Willkommen zu Hause und hier im Kepler-Salon der Johannes Kepler Universität Linz. Es freut mich, Sie als Gastgeberin zum letzten Salonabend vor der Sommerpause begrüßen zu dürfen. Mein Name ist Barbara Infanger. Bevor wir gleich losstarten, richten Sie sich es bitte noch einmal gemütlich ein. Die meisten haben das schon gemacht und wissen ganz offensichtlich, dass es im Keppler Salon erlaubt ist, nicht nur zu lauschen, sondern auch zu genießen mit einem Getränk an seiner Seite, dass das nichts Verwerfliches ist bei uns, dass man vor allen Dingen auch später Fragen stellen darf und dass man irgendwie eigentlich ganz so sei, so wie man ist, damit wir in Austausch auch später kommen können. Die Fragen hier im Salon sind immer das Salz ein bisschen so in der Suppe, Die Fragen hier im Salon sind immer das Salz ein bisschen so in der Suppe. Deswegen wird nachher der Kollege durchgehen und das Wurfm es einen YouTube-Account gibt, in den YouTube-Chat zu schreiben. Das wird uns dann hereingespielt, damit wir auch diese Fragen mitnehmen können, weil die Veranstaltung findet heute hybrid statt. Das heißt, sie wird zeitgleich übertragen und ist sozusagen kurz nach Ende der Veranstaltung auch nachhörbar. Wenn das wer empfehlen möchte oder einfach nachhören möchte, dann kann er das gerne tun. Und das ist auch der Grund, warum wir so langschweigend vor Ihnen gesessen sind. Nicht, weil wir Sie gerne warten lassen und alle Aufmerksamkeit haben wollten, sondern damit wir pünktlich anfangen können. Genau. Und jetzt möchte ich Sie nicht mehr länger auf die Folter spannen und ein bisschen was zu meinem heutigen Gast neben mir erzählen. Mein heutiger Gast ist der Dr. Thomas Moas. Er startete sein Berufsleben mit einer Verwaltungsausbildung und studierte dann Philosophie, Politikwissenschaft und Geschichte an der Universität Passau. Dort bekam er den Doktortitel verliehen und erwarb die Lehrbefähigung durch die Habilitation im Fach der Philosophie. Seine Arbeitsschwerpunkte liegen im Bereich der praktischen Philosophie, allgemeine und angewandte Ethik, politische Philosophie, Philosophie der Interkulturalität und Globalisierung und philosophische Anthropologie mit Fokus auf der evolutionären Anthropologie. Philosophische Anthropologie mit Fokus auf der evolutionären Anthropologie. Derzeit ist er Professor an der Pädagogischen Hochschule Oberösterreich in Linz und Dozent am Zentrum für Gastrosophie an der Universität Salzburg. Es ist heute mein zweiter Abend mit Thomas Moas und ich schätze ihn als offenen, freundlichen Gesprächspartner, der eine Leidenschaft für das Kulinarische hat und dem ökologischen Themen am Herzen liegen. Der Grund dafür ist vielleicht auch, dass er als vierfacher Vater und Opa von einigen Enkelkindern Verantwortung dafür übernimmt, wie er die Welt hinterlässt. So, und jetzt machen wir es in alter Tradition des Kepler-Salons, der ja 2009 im Kulturhauptstadtlerjahr gegründet worden ist, so, dass ich schweige und lausche, einem circa 20 Minuten Input und anschließend werden wir dann im Austausch, im Dialog gehen. Wenn es irgendwas gibt, was ich gar nicht verstehe, dann erlaube ich mir manchmal dazwischen zu fragen, weil ich so wissbegierig bin. Aber ansonsten darf ich dich um deinen Vortrag, deinen Impuls bitten. Danke, liebe Barbara, für die Einführung. Ich freue mich immer, wenn wir gemeinsam zusammen sind. Das funktioniert in aller Regel ganz gut. Bei letzter Gelegenheit saßen wir weniger Muttersälen allein mit ein paar Leuten. Und ich freue mich jetzt sehr, dass heute Abend wieder Leben im Kepler-Salon ist. Ich bin jetzt schon zwölf Jahre, also wirklich seit 2009, im Kepler-Salon, kenne den Laden also ganz gut und fühle mich hier immer sehr wohl. Und ich hoffe, dass es heute Abend auch so bleibt. Ich weiß, dass ich nichts weiß. Mein Thema heute ist natürlich ein uraltes Thema der Philosophiegeschichte, ein Thema der Erkenntnistheorie, der Wissenschaftstheorie, der Wahrheitstheorie und so weiter. Ich möchte nur am Anfang zwei Dinge klarstellen oder vorwegnehmen. Das erste ist, dass die Vorbereitung auf diese Veranstaltung heute Abend mich mal wieder, auf diese Veranstaltung heute Abend mich mal wieder, ich nenne es den Wittgensteinpunkt, gebracht hat, dass mich nämlich die Philosophie fürchterlich genervt hat. Ich werde das im Laufe des Vortrags noch ein bisschen erläutern. Und zweitens, die zweite Klarstellung ist die, dass es mir heute um wirklich philosophische Themen geht und nicht um naturwissenschaftliche Fragestellungen, jedenfalls nicht in erster Linie oder primär. Mir ist klar, wie allen hier im Raum die Flugzeuge fliegen, die Brücken halten, in aller Regel die Jetrooms funktionieren, die Medikamente wirken, in aller Regel Magnetresonanztomografen machen präzise Aufnahmen von unseren kaputten Gelenken. In CERN ist man den Elementarteilchen auf der Spur und insgesamt hat die Wissenschaft natürlich gigantische Fortschritte gemacht in den letzten Jahrhunderten und Jahrzehnten. Und wenn jetzt nicht plötzlich so eine Sturzflut kommt wie in den letzten Wochen und die Errungenschaften unserer Zivilisation und Technologie mal eben so wegspült, von jetzt auf gleich, dann können wir uns in aller Regel auch auf die Errungenschaften der Technologie und der Wissenschaft verlassen, wie ein funktionierendes Stromnetz, Wasserversorgung, Kanalisation usw. hierzulande. Also um diese Formen der Wissenschaft und des Wissens, der praktischen Komponenten geht es mir nicht in erster Linie. Ich gehe davon aus, dass der Tischler, wenn ich ihn engagiere, weiß, was er tut, wenn er mir an den Tisch tischlert oder an den Kastentischlert oder den Wintergarten. Ich gehe davon aus, dass die Orthopädin weiß, was sie tut, wenn sie mir eine neue Hüfte einbaut. Ich gehe davon aus, dass die Orthopädin weiß, was sie tut, wenn sie mir eine neue Hüfte einbaut. Ich gehe davon aus, dass der Ben weiß, was er tut, wenn er heute hier im Salon die Verantwortung für die Technik hat. Also ich habe da vollstes Vertrauen, Ben. Und dabei können wir natürlich später gerne diskutieren, was Wissen in solchen praktischen oder pragmatischen Zusammenhängen bedeutet und auch darüber, dass es auch in diesen Kontexten, in diesen im engeren Sinne naturwissenschaftlichen Kontexten, immer wieder Paradigmenwechsel gegeben hat, Erkenntnissprünge, dass es wissenschaftliche Revolutionen gegeben hat und dass es diese Revolutionen wahrscheinlich auch weiterhin geben wird. Aber das ist eben nicht Zentrum meiner Überlegungen heute Abend. Und ich möchte, ähnlich wie der einst Sokrates, philosophische Fragen stellen und diskutieren. Und beginne damit mit dem Dr. Faust, den wir alle irgendwann mal genossen haben. Habe nun, ach Philosophie, Juristerei und Medizin und leider auch Theologie durchaus studiert mit heißem Bemühen. Da stehe ich nun, ich armer Thor, und bin so klug als wie zuvor. Heiße Magister, heiße Doktor gar und ziehe schon an die Zehen, ja, herauf, herab und quer und krumm, meine Schüler an der Nase herum. Und sehe, dass wir nichts wissen können. Das will mir schier das Herz verbrennen. Und diese Erkenntnis des Dr. Faust, dass wir nichts wissen können, ist eben ein uralter Topos der Philosophie, jedenfalls der abendländischen Philosophie. Und dieser Topos des Nichtwissens, der zieht sich durch die gesamte abendländische Philosophiegeschichte durch. Irgendwie wie ein roter Faden. Und dieser rote Faden beginnt keineswegs erst mit Sokrates und diesem berühmten Zitat, dem die heutige Veranstaltung den Namen verdankt. Ich weiß, dass ich nichts weiß. Wir können später noch darüber reden, ob dieses Zitat wirklich authentisch ist und verifiziert ist. Das ist alles ziemlich komplex. Sokrates hat sein gesamtes Philosophenleben lang damit zugebracht, dass er nach sicherem Wissen gesucht hat oder nach einer wahren, wirklich begründeten und soliden Erkenntnis. Und zu diesem Zweck hat er, wie wir wahrscheinlich alle wissen, die verschiedensten Fachleute aus den verschiedensten Wissensgebieten mit seiner Fragerei genervt, mit den typischen sokratischen Fragen. Er hat die Lackerei genervt mit den typischen sokratischen Fragen. Und er hat das vorgebliche Wissen dieser Experten, des Generals, des Priesters usw. immer als Windeier entlarvt. Das hat mit echtem, solidem Wissen nichts zu tun. Und, das war wohl sein größter Fehler, er hat die Politiker bloßgestellt als machtgeile, korrupte Lügner. Und damit hat er schließlich, auch das wissen wahrscheinlich alle, sein eigenes Leben aufs Spiel gesetzt. Und dann am Ende, im Alter von 70 Jahren, musste er erkennen, ich weiß, dass ich nichts weiß oder ich weiß, dass ich ein Nichtwissender bin. Und dabei ging es Sokrates eben primär nicht um fachwissenschaftliche Fragen, sondern um Fragen wie die, was ist Gerechtigkeit, was ist Tapferkeit, Besonnenheit, Frömmigkeit, was ist Tugend, was ist der Mensch, was macht das Wesen des Menschen aus und so weiter. Und natürlich ging auch mit Sokrates oder seit Sokrates die Diskussion um die Paradoxie dieser Aussage los. Ich weiß, dass ich nichts weiß. Naja, bitte Sokrates, dann weißt du doch etwas, nämlich, dass du nichts weißt. Und der Satz ist falsch, wenn er wahr ist. und das gilt natürlich auch für andere Sätze wie etwa