🎵 Dieses erste Modell mag vielleicht ein wenig verwundern, weil es passt eigentlich so gar nicht zum Dirndl, weil es eigentlich 400 Jahre vor jetzt passiert ist. Es ist ein Kleid, das Kleid der Anna Engel, das letztes Jahr gefunden worden ist, in dem sie bestattet wurde, also eine Nachbildung natürlich des Kleides von 1620 bestattet. Wir haben es trotzdem ausgewählt, weil es sehr schön verdeutlicht, wie früher eingekleidet wurde. Man kann sich das ja heute gar nicht mehr vorstellen, dass man nur das anziehen darf, was einem die Obrigkeit befiehlt. Und sie trägt genau das, was sie tragen darf nach der Kleiderordnung von 1588. Also man sieht genau, sie trägt die, sie ist nicht der oberste Adel, also sie trägt keine bunten Seiden, sie trägt aber Seide, das darf sie schon, sie darf eine gewisse Meterzahl verwenden für Seide und sie darf auch schon einen Brokat verwenden, also mit Mustern in der Seide drinnen. Die Susanne Bysowski hat uns jetzt das Kleid, was wir letztes Jahr gefunden haben in Litzlberg, in ihrem Grab und das sich fast vollständig erhalten hat, bis auf zwei kleine Millimeterlöcher, auf zwei kleine Millimeterlöcher und es rekonstruiert, also abgenommen die Schnitte von den Originalstücken und so können wir das Kleid jetzt hier zeigen. Also es ist eigentlich der Kontrapunkt, oder das ganze absolute Gegenteil des Zum Dirndl, dass die Freiheit der Kleiderwahl eigentlich dann schon ist. Es ist das Kleid, was man tragen darf, also eine mittlere Adelige, die einen protestantischen Glauben hat und den auch in ihrer Kleidung zeigt durch die dunkle Farbigkeit. Also es ist nicht so, dass dieses Kleid nur als Totengleit oder als Bestattungskleid gemacht wurde. Die Dame hat das Kleid auch getragen zu Lebzeiten. Genau, es ist nämlich abgebildet auf ihrem letzten Porträt aus dem Jahre 1619. Also sie trägt wirklich dieses Kleid, was wir dann jetzt gefunden haben, auf ihrem letzten Porträt. Sie wird wahrscheinlich eines ihrer schönsten Kleider gewesen sein oder vielleicht hat sie ja gar nicht so viel. Sie wird ein paar mehr gehabt haben, als wir sonst vermuten, aber sie hat sich halt in diesem hier abbilden lassen und bestatten lassen. Wir sind jetzt gerade am Recherchieren, wo die Seite hergekommen ist, wir lassen das gerade chemisch untersuchen, weil es uns natürlich interessiert, wie die Handelsbeziehungen waren. Also so ein Kleid erzählt ja unheimlich viele Geschichten. Und was das Interessante ist und das wieder zum Dirndl verbindet, das ist das Mieder, was sie unter dem Wams trägt, das man jetzt gar nicht sehen kann, das eigentlich ein Dirndl-Schnitt ist. Der Schnitt des Dirndls ist eigentlich nach wie vor bis heute. Ein Kleid trägt viele Geschichten in sich und Mode ist vielleicht der einzige Ort, wo Transzendenz gelebt werden kann. Das heißt, Kleidung oder Gewand trägt so viel Erinnerung auch in sich. Und das kann eine Erinnerung sein an Personen, die man kannte. Man hebt sich vielleicht Kleidungsstücke auf und auch selbst verbindet man mit Kleidung Erinnerungen. Und ich denke, das ist das Besondere daran. Deshalb finde ich das auch ganz schön, dass hier ein Kleid, dass wer ausgewählt hat, wahrscheinlich hat sie das selbst auch ausgewählt, dass sie da bestattet werden will. Und ich habe mich einfach erinnert auch an eine Designerin, die sich mit Totengewand auseinandersetzt und die