Mach's rufen. Mach's rufen. Wir treffen uns hier im Marmorschlüssel in Bad Ischl im Kaiserpark auf ein Gespräch, um über Dirndl zu reden. Wir haben heuer die Ausstellung Dirndl –, Tradition Goes Fashion, im frisch restaurierten Gebäude. Und ich bin schon gespannt auf das Gespräch mit der Ursula Gutmann, eine akademische Künstlerin, die, wir kennen uns schon sehr lange und haben schon einige Projekte gemacht oder ein paar Projekte miteinander gemacht. Ich stelle mich vielleicht noch kurz vor. Eben, wie gesagt, Ursula Gutmann ist mein Name. Ich bin freischaffende Künstlerin und auch freischaffende Kuratorin. Deshalb auch die erwähnten Projekte. Und ich durfte mich im Bereich der Mode vertiefen und habe hier Konzepte entwickelt für Ausstellungen. Ganz besonders interessiert mich einfach das Zusammenspiel Mode und Kunst, nämlich insofern inwieweit Mode und Kunst zusammengehen können und das hängt meistens auch von den Modeschöpfern ab, wann das funktioniert oder wie das funktioniert. Und deshalb einfach mein Interesse, inwieweit Themen hier behandelbar sind für mich. Ich bin ja keine Dirndl-Expertin, aber es gibt Themen, die tatsächlich, glaube ich, auch mit meinem Schwerpunkt zusammenpassen. Genau. Ich bin die Tegla Weißengrober. Ich bin Ethnologin, Kulturwissenschaftlerin und ich beschäftige mich eigentlich schon seit Ewigkeiten mit dem Dreiklang eigentlich von Tracht, Mode, Tradition und was mir ganz wichtig ist, die Politik, die gesellschaftlichen Vereinnahmungen, die mit Mode und Tracht passieren können. Das Dirndl an sich ist so spannendes Kleidungsstück, weil es so viele Facetten der Kostümgeschichte, der Gesellschaftsgeschichte abdeckt, aber auch der Wirtschaftsgeschichte. Geschichte abdeckt, aber auch der Wirtschaftsgeschichte und das Dirndl eigentlich fast unverändert seit 200 Jahren besteht. Das macht es zu einem spannenden Kleidungsstück. Trotzdem ist es kein althergekommenes Kleidungsstück, sondern es ist jede Epoche doch auch für seine Zeit fesch. Das ist immer das Adjektiv, was man nimmt, wenn man Dirndl beschreibt. Und passt bis heute in unsere Zeit. Oder Feschen. Genau. Passt auch dazu. Genau. Unsere Ausstellung haben wir ganz bewusst Tradition Goes Feschen genannt, weil es ja genau das trifft hier in Ischl. Die sommerfrische Gäste kommen her, die wollen sich festkleiden, wollen aber auch die Region kennenlernen und ihre Kleider kennenlernen und so ein wenig hineinschnuppern in die Traditionen. Auch ich habe jetzt erst erkannt, dass Tradition eigentlich gar nicht das Dirndl an sich ist, sondern dass das Dirndl eigentlich interpretiert wurde. Du hast hier die Sommerfrische und den Besuch, den Landbesuch des Adels, aristokratische Kreise und auch das Bürgertum, die hierher kamen, aber dann ja auch schon auf ihre Art und Weise begannen, Interpretationen zu machen vom Dirndl, also von dem Arbeitskleid eigentlich. Dass dann eigentlich die Frage ist, ist das dann Tradition? Also Tradition ist es ja eigentlich gar nicht, sondern war von Anfang an schon... Fashion. Genau, also immer... Deswegen passt es auch so gut. Es ist eine Modebewegung. Das Dirndl von Anfang an, so wie wir es kennen als Dirndlkleid, und es hat nicht umsonst am Anfang in den Beschreibungen den Namen Dirndlkostüm, weil man sich das Kostüm so quasi für den Landaufenthalt eben auswählt. Ein städtisches, adeliges Publikum. Das war einfach, man musste sich dem Kaiser nachbewegen in Salzkammergut und dafür musste man sich adäquat anziehen. Und was sieht man dort? Man sieht junge Mädchen, fesche Mädchen in bunten, praktischen, luftigen Kleidern, Baumwollkleidern, wie wir es hier sehen können. Kleidern, Baumwollkleidern, wie wir es hier sehen können. Das aus den 1830er Jahren ist, also die haben ja gearbeitet, die haben am Feld gearbeitet, die haben als Kellnerinnen gearbeitet, die