den Grundsatz der akademischen Skepsis, die Wahrheit gibt es nicht oder es gibt keine Wahrheit. Das kennen wir auch heute noch, diese Aussagen. Sorry, aber der Satz, es gibt keine Wahrheit, erhebt Wahrheitsanspruch. Und wenn er einen Wahrheitsanspruch erhebt, dann heißt es, dass er falsch ist, wenn er wahr ist. Weil es dann nämlich eine Wahrheit gibt, nämlich eben die, dass es keine Wahrheit gibt. Das ist eine uralte Paradoxie und es ist nach wie vor eine Diskussion, wie man damit irgendwie zu Rande kommen kann. Und dieses Problem mit der wahren Erkenntnis oder dem sicheren Wissen ging eben nicht mit Sokrates los, sondern war im Grunde Thema seit Anbeginn der abendländischen Philosophiegeschichte bei Thales und den anderen vorsokratischen Naturphilosophen. der Urstoff allen Seins ist. Ist es das Wasser? Ist es die Luft? Das Feuer? Dann später war die Zahl im Spiel und der Zahlenraum und das Universum, das nach Zahlen bestimmt ist. Oder ist es das Unbestimmte, was Anaximander gemeint hat, das Apeiron. Was ist nun dieser Urstoff allen Seins? Ich mache das an einem konkreten Beispiel fest, und zwar an Parmenides, der im Anschluss jetzt an die vorsokratischen Naturphilosophen als reine Vernunfterkenntnis und damit als sicheres Wissen definiert hat, dass es nur das Sein gibt und das Nichtsein gibt es nicht. Und weil es das Nichtsein gibt es nicht. Und weil es das Nichtsein gibt, sondern nur das beständige Seinde, kann es auch keinen leeren Raum geben, wo nichts ist. Da aber Bewegung, so seine Argumentation, voraussetzt, dass sich ein Körper von einem Ort im Raum an einen anderen Ort bewegt, wo vorher nichts war, kann es folglich auch keine Bewegung geben. Interessant, kein Werden und kein Vergehen, sondern alles ist unveränderliches, behaarendes Sein. Und daraus folgt wieder, logisch messerscharf, wenn man davon ausgeht, dass unsere Sinne, die uns permanent eine Welt des Werdens und Vergehens wahrnehmen lassen, uns ebenso permanent täuschen. Und damit sind unsere Sinne, unsere sinnliche Wahrnehmung die Quelle allen Irrtums. Und wir irren uns ständig. Und das ist so ein philosophischer Grundgedanke, ein uralter philosophischer Grundgedanke, den dann etwas später Platon in seinem berühmten Höhlengleichnis in der Politeia sozusagen zur philosophischen Grundgedanken entgegengestellt hat. Denn Heraklit behauptete, dass alles in einem beständigen Veränderungsprozess begriffen ist, also ein ständiges Werden, Pantarei, alles fließt permanent. Man kann nicht zweimal in denselben Fluss steigen. Und alle Entwicklung geschieht im ständigen polaren Wechselspiel gegenseitiger Kräfte. Folglich ist der Kampf der Gegensätze, oder wie es bei Heraklit heißt, der Krieg der Vater aller Dinge. Also genau das Gegenteil von dem, was Praminides angenommen hat. Und dieses Schauspiel der konkurrierenden philosophischen Welterklärungsansätze haben sich die Sophisten angeschaut und darauf reagiert. Okay, ihr tollen Philosophen, ihr habt zwar jetzt die alten mythologischen Wahrheiten, die vorher galten, sozusagen in Grund und Boden gezweifelt, um zum Logos zu kommen, zur Wissenschaft zu kommen. Aber welche Alternativen bietet ihr uns jetzt an? Das ist doch nichts anderes als sozusagen ein bunter Bauchladen an philosophischen, reinen Vernunftlehren, die aber disparater, widersprüchlicher nicht sein könnten. Und offensichtlich hat keiner von euch klugen Herren Philosophen ein hartes Kriterium oder einen unbezweifelbaren Maßstab dafür, dass seine Lehre nun die wahre ist und dementsprechend auch Wissen repräsentiert. So what? Sollen wir, so die Sophisten, nicht vielleicht lieber mit dem Gedanken spielen und uns damit anfreunden, dass die Erkenntnisfähigkeit des Menschen generell zweifelhaft ist und wir gar nicht in der Lage sind, aufgrund unseres Erkenntnisvermögens irgendwelche Wahrheiten erkennen oder gar beweisen zu können, weil uns nun einmal so etwas wie objektive Maßstäbe fehlen. Aber wenn es keinen objektiven Maßstab gibt für Wissen, für Wahrheit, sondern nur subjektive Maßstäbe, heißt es dann nicht, dass es genauso viele Wahrheiten wie Subjekte gibt. Und folglich die einzige möglicherweise feststellbare objektive Wahrheit mit Protagoras lautet Homo mensura, der Mensch. Und zwar jeder Mensch, jedes Subjekt ist das Maß aller Dinge, der Seien, dass sie sind und der Nichtseien, dass sie nicht sind. Aber wenn das so ist, dieser radikale Subjektivismus, dann kommt es im Streit der Meinungen weniger darauf an, wer objektiv gesehen Recht hat, sondern vielmehr darauf, wer Recht behält. Und das heißt, dass man seine Position entsprechend geschickt, rhetorisch clever, überzeugend, zwingend präsentiert und sich persönlich schlussendlich am besten verkauft. Und der Maßstab für die in Anführungszeichen Wahrheit einer Lehre oder einer Theorie, eines Arguments, ist dann einfach ihr faktischer Erfolg, ihre Verbreitung, ihre Anerkennung. Und natürlich, bei den Sophisten schon ganz prominent, der zählbare Erfolg, das denen bringt, die diese Meinung vertreten. Und so haben sich schon die Sophisten, das war Platon ein großer Dorn im Auge, mit Eifer für die Sache dessen eingesetzt, der sie am besten bezahlte. Und diese Tradition hat sich dann weiter fortgesetzt. Das kann man bei den Pragmatisten oder Pragmatikern im 19. Jahrhundert sehen oder auch im Kontext der evolutionären Erkenntnistheorie, etwa bei Richard Dawkins. Und heute nennt man die Gattung Sophisten vielleicht Rechtsanwälte. Ich möchte noch eine andere philosophische Strömung der Antike erwähnen, die in dem Kontext Wahrheit, Wissen us weiter, nicht unerwähnt bleiben darf. Und das sind die Skeptiker, aber weniger die akademischen Skeptiker, als vor allem die pyrronischen Skeptiker. Und die sind jedenfalls nach meiner Einschätzung bis auf den heutigen Tag nach wie vor top aktuell. Wie lauten Grundaussagen dieser Philosophie der Skepsis, der pyrronischen Skepsis? Wie lauten Grundaussagen dieser Philosophie der Skepsis, der pyrrhonischen Skepsis? Die erste Grundaussage lautet, dass dogmatische Wahrheitsansprüche scheinbar nicht einlösbar sind. Denn, das ist jetzt auch eine klassische Argumentationsfigur, für jede Erkenntnis, die ich geltend mache, also meine Erkenntnis, die ich geltend mache, muss ich Gründe angeben, hinreichende, zureichende Gründe. Aber die Gründe, die ich für eine Erkenntnis angebe, müssen ihrerseits wieder wahre Erkenntnisse darstellen. Und für diese Gründe, die wahre Erkenntnisse darstellen, brauche ich wiederum Gründe. Und das gilt aber auch für die Gründe der Gründe und für die Gründe der Gründe der Gründe der Gründe der Gründe. Das sind alles wieder neue Erkenntnisse oder wieder Erkenntnisse, die zugrunde liegen und für die alle gilt das Gleiche. Und so sieht man, dass man bei diesem Versuch, eine Erkenntnis als absolut wahr zu begründen oder letzt zu begründen, unweigerlich in den berühmt-berüchtigten infiniten oder unendlichen Regress mündet. Weil man niemals zu einer Letztbegründung kommt. Einer Letztbegründung, die keiner weiteren Begründung bedürfte. Natürlich ist das immer wieder gemacht worden, genau diese Figur, dass man sich auf einen letzten Grund beruft, einen Urgrund. Meistens war das in irgendeiner Form eine Gottheit und diese Gottheit bedurfte keiner weiteren Begründung, weil sie in sich selber begründet war. Causa sui, Ursache ihrer selbst. Aber wer so argumentiert, der argumentiert entweder zirkulär, das heißt, das eigentlich zu begründen, da wird schon als begründet vorausgesetzt, naja, immerhin eine runde Sache, kann man sagen, oder derjenige oder diejenige, die so argumentiert, muss sich den Vorwurf gefallen lassen, dass dieser Begründungsregress willkürlich an irgendeiner Stelle abgebrochen wird, ohne einen weiteren Grund zu nennen. Das ist aus pragmatischen Gründen sicher häufig sinnvoll, kann aber nicht oder in keiner Weise als echte Letztbegründung einer Erkenntnis dienen. diesem Begründungstrilemma, das die Pyroniker definiert haben, scheinen alle dogmatischen Erkenntnisse gleichermaßen zu stecken. Und das beziehen sie auch, etwa bei Sexus Empiricus, auf den Streit zwischen Platon und den Sophisten um die Existenz oder Nicht-Existenz eines objektiven Erkenntnismassstabs. Die Pyroniker kommen zum Schluss, das eine ist um nichts wahrer als das andere. Also Sokrates hat um nichts mehr Recht als die Sophisten. Zwischen diesen kontradiktorischen Urteilen scheint im Hinblick auf die Begründungsproblematik ein Verhältnis der Gleichwertigkeit zu herrschen. Das heißt in der klassischen Terminologie die Isosthenie. Und aus dieser Gleichwertigkeit sich widersprechender Urteile leiten die Skeptiker, die Pyroniker eine weitere Konsequenz ab, drittens nämlich, dass es besser sei, in all diesen, wie sie es nennen, verborgenen Dingen, Gerechtigkeit und so weiter, die Epoche auszuüben. Das heißt, die Urteilsenthaltung. Gibt es einen Gott, Schöpfer des Himmels und der Erde, oder nicht? Ich enthalte mich. Gibt es eine unsterbliche Seele, oder nicht? Ich enthalte mich. Gibt es eine unsterbliche Seele? Oder nicht? Ich enthalte mich. Ist Jesus der Sohn Gottes oder nur einer seiner Propheten? Epoche. Hat die Welt einen Anfang in Zeit und Raum? Ich enthalte mich. Gibt es etwas wie globale Gerechtigkeit? Don't