Ich brauche es ein bisschen zu mir her. Meine sehr geehrten Damen und Herren, ich möchte Sie sehr herzlich zur heutigen Veranstaltung begrüßen. Es ist eine Veranstaltung der Autorenvereinigung Autorenkreis Linz und ich begrüße sehr herzlich den Obmann des Autorenkreises, Erich-Josef Langwiesner. Herzlich willkommen. Der Autorenkreis hat den heutigen Abend unter das Motto bzw. unter die Frage »Nachher ist vorher« gestellt. Vier seiner Mitglieder, zwei Autorinnen und zwei Autoren, werden eigene Texte zu diesem Thema lesen. Ich begrüße sehr herzlich Ursula Hirtl, Josef Kenesberger und Christine Reuter. Herzlich willkommen. Der vierte Lesende ist Erich Josef Langwiesner. Er ist heute in dreifacher Rolle hier bei uns als Obmann, als Moderator des Abends und eben als Lesender. Nachher ist vorher. Die Frage nach dem faszinierenden Phänomen Zeit ist eine der ganz grundlegenden existenziellen Fragestellungen. Heute hören wir vier literarische Anehrungen. Ich wünsche uns einen anregenden Abend und übergebe das Wort an Herrn Langwiesner. Aber ich liebe diese Technik. Mein Tuba-Lehrer hat heute in der Früh gesagt, wenn der Tuba schwer wird, nimm einfach das Mundstück. Hiermit passiert. Ich hoffe, er hört nicht zu. Meine Damen und Herren, Frau Dr. Pinter, herzlichen Dank für Ihre Begrüßung. Ich freue mich wirklich, dass wir wieder hier sein dürfen. Herbstlesung, Herbstlesezeit. Vorher ist nachher. Und je näher man so einer Lesung kommt, desto unsicherer wird man als schreibender Mensch, was liest man. Es ist hundertprozentig immer das Falsche. Ich weiß nicht warum, aber ich habe heute um halb fünf noch einen Text in die Maschine gekropft, Willi, du hast richtig gehört, in die Maschine gekropft, um halb fünf, weil man dachte, den muss ich jetzt lesen. Und dann bin ich jetzt hierher gekommen und ich weiß nicht, ob ich den lesen muss. Die Christine ruft mich heute an und sagt, ich weiß nicht, soll ich das lesen oder nicht? Ich sage, ich weiß ja nicht was. Also es wird wie immer ein spannender Mix werden, das will ich hoffen, weil ich finde es immer, wir machen das auch im Losverfahren, damit alle wissen, die älteste Schriftstellervereinigung macht das per Los dann, es geht dann los und ja, das Los hat uns beschert, haha, den fast jüngsten der Schriftstellervereinigung, der ist neu bei uns. Ich freue mich herzlich, den Herrn Josef Kienesberger bei uns begrüßen zu dürfen. Er ist wirklich, neben der Ida Leibetheder, der zum Jungvolk des Autorenkreises ist. Der Durchschnittsalter ist sonst ein bisschen höher. Gut, vorher, nachher. Ich habe da eben den Text, den ich da heute reingeklopft habe, nochmal durchgelesen und ich weiß noch nicht. Es wird sich dann herausstellen und das finde ich toll. Gut, ja, zum Herrn Kindesberger. Biografisches, wie gesagt, 22 Jahre jung. 1909, 21. Plus 10. Plus 10, gut, immer sofort korrigieren, das ist richtig. 1990 geboren in Weidhofen an der Ips. Bachelor of Architecture, er ist Architekt an der Kunstuniversität Linz. Architekter, er ist Architekt an der Kunstuniversität Linz, verheiratet, Vater von zwei Kindern, wohnhaft in Puchenau, arbeitet in einem Linzer Architekturbüro, interessiert an Literatur, Musik, Kunst, Handwerk und was ist Trash-TV? Unser ganzes TV ist inzwischen Trash. Bin ich gespannt, was ihr darunter versteht. Prosa und Lyrik. Gut. Das waren wir so die Offizielle. Wir haben uns, wir haben kein großes Auswahlverfahren bei uns. Der eine sagt zum anderen, du, ich habe den gelesen und dem sollte man sich beschäftigen. Dann machen das drei Leute vom inneren Zirkel des Autorenkreises schon ja oder nein. Und wir fanden alle, dass der Herr Kindesberger ein, wie ich hoffe, doch sehr junger, hochbegabter und toller Schriftsteller ist. Wir waren uns alle einig und haben gesagt, und dann kam Corona dazwischen und das ganze Zirkus und so weiter. Und heute ist er zum ersten Mal bei uns und wir freuen uns auf sein erstes Mal im Stifterhaus, erstes Mal überhaupt in der Lesung. Für das ist er noch sehr ruhig, muss ich sagen. Ja, das wäre es eigentlich zu Herrn Kienesberger. Wenn ihr etwas auslösen habt, sagt uns das selber noch. Wie gesagt, ich werde euch mit dem Mundstück oder mit dem entgegengesetzten, mit dem Nachher, mit der kleinsten... entgegengesetzt mit dem Nachher, mit der Kleinsten. Maultrommel noch ein bisschen traktieren. Aber das muss ich jetzt schon noch ganz kurz erzählen. Ganz kurz. Ich habe vorgestern oder vor drei Tagen das kleinste Buch der Welt in der Hand gehabt. Wie viel ist das? Fünf mal fünf Millimeter. Und das ist aber nur die Verpackung davon. Das kann man aufmachen und drinnen ist geschrieben. Wirklich geschrieben. Der Olympische Eid in sieben Sprachen. Das war 1964, ist zur Olympiade in Innsbruck herausgekommen. Das kleinste Buch der Welt. Das ist wirklich... Nein, ganz, ganz miniklar, 5x5 mm. Gut, jetzt habe ich genug Blödsinn geredet, den Rest sparen wir dann für danach. Die Reihenfolge ist Herr Hirtl, Josef, nein, Herr Kindesberg, Entschuldigung. Dann kommt die Christine Reuter, dann kommt Frau Hirtl und dann ganz zum Schluss müsst mich mit mir noch ein bisschen vorlieb nehmen. Gut, ich freue mich auf einen spannenden und guten und ereignisreichen liternen guten Abend. Ja, schönen guten Abend. Ich werde heute zwei Texte lesen, wobei nach dem ersten Text werde ich vorsichtig zum Obmann schauen, ob er sagt, dauert schon so lange und drehen wir runter. Aber geplant sind zwei Texte und ja. Und ja. Und Tiefen. Diese Erzählung fand kurz vor Beginn der heutigen Lesung am 7. Oktober 2021 im Stifterhaus Linz ihren vorläufigen Schluss. Tatsächlich sind einige unter Ihnen, genauer gesagt die ersten Eintreffenden, zu einem Teil dieser geworden. In dem Moment, als Sie den Eingang durchschritten, als Sie in Ihren Jackentaschen, Ihren Handtaschen kramten und sich an die zurzeit geltenden Sicherheitsmaßnahmen zur gegenwärtig grassierenden Pandemie zu erinnern suchten, just in diesem Augenblick hätten sie nur einen Blick zur Seite wenden müssen, um eine Gestalt im Schatten der Generalitreppe zu erblicken. Sicher die Vorfreude und ja, die guten Plätze, aber die Gestalt war da gewesen und hatte sie beobachtet, ehe sie über den Stifterplatz gehuscht war und sich vor der Bäckerei Hohneder in Rauch und Schwefelgedöns in die anbrechende Nacht verloren hatte. Lächerlich, werden sie denken, naiv und außerdem unmöglich. Sie schmunzeln, ich kann es ihnen nicht verübeln und doch. Vielleicht werden einige unter ihnen nun nachdenklich und schweifen kurz mit ihren Gedanken umher. Sie waren in der Tat früh angekommen, gute Plätze sind Ihnen wichtig, waren da noch andere Besucher gewesen. Und jene ersten, jene ungenannten, werden sich eines leisen Unbehagens gewahr. Ein Hauch sachte, über den Nacken streifende Gedanken, das auf unerhörter, ungeheuerlicher Weise