aber tatsächlich nur Gewand zum eigenen Bestatten einfach entworfen hat mit dem Titel Being Dead. Und die Designerin ist Cora Keller und die hat eine Kollektion entworfen aus weißen Stoffen, die man sich sozusagen zu Lebzeiten aussucht und wo man sich geborgen fühlt und wo der Übergang erleichtert werden soll. Also es könnte ein Kontrapunkt sein. Es ist ja überhaupt das Hemd ein wahnsinnig interessantes Kleidungsstil. Es ist das erste und das letzte Hemd, das man trägt. Und das Hemd ist ja auch das, woraus dann sich die Bluse entwickeln wird. Es ist das Kleid, man hat es sich ja vorgestellt, das Leinen, woraus es meistens gefertigt wurde, das Hemd, das direkt am Körper getragen wird, eine desinfizierende Wirkung hat, eine reinigende Wirkung und so hat man es gar nicht. Also das kann man sich gar nicht vorstellen. Und was jetzt aber hier interessant ist, sie hat kein Hemd angehabt zu ihrer Bestattung. Sie hat wirklich nur dieses Seidenkleid angehabt. Und das finde ich ein wenig seltsam, weil eigentlich würde, passt das gar nicht. Musik Wir befinden uns hier vor einem Dirndl, ein Blaudruck-Dirndl. Kannst du Näheres darüber berichten? Es ist ein ganz normales Blaudruck-Dirndl. Es ist nur das Dirndl der Vicky Kießlinger. Und damit wird es interessant, weil damit sind wir mittendrin in der eigentlich politischen Vereinnahmung des Dirndls, weil ihr Mann, der Max Kieslinger, hat dieses Dirndl auf dem ersten Trachtenblatt des Gauers Oberdonau als Vorschlag entworfen. Es ist für mich dann insoweit interessant gewesen, weil es als Arbeitstracht betitelt wird und da steht wirklich dann dort Name, Leibekittel und in Klammer, und das war ein Rechercheergebnis von mir auch, steht der Begriff Dirndl ist eine Erfindung jüdischer Konfektionäre und sollte nicht verwendet werden. Und damit ist das eine politische Sache und damit sieht man, dass hier in diesen 30er Jahren, wo das entstanden ist, und das ist 1939 zu datieren, eben dann diese politische Vereinnahmung anfängt oder sich wirklich äußert. Ein ganz normales Tirndl wird zum Leitobjekt, so quasi für die Arbeitstracht von Oberdonau und politisiert. Und vom Bund Deutscher Mädchen? Ich sage dir, es sind die Arbeitstrachten oder die Sommertrachten, wie das die Nationalsozialisten genannt haben, die gerne bevorzugt wurden als Bekleidung auch für den Bund Deutscher Mädchen. Und eben dazu passend das Berchtesgadener-Jäckchen, das wirklich ausgezeichnet war, sogar als Uniformbestandteil des Bundesdeutscher Mädchen. Was eben in diese Zeit passt und das ist einfach, wir müssen uns vorstellen, wir haben doch das Weiße Rössel und die Operette und wir haben eine wirklich internationale Modewelle für das Dirndl. wirklich internationale Modewelle für das Dirndl. Die Operette, 1930 uraufgeführt, ist so eingeschlagen und war so ein Erfolg und die wurden einfach in Dirndl aufgeführt, dass das ein Weltzug war, des Dirndls, 1937 am Broadway aufgeführt und Broadway trug Dirndl. Amerikanische Designerinnen haben Dirndl entworfen. Also es war eine internationale Modewelle. Und da musste natürlich im Sinne des Gemeinschaftskleides, des Nationalsozialismus, eine Gegenbewegung passieren. Weil jede Mode ist mit einem Schlag, mit einer Saison weg. Und das wollten sie nicht, weil sie haben es als ihr Traditionskleid angesehen. Auch die Arbeitstracht, auch die Sommertracht und