fast sagen, bewirb dich gleich weiterhin selbst. Genau. Ja, also in der Vorbereitung des heutigen Abends habe ich überlegt, es gibt einige Sommertexte in dem Buch. Zuerst fand ich die passender und dann habe ich mir wieder gedacht, naja, aber es ist so heiß, vielleicht lese ich doch ein paar Wintertexte, sodass wir uns da ein bisschen abkühlen können. Und ich werde jetzt zwei Texte lesen. Der eine ist über Phil. Ich war als Snowboard-Lehrerin, also ich war nicht immer so eine intellektuelle Schriftstellerin, sondern ich war auch mal eine wilde Snowboard-Lehrerin mit 18 und musste mich ja beim Aufwachsen im Gebirge auch durchsetzen und das kann man nur durch Sport. Also wenn man da sagt, man liest, dann wird man glaube ich gleich, na so gemein ist das auch nicht. Es gab schon auch einige Leute, die lesen und ich habe noch immer Freunde aus der Zeit, die einer ist zum Beispiel Redakteur beim Profil geworden. Also es gibt dann doch ein paar Leute, aber man muss sich irgendwie durch Sport auch durchsetzen. Insofern habe ich das, wir sind ja da, du hast das so vorher beschrieben, wir sind ja oft umgezogen und ich war doch ein wenig zuerst einmal ein Stadtkind dann oder ein Kleinstadtkind, das dann so in diese Marktgemeinde in den Bergen kam und nicht Dialekt sprechen konnte. Darum geht es manchmal in diesen Geschichten, um die Sprache. Oder das nicht ganz dazugehören oder dazugehören wollen. Und ich habe das aber dann doch gelernt mit dem Dialekt, aber erst vier Jahre später. Also die ganze Volksschule hindurch habe ich es geschafft, so ein komisches österreichisches Hochdeutsch zu sprechen. Und ja, genau. Dann habe ich Dialekt gelernt und dann zum Germanistikstudium musste ich mir den Dialekt wieder abtrainieren. Aber so bin ich eben zweisprachig aufgewachsen. Also, über Phil. Phil ist eigentlich die Kurzform von Philip David Charles. Und bevor es das Internet gegeben hat, haben das nur wenige Leute gewusst von Phil. Ich weiß es schon seit 1996, als Phil mit mir auf dem Sessellift gesessen ist und sich der Fangriemen seines Snowboards am Liftbügel derart verheddert gehabt hat, dass ich aus Solidarität und Pflichtbewusstsein auch genötigt gewesen bin, eine weitere Tal- und Bergfahrt mit Phil einzulegen. Weil die Berge bei uns in den Alpen sehr hoch sind, kann eine ums Dreifache verlängerte Fahrt schon so lange dauern, dass man von seinem Sitznachbarn ein Geheimnis erfahren kann, wie das von seinen drei Vornamen und seine wildesten Träume und Wünsche. Der Wunsch von Phil ist es an jenem Nachmittag in Alpendorf im Pongau auf dem Weg hinauf zum Gernkogel gewesen, auf seinem Übungsbrett Crazy Creek eine sportliche Figur zu machen. Meine Zielformulierung vor dem Après-Ski in der Burchau-Hütte hat zumindest gelautet, Phil das Bogenfahren beizubringen. Das Gute am Snowboarden ist, dass man es relativ rasch dazu bringt, den Berg sturzfrei hinunterzukommen. Beim Skifahren dauert das viel länger. Es ist trotzdem von Vorteil, wenn man auch für das Snowboarden schon etwas Bergerfahrung mitbringt. Phil hat in diesem Winter des Jahres 1996 auf keinerlei Bergerfahrung zurückgreifen können. Dafür hat er die Alpen umso mehr geliebt und mit ihnen den ganzen Skizirkus, wie man das wahrscheinlich dort immer noch nennt. Noch ein Tag im Paradies, another day in Paradise. Phil ist jeden Morgen pünktlich gewesen, alle fünf Tage, die sein Anfängerkurs bei mir gedauert hat. Um neun haben wir uns immer beim Ausstieg der Bergstation getroffen und uns zuerst einmal aufgewärmt. Ich bin als Privatperson keine treue Freundin des Aufwärmens, aber im Job habe ich mich natürlich vorbildlich gezeigt. Phil hat einen riesigen Overall getragen, wie er damals beim Skifahren noch eine Zeit lang üblich gewesen ist. Und mich haben sie von oben bis unten in Rot-Weiß-Rot gesteckt gehabt. Erstens lautete der Name unserer Skischule, Skischule Rot-Weiß-Rot mit Verleihverkauf Skiservice Skistadel. Und der Alois und der Ritschi von der Skischule werden auch geglaubt haben, dass ihnen die Farben gut stehen. Schließlich handelt es sich dabei um die Farben der Nationalflagge. Dementsprechend hätte Phil ja im britischen Union Jack über die Piste stolpern müssen. Phil ist aber in türkis-gelb-rosa Schillernden overall auf der Piste gestanden. Wir haben allmorgendlich die Beine gekretscht und die Arme gekreist, uns gebeugt und gestreckt. Wir haben fest eingeatmet und fest ausgeatmet. Und zum Abschluss haben wir dreimal Ski-Heil gerufen. Mit dem Gedanken an die rot-weiß-rote Vergangenheit hat das Heil für mich immer eine unangenehme Doppelbedeutung gehabt. Aber Phil hat das Rufen einfach funny gefunden. Die beiden Skischulbesitzer auch und die anderen 2000 Touristen an diesem Tag auf dem Berg wahrscheinlich auch. Von mir aus sollen sie sich weiterhin heil wünschen, Segen, Glück und Sturzfreiheit, aber die Doppelbedeutung bekommt man nicht mehr aus den aufgewärmten Muskeln, auch nicht bei Minusgraden und auf 1700 Höhenmetern. Ich habe als Schülerin einige Saisonen lang den Winterurlaubern das Snowboarden in den Alpen beigebracht und ich habe selbst auch einiges gelernt dabei, zum Beispiel, dass man, wenn man links abbiegen will, nicht sagt go left, sondern left hand side. Für Politik und Sprache ist auf den Bergen wenig Zeit, da ist es von Vorteil, wenn man die korrekten Begriffe flott parat hat. Meistens sind es deutsche Touristen gewesen, die ich unterrichtet habe, aber eben manchmal auch Engländer wie Phil. Am ersten Tag kann man den Leuten nur beibringen, wie sie das Board im Sitzen anschnallen und sich damit aufrichten. Fast jeden Anfänger muss man so immer wieder aufs