Meine sehr geehrten Damen und Herren, ich möchte Sie sehr herzlich zur heutigen Veranstaltung begrüßen. Im Mittelpunkt des heutigen Abends stehen zwei Neuerscheinungen, und zwar fein vorbei an der Wahrheit, Erzählungen, Monologe, Reportagen von Clemens Rehnholdner und Gustav Landauer oder die gestohlene Zeit, Essay von Wilfried Steiner. Der Essay wird demnächst im Limbus Verlag erscheinen. Ich begrüße Clemens Rehnholdner und Wilfried Steiner sehr herzlich. Herzlich willkommen. Ebenso herzlich begrüßen möchte ich den Moderator des heutigen Abends, den Literatur- und Musikkritiker Sebastian Fastuber. Er schreibt vorrangig für die Wiener Stadtzeitung Falter. Vielen Dank fürs Kommen. Alle drei Mitwirkenden des heutigen Abends haben Literaturwissenschaft studiert. Sebastian Fastuber in Wien, Clemens Renoldner und Wilfried Steiner an der Universität Salzburg, an der sie auch promoviert haben. Beide Autoren schreiben sowohl Prosa als auch Theaterstücke, Wilfried Steiner auch Lyrik. Der Essay von Wilfried Steiner zu Gustav Landauer liegt, wie eingangs erwähnt, heute noch nicht als Buch auf. Es gab Verzögerungen in der Druckerei. Der Verlag hat nun das Angebregenden Abend und übergebe das Wort an Sebastian Fasthuber. Beginnen wird er mit Clemens Rengolfen. Ja, guten Abend auch von uns beiden Literaturwissenschaftlern. Da sitzt man in der ersten Reihe wie Schüler eigentlich aufgereiht. Ja, ein Abend mit zwei kleinen Büchern, die es in sich haben, würde ich sagen. Wir beginnen mit Clemens Renoldner. Fein vorbei an der Wahrheit, heißt sein besonderer Zahl erschienener Band, bewegt sich meines Erachtens auch fein vorbei an Textsorten, wie wir sie teilweise gern fein selberlich einteilen. Es finden sich darin biografische Erinnerungen an seine Familie, vor allem den Großvater. Damit verknüpft auch Autobiografisches aus der Kindheit, Erzählungen, Monologe, Reisereportagen, literarische Fantasien. Demenz-Reynholdner, geboren in Scherding, hat in Wien und Salzburg Germanistik, Musikwissenschaft und Publizistik studiert, hat, wie schon erwähnt, gearbeitet als Wissenschaftler, Autor und Herausgeber, zuerst als Dramaturg, unter anderem Burgtheater, Wiener Festwochen, Kammerspiele in München und so weiter. Und schließlich in seinen späteren Berufsjahren, kann man sagen, als Direktor des Stefan-Zweig-Center an der Universität Salzburg. Ich kann sagen, der Zweig-Experte in Österreich. Dazu hat er als Autor dann beginnend mit den Nullerjahren einen Erzählband zunächst verfasst. Man schließt nur kurz die Augen und unter anderem auch den Roman Lillis Ungeduld. Bis dato der einzige Roman. Heute würde man sagen, mit einem blöden zeitgenössischen Wort eine Erfolgsbiografie. Es ist aber auch, habe ich diesem Band entnommen, in gewisser Weise eine Aufsteigerbiografie, wie der erste Teil von Fein vorbei an der Wahrheit zeigt. Dieser erste Teil ist mit einem Rückgriff auf die Moralvorstellungen des Großvaters überschrieben mit dem Titel Die Anständigen und die Halunken. Es sind bäuerliche Verhältnisse, aus denen es der Großvater mit klaren Begriffen von Gut und Böse zu einer hohen Position in der Linzer Gendarmerie brachte. Mit einem tiefen Einschnitt, einer Unterbrechung in der Biografie 1938 denunzierte ihn ein eifriger Nazi unter den Kollegen, er kam daraufhin ins Gefängnis und ins Konzentrationslager Dachau. Nach gut einem Jahr kam er 1939 wieder frei. Nach dem Krieg wurde er rehabilitiert und sein Denunziant wurde freigesprochen. Diese Texte mit Erinnerungen an den Großvater, an dessen Wohnung, an seinen Tod, die erste Erfahrung des Erzählers mit dem Tod, sind unglaublich stark. Dabei sind es kleine Texte, die sich nicht groß machen müssen. Nein, sie wirken teilweise sogar scheinbar beiläufig. Nur ja, kein stilistisches Gebrotze. Dafür sind sie umso einprägsamer. Klein macht sich auch der Erzähler. Er nimmt wieder die Rolle des Kindes und Jugendlichen von einst ein. Das Kind, das Karl May liebt und Cowboy und Indianer spielt. Natürlich ist dieses in die Rolle schlüpfen und erinnern nicht ganz wahrheitsgetreu möglich. Es gibt keine objektiv wahre Erinnerung, schon gar nicht nach fünf, sechs Jahrzehnten. Jedoch, was diese Texte ausstrahlen, ist für mich eine Art von Wahrhaftigkeit oder mit einem kleineren Wort Ehrlichkeit. Ein Streben nach Wahrheit, auch wenn klar ist, die Wahrheit als solche ist nicht zu bekommen. Und das Erfundene ist in literarischen Texten, wie wir wissen, sowieso unverzichtbarer Teil der Wahrheit. Eine Frage vielleicht vorab, lieber Clemens Rennoldner, für mich sind die Großvatertexte der Herzstück dieses Bandes. Für mich sind die Großvatertexte ja das Herzstück dieses Bandes. Großvater ist seit Jahrzehnten tot. Wie kam es dazu, dass Sie mit diesem doch sehr, sehr großen Abstand jetzt so intensive Wände geschrieben haben? Ich habe 2011 diesen Roman Lillis Ungeduld veröffentlicht und anschließend im Landesarchiv in Linz die Akten über den Prozess studiert. Also mein Großvater war also inhaftiert in Dachau und wurde nach dem Krieg rehabilitiert und dann gab es einen Prozess, den nicht er angestrengt hat, sondern die Gendarmerie wollte, quasi das Innenministerium hat einen Prozess angestrengt zur Selbstreinigung und hat also verdächtige Personen oder belastete Personen, glaube ich hat man damals gesagt, gegen diese Prozesse angestrengt. Und in diesem Prozess war mein Großvater neben 70 anderen Zeugen eine wichtige Auskunftsperson, weil er betroffen war, weil er durch diesen Oberstleutnant, der also schon ein deutsch-nationaler Supernazi war, also da ins Gefängnis gebracht wurde. Und das ist ein großer Akt, den habe ich hier studiert und ich wollte ein dokumentarisches Buch daraus machen, wo es eigentlich um die dokumentarische Geschichte dieses Prozesses geht. Nicht so sehr über die Haftzeit und Dachau muss ich ja nichts erzählen. Darüber gibt es genug Literatur von Zeitzeugen und so. Jeder kann das nachlesen und weiß, was dort passiert ist in diesen Jahren. Und ich wollte über diesen Prozess schreiben. Das hat mich besonders interessiert, vor allem, also wie das passiert. Also zuerst wird nämlich von dem Volksgerichtshof ein sehr hartes Urteil gesprochen. Der Oberstleutnant wird zu viereinhalb Jahren Gefängnis mit allen möglichen Verschärfungen, Verlust des gesamten Vermögens und so weiter bestraft. Und dann gibt es aber über einen geschickten Anwalt eine Revision. Das Urteil des Volksgerichtshofs konnte nicht aufgehoben werden. Also es gab nicht eine höhere Instanz. konnte nicht aufgehoben werden, also es gab nicht eine höhere Instanz. Das Volksgerichtshof war selbstständig, war zu der letzten Instanz, aber man konnte in Wien sozusagen eine Überprüfung beantragen und es wurde also das Ganze noch einmal an die Volksgerichtshof zurückgegeben zur Überprüfung und dort hat man dann mit verschiedenen Strategien der Verteidigung versucht, das zu lösen. Jedenfalls, das ist das eigene Buch, das im nächsten Jahr erscheint. Ich habe angefangen mit dieser Dokumentation über diesen Prozess und natürlich über diese Empörung meines Großvaters und auch mir, dass dieser Nazi, der jetzt kein Massenmörder war, wir wissen auch, viele Mörder sind nicht zur Verantwortung gezogen worden, dass der einfach so ungeschoren davonkommt. Der ist nämlich dann tatsächlich freigesprochen worden und in Nazikreisen hier in Linz wurde mein Großvater wieder angepöbelt und so, wenn du willst, können wir dich noch einmal ein halbes Jahr lang dort irgendwo hinbringen, wo es dir gut gefallen hat und so. Und auf diese zynische Weise. und das hat mich so empört. Und während dieser Arbeit und dieser Recherche über diese Geschichte, wie gesagt, das ist alles längst abgeschlossen und liegt als Manuskript vor, habe ich angefangen aus der eigenen Erinnerung an den Großvater, den ich natürlich, also ich war 14 Jahre alt, wie er gestorben ist, an den Großvater, den ich natürlich, also ich war 14 Jahre alt, wie er gestorben ist, Erinnerungen habe als alter Mann, er hatte dann auch einen Schlaganfall und ich kenne natürlich sozusagen die Geschichte danach, also nach dieser Rehabilitierung als alter Mann und ich wollte eine Verbindung schaffen zwischen diesen Erzählungen und dieser Dokumentation und wie mir dann verschiedene Leute gesagt haben, hat das nicht so richtig funktioniert und ich habe das dann getrennt und so sind das jetzt zwei Teile, die eigentlich irgendwie zusammengehören und auf vielfältige Weise aufeinander verweisen, aber das können dann irgendwelche Germanisten herausfinden, wie die beiden Bücher zusammengehören. Super, dann betreten wir glaube ich jetzt die Wohnung des Großvaters. Ja, gut. Also ich lese eine Passage aus der ersten Erzählung. Der Großvater ist gestorben und in der Wohnung des Großvaters sind alle möglichen Dinge ausgebreitet und die Enkelkinder werden nun eingeladen und dürfen sich dieses oder