einen Herzschlag lang einer ganz nahe gewesen war. Der Teufel. Die Rationalität protestiert abermals. Der Teufel, das wird ja immer besser, der Teufel, wirklich. Der jagt heute keinem mehr Angst ein. Man glaubt ja heute nicht mal mehr an seine Existenz. Der Teufel oder die Idee des Teufels hinterlässt dem modernen Menschen vielleicht noch die Ahnung eines unguten Gefühls, ein schlechtes Gewissen. ein schlechtes Gewissen. Entsprechend einer aufpoppenden Mail vom Bankberater oder dem Klopfen eines GISS-Mitarbeiters am Wohnzimmerfenster Samstagabends. Der Teufel. Ihm aber bleibt ein Trumpf, der entscheidende. Sie können nicht beweisen, dass er nicht da gewesen ist. Eine Falbe, nervöse Erscheinung, hatte gelauert, hatte sich ein Bild machen wollen, ob tatsächlich diese Geschichte heute erzählt werden würde. Er war neugierig gewesen, war aber nicht geblieben, konnte oder wollte nicht stören oder abhalten. Nicht aus Zorn, nicht aus Abscheuen, nein. oder wollte nicht stören oder abhalten. Nicht das Zorn, nicht das Abscheuen, nein. Am ehesten könnte man sagen, aus einer peinlichen Berührtheit heraus. Kennen Sie die Geräusche, die Stahlfedern erzeugen können? Ich meine jene kleinen handlichen Druckstahlfedern, solche, die in Kugelschreibern verbaut sind. Man kann an ihnen zupfen und ihrem glockenhaften Klang lauschen. Man kann sie auch beispielsweise über die Tischkante ziehen und mit dem lauten Krach, den sie dabei freisetzen, allerhand Unmut und Zorn verbreiten. Wenn man sie aber durch das leicht geöffnete Gebiss zieht, Rille für Rille für Rille, kann es einem vorkommen, als sitzt einem einer zwischen den Ohren und spricht dir direkt in das Gehirn, dachte der Privatsekretär des Bischofs. Irgendwo aus dem Innern seiner Schreibmaschine war ihm an jenem Morgen so eine Feder entgegengeschnellt, nachdem dieser ihren Dienst verweigert hatte. Er hatte getippt, keine Reaktion, getippt, hochgehoben, nachgesehen, wieder getippt und da war sie ihm auf die Brust gesprungen. Verständnislos hatte er die Untersuchung des bockigen Geräts fortgesetzt und saß nach geraumer Zeit schließlich nachdenklich vor diesem. Dabei zog er die Stahlfeder über seine Zähne. Wo sollte diese eigentlich in einer Schreibmaschine verbaut sein? Er konnte sich beim besten Willen nicht vorstellen. Da schallte vom steinernen Hof donnerndes Hufgeklapper empor, hastige Schritte. Die Tür zum Vorzimmer wurde aufgestoßen. Ein atemloser Mann stürzte herein und versuchte etwas zu sagen. Der Privatsekretär verwies ihn auf einen Stuhl und wartete ungeduldig darauf, dass dieser Störenfried, offenbar ein Bote oder Kurier, sich beruhigt hatte. Eine Katastrophe. Der für in wenigen Stunden anstehende Festakt samt Feldmesse in der Schwebe etwas Grauenhaftes war vorgefallen. für in wenigen Stunden anstehende Festakt samt Feldmesse in der Schwebe. Etwas Grauenhaftes war vorgefallen. Direkt am Areal der Spatenstichfeier zur Errichtung der neuen Linzer Eisenbahnbrücke. So etwas hatte er noch nie erlebt. So etwas könnte er sich in seinen wildesten Träumen nicht zusammenreimen, meinte der Kurier. Offenbar, unvorstellbar, hatte eine Meute Hunde in der Donau treibendes Aas erwischt und hatte das Tier, man vermutet eine Sau, am Uferstück, wie gesagt, genau am Ort der Feierlichkeiten zerlegt. Man hatte die Hunde vertreiben können, aber eine ungeheure Sauerei, eine wilde Jagd muss das gewesen sein. Überall weit verstreut, Haut und Gedärm fetzen, ein Gestank, der einen den Himmelherrgott schimpfen lässt. Natürlich habe ich das unter den Arbeitern so aufgeschnappt, fügte er hastig hinzu. Die Herren der KAK-Staatsbahndirektion Linz lassen jedenfalls anfragen, wie hochwürden Gedenken zu verbleiben. Der Privatsekretär winkte sofort ab. Messe und Festakt abgesagt. Messe und Festakt, wiederholte er, wobei er das und betonte. Der Segen würde im Laufe der nächsten Tage in den Zeitungen gedruckt werden. Die Kosten dafür würde man übermitteln. Man wünsche einen guten Start. Daraufhin entließ er den Kurier. Der Privatsekretär beschloss, das alte, kränkelnde Männlein, welches drei Türen weiter in seinem wuchtigen Himmelbett schnaufte, deswegen nicht zu wecken. Stattdessen begann er in Ruhe, diesen Novembertag im Jahr 1897 für Hochwürden umzugestalten. Auf der Baustelle nahm an Kopfnicken die Entscheidung der Geistlichkeit zur Kenntnis und beschloss kurzerhand, die terminliche Erleichterung eines ganzen gewonnenen Vormittags zu nutzen. Unter dichtem Rußgewölk und dumpfen Maschinenpochen wurde eine Vorrichtung zur Brückenpfeilergründung, ein Caison, flussaufwärts gezogen. Zugleich versetzte sich zu beiden Seiten der Donau die Baustelle in mannigfaltige Bewegung. Tschechische Landarbeiter führten vor Schweißdampfen Zugtiere, Konstrukteure aus Italien überprüften Eisentraversen, Wiener Ingenieure mit hochgeschlagenen Krägen froren vor ihren Besprechungshütten, umschwärmt von einem überschaubaren Pulk an Schaulustigen. Dazu kamen Bauersleute aus dem Umland, welche in dieser unwirtlichen Jahreszeit die Gelegenheit nutzen wollten, um an ein willkommenes Zubrot zu gelangen. Diese Menge an Menschen bot aber auch Platz für Schauriges. Er hatte Wind von der Baustelle bekommen und unsägliche Lust auf Sabotage und Unbill. Er wollte die Brücke von Beginn an unter einem schlechten Stern starten sehen. Auf die Idee mit den Hunden war er tags zuvor gekommen, während er von den Mühlviertler Hügeln ins Donautal gestiegen war. Er war es auch gewesen, der den tschechischen Pferden Adlerfahnen ins Futter gemischt hatte, sodass sie Schleim vor den Füßen ihrer entsetzten Besitzer erbrachen. Und nachdem er nun auch von der Absage der Festlichkeiten erfahren hatte, fasste er kurzerhand den Entschluss, nachmittags den Bischof zu besuchen, um alte Paktschulden einzutreiben. Indes war der Caison, auch Senkkasten genannt, an seiner ersten Position manövriert worden. Mittels pneumatischen Druckaufbaus wurde Wasser in seiner offenen Unterseite verdrängt und wirkte somit als eine Art Taucherglocke. Jene Wagemutigen, die sich durch mehrere Kammern hindurch immer weiter nach unten bis zur Flusssohle durchzuzwängen hatten, konnten so im luftverdrängten Raum Schlamm und restliches Wasser abpumpen, ehe sie auf Felsen oder tragfähigen Schotter stießen. Allerdings kannte jene Konstruktion zu dieser Zeit, in dieser Zwischenwelt aus Blechwänden und sich vorbei wälzenden Wassermassen, eines nicht, die Möglichkeit einer zuverlässigen Beleuchtung. So mussten die Arbeiter in eisiger Finsternis unter ohrenbetäubendem Motorenlärm tastend ihre Pumpen bedienen. Nur wenn diese gestoppt worden waren, konnten sie den Senkkasten verlassen. Je nachdem war das Aussetzen der Maschinen ein Zeichen für ein heranrasendes Unglück oder Schichtwechsel. Dieses Mal war es Mittag gewesen. Der Teufel hatte sich im Fluss