Willkommen zu KUPF TV. Mein Name ist Thomas Diesenreiter und heute zu Gast ist die Staatssekretärin für Kunst und Kultur, Andrea Mayer. Guten Tag. Guten Tag. Danke fürs Kommen. Sie sind die wichtigste Kulturpolitikerin des Landes aktuell. Wie ist Ihre Einschätzung? Hat der Kunst- und Kulturbereich die Corona-Krise überwunden? Können Sie gut schlafen? Ob ich gut schlafe oder nicht, ist, glaube ich, irrelevant. Es hat schon Zeiten gegeben, wo wir alle nicht gut geschlafen haben, weil es da eine sehr schwierige Zeit war, egal in welcher Branche man jetzt tätig war. Es war eine sehr schwierige Zeit, besonders natürlich für die Kunst und Kultur. Es war klar, dass es Unterstützung braucht, dass es Hilfen braucht für alle verschiedene Kulturbetriebe, auch für die freischaffenden Künstler und Künstlerinnen. Und wir haben nach und nach oft sehr kurzfristig mit Unterstützungsmaßnahmen reagiert. Es werden natürlich Narben bleiben, aber ich glaube, im Großen und Ganzen ist auch viel gelungen, dass einfach die Vielfalt des österreichischen Kunst- und Kulturlebens erhalten bleibt. Und das war auch immer mein Ziel. Und ich glaube, das ist über weite Strecken werden wir das geschafft haben. Wenn man bedenkt, was am Anfang alles an Bedrohungsszenarien skizziert worden ist, von Braindrain bei der Künstlerschaft, skizziert worden ist von Braintrain bei der Künstlerschaft, dass sie alle andere Jobs suchen müssen, dass die Kulturbetriebe reihenweise in Konkurs gehen werden müssen. Also ich glaube, das alles abzufangen ist gelungen. Ich will mich da jetzt nicht loben, es ist ja Selbstverständlichkeit. Kunst und Kultur hat für Österreich eine große Bedeutung und überhaupt einen Wert an sich für uns Menschen. Und daher war es klar, dass man da so schnell wie möglich Unterstützung geben muss. Im gestern präsentierten Kunst- und Kulturbericht 2020 wird verwiesen auf diese Studie zu den Auswirkungen im Kunst- und Kulturbereich, wo die Schäden mit eineinhalb bis zwei Milliarden Euro angegeben worden sind, also die monetären Schäden. Das ist wirklich nicht wenig und dem gegenüber stehen erst im Kunst- und Kulturbericht Unterstützungsmaßnahmen im letzten Jahr von 220 Millionen Euro. Es gibt nur ein paar, die jetzt nicht direkt gelistet sind, weil ja auch viele Betriebe, auch andere Wirtschaftshilfen haben in Anspruch nehmen können, wie beispielsweise die Kurzarbeit, aber ich schätze mal, dass die Kurzarbeit nicht nur die restlichen 1,3 bis 1,8 Milliarden abgedeckt hat. Hat man irgendwie ein Bild, wie viel von diesem 1,5 bis 2 Milliarden Euro Schaden dann tatsächlich am Ende bleiben? Es war sehr wichtig, dass wir gleich voriges Jahr diese Studie beauftragt haben und dann auch schnell bekommen haben, damit man einfach eine Argumentationsgrundlage für die besonderen Unterstützungsleistungen des Bundes, aber auch der Bundesländer haben kann. Da geht es ja um die ganze Wertschöpfungskette, die Kunst und Kultur, die ganze Kreativwirtschaft, die alles auslöst. Das ist der eine Teil, da sind wir eben in diesem Milliardenbereich. Das andere ist der Kunst- und Kulturbericht, da geht es um die direkten Förderungen für die förderungswürdigen Einrichtungen. Da haben wir natürlich für 2020 auch die Coronahilfen aufgelistet in einem extra Kapitel und das sind einmal die Hilfen, die nur im Jahr 2020 ausbezahlt wurden, weil das auf dieses Jahr, auf dieses Kalenderjahr bezieht sich auch der Kunst- und Kulturbericht. Wir sind jetzt schon weiter, wir haben jetzt ungefähr 350 Millionen in Kunst- und Kulturbereich aufgelegt an Corona-Hilfen, also speziell für diesen Bereich, jetzt unabhängig von Kurzarbeit, Fixkostenzuschuss, Mehrwertsteuersenkung, was es halt alles andere noch gegeben hat, Comeback-Zuschuss, Veranstalterschutzsirm und so weiter. Also viele ganz unterschiedliche Ausprägungen von Unterstützungsleistungen. Alles