andere Erinnerungsstück dort aussuchen. Und ich gehe mit meinem Vater dorthin. Einige Tage nach seinem Tod ging ich mit meinem Vater die Treppen zur Wohnung des Großvaters hinauf. Sie lag im dritten Stock. Drei Schlösser musste mein Vater aufschließen. Nach dem Tod der Großmutter hatte mein Großvater allein in diesen vier Zimmern gewohnt. Den Großvater besuchen, die Stufen in den dritten Stock hinaufsteigen, die Wohnung betreten, etwa zu seinem Geburtstag oder früher auch zum Geburtstag der Großmutter. Das war ein aufregender, ein feierlicher Anlass. Als eines seiner 17 Enkelkinder fieberte ich dem Geburtstag des Großvaters jedes Jahr mit freudiger Aufregung entgegen. Diesmal war jedoch alles anders. Das war bereits beim Übertreten der Türschwelle zu spüren. Im Flur stieg mir ein kalter Geruch nach alten Schuhen, Bodenwachs, Staub und Putzmittel in die Nase. Mantel und Schal soll ich nicht ablegen, sagte mein Vater. Seit Wochen habe man hier nicht mehr geheizt. Auch meine Schuhe brauche ich diesmal nicht auszuziehen. Mit bedächtigen Schritten, als wäre der Verstorbene der Wohnung aufgebahrt und als müsste man ihm mit pietätvoller Stille die Ehre erweisen, trat ich in das Wohnzimmer. Was ich zuerst sah, war jenes mit rostrotem Stoff bespannte, bucklige Sofa, auf dem ich so gerne lag. Man konnte durch die grob gewebte, schon etwas fadenscheinig gewordene Bespannung die runden Sprungfedern spüren. Ich drückte mich in das Sofa hinein, hielt die Augen geschlossen und brachte die Federn in Bewegung. In diesem seligen Auf- und Aberloschen Raum und Zeit. Der Großvater, meine Eltern, die Geschwister verschwanden in einem weichen Nichts. Ich war alleine auf der Welt und sprach mit der tickenden Pendeluhr, die über mir an der Wand hing und die ich gnädige Frau nannte. Das schien ihr gut zu gefallen. Geben, gnädige Frau, gefälligst einen flinkeren Takt an, dann will ich gerne zu ihren Diensten sein. Ich erwarte ergebens ihre allerhöchste Befehle, gnädige Frau. Zu dem Bücherschrank, der auf der gegenüberliegenden Seite des Wohnzimmers stand, sagte ich, Herr Hofrat. Aber meinen innigen Wunsch, er möge für mich einmal auf leisen Sohlen eine Runde durch das Zimmer drehen, um die Anwesenden zu erschrecken, würde er mir wohl auch diesmal wieder abschlagen. Zu erschrecken würde er mir wohl auch diesmal wieder abschlagen. Und dann hing da noch ein vielarmiger Leuchter aus Glas über dem Esstisch. Das war Frau Immaculata. Was für ein blitzendes Gebiss sie hatte. Frau Immaculata schickte ihr strahlendes, eiskaltes Lächeln auf eine bedrohliche Weise nach allen Seiten in den Raum. Aber sie fand es nicht der Mühe wert, auch nur ein freundliches Wort an mich zu richten. Also stachelte ich den Tisch an, das war Herr Hausmeister, ich ersuchte ihn um eine kleine Drohgebärde. Sprengen Sie, sprengen Sie, Herr Hausmeister, flüsterte ich ihm zu, sprengen Sie nur ein klein wenig in die Höhe, umschrecken Sie Frau Immaculata, Herr Hausmeister, dass es klärt. Und wirklich, der Tisch schwankte und schwankte. Immaculata zeigte mir zornig ihr gleißendes Gebiss und schon stürzten die Gläser. Jemand schrie auf und ich bin von oben bis unten nass. Das Glas mit Himbeersaft ist zerbrochen, die Scherben liegen am Tisch. Meine rechte Hand ist blutig und meine Mutter trocknet mit einem hellblauen Taschenduch, das sie aus ihrer Handtasche gefischt hat, mein Gesicht und wischt mit ihrem Speichel, mit dem sie das Taschenduch befeuchtet, die Flecken aus meinem Pullover. Die Pendeluhr hing immer noch über dem Sofa, aber das Pendel, die goldene Scheibe, bewegte sich nicht mehr. Die beiden Gewichte waren am Boden des Uhrkastens zum Stillstand gekommen. Wie müde gewordene Marionettenfiguren hingen sie schief an ihren Schnüren. Die dunkelbraunen, mit geprägtem Leder bespannten Stühle standen um den großen Esstisch. Der mächtige Luster regte sich nicht. An dieser Ordnung hatte sich also nichts geändert. Oben auf dem Bücherschrank befanden sich immer noch die beiden Holzkassetten des Großvaters. Die Stehlampe mit dem grünen Glasschirm, die gehegelte Tischdecke unter dem Plastiktuch, der abgedrehte Perser Teppich, all das hatte seine Richtigkeit. So wie es seine Richtigkeit hatte, dass er einen großen Schädel hatte, der wie ein leuchtender Globus strahlen konnte. Mit den Geschwistern stellte ich Vermutungen darüber an, ob der Großvater seine Glatze täglich mit einer farblosen Schuhcreme, mit Möbelpolitur oder vielleicht gar mit Schweineschmalz zu einem derartigen Glanz aufpolierte. Welches Mittel konnte das sein, das einen so herrlich rosigen Schimmer auf seiner Kopfhaut erzeugte, das fragten wir uns. oder ob früher, als die Großmutter noch am Leben war, sie diese Prozedur für ihn erledigt und was er für ein lustiges Gesicht dabei gemacht haben mag, wenn sie mit einem weichen Wolllappen zärtlich über seinen Schädel strich, um ihn auf Hochglanz zu polieren. Früher tappte der Großvater wie ein müdes Tier vom Wohnzimmer in das Vorzimmer und vom Vorzimmer in die Küche und von dort wieder zurück. In meiner Erinnerung war er ein freundlicher Kreis auf wackeligen Beinen, aber wer ihn auf der Straße beobachtete, der sah mit einem Blick, dass der Großvater auch im hohen Alter ein Erz zu nehmen Herr geblieben war. Zugegeben, die langsamen Schritte in den hohen, knarrenden, schwarzen Schnürschuhen gaben ihm etwas Schwerfälliges. Aber trotz allem war er, Kopf hoch, Brust heraus, eine imponierende Gestalt. Freundlich, die ihm entgegenkommenden beachtend, nickend und grüßend, wenn bekannte Gesichter des Weges kamen. Einen würdigeren Alten konnte man in unserer Verwandtschaft, und die ist nicht klein, keinen finden. Als hoher Offizier der Jeanne-Marie war in unserer Stadt eine anerkannte Persönlichkeit. Darauf waren nicht nur seine Kinder stolz, der Stolz übertrug sich auch auf uns, seine Enkel. Am meisten imponierte mir daher jene Fotografie, auf der zu sehen war, wie mein Großvater in seinem schönsten Uniformrock mit einer mächtigen Kappe, die seine Glatze verdeckte, auf dem Kopf mit allerlei goldgewirkten Schnürzeug über der Brust den Säbel gezückt, allerlei goldgewirkten Schnürzeug über der Brust, den Säbel gezückt, neben dem Landeshauptmann von Oberösterreich und neben dem Bürgermeister von Linz vor dem Rathaus die Ehrengarde der oberösterreichischen Gendarmerie abschreitet. Ich hatte keine Ahnung, aus welchem Anlass dieser Aufmarsch veranstaltet, für welches Publikum so ein militärisches Schauspiel aufgeführt wurde, welche Ehrengäste geladen waren und überhaupt, was für einen höheren Sinn so eine Parade haben könnte. Jedenfalls machte mein Großvater damals, wie jene Fotografie zweifelsfrei beweist, mit den höchsten Politikern des Landes gemeinsame Sache oder zumindest einige gemeinsame Schritte. Und das, man denke, vor alle Augen. Auf diesem bekanntermaßen wunderschönen Hauptplatz der oberösterreichischen Hauptstadt Linz. An der schönen blauen Donau. Vor diesem berühmten, alten und tatsächlich schönen Radars. Wer kann so eine Geschichte von seinem Großvater schon erzählen? Auf so eine Karriere, sagte mein Vater, dürfen wir getrost stolz sein. Vom kleinen Bauernbuben aus dem Innenviertel, von einem, der nichts ist und der nichts hat, zu einem der höchsten Sicherheitsbeamten des Landes Oberösterreich. So eine Lebensgeschichte sei in der Tat vorbildlich, auch für uns, sagte mein Vater. Dabei habe es der Großvater gewiss nicht immer leicht gehabt in seinem langen Leben, sagte er. hat er gewiss nicht immer leicht gehabt in seinem langen Leben, sagte er, und erzählte mir, wie anständig, tüchtig, tapfer, fleißig, gewissenhaft, diszipliniert und pflichtbewusst mein Großvater sein Lebtag gewesen sei und vor allem wie fromm. Der Großvater habe in den schlimmsten Augenblicken seines Lebens immer auf Gott vertraut und gebetet, sagte mein Vater, und das habe ihm geholfen. Denn wer auf Gott vertraut, sagte mein Vater, dem wird auch geholfen. Das, sagt er, gilt für dich genauso wie für den Großvater. Das kannst du dir merken. Ein Großvater hatte kein leichtes Leben. Er war das Jüngste von 13 Geschwistern. Nach Achtklassenvolksschule fand er keine Lehrstelle und wanderte aus dem Innenviertel zu Fuß bis in die Landeshauptstadt Linz, um zunächst als ungelernter Hilfsarbeiter in einer Eisenwarenhandlung seine ersten Kreuze zu verdienen. Im Ersten Weltkrieg wurde er als Infanterist an die russische Front geschickt. Er überlebte das Elend dieser Jahre und konnte danach auf unterster Rangstufe in der sogenannten Mannschaft bei der Gendarmerie seinen Dienst tun. Er lernte eine zierliche, liebenswürdige Näherin kennen, die er bald darauf heiratete, die sieben Kinder zur Welt brachte und im Alter von 41 Jahren an TBC starb, worauf der Großvater ihre ältere Schwester zur Frau nahm. Auf verschiedenen Gendarmerie-Posten in Oberösterreich tat er seinen Dienst und