Neue aus dem Sitzen hochziehen. Dann fällt er sofort vornüber und auf einen drauf und man liegt mit ihm wieder im Schnee. Es ist hart, den ersten Vormittag gemeinsam durchzustehen, wenn dem tapferen Sportsfreund die Mütze wieder und wieder ins Gesicht rutscht und ihm schon die Eisklümpchen von den Wimpern hängen, wenn er knallrot ist und schwitzt und sich das Heulen beinahe verkniffen hat. Am ersten Nachmittag dann aber gibt es erste Erfolge. Einen halben Bogen vor dem Hinfallen zum Beispiel. Dann noch einen. Am folgenden Tag kommen die Leute immer motiviert auf den Berg. Und am dritten Tag sogar voller Übermut. Da fahren sie schon den berühmten Hügel hinunter. Man kann ihnen dann noch das Benutzen des Sessellifts zeigen und auch während dieser Fahrt ein wenig verbales Lokalkolorit einflechten. Zu Phil habe ich gesagt, dort unten ist die Burkauhütten. Phil hat es versucht und hat versucht, den österreichischen Dialekt nachzuahmen. Burkauhütten. Und wir haben beide sehr lachen müssen. Auch darüber, dass er vermutlich ja ein musikalisches Gehör hat und im österreichischen dann doch so daneben greift. Ich rechne es Phil trotzdem hoch an, dass er es zumindest versucht hat und dass er eben auch über sich selbst hat lachen können. können. Bei jener Talfahrt, damals im Sessellift, während sich Phil's Fangriemen wieder vom Bügel herunterflechten ließ, hat er mir auch verraten, dass er sich den Humor für seinen Job hat schwer erarbeiten müssen. Seit dem Ausstieg von Peter ist Phil's Band unvergleichlich erfolgreicher gewesen. Aber mancher Fan und vor allem die Kritik hat ihr die Abwendung vom Prog-Rock nicht verzeihen können. Phil hatte sich ja vom Drummer zum Liedsänger der Band entwickeln müssen und das hat die Band erst richtig groß gemacht. Sie haben Welthits geschrieben und Phil hat später für seine Kompositionen sogar einen Oscar bekommen. Aber manchmal reicht das alles nicht. Phil hat es all die Tage nicht aufgegeben, sich elegant in die Kurven zu legen. Und doch ist er dabei jedes Mal nur im Schnee gelandet. Kann sich jemand daran erinnern, wie er und die zwei anderen aus Phils Band damals auf dem Sender MTV durchs Video gestiegen sind, so mit roboterhaft angewinkelten Armen und steifen Beinen. Ja, genau so ist Phil in seiner Skimontur und den Hardboots den Hang hinaufgeklettert, das Brett in der Hand. Und weil ihn im Ski-Overall niemand als den berühmten Sänger erkannt hat, hat er auch kaum Freundschaften auf dem Berg knüpfen können. Im Jahr 1991 hat er ja I can't dance gesungen und das hat leider auch wirklich gestimmt. Er konnte überhaupt nicht tanzen. Wir sind jeden Abend nach dem Snowboarden in die Burcherhütten eingekehrt und haben bei Hölle Hölle von Wolfgang Petri mitgegrölt und dazu getanzt. Einer geht noch leicht, haben die Leute dazwischen intoniert und Phil dabei mit Jackie Bull zugeprostet. Dance into the Light ist 1996 gerade in den Hitparaden gewesen, aber wenn es beim Abrischi gespielt worden ist, ist Phil jedes Mal sofort aufs Klo gerannt oder hat bloß ungerührt den Einheimischen dabei zugesehen, wie sie ins Licht tanzten oder Tequila mit Zimt und Orange aus dem Nabel der Kellnerin schlürften. Trotz des Erfolges von Dance into the Light hat Phil Presseberichte verkraften müssen, in denen Sätze gestanden sind wie, even Phil Collins must know that we all grew wary of Phil Collins. Selbst Phil hätte demnach wissen müssen, dass man seiner überdrüssig geworden war. Kein Wunder, dass er sich jeden Abend beim Apres-Ski hat volllaufen lassen, bis es wieder hell geworden ist. Bei unserer dreimal zu langen Liftfahrt hat Phil dann die Melancholie gepackt. Dass er am Vorabend zu viel Jackie Bull getrunken und daher auch zu wenig Schlaf für einen aktiven Tag auf dem Berg gehabt hat, mag seinen Teil dazu beigetragen haben. Wohl auch die Tatsache, dass seine Ehe mit Jill gerade erst in die Brüche gegangen war. Lily Collins war da erst sieben Jahre alt und Phil hat sich gerade wegen seiner Tochter viele Vorwürfe gemacht. Die herrliche Aussicht auf den Sonntagskogel hat da auch nicht mehr geholfen. Ich selbst habe zu dieser Zeit auch noch nicht wissen können, dass er später noch Oriane treffen wird und noch viel später Dana. Und dass Lily einmal als Schauspielerin erfolgreich sein wird und als Model und als Kolumnistin. Vielleicht ist es aber auch ganz gut, dass ich ihn damit noch nicht habe trösten können, dass Lilly einmal als Schauspielerin erfolgreich sein wird und als Model und als Kolumnistin. Vielleicht ist es aber auch ganz gut, dass ich ihn damit noch nicht habe trösten können mit all diesem Fachwissen über die Zukunft. Sonst hätte ich ihm auch das mit seinem bald ertaubenden linken Ohr sagen müssen. Ich habe eher versucht, ihn mit technischen Details abzulenken und ihm zum Beispiel erzählt, dass seine Bindung nicht regular, sondern goofy ist, weil sein rechter Fuß beim Fahren vorne steht. Oder dass meine Bindung in einem steilen Winkel steht, sodass ich mit meinem asymmetrischen Raceboard Oxygen KR59 karben kann. Phil hat daraufhin gesagt, dass er glaubt, bei Frauen und bei Bindungen mehr so der Freestyler zu sein und dass er einmal ein Board mit Softbindung haben will, mit dem er kleine Tricks und Sprünge wird machen können. Yeah, hang loose, habe ich gerufen und von meiner Faust den Daumen und den kleinen Finger weggestreckt, um Phil den Border-Grooze beizubringen. Phil hat mir die Hand entgegengehalten und auch hang loose gemurmelt, aber unter seinen Fäustlingen hat er die Finger nicht einzeln auseinanderstrecken können, um den Gruß sichtbar zu zeigen. I missed again, hat er dann leise gesagt. Ach