kann man nie auffangen, aber ich glaube, die Bundesregierung hat klargemacht, dass es ihr ernst ist, mit dem Kunstfunk-Bereich und ihn gut durch diese Krise dann wieder ins neue Leben nach der Corona-Krise zu führen. Das heißt, das Ziel war nicht, die Schäden zu 100 Prozent abzudecken, sondern quasi das Überleben der Akteurinnen zu sichern, aber nicht, dass man quasi 100 Prozent aller Schäden abfängt. Ich glaube, 100 Prozent aller Schäden kann man nicht abführen. Diese Wertschöpfungskette, das geht ja in andere Bereiche hinein. Also da geht es ja um, was löst das mit dem Tourismus aus und so weiter. Also das sind ja dann wieder andere Förderschienen, die ja auch unterstützt worden sind in der Corona-Krise. Okay. Das heißt, wenn wir optimistisch sind, dann haben wir das Gröbste hinter uns und werden grundlegend wahrscheinlich wieder relativ dorthin kommen, wo wir vorher waren. Die Frage ist natürlich, ob das, wo wir vorher waren. Die Frage ist natürlich, ob das, wo wir vorher waren, so toll ist. Und meine persönliche Meinung ist ja, dass dieses österreichische System der Kulturfinanzierung, der Kunst- und Kulturfinanzierung, ja eigentlich kaputt ist und damit grundlegend neu gedacht und saniert werden müsste. Vor allem mit dieser Kennzahl, die immer wieder von auch unserer Seite genannt wird, natürlich, dass 37 Prozent der Kunstschaffenden in diesem Lande armutsgefährdet sind. Also wenn die erst hören, die Krise ist vorbei und wir kommen zurück zum alten Zustand, dann heißt das ja eigentlich wieder zurück in die Prekariat, zurück in die drohende Altersarmut, zurück in das viel zu wenig Verdienen für die Arbeit, die man macht. Ist das eigentlich einer Kulturnation, wie wir angeblich sind, würdig, dass so viele Menschen im Kunst- und Kulturbereich nicht mehr ihre Arbeit legen können? Sie schneiden da jetzt wahnsinnig viel an in einer Frage. Ich versuche das einmal ein bisschen aufzudröseln. Kulturnation. Es kommt ja meistens irgendwie, das kommt ein bisschen so imperial daher, dieser Ausdruck. Daher mag ich ihn auch nicht besonders. Und das ist halt auch etwas sehr Traditionelles. Aber klar ist schon, dass Kunst in Österreich an besonderen Stellen werden hat. Aus ganz verschiedenen Perspektiven. Erstens gibt es sehr viele tolle Künstlerpersönlichkeiten in Österreich, also historisch schon in allen Bereichen, aber natürlich auch gegenwärtig haben wir eine ganz lebendige, erfolgreiche Kunstszene quer durch alle Sparten. Ob wir jetzt in die Literatur schauen oder in den Film oder in die bildende Kunst oder in den modernen Tanz, wo immer es ist, Österreich kommt vor und Österreich ist für Kunst und Kultur auf der ganzen Welt bekannt. Und das ist auch wichtig und das soll so bleiben. Und wenn man diesen Begriff Kulturnation auch sozusagen modern interpretiert, dann kann man so weiterverwenden. Und wir arbeiten alle dafür, dass wir diesem Titel auch gerecht werden. Wenn Sie jetzt sagen, nach der Corona-Krise soll man es einfach mit dieser Fördertätigkeit, wie sie bisher bestanden hat, aufhören, dann glaube ich, werden sie sich bei dem Großteil der Kulturbetriebe und bei den Künstlern nicht wahnsinnig beliebt machen, weil eigentlich kriegen wir immer sehr viel positives Feedback für das, wie wir die Förderungen abwickeln. Erstens haben wir hier zusätzlich 30 Millionen im Budget bekommen. Also das war seit Jahrzehnten glaube ich auch nie da eine Erhöhung. Wir haben diese Budgeterhöhung glaube ich auch ganz gut aufgeteilt, sodass die freie Szene auch 10 Millionen mindestens bekommt und dafür bin ich immer in meiner Tätigkeit als Beamtin gestanden, dass ich schaue, dass auch das Zeitgenössische, die freie Szene ausreichend Unterstützung und Finanzierung bekommt. Natürlich haben wir in Österreich viele große Kulturbetriebe, die müssen erhalten werden, die müssen