rückte in der Rangeliste zum Major, zum Oberstleutnant, später sogar zum Oberst vor. Und kurz vor seiner Verabschiedung in die Pension durfte er in der schönsten Uniform seines Lebens, den blanken Säbel in der rechten, vor dem Linzer Rathaus die Ehrenformation der Hauptachtstehenden abschreiten. Da soll einer vielleicht sagen, dass das nichts ist. Mein Vater nahm ein dickes, zerschlissenes, braunes Kuvert zur Hand, fischte Fotografien heraus, die auf einem dunkelgrauen Karton aufgezogen waren. Das hier ist dein Urgroßvater Jakob. Er hat den Bauernhof der Familie übernommen, er war berühmt für seine Mostpressen, sagte mein Vater. Dein Urgroßvater war Bauer und Fassbinder und dann baute er diese Mostpressen, erzählte er. Ohne Zweifel ein erfinderischer Mann, sagte mein Vater, ein kleines Genie aus dem Innenviertel. Gibt es von ihm auch ein Denkmal? Ein Denkmal, sagt nur ein Vater. Na, man könnte dem Urgroßvater ein Denkmal aufstellen, sagte ich. So eines wie für Franz Stelzhammer, der stammt doch auch aus dem Innenviertel. Wenn der Urgroßvater ein Denkmal bekommen würde im Volksgarten, könnten wir ihn am Sonntag nach der Kirche besuchen und ich würde zu ihm hingehen, die Stufen hinaufsteigen und sagen, grüß dich Gott, lieber Urgroßvater, und dann könnte ich ihm irgendetwas erzählen von den Indianern, von der Schule. Oder er würde mir erzählen, wie das damals war, als er die Mostpresse erfunden hat und wie er im Innenviertel mit seiner Familie tolle Feste gefeiert hat. Nein, für deinen Urgroßvater gibt es kein Denkmal und außerdem hat er die Mostpresse nicht erfunden, die gab es doch schon lange vor ihm. Mein Vater lachte. Mich ärgerte das. Warum dachte ich mir, sollte mein Urgroßvater kein Denkmal bekommen, wenn er ein berühmter Mann war, ein Erfinder, ein oberösterreichischer Meister, der im ganzen Invertlut darüber hinaus für seine genialen Mostpressen berühmt war. Also kann der genauso gut ein Standbild bekommen wie ein Dichter zum ewigen Angedenken für die nachfolgenden Generationen. Mein Vater erzählte mir, dass man in manchen alten Bauernhöfen die Mostpressen des Urgroßvaters noch entdecken könne. Er habe eine ganz besondere Presstechnik entwickelt, die mehr Saft aus dem Obst presste, als bis dahin gebräuchliche Mostpressen. Seine neue Technik habe ihn berühmt gemacht. Man erkenne die von ihm stammenden Mostpressen daran, dass oben auf dem hölzernen Querbalken das Monogramm JR eingeschnitzt sei und daneben eine Ziffer, das Jahr der Herstellung. Aber ich war nicht richtig bei der Sache, denn während mein Vater sprach, stellte ich mir vor, wie ich eines Tages ein Denkmal für meinen Urgroßvater aufstellen würde. Aber eines, das deutlich größer wäre als jenes von Franz Stelzhammer, der doch nur aus Ried stammte, denn daran kann ja kein Zweifel sein, dass Scherding die um vieles schönere Stadt ist im Vergleich mit Ried und also vielleicht am oberen Stadtplatz von Scherding das Denkmal für den Urgroßvater stehen sollte und zwar schon möglichst bald. Und hier, sagte mein Vater, hier sind drei seiner zwölf Kinder zu sehen. Das sind deine Großonkel Stefan, Max und Felix. Die jungen Männer steckten in engen Uniformjacken, sie trugen militärische Mützen auf ihren runden Schädeln und sahen Ernst dreien. Felix hatte seinen Säbel gezückt. Alle hatten sie markante Schnurrbärte. Einer von ihnen hatte ihn sogar links und rechts mächtig aufgezwirbelt. Die jungen Soldaten standen in einer friedlichen Landschaft. Bei genauerer Betrachtung konnte man jedoch erkennen, dass es sich um eine gemalte friedite Landschaft handelte. Sie hielten die Hand an der Attrappe einer Brüstung, die von einem Papierenen Efeu umrankt war. Sie hatten eine stramme Körperhaltung eingenommen, aber von Kriegsschützen, Graben und Panzerschlacht war hier nichts zu sehen. Deswegen wurden sie, bevor sie von zu Hause Abschied genommen haben, in dieser Uniform fotografiert. Zwei von ihnen seien aus dem Krieg nicht mehr zurückgekehrt. Sie seien getötet worden. Und ihre Fotos, dieselben, die wir hier in der Hand hielten, könne man auch auf ihren Grabsteinen sehen. Dass diese Fotos auch schon für den Fall ihres Todes gewissermaßen für den Friedhof aufgenommen wurden, sagte mein Vater, dass die Familie, wenn der Krieg erst vorbei war, ein schönes Bild behalten konnte als Erinnerung von den Söhnen in stramer Haltung und in schöner Uniform. Wo die beiden Großonkel getötet worden sein, wollte ich wissen und mein Vater sagte, in Russland. Weiß man denn, wer sie getötet hat, fragte ich. Es sind russische Soldaten gewesen, sagte mein Vater. Ich weiß, die Russen waren unsere Feinde damals, sagte ich. Krieg unsere Feinde gewesen, fügte mein Vater hinzu und er erklärte mir, dass ganz Österreich von Feinden nur so umzingelt gewesen, dass das heute Gott sei Dank aber anders sei. Als ich meinen Vater fragte, ob wir jetzt in Italien und in Frankreich und in Russland wieder Freunde hätten, nickte er und sagte, jetzt schon. Ja, danke und danke auch für die einleitenden Worte, denn mir war das eben natürlich nicht bekannt, dass ein zweites Buch schon vorliegt aufgrund der Recherchen und Akten. Das heißt, die Texte, die in dem Band sind, sind letztlich nachher entstanden, kann man sagen, oder ist es parallel gewesen? Nein, also der Anschluss war schon diese Recherche über diesen Prozess. Und das hat mich natürlich auch interessiert, wie diese Nachkriegsatmosphäre war, diese Geschichte mit der Entnazifizierung. Und warum so viele Leute, deren man habhaft hätte werden können, nicht vor Gericht gekommen sind. Ich rede jetzt nicht von geflüchteten Massenmördern und Schwerverbrechern, sondern auch von durchschnittlichen Personen, die doch irgendwie in diesen sieben Jahren sich einfach auf mieseste Weise verhalten haben. wo man versucht hat, alle diese harten Prozesse abzumildern. Das gibt es bestimmte Verordnungen, das ist in der Zeitgeschichte sehr genau dokumentiert. Ich habe mich darüber auch mit Historikern, mit Oliver Radkolben und dem Alfred Neul und mit anderen Leuten unterhalten, um das genau zu verstehen, was da passiert ist, warum diese plötzlich diese Figuren, die wirklich miese Gauner waren und fanatische Nazis und so, und also mehrere Leute ins KZ gehauen, warum die dann einfach irgendwie völlig unbeerdigt herumlaufen können. Das fand ich empört. Und das war das Erste. Und dann habe ich sozusagen gedacht, ich kann dazwischen, damit das nicht nur dokumentarisch spröde und trocken ist, so dachte ich, ich kann dazwischen Erzählungen aus den 60er-Jahren oder so schreiben und also diese, die jetzt hier zusammen sind und aber nach vielem hin und her und vielen Überlegen, wie das zusammen passen könnte. Es gab Leute, die haben gesagt, es gibt moderne Erzähltechniken, da ist alles möglich, es kann sehr sprunghaft und assoziativ und fremde Sachen nebeneinander stehen. Aber es gab auch andere Leute, die gesagt haben, man verliert völlig den Faden. Jetzt bin ich gerade mitten im KZ, auf einmal bin ich in der Wohnung. Was soll das? Also ich habe mich mit verschiedenen Leuten darüber verständigt und dann eben entschlossen, das zu trennen. Dass das eben zwei Teile sind. Wie ging denn dieser Akt der Erinnerung vonstatten? Man kann sich, denke ich, nicht hinsetzen und sich quasi naiv in das Kind von damals hinein träumen. Wie war das? Ja, das ist natürlich wirklich ein Problem, weil man auf der einen Seite sozusagen die naive, das sieht man hier in diesem Gespräch über das Denkmal oder so, also die naive Kinderperspektive haben möchte, da ist natürlich dann die Beziehung auch zu dem Vaterspiel, da habe ich die Rolle, weil der ist ja sozusagen der Abstoßpunkt und der Gesprächspartner in vielen dieser Erzählungen. Und es ist dann eben schwierig, das sieht man aber auch bei anderen Büchern, zum Beispiel Maya Hadalaps, großartiges Buch, Engel des Vergessens, ist so ein Zweidrittel oder so, beschreibt die Geschichte dieser Kindheit und dann ist die Autorin erwachsen, sie recherchiert jetzt und fährt nach Ravensbrück und ist also dann erwachsen, sie erzählt, dass sie ihren ersten Gedichtmann veröffentlicht hat. und ist also dann erwachsen. Sie erzählt, dass sie ihren ersten Gedichtmann veröffentlicht. Es kommt unweigerlich sozusagen die Position der erwachsenen Person und auch der Autorin ein. Zuerst ist das aus einer Erzählhaltung geschrieben. Hier spüre ich das auch, es gibt dann in der dritten Erzählung geht es um das Theaterstück. Ich bin sehr ganz in der Nähe hier intensiv geprägt worden und auf wunderbare Weise in der Oberstufe durch das Stouffet des Jesuiten, Schülerzentrum, in dem wir ganz tolle Jahre verbracht haben und das mich sehr stark geprägt hat und sehr viel Theater gespielt haben und in diesem Kapitel über das Theaterspielen, ich habe das in eine Schule verlegt, damit das nicht eins zu eins hier übertragen wird, da merke ich dann, wie