Phil, habe ich geantwortet und ihn kameradschaftlich in die Schulter geknufft. Und dann Bügel hoch, festhalten Phil. Die Nose des Snowboards hochhalten, sobald wir bei der Bergstation ankommen. Jetzt den hinteren Fuß auf das Rutschpad stellen. Very good, very good. Und Phils schmale Lippen haben sich zu einem stolzen Lächeln geformt. Ich muss zugeben, Phil ist, bevor ich ihn kennengelernt habe, für mich unter allen Popmusikern der unsympathischste gewesen. Als wir aber die Tage am Berg verbracht haben, habe ich auch seine verletzliche Seite gesehen. Klar, er hat in seinem Leben viel Mist produziert, sogar sehr viel Mist. Aber ich muss zugeben, In the Air Tonight ist eigentlich ganz ordentliches Handwerk. Und bei Sosudio zeigt Phil auch seine funkige Seite. A groovy kind of love kann man auch gelten lassen. In der Buchauhütten damals, am Ende des Abends, in der Engtanzphase, ist das schon okay gewesen. Ja, ich schließe gleich an mit einer Ode an diesen wunderschönen Ort, an dem ich auch mit Phil Collins eben die Abende verbracht habe in St. Johann in Pongau. Und dieser Text möchte etwas loben, das jetzt in letzter Zeit sehr in Misskredit geraten ist. Und das ist das Apres-Ski. Sie wissen, das Apres-Ski leidet ja auch seit Corona besonders. Dabei ist das Apres-Ski so ein wichtiges Kulturgut. Ich versuche manchmal etwas über Ironie zu erklären, wenn man es mit literarischen Texten zu tun hat. Ja, aber vielleicht muss man das gar nicht erklären. Ich sehne mich nach Apres-Ski. Schließen Sie die Augen und sehnen Sie sich mit mir. Ich sehne mich nach Apres-Ski. Ich sehne mich nach der Ober-Hinterleiten-Alm bei uns in den Bergen. Ich sehne mich nach einem rot-weiß-rot glänzenden Skianzug und schweren Skischuhen. Ich sehne mich nach dem Alois von der Skischule, der uns Skilehrer und Snowboardlehrerinnen am Morgen gleich mit einem beherzten Skiheil begrüßt. Ich sehne mich nach einem Tagesbeginn mit Morgensport auf 1700 Metern Seehöhe, dort oben bei der Bergstation vom Oberhinterleitenlift, also bei der Gondelstation von der Panoramabahn vom Oberhinterleitenlift, nicht daneben beim Sessellift, der zwar auch Oberhinterleiten heißt, aber eben Oberhinterleitensessellift. Ich sehne mich nach dem Dehnen meiner Sehnen und dem Strecken meiner Muskeln. Man muss aufgewärmt sein für die Arbeit auf dem Berg und stark, um den ganzen Tag über durchzuhalten, um die Anfänge aus dem Schnee hochzuziehen bis mittags, um dann einzukehren in die Oberhinterleitenalm, in den Mittagsbereich, wo es Pommes gibt und Schnitzel und Gulasch, aber auch Buchstabensuppe und Germknödel und ein Skiwasser. Um dann nachmittags mit den Gästen schon erste Bogen zu fahren, den Hang hinunter, den Übungshang neben der Bergstation, wo man später dann den Sessellift nehmen wird, um zum Schlepplift zu gelangen. Aber das ist nichts für Anfänger. hineinzustolpern in die Oberhinterleitenalm zum Apres-Ski. Ich sehne mich nach Apres-Ski und einem Jacky-Bull, das wir wegechsen. Und dann spielt der Roli das Hölle-Hölle und wir liegen einander in den Armen beim Apres-Ski. Ich sehne mich nach Apres-Ski und dass der Roli mir ins Ohr flüstert, dass er bei Atemlos immer an mich denken muss und dass er gleichzeitig kotzen gehen muss, nicht meinetwegen, sondern wegen der Jackie Bulls und dem Flügel. Ich umarme den Rolli und habe oben meinen Pulli an und unten noch meine Skilehrermontur in Rot-Weiß-Rot und von meinen Skischuhen platscht der graue Schnee jetzt auf den Tanzboden und wird zu einer schwarzbraunen Pfütze, deren Wasser jedes Mal auf unsere Skihosen spritzt, wenn der DJ den Beat verstärkt und wir zu springen beginnen. Da spielen sie plötzlich, nämlich nicht der DJ von der Oberhinterleitenalm, der ja der Roli ist, sondern der DJ vom Scheunenhof, Vier-Sterne-Ressort, ihr Winterparadies, der für den Roli übernommen hat, atemlos. Und der Roli möchte jetzt mit mir durch die Nacht eng tanzen, statt aufs Klo zu laufen. Und wir tanzen eng und der Roli küsst mich leidenschaftlich und schmeckt nach Kellys Snips und nach Jacky Bull und Flügel. Wir fliegen. Das ist der Geschmack von Apres-Ski. Und nachher gehen wir noch in den Scheunenhof, vier Sterne Ressort, ihr Winterparadies, wo die Kinder vom Hotelbesitzer den Schlüssel zum Skistall unten und zur Sauna haben und wo sie dann einen Sauna-Aufguss mit Slivovitz machen wollen. Dem Roli geht es schon viel besser und er macht ein geniales Wortspiel mit Witz und Slivovitz, über das wir alle so laut lachen müssen, dass die deutschen Urlaubsgäste echt komisch zu uns herüberschauen. Das gibt es halt wirklich nur beim Après-Ski. Ich sehne mich nach Après-Ski und nach dem nassen Schweiß beim Tanzen in schweren Skischuhen. Ich sehne mich nach Après-Ski und nach der Deko im Scheunenhof Vier-Sterne-Ressort, ihr Winterparadies. Ich sehne mich nach dieser Hütte, die extra unterirdisch gebaut worden ist, also nach dieser Fassade einer Hütte dort unten, wenn man vom Skistall Richtung Sauna geht, wo früher die Tiefgarage gewesen ist. Ich sehne mich nach dem lustigen Plastikigel im Trachtenjanker, der zum Fenster der Hütte herausschaut und auf dessen T-Shirt unter dem Trachtenjanker, der zum Fenster der Hütte herausschaut und auf dessen T-Shirt unter dem Trachtenjanker geschrieben steht, ich trinke also bin ich. Und der einem so philosophisch zuprostet, wenn man ihm eine Münze vorne in den Latz der Lederhose steckt. Prost, Prost, Prost, dass die Gurgel nicht verrost. Und da weiter hinten ist auch schon das Schild, auf dem es heißt, hier geht's zum Apres-Ski. Und Apres ist geschrieben wie Apres oder Apres-S. Es ist eben unser Apres-S und deswegen sehne