know. Natürlich eine schwierige Frage, wenn es dann um die konkrete Lebenspraxis geht. Aus dieser Urteilsenthaltung der Epoche folgt aber dann, jedenfalls ist das die Hoffnung der Pyroniker, wie es bei Sextus heißt, wie ein Schatten die Lebenshaltung oder das Lebensgefühl der Ataraxia, der Gelassenheit, der völligen Meeresstille der Seele. Denn diese Seele, die die Ataraxia erreicht hat, die ist nicht mehr beunruhigt durch irgendein Streben nach der Beantwortung philosophischer Fragen. Beantwortung philosophischer Fragen. Philosophischer Fragen, die nun einmal nicht letztgültig zu beantworten, beantwortbar zu sein scheinen. Und zu sein scheinen, das ist ganz wichtig für die pyrrhonische Skepsis, denn wenn der Skeptiker behaupten würde, dass diese Fragen ultimativ nicht zu beantworten sind, dann würde er selbst eine dogmatische Behauptung aufstellen. Und diese dogmatische Behauptung wäre dann um nichts wahrer als die dogmatische Behauptung des Gegenteils. Also der Skeptiker darf nicht dogmatisch ausschließen, dass jemals eine Erkenntnis gefunden werden könnte, der nicht alle zustimmen, also im Sinne der Konsensustheorie der Wahrheit oder so, sondern gegen diese auch keine sinnvollen Gegenargumente zu geben scheint, die also derart zwingend und evident ist, dass es schlechterdings absurd erscheinen würde, sie nicht als absolut und zweifelsfrei wahr anzuerkennen. Und das wäre dann eben auch sicheres Wissen. Und eine solche unbezweifelbare Erkenntnis gefunden zu haben, das hat dann wesentlich später, anderthalb Jahrtausende später, der französische Philosoph René Descartes behauptet. In seinen Meditationes, die 1641 erschienen sind. Descartes hatte beschlossen, das ist eigentlich sein methodischer Zugang, konsequent alles aus dem Bereich des Wissbaren auszugrenzen, woran auch nur im geringsten ein Zweifel möglich ist. Um dann auf diesem methodischen Weg rauszufinden, ob dann überhaupt noch etwas übrig bleibt, von dem wir sagen können, das wissen wir. Und das scharfe Schwert des Zweifels traf dann bei Descartes zunächst wie in der klassischen Tradition unsere Sinneswahrnehmungen. Denn von unseren Sinneswahrnehmungen wissen wir, dass sie uns manchmal täuschen. Optische Täuschungen, sonstige Sinnestäuschungen. Also könnte es doch auch sein, so Descartes, dass unsere Sinne uns immer permanent täuschen. Und das natürlich mit besten Grüßen von Parmenides, von Platon oder auch den Wachowski Brothers, die Matrix, das kennen alle, also alles was wir wahrnehmen ist Sinnestäuschung, Höhlengleichnis zum Beispiel. Und nächster Punkt oder die nächste Stufe des Zweifels, wir nehmen doch auch im Traum Dinge mit derselben Deutlichkeit und Klarheit wahr wie im Wachzustand. Jedenfalls kann das leicht passieren. Und haben wir wirklich ein hartes Kriterium dafür, zwischen Traumzustand und Wachzustand sicher zu unterscheiden? Es könnte doch sein, dass alles, was wir im vermeintlich wachen Zustand wahrzunehmen glauben, nur geträumt ist. Calderon de la Barca, das Leben ein Traum. Also dieses Thema wurde auch in der Literatur aufgegriffen. Okay, wenn wir uns jetzt mal spaßeshalber auf dieses merkwürdige, auf dieses schräge Traumargument einlassen. Trotzdem können wir doch auch im Traum unbezweifelbar von Sachverhalten ausgehen, wie etwa, dass 2 plus 3 5 ist oder 7 plus 5 gleich 12. Oder können wir das etwa nicht? Also mathematische Sachverhalte. Descartes meinte Nein und hat selbst diese Gewissheit, 7 plus 5 ist 12, durch seinen radikalisierten methodischen Zweifel weggewischt. Es könnte doch sein, so Descartes, dass es außerhalb unseres Denkens und unserer Wahrnehmung einen boshaften Betrügergott gibt, einen Deus malignus, der uns all das vorgaukelt, was für uns unbezweifelbar zu sein scheint, einschließlich eben der Zahlenverhältnisse und der Axiome und Gesetze der Mathematik. Alles das könnte Erfindung des Deus Malignus sein. Aber im Moment fragt sich Descartes jetzt an dieser Stelle, selbst wenn ein solcher Betrüger Gott existiert, der mich in allem täuscht, so bleibt doch eins unbezweifelbar, nämlich, dass er mich täuscht. Denn wie sollte er mich täuschen, wenn es mich gar nicht gäbe? Das ist dann die berühmte Vorurteilung. Ego cogito, ego existo. Ich denke, ich existiere. Und zwar nach Descartes als denkendes Ding. Und dieses cogito ergo sum, ich denke, also existiere ich, das ist für ihn der archimedische Punkt, an dem selbst unter der Annahme der Existenz dieses mächtigen Betrügergottes kein Zweifel möglich ist und er damit unbezweifelbar wahr ist. Und die Wahrheit dieser berühmten Vorbild, cogito ergo sum, je pense, donc je suis, und diverser daraus abgeleiteter Konsequenzen, braucht man nicht näher darauf eingehen, Leib-Seele-Dualismus und so weiter. Diese Grundformel hat die folgenden Jahrhunderte der Philosophie und Wissenschaftsgeschichte ganz maßgeblich geprägt. Und sie gehört, glaube ich, jedenfalls nach meiner Wahrnehmung, heute noch gewissermaßen zum Grundwissen unseres kulturellen Weltbildes. Nur hat diese unverbrüchliche Wahrheit einen klitzekleinen Haken und das ist der Haken, dass sie falsch ist. Sie ist falsch, weil das, was für Descartes unbezweifelbar war, nämlich die vom Körper substanziell unterschiedene Rescogitans, das denkende Ding, das immaterielle Ich oder die immaterielle Seele, die gibt es schlicht und einfach nicht. Das immaterielle Ich oder die Seele, das sind nichts weiter als Illusionen. Das sind nichts weiter als Illusionen. Und der Betrügergott, der uns diese Entitäten als real existieren vorgaukelt, dieser Betrügergott ist unser eigenes Gehirn. Das ist jedenfalls einer der zentralen Gedanken oder einer der zentralen Thesen der modernen Gehirnforschung oder der Neurophilosophie oder der analytischen Philosophie des Geistes, die dann in der Tradition von Nietzsche und Darwin davon ausgehen, erstens, dass unser Gehirn ein rückstandslos physikalisch erklärbares, rein materielles Produkt einer Millionen Jahre währenden biologischen Evolutionsgeschichte ist. Da ist nichts Übernatürliches und nichts Unternatürliches, das ist alles Evolutionsbiologie. Und das Ich, oder was wir so nennen, ist keine eigenständige mentale immaterielle Substanz, sondern nichts weiter als ein adaptives evolutionäres Produkt, das sich das rein materielle Gehirn selbst geschaffen hat. Und zwar aus Gründen der Komplexitätsreduzierung und des Energiesparens. Das ist so ein hochkomplexer Apparat, der mit sich selbst überfordert wäre und sich deshalb dieses Zentrum, dieses sogenannte Ich, selbst geschaffen hat. Und der Neurophilosoph Thomas Metzinger oder analytische Geistphilosoph Thomas Metzinger bringt das so auf den Punkt, im Sinne der traditionellen Lehre von der unabhängig vom Körper existierenden Seele, dem eigenständigen Selbst oder Ich, sind wir alle, wir alle, wie wir hier sitzen. Wir alle, du auch, Barbara. Wir sind alle niemand. Es gibt uns gar nicht. Und wenn es uns in dem Sinne nicht gibt, als Körper und so mag es uns geben, wenn es uns in dem Sinne nicht gibt, wenn es keine Seele gibt, kein denkendes Ding, dann gibt es natürlich auch keine Unsterblichkeit. Wo keine Seele ist, kann es auch keine unsterbliche Seele geben. Und wenn es keine Unsterblichkeit gibt, dann gibt es auch keine Fortexistenz nach dem leiblichen Tod. Dann ist das Blödsinn. Und dann erübrigt sich auch die Frage nach dem höheren Sinn unseres Daseins. Ebenso wie die Frage nach einem möglichen j unseres Daseins. Ebenso wie die Frage nach einem möglichen jenseitigen Gerichtshof, vor dem sich dann irgendwann die unsterbliche Seele verantworten und rechtfertigen muss. Und die moderne Gehirnforschung, analytische Philosophie des Geistes gibt uns noch eine weitere fette Kröte zu schlucken, die wiederum anschließt an das, was Platon schon vor zweieinhalb Tausend Jahren geschrieben hat. Gerade im Kontext mit der Frage, was kann ich wissen? Und diese fette Kröte lautet, die Wirklichkeit, so wie wir sie alltäglich auch jetzt aktuell wahrnehmen oder wahrzunehmen glauben, diese Wirklichkeit ist zu exakt 100% das Konstrukt unserer Gehirne, und zwar unserer subjektiven Gehirne. Und die Frage, was diese konstruierten Wirklichkeiten mit der außerhalb unserer Existenz unterstellten Realität zu tun haben, ist völlig offen. Die entzieht sich per Definition unserem Erkenntnisvermögen, und zwar ein für allemal. Wir haben niemals einen epistemischen Zugang zu dem, was wir Realität nennen. Das hat im Grunde bereits Immanuel Kant so gelehrt. Unsere Sinne leiten, das lässt sich empirisch nachweisen, keine gehaltvollen Außenwindinformationen weiter über die afferenten Nerven, sondern sie leiten unspezifische Reize weiter, die in allen afferenten Nerven die gleiche Gestalt haben. Das sind elektrische Impulse mit unterschiedlicher Frequenzstärke. Und was das Gehirn dann mit diesen Impulsen macht oder was es daraus macht, was es für sich als Wirklichkeit konstruiert, ist ausschließlich Sache des Gehirns. Und das ausschließlich seiner eigenen neuronalen Sprache folgt. Und nur diese neuronale Sprache versteht, und zwar jedes einzelne Gehirn. Das heißt, wir alle hier leben in unseren subjektiv konstruierten Wirklichkeiten. Das ist die These dieser Philosophie. Jetzt kann man natürlich an dieser Stelle sagen, Moment