ich eigentlich diese Perspektive wechseln muss. Das ist ein Problem und das ist vielleicht auch wirklich schwierig. Darüber kann man verschiedener Meinung sagen. Also es gibt Leute, die das einfach ganz konsequent ablehnen und sagen, es gibt die und die Haltung, die Erzählerhaltung, die man durchziehen muss und ganz konsequent, er darf das nicht aufbrechen. Also Maya Hadelab hat sich von vielen Leuten sagen lassen müssen, dass das kein Roman sei, weil das in der Mitte aufbricht zu einem Essay und so weiter. Das mich interessiert, diese Genrediskussion, nicht so wahnsinnig, ob das jetzt ein Roman, also hier steht auch nicht Roman drauf, also das ist für mich sekundär. Fein vorbei an der Wahrheit ist der Titel. Mir wird speziell auch diese eine Theaterepisode interessieren, bezogen auf den Wahrheitsgehalt. Da gibt es eine wunderbare Schilderung, der Erzähler hätte natürlich gerne die Hauptrolle gespielt, es ist dann nur eine beachtliche Nebenrolle als Priester geworden. Dafür hat er im Nachhinein eine Kritik dieser Aufführung verfasst, anonym geschickt an eine Zeitung, sie wurde tatsächlich gedruckt, wo er dann diese Nebenrolle, diese unbedeutende Nebenrolle, als ein faszinierendes Stück Schauspielkunst beschrieben hat. Ich vermute, das könnte sich so zugetragen haben, wenn nicht. Fein vorbei an der Wahrheit. Es ist ja immer so, wenn man diese, also je älgenaue, objektive Abbildung der Wirklichkeit. Natürlich, es gibt aber dann, Freiheit bringt natürlich den Begriff der Wahrhaftigkeit ins Spiel und so und das ist das, was man erreichen möchte. Man kann durch Erfindung vielleicht dem viel näher kommen, als man, aber das ist eine endlose Diskussion, die tausendfach geführt worden ist. Ich muss jetzt hier nicht wie ein hilfloser Lehrer da irgendwie herumdilettieren mit dieser Meinung. In dem Fall ist es tatsächlich so, dass ich über dieses Schülertheater eine Kritik geschrieben habe und die anonym in das Linzer Volksblatt geschickt wurde und zu meinem Erstaunen zwei Tage später dort erschienen ist. Und unter einem falschen Namen, das ist hier natürlich ein ganz anderer Text, aber ich war sehr verblüfft, wie leicht das geht. Ich war 17 und habe eine tolle Kritik über unsere eigene Aufführung geschrieben und sie stand dann im Linzer Volksblatt. Das war ein trauriger Schluss. Im Zuge dieser Aufführung ging die Uniform des Großvaters unwiederbringlich verloren. Das merkt man an anderen Stellen des Buches. Er hätte niemanden angeklagt. Er war auch einer, der über seine Erfahrungen nicht reden konnte, nicht reden wollte. Das ist nach dem Motto, das ist vorbei, jetzt geht es uns gut. Ihr, die ja nicht im KZ wart, ihr würdet es ja ohnehin nicht verstehen. Also tatsächlich ist es so, dass die Uniform des Großvaters bei uns zu Hause dann war, diese Gala-Uniform, und die dann allerdings nicht von mir, sondern aus irgendwelchen anderen Gründen, die ich nicht genau rekonstruieren kann, verschwunden ist und hier lasse ich sie eben da durch diese Theaterumstände verschwinden. Das ist ein ganz spezielles Detail. Spezielles Detail, es ist, der Großvater war eben wirklich eine, sitzt hier auch eine Cousine von mir da, die das natürlich auch bestätigen könnte, eine für uns unheimlich beeindruckende Figur und unsere Eltern. Wir sind in einer Familie aufgewachsen, in der es von vornherein klar war, dass man also mit Leuten, die irgendwie Sympathie für Nazis haben oder nichts zu tun haben will, also diese KZ-Geschichten, meine Eltern sind mit uns Kindern sicher zweimal nach Mauthausen gefahren und ich wusste irgendwie, was das ist und das war ein sehr, sehr, durch auch diese Geschichte, eine sehr prägende Figur in unserer Familie und vor allem war ihm natürlich sozusagen unglaubliches Unrecht widerfahren worden. Also man war eingeladen, sich zu identifizieren und sozusagen da auch quasi im Nachhinein nochmal das klarzustellen, dass das ein himmelschreiendes Unrecht ist und so, das hier geschehen ist, das hätte er wahrscheinlich gar nicht so gesehen. Und wie er es auch immer in diesem Prozess betont hat, dass er diesen Prozess auf keinen Fall, dass das nicht von ihm initiiert wurde und dass er außerdem zweimal, er sagt bei diesen Einvernahmen zweimal ausdrücklich, ich bitte um ein mildes Urteil für den Angeklagten. Also das muss es immer geben. Und wie er auch sagen konnte, dass er über dieses KZ Dachau an menschlichen Charakterstudien sehr viel gelernt hat. Also solche Sätze traut man sich schwer zu sagen und zu übernehmen. Also das ist schon so über diese Familiengeschichte drüber und das war eben durch diesen Prozess und durch diese Recherchen war das natürlich ein Versuch, nochmal damit umzugehen und das aufzuarbeiten. Es gab einfach in unserer Familie, und das werden auch die Cousins und Cousinen alle ähnlich sehen, ganz viele Geschichten und Berichte darüber, aber vieles wurde einfach auch systematisch verschwiegen, sollte nicht erzählt werden und man schämte sich auch irgendwie, weil eigentlich ein Häftling ist ja auch nicht was Tolles irgendwie. Es ist ja eine paradoxe Situation, dass man irgendwie dann auch sagen muss, Großvater war im Knast oder so. Mit dem kann man ja nicht angeben. Das ist ja irgendwie auch beschämend. Diese Mischung aus Scham und Not und Ohnmacht und Verschweigen, also das hat mich irgendwie gereizt, damit umzugehen und da selber klar zu werden, wie ich darüber denke. Im zweiten Teil des Buches sind verschiedene Textformen, teilweise verstreut schon zuvor publizierte Texte gesammelt. Der Text, der jetzt noch kommt, finde ich passt trotzdem gut dazu, weil da auch politischer Gehalt drinnen steckt. da auch irgendwie politischer Gehalt drinnen steckt und ich denke gerade am Tag nach so einem Wahltag erscheint mir dieser Text, der eine Londoner Predigt als Untertitel trägt, sehr geeignet. Ja, hier muss ich vorausschicken, dass ich, also dieses Buch besteht wie gesagt aus 80 Seiten dieser Erzählung über den Großvater und dann verstreut, publiziert. Es sind auch einige sehr satirische und heitere Texte dabei und Monologe aus Theaterstücken, die ich hier überarbeitet habe noch einmal. Aber Herr Fasthuber hat sich einen Text ganz besonders gewünscht. Es gibt verschiedene Reportagen von verschiedenen Reisen aus Argentinien. verschiedene Reportagen von verschiedenen Reisen aus Argentinien. Ein Text ist aus London, 2016 in London, oder spielt der Schauplatz London. Und es heißt, sich dem Schutz des Gastlandes entziehen, eine Londoner Predigt. Wie gesagt, 2016 ist das erschienen in einer Anthologie. Und ich muss jetzt, nachdem wir hier sind, auch das Motto unbedingt vorlesen. Es heißt, wenn nicht einzelne edle und bedeutende Menschen wären, so wäre man versucht, im Angesicht dessen, was sich Europa bieten lässt, dem Geschlecht den Rücken zu kehren und ein rechtschaffener Wolf oder Elefant oder Bär zu werden. Und der Verfasser ist Adalbert Stifter. Das ist das Motto zu dieser Erzählung. Ich war zu einem Abendessen eingeladen. Vier Personen aus drei Kontinenten hatten sich in einem Restaurant nahe dem Sloane Square verabredet und aus tatsächlich heiterem Himmel ereilte mich am Mittag jenes Tages die Einladung, um 8 Uhr PM, dort als Fünfter, ebenfalls zur Stelle zu sein. Es war ein frostiger Donnerstag Ende Februar. Als ich gegen Abend den Stadtbezirk Bloomsbury in Richtung Kensington verließ, nahm ich mir vor, bei dem Essen ein Musterbeispiel an englischer Höflichkeit abzugeben. Ich beschloss es allen recht zu machen und niemanden mit meinen persönlichen Überzeugungen schon gar nicht in politischen oder religiösen Dingen zu behelligen. Den vorgetragenen Meinungen bei Tisch, so sagte ich mir in der U-Bahn der Piccadilly Line, würde ich jeweils mehr oder weniger zustimmen. Mein Motto für diesen Abend lautete, talk less, smile more. Warum es dann aber anders kam, es ist jetzt ein Ausschnitt, die Erzählung ist etwas länger. Es ist jetzt ein Ausschnitt, die Erzählung ist etwas länger. Warum es dann aber anders kam, als ich mir in der Tube in Richtung South Kensington vorgenommen hatte, kann ich mir nicht erklären. Wieder warten erwiss ich unsere Unterredung keineswegs als die einer fröhlichen Smalltalk-Runde. Man kam recht schnell zur Sache. Überraschenderweise entstand ein ernstes Gespräch über die politische Lage in Europa und ich staunte über die Informiertheit meiner Gastgeber. Über den weiteren Verlauf des Gesprächs kann ich allerdings nur begrenzte Angaben machen, wie auch über die Umstände meiner Rückkehr ins Hotel. Tatsache war, dass ich am darauffolgenden Morgen um halb sechs Uhr früh in meinem Hotelzimmer erwachte. um halb sechs Uhr früh in meinem Hotelzimmer erwachte. Ich lag angekleidet mit Mantel, Schal, die Schuhe nicht ausgezogen auf dem Bett. Der Taxirechnung, die ich auf dem Tisch fand, war die Uhrzeit meiner Rückkehr nicht zu entnehmen. Vielleicht so dachte ich, hat