ich mich danach. Die Garage vom Scheunenhof Vier-Sterne-Resort, ihr Winterparadies, ist jetzt tief verschneit vom glitzernden Sprühschnee aus der Dose und wir stapfen glücklich und betrunken Richtung Keller-Disco vorbei an das Sauna, in die jetzt keiner mehr hinein will, weil der Sohn vom Hotelier große Töne sp ihm sonst sein Vater das Taschengeld striche und er seine Motocross Kawasaki KX250 nicht mehr fahren dürfte für mindestens eine Woche. Kommt, wir gehen Apres-Ski. Wo ich und torkle zum Eingang der Keller-Disco vom Scheunenhof, Vier-Sterne-Resort, ihr Winterparadies. Lieber Apres-Ski als gar kein Sport, ruft uns gleich der Barkeeper zu, wie jeden Abend, wenn er uns kommen sieht. Und er bildet wie jeden Abend auf dem Tresen für uns eine Reihe von zehn kleinen Schottgläsern, in die er jetzt aus einem Meter Höhe mit einer blauen Flüssigkeit hinein zielt. Kami Katze, schreit der Sohn vom Hotelbesitzer, der nachts angetrunken manchmal noch auf seiner Kawasaki KX250 in den Nachbarort fährt, beschleunigt und beschleunigt, wenn die Bundesstraßen fast leer sind. Und dann nimmt jeder von uns einen Kami Katze und der Barkeeper feuert uns an mit Ex oder nie mehr Sex. Und wir haben einen Kreis gebildet und rufen alle Zamm, Zamm, Zamm, Zamm, Zamm und strecken unsere Arme in die Mitte und schlagen die Gläser gegeneinander, dass es blau auf unsere Pullis und T-Shirts spritzt. Und dann exen wir den Kamikaze und der Barkeeper klettert auf den Tresen und grölt Mund auf. Und dann lädt er nochmal mit einer Ladung Wodka nach bei jedem von uns. Kamikaze und der Barkeeper klettert auf den Tresen und grölt Mund auf. Und dann lädt er nochmal mit einer Ladung Wodka nach bei jedem von uns. Danke, Gucki, rufe ich, denn ich habe mich mit Gucki dereinst gutgestellt. Apres-Ski hat uns einander nahegebracht. Der Gucki übertreibt es aber jetzt und will seine Zunge in meinen Hals stecken. Aber ich sage, ich bin mit dem Roli da und dann drehe ich mich um und zweimal um die eigene Achse und will schauen, wo der Roli bleibt. Hat Apres-Ski uns auseinandergebracht? Der Gurgi antwortet, Apres-Ski hat uns hart gemacht gegen die Enttäuschungen des Herzens. Und dann spielt er noch einmal atemlos. Ich sehne mich nach Apres-Ski in den Bergen, nach den schwedischen Skilehrern in der Tenne. Schon nachmittags und nach den britischen Gästen am Morgen danach, denn nach dem Après-Ski ist vor dem Skikurs und vor einem neuen Arbeitstag auf 1700 Metern Seehöhe. Ich sehne mich nach Après-Ski, ich sehne mich nach dem Blausein vom Kamikaze-Shot, ich sehne mich nach dem Dunst einer Dorfdisco. Ich sehne mich nach dem Bizeps-Messen und Trinkspielen. Ich sehne mich nach einem Zungenkuss vom Roli. Aber der Roli schlürft jetzt Tequila aus dem Bauchnabel der Monika. Und der Gucki dreht noch einmal richtig laut auf, weil er als Barkeeper jetzt auch den Drehregler vom CD-Player übernommen hat. Er spielt jetzt Skifahren und alle singen mit. Da schaltet der Gurgi plötzlich auf stumm und singt dazwischen, einer geht noch, einer geht noch leicht. Und dann reicht er uns die ganze volle Wodkaflasche über den Tresen und jeder darf jetzt daraus trinken, so viel er will. Der Sohn vom Hotelbesitzer wirft mit großen Scheinen um sich. Er will der Monika einen eingerollten Schein in den Busenschlitz stecken, aber die Monika dreht sich weg und sagt, fahr ab zu deinem Buben in den Nachbarort. Some girls are ladies, läuft dann im CD-Player. Und der Sohn will dazu mit mir eng tanzen, aber ich will ihn auch jetzt nicht mehr. Und so sitzt er in Jetski-Hose und Skischuhen auf dem nassen Boden der Keller-Disco und heult Rotz und Wasser, was aber keiner sehen kann, weil es unten so dunkel ist und oben die Disco-Kugel einen Stroboskop-Effekt an die Decke zaubert, wie es nur das Abre-Ski kann und der Sternenhimmel in den Alpen, wenn die Luft glasklar ist und eiskalt. Nachdem alle gegangen sind, wird der Sohn noch verdroschen und später wird keiner wissen, wer es gewesen ist. Der Roli ist auf der Monika eingeschlafen zwischen den Zapfhähnen und den ungewaschenen Gläsern. Und der Gucki ist schon zur Talstation von der Panoramabahn von der Oberhinterleitenalm gefahren, wo seine Schicht als Pistenraupenfahrer und Liftwart gleich beginnt. Nur der Plastikigel im Trachtenjanker prostet in mechanischer Dauerschleife nochmal allen zu. Jemand hat ihn mit ein paar Münzen gefüttert. Ich sehe, wie die Sonne aufgeht und ich sage, ich sehne mich nach Apres-Ski, so klar wie heute war mir das nie. Für alle, die es auch gehört haben, während du gelesen hast, habe ich mir gedacht, es hätte fast keine bessere musikalische Untermalung als das Dröhnen von der Sandburg herübergegeben für diesen Text. Für alle, die es nicht gehört haben, ist es ein weiteres Indiz für die Qualität des Textes. Ich möchte nochmal kurz zur Phil Collins Geschichte zurück. Es kommt ja nicht nur Phil Collins drin vor, sondern auch Kim Kardashian oder Britney Spears. Also Popkultur spielt eine Rolle. Welche Rolle tatsächlich in deinem Leben? Ja, also es gibt ja dieses Wort von den Guilty Pleasures, so diesen Vergnügungen, denen man sich hingibt mit etwas schlechten Gewissen. Aber ich kann sagen, dass ich ja dazwischen auch ganz viel Wittgenstein lese und Peter Handke und so weiter. Insofern habe ich das Gefühl, ich darf. Und in diesen Texten geht es ganz stark auch um diese Gleichzeitigkeit oder das Nebeneinander von all diesen Erscheinungen. Ich glaube ja, wie wir uns durch die Welt bewegen, ist ja sowieso von sehr viel parallelität begleitet vielleicht noch stärker durch internet und durch das iphone und was auch immer man mit sich trägt dass