gewaschen, hatte seine Mahlzeit zu sich genommen und sich im Anschluss von der schlingenden Meute entfernt. Da fiel sein Blick auf Florianne. Sie war die stille Küchenhilfe der Bauköchin, welche sie bei jeder sich bietenden Gelegenheit ankeifte und Du Besen oder nutzlose Tieren, rief. Floriane hockte am Ufer und blickte auf den Fluss hinaus. Neben ihr lagerte ein Berg an Blechtellern und Besteck, einige an Land verteute Töpfe dümpelten im eisigen Wasser. Dort an der Mündung der Donau, da gibt's auch heute noch Völker, wenn denen deine Nase nicht passt, trampeln sie dich einfach tot. Florianne rührte sich nicht. Grüß dich, Mädel. Grüß dich. Der Teufel hockte sich neben sie, während das Mädchen weiterhin auf dem Fluss sah. Ihm fiel ihre für die Jahreszeit spärliche Bekleidung auf, die hochgekrempelten Ärmel, der zerschlissene Unterrock. Die fette Köchin ist aber ein garstiges Ding, schreit herum, dass die Mäus vor Schreck in die Töpf ködeln. Die wird doch fabelhaft in so einen Topf da reinpassen, dass man mit ihr die Suppe eindickt, meinst nicht? Floriane antwortete nicht. Dikt, meinst nicht? Floriane antwortete nicht. Während sie am Ufer verweilten, näherte sich ein weiteres Schiff von oberhalb. Die Gründung des ersten Caisons dürfte erfolgreich gewesen sein, die Flusssohle frei von Schlamm und konnte somit ausbetoniert werden. Eine solche Gründung war ein zeitdrängendes und risikoreiches Unterfangen. Jeder vollbrachte Abschnitt stellte einen Durchbruch für sich dar. Den Arbeitern zollte man daher durch strikte Einhaltung der Mittagspause Respekt, auch weil selbst Ingenieuren und Bauherren bewusst war, dass eine solche in jedem Fall kürzer als ein Streik bei Ignorieren bedeuten würde. Das Betonierschiff startete deswegen seine Motoren, drosselte seinen Abtrieb, ehe es einige Schiffslängen vor dem Caiso auszuharren schien. Gibt es Untiefen hier in der Donau, meine ich? Der Teufel wandte den Kopf und flüsterte, ja, heimtückisch sind die. Du kannst ja, setzte er nach, doch Floriane schnitt ihm das Wort ab. Und wie sind die Untiefen hier, besonders tief oder im Gegenteil sind sie dann besonders seicht? Er verstand nicht. Er verstand nicht. Der Teufel überlegte eine Weile, abermals aber fuhr ihm Florian ins Wort Es ist ja nicht nur beim Wasser so, das mit den Untiefen Es gibt auch bei den Leuten Untiefen So wie Gutes und Schlechtes in ihnen steckt So wie Göttliches und Teuflisches eben Er sah sie an Sie sprach weiter. Göttliche Untiefe meint vielleicht seine Unergründlichkeit, seine Liebe, seine Ferne manchmal. Die Untiefe vom Teufel? Ich glaube, seine ungeheuerliche Nähe. Du bist untief. Sie sahen sich an. Die Töpfe im Wasser schlugen sachte aneinander. Ich glaube, Untiefe kann gleichzeitig sein, nicht beim Wasser, aber im Wesen, dass da etwas in einem ist, gleichzeitig unergründlich tief, aber auch gefährlich nah, Gott und Teufel. Ich weiß, dass du es bist, das spüre ich. Aber du bist auch Gott, weil du untief bist, er wusste es nicht. Nervös bleckte er die Zähne und versuchte ein Grinsen. Da, da unten in der Röhre, da im Wasser, da in der Untiefe, da sitzen sicher noch Fische drinnen. Das wär doch was für deine Suppe, nicht? Da wird die fette Köchin sicher zufrieden mit dir sein. Wär doch schade drum nicht. Los, wir fahren nachschauen. Das Betonierschiff verstand das Ablegen eines einzelnen Kahns vom Ufer als untrügliches Zeichen, dass es losgehen konnte. Die Besatzung verringerte den Abstand zum Senkkasten, bis sie auf wenige meter heran erneut anhielten ein einzelner schlagsiger arbeiter stand auf dem rand des senkkastens und bedeutete ihnen dass sie mit dem ausgießen beginnen sollten sie sahen einander an nur ein arbeiter achselzuckend warfen sie den großen Schlauch über und die Pumpen an. Erst als diese wieder abgeschaltet worden waren, bemerkten sie heranrasende Boote unter lautem Geschrei. Der Beton quoll aber bereits aus der Öffnung der obersten Kammer. Jener Arbeiter, der wortlos in die sich füllende Röhre geblickt hatte, war verschwunden. Er war bereits wieder auf dem Weg in das Mühlviertler Hinterland und für eine Zeit lang sollte er dieses auch nicht mehr verlassen. Er wusste nicht, was er von dieser Sache halten sollte. Heute trennen uns weit über 100 Jahre zu jenen Ereignissen. Die alte Eisenbahnbrücke ist abgetragen, eine neue befindet sich an der benachbarten Position. Die verkehrstechnische Anbindung soll nun vorteilhafter als früher verlaufen und andere Gründe erscheinen unwahrscheinlicher, unlogischer. Selbst die ursprünglichen Fundamente mit ihrem dunklen Geheimnis sind entfernt worden, sodass nichts mehr, rein gar nichts mehr auf ihre einstige Existenz hinweisen könnte. Nur seine Erinnerung an Florianne quält und schadet dem Teufel und immer wieder keimen die Gedanken, die sie in seinem Wesen gestreut hat, wieder auf. Denn wem einmal Zweifel in den Untiefen seiner Seele gesät worden sind, und gerade der Teufel besitzt eine große, für den ist nie mehr nachher wie vorher. Jetzt müssen wir uns überlegen, wenn wir über die neue Eisenbahnbrücke fahren, wo denn der Teufel steckt. Danke schön, Josef Kinnesberger. Ja, weiß gar nicht, Wie wird mir denn da? Ich hoffe, wir werden noch einiges Schönes und Gutes von dir zu hören kriegen und auch im Autorenkreis noch viel Freude miteinander haben. Mit Mitarbeit und allem Tramontan, so wie ich mir das eigentlich wünsche und vorstelle. Ich würde mich wahnsinnig freuen darüber. wie ich mir das eigentlich wünsche und vorstelle. Ich würde mich wahnsinnig freuen darüber. Christine Reuter, geboren in Linz, ich sage es, Philosophiestudentin gewesen mal, Germanistik und Soziologie in Wien und Linz, nach der Geburt ihrer Tochter, die heute nicht singt, nach der Geburt ihrer Tochter studiert, die heute nicht singt, nach der Geburt ihrer Tochter studiert, das ist Soziologie, Frauenforschung, darüber haben wir noch nie geredet, dass du mal Frauenforschung studiert hast, und schloss ihr Studium 2002 mit der Promotion ab. Von 2001 bis 2003 war sie Mitglied der österreichischen Historikerkommission. Sie ist Vorsitzende des Pen-Club-Frauenkomitees, freie Autorin, Lektorin und Verlegerin, Verlag Nina Reuter, der ich persönlich auch sehr viel verdanke, muss ich nochmal zusagen. Frau Reuter schreibt Lyrik und Prosa gewissermaßen mit dem Schwerpunkt von, für und über Frauen. Sie forscht zurzeit auch nach einer ganz tollen Linzer Komponistin, nach der Hedda Wagner. Und das ist eine ganz spannende Geschichte. Aber das ist eine ganz andere und ist eben von, für und über Frauen. Aber nicht ausschließlich. Und was das nicht ausschließlich ist, wollen wir heute hören. Christine, bitte. wollen wir heute hören. Christine, bitte. Ja, einen schönen guten Abend. Ich freue mich, dass ich wieder einmal im Stifterhaus lesen darf. Das erste Mal seit