mal, liebe Hirnforscher, wenn das stimmt, wenn also Wirklichkeit nur das Produkt liebe Hirnforscher, wenn das stimmt, wenn also Wirklichkeit nur das Produkt eines jeweiligen einzelnen individuellen Gehirns ist und wenn damit die Frage völlig offen ist, was diese subjektive Wirklichkeit, die wir uns selbst konstruieren, mit der Realität zu tun hat oder mit irgendwas wie einer objektiven Wahrheit, dann gilt das doch gleichermaßen für die Wirklichkeit von Hirnforscher-Gehirnen, oder? Und sind dann nicht die Hirnforscher-Thesen, dass es kein Ich, keine Seele, keine Freiheit des Willens, keine moralische Autonomie und so weiter gibt, beliebige Wirklichkeitskonstrukte von Gehirnforscher, Gehirnen, die eben zufällig auf eine solche Denkweise konditioniert sind. Aber wenn das wiederum ist, was juckt das dann andere Menschen oder was hat das für eine Relevanz für andere Menschen, deren Gehirne eben auf andere Inhalte konditioniert sind, die etwa an religiöse Wahrheiten glauben und die in ihrer Wirklichkeit so etwas wie eine religiöse Wahrheit konstruieren, müssen diese subjektiv anders tickenden Gehirne, die andere Wirklichkeiten konstruieren, sich dem radikalen Naturalismus und Konstruktivismus der Hirnforscher irgendwie beugen oder den als objektiven Maßstab anerkennen. Weswegen? Weil die Hirnforscher ihre Theorie wissenschaftlich begründen können? Das ist allenfalls ein rührendes oder lustiges Argument. Ich möchte an der Stelle, und dann langsam auch schon zum Schluss kommen, noch kurz den Kant-Trick einflechten. Ich nenne es jedenfalls den Kant-Trick. Einfach, weil ich diesen Lösungsansatz im Kontext der Frage nach der Möglichkeit von Wissen oder der Frage nach dem Wissbaren ganz witzig finde. Da finde ich den alten Immanuel, der als sonst ja ziemlich staubtrocken sein konnte, ziemlich originell, erkannt hat in seiner Kritik der reinen Vernunft herausgefunden und umfangreich begründet, dass wir in theoretischer Hinsicht im Hinblick auf die uralten philosophischen Fragen nach der Existenz eines Gottes, der Existenz einer unsterblichen Seele oder auch der Freiheit unseres Willens und der moralischen Autonomie usw. nichts wissen können. der die abendländische Metaphysik und die Ansprüche der Rationalisten und der Gnostik und so weiter platt gemacht hat. Der alles zermalmert von Königsberg. Aber er begründet, dass wir in theoretischer Hinsicht nichts wissen können. Wie sieht es aber in praktischer Hinsicht aus? Und diesbezüglich hat der alte Kant argumentiert, damals war er schon ziemlich alt, dass er in praktischer Hinsicht in sich ein Vernunftbedürfnis spürt, dass es so etwas wie Gott, unsterbliche Seele, Freiheit, Würde und so weiter geben soll. Das war ihm ein Bedürfnis. Und deshalb hat er in praktischer Absicht, und er meinte dazu auch berechtigt zu sein, in praktischer Absicht diese Annahmen, Gott, Seele, Freiheit, Würde und so weiter, als regulative Ideen gesetzt. Aber ohne damit irgendeinen Beweisanspruch zu verbinden. Und er hat den Spieß einfach umgedreht und sagt, beweisen soll der Gegner. Ist ja ein Schlauberger. Also bitte beweisen Sie, dass es keinen Gott gibt. Beweisen Sie, dass es keinen Gott gibt. Beweisen Sie, dass es keine Seele gibt und dass wir in unserem Denken, Wollen und Handeln nicht frei sind. Beweisen Sie, dass es so etwas wie menschliche Würde nicht gibt. Wenn Ihnen das gelingt, wenn Ihnen dieser Beweis gelingt, dann legt Kant Ihnen, wie er das formuliert hat, die gesamte Waffenrüstung der kritischen Philosophie zu Füßen. das formuliert hat, die gesamte Waffenrüstung der kritischen Philosophie zu Füßen. Aber solange es ihnen nicht gelingt, darf der alte Kant und alle, die ihm anhängen, sein Vernunftbedürfnis weiterhin befriedigen und an seinen regulativen Ideen festhalten. Und das nenne ich eben den Kant-Trick. Und das nenne ich eben den Kant-Trick. Okay, was folgt nun aus alledem? Ich habe es ganz am Anfang angedeutet, dass ich bei dieser Art von Philosophiererei immer wieder an den Punkt gelange, wo ich mich frage, ob die Philosophiegeschichte nicht gedroht mit Protagoras hätte enden können. Es gibt so viele Wahrheiten, so viel Wissen, wie es Subjekte gibt. Homo mensura. Der Mensch, jeder Mensch ist das Maß aller Dinge. Also lassen wir es doch einfach gut sein. Weil wir bei der ganzen Philosophiererei ohnehin niemals auf einen grünen Zweig kommen. Ansonsten münden wir in der Verzweiflung, im Zynismus oder im Wahnsinn. Und ganz sicher, jedenfalls geht das mir relativ oft so, landen wir immer wieder am bereits benannten Wittgensteinpunkt. Eines meiner absoluten Lieblingszitate aus der Philosophiegeschichte. So gelangt man am Ende beim Philosophieren dahin, wo man nur noch einen unartikulierten Laut ausstoßen möchte. Kann ich gut nachvollziehen. Also lassen wir es doch eben mit Wittgenstein dabei bewenden, dass philosophische Fragen nicht falsch sind, aber sinnlos. Sinnlos deshalb, weil sie sich nicht eindeutig und klar beantworten lassen, wie Fragen der Naturwissenschaft. Auch darüber können wir noch diskutieren. Und deshalb lautet eben der berühmte Schlusssatz seines Frühwerks, des Tractatus Logico-Philosophicus, wovon man nicht reden kann, darüber muss man schweigen. Und mit diesem Satz glaubte Wittgenstein, alle philosophischen Probleme ein für alle Mal gelöst zu haben. Ja, warum auch nicht, vergessen wir doch einfach das mit den Philosophieren, weil es nichts bringt. Und wer weiß, vielleicht folgt ja dann, wenn wir dieses unselige Geschäft aufgeben und damit aufhören, wenn wir dieses sinnlose Rennen im Hamsterrad bleiben lassen, tatsächlich wie ein Schatten die Meeresstille der Seele, wie es sich die Pyroniker erhofft hatten. Tja, blöderweise hat dieser Wittgenstein nach dem berühmten Schlusssatz des Traktatus, wovon man nicht reden kann, darüber muss man schweigen, noch zigtausende Seiten Philosophie geschrieben. Und für ihn war also offensichtlich mit diesem Satz nicht Schluss. Und zudem steht im Traktatus wenige Sätze vor dem berühmten Schlusssatz, vor dieser Conclusio, ein anderer Satz, der nach meiner Wahrnehmung vielleicht doch ein viel größeres philosophisches Gewicht hat. Da heißt es nämlich, wir fühlen, dass wenn alle wissenschaftlichen Fragen beantwortet sind, die Probleme unseres Lebens noch gar nicht berührt sind. Und hat das Philosophieren etwas mit den Problemen unseres Lebens zu tun? Ich denke schon. Ich denke sogar, dass die Probleme unseres Lebens, unserer Existenz, unseres Menschseins sogar ein ganz zentrales Thema der Philosophie sind. Von Anfang an eigentlich das Thema der Philosophie sind, von am Beginn an eigentlich das Thema der Philosophie, sollen wir darüber schweigen, weil die Probleme unseres Lebens, unserer menschlichen Existenz, nicht so klar und eindeutig zu beantworten sind und zu lösen sind, wie Fragen der Naturwissenschaft? Oder sind wir geradezu dazu verdammt, uns immer wieder neu mit diesen Problemen zu befassen, in jeder Generation wieder neu und uns darüber Gedanken zu machen und das heißt eben zu philosophieren. Können wir da überhaupt aus? Eine mögliche Konsequenz dieses ganzen philosophischen Hamsterradrennens, die möchte ich jetzt abschließend noch ansprechen. Und die scheint mir gerade im Kontext der praktischen Philosophie sehr wichtig, der Ethik, der allgemeinen, der angewandten Ethik, der Kulturphilosophie, auch der politischen Philosophie. Folgt nicht aus dieser Erkenntnis, ich weiß, dass ich nichts weiß, geradezu logisch zwingend sowas wie, du hast es vorhin angesprochen, Demut, sowas wie Urteilsbescheidenheit und auch Toleranz, weil wir uns doch jederzeit der Relativität unserer moralischen und kulturellen Standpunkte und Überzeugungen bewusst sein müssen. Das sind alles nur Konstrukte, denen konstruierte Maßstäbe zugrunde liegen und keine absoluten Wahrheiten. Ja, aber schon rennt der philosophische Hamster wieder los. Müssen wir das? Ist es wirklich ein logisch zwingender Schluss? Ist denn das, also dieser Schluss von der Urteilsbescheidenheit und Toleranz, nicht genauso eine relative These? Und mit welchem Recht erhebt diese relativistische oder konstruktivistische These den Anspruch, richtig oder wahr zu sein? Also doch wieder Sophistik, doch wieder Protagoras. Es kommt nicht darauf an, Recht zu haben, sondern Recht zu behalten. Punkt aus, einfach eine Frage der Faktizität und häufig und regelmäßig eine Frage der Macht. häufig und regelmäßig eine Frage der Macht. Und so drehen wir uns am Ende wiederum im philosophischen Hamsterrad und müssen schlussendlich wohl im Anschluss an Popper und den kritischen Rationalismus widerwillig eingestehen, widerwillig, ich betone es, all unser Wissen ist Vermutungswissen. Vermutlich. Danke. Ja, über das muss man jetzt nachdenken. Das muss ein bisschen sitzen. Wobei, sagen wir es so, es rattert ja so im Hirn. Und es ist schon so, dass diese Frage, warum man die Philosophie hat oder warum wir es brauchen, für mich ist ja Philosophie ja immer so diese Fragesteller, die beruflichen Fragesteller, und die, die im Grunde auch die Diskussionskultur ein bisschen so aufrechterhalten, oder vielleicht trotzdem auch so da wieder einmal so einpiksen, wenn sich irgendwer erhebt, eine Wahrheit zu haben. Und da gibt es ja so eine Schnittstelle