so viel an assoziationen auch gleichzeitig stattfinden kann und ich habe irgendwie so eine lust daran goethe zu lesen und das vielleicht auf ein video von dieser Kim Kardashian anzuwenden, also auch meine geisteswissenschaftlichen Skills in der Betrachtung von diesen Popvideos anzubringen und gleichzeitig auch über all diese Phänomene einerseits intellektuell zu schreiben, vielleicht auch unterhaltsam und diesen Anspruch zu behalten, auch mich zu unterhalten beim Schreiben und meinen Geist trotzdem nicht zu unterfordern. Und das ist, glaube ich, so das Projekt, das das ganze Buch durchzieht. Und es gibt eben manchmal sowas wie Bildbeschreibungen oder Beschreibungen von Videos im Internet oder auch von ganz komischen Erscheinungen, sowas wie so Schönheitswettbewerben, amerikanische Schönheitswettbewerben für kleine Mädchen, ganz seltsame, kitschige, zuckrige Ereignisse. Und oft, wenn mir etwas begegnet und es verwundert mich oder es stört mich oder es irritiert mich, denke ich mir, ich möchte mehr darüber wissen und ich möchte mehr darüber nachdenken und ich möchte das Phänomen irgendwie zu fassen kriegen. Und gerade, wenn es mich irgendwie anekelt oder stört oder nervt, denke ich mir, das ist ein Indikator dafür, dass meine Grenzen des Denkens hier mal enden und dass ich die vielleicht überschreite, indem ich die Dinge dann versuche, ernst zu nehmen. Ich möchte Ihre Aufmerksamkeit auch noch kurz auf das Cover des Buches lenken. Für all jene, die jetzt kein Buch und damit auch kein Cover bei der Hand haben, mögen sich verfühlen, später sich noch eines zu besorgen. Ich habe mir zu dem Cover folgende Notizen gemacht. Zaubererin. Also für alle, die es nicht kennen, es ist darauf zu sehen, der Rese Brea in denkender, schreibender Pose, in einer Umgebung aus Papier, mit weißem Zaubererinnenhut. Alles ist Papier, dazu habe ich mir notiert, in einer Welt, in der nichts ist, wie es scheint. Eine Welt aus Papier, nichts ist fertig, alles ist ungefähr, aber folgt einer ästhetischen Ordnung. fertig, alles ist ungefähr, aber folgt einer ästhetischen Ordnung, alles ist rührend, analog. Wie ist es für dich zu diesem Kawa gekommen? Einerseits hat das ein bisschen mit der Frage zu tun, was hat Schreiben mit Zeichnen zu tun und für mich ist das im Medium Papier, findet das zusammen, natürlich auch im Digitalen. Ich arbeite ja selber auch ganz viel am Computer. Aber das Papier, da gibt es auch so einen Text, der beginnt mit Papier. Dem Papier hat meine erste Liebe gegolten und es wird meine letzte sein. Das Papier ist trotzdem etwas, das mich immer fasziniert, weil es so ein, es ist so transportabel. Es ist eigentlich billig, es ist zu erwerben, jeder kann sich einen Block kaufen und darauf zeichnen. Es ist leicht und handlich und trotzdem ist es so faszinierend, dass wenn man ein Blatt Papier faltet und einen Knick erzeugt, dass der ungleich stabiler ist, als das Papier vorher war. Also das Material, das kann man sich dann auch in der Möbelgestaltung und wie auch immer zunutze machen. Durch Knicken wird das so stabil gemacht und kriegt eine ganz scharfe Kante. Und das ist ja auch etwas, was ganz viel über das Schreiben und Zeichnen aussagt, finde ich zumindest. Das ist so eine, vielleicht ist es auch manchem etwas, was als nebensächlich oder unwichtig betrachtet wird, die künstlerische Arbeit und dann wieder ist das das, was fast gesellschaftliche Systeme auch umstürzen kann oder begleiten kann. Also Publizität in einer Zeitung zu veröffentlichen, ist auch eine große Macht. Und dann wieder denkt man eben auch in diesem ersten Text geht es ja darum, bist du Systemerhalterin? Da mussten wir Künstlerinnen und Künstler immer pflichtschuldig antworten, sind wir nicht und wir sind vielleicht die Letzten, die für dieses System relevant sind, aber ich glaube, dass ja doch dann vielen, einschließlich mir als Konsumentin von Lesungen und Konzerten, das unglaublich gefehlt hat. Das gehört einfach so zum Menschsein dazu und das Buch beschäftigt sich auch mit sehr vielen, was meine Leidenschaften sind. Das ist in Ausstellungen gehen, in Konzerte gehen, mir im Internet Blödsinn ansehen und dann auch wieder so mit dieser Narration zu spielen, mit dieser Fiktion, dass so jemand, über den wir alles zu wissen glauben, wie vielleicht, lass es Phil Collins sein oder einmal kommt auch Britney Spears bei uns zu Besuch, dass diese internationalen Abziehfiguren dann ganz real werden und menschlich und fast fleischlich und dann auf so etwas treffen wie eine Existenz auf dem Lande, die ich natürlich sehr gut kenne. diese habe ich da in diesem Snowboard-Unterricht und mir das dann zu, ja, entweder Ihnen zu erzählen, dass Phil Collins bei mir war oder mir das vorzustellen, da gibt es so einen schmalen Grad, der so, finde ich, vibrierend ist und das macht mir wahnsinnige Lust, da zwischen den Fakten und der Fiktion in der Literatur zu wandern. Bei dem Buch hat man manchmal den Eindruck, es sind Gedanken, die zufällig mitgenommen wurden. Andere wirken wie literarische Tagebucheinträge, manches wie über einen längeren Zeitraum reflektiert und irgendwann einmal dann aufgeschrieben. Wie gehst du vor, speziell dieser Textform? Speziell dieser Textform. Ich habe eine große Liebe für die kleine Textform. Ich glaube immer, dass man in diesen kurzen Texten sehr viel... Also ich empfinde beim Schreiben eine große Freiheit, mir da so Experimente zu erlauben oder etwas ganz stark zuzuspitzen. Einerseits sage ich Experimente, aber andererseits geht es mir auch ganz stark darum, in jeder Geschichte einen Bogen zu spannen. Also ich mag es eigentlich auch als Leserin