Corona. Das ist toll. Ja, das Thema heute, Zeit, hat mich immer schon beschäftigt. Zeit ist nicht fassbar. Zeit ist flüchtig. Davor und danach vergehen schnell und gehen ineinander über und was was ich lesen soll, was Altes oder was Neues. Und jetzt lese ich doch was Neues. Zeit ist nicht real. Lange versuchte ich, sie zu fassen. Doch jetzt und nun entgleiten leise. Doch jetzt und nun entgleiten leise. Nah und fern Blicke ich dich an, so sehe ich mich durch dich. Ich sehe mich in dir mit ungefähr 20 Jahren und weiß genau, wie ich mich fühlte. dir mit ungefähr 20 Jahren und weiß genau, wie ich mich fühlte. Ich war emotional, wütend, traurig, glücklich, idealistisch und voll Liebe. Ich war jung. Die Welt war ein leeres Feld, der Himmel unendlich. Alles schien möglich und nichts würde mir passieren. So war ich mitten in der Welt. Nun stehst du vor mir, das Haar zu einem Knoten hochgesteckt, schwarzer Lidstrich existenzialistisch gekleidet, mit blitzenden Augen. Du siehst mich an und ich sehe meine Lust am Leben durch dich. Ich sehe meinen Hunger nach Erkenntnis in dir und die Leidenschaft für das, wovon ich glaubte, dass es gerecht sei. Wie du setzte ich mich für die Schwachen ein. Ich diskutierte auf Teufel komm raus. Ich verabscheute Lügen. Ich war für unbedingte Ehrlichkeit. So lange, bis ich selbst merkte, wie sehr sie verletzen kann. Mich selbst und die oder den anderen. Noch kennst du nicht die verschlungenen Pfade des Lebens, nicht so gut jene Situationen, die diplomatische Winkelzüge erfordern, um ans gewünschte Ziel zu kommen. diplomatische Winkelzüge erfordern, um ans gewünschte Ziel zu kommen. Du wirst hoffentlich lernen, dass Sanftmut dir manchmal mehr hilft als Zorn und Wasser stärker ist als Stein. Ich erkenne mich wieder, wenn du vor mir stehst und deinen Standpunkt verteidigst. Dann spiele ich die Erfahrene, die Kluge und weiß selbst am besten, dass nichts davon stimmt. Ich weiß, dass richtig und falsch nicht immer absolute Größen sind. Was damals eindeutig schien, wege ich jetzt ab. Die Grenzen verschwammen mit der Zeit durch zu viel Verständnis und ich verlor die Wut. durch zu viel Verständnis und ich verlor die Wut. Damals war die Welt einfacher zu begreifen, weil ich sie nach einem einfachen Muster einteilte. Paradox ist, dass ich einerseits ganz im Innern noch immer die bin, die ich war, andererseits aber hat die, die ich einmal war, mit der, die ich jetzt bin, nichts mehr zu tun. Gleichzeitig nah und fern bin ich mir selbst. Zeit war immer schon ein Phänomen, das mich beschäftigte. Jetzt ist immer jetzt. Gleichzeitig verschwindet jetzt in der nächsten zehntel Sekunde, um dann durch ein neues Jetzt ersetzt zu werden. Ich denke immer jetzt und während das geschieht, vergeht die Zeit. So bin ich jetzt die, die ich war und die, die ich bin. Ich bin gleichzeitig viele und eine. So sehr ich auch darüber nachdenke, im Grunde kann man es nicht begreifen. Es hilft mir aber, dich ein wenig zu verstehen. Jene junge Frau am Beginn des Erwachsenenalters, jene, die fast erschlagen ist von der Fülle der Möglichkeiten, die das Leben verspricht. Gleichzeitig möchte sie alles, sodass sie nicht weiß, wo sie anfangen soll. Gleichzeitig möchte sie alles, sodass sie nicht weiß, wo sie anfangen soll. Entscheidet sie sich, dann sind alle anderen Möglichkeiten fort. Perdue, für immer, glaubt sie und weiß nicht, dass es mehr gibt als entweder oder, dass es weitere verborgene Wege gibt, die sie einfach noch nicht sieht, weil sie in ihrer Welt nicht vorkommen. Dabei passiert laufend etwas, das wir uns bis vor kurzem nicht vorstellen konnten. Corona zum Beispiel. Vor einem Jahr noch glaubte ich, so wie die meisten Menschen, dass das Leben einfach immer so weitergehen würde. Eine kurze Aufregung vielleicht ja, aber doch nicht unser ganzes Leben. Es kam der erste Lockdown. Ich erlebte ihn wie einen dystopischen Film. Leere Straßen, Polizei, Endzeitstimmung verursachten ein ungutes Gefühl. Gleichzeitig aber bescherte die Situation eine ungeheure Entlastung, einen leeren Terminkalender, Zeit über Zeit, plötzlich frei. Es war ein Gefühl wie in der Kindheit, wenn unerwartet schulfrei war. Eine Zeit außerhalb der Zeit, nicht eingeteilte Zeit, eher ein subjektives Sein als ein allgemeines Fortschreiten. Gegenwart anstelle von Zukunft. Während des Lockdowns war unbemerkt der Winter vergangen. Der Frühling zog ins Land und die Bäume blühten wie nur was. Eine Stressreaktion meinten die anderen, die anderen meinten, dass es einfach schön sei. Für mich war es, wie es war. Kurze Zeit gefiel mir dieser Zustand, aber nach und nach begann ich darüber nachzudenken, was mir fehlte. Andere Menschen, alles, was ich mir mühsam aufgebaut hatte, neue Impulse. Ich merkte nun, wie viel von mir mir abhandengekommen war. Die magischen Momente, wenn du dich selbst auf der Tanzfläche in die Musik verlierst. Der Zauber am Beginn einer Lesung. Jener Moment, wenn die Zuschauer still werden und alle auf dich sehen. Wenn du zu sprechen beginnst und merkst, dass du gehört wirst, dass das, was du zu sagen hast, für andere von Bedeutung ist. Nicht zu vergessen, ein Essen in einem Restaurant, ein Besuch bei Freunden, spontan auf einen Kaffee gehen, Pläne schmieden, Termine eintragen, sich auf etwas freuen. All das liegt vom heutigen Standpunkt aus betrachtet in der Vergangenheit, in der Ferne. Dort, wo früher mein Leben war, ist jetzt nichts als ein Jetzt, das einmal gewesen ist. Während es war, war mir nicht bewusst, dass es so unvermittelt wieder vorbei sein könnte. Du sagst, dir gehe es auch nicht gut damit. Dir fehlen deine Freunde, die Universität, die Diskussionen und die Begegnungen. Du bist in den Zwanzigerjahren, das wäre die Zeit des Aufbruchs, wenn nicht Corona deine Bedürfnisse verhindern und deine Zeit in eine der Langsamkeit des Rückzugs verwandeln würde. Kein Wunder, dass alte Muster wieder auftauchen, wie zum Beispiel zwischen Mann und Frau. Du findest das krass und gehst demonstrieren. Du engagierst dich und das ist gut, denn nichts ist schlimmer, als sich mit allem abzufinden. Recherchierst dich und das ist gut, denn nichts ist schlimmer, als sich mit allem abzufinden. Ich hätte mich auch mit nichts abgefunden und tue es bis heute nicht. Auch nicht mit den Gesetzen der Zeit, die das Vergangene in die Ferne und das Gegenwärtige in die Nähe rückt. So sagt man. Manchmal aber ist es genau umgekehrt. Manchmal aber ist es genau umgekehrt. Da ist die Erinnerung an eine bestimmte Phase meines Lebens so stark, dass sie direkt in meine Gegenwart hineinreicht. Außen ist alles wie immer, innen läuft ein anderer Film. Meist wird dieser Zustand durch einen äußeren Reiz ausgelöst. Ein Musikstück, ein Duft, eine Landschaft oder ein Gedicht sind Türen in die Vergangenheit. Das Sich-Erinnern verursacht Melancholie, Sehnsucht