renoviert werden, die müssen bespielt werden. Das kostet alles zusammen sehr, sehr viel Geld. Und der Bund, die Bundesländer, wir investieren da jährlich sehr viel. Es ist auch gut so. Und ich glaube, dass wir nicht auseinander dividieren sollten, sozusagen große Kulturbetriebe, kleinere Szene, kleinere Struktur, unterschiedliche Branchen, historische Gebäude. Ich glaube, das eine bedingt das andere. Es wäre niemandem geholfen, wenn man jetzt ein Bundesmuseum schließt und es Götter für der freien Szene gäbe. Da gäbe es einen Aufstand, da würden sich sofort alle Künstlerinnen und Künstler zu Recht mit diesem geschlossenen Museum solidarisieren. Also wir müssen schauen, dass alles finanziert werden kann und dafür stehe, dass es eine öffentliche Finanzierung gibt, zumindest überwiegend. Natürlich kann man auch private Sponsoren an Land ziehen, da sind ja auch sehr viele Institutionen sehr erfolgreich. Also das ist ja, wie soll man sagen, ein tolles Know-how, das es hier in Österreich gibt und da gelingt uns auch viel. Aber es ist eine öffentliche Aufgabe und der möchte ja nach wie vor nachkommen in einem, wie soll man sagen, aber in einem guten Miteinander der verschiedenen Bereiche. Und da hat auch gerade die Krise wirklich auch, sagen wir mal, was Positives bewirkt, weil die Kulturbetriebe und auch die Künstler, wie soll man sagen, mehr aufeinander schauen und auch mehr voneinander lernen können. Und auf einmal rät irgendwie eine revierte Einrichtung, wie zum Beispiel die Salzburger Festspiele oder die Bundestheaterater treffen sich jetzt regelmäßig mit der IG Freie Theater. Also wo hat es das früher gegeben? Und jetzt stimmt man sich ab, was kann man voneinander lernen, man ist aneinander interessiert. Also ich glaube, dass mit dem Miteinander einfach mehr ausgerichtet wird als mit dem ihr kriegt zu viel und wir haben zu wenig und so weiter. Ich hätte noch nie gesagt, dass jemand anderer zu viel kriegt pauschal. Das ist ein eigener Punkt. Aber Sie haben jetzt sehr viele Sachen aufgeworfen. Da muss ich jetzt ein paar Fragen einhaken. Das eine ist, wenn man sich Österreich im europäischen Umfeld anschaut, es gibt da von der Eurostat Statistik, wo die gesamten Staatsausgaben für Kunst und Kultur liegen. Und da sollte man jetzt eigentlich annehmen, dass Österreich im Spitzenfeld liegt. Darf man aber nicht, wir sind da irgendwo im Mittelfeld, eher an der unteren Seite, wenn man das mit den anderen europäischen Nationen vergleicht. Warum sind wir da eigentlich nicht höher? Also sollte man mit diesem Selbstbild, mit diesem Wert, der in Österreich in der Politik immer wieder der Kunst und Kultur beigemessen wird, sagen, da müsste man dann auch europäisch im Spitzenfeld liegen, was die Finanzierung von Kunst und Kultur angeht? Ich glaube, dass ich mich immer dafür einsetzen werde, dass das Kunst- und Kulturbudget steigt. Und wir haben auch vorige Woche bei den Landeskulturreferenten Tagung alle Bundesländer und eben auch der Bund, den ich dort vertreten durfte, gemeinsam festgestellt, wir werden uns immer, jeder in seinem eigenen Bereich, für mehr Budgetmittel für Kunst und Kultur einsetzen. Da kann es nie genug geben, aber es geht auch nicht darum, was man sich wünscht oder es geht auch nicht darum, um irgendwelche abstrakten Prozentzahlen, sondern ich orientiere mich gerne an der Realität. Und die Realität heißt, wir haben so ein großes Kulturbudget wie noch nie zuvor, mit den 30 Millionen mehr innerhalb eines Jahres. Und das ist für mich ein Anlass zur Freude und ein Anlass zu einer kulturpolitischen Gestaltungsmöglichkeit. Und darüber bin ich eigentlich froh. Jeder ist froh über diese 30 Millionen mehr, das ist überhaupt keine Frage. Aber ich habe manchmal das Gefühl, in der österreichischen Kulturpolitik fehlen ein bisschen diese großen Visionen. Und jedes Mal, wenn