selbst, entlassen zu werden mit einem letzten Satz, der die Geschichte vielleicht auch auffängt und zu Ende führt. Und ganz oft sind es auch aufgeschnappte Sätze oder Textbrocken. Also heute bin ich zum Beispiel mit dem Zug hierher gefahren nach Linz und wenn mir dann irgendwie zufällig, also ich versuche die Leute nicht zu belauschen, aber wenn sich ihr Gespräch aufdrängt, was ja manchmal mit dem Zug auch der Fall ist, wenn jemand telefoniert, oder was jemand zum Beispiel auf seinem T-Shirt geschrieben stehen hat. Also unsere Welt ist so strukturiert von Text und der ist dann oft auch Anlassgeber für Texte und Motor oder Anfangspunkt. Ich notiere mir das manchmal im Handy und schreibe dann aber die Texte, wenn die Erinnerung schon fast verblasst ist an ein Ereignis und erfinde Dinge dazu und arbeite eigentlich dann sehr genau an den Texten. Und eben das Sprachliche ist mir schon sehr wichtig. Also im Grunde ist es nie das, was mich interessiert so sehr, worum es geht, sondern wie das verhandelt wird. Also ich könnte mir auch einen Text über Steckdosen durchlesen, wenn der toll geschrieben ist. Text über Steckdosen durchlesen, wenn der toll geschrieben ist. Mir würde auch interessieren, hat jetzt die Reflexe der Leser, die auf dich zukommen, war da maßgeblich für ganz viele Leser, ob du tatsächlich diesen Personen, über die du da schreibst, auch wirklich begegnet bist und lüftest du dieses Geheimnis danach? Ich glaube ja, dass in dieser, der Text entscheidet das selbst nicht. Er gibt dann zum Schluss darauf keine Antwort. Und ich glaube, wenn man das sich als Möglichkeit vorstellt, und es gibt ja auch so viele Menschen, die uns begleiten, genauso wie diese täglichen, auf den Bildschirmen erscheinenden Virologen, ja wirklich mit uns fast am Küchentisch sitzen in der Früh und mit uns frühstücken. Also ich glaube, dass viele Leute oder Figuren und Poster, Bilder, die uns begleiten, uns so nah sind, dass wir den Eindruck haben, die könnten ja bei uns, wie gesagt, am selben Tisch sitzen. Und ich glaube, dass die Komik sich eigentlich daraus ergibt, dass es so hätte stattfinden können. Also aus diesem Konjunktiv ergibt sich die Komik. Bei manchen dieser Geschichten hätte man auch den Eindruck, oder könnte man den Eindruck haben, sie sind Schullöffel für eine längere Prosa. Möglicherweise eben der Auftakt eines Romans, was auch immer. Kommen wir heute in den Luxus, dass du uns verrätst, aus welcher dieser 82 Geschichten du einen Roman machst oder erzählst uns, an welchen Texten du jetzt gerade arbeitest. Also das ist ein abgeschlossenes Projekt und ist nicht sozusagen eine Ideensammlung. denke ich, bei der künstlerischen Arbeit, dass Ideen haben, glaube ich, viele Menschen, Tausende, die Dinge zu machen und zu Ende bringen, ist eigentlich das Schwierige, finde ich, an dieser Arbeit. Und deswegen ist es auch, wenn es zu Ende ist, begleitet es mich noch mit Lesungen, aber dann ist ganz was anderes wieder in meinem Kopf und das Nächste soll ein, ich lese eigentlich selbst gerne kurze Romane, ich wünsche mir, dass es ein kurzer Roman ist. Und an dem schreibe ich gerade und mehr sage ich nicht, weil ich bin da ein bisschen abergläubisch, wenn man da zu viel verrät. Ich habe auch mein erstes Buch ganz geheim geschrieben, das wusste gar niemand, dass ich überhaupt schreibe. Und als es fertig war, war es fertig. Und so soll es auch mit allen weiteren Dingen sein. Ja, weil das Glück nämlich eine Bohne ist. Und magst du jetzt nur lüften, warum? Ja, also genau. Es ist ja so bei diesem Buch, das beginnt mit einer Glücksgeschichte und endet mit einer Glücksgeschichte mit der Titelgebenden. Die werde ich dann auch noch vorlesen. Ich sage auch vielleicht noch etwas, weil du über das Cover gefragt hast. Das ist auch ein bisschen so, dass das ganze Atelier nachgebaut ist aus Papier. Auch der Laptop ist aus Papier. Und wenn man das Buch dann aufklappt, das ist etwas, was zum Beispiel, da freuen sich die Verlage eigentlich auch nicht, weil da müssen sie nochmal Vierfarbdruck machen, aber sie mussten einfach, das ist so das Vorsatzpapier. Ich beschäftige mich auch gern damit, wie Bücher gemacht sind und bin eine große Freundin der Schriftsetzer und der Buchgestalterinnen. Und das sind alles Berufe, die mich unglaublich interessieren und ich habe auch selbst mit Bleisatz, also mit diesen Metall der anderen Seite, sich überhaupt trauen, die Dinge zu machen, braucht es ja auch. Aber ich glaube immer, das Wissen über das Material ist halt das, was mich auch immer fasziniert an den Dingen. Deswegen, so hängt das irgendwie zusammen, die bildende Kunst mit dem Schreiben. Und das ist, falls das jemand kennt, Hugo Ball. Es gab so diesen Dada-Künstler, der trat auch mal auf in so einem Kostüm. Das ist mir aber erst im Nachhinein aufgefallen, dass es da so eine Verwandtschaft gibt. Aber was mir nicht im Nachhinein aufgefallen ist, sondern was schon bewusst ist, ist so, dass das so ein bisschen mit dieser 20er-Jahre-Dada-Ästhetik auch spielt. 