Musik Hereinspaziert, hereinspaziert, der Zirkus ist in der Stadt. Doch die Pferde stehen nur für die Probe in der Manege. Fast alle Auftritte wurden gecancelt, sogar die langgeplante Europatournee. Eine Katastrophe für den internationalen Unterhaltungsbetrieb. Von Wegen, Belgien, Frankreich, Holland, Deutschland. Seit Monaten sitzt er nun hier in Linz fest. Corona-bedingt. Letztes Jahr, im März, können Louis Knie und seine Truppe gerade einmal drei Tage spielen. Dann kommt erst der Lockdown. Der Zirkusdirektor ist verzweifelt. Eine derartige Situation hat seine Familie in ihrer 100-jährigen Zirkustradition noch nicht erlebt. So international wie seine Auftritte sind auch die Staatsbürgerschaften seiner Artisten. Der österreichische Staat fühlt sich deshalb nicht zuständig. Unterstützung von der Regierung gibt es also keine. Unterstützung ist in den ganzen Monaten wirklich nur gekommen von den Leuten, die ein großes Herz für den Zirkus haben. Die haben jetzt wirklich gemerkt, dass wir nicht Leute sind, die gerne betteln. Doch Stolz kann sich Louis Knie in dieser Situation nicht leisten. Und er hat Glück im Unglück. Die Stadt Linz ist großzügig. Für Weide und Parkfläche muss er nicht zahlen, Strom und Wasser gibt es umsonst. Außerdem hat ihm die Linzer G mittlerweile schon über 240 Tonnen Mist weggebracht. Von Zirkusfreunden kommen viele Lebensmittel und Geldspenden. Und die Bauern aus der Linzer Umgebung schenken dem Zirkus großzügig Hemittel und Geldspenden und die Bauern aus der Linz-Umgebung schenken dem Zirkus großzügig Heu und Kraftfutter für die Tiere. Gerade ohne die Bauern hätte es der Zirkus ganz sicher nicht geschafft. Trotzdem ist Luis verzweifelt. Ich weiß nicht, wie das jetzt weitergeht, weil für mich auch, wenn ganz ehrlich gesagt, wenn der Zirkus jetzt läuft, das erste was ich machen will ist natürlich meine Leute bezahlen. Die haben schon so lange kein Geld mehr gesehen. Wir haben letztes Jahr 21 Tage gespielt und was wir da verdient haben, habe ich umgerechnet, dass das nicht mal 200 Euro pro Monat pro Kopf ist. Ohne Essen, ohne nichts. Akrobatin Lili und ihre Familie leben von der Hand in den Mund. Geld hat sie seit über einem Jahr nicht mehr gesehen. Gemeinsam mit ihrem kolumbianischen Ehemann Palma verzaubert die Ungarin normalerweise das Publikum mit beeindruckenden Kunststücken. Jetzt ist die größte Kunst das nackte Überleben. Besonders um ihre Tochter Maja ist Lili besorgt. Wir haben kein Einkommen. Es ist so schwierig, weil wir nicht viele Sachen für die Kinder kaufen können. Sie wollen immer, Mama, ich will ein Fahrrad. Wir müssen sagen, nein, wir können dir das nicht geben. Es war eine schwierige Zeit. Neujahr, Weihnachten, wir haben schon zusammen gesessen, haben was gegessen mit den ganzen Spenden, die wir bekommen haben. Aber natürlich war das dieses Jahr mal ein Weihnachten ohne Geschenke. Aber trotzdem war unser Geschenk, dass wir essen konnten und alle zusammensitzen. Soziale Kontakte. Das ist es, was Nicole am meisten vermisst. Was nützen ihr die besten Freunde, wenn sie auf der ganzen Welt verstreut sind? Die 19-Jährige fühlt sich einsam. Auch mit den ganzen Freunden, die man hat auf der ganzen Welt. Man konnte sich nicht treffen mit denen, weil es war schwer, die zu sehen wegen der Corona-Krise. Man vermisst sie schon. Durch die sozial zu sehen wegen der Corona-Krise. Und man vermisst die schon. Durch die sozialen Netzwerke hat man schon Kontakt. Aber ja, genau. Nicole kommt aus einer traditionsreichen Zirkusfamilie. Seit sieben Generationen sind sie Artisten. Darauf ist sie sehr stolz. Der Nachteil, durch die Corona-Krise hat keiner von ihnen ein Einkommen. Seit März letzten Jahr haben wir kein Einkommen, also können wir uns gegenseitig