der Innenminister in der ZIB2 steht und sagt, wir brauchen 2000 Polizisten mehr in Österreich, denke ich mir, eigentlich hätte ich gerne, dass die Kulturministerin, der Kulturminister in der ZIB2-Stelle sagt, wir brauchen 2000 Kulturarbeiterinnen mehr in diesem Land, wir brauchen 2000 Künstlerinnen, die davon leben können, mehr in diesem Land. Also wo sind da diese großen Visionen, wo man sehr hohe Ziele steckt? Oder das Militär, wo man immer wieder hört, das Budget gehört verdoppelt vom österreichischen Bundesheer, da gibt es einen Investitionsstau, da brauchen wir das und das und das und das. Dieses in den öffentlichen Diskurs tragen von einer großen Ansage, das fördern wir immer ein bisschen. Die Kleinstbücher sind super, aber es sind trotzdem sieben Prozent oder so. Fordern ist ja nicht schwierig, man kann sich bald wo hinstellen und was fordern, aber die Umsetzung ist das andere und ich habe mich immer als Umsetzerin verstanden und da ist mir einfach auch viel gelungen. Eben diese Budgeterhöhung, die es noch nie vorher geben hat oder eben auch diese Corona-Hilfsmaßnahmen. Niemand hätte geglaubt, dass man für Kultur in Österreich 350 Millionen zusätzlich zum Kunst- und Kulturbudget auftreiben kann. Und dafür gibt es auch wirklich im Inland viel Anerkennung und international rufen wir auch Leute an und sagen, wir brauchen irgendwie Auskunft, wie habt ihr das gemacht mit dieser Überbrückungsfinanzierung für die Freischaffenden und so. Also ich glaube, dass da einfach viel gut umgesetzt wurde und an dem orientiere ich mich. Das bestreitet ja niemand. Also wenn man sich das international anschaut, also ein Modell wie der MPO-Fonds ist ja, glaube ich, relativ einzigartig in der Struktur, der auch seine Probleme und Lücken hat, aber trotzdem im großen Modus auch gut das Instrument ist. Aber trotzdem ist es in die Zukunft gesehen. Also diese 30 Millionen Euro, Sie haben selber gesagt, das ist seit langer Zeit das erste Mal, dass es irgendwie einen signifikanten Sprung gibt. Das heißt aber auch, dass das eigentlich nicht mehr ist, das ist eine Abdeckung eines Inflationsverlustes, den wir in den letzten Jahren gemacht haben. Also wenn man die Entwicklung vom Budget und der Inflation dann nebeneinander legt über die letzten 5 Jahre, 10 Jahre, dann sieht man eigentlich, dass wir da immer maximal in der Inflationsabdeckung sind, auch mit diesen 30 Millionen Euro. Also eigentlich müssen wir nächstes Jahr wieder 30 Millionen Euro mehr brauchen und übernächstes Jahr 60 Millionen Euro mehr. Also man muss aber nicht einen größeren Budgetpfad skizzieren, wo man sagt, da möchte man hin. Lassen Sie es überraschen, Herr Diesenreiter, auf die nächsten BTs. Positiv überraschen? Ja, positiv natürlich, nur positiv. Nein, aber ich glaube, was in dieser Pandemie schon klar war, ist, dass es manche Probleme noch konzentrierter aufgezeigt hat. Eben das Thema, wie sind die Arbeitsbedingungen, wie ist die Bezahlung, wie schaut es aus mit dem internationalen Geschäft, Wie schaut es aus mit Besucherströmen? Also es gibt sehr, sehr viele Fragen, die wir jetzt unabhängig von den Unterstützungsleistungen mit der Kulturbranche diskutieren. Und da ist morgen der Startschuss für das Erarbeiten einer großen Kunst- und Kulturstrategie des Bundes ist auch zum ersten Mal, dass der Bund in der Kulturpolitik so einen großen partizipativen Prozess startet und alle in verschiedenen Phasen und auch irgendwie strukturiert einbindet. Aber ich möchte gerne dieses positive Klima des Gemeinsames, der Kommunikation, des schnellen Austausches jetzt auch weiter führen und nicht sagen, jetzt hacken wir das ab und jetzt schauen wir uns da mal wieder anders, sondern diesen konstruktiven Dialog, der uns doch irgendwie halbwegs gut durch diese Krise gebracht hat, diesen Schwung jetzt mitzunehmen für die Kunst- und