100 Jahre alt jetzt. Und dass das wirklich so ein Kostüm ist, so ein Bleistiftkostüm. Es schaut aus wie ein Zauberhut, aber es ist auch so wie ein selbstgebastelter Bleistift. Und da drinnen sind das auch Kinder, die sich im Fasching als Bleistifte verkleidet haben. Das gibt es ja wirklich als Faschingsverkleidung. Und da habe ich auch viel dazu an Fotomaterial gefunden. Und davon sind diese Malereien ausgehend. Aber ich hätte mir der Vorricht des Zauberhuts auch gern gelten lassen. Also ein Stimmteil in dem Zusammenhang. Ich finde die auch richtig. Ich würde sagen, wegen der Hitze, dass wir so langsam zu einem Ende kommen. Ich würde auf jeden Fall diese letzte Glücksbohnengeschichte noch lesen und vielleicht auch eine kurze noch über das Rollschuhfahren. über meine lustige Freundin Sato aus Finnland. Sato Taskinen ist auch eine Schriftstellerin, die schon lange in Wien lebt. Und mit der habe ich immer so, das ist vielleicht so ein wenig eine andere Geschichte, die mehr eine Alltagsbeobachtung ist. Es geht darum, dass Sato sich mit ihrem Freund einen Smoothie Maker angeschafft hat. Und das ist immer recht kompliziert, wenn die was machen. Die zwei, die müssen das immer sehr lang diskutieren. Also ein Kauf eines Küchengeräts ist ja auch eine wichtige Investition. Und es gibt hier auch Texte über die Zeit, als ich in Amerika war. Da war auch übrigens ein finnischer Autor mit, der Aki Salmela. Und der hat sich immer, das muss ich nur nebenbei erzählen, der hat auch so gern Smoothie getrunken. Und die Finnen, wir ja wir auch, wir sprechen ja alle mit unserem Ak das ist ihm wirklich ein paar Mal passiert, dass er einen small day wollte und sie sich nicht ausgekannt haben. Aber sie haben sich auch blöd gestellt. Jedenfalls hier geht es auch in der vorletzten kurzen Geschichte, sehr kurzen Geschichte, um einen small day. Und diese Geschichte heißt, warum? Um einen Small Day. Und diese Geschichte heißt Warum? Wenn meine finnische Freundin sich ein neues Küchengerät anschafft, ist das niemals ein simpler Kauf, sondern es ist immer eine komplexe Unternehmung. Als sie sich einen neuen Kühlschrank gekauft hat, den sie zusammen mit ihrem Freund oder Mann mittels Rollwagen über den Gehsteig heimtransportiert hat, hat sie beispielsweise daheim angekommen, feststellen müssen, dass er aus Gründen, die zu erläutern, zu langwierig ist für so eine kurze Geschichte, nicht in ihre Küche passt. Ein andermal, nämlich diesmal, war ihre Anschaffung ein Mixer, mit dem man Small Days zubereiten kann. Mittels eines Schalters lässt sich, indem unterschiedlich viel Luft in den Small Day gepumpt wird, die Fluffigkeit des Endproduktes variieren. Meine finnische Freundin war gegen den Kauf eines Mixers gewesen. Ihr Freund oder Mann hat aber damit gedroht, nie wieder Mixgetränke zuzubereiten, würde sie dem Kauf nicht explizit zustimmen. Als ich daraufhin meine finnische Freundin in ihrer Wiener Wohnung besuchte, bekam ich, bevor wir zum Genuss von Alkohol übergingen, einen S'mordi serviert. Tomate, Sellerie, Kresse, Luft. Meine finnische Freundin sah mich skeptisch und fragend an. Und sie sah mich traurig an, denn sie ist Finnin und Finnen müssen traurig gucken, wenn sie einen ansehen. Ich fragte aufmunternd, ob sie sich schon angefreundet hätte mit dem Mixer in ihrer Küche. Nein, sagte sie, sie hätten das Gerät soeben das erste Mal in Betrieb genommen. Ich fragte, ob der Mixer schon einen Namen habe. Meine finnische Freundin verneinte und fragte mich, ob ich einen Namen vorschlagen würde. Ich sagte Mixi. Meine finnische Freundin lachte und sagte, Mixi heiße auf Finnisch Warum. Und Mixi sei von allen Fragewörtern das Interessanteste, denn jedes andere Fragewort würde die Möglichkeit einer konkretenisch beantworten. Dann sah sie mich traurig und ernst an und beinahe hätte ich deshalb gedacht, das neue Küchengerät namens Mixi sei eine philosophische Maschine, in die ich die Fragen der Welt und des Lebens werfen könnte. Etwas Luft dazu, mixen und shaken, ein lautes Brummen und die Antworten auf das Warum würden auf Finnisch dann aus der Trichteröffnung fließen. Siggsi, darum. Ja, eigentlich wäre noch Zeit für noch eine andere kurze Geschichte, die suche ich kurz. Und zwar, das war noch knapp vor dieser Pandemie und da war ich beim Opernball, das muss ich Ihnen natürlich auch noch kurz vorlesen. Das ist nämlich auch so ein bisschen philosophisch, nachdenklich. Nach dem Abrischi brauchen Sie das, glaube ich. Notausgänge. Notausgänge. Das schöne Leben ist ebenso wirklich, wie die Katastrophe eine Wirklichkeit ist, auch wenn sie sich manchmal nicht vor unseren Augen ereignet und weit entfernt scheint. Oder die Gefahr unsichtbar ist und erst langsam an Kontur gewinnt. Wir befinden uns in diesen Tagen und Wochen alle in Quarantäne. Sie sehen, in welcher Zeit das geschrieben wurde. Und davon soll auch hier die Rede sein. In seinem Text über den Begriff der Geschichte schreibt der Philosoph Walter Benjamin, dass der Ausnahmezustand, in dem wir leben, die Regel ist. Benjamin formulierte diese These 1939 in Bezug auf den Faschismus. Nach der Machtergreifung durch die Nationalsozialisten im Jahr 1933 war er gezwungen gewesen, Deutschland zu verlassen. Vom Exil in Paris aus folgte später die Internierung in ein Lager für deutsche Flüchtlinge. Im September 1940 gelang ihm die Flucht über die französische Grenze nach Spanien, wo er sich aus Angst vor einer drohenden Auslieferung an die Nationalsozialisten das Leben nahm. Ich lese Walter Benjamin gerne und immer wieder und kann das sehr empfehlen, vor allem seine kurzen Prosa-Texte. Die Erinnerungen an seine Berliner Kindheit um 1900, so heißt das Buch, beispielsweise ergeben ein zuversichtliches, feines Büchlein. Benjamins Geschichtsbild birgt vielleicht wenig Optimismus, aber es verschließt die Augen nicht vor dem, was er beschreibt als eine einzige Katastrophe, die unablässig Trümmer auf Trümmer häuft. Was tun? Vielleicht kann uns der Filmemacher Alexander Kluge Jahrgang 1932 weiterhelfen. Er hat gefragt nach seinem Umgang mit den Einschränkungen und Bedrohungen im Rahmen der aktuellen Corona-Krise einer deutschen Tageszeitung ein Telefoninterview gegeben, in dessen Verlauf er dazu ermuntert, der Gefahr ins Auge zu blicken