haben als Wäscherinnen gearbeitet oder auch am Markt gearbeitet und haben sich frei von den ehemaligen Konventionen und Regelungen des Staates nun endlich ein buntes Kleid aussuchen dürfen. Das war ihnen vorher verboten. Und das ist eben auch niedere Gesellschaftsschichten, die dann eben bunt tragen dürfen. Das ist ein Aspekt des Dirndls und das fällt einfach den Städterinnen so gut, dass sie es eben nachmachen. Und sie lassen es sich dann aber schon entweder in Ischgl schneidern oder eben dann schon beim Schneider in der Stadt machen. Da gibt es dann schon sehr bald Produzenten in München und in Salzburg, auch in Wien, wo man sich dann sogar schon per Katalog bestellen konnte. Und dieses Kostüm nimmt man mit, wenn man auf Sommerfische fährt. Und weiß man da, ob die Leute jetzt vom Land, ob die da stolz drauf waren, oder ob sie gedacht haben, sie kopieren oder sie nehmen uns hier einen Teil unseres Kleidungsstückes weg? Wie war da die Reaktion? Das kann man wahrscheinlich nicht mehr so gut nachvollziehen. Man kann es kaum nachvollziehen, aber ganz sicher kann man nachvollziehen. Es ist eine allgemeine Bewegung hier im Salzkammergut, dass man nachvollziehen kann, dass der Tourismus so fördernd für die Tradition war, dass sie gemerkt haben, ich kann das viel besser verkaufen, wenn ich am Marktstandel stehe und eine Tracht trage. Das ist eine Erkenntnis des 19. Jahrhunderts. Die Zillertaler Nationalsänger, die sich in trachtigen Kostümen auf der ganzen Welt bewegen und stille Nachtlied singen. Die haben, ihr merkt, sie verkaufen einfach sich selbst und ihre traditionellen Lieder besser in der Tracht. Und das hat man hier eben im Salzgermankut auch gemerkt. Sie haben gemerkt, die haben das gern, wenn wir jodeln, die haben das gern, wenn wir unsere Tracht tragen, die haben das gern, unser Publikum zahlt dafür, wenn wir tanzen und dann ist das natürlich sehr traditionsfördernd. Und das macht dann einen Umkehrschluss, also eigentlich will ja jeder sich so kleiden, wie das die Trendfigur ist für jemanden, also die vorbildgebende Persönlichkeit, das ist dann der Adel, das ist die Herrschaft, das ist der Arbeitgeber. Also es ist eine ganz interessante Entwicklung, weil das ist eine Umkehrung, wie es sonst eigentlich nie vorgekommen ist. Es war ja immer so, dass eigentlich dann die Landbevölkerung nach einer längeren Zeit einfach dann Kleidung oder Schnitte kopiert haben oder die Entwicklung ist dann erst nachher sichtbar geworden und in dem Fall war es aber umgekehrt. Das heißt, es wurde sozusagen umgekehrt adaptiert. Genau, es wird besser, wenn Sie es selber machen. Und das ist aber, muss man schon dazu sagen, man muss sich vorstellen, es ist schon etwas Befreiendes gewesen, gerade im 19. Jahrhundert. Mitte 18. Jahrhundert war Standeskleidung angesagt. Ich durfte nur das tragen, was mir der Stand, wie ich geboren bin, als Bürgerbauer Bettelmann oder als Adelige, nur das durfte ich tragen. Und dann war das weg und das war die Freiheit da. Ich durfte Geld ausgeben für mein Kleidungsstück, so viel ich Geld habe. Und ich darf das bunt haben und nicht nur der Adelige in seinen bunten Seiden, sondern ich darf es selbst auch bunt tragen. Deswegen ist dieses knallrote Kleid da aus den 1830er Jahren so bedeutend, weil sie traut sich als sicher Bedienstete, die das vorher getragen war, traut sich ein rotes Kleid zu tragen. Also was mir eben da ganz besonders aufgefallen ist, dass das eigentlich das einzige Kleidungsstück ist, wo die Italie weiter oben sitzt. Also für mich kann das der Einfluss des Empire sein, nur einfach ein wenig später als die Empire-Mode. Ja, ganz eindeutig Empire, weil es einfach wirklich höher ist und da gibt es ein nettes Detail an diesem Kleidungsstück. Jeder, der arbeitet, braucht eine Schürze und sie hat unter ihrer Schürze einen