Kulturstrategie und dass wir uns da genau diese Fragen anschauen, wie schaut unser Kulturbereich aus? Was braucht es da? Was macht man mit der Bezahlung? Also für die API ist ja seit Jahren ein Thema, aber wir machen jetzt wirklich was. Und nur dazu gemeinsam mit allen Bundesländern haben wir uns auf einen gemeinsamen Prozess und gemeinsame Maßnahmen verständigt. Das, glaube ich, sind alles Sachen, die es eigentlich vorher noch nie gegeben hat. Es ist da ein neues Bild entstanden und das finde ich großartig und auf dem lässt sich viel aufbauen. Sie haben jetzt ein super Stichwort natürlich gegeben mit Fair Pay. Da möchte ich ein Beispiel aus Oberösterreich nennen. Ein Kollege leitet einen Verein als Geschäftsführer. Es ist einer der größeren Vereine in Oberösterreich, organisiert ca. 50 Kulturveranstaltungen pro Jahr, verantwortet mit einem Budget von mehreren hunderttausend Euro und arbeitet de facto Vollzeit. Was ist für so eine Aufgabe eine faire Entlohnung, was glauben Sie? Es ist egal, was ich mir da jetzt für zähle, sie wird auf jeden Fall falsch sein. als für Zollnässe, wird auf jeden Fall falsch sein. Man könnte sagen, die VRP-Kriterien zum Beispiel der E-Kultur, de facto verdient der Kollege 1460 Euro brutto im Monat. Das ist ziemlich unter dem, was jeder andere Kollektivvertrag als Mindestlohn hat. Und das ist aber ein repräsentatives Beispiel. Da gibt es viele wie ihn, die de facto Vollzeit arbeiten und irgendwo zwischen 1300 und 1600 Euro verdienen. Das ist eigentlich dieser Hintergrund gewesen der VRP-Kampagne, die ja die Interessensvertretungen der Kulturinitiativen seit Jahren machen. Und da fragt man sich dann jetzt schon irgendwie, es betroffen natürlich, wie kann er jetzt eine Neiddebatte machen mit den öffentlichen Einrichtungen, aber dass der Kollege wahrscheinlich irgendwann einmal die Mindestpension kriegen wird und die Kollegen in den Bundestheatern und den Bundesmuseen wahrscheinlich eine normale Pension kriegen werden. Warum ist das so? Also ist das nicht, da ist ja doch ein ganz dringender Handlungsbedarf da, dass man da eingreift und das macht. Es ist zu Recht ein Handlungsbedarf da und deshalb machen wir ja was und deshalb haben wir diesen P-Prozess angestoßen. Deshalb haben wir schon 2020 eine Million im Förderbudget reserviert, also auch ausgeschüttet, aber eben Zwecke mit für Fair-Pay, weil natürlich, es gibt da viel Ungleichheit und es gibt viel Selbstausbeutung. Und mir geht es auch so, wenn ich einen Förderantrag lese und da kriegt irgendjemand in der Stunde oft Euro, denke ich mir, kann was nicht stimmen. Also ich glaube, dass wir da gemeinsamen Handlungsbedarf haben. Das sehen auch alle Bundesländer so. Und ich glaube, wir können nur zu einer Verbesserung kommen, wenn wir alle Fördergeber hier an einem Strang ziehen und Maßnahmen ergreifen. Wir haben auch die IG Netz, die ja Theater unterstützt, um Anstellungen aufzufördern, die haben wir auch fast verdoppelt. werden wir dranbleiben. Wir arbeiten engagiert weiter, haben Ende September eine große Veranstaltung gemeinsam mit den Bundesländern und werden dort einen Maßnahmenkatalog präsentieren. Es geht aber, glaube ich, nicht nur um Honorare. Es geht auch insgesamt, wie ist der Kulturbetrieb. Ist es zum Beispiel ein bisschen überhitzt? Machen wir zu viele Produktionen? Sind die zu wenig oft eingesetzt? Können wir nicht untereinander Produktionen besser tun lassen, dass es eine bessere Auslastung gibt, dass vielleicht der Schauspieler besser verdient, wenn er achtmal auftreten kann in einem Theaterstück und nicht nur dreimal. Also ich glaube, alle diese Themen müssen wir diskutieren und das machen wir und schauen, dass wir schnell gemeinsam zu besseren Lösungen kommen. Heuer ist ja auch eine Million Euro für den Posten budgetiert, soweit ich weiß. Wie wird denn der Heuer verwendet? Ja, auch