auch nicht helfen, weil wir alle Artisten sind. Also es war sehr schwer für uns. Und habt ihr Unterstützung bekommen vom Staat? Wir haben Unterstützung bekommen, aber für die ganze Familie haben wir im ganzen Jahr nur 2000 Euro bekommen vom tschechischen Staat. Stampfi ist hier für so ziemlich alles zuständig. Vor allem aber ist er Zirkusmusiker. Seine Artistenkollegen tun ihm besonders leid. Das sind Artisten von klein auf schon. Die haben ja vielleicht nichts anderes gelernt, auf gut Deutsch sagt man. Und wenn der Hochsalatist ist oder im Todesrad läuft oder was ist es noch, es gibt auch, weiß ich nicht, wie viele Jongleure, die haben nur das gelernt. Und du kannst auch nicht einen Jongleur in die Schreinerei schicken oder irgendwo was mit Glas oder zum Schweißen, weil wenn irgendwas passiert mit seinen Fingern und sobald das losgeht, dann geht es nicht mehr. Also die müssen natürlich wieder hier denken, ich bin schon klar, ich muss auf meine Finger aufpassen. Auf seine Hände aufpassen muss Stampfi auch. Er spielt Schlagzeug, doch das ist mittlerweile verstaubt. Seine beeindruckenden Trommelwirbel hat man hier schon lange nicht mehr gehört. Für ihn ist die Situation bestenfalls ein Trauerspiel. Existenzängste plagen die Zirkusleute aber trotzdem nicht. Sie sind schwierige Zeiten gewohnt und wissen damit umzugehen. Was ihnen wirklich zu schaffen macht, ist, dass sie ihrer Leidenschaft nicht nachgehen können. Mit allem, was dazu gehört. Die Hitze des Scheinwerferlichts, die laute Musik, die begeisterten Gesichter des Publikums, der Applaus, leuchtende, staunende Kinderaugen, das Adrenalin, das sich durch jede Zelle ihres Körpers pumpt. Lilly vermisst es so sehr. Sie ist deprimiert und zutiefst unglücklich. Es ist so schwierig, weil wir die Leute nicht hören können, und zutiefst unglücklich. Es ist so schwierig, weil wir die Leute nicht hören können, wir können nicht arbeiten. Das ist das Wichtigste, wir können arbeiten. Wir verlieren ein bisschen die Energie in dieser Situation. Wenn zuschauer da sind ist es ein ganz anderes gefühl also wir wenn jetzt doch corona es war sowieso nichts ja trotzdem wie man dann letztes jahr in klagenfurt wieder die erste vorstellung die premiere abgehalten haben das war richtig ein gefühl dass das kann man nicht beschreiben das war war gänsehautbuer. Wir sind so adrenalin, wenn wir mit dem Publikum arbeiten können, wenn der Zirkus voll ist. Es ist so bürgerlich, wenn wir trainieren, und wir können nur die Säge nahe sehen. Die Sitzküche. Und ob die Leute bei all den Corona-Auflagen Lust auf Zirkus haben, ist ungewiss. Die Lösung bietet eine Queen of Soul. Die Artisten zeigen nur wenige Kunststücke, kombiniert mit einem Live-Konzert der bekannten Sängerin Stella Jones. Ich darf heute im Zirkus mitarbeiten und darf heute mit meiner Band und gemeinsam mit meinen Kindern hier ein paar Songs zum Besten bringen und freue mich schon sehr. Und tatsächlich, das Experiment gelingt. Was für ein Abend und was für eine Stimmung. Stella Jones und die Artisten rocken das Zelt. Mit so einem großen Erfolg hat Luis nun wirklich nicht gerechnet. Für Juli hat er sich etwas ganz Besonderes überlegt. Ab 12. Juli findet bei uns vier Wochen lang eine Zirkusschule statt. Da kommen die Kinder jeweils von Montag bis Freitag von 9 bis 16 Uhr zu uns in den Zirkus. Mit Mittagessen, Jausen, Eis, alles mögliche gibt es. Und am Montag, der erste Tag, wenn die mit den Eltern kommen, zeigen alle Artisten, was sie können. Und dann entscheiden die Kinder, ich gehe zu Drahtseil, Trapez, Klaunerie, Magic, egal was ist. Im August möchte er dann wieder mit dem vollen Programm durchstarten, vorausgesetzt man lässt ihn. Noch einen Lockdown könnte der Zirkus nämlich nicht verkraften.