anderen Stoffausschnitt eingebaut, weil sie ja unbedingt die Rüge ausarbeiten müsste noch. Und dann hat sie, die Schürze muss aber irgendwie halten. Wenn sie höhere Teile hat, kann das nicht in der Taille sitzen. Dann würde die runterrutschen. Genau. Und da hat sie hinten, hat sich dann im Verborgen, in der Mittelnaht hat sich das Oberteil verborgen, eine Schlaufe so quasi, wo man die Stürzenbänder einbinden kann. Das ist dann nachher nicht mehr notwendig und kommt auch nachher nicht mehr vor, oder? Das hat man nachher nicht mehr gemacht. Ich fände das aber eigentlich ganz praktisch, weil dann verrutscht es wirklich nicht. Hat man manchmal bei den Kinderdirnl, dass vorne dann der Knopf ist, dass das nicht runterrutschen kann. Ja genau, unter die Naht rutscht. Ja ja genau. Und sicher in diesen Jahren haben wir noch ein wenig Region in den Dirndln. Das sind noch regional typisch, sage ich. Im Schnitt, vorwiegend im Schnitt, weil wie man den Oberteil formt im Schnitt, das ist dann doch in verschiedenen Regionen unterschiedlich. Wir haben in Tirol immer noch die geschnürten Trachten und hier im Salzkammergut haben wir sehr viel gehaftelt, die Oberteile und die typischen Abnäher, die am Bund aufwärts hinaufgehen. Es sind keine klassischen Rundnähte am Rücken, sondern es sind eben diese Abnäher, die am Bund aufwärts hinaufgehen. Es sind keine klassischen Rundnähte am Rücken, sondern es sind eben diese Abnäher. Und das findet man eben hier bei einigen Stücken, hier auch 1840, wo man sieht, es ist ja noch eine zweite Geschichte passiert beim Dirndl, nämlich dass die Unterwäsche hat sich verändert. Man hat jetzt nicht mehr das Korsett, man hat dann ein Korsett gewählt und nicht mehr ein Mieder, das man auf dem Hemd trägt. Genau, der Ursprung ist ja, dass das Mieder oben ist, über dem Hemd. Genau. Und es wird sozusagen da sichtbar und außerhalb getragen. Und dann gibt es da eine andere Entwicklung? Ja, es ist so, es wird, die Bruststütze wandert direkt auf den Körper und wenn überhaupt eine getragen wird und es wird dann, und das sieht man bei den ganz frühen Stücken der Dirndl, die sind total wattiert, dass man ja keine Körperformen durchsehen kann und das sieht man bei dem hier sehr deutlich. Was aber dann das Praktische am Dirndl war, und das war sicher das Erfolgskonzept für die sommerfrischenden Damen aus der Stadt, das war ein Kleid. Es war ein verbundenes Oberteil mit Rock, weil früher in der Tracht war es üblich, dass man das Nieder separat getragen hat und einen Rock eingehängt hat. Das dann zu verbinden, irgendeine geniale Frau hat das gemacht, viele haben es nachgemacht und dann war das praktisch. Das ist auch eine Erneuerung, das hat es vorher auch im Barock nicht gegeben, oder? Da waren auch, war immer getrennt. Ja, man sieht es bei manchen Empire-Kleidern schon, dass die dann schon verbunden sind. Weil es nicht anders geht, denke ich mir, weil die Teile weiter nach oben wandern. Genau, das ist einfach auch eine zweite Mitentwicklung, warum man so ein Kleid designt. Und dann wird es eben so beliebt und nachgefragt, dass es dann eben schon, hier haben wir dann 1890 dann schon größer, wo es dann schon eigentlich schon die Form hat, die wir unter Dirndl verstehen. Und die sich einfach dann auch nicht mehr geändert hat. Das könnte auch eine Kritik sein. Gibt es da eine Entwicklung überhaupt? Wie schaut das aus? Ist das Körperbild, die Silhouette ab diesem Zeitpunkt eigentlich unverändert verbunden mit dem Dirndl, mit der Taille, mit dem mit dem oberen Dreieck, würde ich einmal sagen. Und genau die Frage ist, ist es dann eben noch ein Dirndl, wenn diese Silhouette aufgelöst wird oder eben nicht? Ich sage immer, es braucht einfach die Elemente des Dirndlkleidungs. Manchmal ändert sich die Silhouette dahingehend, dass der Rock enger gemacht wird und