und sich die Kenntnis der Notausgänge anzueignen, auch für künftige Ereignisse. Er sagt, unser Ohr ist ein Gefahrensignalempfänger, unsere Fantasie ist ein Fluchttier. Das Vorstellungsvermögen ist in unserer Evolution dafür gemacht, sich Gefahren auszumalen. Intelligent wäre es, das zuzulassen. Kenntnis der Notausgänge zum gegenwärtigen Zeitpunkt, das wäre etwas, das wir beherrschen lernen könnten. Kluge hält ein Plädoyer für das Lesen und Hören von Geschichten, von Dystopien, von Tragödien, Apokalypsen und Lamentationes. Auch in scheinbar unbeschwerten Zeiten, wenn man dereinst einander wieder umarmen wird, es ist schon fast so der Fall, in den Cafés der Stadt seinen Kaffee trinken, wenn man sich in einem der Läden ein Kleid für den Sommer kaufen und das Tanzbein wieder einmal irgendwann schwingen wird. Ich habe eine Erinnerung aus diesem Jahr, es war 2020, noch nicht lange her, aber wie aus einem anderen Leben. Ich war auf dem Wiener Opernball, das erste Mal in meinem Leben. Mein Begleiter nahm mich an der Hand und zeigte mir, durch einen Bekannten, der in der Staatsoper arbeitete, hatten wir Zugang bekommen, dem Boden unter dem Tanzboden. Es war dort unten dunkel und wenig einladend und über uns hörte man das Stöckeln und Traben der vielen, vielen tanzenden Paare. Dort unten zu stehen und denen zu lauschen, die über uns hinwegfegten, das war vielleicht eine seltene Möglichkeit, das ganze Bild zu sehen. Den Tanzboden, das Personal unterhalb des Tanzbodens, die Notausgänge. So empfand ich das damals und empfinde es auch heute noch. Und jetzt zum Abschluss, die abschließende Geschichte, das Glück ist eine Bohne. Das Schlusslied. Schauen wir alle Sie an, damit Sie sich schlecht fühlen. Ich habe vorher erzählt, ich war mal bei einer Lesung, da hat jemand im Publikum dann auch das Telefon abgehoben und telefoniert während der Lesung. Das Glück ist eine Bohne. Von einem langjährigen Freund habe ich vor kurzem eine dunkelbraun-schwarze Bohne geschenkt bekommen, die er aus seiner Hosentasche gekramt hat und mir mit den Worten überreichte, das ist eine Glücksbohne. Dabei lächelte er verschmitzt und ein bisschen so, wie man es von Menschen kennt, denen der Schalk im Nacken sitzt. Mehr noch aber war das Geschenk wirklich liebevoll und aufmunternd gemeint. Der Freund hatte von einem Kummer erfahren, der mich plagte und die Glücksbohne sollte ich also nun an seiner Stadt in die Hosentasche stecken und bei mir führen, bis mir das Glück wiederholt sein würde. Ich steckte die Bohne ins Münzfach meiner Geldtasche, die ich seltener wechsle aus meine Hosen und trug die Bohne, wie mir geheißen, ab diesem Tag nun bei mir. Erst nach ein paar Tagen ist mir aufgefallen, wieso mein Freund so gegrinst hatte beim Überreichen der Bohne, die er am Strand gefunden hatte. Sie war nämlich aus Stein. Ein dunkles, mattes, abgerundetes Steinchen in der Form einer Bohne. Wie witzig die Natur oft sein kann mit ihren nebensächlichen Scherzen über die Ähnlichkeit der Dinge, dachte ich. Und ich musste nun grinsen, dass mir das nicht sofort beim Entgegennehmen auch am Gewicht aufgefallen war. Die Bohne war ein Stein. In den folgenden Tagen setzte ich die steinerne Bohne scherzhaft da wie dort ein. Am Postschalter hatte ich Porto zu bezahlen und öffnete das Münzfach, um dem Postangestellten die Bohne anzubieten statt der Münze. Natürlich wollte ich die Bohne nicht loswerden. Eher war sie ein Anlass zur Plauderei, also auch eine Art von Währung. Ich bekam bei jedem neuen Versuch, die Bohne für etwas einzusetzen, ein Lächeln, eine Frage, ein Gespräch über Steine, Bohnen und Münzen als Gegenwert geboten. Ich habe sie nicht eingetauscht, niemals, aber hat die Glücksbohne denn mir auch Glück gebracht? Überraschend brachte sie bald tatsächlich, was man sich wünscht für ein gutes Jahr, Konzertbesuche, Abendessen mit Freunden, Kaffee, Gespräche, Arbeitspausen, Nachmittage in der Bibliothek, lange Spaziergänge, Angebote, Begegnungen, Liebe gar. Sobald sich das Glück bei mir sattsam eingerichtet haben wird, schrieb ich noch Mitte Februar 2020, werde ich die Bohne auch weiterreichen müssen. Schon wurde ich übermütig und großzügig mit meiner Glücksbohne. Dann aber kam die ganze leidige Sache mit dem Virus. Plötzlich war alles, was gerade noch so schön gewesen war, verboten. Und ich sagte mir, ich behalte die Bohne besser doch noch ein wenig bei mir in der Tasche. Sicher ist sicher. Was noch übrig geblieben war auf meiner Liste vom möglichen Glück, waren die langen Spaziergänge. Ich habe dabei aus Mangel an Attraktionen regelmäßig die Anzahl meiner Schritte gemessen. Pro Tag waren das oft 10.000. sind in etwa acht Kilometer durch die Stadt, von einem ruhigen Bezirk zum nächsten, von einem stillen Platz zum nächsten, von einer leeren Straße zur nächsten. Wenn man weit genug geht, dachte ich, dann kommt man irgendwann an den Strand. Und dort einmal angekommen, muss man gar nicht mehr knausrig sein, denn die Glücksbohnen liegen ja wie Steine am Ufer. Man muss sie nur finden und sie in die eigene Hosentasche stecken. Vielen Dank. Danke sehr. Danke sehr. Danke dir. Ja, ich danke unseren Gästen Peter Grubmüller und Teresa Breauer für, ich denke, einen amüsanten, kurzweiligen und doch immer sehr intelligenten Austausch und einen wirklich erfreulichen Abend. Das Wetter hat auch gehalten. Das war eigentlich das allergrößte Fragezeichen, denn wir wussten ja um die Qualität unserer Gäste. Ich darf mich bei Ihnen ganz herzlich bedanken fürs Kommen und hoffe, dass Sie auch bei unserer nächsten Veranstaltung hier im Musikpavillon am 5. Juli zu Gast sind. Vielen herzlichen Dank.