nach dem Unwiederbringlichen. Denke ich aber genauer darüber nach, wie es damals wirklich war und wie ich mich verhalten habe, so wundere ich mich und kann das von der heutigen Perspektive aus nicht mehr nachvollziehen. Wenn ich mich in mich hineinversetze, so verstehe ich dich. Schwierig ist, dir von meinem jetzigen Standpunkt aus zu erklären, was ich jetzt weiß, damals aber noch nicht wissen konnte. wissen konnte. So sind wir uns selbst und den anderen immer gleichzeitig nah und fern. Nähe und Ferne betrifft nicht nur uns selbst, sondern auch die Interaktion mit anderen Menschen, vor allem jenen, denen wir uns nahe fühlen. Die Liebe ist ein Feld, wo Nähe und Ferne eine besonders eigenwillige Verbindung eingehen. Manchmal fühle ich, dass mein Geliebter nicht bei mir ist, mich nicht sieht, weil er sich, so wie ich, ab und zu an einem fernen Ort in seiner Vergangenheit befindet, wo ich keinen Zutritt habe. Diese kleinen, verlorenen Paradiese sind persönlich und nur für den, der dort war, bedeutsam. Das Gute an dieser Art von Nähe und Ferne ist, dass man wieder heraus kann aus der vergangenen Welt. Würde das Vergangene jetzt in der Gegenwart wirklich passieren, dann wäre es unter Umständen gar nicht lustig. Aber zum Glück liegt es in der Ferne und kann aus der Nähe gefahrlos betrachtet werden. Vor einigen Jahren habe ich eine kleine poetische Installation im Wald gemacht. Unter dem Titel Mon Petit Paradis Perdue stellte ich ein Ensemble aus Steinen, Blättern, Kristallsteinen, Moos und sonstigen Dingen aus der Natur zusammen. Mich beschäftigte die Frage nach den verlorenen Paradiesen, die ich einst besaß, wo ich mich eine Zeit lang aufhielt, mich dort geborgen und glücklich fühlte. Irgendwann wurden sie zerstört, manchmal habe ich sie selbst zerstört. Dann musste ich sie verlassen. Erst lange danach merkte ich, was ich besessen hatte. Unwiederbringlich sind sie fort, bleiben unbewohnt zurück wie leere Nester, aus denen die Jungvögel ausgeflogen sind. Verlassen, verloren. Verloren? Existieren sie nicht trotzdem weiter in uns, in der Erinnerung? Ist es nicht so, dass alles, was einmal war, auch immer in irgendeiner Form bleibt? Dort ist und ruht es, solange wir es wünschen. Und zum Abschluss noch ein kleines neues Gedicht, das heißt Von der Zeit, die vergeht. Gestern noch war dein Tag jung, dein Horizont offen und frei. Ein starker Körper, braunglänzend, Aprikosenhaut und Honig. Noch gab es so viele Möglichkeiten, ein leeres Feld, ein Baum voll Früchte, Pläne unbestimmt da und dorthin, vielleicht irgendwann, das Leben eine Spielwiese. Heute wachst du auf und das Alter lugt dir über deine Schulter. Du spürst die Zeit wie leisen Regen. Der Mond war früher heller, die Nächte länger und die Morgen danach taten weniger weh. Das Tageslicht zeigt dich unbarmherzig. Du fühlst Begrenzung und leises Weh. Eine Auswahl ist zu treffen. Und du entscheidest dich für jetzt. Hier machen sie es einem aber auch wirklich schwer. Ich weiß nicht, ob das wer gekannt hat, was ich da vorhin versucht habe auf dem Mundstück zu spielen. Rosenkavalier, die Zeit, sie ist ein sonderbar Ding. Jetzt kommt die Christine und kommt mit der großen Frage nach der Zeit. Und das stünde da auch drin und das ist also Ja, die Zeit, sie ist ein Sonderbadding. Der Text von dem Rosenkavalier lässt mich noch immer nicht, nach Jahrzehnten nicht aus. Aber, danke Christine, es war sehr, sehr schön und wieder sehr, ja, hat mich aber nicht die Frage beantwortet, ob ich das lesen soll. Macht nichts. Ursula, Ursula Hirtl, eines unserer neuen Mitglieder. Ich freue mich sehr. Wir haben uns bei einer Smaragd-Lesung schon kennengelernt. Da kannte ich sie überhaupt nicht. Und da habe ich gedacht, was ist denn das, was die da schreibt? Das ist ja so nett und so, ich weiß nicht, das klingt dort auch gut. Ich kannte überhaupt nicht,, wusste nicht, was sie geschrieben hat. Und plötzlich ist das so was von toll gorstig geworden. Ich weiß nicht, ob man den Ausdruck so sagen kann. Toll gorstig. Das ist ein oberösterreichischer Versuch, das zu beschreiben. Aber egal, ich weiß nicht, was sie uns heute mitgebracht hat. Ursula Hirtl, geboren 1961, wohnt in Leonding, hat einen erwachsenen Sohn, da haben wir was gemeinsam, Studium an der Kunstuni, daneben Lehramt für Pflichtschule Deutsch und Englisch. Also sie weiß, wovon sie schreibt und wie sie schreibt. Arbeitsstelle bei Amnesty International und als Übersetzerin in den USA. International und als Übersetzerin in den USA. Seit 1994 Lehrerin einer Mittelschule in Linz. Anfang der 90er Jahre hat sie zu schreiben begonnen. Hat den Kunstförderstipendium der Stadt Linz für Literatur 1993 erhalten. Dann hat sie zu schreiben aufgehört. Wie geht das zusammen? Erklärt sie uns mal, wenn sie lustig ist. Also, dann hat sie zu schreiben aufgehört. 2006 hat sie wieder begonnen und nicht mehr aufgehört, Gott sei Dank. Veröffentlichungen in Anthologien und Literaturzeitschriften, Literaturpreise für Kurzprosaat. Liebe Ursula, dein Platz ist hier. Ich freue mich auf das, was du uns heute mitgebracht hast zum Thema Vorher, Nachher. Jetzt bin ich wirklich gespannt. Auch Lyrik oder Prosa? Prosa. Oh, ich heize die Prosa-Schreiber schwer in der Überzahl. Gut, aber danke für das Gedicht. Applaus Danke für das Gespräch. Ja, schönen guten Abend. Vielen Dank für die wohlwollenden Worte, für die Maultrommel und dafür, dass du gesagt hast, dass ich etwas Nettes mitgebracht. Das Thema Nachher ist vorher war für mich einigermaßen schwierig. Und dann ist mir gekommen, wenn Nachher gleich vorher ist, dann kann es sich um Dinge oder Ereignisse handeln, die sich wiederholen. Und ich habe zwei Geschichten mitgebracht, denen es um ereignisse geht die sich oder bei denen halt wiederholungen drinnen sind eine davon ist einigermaßen tragisch die möchte ich als erste lesen die zweite ist nicht ganz so tragisch zumindest nicht für mich die kommt dann zum schluss Der Fall. Es begann an einem Dienstag, was eigentlich absurd ist. Dienstage gehören sonst zu den eher guten Tagen. Und noch absurder ist, dass es an dem erwähnten Dienstag begann, bevor ich aufwachte. Es begann nämlich mit einem Traum, was schon wieder absurd ist, denn ich erinnere mich normalerweise nicht an meine Träume. Es war so, dass ich spazieren ging, irgendwo auf einer Ebene und plötzlich war da nichts mehr und ich rutschte ab und dann fiel ich. Nein, ich fiel nicht hin, sondern ich fiel so richtig im freien Fall. Zuerst sah ich neben mir noch Felsen, aber dann waren die auch weg. Alles war schwarz, es gab nur mehr meinen Fall. In meiner Panik wachte ich so halb auf und das wird wahrscheinlich der Grund sein, warum ich mich an diesen Traum erinnern kann. Gleichzeitig fiel und fiel ich und glaubte schon den Rest meiner Diensttage und aller anderen Tage fallend verbringen