manchmal verliert es auch schon die Schürze. Aber die Grundelemente sind immer der enge Leib, ein schwingender Rock, dann darunter eine Bluse, die auch schon verschwindet inzwischen, und die Schürze. Man sieht, die ehemals vier Elemente verschwinden schon und es wird immer mehr wieder zu dem Dirndlkleid, was ja eigentlich das früher war. Weil die Schürze braucht man ja eigentlich heutzutage nicht mehr. Wir haben ja keine Arbeit mehr zu verrichten, es ist ein Accessoire geworden, das mit Kontrasten arbeitet und mit Mustern arbeitet. Und das Hemd hat man ganz sicher nicht getragen, wenn es heiß war. Also das Hitzquandel, wie es auch heißt, dass man ohne Hemd tragt und früher getragen hat zur Arbeit am Feld, das findet man jetzt schon sehr häufig beim Dirndl. Ein weiteres Thema, das ich mir noch überlegt habe, ich habe mir das Dirndl einfach so angesehen, was ist das Potenzial dran? Also auch einfach positive, also eine Vorreiterrolle vielleicht. Und mir ist da einfach das Thema Begleitung, Begleitungsindustrie, das Dirndl als Kontrapunkt irgendwie eingefallen. Und der Bezug der Arbeitszeit. Ich denke, dass man beim Dirndl einfach gewohnt ist, dass das ein wenig teurer ist, weil man wahrscheinlich sagt, naja, das ist viel Arbeit. ein wenig teurer ist, weil man wahrscheinlich sagt, na ja, das ist viel Arbeit und da überträgt man einfach die Arbeitszeit tatsächlich auf den Wert des Kleidungsstückes, wobei aber eben bei anderen Kleidungsstücken ja diese Relation verloren gegangen ist, also Mode, Bekleidungsindustrie, Fast Fashion, das Schlagwort. Und hier ist also die Arbeitszeit ja auch da, nur macht sich da keiner Gedanken drüber, dass das ja tatsächlich auch Stunden gedauert hat, bis so ein Stück fertig wurde. Und ich denke, also ich habe da so eine Idee gehabt, ich habe irgendwie gelesen, dass die Firma Toastmann bei dem Kleid auch angegeben hat, das für Vivian Westwood genäht wurde, angegeben hat, wie viele Stunden daran gearbeitet wurde. Und ich habe mir gedacht, das könnte eine Idee sein, dass sozusagen die Arbeitsstunden einfach eingenäht werden. Die Anzahl der Arbeitsstunden im Dirndl sind sichtbar und würden in einem Art Etikett eingenäht werden. Die Anzahl der Arbeitsstunden im Dirndl sind sichtbar und würden in einem Art Etikett eingenäht und dass das vielleicht ein Vorbild sein kann für andere Kleidungsstücke, dass man die Kostbarkeit hebt, indem man die Arbeitszeit visualisiert. Sehr nette Idee, nur gibt es leider schon seit einigen Jahrzehnten da auch wieder zwei Seiten der Medaille, weil wir haben schon längst die indischen Stückmeister. Ich habe neulich eine Annonce gesehen, komplettes Dirndl um 29,90. Und dann bin ich wahnsinnig erschrocken, weil das senkt dann den Wert des Dirndls, weil ich habe viel mehr Bezug zu einem Kleidungsstück, in dem ich selbst womöglich gearbeitet habe. Und das für mich schon ein Kostenfaktor war, mir das anzuschaffen, weil das überlege ich mir ja dann ganz genau, was ich mir dann anschaffe. Und dann sieht man dann um 29,90 Euro ein Dirndl, das nicht viel anders ausschaut als das, was 990 kostet. Und das ist natürlich dann... Also wenn man eben anfängt, dass bei den Dirndln, die bei uns vielleicht gefertigt werden oder auch woanders, dass man den Auftrag gibt, wenn die Dirndln gefertigt werden oder auch woanders, dass man den Auftrag gibt, wenn die Dirndl gefertigt werden, dann ist die Arbeitszeit einzutragen zum Beispiel. Also das noch visualisiert und auch nur indem man darüber redet vielleicht, kommen Gedanken in den Sinn, die sozusagen, ja ich denke die Bekleidungsindustrie ist einfach eine Industrie, in der Schein und Realität so weit auseinanderliegen wie sonst kaum einem fällt. Und ich denke, es gibt so kleine Möglichkeiten. Ich habe in meinen Beständen den Nachlass einer Stickerin, die in Wien an