mir jemand ein böses Bullfäule in den Champagner geschmissen oder wollte mich der KGB ausschalten, der Mossad? Mühsam versuchte ich, bei einem sehr späten Frühstück den vergangenen Abend zu rekonstruieren. Unser Gespräch hatte, so viel war klar, mit dem Bericht über die St. Petersburger Oper und deren jüngste Premiere begonnen. Es war die Rede von argentinischen Weinen, von einem neuen Konzertsaal in San Francisco und etwas später hatte jemand gesagt, man könne sehr gut verstehen, dass die Engländer keine syrischen Flüchtlinge im Land haben wollen. Sie hätten eh schon genug Probleme mit den eigenen Ausländern, also mit denen aus den ehemaligen Kolonien. Wer jedoch in dieser Runde gesagt hatte, die jüngsten Maßnahmen der österreichischen Regierung, gemeinsam mit den östlichen Nachbarländern die Grenzzäune hochzuziehen, seien nur zu verständlich, daran konnte ich mich nicht mehr erinnern. Unter Ausschluss Griechenlands und ohne gemeinsame europäische Verabredung die Grenzen mit Stacheldraht zu schließen, sagte ich, das sei lediglich billiger Opportunismus zugunsten der rechten Fanatiker im Land, das widerspreche der österreichischen EU-Position, natürlich auch den Unresolutionen und den Menschenrechten. Ein Skandal sei das. Ich wiederholte das mehrmals, ein Skandal und ich erinnere mich an die bösen Blicke der 1,90 Meter großen Kellnerin, auf deren silbernen Namensschildchen Sabine stand. In den darauffolgenden Tagen hatte ich meine Freunde gebeten, mir zu erklären, was an diesem Abend geschehen war. Es ist fein vorbei an der Wahrheit. Was werden die jetzt erzählen? Ich erfuhr nun zu meiner Überraschung, dass ich unaufgefordert zu einem großen Monolog ausgeholt und keinen mehr zu Wort habe kommen lassen und dabei die österreichische Regierung für ihre unchristliche Hartherzigkeit geschmäht hätte. Ich sei, erfuhr ich nun, nicht nur über die Österreicher, sondern auch über die Polen, Tschechen, Ungarn und Slowaken leidenschaftlich hergezogen, die schon vergessen hätten, wie viele Flüchtlinge aus ihren Ländern in früheren Jahren in der ganzen Welt eine neue Heimat finden konnten. Warum das für andere bitte nicht gelte. Und dann hätte ich offenbar ausgerufen, dass der neue Nationalismus Europa und die Demokratie bereits zerstört habe, dass Europa gar nicht mehr existiere, dass der Faschismus im Vormarsch sei wie damals, dass in Deutschland ein brutaler Mob gegen Asylsuchende wüte wie damals die SA gegen Juden und dass die Medien bei der lustvollen Hetze in der Manier der Stürmerpropaganda dabei mithelfen würden, auf Flüchtlinge Jagd zu machen. Ich hätte laut durch das Lokal gerufen und sie hätten vergeblich versucht, mich zu beruhigen. Die Menschen an den Tischen hätte ich angeschrien. Ich sei in meiner Terrade nicht zu stoppen gewesen und habe, so wurde mir berichtet beim Hinausgehen, immer wieder geschrieben, ich möchte mich dem Schutz meines Gastlandes entziehen. Sie hätten aber gar nicht verstanden, was ich damit meinte. Ich sei doch kein Flüchtling in Österreich. Mit einiger Mühe hätten sie mich kurz nach 11 Uhr nachts in ein Taxi geschoben. Dass sie mit keinem Wort erwähnten, wie viel ich an diesem Abend getrunken habe, rechne ich Ihnen heute noch hoch an. Unter den Mails fand ich auch eine liebenswürdige Nachricht der St. Petersburger Dame. Tatjana M. erzählte mir, ich hätte mich oben auf der Straße noch mit einem grotesken Kompliment und einem Gedicht bei ihr verabschiedet. Daran kann ich mich beim besten Willen nicht erinnern. Aber das habe sie wunderbar gefunden. Allerdings habe sie nur ein paar Zeilen, Allerdings habe sie nur ein paar Zeilen, Bruchstücke meines Gedichtes in Erinnerung behalten. Im Keller ist Ordnung gemacht, die Koffer sind gepackt, die Briefe sind frankiert, sind die Gummistiefel wasserdicht. Danke. Ich kann den Willi Steiner zu mir heraufbieten, der ist aber entschwunden. Vielleicht ist das Buch doch noch fertig geworden und er holt es draußen ab. Danke. Ich nutze das jetzt einfach, um Ihnen vorzustellen, wobei man ihn eh kennt in Wien, in Wien, sorry, in Linz. Ich nutze das jetzt einfach, um Ihnen vorzustellen, wobei man ihn eh kennt in Linz. Wilfried Steiner stammt nicht nur von hier, ist hier geboren und aufgewachsen, er ist seit vielen Jahren auch als Bereichsleiter im Posthof Linz. Einer, der das kulturelle Leben in der Stadt mitprägt. Und es gelingt ihm auch irgendwie, alle vier, fünf, sechs, sieben Jahre nebenbei noch einen Roman vorzulegen, der jetzt nicht nebenbei entsteht, sondern in akribischer Arbeit. Und zwar dann recherchiert und niedergeschrieben wird, wenn andere große Ferien machen. Vielleicht erzähle ich die Geschichte auch besser jetzt, wenn er nicht da ist. Beim Stichwort Ferien fällt mir ein Koffer ein. Willi und ich haben eine kleine Geschichte, die schon ein paar Jahre zurückreicht. Ich habe einen Roman von ihm mal verglichen mit einem vollen Koffer. Er packte immer verschiedenste Themen, Stränge rein, Astronomie, die Liebe. Jetzt kommt er doch natürlich im richtigen Moment. Der Koffer geht immer gerade noch zu, auch wenn er voll ist. Willi, ich bin schon beim Koffer. Ich habe den Koffer ausgepackt und zwar allerdings mit dem, wo wir jetzt sind. Hallo, guten Abend. Guten Abend, ich bin Fritz Steiner. So, auf den Applaus. Ich habe den Koffer ausgepackt, allerdings dieses neue Buch, das leider nicht ganz zeitgerecht aus der Druckerei gekommen ist, ist im Vergleich dazu jetzt eine Reise mit ganz, ganz, ganz leichtem Gepäck. Wobei so viel drinsteckt eigentlich. Es ist ein kurzer, essäistischer Ausflug in eine faszinierende Zeit, als kurz, ganz kurz Anarchisten, Schriftsteller, Philosophen eine neue Gesellschaft aufbauen wollten und 1919 die Münchner Räterepublik ausriefen. Sollte nur ein paar Wochen werden. Zu ihnen zählten Erich Müsam, Red Marut, der später als B. Trevin Welterfolge als Autor feiern sollte, und Erich Landauer. Und wenn es ein Zentrum gibt in diesem Text, der ständig in Bewegung ist und umherschweift, dann ist es Landauer. Der Titel lautet dann auch Gustav Landauer oder die gestohlene Zeit. Lieber Willi, was hat dich an dieser Zeit, an dieser Episode in der deutschen Geschichte, die hat fasziniert, dass du jetzt zum ersten Mal ja quasi einen Essay in zwar kurzer, aber trotzdem in Buchlänge geschrieben hast? Naja, mich hat immer schon dieses diese sechs Tage sehr interessiert, weil die so ein bisschen aus der Zeit gefallen sind, wo 1919 eine Gruppe von Dichtern und Philosophen tatsächlich an der Macht waren, wenn man das so sagen will. Also die eigentliche anarchistische Form der Münchner Räterepublik hat ja nur sechs Tage gedauert, wobei man sagen muss, es gab in verschiedenen anderen Orten in Bayern auch kurzfristig Räterepublik hat ja nur sechs Tage gedauert, wobei man sagen muss, es gab in verschiedenen anderen Orten in Bayern auch kurzfristig Räterepubliken und ich wollte eigentlich einmal über diese sechs Tage einen Roman verfassen und dann habe ich aber gesehen, es gibt schon sehr viel und habe mich dann auch sehr stark eigentlich mit einer Person dann besonders befasst, nämlich mit Gustav Landauer. Und dann bin ich irgendwie zu dem Schluss gekommen, vielleicht ist das eine Möglichkeit, einmal eine andere Form auszuprobieren, eine kürzere Form. Und so ist es dann eigentlich mein erster Essay geworden. Warum gerade Landauer? Ich habe zum Beispiel einiges über Erich Müsam gelesen, der ist ja, glaube ich, ähnlich faszinierend und wird genauso viele hergeben. Ich glaube, er ist ähnlich faszinierend und wird genauso viele hergeben. Ja, Landau, ich weiß nicht, weil es von ihm auch einfach wahnsinnig viele schöne Texte über Literatur gibt, weil er ein hervorragender Übersetzer war, weil er einfach auch von seiner Philosophie her mir noch ein bisschen näher ist, vielleicht aus der Mühsam, und weil ich auch diese Liebesgeschichte, auf die ich dann gestoßen bin, so faszinierend gefunden habe. Und so hat sich das Ganze dann irgendwie für mich im Kopf zu einer runden Geschichte verdichtet. Du hast einen kleinen Rundgang für uns mit leichtem Gepäck zusammengestellt. Damit ist aber klar, dass Sebastian Fastuber nie wieder im Falter schreiben darf, dass in meinen Romanen zu viel vorkommt, weil das ist ein für alle Mal gegessen. Ich habe zwei kurze Ausschnitte. Der eine ist stärker an der Liebesgeschichte orientiert und der zweite Ausschnitt dann mehr an der Rete Republik. Das Nadelöhr der Anarchisten oder die gestohlene Zeit. Am Anfang steht gleich ein schiefes Bild und doch bin ich es nicht losgeworden. Eher geht ein Kamel durch ein Nadelöhr, als dass ein Reicher in das Reich Gottes gelangt. Doch eher gelangt ein Reicher in das Reich Gottes als drei Anarchisten ins Wittelsbacher Palais. Reich Gottes als drei Anarchisten ins Wittelsbacher Palais. Das Nadelöhr, es steht hier auch für das geringe Ausmaß der Zeit, in der das Wunder wirkmächtig werden durfte, nämlich gerade einmal sechs Tage, vom 7. bis zum 13. April 1919. Ein kleines Loch in der Zeit also, durch das die drei staatstragenden Anarchisten hindurchgingen mit diversen unorthodoxen Gefolgsleuten in ihrem Windschatten. 