zu müssen. Aus irgendeinem Grund verwandelte sich meine Panik langsam in neugieriges Staunen wandelte sich meine Panik langsam in neugieriges Staunen. Und tauchte da nicht etwas aus dem Nichts auf? Etwas Graues. Und es kam näher und näher. Ich glitt an ihm entlang und schließlich rutschte ich schräg daran hinunter und rutschte und rutschte. Verzweifelt versuchte ich, mich irgendwo festzuhalten auf der rauen, grauen Oberfläche, aber ich war zu schnell unterwegs. Und schließlich ging es wieder weiter im freien Fall, an diesem grauen Etwas entlang, das mir wie eine Säule vorkam. Und in der Ferne, ganz weit weg, sah ich noch eine und dann noch eine und noch eine. Vier gigantische Säulen. Und sie trugen einen Körper und auf dessen Rücken war sie. Unsere Erde, von der ich heruntergefallen war. Und wieso war das Ding eine Scheibe? Unten, dort wo ich in meinem Fall hinsteuerte, nahm ich plötzlich so etwas wie einen Boden war, braun, riesenhaft. Und dann wurde ich aufgesaugt von einem grauen Ding, das mich sanft nahm und genau auf diesen Boden absetzte. War das etwa ein Rüssel? Ich habe ja keinerlei Erfahrung mit Träumen, aber der Boden, auf dem ich landete, fühlte sich an wie der Panzer einer Schildkröte, einer galaktischen Schildkröte, die mit ihren Beinen durch die Milchstraße ruderte. Weiter ging mein Traum nicht. Zum Glück, ich war nämlich endgültig wach und völlig außer Atem. Die Luft scheint in der Milchstraße nicht die beste zu sein. Trotzdem stand ich schnell auf, glücklich festen Boden unter den Füßen zu haben und nicht eine rudernde Riesenschildkröte. Mein Laptop surrte, als ich Elefant, Schildkröte, Welt eintippte. Aha, vom Hinduismus über Stephen Hawking bis zu Terry Pratchett. Die Erdenscheibe wurde tatsächlich von einem oder vier oder acht Elefanten getragen. Und der eine Elefant oder die vier Elefanten oder die acht standen auf einer Schildkröte, behaupteten zumindest Terry Pratchett und der Hinduismus. Und ich war einfach runtergefallen von der Erde, die in Wirklichkeit eine Scheibe ist. Wie gesagt, Dienstage sind normalerweise gar nicht so übel, aber mein Weltraumausflug hatte mich so fertig gemacht, dass ich beschloss, nicht arbeiten zu gehen. Ich schlüpfte in meine Wanderschuhe und marschierte los. Durch die Felder rund um das Dorf, in dem ich wohne. Dann kommen die Hügel, schließlich der große Wald. Wo der Wald zu Ende ist, beginnt die Ebene. Ich wanderte und wanderte. Und plötzlich war da nichts mehr. Und ich rutschte ab und dann fiel ich. Zuerst sah ich neben mir noch Felsen, aber dann waren die auch weg. Alles war schwarz. Es gab nur mehr meinen Fall. Mittlerweile hatte ich schon so etwas wie Routine im Fallen, was absurd ist, denn es war in Wirklichkeit mein erster Fall. Den vorigen hatte ich ja nur geträumt. Trotzdem war ich längst nicht mehr so panisch, denn ich wusste, zuerst ging es den Rücken des Elefanten hinunter, an einem Bein entlang und kurz bevor ich auf der Schildkröte aufschlagen würde, würde mich ein gigantischer Rüssel schnappen. Als das Braun des Panzers immer näher und näher kam, begann sie trotzdem wieder, diese Panik. Aber auf den Elefanten war Verlass. Er setzte mich diesmal nicht auf der Schildkröte ab, sondern beförderte mich nach oben, zurück auf die Ebene, von der ich runtergefallen war. Ich war ihm sehr dankbar, denn, wie gesagt, die Luft in der Milchstraße ist nicht die beste. Ja, so ist das. Sie ist eine Scheibe, unsere Erde. Und sie bewegt sich doch, aber sie ist eine Scheibe. Seit meinem Fall muss ich nicht mehr arbeiten gehen. Sie haben mich nämlich eingesperrt, damit ich es niemandem erzählen kann. gehen. Sie haben mich nämlich eingesperrt, damit ich es niemandem erzählen kann. Das ist ein Geheimnis, hat mir der Arzt erklärt, mit dem ich jeden Dienstag eine halbe Stunde lang reden darf. Dienstage sind auch hier die guten Tage, obwohl der Arzt immer sagt, dass mein Fall völlig absurd ist. Deshalb darf ich heute raus. Ein letztes Gespräch haben wir noch, der Arzt und ich. Heute ist nämlich Dienstag. Und ich hatte wieder einen Traum. Zuerst ging es ganz normal los. Ich fiel und wurde von dem Rüssel aufgefangen und auf der Schildkröte abgesetzt. Aber dann war da plötzlich ein zweiter Riesenelefant, der auch auf einer Schildkröte stand, die durch die Milchstraße ruderte. Der hatte aber keine Scheibe auf dem Rücken. Unser Elefant, ich meine den, der uns trägt, nahm mit dem Rüssel seine Scheibe vom Rücken und die beiden begannen Frisbee zu spielen. Mit unserer Erde. Eine Weile ging das gut. Doch auf einmal schoss unser Elefant die Scheibe zu weit und der andere erwischte sie nicht mehr und sie fiel und fiel im freien Fall und schlug auf dem Rücken der anderen Schildkröte auf und zerbrach in Millionen Scherben. Kaputt, Scherben. Kaputt. Unsere Erde. Dem Arzt erzähle ich das heute lieber nicht. Ich muss ja nämlich dringend raus zu meinem nächsten Fall. Auch wenn die Luft in der Milchstraße wirklich nicht die Die zweite Geschichte ist netter, noch netter. Ich wandere sehr gern, ich mache manchmal auch Weitwanderungen, wo ich so zwei, drei Wochen oder noch länger unterwegs bin. Und diese Geschichte handelt von etwas, was mir vor zwei Jahren in Deutschland passiert ist. So oder so ähnlich oder auch nicht. Meander. Der Eifelsteig beginnt mit einem Wegweiser in einem Vorort von Aachen. Nach Trier steht darauf, daneben das gelb-blau-grüne Symbol des Wanderwegs. 400 Kilometer lagen vor mir. Ich atmete durch. In diesem Moment legte sich meine Nervosität. Ich hatte es geschafft. Ich war am Anfang angekommen, am Anfang meiner Reise, die ich machen würde, so wie ich am liebsten reise, Schritt für Schritt. und Wälder nach Süden führte. Die erste Etappe war eigentlich ein Spaziergang, nur 21 Kilometer bis zum nächsten Quartier, also Zeit, um sich an alles zu gewöhnen und die Gegend ein wenig zu erkunden. Womit ich nicht gerechnet hatte hier in Deutschland entlang der Grenze zu Belgien war die Schönheit der Landschaft. Achtung Moor, Wege nicht verlassen, stand auf einem Schild. Das Naturschutzgebiet Struffelt zog mich in seinen Bann und als ich durch die Hochebene wanderte, befand ich mich plötzlich in einem Meer von Ginster. Der war gerade am Verblühen und ließ seine Samenschoten beim kleinsten Lufthauch mit einem leichten Knall aufplatzen. Die Landschaft bestand aus Gelb und Grün und ganz viel Himmel. Soweit ich sehen konnte, und ich konnte sehr weit sehen, nur Gelb und Grün und Himmel. Ich war allein, vollkommen allein. Ich war allein, vollkommen allein. Nach einer Weile gesellte sich zum Knallen der aufplatzenden Ginsterschoten ein sanftes Plätschern. Ein Bach, oder war es ein kleiner Fluss, meanderte gemütlich ein Weg, wenn man nicht davon abkommen kann? Ich ging noch über den Steg und bog dann ab, folgte dem Bach Schritt für Schritt mit