der Kunstgewerbeschule gelernt hat, die unter jede ihrer Arbeiten ihre Stunden, ihre Arbeitszeit notiert hat. Und wenn dann steht 136 Stunden, dann denkt man schon ganz anders nach über die Stickarbeit, als wenn da drunter steht, halbe Stunde. Also Maison Martin Magela hat das in einer Kollektion konsequent verfolgt, in der Artisanalkollektion. Also hier wurde auch die Arbeitszeit eingetragen. Wir sind schon beim Thema Designer und Designerinnen. Was ist eine bessere Ausgangsposition für so manche Designer als wie historische Materialien, historische Traditionen, Schnitte, Stoffe. Meistens sind es ja die Stoffe, die Inspirationen geben. Aber das Dirndl war natürlich für viele Designer Ausgangspunkt für neue Kreationen, um sich wirklich da auch zu orientieren. Wir haben als Leitsatz für diese Ausstellung den Satz von der Vivienne Westwood genommen, würde jede Frau Dirndl tragen, gäbe es keine Hässlichkeit mehr zu ihrem 80. Geburtstag, haben wir auch so ein Tribut an sie genommen und sie eben einfach herausgegriffen als Designerin. Sie hat ja in Wien unterrichtet und wir haben deswegen hier auch in dieser Ausstellung drei ihrer Schüler ausgewählt, die sich mit Tracht und Tradition auseinandersetzen in ihren Kollektionen. die sich mit nach London genommen hat, von Wien nach London. Und sie war eben 2001 bei diesem Forum aus See und es war einfach so, sie war einfach begeistert von dieser Selbstverständlichkeit, wie Dirndl im Salzkammergut getragen wird, bis heute, von der ganz normalen Bevölkerung. Und dann wurde eben dieser Satz geboren. Bevölkerung. Und dann wurde eben dieser Satz geboren. Und aus diesem Satz heraus und den Kontakten zu den verschiedenen Produzenten wurde dieses Projekt entwickelt, zusammen mit Toastmann Trachten in Seeweichen, eben eine eigene Kollektion zu machen zu Dirndl Dresses, wie sie es in London nennen. Und das war eben 2018 in Paris in der Präsentation. Und hier sehen wir vier aus dieser Kollektion und dann noch ein späteres Dirndl-Dress von Andreas Grunthaler vor Vivienne Westwood. Dieses Dirndl hier, man sieht, ist von Andreas Grunthaler, was er für seine Frau gemacht hat, für die Vivienne Westwood. Und ich bin stolz darauf, dass ich es auslernen durfte, das eigene Dirndl von der Vivienne Westwood. Und da sieht man, dass er mit diesen Mustern arbeitet, mit diesen verschiedenen Blumenmustern, die wir sehr viel finden in den Dirndlstoffen. Und dieses Knallrot. Aber hier ist es auch wieder, er ist seiner Tradition, der Tiroler Trachten, er ist aus dem Zillertal, schon verbunden und er schnürt alles. In Tirol wird sehr viel geschnürt und alle diese Kleider sind irgendwie geschnürt. Dieses hier am Rücken, sehr auf Form geschnürt und wird dann eben fixiert. Es ist ein gar nicht so weit fallender Rock, ein klein wenig nur und es ist eigentlich ein Wickelrock. Wir haben erst schauen müssen, wie das eigentlich funktioniert, aber wir sehen hier von den traditionellen Düngeln wieder den Knopfverschluss. wieder die Knopfverschluss, wir haben wieder die quasi Puffärmel angedeutet, wir haben den Akzent mit den Stoffen und das Verschnürte von den Trachten. Also für mich ist dieses Kleid eigentlich wirklich am schlüssigsten, was eine Modernisierung des Dirndls anbelangt, weil hier schon auf den Schnitt vertraut wird, aber der Kontrast in den Mustern einfach sehr stark ist und hier einfach wirklich mit Erwartungen gebrochen wird. Also hier gibt es einfach Farbkombinationen, es gibt Stoffe, die gar nicht in dieser Art und Weise verbunden sind normalerweise beim Dirndl. Und ich denke, für mich ist das am aussagekräftigsten und auch am befreiendsten in dieser Kollektion. Und das ist ja tatsächlich ein Gleit für Vivienne Westwood. In der Kollektion selbst sehe ich einfach ein bisschen mehr, trotzdem mehr Anlehnung an das Dirndl, an die