so, dass wir es jetzt auf verschiedene Förderbereiche aufgeteilt haben, auch für IG Netz. Und wir werden dann schauen, was in den nächsten Jahren für VRP möglich ist. Wie kann man das überführen? Das ist jetzt nicht in der 1 Million dabei, aber wenn man zum Beispiel sagt, dass wir die Kulturinitiativen um 700.000 erhöht haben. Das ist ja GTA quasi dann in das. Das ist aber heuer jetzt. Ja, ja, 21. Also von den Fair-Pay-Millionen sind es 700.000? Nein, nein, nein. Zusätzlich zur Fair-Pay haben wir die Kulturinitiativenförderung um 700.000. Also das sind ein bisschen über 15 Prozent erhöht. Das geht ja natürlich auch zugunsten der Personen, die in diesen Kulturinitiativen arbeiten. Also auch das ist zum Beispiel eine VRP-Maßnahme. Auf jeden Fall, das ist ein guter Thema. Was mich interessieren würde, wenn man das jetzt zu Ende denkt, da kommen wir zu einem Thema, das uns nachher noch beschäftigen wird, diese Finanzierungsstruktur der Kulturinitiativen. Die Länder und die Gemeinden finanzieren ja auch in der Regel alle größeren Kulturinitiativen mit. Wie kann das dann ausschauen? Gibt es da dann einen gemeinsamen Topf, in den alle einzahlen und einer bestimmt dann, wer wie viel kriegt? Oder wird dann der Bund auf eigene Faust zeigen, okay, wir geben da jetzt mehr Geld dazu? Gibt es da schon irgendwie ein Bild? Naja, wir werden jetzt die Fördertöpfe nicht fusionieren. Das wird, glaube ich, kein Bundesland wollen. Aber wichtig ist, dass wir zusammenarbeiten, dass wir unsere Schwerpunkte absprechen, dass wir diese Fair-Pay-Maßnahmen sozusagen uns gemeinsam verschreiben, verordnen, dass wir uns daran halten, dass das ein Förderkriterium wird, zum Beispiel VRP und so in etwa, denke ich mal, dass das jeder in seinem Bereich gleich umsetzt. Das heißt, alle Fördergeber fordern ein, dass die Kulturinitiativen nach VRP zahlen müssen und dafür stellen sie dann auch die Mehrgelder zur Verfügung, die nötig sind. Zum Beispiel. Okay. Das heißt, es wird dann eine sehr individuelle Lösung und nicht so eine Pauschallösung wie im darstellenden Bereich, wo man sagt, wir nehmen einfach die Lohnnebenkosten für alle gleich damit quasi, sondern es wird dort, wo deutlich unter VRp bezahlt wird, dort wird dann halt aufgestockt und wer jetzt schon 4p bezahlt, der kriegt dann halt nicht mehr. Ich glaube, es wird eher individuelle Lösungen geben. Wie geht man damit dem Problem um, dass in der Realität einfach sehr viel unbezahlte Arbeitsstunden entstehen, die gar nicht entlohnt werden, wo dann so ein Instrument, wo man sagt, okay im letzten Jahr habt ihr 10% unter 4P bezahlt, die einen und die anderen 30% unter 4P, aber der eine hat 500 Überstunden gemacht, die nicht bezahlt werden, aufgeschrieben werden und der andere 1000. Das ist die Regel im Kulturbetrieb, in der freien Szene. Wie geht man mit dem um, wie kann man das abfangen? Ich glaube, da gibt es unterschiedliche Herangehensweisen. Was Österreicher auszeichnet, ist, dass wir sehr viele Personen haben, die in verschiedenen Bereichen, aber eben auch in der Kultur ehrenamtlich arbeiten. Die bringen sie ein, ohne dass sie was dafür gezahlt kriegen. Ist aber sozusagen eine ganz wichtige Säule unserer Gemeinschaft, unseres Zusammenlebens. Das macht es uns jetzt auch ein bisschen schwer, diese VRP-Geschichte mit Zahlen zu hinterlegen, weil das Ehrenamt soll ja bestehen bleiben, da will man ja auch nicht dran rütteln. Was man auf jeden Fall auf der Spur sein muss, ist eben diese Selbstausbeutung, diese wirklich ganz, ganz geringen Gehälter. Da muss man einfach schauen, dass man einfach auf diese Betriebe und die Personen dort besser aufpassen kann und dafür eben für P-Mittel auch freigibt. Das heißt, es ist bewusst, es gibt da natürlich gewisse Graubereiche zwischen dem ehrenamtlichen und dem hauptberuflichen Teil, aber man sollte, glaube