eigentlich zur Naturwissenschaft, die Logik. Aber wenn ich durchaus im täglichen Leben auch der Meinung bin, es gibt ganz viele unterschiedliche Wahrheiten. Aber ist es nicht schon so, dass die Philosophie einfach auch diese Funktion in der Gesellschaft eigentlich hat, damit dieses Fragen nie aufhört? Oder als Kontrolle vielleicht? Ja, von Anfang an. Also wenn man jetzt eigentlich geht es ja los bei Thales in der Philosophie. Die Philosophie beginnt mit dem Staunen. Und Staunen heißt festzustellen, hoppala, wieso glauben wir das eigentlich so? Und ist das so selbstverständlich? Thales von Milet, das war ja eine Handelsstadt und dieses Staunen ist entstanden durch die Begegnung mit anderen Kulturen, die für bestimmte Phänomene andere Erklärungen hatte. Und dann die Frage, ja Moment mal, wieso sehen wir das so und die anderen sehen es so und die anderen sehen es so? Wie ist es denn jetzt wirklich? Natürlich beginnt die Philosophie mit dem Staunen und mit dem Fragen und Hinterfragen von Selbstverständlichkeiten. Damals eben die mythologischen Selbstverständlichkeiten. Und ich glaube, diese Aufgabe ist nach wie vor wichtig. Es ist für mich die wichtigste Aufgabe der Philosophie oder des Philosophierens, Köpfe in Bewegung zu bringen, eben dieses Nachdenken und Hinterfragen zu initiieren. Aber das hat auch seine Kehrseite und seine Schattenseiten. Es gibt bei Schiller in den frühen philosophischen Schriften einen Briefwechsel zwischen einem Philosophielehrer und seinem Schüler und der Schüler beklagt sich im zweiten oder dritten Brief bitterlich bei seinem Lehrer, was er ihm angetan hat, ihn ins Philosophieren zu bringen. Weil jetzt gibt es keine Sicherheit mehr. Er hat kein klares Oben oder Unten mehr. Kein Richtig, kein Falsch. Alles ist auf Sand gebaut. Und alles fängt an zu verschwimmen. Und das ist eine totale Verunsicherung. Und wir Menschleins neigen auch dazu, auch in unseren psychischen, unseren mentalen Haushalten nach Orientierung und Sicherheit zu suchen. Und wenn diese Sicherheit völlig aufgehoben wird, dann führt das eben dazu, dass Leute mit ihrer eigenen Identität nicht mehr klarkommen, nicht mehr wissen, was ist die Basis meines Wissens oder Unwissens, was ist richtig, was ist falsch. Und gerade etwa im Kontext der kantischen Philosophie haben sich Leute das Leben genommen, weil die Vorstellung, dass das, was sie wahrnehmen, nicht die Realität ist, sondern nur das, was ihre Sinne ihnen zur Verfügung stellen, das haben die nicht ausgehalten. Also es ist zweischneidig. Immer, immer schon gewesen. Ich glaube, da gibt es eine Frage. Ja, genau. Ich wollte da nach hinten schauen, ob da schon, weil ich glaube, dass es der andere genauso geht wie mir, dass da jetzt ganz viel Bewegung im Kopf ist. Das ist das Mikro, damit es aufgezeichnet wird, die Frage. Bitte ins Mikrofon sprechen, damit... Es geht um die Aufzeichnung. Die Menschen zu Hause verstehen es nicht, die auch teilnehmen. Ja, ganz einfach. Überhaupt kein Problem. Sie haben jetzt einen Generalmarsch durchgemacht zur Frage hin, was ist wirklich? Und warum sind Sie jetzt den Rückzug zu Wittgenstein? Wittgenstein hat sich doch nie interessiert, was wirklich ist. Also für die Sprache interessiert. Aber die Sprache ist doch eine Wortsache und keine Tatsache. Und das Problem, das wir haben, ist, dass wir das ununterbrochen mischen. Eine Wortsache ist keine Tatsache und eine Tatsache ist kaputt. Das ist völlig klar. Und wenn die Philosophen und den Fehler machen es heute noch die meisten, philosophieren, ohne sich um die Möglichkeiten der Tatsachen zu kümmern, die mittlerweile theoretisch vorhanden sind, ich sage theoretisch, absolut nicht, dann bleibt die Philosophie immer im Bereich der Wurzachen. Und da ist es endlos. Und wenn man fertig ist, sind wir wieder bei den Griechen. Das ist ja Unsinn. Wir können das jetzt gar nicht vergleichen, weil wir müssen den Schritt machen, fragen, was ist? Aber nicht, was fragen, was ist, aber nicht was. Und dieses was ist fragt nicht nach einem Wort, sondern fragt nach einer Tatsache. Was sind Fakten? Ja, genau, das ist das zentrale Problem. Zunächst mal, Wittgenstein, muss man schon unterscheiden zwischen dem frühen Wittgenstein und dem späten Wittgenstein. Im Traktatus geht es sehr wohl um Tatsachen. Der erste Satz des Traktatus lautet ja schon, die Welt ist alles, was der Fall ist. Und das heißt, es geht... Ja, natürlich, ja. Und wenn man weiter... Es gibt ja die verschiedensten Strömungen der Wissenschaftstheorie und der Erkenntnistheorie. Und es gibt die, die genau das sagen, was Sie jetzt auch angeregt haben, dass wir immer nur in der Sprache gefangen sind. hat die These vertreten, wir leben im Begriff. Ich war nicht seiner Meinung, aber die gibt es natürlich. Und für mich, ich habe es ganz am Anfang des Vortrags ja auch gesagt, um diese Form von Idealismus oder Sprachphilosophie geht es mir nicht, dass wir nur im Begriff leben. Das hieße ja, dass ich jetzt hier zu sagen, Selbstgespräche führe, Und das hieße ja, dass ich jetzt hier zu sagen Selbstgespräche führe, weil sie alle nur Inhalte meiner Wahrnehmung sind und meiner Sprache sind. Das halte ich persönlich für einen großen Unsinn. Gleichzeitig kann ich aber sehr wohl nachvollziehen, was etwa auch die Gehirnforscher gelten machen, dass mein Gehirn mir vermittelt durch die Daten, die durch meine afferenten Nerven ins Gehirn hineingelangen, dass mein Gehirn mir nur das zur Verfügung stellt, was mein Gehirn als Wirklichkeit aufbereitet. Und das ist jedenfalls die These von Hirnforschern wie Gerhard Roth oder anderen in ihrem radikalen neurobiologischen Konstruktivismus, dass wir niemals unmittelbaren Zugang oder direkten Zugang zu dem haben, was wir Tatsache oder Realität nennen. Es ist immer, wie es bei Plessner heißt, vermittelte Unmittelbarkeit. Wir nehmen etwas, das Wasser da, oder ist es Wodka? Kann ich das beurteilen? Wird es hoffen? Es ist immer eine vermittelte Unmittelbarkeit. Ich nehme es unmittelbar wahr, aber trotzdem muss ich mir dessen klar sein, dass das Ding ja nicht in meinem Kopf ist, sondern es ist eine Wahrnehmung, die in meinem Gehirn zustande kommt und die gewissermaßen wieder nach außen projiziert wird. Und von daher sind wir schon immer in unseren Wahrnehmungen gefangen. Das ist total unbefriedigend, aber ich kann diesen Gedanken für mich schon gut nachvollziehen. Denn ich habe nichts anderes als meine Sinne und mein Gehirn, um etwas wahrzunehmen. Ja, davon bin ich auch überzeugt. Wir sind am Weg zu anderen Elektronen. Wir sind in der Physik momentan. Und diese Elektronen, die da hinmarschieren, die haben verschiedene Bewegungen. Und das wollen wir auch vollziehen. Das ist mir schon klar. Aber das ist die Mikrophysik. In der Makrophysik, in der wir real leben, mit unseren Gefühlen, gibt es Tatsachen. Ja, es bleibt uns ja auch nichts anderes. Das ist auch ein Gedanke bei den Pionikern, die Skeptiker, die sich an die Frage stellen, was folgt jetzt aus unserer skeptischen Haltung, dass das eine um nichts wahrer ist als das andere, dass dogmatische Ansprüche nicht durchsetzbar zu sein scheinen. Was folgt daraus für unsere Lebenspraxis? Und für die Lebenspraxis folgte für die Pyroniker das, was sie jetzt auch angedeutet haben. Also für unsere ganz konkrete Lebenspraxis in der Makrophysik, dass wir so tun, als ob es Tatsachen gibt. Und anders können wir auch gar nicht agieren. Wenn ich nachher unten rausgehe beim Kepler-Salon und in der Rathausgasse fährt ein Auto auf mich zu, dann muss ich das als Tatsache annehmen und so handeln, als ob es eine Tatsache ist. Aber auf der mehr philosophischen oder erkenntnistheoretischen Ebene bin ich mir gleichzeitig bewusst, dass ich als Tatsache Auto wahrnehme, ist doch ein Produkt meiner Wahrnehmung, weil es nicht anders funktionieren kann. Das ist evolutionäre Erkenntnistheorie. Unser Erkenntnisapparat liefert uns keine wahren Erkenntnisse, aber unsere Wahrnehmung ist immerhin so gut und so adaptiv, leistungsstark, dass sie es uns ermöglicht, in unserer Lebenswelt zu leben und zu überleben. Das wird immer desinfiziert dazwischen. Für die Zuschauer zu Hause, das Rauschen, das ist kein Sendeausfall. Also Punkt 1, ich möchte meinen Vorredner vehement widersprechen, wenn er sagt, Wittgenstein interessiert sich nicht für Tatsachen und Realität, sondern für Worte. Der ganze Traktatus handelt ja, wie Sie richtigerweise sagen, genau, dass sich Wittgenstein überlegt, was ist die Beziehung der Sprache oder der Abbildung der Welt zur Welt und das ist die logische Form und so weiter und so fort. Also Wittgenstein untersucht genau die Verknüpfung zwischen Realität, Tatsachen und der Abbildung der Tatsachen in einer logischen Sprache. Punkt zwei, wie die Gehirnforscher sagen, das Gehirn konstruiert alles und so weiter, das ist sicher nachvollziehbar, ein Satz fällt mir dazu, auch das Gehirn ist ja ein Konstrukt des Gehirns, das muss man dann auch herausstreichen, das ist nicht der Fixpunkt, so wie beim Descartes, der dann überbleibt. überbleibt. Und Punkt 3, was Sie Kantschen-Trick nennen, das gefällt mir überhaupt nicht, Kant war sicher sehr klug, aber dieser Trick funktioniert, glaube ich, überhaupt nicht und Bertrand Rassel hat ja später