Schnitte, weniger Gewagtes. Ja, ja, stimmt schon. Ja, das ist vielleicht dann eher beim Letzten, was dann eher gewagt ist. Das ist dann 2020 erst passiert. Und was für uns jetzt zum Beispiel bei diesem so spannend war, das ist so kompliziert geschnürt, dass es dann in der Schnürung den Rock hochbauscht. Ah ja, aber das ist das Besondere dran, dieser Ballonrock. Das ist dann das Besondere dran und das macht eben dann, Grundhaller arbeitet eben das so viel mit diesen historischen Schnitten und Möglichkeiten schnitttechnisch. Das sieht man da einfach raus. Und ganz ehrlich, wenn wir an die Traditionen des Mieders denken, dass hinten geschnürt wird, dann sind wir ja einig, ich bin ja bei der Adelskleidung, weil jemand, der hinten schnüren musste, braucht eine Zofe. Eine zweite künstlerische Position sind jetzt die Arbeiten von der Lola Paltinger, die sich eigentlich schon seit immer mit den Oktoberfestien auseinandersetzt und hier eigentlich eine Revolution verursacht hat, weil seit sie mit diesen neuen Materialien arbeitet, auch mit transparenten Sachen, mit bedruckten Stoffen, mit Stoffen, die nicht unbedingt Dirndlstoffe sind, ist das explodiert in der Modeindustrie. Und Oktoberfest-Dirndl, man kann sich es ja fast gar nicht mehr vorstellen, ein Oktoberfest ohne irgendein schrilles Dirndl zu besuchen. Und das ist jetzt ein Modell aus dem Jahre 2016. Sie hat mir erzählt, sie hat damals mit Comic-Motiven gearbeitet und weil es gar so aufwendig gearbeitet ist, hat sie den Schriftzug Wow einsticken lassen. Also das ist für mich eben, weil ich mir eben angeschaut habe, welche Möglichkeiten gibt es jetzt da für Erneuerungen oder auch um das Dirndl zu befreien. Und da ist mir das jetzt eben gleich aufgefallen, dieser Kontrapunkt, Comic, Schriftzug und Dirndl. Und ich habe mich eben hier auch gleich an Bernhard Wilhelm erinnert. Ich trage heute auch ein Oberteil von Bernhard Wilhelm. Ich habe im Katalog eben ein Statement gelesen, wo ein Interview abgedruckt war oder ist von Bernhard Wilhelm und ich finde das ja seine, also er meint, dass die Auseinandersetzung mit Tracht für einen Modeschöpfer zur Allgemeinbildung gehört und ihn betrifft es, weil er aus Ulm eigentlich stammt und er hat sich auch mit Schwarzwälder Tracht auseinandergesetzt und seine ersten beiden Kollektionen, also 1999 und 2000, sind tatsächlich eine Auseinandersetzung mit Tracht und waren aber so erfolgreich, weil er einfach ganz anders mit Tracht umgeht und er hat auch Comic oder Zeichnungen über Loden, Oberteile besticken oder drucken lassen, sozusagen auch ein Bruch des ordentlichen Kleides und lustige Motive. Und was auch ganz speziell war zur Auseinandersetzung jetzt, wenn wir davon sprechen, er hat also auch die Silhouette insofern einfach erneuert oder er ist ausgegangen von dem Blusenschnitt zum Beispiel und hat aber diesen Schnitt in Loden gemacht. Und daraus ergibt sich eine Steifheit und eine ganz skulpturale Erscheinung dieser Teile. Und das sind teilweise einfach Kleider, wo das Dreieck nicht da aufhört, sondern da. Also dass sozusagen das Oberteil eigentlich das Kleid ist und aus Loden gemacht. Und eben dann auch metallische Strickarbeiten, einfach die Auseinandersetzung, aber in einer Art und Weise, die einfach auch ganz besonders und erfrischend ist. Und was ich einfach zuerst noch sagen wollte, ist, er meint, dass Deutschland die Tracht als etwas ironisch betrachtet und Österreich romantisch. Und ich finde, das ist ganz gut treffend. Und er, ja, Ironie, also er macht sich nicht lustig über die Tracht in den Kollektionen, er setzt sich damit auseinander und schafft hier etwas Neues mit Bezug zu der Tracht. Und das ist sehr toll. Und ich denke mir, das ist das Potenzial einfach, dass man das Dirndl nimmt und entwickelt. Wenn man sich auseinandersetzt, dann tut man sich so