2. Hier kommt Landauer, soll er fortwährend gerufen haben, der Volksbeauftragte für Volksaufklärung, wenn er durch den Palast stolzierte. Der Pazifist, Hölderlin-Liebhaber, Walt Whitman-Verehrer, Gustav Landauer, fast zwei Meter groß, Hager, schmales Gesicht mit weiß-drahtigem Bart, die Haare wie Farngewächse vom Kopf abstehend, wie gut kann man ihn sich so hochgemutsch reitend vorstellen, wenn man einmal Bilder von ihm gesehen, Zeilen von ihm gelesen hat. Doch die Quelle ist nicht ganz zuverlässig. Derjenige, der Landauer so beschreibt, ist der Korrespondent des Chicago Daily Journal und ebenso berühmt für seinen Erfindungsreichtum wie für seine Zugaben zur Wahrheit. Als Drehbuchverfasser für fast alle Kultregisseure des großen amerikanischen Kinos, wird er später zur Hollywood-Legende. Sein Name, Ben Hecht. Seine Zeitung schickte ihn 1919 nach München, um über die ungeheuren Vorfälle zu berichten. Hecht behauptet, er habe Landauer täglich interviewt. Jedes bayerische Kind im Alter von zehn Jahren ist dabei, Walt Whitman auswendig zu lernen, Jedes bayerische Kind im Alter von zehn Jahren ist dabei, Walt Whitman auswendig zu lernen, soll der Volksbeauftragte gesagt haben. Das ist der Eckpfeiler meines neuen Erziehungsprogramms. Zweifellos gab es auch andere. Einer der ersten Amtshandlungen Landauers war die Abschaffung der Prügelstrafe an Schulen. Mr. Hecht war nicht die einzige ungewöhnliche Verbindung Landauers zur glamourösen Welt der Filmstudios. Mike Nichols, Regisseur von Klassikern wie Wer hat Angst vor Virginia Woolf, Die reife Prüfung oder Hautnah, wurde 1931 als Sohn von Brigitte Landauer geboren. Und diese Frau war die Tochter von Gustav Landauer und seiner zweiten Gattin Hedwig Lachmann. Eine Liebe, die wie ein Film begann. Als hätte der Großvater einem Interview des Enkels gelauscht, das dieser 109 Jahre später gegeben hatte. Man muss die Liebe seines Lebens finden. Diese Maxime hatte Mark Nichols Nina Rehfeld von der Berliner Zeitung verkündet. Am 28. Februar 1899, 20 Jahre vor dem Ende, begegnete Gustav Landauer in der Berliner Kunstgalerie Keller und Rainer bei einer Veranstaltung mit dem Lyriker Richard Demel, einer Frau, deren Anblick ihn so gefangen nahm, dass er es nicht wagte, sie anzusprechen. nahm, dass er es nicht wagte, sie anzusprechen. Hedwig Lachmann, eine zierliche Gestalt mit blaugleißenden Augen und filigranen, fast durchsichtigen Händen, war offenbar Demels Begleiterin. Umringt von Bewunderern, pallierte sie über jedes Thema mit der gleichen Werft von Scharfsichtigkeit, sei es Politik oder Religion, Poesie oder der neueste Stern am Theaterhimmel. Und auch in der gleichen Nacht begann Landauer, ihr Briefe zu schreiben. Der erste enthielt eine ungeduldige Botschaft. Wertes Fräulein, wer so vereinsamt ist, wer sich so nach der Seele der Frau sehnt wie ich, wer eine so innige Zuneigung gefasst hat wie ich zu Ihnen beim ersten Blick in Ihre Augen, der will nicht warten. Ich bitte Sie herzlich, lassen Sie es nicht schlimm kommen. Das Problem war nur, er wusste nicht, wohin er seine Zeilen schicken sollte. In einem Begleittext an Hedwig klagte er, im Adressbuch waren sie nicht zu finden. Meine hiesigen Bekannten haben den Kirschner nicht, in den verschiedenen Berliner Cafés, die ich um dessen Willen aufsuchte, liegt es auch nicht auf und zur königlichen Bibliothek war schon zu spät. Morgen gehe ich dahin und finde ich sie im Kirschner nicht, so muss ich es mit dem Einwohnermeldeamt versuchen. Erst Tage später erfährt er ihre Anschrift, ausgerechnet von Richard Demel selbst. Sie hat ja ihre Anschrift, ausgerechnet von Richard Demel selbst. Und so erreichen sie Sätze wie dieser. Ich habe wieder, endlich wieder einen Menschen, für den ich gewachsen sein will. Erst im März. Tags darauf gesteht er ihr, mit einem Wort wahrgesprochen, ich möchte sie. Mit ihnen reden und plaudern, ihr Auge sehen, mich an ihre Frische erfreuen, ihr Freund sein können und ihnen etwas sein können. Die welt- und sprachgewandte Frau, als Übersetzerin von Alexander Bettefü und Edgar Allen Poe hochgelobt, lässt sich vom Ton der Briefe verzaubern, bleibt aber vorsichtig. Am 14. März kommt es zum ersten Treffen. Landauer schreibt in der folgenden Nacht. Was soll ich noch mehr sagen? Ich weiß seit der Stunde, wo ich sie gesehen habe, dass ich sie und mich gräulich belogen habe. Ich werde um ihretwillen alles lassen, ob sie sich mir neigen oder nicht. Ich wusste bis zu dieser Nacht nicht, wie unreif ich war. Ich bin eine Stufe höher gestiegen. Sie sind mit Leib und Seele mein Schicksal. Nur langsam nähert sich Hedwig Lachmann dem um vier Jahre jüngeren Mann an, der wegen seiner anarchistischen Positionen meist mit einem Fuß im Gefängnis steht und trotz der Zerrüttung seiner Ehe formal auch noch verheiratet ist. steht und trotz der Zerrüttung seiner Ehe formal auch noch verheiratet ist. Die patriarchalen Strukturen beider Familien und die gesellschaftlichen Zwänge verhindern zunächst ein gemeinsames Leben. Landauers Zuversicht bleibt jedoch ungebrochen. Das Wundervolle ist das letzte Glück für mich, das höchste. Soll es nicht sein können, dann begehre ich wahrlich keines mehr. Ich habe das schöne Gefühl, weil sie mir so sehr lieb sind, dass auch ich ihnen tiefes Glück werde bringen können. Wir sind kein Paar, wir sind Paares. Wir sind nicht zwei armselige Hälften, denen nichts als die Leidenschaft gebietet, sich zu vereinigen und die dann doch immer auseinander klaffen. Wir sind zwei Ebenbürtige, die, so glaube ich, zueinander wollen, um zusammenzugehen. 10. Mai. Zwei Ebenbürtige, in der Tat. Landauer schickt ihr, darin ehrgeizigen Poeten von heute nicht unähnlich, sehr bald eigene Werke. Unverlangt eingesandte Manuskripte würden es die Verleger in unserer Zeit wohl nennen. Unverlangt eingesandte Manuskripte würden es die Verleger in unserer Zeit wohl nennen. Die Erwiderung Hedwigs ist verschollen. Aber der Antwortbrief Gustavs strotzt nur so vor schalkhaften Neckereien. Offenbar hat die Novelle, die er ihr hat zukommen lassen, der Gefährtin nur missmutige Zeilen blockt. Landau reagiert aber nicht beleidigt, sondern in einer Weise aufgekratzt, dass man meinen möchte, jeglicher intellektueller Austausch mit dieser Frau sei ihm ein Fest. Und nun komme ich nach Hause, finde ihren Brief und der ist so kratzbürstig und unverständlich, dass ich jubeln möchte. Widerstreit meiner starken Verehrung vor ihrem gefesteten, runden, in sich geschlossenen Wesen nicht das Mindeste anhaben kann und meiner treuen Anhänglichkeit, ich zwinge mich, matte Worte zu brauchen, erst recht nicht. Daraus spricht gleichzeitig eine Hingabe an die geistigen Fähigkeiten seines Gegenübers als auch eine gehörige Portion Selbstbewusstsein. Ein paar Zeilen weiter heißt es, nun halten Sie es nur nicht für Eitelkeit, wenn ich mich Ihrem Urteil ganz und gar nicht beuge. Im Folgenden zitiert Landauer Gleichgesinnte, die den fraglichen Texten mehr abgewinnen konnten, unter anderem Fritz Mautner, und schlägt vor, Richard Demel als Schiedsrichter einzusetzen. dann Fritz Mautner und schlägt vor, Richard Demel als Schiedsrichter einzusetzen. Aber es muss geheim bleiben, natürlich wird keiner von beiden ihm über die Veranlassung zu dieser Bitte etwas mitteilen. Einverstanden? Diese Verspieltheit, die den anderen auf die Schaufel nehmen kann und trotzdem jede kritische Äußerung ernsthaft erörtert, war eine der typischen seelischen Übereinkünfte zwischen den beiden. Eine geistige Spielregel, die zu brechen in der Niederlage bedeutet hätte. Am Ende des Briefes hört man Landauer gerade zu seufzen, uns beiden kann wirklich nichts helfen, außer unsere Ehe. So, und jetzt machen wir einen größeren Sprung. Es gibt in diesem Essay einen längeren Abschnitt, der sich mit dem Tod von Hedwig Lachmann befasst, weil Landauer dazu einen ganz berührenden Text geschrieben hat. Er saß also sechs Tage an ihrem Sterbebett und hat aufgeschrieben, wie diese Frau langsam stirbt. an ihrem Sterbebett und hat aufgeschrieben, wie diese Frau langsam stirbt. Und das überspringen wir jetzt. Es ist jetzt sozusagen nach dem Tod von Hedwig Lachmann im Februar 1918. Dorthin springen wir jetzt und nähern uns langsam der Ritterrepublik. Es folgen Monate, ja fast ein Dreivierteljahr voller Niedergeschlagenheit und depressiver Verstimmung. Landau erhält vereinzelt Vorträge, arbeitet an seinem Buch über Shakespeare, bricht wieder ab. Der Antrieb fehlt, die Adressatin. Was ich schrieb, war alles zu Hedwig gesagt. Im Juni 1918 berichtet er seinem Freund Georg Springer, ich bin ein Wrack. Ein Angebot in