auch so etwas konstruiert wie eine kleine Porzellantee-Kanne, die irgendwo in einer Erdumlaufbahn oder in einer Sonnenumlaufbahn viel mehr herumschwebt und die aber keiner nachweisen kann, weil sie zu klein für Teleskope und so weiter ist. Und er selbst, Russell, später hat auch gesagt, so ein Konstrukt ist nicht sehr überzeugend und für mich überzeugt genauso wenig, wenn Kant sagt, es gibt einen Gott oder eine unsterbliche Seele oder irgend so etwas. Analog zu O'Cams Rasiermesser hat ja ein englischsprachiger Journalist, glaube ich, mir fällt sein Name nicht ein, aber Sie werden ihn wissen, sein Rasiermesser konstruiert. Und das heißt so viel wie, was man ohne Beleg oder Beweis oder Nachweis einführen kann, kann man ohne Beleg oder Beweis auch genauso gut wieder verwerfen. Und mit diesem Rasiermesser kann man alles, was Kant da behauptet hat, schnell wegfegen. Und ich glaube, das ist so. Das ist Ihnen unbenommen, klar. Und das finde ich ja das Witzige bei Kant. Ich sage nicht, dass das eine wirklich überzeugende Theorie ist. Ich finde das Witzige bei Kant, dass er auf der einen Seite in theoretischer Hinsicht sagt, in der Kritik der reinen Vernunft, wir können nichts wissen, was Gott, Seele und Sterblichkeit, Freiheit, Würde usw. anbelangt. Das aber in praktischer Hinsicht geltend macht, das schreibt er sogar wörtlich, von diesem Vernunftbedürfnis. Er hat ein Bedürfnis. Und jetzt stellt er die Frage an Sie. Natürlich, auf begrifflicher Ebene oder auf der Wortebene können Sie machen mit Kant, was sie wollen mit dieser Theorie und sagen, das ist ja Blödsinn. Aber das ist kein Beweis dafür, dass diese Annahme eines Gottes oder der Freiheit oder der Willensfreiheit und so weiter falsch sind. Das müssten sie beweisen. Also jetzt haben wir wieder das Problem mit dem Mikro, Entschuldigung. Was jemand willkürlich erfindet, brauche ich nicht. Ich brauche nicht den Gegenbeweis antreten, ich kann es genauso willkürlich verwerfen. Können Sie, ja, es ist Ihnen völlig unbenommen. Nur ist es ja, bei Kant, ich nenne das es Kants Trick ist es so, dass er eben sagt mir geht es besser mit diesen Annahmen mit diesen regulativen Ideen und das gilt natürlich für viele Menschen dass diese regulativen Ideen für viele ist es keine regulative Idee sondern eine Tatsache dass es einen Gott gibt der auf mich schaut und so weiter und zu dem ich beten kann der mir dann auch meine unsterbliche Seele versorgt im Jenseits und so weiter. Das wissen wir alles. Und natürlich können sie das auch bestreiten. Gar kein Problem. Was Wittgenstein betrifft, ja, im ganzen Traktatus geht es um das, was der Fall ist. Die Welt ist alles, was der Fall ist. Aber er tendiert schon sehr stark in die Richtung Kohärenztheorie der Wissenschaft, wo es eben um Strukturen, Strukturentsprechungen geht und nicht um einen strikten Erkenntnisrealismus in dem Sinne, dass wir die Dinge so wahrnehmen, wie sie an sich sind. Auch die Begriffe Elektronen und so weiter. Es hat ja viele Entwicklungen gegeben, auch in der Naturwissenschaft, in der Physik, dass bestimmte Annahmen über Bord geworfen worden sind. Beispiel Äther. Aber die zugrunde liegenden Berechnungen, die sind weiterverwendet worden, weil sie funktionieren. Aber der Begriff Äther oder Phlogiston oder was man immer nehmen will, das sind Dinge, die sozusagen auf den Müllhaufen der Wissenschaftsgeschichte gelandet sind. Aber die zugrunde liegenden Berechnungen, die funktionieren in vielen Fällen noch und werden weiterverwendet. Und das meint jetzt eben diese strukturelle Isomorphie zwischen Theorie und Physik und dem, was wir als zugrunde liegende Realität annehmen. Aber eine Eins-zu-Eins-Entsprechung, gut, das sind erkenntnistheoretische Realisten, die das annehmen, aber nach meiner Meinung nicht state-of- of the art, also auch in der aktuellen Physik- und Naturwissenschaft. Da ist der Würfel. Die nächste Frage. Sie haben jetzt eigentlich mit Ihrer Antwort meine Frage schon fast vorweggenommen, aber was ich besonders interessant finde an diesem Philosophieren oder dem philosophischen Konzept ist, dass einerseits ja davon ausgegangen wird, dass es so etwas wie die Absolutheit gibt. Das ist, glaube ich, das, was Sie gesagt haben am Anfang mit, man beschäftigt sich nicht mit der Realität. Und wenn man da jetzt gegen die Säule läuft, ja klar, wird es wehtun. Das ist halt so der Hinweis, es gibt eine externe Realität. Und auf der anderen Seite kommt man aber beim Philosophieren nicht darüber hinweg zu sagen, und auf der anderen Seite kommt man aber auch beim Philosophieren nicht darüber hinweg zu sagen, okay, wir haben ein Gehirn und das Gehirn ist jetzt sozusagen eine organische Grundlage unseres Denkens. Folglich limitiert das Gehirn höchst vermutlich die Grenzen jeglicher unserer Philosophie von organischer Ebene. Ich selbst komme aus der Naturwissenschaft, also ich kann mit dem sehr gut und auch mit den evolutionären Ansätzen, aber das wissen Sie ja alles besser. Was mich interessieren würde, ist, Sie haben am Anfang gesagt, das ist ja eher unsere westliche Welt, unsere westliche Philosophie, die Sie jetzt so kurz abgerissen haben. Wie schaut das im Osten aus? Gibt es da Entsprechungen? Beziehungsweise könnte man aus dem vielleicht, das ist ein ganz anderer Kulturkreis, eine gewisse Meta-Ebene konstruieren, zu sagen, okay, da findet man sie wieder oder da ist es ganz unterschiedlich. Es ist zum Teil sehr unterschiedlich und zum Teil gibt es Überschneidungen, etwa im Konfuzianismus. Konkultius war, gut, das ist natürlich auch alles historisch fragwürdig, aber war auch eher ein kritischer Philosoph, der auch von diesem Gedanken ausgegangen ist, dass unsere Erkenntnis immer vermittelt ist durch unseren ratiomorphen Apparat, durch unseren Erkenntnisapparat und dass wir die Welt nicht so wahrnehmen, wie sie wirklich ist. Ich bin kein Experte in asiatischer Philosophie. Es gibt meines Wissens auch im Hinduismus ähnliche Strömungen und es gibt Positionen, die grundsätzlich verschieden sind, die grundsätzlich anders sind. Aber wie gesagt, da will ich mich nicht festnageln lassen. Da bin ich kein Experte. Aber das mit der Säule, gegen die man rennt, wenn Sie sagen, Sie kommen aus der Naturwissenschaft, das ist uns allen klar, das ist eine Tatsache. Wenn ich dagegen renne, tut es weh. Aber, ja, ja, klar, es ist sinnvoll, es ist adaptiv und so weiter. Aber trotzdem, wenn Sie zum Beispiel in den Bereich der Quantenphysik gehen oder in die String-Theorie, dann sind ja Begriffe wie Materie zum Beispiel wieder sehr fraglich. Gibt es überhaupt das, was wir jetzt in einem harten Sinne Materie nennen? Also gibt es die Säule, so wie ich sie wahrnehme, wenn ich dagegen renne? wie ich sie wahrnehme, wenn ich dagegen renne. Oder ist schlussendlich Materie nicht auflösbar in irgendeiner Form von Energie? Das fängt ja alles an zu schwimmen in diesen Bereichen der Quantenphysik oder auch der Stringtheorien. Das finde ich ganz faszinierend, obwohl ich davon keine Ahnung habe. Es ist der nur eine Soll, das geht nicht um die Quantenphysik. Ich würde trotzdem da vielleicht, sonst müssen wir mit dem Mikro immer so hin und her tun und dann wird es ein bisschen schwierig. Meine Frage ist keine philosophische, aber es interessiert mich schon sehr, nämlich der zeitliche Ablauf der Informationen. Da gibt es einen Heraklit, da gibt es einen Platon und dann gibt es, das ist über 2000 Jahre aus und dann gibt es einen Descartes und Kant und Wittgenstein, das sind 1500 Jahre dazwischen, ist diese Nichtinformation der Qualität des Mittelalters geschuldet, nämlich der schlechten Qualität, oder ist so viel verloren gegangen? Einiges ist verloren gegangen im Mittelalter, weil es unterdrückt wurde. Zwar durch den ganz starken Einfluss der Kirche, weil vieles irgendwie auf den Index gesetzt wurde, als unchristlich, nicht christlich, nicht katholisch. Aber grundsätzlich ist es schon ein Phänomen, dass wir uns heute, zumindest im Bereich der praktischen Philosophie, mit Fragen und Themen herumschlagen, mit denen sich die Leute vor zweieinhalb tausend Jahren schon herumgeschlagen haben. Mehr oder weniger in gleicher Weise und mit gleichen Argumenten und Worten. Platons Politeia zum Beispiel ist im Kern ein Stück über Erziehung und Bildung. Und die Fragen, die dort gestellt werden, die kann man heute in ministeriellen Erlässen nachlesen sozusagen. Und ich verbinde das wiederum, Essen nachlesen sozusagen. Und ich verbinde das wiederum, ein naturwissenschaftlicher Ansatz, mit der evolutionären Anthropologie und erkläre das so, dass wir heute lebenden Menschen uns von den Menschen vor zweieinhalb Tausend Jahren, zumindest in genetischer Hinsicht, so gut wie gar nicht unterscheiden. Wir haben immer noch dieselben Primatgehirne in unseren Schädeln wie die Leute damals. Und natürlich müssen wir dieselben Fragen, die damals diskutiert wurden, unter ganz anderen Bedingungen diskutieren. Also die Bedingungen, unter denen wir heute leben, die sind ja so viel in der Menschheitsgeschichte, was natürlich auch ein Riesenproblem darstellt, weil wir alle mit einer Ausrüstung rumlaufen, auch mit unserem Erkenntnisapparat, die eigentlich für die Lebensumstände und die Überlebensbedingungen, die wir uns heute