sehr beschäftigt mit einem Kleidungsstück, mit einem Kleidungsstil, mit einer Kleidungsrichtung, mit Materialien, dass das dann erst dann ja zu einer Entwicklung kommen kann. Genau, ja. Hier haben wir ein Modell von der Susanne Biesowski, auch eine Schülerin von der Vivienne Westwood, die eigentlich seit Anbeginn mit Tracht sich auseinandersetzt und eigentlich immer ihre ganzen Kollektionen mit Trachten zusammenbaut. Hier ein Haute Couture Modell aus dem Jahre 2010, wo sie ein Dirndl aus den 60er Jahren mit den typischen Bordüren, die wir aus diesem Jahr haben, kombiniert mit einem historischen Stück, das ist wohl um 1800, wenn nicht schon früher, hergestellte Szene anhand der Spitzen, das als ein Ausschnitt, ein Satz gearbeitet wurde. Sie erwirbt das auf Flohmärkten oder sogar im Internet. Also hat einen riesengroßen Fundus an historischen Stoffen, an Kleidungsstücken, an Trachten. Und sie kombiniert es dann mit diesem Dirndl, nimmt dann das hier, also quasi dieses Kaskadenärmel, dann als Ärmel, weil sie keine weißen Ärmel mag. Das sagt sie auch ganz einfach. Und hier appliziert sie dann einen mit Genilstickerei bestickten Polster, den sie da hinein nimmt. Und das Tuch ist ja einfach ein normales Wolltuch, das sie dann eben zu einer Schürze formt. Sie arbeitet also sehr spielerisch mit verschiedenen vorhandenen Stücken und setzt das dann zu ihren Haute Couture-Modellen zusammen. Hier diese Kollektion war Frieda Schicksler-Wick, 2010, und das hat sie dann, sie ist ja gebürtige Linzerin, zu einer Goldhaube kombiniert. Es ist speziell eben auch, dass da diese Üppigkeit der verschiedenen Muster, Stoffe, Stickereien zusammenkommt, aber eben auf eine sehr schlüssige Art und Weise. Also Die Gegensätze kommen schlüssig zusammen. Das ist ganz speziell, finde ich, bei diesem Stück. Auch, dass das dann Kunstfaser ist. Ich denke, es ist von irgendeinem Pullover heruntergeschnitten und hier eingesetzt. Du bezeichnest das als Haute Couture. Es ist einmalig, weil sie es auch selbst handarbeitet, von Hand gearbeitet und es in ihrem nur so präsentiert wird. Also es ist ganz genau, wie das zu präsentieren ist bei ihr. Natürlich Haute Couture vielleicht auch einzigartig, wie du sagst, man kann das ja kein zweites Mal machen, weil die Stoffe ja nur einmal vorhanden sind in dieser Ansammlung. Wobei der Begriff Haute Couture ja eigentlich ein geschützter ist. Das heißt, Frankreich ist zumindest ganz genau, wer sich Haute Couture Schneider oder Schneiderin nennen darf. Aber grundsätzlich das Unikat ist ein wichtiges Kriterium und auch eine Werkstatt, die so und so viele Leute beschäftigt in dem Fall. Genau. Ja, sie hat ihren Salon in Wien und es ist so, sie macht nebenher natürlich auch Prêt-à-Porter, dass man bestellen kann sogar. Und sie hat natürlich ihren Salon, den man auch besuchen kann. Also sie hat natürlich diese verschiedenen Facetten. Aber was bei mir hier, bei ihren Entwürfen so auffällt, das hat so einen Bühnencharakter. Bitte? Einen Bühnencharakter. Das sind die Kostüme für so manche Bühnenproduktionen, die sich ja auch sehr viel macht. Und das hat immer so für mich, das ist nichts, was ich anziehen kann, irgendwie auf einem Jahrmarkt oder auf einem Oktoberfest. Das ist ganz was Festliches und das ist was so einzigartiges, dass es eben diesen Kostüm- und Bühnencharakter hat für mich. Ja, für mich würde es als Kleid zum Anziehen durchgehen, vielleicht nicht zum Jahrmarkt, aber tatsächlich ist es für mich wirklich, weil einfach ein Konzept dahinter liegt. Dieses Stück ist auch so richtungsweisend, um Gewohnheiten aufzubrechen, Sehgewohnheiten aufzubrechen. Es ist trotzdem noch als Dirndl erkennbar, aber einfach schon so übertrieben, dass es dann wieder für mich wunderbar schlüssig ist, wie das zusammenkommt und was für eine Pracht auch, also ein Prachtstück