Düsseldorf Dramaturg zu werden, nimmt er schließlich, wenn auch halbherzig an, plant sogar einen Umzug nach Düsseldorf. Doch dann kommt alles anders. Am 7. November beginnt mit einer Friedenskundgebung auf der Theresienwiese die Revolution in München. König Ludwig III. flieht nach Schloss Wildenward. Nur wenige Tage später ereilt Gustav Landauer einen Ruf, der ihn wieder ins Leben zurückholt. Er stammt von Kurt Eisner, dem neuen Ministerpräsidenten des Freistaates Bayern. Was hatte sich ereignet während Landauers Trauerstarre? Kurt Eisner, charismatischer Redner, begabter Lyriker, jüdischer Sozialist und Kriegsgegner, war 1917 mit anderen Pazifisten aus der SPD ausgetreten. Es kam zur Gründung der USPD, Unabhängige Sozialistische Partei Deutschland. Eisner nahm dort rasch eine führende Rolle ein. Gleichgesinnte, darunter auch Müsam und Oskar Maria Graf, trafen sich regelmäßig im Münchner Lokal Goldener Anker. Im Jänner 1918 kam Toller in die Stadt und unterstützte Eisner bei der Vorbereitung und Organisation des Streiks in den Münchner Munitionsfabriken, die das Ende des Krieges verlangten. Eisner wurde verhaftet und verbrachte 8,5 Monate im Zuchthaus. Erst im Oktober 1918 kam er als Wahlkandidat für die USPD wieder frei. als Wahlkandidat für die USPD wieder frei. Der Kieler Matrosenaufstand, der am 3. November losbrach, näherte seine Hoffnung auf tiefgreifende Veränderungen. Ernst Toller, mittlerweile ebenfalls Mitglied der USPD, wurde wegen seiner Rolle als Redner bei den Streiks verhaftet und verhört. Wegen versuchten Landesverrat saß er drei Monate lang im Militärgefängnis an der Leonrothstraße in Haft Bald darauf folgten seine Einweisungen in die Psychiatrie und die unehrenhafte Entlassung aus dem Militär Erich Müsam wurde wegen seiner aufreizenden Reden in den von Kurt Eisner ins Leben gerufenen Diskussionsabenden aus München verbannt. Als Aufenthaltsort wurde ihm die Stadt Traunstein zugewiesen. Von dort schrieb er eine Postkarte an Karl Georg von Maaßen. Was Traunstein anlangt, so scheint es mir wie ein schönes Mädchen, das sich bei näherer Bekanntschaft alt, tückisch, hundsgemein und kudum erweist. Er bat Landauer, ihn zu besuchen, doch der war noch zu tief in seine Trauer verstrickt und lehnte ab. Am 31. Oktober 1918 konnte Müsam die öde Junggesellenbude verlassen und nach München zurückkehren. Am 11. November 1918 endete der Erste Weltkrieg. 1918 endete der Erste Weltkrieg. 11. Vier Tage später trifft Landauer in München ein. Er ist bereit, wieder politisch zu arbeiten, sich wieder in Gefahr zu begeben. Das Versprechen an Hedwig, nie wieder ins Gefängnis zu gehen, ist hinfällig geworden. Rasch wird Landauer Mitglied im Revolutionären Arbeiterrat und im Provisorischen Nationalrat. Langsam finden sich alle zusammen. Toller, Müsam, Landauer. Zuerst unter Eisners Führung, unter dem Dach der USPD. Doch diese Partei muss eine herbe Wahlniederlage einstecken. Nur 2,5 der Wahlberechtigten stimmten am 12. Januar 1918 für sie. Der Urnengang war ein Triumph für die Bayerische Volkspartei und die SPD. Eisner, der besondere Mann, dem es zeitlebens ein Anliegen gewesen war, die Prinzipien der Räterrepublik mit der parlamentarischen Demokratie in Einklang zu bringen, reagiert mit Enttäuschung und Selbstkritik. Schon am 21. Februar will er dem Landtag seinen Rücktritt anbieten. Doch die allgegenwärtige Pressehetze gegen ihn zeigt Wirkung. Der junge Graf von Arco auf Welle, ebenso glühender Nationalist wie Antisemit, schießt Eisner auf dem Weg zur Demission tödlich in den Rücken. Bei Eisners Begräbnis marschieren Hunderttausende durch München. Manche sagen, es war der letzte Moment, der alle Strömungen der Linken vereint hat in gemeinsamer Trauer. Gustav Landauer hält die Grabrede. Der Tag des Mordes, der 21. Februar, ist auch der erste Todestag von Hedwig Lachmann. Im März wird Josef Hoffmann, SPD, zum neuen Ministerpräsidenten gewählt. Der Anfang vom Untergang. Wer wird uns verraten? Doch bevor alles seinen fatalistischen Lauf nimmt, erlebt München noch ein Aufbäumen der freien Kräfte, einen turbulenten Zusammenschluss all jener überschäumenden rebellischen Elemente, seinen fatalistischen Lauf nimmt, erlebt München noch ein Aufbäumen der freien Kräfte, einen turbulenten Zusammenschluss all jener überschäumenden rebellischen Elemente, die Müsame in seinem Bohem-Essay beschworen hat. Es erheben sich, wie von Landauer ersehnt, der Frühling, der Wahn, der Rausch und die Tollheit. Frei nach Volker Weidemanns luzider Untersuchung, die Träumer übernehmen die Macht. Am 6. April 1919 um 22 Uhr versammeln sich der Zentralrat und die Delegierten der sozialistischen Parteien, des Bauernbundes, der Gewerkschaften und die Soldatenräte im ehemaligen Schlafzimmer der Königin Marie Therese im Wittelsbacher Palais. Es fehlen nur die Kommunisten, allen voran Max Levin und Eugen Levinet. Doch die großteils anarchistisch orientierten künftigen Räte stört diese Tatsache wenig. In dieser Nacht wird um Positionen gestritten, an Formulierungen geschmiedet, es werden Posten vergeben und Flugblätter entworfen. Mühsam bringt sich selbst als Volksbeauftragter für Auswärtiges ins Spiel. Doch Landauer holt ihn sanft auf den Boden zurück. Müsam ist nicht nachtragend. Im Gegenzug schlägt er vor, Landauer zum Volksbeauftragten für Volksaufklärung zu machen. Und so geschieht es, auch wenn so manchen Delegierten Landauers Judentum gar nicht gefällt. Und noch eine Person war wohl in dieser Nacht mit am Tisch. Erstaunlicherweise fehlt sie in fast allen Darstellungen. Doch es wird in diesem Wittelsbacher Schlafzimmer auch ein Volksbeauftragter für Presse und Zensur gegen die rechte Propaganda gewählt. Ein äußerst geheimnisumwitterter Mann. Sein Name zu diesem Zeitpunkt Redmar Ruth. Sieben Verrückte aus dem System gefallene Tage beginnen. Toller schreibt später, die höchste Freiheit erlange man immer im Herzen eines Interregnums. Etwas sei nicht mehr und etwas sei noch nicht an der Macht. Am Ende der Sitzung ist alles beschlossen, alle Ämter vergeben. An das Volk in Bayern steht über der gemeinsamen Proklamation. Die Entscheidung ist gefallen, Bayern ist Räterepublik. Bayern mit E zu schreiben als sichtbares Zeichen der Veränderung war natürlich Landauers Idee. Und auch das, am ersten Tag der neuen Republik soll gefeiert werden, nicht gearbeitet. Die Regierung Hoffmann flieht nach Bannberg. Es ist der 7. April, Landauers Geburtstag. Dankeschön. Die Verrückten, die Träumer übernehmen die Macht. Ich kann mir vorstellen, dass das schon an dieser Episode reizt, wo bei dem Paradoxon ja schon drinsteht, Träumer und Macht übernehmen oder Macht ausüben, das konnte nicht lang gut gehen. Wie hast du da eineise da geschlagen? Es ist eine sehr kompakte, teilweise sehr assoziativ ineinander übergehende Darstellung. Ich denke, es gibt wahnsinnig viel Literatur dazu, oder? Ja, klar. Das Schwierige war, bei dem Text natürlich das Weglassen. Man liest sich, eignet sich erst nicht viel an und muss gleichzeitig erst nicht viel weglassen. Das war auch der Grund, warum ich mich dann letztlich auf diese eine Figur konzentriert habe und warum diese zwei Elemente, die jetzt nicht so rausgekommen sind, vielleicht sehr stark sind. Es gibt also zwei Entdeckungen, mehr oder weniger, die nicht so bekannt sind zu Landauer. Das eine ist eben dieser Text an die Hedwig, an die sterbende Hedwig. Und das andere sind Gerichtsakten, die sind erst 2019 aufgetaucht, aus denen klar hervorgeht, wie diese bestialische Ermordung Landauers durch die weißen Truppen 1919 passiert ist. Ja, und da holt man sich, man muss sich einfach diese Sachen raussuchen, die einem als wesentlich erscheinen und dabei immer aufpassen, dass man nicht wesentliche Dinge weglässt, sodass man sich da nicht auskennt. Es ist immer so ein Abwägen, was rein muss und was nicht. Das Gute ist, das Thema ist eben nicht erschöpfend behandelt, sondern es ist anregend. Für mich funktioniert das Buch wie eine Verführung eigentlich mehr, darüber zu lesen oder von den Leuten zu lesen. Sind zum Beispiel diese Texte von Landauer, die am Totenbett geschrieben hat, sind die aufgelegt? Also sind die greifbar momentan? Dieser Text an dem Totenbett war relativ schwer zu finden. Ich habe ihn dann gefunden im Nachwort einer Ausgabe, ich bin mir jetzt nicht sicher, ob es sogar ein Salzburger Germanist ist, der das herausgegeben hat, Texte von Hedwig Lachmann. Und im Nachwort war dann dieser Abdruck von diesem Text, weil Landau hat den damals nur in ganz geringer Auflage an enge Freunde verschickt. Okay, das heißt, es ist nicht leicht. Wenn man das recherchiert, also die Texte von Hedwig Lachmann, da ist im Nachwort dieser Nachruf von Landauer abgedrückt. Wenn man sagen muss, es ist auch bei dir im Buch relativ ausgiebig zitiert. Zitiert man sich, krie so faszinierend ist, diese vollkommen neue Sprache, die