ich, schon davon ausgehen, dass wer hauptberuflich tätig ist im Kulturbereich, der sollte da davon viel bezahlen. Aber wichtig ist schon auch zu sagen, wir werden unterstützen und da geht es aber auch um Awareness. Wir werden nicht die Personen anstellen, sondern es gibt schon eine Eigenverantwortung der Kulturbetriebe, wie die das dann umsetzen. Also das ist ein ganz wichtiger gemeinsamer Prozess, dass man sagt, wir verständigen uns mit den Kulturbetrieben, die Bundesländer und wir, auf ein gewisses Maß an Fairness im Kulturleben, in der Kulturarbeit. Aber das kann ja nur dann funktionieren, wenn man gleichzeitig mehr Fördermittel bereitstellt und dann kann man auch einfordern, dass natürlich diese Verpflichtung eingehalten wird. Genau, es ist eine Frage von mehr Fördermitteln, aber nicht nur. Das muss ich ja auch sagen. Ganz eine kleine Frage, das österreichische System der Kulturverwaltung, ist das effizient? Jeder Verein oder jedes Team, das produziert, muss das effizient. Jeder Verein, jedes Team, das produziert, muss in der Regel für das selber Programm, für das selber Projekt zum Bund gehen, zu den Ländern gehen, zur Stadt gehen. Das ist was, was eigentlich kaum gibt. Also meistens gibt es eigentlich ein Single-Payer. Kindergärten machen die Gemeinden und die Schulen machen der Bund und so weiter und so fort. Warum macht man das eigentlich im Kulturbereich so kompliziert? Wäre das nicht viel gescheiter, wenn man sagt, man führt das auf einer Ebene zusammen? Und wenn ja, wollen Sie das machen im Bund oder sollen es die Länder machen? Ich glaube, es gibt in Österreich ein sehr geschicktes System, das von der Verfassung so ausgedacht wurde. Man nennt es einerseits Föderalismus und dieser Föderalismus besagt, dass die Kulturförderung eine Sache der Bundesländer ist. Dann hat sich aber der Bund darauf, wie soll man sagen, verständigt, dass auch die Republik Kulturförderung macht und Kunstförderung macht, eben für bestimmte Bereiche. Also einmal für die großen Bundesinstitutionen und dann für alles, was überregionale Bedeutung hat und für alles, was innovativ ist und zeitgenössisch ist und die Kulturinitiativen, also für die Vielfalt. Und ich glaube, dass das zusammen ein ganz gutes System ist, das auch diese Breite und diese Vielfalt, die ja in Österreich so geliebt ist, auch ausmacht. Und ich sehe es aus meiner langjährigen Erfahrung jetzt nicht als Doppelgleisigkeit, sondern ich sehe es als Kofinanzierung. Und wenn wir jetzt gemeinsam mit den Bundesländern so Strategien erarbeiten, wie wir besser zusammenarbeiten, jetzt zum Beispiel eben bei VRP, aber diese Zusammenarbeit in VRP oder natürlich auch für andere Bereiche der Fördertätigkeit Auswirkungen, indem man sie einfach besser kennt und besser abstimmen kann. Also es wird sicher für die Kulturbereiche einfacher werden. Und wir wollen auch dieses Hickhack, man schickt immer zum anderen, das wollen wir auch abstellen, das ist uns auch ein Anliegen, sondern wir wollen ja für Vielfalt und eine Bereicherung arbeiten und nicht, dass man den Leuten das Leben schwer macht. Aber zum Beispiel sagen, wir machen eine große Kulturstiftung, die die Kulturfinanzierung übernimmt, die dann auf einer Ebene angesiedelt ist, so etwas wie es auch andere Länder machen, beispielsweise, das halten Sie nicht für eine kluge Idee? Ich beschäftige mich nicht mit Reißbrett-Ideen, sondern ich lebe im Heute und im Jetzt. Und wir leben in diesem Zustand. Und ich glaube, so schlecht machen wir es alle miteinander nicht. Und ob ich jetzt das Ganze in ein anderes Kastl gebe, dass es von vornherein gleich so viel besser ist, das muss man eigentlich auch erst jemandem beweisen. Das muss man eigentlich auch erst jemandem beweisen. Wir haben zum Beispiel im Jahr in der Kunst- und Kultursektion über 8000 Förderfälle, die eigentlich abgewickelt