all seinen Windungen, in Gedanken versunken bei der Frage, warum er auf diesem kurvigen Weg floss. Vielleicht nahm er die vielen Umwege, weil er sich nicht so recht entscheiden konnte. Das Plätschern des Wassers ließ das Knallen der Ginstersträucher ein wenig leiser wirken. Aber da, da war plötzlich ein etwas lauterer Knall. Nicht viel lauter, aber doch. Der schien nicht vom Ginster zu kommen. Es klang eher wie ein ferner Schuss, aber es war nicht Jagdaison und wild hatte ich auch noch keines gesehen. Am Horizont entdeckte ich einige Birken. War dort etwa eine Hütte? Achtung Moor, Wege nicht verlassen. Das war auf dem Schild gestanden. Tatsächlich, es wurde immer mooriger. Nasse Stellen, schwarze Tümpel, hohes Moos, wunderschön. Zum Versinken schön, gefährlich. Aber ich war schon so weit, zu weit gegangen, da kam es auf das Stück bis zu den Birken auch nicht mehr an. Schritt für Schritt näherte ich mich der Hütte. Daneben stand ein Traktor mit Anhänger. Weiter hinten waren zwei Männer damit beschäftigt, eine Leiche im Moor zu versenken. Im Schutz der Birken und der Ginster beobachtete ich sie und machte das eine oder andere Foto. Ich bin gut darin, nicht gesehen zu werden. Außerdem waren sie ohnehin konzentriert auf ihre Aufgabe. Der Tote wollte nicht und nicht untergehen. Es schien mir eine halbe Ewigkeit, bis das schwarze Wasser des Moors sich über ihm schloss. Die Männer waren zufrieden und gingen zu ihrem Traktor. Kurz darauf verlor sich das Tuckern des Fahrzeugs in der Ferne. Ich atmete durch. Sie waren weg. Wer sie wohl gewesen waren? Mörder auf alle Fälle. Wie furchtbar. Da war diese Holzhütte. Ich umrundete sie. Ja, ich war aus der Übung, aber ich konnte nicht widerstehen. Noch dazu, als ich den Schlüssel unter einem Stein gleich bei der Eingangstür fand. Das war fast unsportlich. In der Hütte roch es ein wenig modrig. Sie bestand aus einem einzigen Raum mit einer Bank, einem Tisch, einem Kasten mit Arbeitskleidung und einigen Werkzeugschränken. Niemand hatte sich die Mühe gemacht, das Werkzeug ordentlich einzuräumen. Jemand hatte aber fein säuberlich mehrere Getränkeflaschen auf dem Boden gruppiert. Das passte irgendwie nicht zu dem sorglos abgelegten Werkzeug. Die Flaschen standen alle auf demselben Brett im Boden. Wie dilettantisch. Deutlicher konnte man auf ein Versteck nicht hinweisen. Ich fotografierte die Flaschen und stellte sie weg, griff nach einem Schraubenzieher, der auf dem Tisch lag, und hob das Brett an. Es war nicht einmal verschraubt. Ein Plastiksack lag in einer Vertiefung. Ich nahm ihn heraus. Bündel mit Banknoten. 100-Euro-Scheine. Sie wirkten echt. Trotzdem. Das würde wohl wieder mal bedeuten, mit einem zuvor eingeweichten und getrockneten Geldschein und Unschuldsmine zum Bankschalter gehen zu müssen und zu sagen, ich habe den da gefunden, der ist in einem Bach gelegen. Ist der echt? Klappte immer. Ich bin gut darin, unschuldig reinzuschauen. Und wenn einer echt ist, dann sind es die anderen auch. Wie viel nimmt man sich in so einem Fall? Immer diese Entscheidungen. Ich beschloss mich, mit 20.000 zu begnügen, alles andere wäre mir übertrieben vorgekommen. Schließlich bestand meine Leistung nur in einem unsportlichen Einbruch in eine Holzhütte. Ich gab den Plastiksack zurück ins Versteck, legte das Brett darauf und stellte die Flaschen so hin, wie ich sie zuvor fotografiert hatte. Dann versperrte ich die Hütte, versteckte den Schlüssel unter dem Stein und wanderte den Meandern des Flüsschens entlang bis zum Steg, wo ich wieder auf den rechten Weg zurückkehrte. Die Landschaft bestand immer noch aus Grün und Gelb und ganz viel Himmel. Und die Ginsterschoten knallten weiterhin bei jedem leisen Windhauch. Zwei Stunden später erreichte ich mein Quartier in einem Ort an der belgischen Grenze. Irgendwie war es doch ein anstrengender Tag gewesen. Aber immerhin, die erste Etappe war geschafft. Nur mehr 379 Kilometer bis Trier. Und ganz ehrlich, was sollte mir jetzt noch passieren? Ich war doch schon mittendrin in meiner Reise, die ich machte, so wie ich am liebsten reise. Schritt für Schritt. Danke. Danke, liebe Ursula. Wer den Weg durch die Eifel kennt, der weiß, wovon du schreibst. Und ich kann es nur bestätigen, es ist einer der schönsten Wege, die es überhaupt gibt. Die Eifel ist eine Entdeckung wert, die ist ein Traum. Ich habe dort acht Jahre in Aachen gelebt, ich weiß, wovon ich rede. Also zwischen Aachen und Trier eine Traumgegend. Wir sind schon bei der Nummer vier, das bin jetzt dann ich, um Gottes Willen. Ja, ich habe mich dann doch entschlossen, weil ich vorhin von, ach so, naja, die kleinste Maltrommel müssen wir auch noch kurz zum Erklingen bringen. Ich habe mich dann doch entschlossen, weil das Ganze sehr wässrig angefangen hat, danke, zum nächsten Gewässer überzugehen, nämlich zu meinem, wie alle wissen, geliebten Traunsee. Und ich muss da vorweg schicken, wir haben gerade das dritte und letzte Buch einer großen Lyrik-Trilogie fertig gemacht. Das ist heute im Sommer rausgekommen. Heißt Senza. Und in diese Lyrik schleicht sich immer mehr Prosa hinein. Also habe ich mich heute auch für Prosa entschieden und nicht für Lyrik. Und für den Traunsee entschieden. Und zu einer ganz seltsamen Geschichte, wo man auch nicht genau weiß, was vorher und nachher ist. Also mich macht der Abend fertig eigentlich. Ist Zeit schon ein Jetzt? Ja, das ist die wichtige Frage. Ist ein Mord gewesen oder ist es nicht? Oder das bringt genau das auf den Punkt, was ich eigentlich mit dieser Lesung heute will, ohne es abgesprochen zu haben. Ich habe nur ein Thema vorgeschlagen und finde genau das wieder, was ich mir eigentlich gewünscht habe. Jetzt bin ich neugierig, ob diese Erzählung, die ich jetzt hier lese, ob dir das auchien. Und da kommen mir immer wieder ganz merkwürdige Menschen vor und die immer ein bisschen aus der Zeit purzeln, die immer ein bisschen aus dem Jetzt purzeln, die immer was sagst du? Es könnte gestern oder übermorgen sein können. Was ist dieses Jetzt? Das macht mich ganz kirre, wie man so schön sagt in Deutschland. Sichtwelt, Lebenslinien 10. Peter entwickelte sich zu einem veritablen, ja gut bekannten, fast einem Freund. Als Hauptstädter klarerweise etwas frecher seine Meinung kundtat, hin und wieder an einer dicken Zigarre nuckelte, die so gar nicht zu ihm passen wollte, um sich dann wieder auf seine Tour durchs Provinzstädtchen weiterzubewegen. Betrachtet wurde der blasse Junge als umgänglich netter Sommergast fast jedes Jahr wiederkehrend. Der Grad seiner Behinderung war allen wenige Worte wert. Eine kleine Anreicherung von Schrulligkeiten, sein Habit, nebst dem dort immer badenden Schauspieler, den pensionierten Handwerkern und Gemeindearbeitern, die hier ihre Zeit bestimmt nicht auf den Prüfstand stellten. Dass der alte Maler schon