er da findet für diesen Schmerz, das hat mich so fasziniert, dass ich gesagt habe, das ist eigentlich diese Passage, da bin ich nur das Silbertablett, das diese Passagen herzeigt. Paradoxerweise, ich bin es bei der Lektüre so gegangen, das wirkt alles zum einen fast surreal, zum anderen und weit weg, aber auch doch nicht historisch und vergangen, merkwürdig aktuell irgendwo. Wenn wir 1918, 1919 betrachten und gerade diese kurze, verrückte Zeit, wie geht es dir da? Kannst du jetzt auch irgendwas über 2021 sagen? Ich kann nur sagen, dass das, was da in diesen sieben Tagen passiert, war mir einfach unglaublich sympathisch und man hätte sich natürlich gewünscht, dass das länger anhält. Aber wie du richtig sagst, Anarchisten an der Macht und Träumer an der Macht, das ist ein Paradoxon, das sich dann schwer auf Dauer hält. Aber ja, ich finde, ein bisschen mehr von diesem Geist und von diesem Spirit würde uns überhaupt nicht schaden. Es gab noch Utopien, nicht nur Dyopien. Genau. Was empfiehlst du noch? Also Landauer, Mühsam, was sind? Also was ich sehr empfehle ist das Theaterstück von Tanke Dors, das heißt Toller und von Ernst Toller selber, auf den bin ich eigentlich, nein später stimme ich, aber da war ich mit dem Land auch schon relativ weit, habe ich von Toller selbst diese Autobiografie gelesen, eine Jugend in Deutschland heißt die, die ist hochspannend. Also die ist wirklich ganz toll. Das sind so die zwei, wenn man ganz schnell rein will in diese Räterepublik-Geschichte, wenn man ganz schnell rein will in diese Räterepublik-Geschichte, das Tanka-Torst-Stück, das gibt es ganz normal, und eben die Autoprofile von Ernst Toller. Es gibt natürlich eine Landauer Gesamtausgabe in 24 Bänden, die aber als Komplettes nicht mehr erhältlich ist. Da kann man aber immer nachschauen am ZVAB, welche antiquarischen Möglichkeiten es noch gibt. Also im Zentralverzeichnis antiquarischer Bücher. Und dann gibt es noch diese Sankt-Moboiner-Gestalt, Redmar Ruth, wo man nicht weiß, ist die verschwunden, hat er die Flucht geschafft, der dann möglicherweise als Pete Treven wieder auftaucht, dann später in Mexiko gelebt hat, Welterfolge als Autor gehabt hat. Das wäre ja auch nochmal ein eigenes Buch, oder? Das ist eine Gestalt, mir ist das ein bisschen Thomas Pinschen erinnert, nur dass man weiß, Pinschen gibt es tatsächlich, nur bei Traven, glaube ich, ist das nie wirklich alles belegt. Nein, ich glaube, es ist schon relativ klar jetzt, dass diese Geschichte stimmt. Also, dass er als Red Marut damals in Deutschland im Presserat war und dass er diese anarchistische Zeitschrift der Ziegelbrenner herausgegeben hat, das wird da auch noch erwähnt in dem Text, dass er geflüchtet ist und dass er letztlich in Mexiko gelandet ist und als B. Trevin diese berühmten Romane geschrieben hat, die Nacht in der Sierra Madre ist dann verfilmt worden mit John Huston als Regisseur und er ist dort glaube ich auch aufgetaucht, hat unter anderem Namen dann die Dreharbeiten beobachtet, er hat sich ausgegeben als Manager von B. Draven und man vermutet aber, dass das er war und nach seinem Tod sind dann verschiedene Hinweise aufgetaucht und es gibt auch eine größere Biografie. Also es ist schon ein bisschen klarer umrissen, dass es diese Figur so und mit diesem Lebenslauf wirklich gegeben hat. Aber es wäre natürlich schon eine Herausforderung für einen Kofferroman. Und spannend ist auch, du hast erwähnt, der hat sich auch damals in der Räterepublik schon ein bisschen der Aufmerksamkeit entzogen. Er war dabei, aber offenbar in vielen Quellen fehlt er. Ja, und er fehlt dann in den Berichterstattungen, seltsamerweise. Das ist ganz eine Phantom-Fähigkeit. Er hat die Berichte selbst befasst. Das kann sein, das kann sein. Und dann hat es Volksblatt geschickt, wahrscheinlich. In diesen Stellen, die du vorgelesen hast, ist es nicht der Fall. Ich glaube mich trotzdem zu erinnern bei der Lektüre, es gibt ein paar Passagen, wo du dazwischen immer wieder ich schreibst. Also du hältst dich nicht ganz draußen. Welche Rolle spielst du in diesem Buch? über irgendwas besonders beeindruckt war. Also wo ich gesagt habe, so eine hymnische Verabschiedung habe ich irgendwie noch nie gelesen. Und das schreibe ich dann ich, weil das eigentlich auch meine Faszination für diese Passagen dann zum Ausdruck bringt. Ich wollte das nicht ganz draußen haben. Vielleicht auch um zu zeigen, du bist jetzt in dem Sinne kein, das hat keine, maß dich nicht an eine historische Abhandlung zu sein, sondern durchaus persönlich gefärbt. Ja. Das Buch ist erschienen. Das Buch wird erscheinen. Sollte erschienen sein, leg liegt vor als PDF-Fahne. Wird im Oktober erscheinen und man kann sich da hinten in einer Liste eintragen und das dort bestellen und das wird dann auch signiert und dann von der Buchhandlung Fürstlberger verschickt, wenn das jemand haben will. Super, dann würde ich gerne noch trotzdem das Gespräch öffnen. Gibt es Fragen aus dem Publikum an Willi Steiner, aber auch an Clemens Renner? Ich würde sonst entweder die Bühne verlassen, fluchtartig, oder Herr Renner antwortet aus dem Publikum. Das ist ein richtiger biografischer Lebens Lebensdarstellung von A bis Z sozusagen. Also eigentlich im Prinzip von B bis K oder R. 50 Jahre von 1899. Dieser Zeitpunkt ist die Begegnung Landauer-Lachmann und 1949 ist die Oscar-Verleihung an den Sierra Madre Film von John Huston, wo G. Draven das Drehbuch geschrieben hat und den Roman als Vorlage. Also diese 50 Jahre umfasst das. Aber in sehr, sehr verdichteter Form, muss man sagen. In sehr, sehr verdichteter Form, ja. Also nach Landauers Tod gibt es einfach noch eine kurze Abhandlung, wie das Leben von Ernst Toller weitergeht, wie das Leben von Ernst Müsam weitergeht, was man über Red Marl, B. Draven weiß und dann das Schlussbild ist dann diese Oscar-Verleihung, wo er vielleicht im Publikum gesessen ist. Es kommt ja kaum von, ich glaube es ist auch wenig dazu gekommen, dass innerhalb dieser Tage überhaupt eine gesetzgebende Kraft dann zustande gekommen ist, weil da ist es ja dann interessant, wenn die plötzlich sozusagen Positionen setzen müssen, weil du hast es ja auch erwähnt, in der 19. Jahrhundert haben wir alle wirklich eine, was jetzt eine richtig scheide Anarchie ist. Was schwierig wurde? Natürlich, natürlich. Es ist auch relativ schwierig herauszufinden, was sozusagen an Gesetzgebung war. Man weiß nur, dass die Kommunisten immer angedrückt haben und gesagt haben, ihr macht ja gar nichts, ihr tut ja gar nichts, ihr müsst ja sofort enteignen. Und das wollten sie aber irgendwie nicht. Also wirklich das Einzige, was ich glaube ich belegen kann, ist die Aufhebung der Prügelstrafe. Also das ist tatsächlich passiert. Aber es ist gar nicht so leicht herauszufinden, was wirklich an Gesetzgebung da, was sie wirklich geschafft haben in diesen sieben Tagen. Weil, wäre mal eine extra Recherche noch wert. Aber das war auf jeden Fall ein guter Anfang, auch wenn nicht mehr gekommen ist. Und ich glaube, viel mehr wollten sie. Also sehr... Prügelstrafe ab und die Kinder müssen alle wohl treatment lernen. List of Class, aus mehr wollten sie. Prügelstrafe ab und die Kinder müssen alle wohl treatment lernen. List of Class auswendig lernen. Irgendwas ergibt sie dann vielleicht schon. Ja, das sind einfach sehr faszinierende Persönlichkeiten. Auch alle die Texte, auch von Erich Müssan gibt es nicht viel interessante, lustige, gescheite, clevere Texte. Da gibt es auch noch diesen Bezug dann, wo ich jetzt gerade ein bisschen am forschen bin, zu dem Monte Verità in Ascona, wo ja auch die verschiedensten Verrückten, von den Veganern über Anarchisten bis zu Ausdrucksdänzern und satanistischen Ordensbrüdern und Schwestern. Das war auch ein wildes Sammelsurium dort. Da ist es immer wieder vorbeigekommen. Und das Lustige ist, dass dieser Monteveretat ja auch eigentlich diese Siedlungsidee, also irgendwo einen Flecken Land zu kaufen und dort nach diesen friedlichen anarchistischen Grundsätzen zu leben. Diese Siedlungsidee war eigentlich eine landauersche Idee, weil er immer so gewettert hat, er will keine Diktatur des Proletariats haben, das interessiert ihn nicht. Es muss eine friedliche Kooperation, wie Ako Botkin auch schreibt, friedlicher Austausch freier kooperativer Zellen. Jetzt sitzen wir da 100 Jahre später. Genau. Ja, danke, Wilfried Steiner. Auch vielleicht ganz fein vorbei an der Wahrheit, oder vielleicht auch sogar weniger, wenn vieles wie erfunden klingt. Ich habe mich bemüht, dass das, was ich wirklich aussage über die Leute auch stimmt und dort, wo ich es nicht sicher weiß, steht es auch drinnen, dass ich es nicht sicher weiß. Dann sage ich vielen Dank den beiden Autoren und danke für die Aufmerksamkeit. Danke, Sebastian. Ein Buch von Clemens Rehmann hat man schon erwähnt, wann gibt es und wird auch gerne signiert, glaube ich.