werden. Nebenbei haben wir jetzt seit 16 Monaten auch noch das ganze Corona-Unterstützungsgeschäft dazu. Wir haben auch Hotlines gemacht und so. Ich glaube, wir reagieren sehr effizient und gut. Wir machen jetzt Online-Einreichungen. Aber wenn ich es aus meiner persönlichen Ebene sehen kann, wir sehen das in Oberösterreich, da ist das Level der Kulturverwaltung deutlich niedriger als das im Bund. Da gibt es keine Beiräte. Da landet jede 500-Euro-Förderung auf dem Schreibtisch vom Landeshauptmann. Das ist quasi die Entscheidung. Wer gehört, kriegt das sehr politiknahe und so eine Externalisierung zu einer Stiftung würde ja zumindest ein bisschen diesen unmittelbaren inhaltlichen Entscheidungseinfluss der Politik hemmen. Das Kunstfördergesetz des Bundes sieht ja eben genau das vor, dass die Entscheidung ein bisschen weiter wegfällt und dass nicht ein Politiker oder ein hoher Verwaltungsbeamter jetzt Daumen rauf oder runter macht, sondern dass Experten Empfehlungen abgeben und deshalb sieht das Gesetz ja auch die Beiräte vor und Juries und wir haben für alle Entscheidungen derartige Gremien und ich glaube, dass sich das System ganz gut bewährt hat. Es ist transparent, es ist rollierend, also ein perfektes System einer Geldverteilung wird es nie geben und wir werden immer damit leben müssen, dass es natürlich eine politische Gestaltung geben wird. Das wird es auch in einer Stiftung geben. Und andererseits, dass man halt auch eine politikferne Praxis braucht. Dieses Dilemma wird man nicht auflösen können, aber ich habe immer versucht, das von Jahr zu Jahr besser zu lösen. Okay, letzte Frage. Wir bleiben beim Thema des Geldes, und zwar die Spendenabsetzbarkeit. Es gibt in Österreich seit einigen Jahren die Regelung, nach der auch gemeinnützige Vereine in die Spendenabsetzbarkeit kommen können, auch aus dem Kunst- und Kulturbereich, nur muss man sagen, sie funktioniert de facto nicht. In ganz Österreich gibt es genau einen zeitgenössischen Kunst- und Kulturverein aus der freien Szene, der in der Spendenabsetzbarkeit ist von mehreren Tausend. Er ist ein Held. Der Verein ist ein Held. Der Verein ist ein Held, ist auch einer der größten in Österreich, muss man sagen. Aber das ist ja das Problem, die Hürden sind so hoch, dass einfach de facto 99,99 Prozent der Vereine davon ausgeschlossen sind. Jetzt kann man nach Deutschland schauen, da ist grundsätzlich immer jeder gemeinnützige Verein berechtigt, eine Bestätigung auszustellen und die Leute können dann bis zu zehn Prozent ihres Einkommens mit Spenden absetzen. Der Verein muss dann sicher auch eine Prüfung unterwerfen, eine zufallsmäßige, aber da gibt es immer das Grundvertrauen, dass die gemeinnützigen Vereine prinzipiell eine gute wichtige Arbeit machen und zu spenden, wenn diese absetzbar sind. Wäre das nicht eigentlich ein sehr gutes Modell, das wir in Österreich übernehmen könnten? Unabhängig von dem Modell finde ich es wichtig, dass wir es erleichtern, dass private Gelder für Kunst und Kultur eingesetzt werden. Und da gehört eben erweiterte, erleichterte Spendenabsetzbarkeit dazu, neben einer Fülle von anderen Maßnahmen, die wir auch beraten werden. Es steht im Regierungsprogramm, ich habe das auf meiner Agenda in dieser Legislaturperiode und ich bin mir sicher, dass uns auch da was gelingen wird. Wird das hier kurzfristiger oder längerfristiger sein? Die Periode dauert ja trotzdem nur ein paar Jahre. Gehen wir das heuer noch an oder erst im nächsten Jahr? Es laufen momentan so viele Dinge parallel. Wir werden das sicher heuer beginnen. Wann wir damit fertig sind, das traue ich mir jetzt nicht zu sagen, da irgendwie seriös. Aber ich bin mir des Problems bewusst und ich halte es für wichtig, dass wir da Verbesserungen schaffen. Super, das freut mich. Danke für das Gespräch. Bis bald. Gerne, danke. Bis bald. Tschüss.