selbst geschaffen haben, überhaupt nicht geeignet sind. Wie ist Ihr Mehrsinn, hört es da am meisten? Aber nicht alle. Mich hat nur gewundert, über tausend Jahre hört man eigentlich nichts. Oder gibt es da schon gute Philosophen? Naja, es gibt die Neu-Platonik, es gibt auch im Mittelalter, in der Scholastik, gibt es viele Philosophen, sogar Philosophinnen, das ist übrigens ein interessantes Stichwort, die alte Themen aufgegriffen haben oder weiterentwickelt haben. die alte Themen aufgegriffen haben oder weiterentwickelt haben. Also diese Lehre vom düsteren Mittelalter, die muss man so ein bisschen relativieren. Und es gibt gerade auch in anderen Kulturräumen, etwa in der islamischen Welt, echte Blütezeiten im Mittelalter. Blütezeiten auch der Philosophie, die dann eben Ruscht oder so die ganz entscheidende Stichworte gegeben haben für das, was wir in unserer, in unserem Breiten als Aufklärung bezeichnen. Also da gab es aus der islamischen Welt entsprechende Impulse. Das ist hochkomplex, aber das kann man natürlich in 20 Minuten kaum darstellen. Da drüben sehe ich... Da haben wir noch eine, sehr gut. Ich möchte nur sagen, es gibt noch einen viel besseren Weg als wir. Wenn ich denn der Kirche, die gleich gesagt hat, glauben statt wissen, ist doch eigentlich der viel genialere Umweg, als wie irgendwelche logischen Ausflüchte zu suchen oder logische Wege zu suchen. Glauben statt Wissen ist eigentlich das Rezept seit Jahrtausenden von Religionen und von der Kirche. Und ganz aktuell gibt es eigentlich noch einen Trick, und der bewegt uns ja in den letzten Jahren. Den hat eigentlich Trump erfunden oder zumindest groß gemacht. Das ist das postfaktische Zeitalter. Und dazu würde mich interessieren, gibt es da aktuelle philosophische Einschätzungen bereits, Meinungen dazu? Warum kommt jetzt das, ich weiß, dass ich nichts weiß, in der Mitte der Gesellschaft sozusagen an, ganz ungeniert, ohne sich darüber noch den Kopf zuzubrechen. Das ist eine schwierige Frage. Vielleicht, also die Erfahrung zeigt an diesem Abend, dass es manchmal dann immer zu leichten Dialogen kommt. Also vielleicht nur ein bisschen warten und dann gehen wir weiter. Ich, dem Herrn, vergesse ich das halt nicht. Aber nur so ein bisschen Rückfrage, dann ist es uns weiter. Ich dem Herrn vergesse das halt nicht. Aber nur so ein bisschen Rückfrage, dann ist es vielleicht geschlagen. Also zunächst die Sache mit der Kirche und Glauben statt Wissen ist natürlich richtig. Aber Kant wollte sich ja abgrenzen von diesem Schema und hat den Anspruch gehabt, eine philosophische Argumentation aufzustellen. Und ob sein Trick jetzt substanziell auf etwas anderes hinausläuft, als der Trick, wenn man das jetzt mal so polemisch sagt, der Kirche, können wir dahingestellt sein lassen. In der Struktur ist das Argument sehr ähnlich. Wobei natürlich, obwohl das ist bei Kant dann auch sehr ähnlich, in diesem Glaubensargument schwingt ja immer mit, dass dieses Glauben verbunden ist auch mit einer Konsequenz im Jenseits. Also die Seele ist unsterblich und lebt nach dem Tod des Leibes fort und muss sich nach dem irdischen Leben im Jenseits gegenüber dem jenseitigen Richter verantworten. Mit dieser Argumentationsfigur hat schon Platon operiert in der Politeia, im Endesmythos. Und das ist natürlich ein ganz starkes Machtargument oder eine Machtstruktur, die der Nietzsche in seiner Genealogie der Moral dekonstruiert hat. Also es geht im Kern um Macht. Und zwar um Macht auf Erden. Weil wenn ich Ihnen sagen kann, wenn Sie nicht so agieren, wie ich Ihnen das vorschreibe, dann werden Sie nach Ihrem Tod 200 Jahre in der Hölle brennen. Und wenn Sie mir das abkaufen, dann habe ich ein ganz starkes Machtinstrument. Wobei man sagen muss, bei der Kirche finde ich, ist ja im Grunde genommen ganz viel erstens eben auf gesetzt worden, auf Inszenierung. Also da ist ja eigentlich die, also allein diese Orte, nicht nur die Orteerzählung, sondern auch diese Verbreitung, also diese Dominanz der Erzählung, wo ganz stark eigentlich gearbeitet worden ist, wo dann dieses politische Instrumentarium ja auch genutzt worden ist. Und auch die Inszenierung, wenn man sich teilweise die Kirchen anschaut, da ist ja baulich ganz viel gemacht worden. Also da geht es ja nicht nur um den Satz allein. Da ist ganz viel zusammengekommen, finde ich. Aber das Wort Glaube ist nicht beeinspruchbar, sozusagen. Philosophen haben sich über die Tausende und Jahrhunderte x-fach widerlegen lassen müssen und wieder widerlegen lassen müssen. Durch den semantischen Trick, wir wissen nicht, wir glauben, hat man sich dieser Diskussion weit entziehen können. Ja, das geht so weit bis zu Augustinus mit dem Credo quia absurdum. Ich glaube, weil oder obwohl es absurd ist, natürlich, da ist kein Ankommen dagegen. Das ist immun in gewisser Weise. Ich möchte noch ganz kurz auf diesen Trump-Gedanken eingehen. Also Fake Facts und alternativen Fakten und so weiter, das wird von Medienphilosophen und Philosophinnen heute damit in Verbindung gebracht, dass einfach die Medienlandschaft sich entsprechend entwickelt hat und dass es mittlerweile schwierig wird, Fakt von Fake zu unterscheiden. Die Möglichkeiten, die medialen Möglichkeiten sind so riesig geworden, uns zu manipulieren und zu täuschen, dass es kaum noch möglich ist, wirklich klare Anhaltspunkte zu haben, was ist nun Fakt und was ist Fake. Und deshalb haben Leute wie Trump und etliche andere natürlich auch diese Möglichkeiten genutzt. Ja, und was nur dazu kommt zu der Fragestellung, ist ja, dass das Wissen generell exorbitant angewachsen ist und deswegen es viel leichter ist zu sagen, ich weiß es nicht mehr. Und weil die Frage war, warum das jetzt in der Mitte der Gesellschaft ankommt, ja, weil es ja ganz klar im Internet ersichtlich ist, dass man das nicht mehr wissen kann. Das ist ja auch eine Ohnmacht irgendwie da und es gibt gar keine Gatekeeper mehr für Wissen, weil das jeder kann ja so sagen, ich produziere Wissen mittlerweile durch die sozialen Medien. Also das finde ich halt eine Dynamik. Es hat vor ein paar Jahren vielleicht noch, ein paar hundert Jahren noch echte Gelehrte gegeben, die ein Weltwissen besessen haben, die sozusagen einen Überblick hatten über das gesamte Weltwissen. Das ist heutzutage unmöglich. Das geht nicht. Das ist undenkbar. Der Herr, der ist für sich. Für mich als Naturwissenschaftler ist es auch klar, dass es in Naturwissenschaften vieles, das da nicht sicher ist und dass vieles sich meinem Erkenntnisapparat entzieht. Aber jetzt auf der Ebene der Humanität der Menschenrechte ist es da auch so, dass die Menschenrechte beispielsweise, die sind nützlich und damit sind sie auch okay, aber eigentlich relativ, auf der anderen Seite, diese ganzen absoluten Positionen, die haben sie in der Geschichte auch schon durchgezogen, totalitäre Gesellschaftssysteme, wo steht da eigentlich der Philosoph dann bei den Menschenrechten? Und wir erleben im Moment gerade, dass gerade die Menschenrechte ja äußerst relativiert werden oder vieles, vieles andere um uns wird relativiert oder sogar eigentlich fast, wenn man möchte sagen, ein Diktat der Ökonomie untergeordnet wird. Ja, ist eigentlich eh wurscht. Und natürlich haben die Positionen, die die absolute Wahrheit für sich gepachtet haben, beides gibt es, aber was bedeutet das für mich als Mensch, der eigentlich human und gut sein möchte? Gibt es das Gute dann überhaupt noch? In einem absoluten Sinne. Das halte ich für eine sehr gewagte und schwierige These. Sie können die Frage an mich stellen. Ich begreife mich auch als Humanist und für mich stellen die Menschenrechte oder auch die UN-reten werden. Dass wir auch durch unsere Lebensweise im Westen Menschenrechte infrage stellen, faktisch durch unser Leben, weil durch unsere Lebensweise das Leben von anderen Menschen beeinträchtigt wird. Unsere Externalisierungsgesellschaft beruht auf der Ausbeutung von Menschen in anderen Teilen der Welt. Das ist, glaube ich, nicht zu bestreiten. Aber aus der humanitären oder humanistischen Sicht sage ich natürlich, die Menschenrechtsdeklaration ist eine die Theorieebene und auf der theoretischen Ebene, denke ich, können wir uns da weltweit auch einigen, wobei es auch Kritik gibt an der UN-Menschenrechtsdeklaration, etwa aus der islamischen Welt oder auch aus der asiatischen Welt, dass das im Grunde genommen ein Rekolonialisierungsversuch des Westens ist, um wieder westliche Werte weltweit zu etablieren. Das wird alles diskutiert. Aber ansonsten denke ich, können wir uns auf theoretischer Ebene schon einigen, dass das eine Errungenschaft ist und dass eigentlich allen Menschen die gleichen Rechte zustehen oder zustünden. Aber auf der praktischen Ebene sieht es natürlich völlig anders aus. Völlig anders. Und da ist noch verdammt viel Luft nach oben. Übrigens, weil Sie am Anfang gesagt haben, Naturwissenschaften, alles ist unsicher, das sehe ich auf der einen Ebene schon ein, aber auf der anderen Seite ist es ja schon extrem erstaunlich, was Naturwissenschaften leisten. Also die Messbarkeit und die Messerfolge von Naturwissenschaften, das ist ja gigantisch, was da in den letzten Jahrzehnten und Jahrhunderten entstanden ist. Und auch die Genauigkeit von Messungen. Also da bin ich