wird. Ein weiteres Thema, das mir einfach in Bezug zum Dirndl eingefallen ist, ist das Thema der Nachhaltigkeit. Und hier geht es um Materialwahl, aber auch um Wiederverwenden von Materialien. Und warum wir hier stehen, hat eben einen Grund. Hier ist ja dieses Kleid von Susanne Episowski zusammengesetzt aus verschiedenen Teilen, Stücken, die wieder ein Neues werden. Das heißt, das Alte wird im Neuen tragbar. Und das ist das Besondere jetzt hier für mich in Bezug auf Nachhaltigkeit, wobei aber Nachhaltigkeit beim Dirndl auch auf die Materialien selbst zutrifft, da ja Baumwolle verwendet wird, meist und Leinen bei den Dirndln und hier eventuell für mich auch ein Potenzial dahinter ist, wieder wo wir zuerst gesprochen haben, ein Kostenfaktor und könnte man sich überlegen, dass die Dirndl nur in Bio-Baumwolle produziert werden dürfen zum Beispiel. Bio-Baumwolle ist viel ressourcenschonender im Anbau als wie die Baumwolle, die mit Pestiziden gezogen wird, hochgezogen wird, viel Ressourcen verbraucht. Und das Thema Leinen. Wir sind ja in einem Bundesland, wo Leinen einfach eine Tradition hat. Und hier gibt es ja Bemühungen, dass die Faser auch durch Erneuerung, durch neue Designs aktuell wird. Leinen oder der Flax gehört zu den nachhaltigsten Fasern, die es überhaupt gibt. Und hier passiert einfach auch einiges. Das heißt, vielleicht könnte man auch hier sagen, Dirndl sind jetzt aus Leinen oder sind speziell durch diese Faser. Und ja, Müllviertel gibt es einige Firmen und auch einen Designer, der sich Leinenjeans verschrieben hat, der Stefan Völser, also der macht Jeans nur aus Leinen. Ich denke, es gibt also zum Thema Nachhaltigkeit einfach doch einiges, was gut zum Dirndl passt. Ja, was aber leider in der Industrie die letzten Jahrzehnte wieder diesen Kontrapunkt gibt, das ist wieder die zwei Seiten der Medaille, das ist fast schon Wunsch. Und das andere ist eben wirklich Fakt, dass sehr viele synthetische Stoffe passieren, die in einem Welthandel nach Österreich kommen, wenn überhaupt in Österreich produziert wird. Es gibt nur noch ganz, ganz wenige Produzenten, die in Österreich produzieren. Es könnte auch im Ausland mit Bio-Warmwolle produziert wird. Es gibt nur noch ganz, ganz wenige Produzenten, die in Österreich produzieren. Es könnte auch im Ausland mit Biobaumwolle produziert sein. Das heißt, vielleicht kann man ein Etikett oder ein Label entwickeln. Ein Label, das Dirndl auszeichnet, die aus Leinen sind oder mit Biobaumwolle gefertigt sind und die dürfen sich sozusagen nur mit diesem Etikett auszeichnen. Allein dann durch die Preisspanne, dass das trotzdem im höheren Preissegment einfach stattfindet, dass es gar nicht ins Gewicht fällt, wenn jetzt zum Beispiel biologische Fasern verwendet werden. Je günstiger das Kleidungsstück, desto weniger zahlt sich das aus, wenn irgendwas so viel kostet wie ein Weckerl und ein Getränk. Dann fällt das gleich ins Gewicht. Ich denke, das ist auch ein Potenzial, das das Dirndl hat. Es wäre sehr schön, wenn so etwas passieren würde und ich bin mir sicher, dass es schon so etwas gibt in diese Richtung. Nur meine ich, dass es möglicherweise nicht nur aufs Dirndlkleid allein reduziert ist, sondern dass es einfach mit regionaler Kleidung vielleicht zusammenhängt. Dass man sowas schon macht und nicht nur das Dirndl, sondern eben vielleicht mit Rock und mit Jeans und mit T-Shirts und mit Blusen arbeitet. Wäre ein sehr schöner Aspekt für die österreichische Bekleidungsindustrie. Da tut sich eh einiges und dass das Dirndl wirklich auch da einfach Potenzial hat für mich, weil man einfach anders auf das Titel blickt. Also für mich ist es schon so, dass man denkt, ja, das ist ein besonderes Stück und das ist einfach, für das legt man vielleicht mehr Geld hin und hat hier einfach mehr Toleranz. Kannst du das öffnen?