sterbenskrank, der Sohn des OK-Beamten noch nie geregelter Arbeit nachgegangen war, der Schauspieler von dort aus Gedichte in die Welt setzte, um dann doch wieder seinem Brotberuf nachzugehen, war an diesem Strandkonglomerat von ziemlich nebensächlicher Bedeutung. Regional-Fascho bis Normrassismus waren der heiße Stackel im täglich heftig fließenden Bier. seiner leichten Großstadtarroganz, eine doch seltsam anmutende, sagen wir, Sicherheit, die ihm keiner zutraute, ausstrahlend. Auf jeden Fall ein Anreiz, sich mit diesem vermeintlich eingeschränkten Wesen näher zu beschäftigen. Ja, über das Tagesgeschwätz hinaus näheren Kontakt zu suchen, meinte der Schauspieler. Der Zufall, an den zu glauben immer schwerer fällt, hatte zu dieser Zeit für ihn nebst einem neuen Schauspieldirektor und Regisseur mit neuen Rollen aufzuwarten. Und so bedachte man ihn mit einer herrlich verrückten Aufgabe, nämlich der weisen Figur eines, ja, richtig, blinden New Yorker Taxifahrers in der österreichischen Erstaufführung von Martin Krims Stück Der Dreh. Die Rolle bestand aus zwei großen Klammerszenen, fast lebensweichten beinhaltend, in einem New Yorker Taxi mit der Hauptdarstellerin des Stücks. Gut, Taxifahrer an sich ist nicht die schauspielerische Herausforderung. Blinder Taxifahrer in New York schon eher. Weise ergab sich vielleicht aus dem Text. Der Rest ist Charisma oder auch nicht. Peter war in diesem speziellen und geschilderten Fall ein Geschenk des Himmels. Zuerst lachten wir uns natürlich über die Schrulligkeit von Aufgabe und Figur kaputt. Eintauchen in die Welt der Nichtsehenden war da schon um einiges schwieriger. Wie wohl doch Fantasie und Realität gelebt, gespielt werden wollten. Etliche Bierchen drüber geschwappt, sollte eine Live-Probe gleich vor Ort, also am Lido selbst, ohne Auto vorgenommen werden. ohne Auto vorgenommen werden. Sprich, der Schauspieler sollte bis zum Nichtsehen zugeknäbelt werden. Handtücher, Schals, Küchenaccessoires waren rasch gefundene. Verdunklungshilfen, dreimal um die Achse gedreht, war die totale Orientierungslosigkeit des Akteurs sofort hergestellt. auf der großen Liegewiese keinen, das heißt eben nur eine einigermaßen verständige Richtungsweisung gab. Schreckensmomente flößten dem absolut Nichtssehenden die ohne Absicherung abgeschrägten meterhohen Uferböschungen ein, an deren Rändern nur diese zigarrenduftende, mit Binde und Blindenstock bewaffnete und Badezeug beturbante Lachnummer über einen Gott sei Dank relativ leeren, riesigen Badebuchtstrand eiberte. Badebuchtstrand eiberte. Hier und da war der sehende Blinde dann einfach gänzlich verschwunden, mit und ohne Rufkontakt. Bäume stellten sich in den Weg, im Wasser zu landen war mehr als nur sehr möglich geworden. Gehör, Geruch und Tastsinn spielten die seltsamsten Streiche. Eine gefühlte Halbstundendauer des Abenteuers ließ die beiden später dann wieder genau am Ausgangspunkt Stammtisch nach der Mini-Odyssee landen mit den Worten So, und jetzt seht's den Daitaxi und fahrt durch New York. Beendeten wir unseren nachmittägigen Wirtshaus-Joke. Er sich irritiert und dann durch einige Wasserungen inklusive etlichen Spritzweinen wieder ins wackelige Lot gebracht, verließ der Schauspieler die vermeintlich auch so bekannte Vergnügungsstätte, die es aber nun als Erinnerungsmoment an diese seltsame Begebenheit ganz sicher mit anderen Augen zu betrachten galt. und zum Auslöser eines Paradigmenwechsels über Sinnesverlagerungen, Energiekompensationen, definitiven Wahrnehmungsverschiebungen wurde. Peter schien sich dann wohl zwischen den Lichtern der Großstadt heimischer, vielleicht auch sicherer zu fühlen. Er tauchte leider am Lido und bei den scheinsehenden Vorurteilsfreaks nicht mehr auf. Ich hoffe, Sie kennen den Film Lichter der Großstadt. Das war's. Dankeschön, meine Damen und Herren. Ich versiedle nochmal hier an den anderen Arbeitsplatz. Jetzt hier. So, das war das Festspielzeichen. Ich habe hier noch zwei oder drei kleine wichtige Dinge zu verkünden. Erstens mal, wie gesagt, ich bin glücklich, dass der Autorinnen- und Autorenkreis hier wieder da sein darf. Danke an das Haus, danke an Frau Dr. Pinter, danke an die ganzen Damen und Herren der Mitarbeiterinnen und Arbeiter. Danke an die ganzen Damen und Herren der Mitarbeiterinnen und Arbeiter. Ich möchte auf zwei Sachen hinweisen. Nummer eins, am 4. November ist Ilse Bachel im Café Traxlmayr mit ihrer Buchpräsentation. Das ist am 4. November um 19.30 Uhr in Traxl. Am 7. November ist eine Autorenkreisveranstaltung und zwar in Kirchschlag mit einem, wie ich finde, absoluten Mussthema, Stifter und der Klimawandel. Ich finde das eine ganz heiße, ganz heiße Idee und ich werde das, was ich heute lesen wollte, dort lesen, das weiß ich ganz sicher. Das wird vielleicht dann wieder eine Trilogie. Ich kenne mich ja. Also Stifter und der Klimawandel am 7. November in Kirchschlag. Und die nächste Autorinnen- und Autorenkreislesung am 18. November im Smaragd wieder. Und ich bitte, warum haben die Menschen so viel Angst vor dem Smaragd? Ich weiß es nicht. Das ist ein so schöner Raum zum Lesen, sich kulturell zu treffen und auseinanderzusetzen. Bitte machen Sie Mundpropaganda, wie wir überhaupt sehr auf Ihre Mundpropaganda angewiesen sind. Ich sage es Ihnen, weil wir freuen uns natürlich, wenn der Raum voll ist, wenn Leute da sind und wie wir heute wieder gesehen haben, zu einem absolut wichtigen und tollen Thema hervorragende literarische Sachen präsentiert wurden. Danke an die Autorinnen und den Autor. Ich kann nicht sagen, es wird mir auch danke. Und das war es eigentlich schon wieder, naja, ein veritables Stündchen Literatur, hätte ich gesagt. Und ich danke Ihnen, dass Sie da waren, machen Sie von dem Recht, uns weiter zu empfehlen, Gebrauch, und kommen Sie bald, ja, der Stifterhaus-Termin fürs Frühjahr steht auch schon, Frau Dr. 13, oder was? Ja, 13. Februar, Valentin, wie immer. Bitte? Habe ich was gesagt? Ja, bitte, Büchertisch, natürlich. Falls jemand unbedingt ein Buch käuflich erwerben will, da hinten gibt es einen Büchertisch und die Christine wird dort unheimlich walten, glaube ich. So, meine Damen und Herren, es war wunderschön mit Ihnen und wir sind so gerne im Stifterhaus, dass wir uns nur sagen können, auf, wieder schauen. Dankeschön. Ja, und jetzt habe ich, gut, jetzt habe ich noch etwas an Sie. Wenn Sie jetzt noch etwas hören wollen, von einem der Abgeordneten, dann sagen Sie gleich ja. Dann sage ich, und Sie schreien auch so und sagen nicht von wem. Jeder hat mit der Fünfgeschichte oder so etwas zu sagen. Wollen Sie noch etwas hören? Oder? Alle vier oder keinen? Ihr habt mit eurer Fristgeschichte so etwas gelesen, woanders noch nicht geschehen, oder? Alle vier oder drei? Danke schön, alles klar. Wie geht das? Wie geht das? Bitte, alles klar. War eine Idee.