eher optimistisch, was wissenschaftliche Leistungen und Leistungsfähigkeit anbelangt, als Philosoph. Ich möchte jetzt gerne schauen, ob wir nicht online noch irgendwelche Fragestellungen haben. Also falls jemandem irgendwas nur unter den Fingernägeln brennt, bitte in die Tastatur klopfen an kepler-salon.at. Wir haben eine Frage aus dem Live-Chat auf YouTube. Alex hat geschrieben, sind solche Paradoxien nicht eigentlich sprachliche Konstrukte, deren Sinnhaftigkeit nicht in ihrer Beantwortbarkeit, sondern im Aufwerfen neuer, möglicherweise interessanterer Fragestellungen liegt? Das ist eine suggestive Frage. Also mit ich weiß, dass ich nichts weiß, kommt eine Paradoxie zum Ausdruck. Ich glaube, da können wir uns einigen. Und die Zielsetzung von Alex ist jetzt, dass diese Paradoxie andere, interessantere Fragen aufwerfen soll. Oder habe ich das falsch verstanden? Ich denke schon. Sind solche Paradoxien nicht eigentlich sprachliche Konstrukte, deren Sinnhaftigkeit nicht in ihrer Beantwortbarkeit, sondern im Aufwerfen neuer, möglicherweise interessanterer Fragestellungen liegt. Ja, was soll ich jetzt dazu sagen? Ja, das mag sein. Also, dass die Frage oder diese Paradoxie, ich weiß, dass ich nichts weiß, Also dass die Frage oder diese Paradoxie, ich weiß, dass ich nichts weiß, nicht letztgültig beantwortbar ist, außer im Sinne dieser Feststellung, dass sie selbst widersprüchlich ist und wahr ist, wenn sie falsch ist, falsch ist, wenn sie wahr ist, das kann man schon feststellen. Und natürlich ist es ein sprachliches Konstrukt, aber inwiefern das jetzt zu anderen und möglicherweise interessanteren Fragestellungen führen soll, da würde ich gerne mit dem Alex nochmal reden. Also spontan fällt mir dazu nichts ein. Die Frage, die mir ja aufdrängt, ist ja eigentlich, das ist vielleicht ein bisschen naiv, aber es ist ja schon erstaunlich, das sind ja eigentlich Sätze, die ewig her sind. Und immer wälzen wir die von uns her. Und diese Werke, dass die ja so nachwirken, ist ja irgendwie auch faszinierend. Und manchmal kommt, wenn mich jetzt ein junger Mensch fragt, mein Sohn oder so, und sagt, warum sollen mich die alten Griechen interessieren? Ja, es ist einerseits faszinierend, da gebe ich dir recht, Barbara, und andererseits ist es erschütternd, dass wir uns heute noch mit den gleichen Fragen und den gleichen Problemen und den gleichen Themen herumschlagen wie vor zweieinhalb tausend Jahren. Ich erlebe es zum Beispiel in meinem Arbeitsumfeld in der Pädagogik mehr oder weniger auf Schritt und Tritt und mir begegnen auch in jedem Semester immer wieder in Diskussionen diese Rückmeldungen von Seiten Studierender, ja die Wahrheit gibt es sowieso nicht. Und ich sage dann, aha. Und welchen Anspruch erhebst du mit dem Satz? Die Wahrheit gibt es nicht. Den Wahrheitsanspruch, oder? Dann geht es wieder los. Oder ganz beliebt im Kontext der praktischen Philosophie der Ethik, man darf seine Werte nicht anderen überstülpen. Warum hast du das gerade gemacht? Und das sind diese Paradoxien, die begegnen uns heute genauso. Und ich sehe jetzt intellektuell oder philosophisch gesehen keinen wirklichen Ausweg aus diesen Fallen. Aber ich glaube, dass es nach wie vor wichtig ist, darauf aufmerksam zu machen und darüber nachzudenken. Moment mal, das stimmt ja eigentlich. Wenn ich das geltend mache, dass andere mir nicht ihre Werte, man darf nicht, ja dann mache ich doch genau das. Und damit sind wir mittendrin in einem ziemlich praktischen, argumentativen oder auch kulturellen Problemlage. Patentlösungen habe ich keine, sorry. Da müssen wir einfach in die nächste Diskussionsrunde gehen. Und zwar immer wieder, ja. Immer wieder. Ja, gern. Brauchen wir die Philosophie heute noch? Diese Ansprache zu den Salzburger Festspielen hat interessanterweise einen Philosoph gehalten. Ich habe sie mit Vergnügen gehört. Da hat es auch Jahrzehnte geheißen, Philosophie, Philosophiestudium, brotloser Beruf etc. Und dann ist die Corona-Krise oder Pandemie gekommen und plötzlich sind die Philosophen wieder gefragt. Das ist meine Wahrnehmung. Die Journalisten haben plötzlich wieder Philosophen aufgerufen in den Zeitungen, die Zeit zum Beispiel, philosophische Beiträge. Meine Frage, brauchen wir heute die Philosophen noch? Ich glaube, sie sind wichtiger denn je. Und die Philosophinnen, das ist mir ganz wichtig. Mir würde aber noch interessieren, warum Sie glauben, dass Sie es brauchen? Warum wir es brauchen? Also ich glaube... Warum wir es brauchen. Ich stelle einfach, mir fällt einfach nur auf, seit der Pandemie, früher war bei Jahrzehnten Wirtschaftswachstum, Geldschäfeln, Aktien etc. war wichtig und plötzlich sind die Philosophen wieder gefragt. Meine Wahrnehmung ist, wenn ist nur meine Wahrnehmung. Wenn das auch Ihre Wahrnehmung ist. Also ein möglicher Erklärungsansatz ist der, weil Sie es angedeutet haben, früher Wirtschaftswachstum, alles war klar, there is no alternative, Maggie Thatcher und so weiter, alles war klar, wie es laufen muss und es musste nichts großartig hinterfragt werden. Sobald aber krisenhafte Situationen eintreten, und das war jetzt oder ist eine krisenhafte Situation, wo plötzlich die vormaligen geglaubten Selbstverständlichkeiten fragwürdig werden, in dem Moment werden auch plötzlich wieder Philosophinnen und Philosophen interessant und das Philosophische reflektieren. Und diese Wahrnehmung teile ich auch. Also das erlebe ich auch, dass so ein Interesse an der Philosophie oder am Philosophieren als aktiver Tätigkeit wieder wächst. Und das halte ich persönlich für sehr wichtig, weil wir nach meiner Wahrnehmung ja auch in einer Situation sind, dass wir uns über Systemwandel Gedanken machen müssen. Denn das System, das wir leben derzeit, jedenfalls in den westlichen Ländern, läuft darauf hinaus, dass wir vom Ressourcenbedarf und Energiebedarf usw. drei Planeten bräuchten. Rein rechnerisch. Wir haben aber keine drei Planeten, sondern wir haben diesen einen Planeten, von dem wir abhängen, auf den wir angewiesen sind. Sodass sich die Frage stellt, wie können wir unsere, oder müssen wir unsere Lebensweise verändern, um das Ganze, wie Sie das angedeutet haben, in Sachen Nachhaltigkeit vernünftig zu gestalten. Und das ist, glaube ich, ein ganz wichtiges Gebot der Stunde und dafür lohnt es sich zu philosophieren und kontroverse Ansichten auszutauschen. Das ist der Habermas-Gedanke in der Konsensustheorie der Wahrheit oder in der Diskursethik, dass in dem herrschaftsfreien Diskurs, dem philosophischen Diskurs, der idealen Sprechsituation sich am Ende der eigentümlich zwanglose Zwang des besseren Argumentes durchsetzt. Ob das so ist, ist eine andere Frage. Oder ob doch sich die Fake Facts durchsetzen und die Sophisten mit ihrer Manipulation. Das ist ein anderes Thema. Gut, was Sie vielleicht nicht wissen ist, da herinnen gibt es bei aller Lockerheit ein strenges Zeitregiment. Das heißt, um 21 Uhr heißt es für mich, muss ich Sendeschluss machen und Sie dürfen sich dann sozusagen an die Bar begeben. Der Dialog soll weiter vorangehen, also es soll nicht aufhören zu brummen in den Köpfen und die Gespräche dürfen weitergehen. Aber die Übertragung wird gestoppt. Deswegen möchte ich mich herzlich bedanken für den offenen Austausch und auch für diesen Beitrag. Ich habe die Barbara heute Mittag schon getroffen am Vorplatz und hat mir die Frage schon gestellt. Und vor kurzem erschienen, das ist wirklich eine ganz angenehme Lektüre, lauter kleine Kapitel, mal besser, mal schlechter, und ein Buch, das eigentlich überfällig ist, Philosophinnen, herausragende Frauen der Philosophiegeschichte, von Hypatia bis an Angela Davies. Die Herausgeberinnen sind Rebecca Buxton und Lisa Whiting. So viel Zeit haben wir nicht mehr. Okay. Ein zweites Buch, Jürgen Schäfer, Lob des Irrtums, warum es ohne Fehler keinen Fortschritt gibt. Also Fehlerkultur, ein ganz wichtiges Thema auch in der Pädagogik und für die Kleinen, weil du mich ja auch angesprochen hast. Was ich sehr empfehlen kann, gibt es auch als Buch und in Deutsch, Room on the Broom. Ich weiß nicht, ob irgendjemand von Ihnen, von euch kennt, aber die meine Enkelkinder lieben es absolut und das völlig zu Recht. Es ist ein wunderschönes Lehrstück über Freundschaft, Solidarität, Hilfsbereitschaft, Güte. Also ich schaue es mit Studierenden wahnsinnig gerne an und kann es nur sehr empfehlen. Gerne, danke. Danke für die Aufmerksamkeit. Ich möchte mich auch noch bedanken bei der Johannes Kepler Universität, dass die Institution am Leben erhalten hat, dass das Stadt und Land, dass sie es fördern und unterstützen und dass sie als Gäste uns treu sind oder immer wieder kommen oder es vielleicht sogar weiterempfehlen. Wer übrigens weniger lesen möchte im Sommer, sondern hören, kann auch das Audioarchiv nutzen, das auf kepler-salon.at ist. Da sind die Abende aufgezeichnet und man kann es nachhören, auch den heutigen Abend, wie ich es erst schon gesprochen habe. In diesem Sinne möchte ich Ihnen im Namen von allen einen wunderschönen, erholsamen Sommer wünschen, mit netten, philosophischen Abenden, kulinarisch am besten, zu Fuß, per Rad, wie auch immer. Bleiben Sie gesund, haben Sie es fein und ich hoffe, wir sehen uns im Herbst wieder. Danke. Danke. Danke. Thank you.