so war eben diese massive Gegenbewegung schon im Ständestaat gegen diese modischen Dirndl, die ja wirklich en vogue waren. Hier fangen wirklich diese Regelwerke an, dass man in der Mittelstelle Deutsche Tracht für jede Region eben dann die Trachten entwickelt, die in eine Norm stellt, in eine Gesetzlichkeit stellt und so quasi, wenn du aus Gmunden bist, wenn du aus Ischl bist, hast du das zu tragen und nichts anderes. Dann natürlich mit den Alltags- und Festtagsvarianten und das wirkt bis heute nach. Wir haben ja bis heute über 800 regionale Trachten in Oberösterreich allein. Also dieses Regeldenken ist eigentlich aus den Köpfen gar nicht mehr herauszubekommen. Aber das ist nicht das, was das Dirndl ist. Das Dirndl, haben wir gelernt, ist das, Aber das ist nicht das, was das Dirndl ist. Das Dirndl, haben wir gelernt, ist das befreit von Kleidernormen. Man nimmt die Farben und die Stoffe, die einem passen und das kann nicht in ein Regelwerk passen. Und so plädiere ich eben für die Freiheit des Kleides eben auch beim Dirndl. Also eigentlich hat das Dirndl da die Leichtigkeit verloren. Ja, und es wirkt aber bis heute nach. Aber jetzt im Nachhinein muss man sagen, es war eine sehr lange Modewelle auch wieder, weil das auch wieder jetzt natürlich versucht sich aufzulösen. Also wenn man schon mehrere Schützenformen, Arten tragen darf zu einer Tracht, einer Region, dann ist das schon ein bisschen aufgeweicht. Aber ich würde sagen, auch jetzt wird das Dirndl wieder vereinnahmt und auch in gewissen politischen Kreisen einfach benutzt. Nach wie vor. Und es ist da anscheinend auch wieder was zu lesen, was vielleicht gar nicht stimmt. Genau, es ist auch ganz wichtig, also jedes Kleidungsstück ist eine Aussage einer Persönlichkeit. Und wenn ich natürlich ein Traditionsgut habe, das mit einer Gemeinschaft zu verbinden ist, wie das ja bei Tracht der Fall ist, dann kann man das natürlich für politische Zwecke hervorragend ausnutzen. Besonders, wenn es identitätsstiftend ist für die Gemeinschaft. Und das wird bis heute benutzt. Es fängt an damit, dass unsere Gäste, die wir aus dem Ausland empfangen, in Dirndl und Lederhose begrüßt werden mit einem kleinen Blumenschrösschen. Und es hört auf, wenn zu einer Nationalratswahl die Werbeträger der Partei in einer gewissen Farbe das Dirndl wählen sollten und das dann auch so tragen. Und das ist dann schon sehr politisch. Also es kommt eigentlich zusammen Klischee und Vereinnahmung. Also das Klischee wird ja auch von innen her immer wieder benutzt. Und so wird dann eigentlich über eine ganze Gemeinschaft was drüber gestülpt, wo das aber eigentlich ja doch diverser ist. Ist viel diverser, genau. Und was aber dann noch ganz wichtig ist, was man da dazu mitdenken muss, das ist der Wirtschaftsfaktor. Es hängt ja hinter so einem Regelwerk ein Wirtschaftsmotor, eine Bekleidungsindustrie, eine Textilindustrie, Schneiderinnenkurse, Landwirtschaftsschulen und alles mögliche hängen ja im Hintergrund. gingen ja bis in die Stoffproduktion. Da wurden dann die echten Trachtenstoffe von den modischen Trachtenstoffen unterschieden. Und das ist also ein massives Regelwerk. Und das ist natürlich bis heute auch ein Wirtschaftsfaktor, weil wir wissen ja, dass unsere Bekleidungsindustrie bis zu zwei Drittel eben aus Tracht und Country ihre Umsätze lukriert und 80 Prozent davon ins Ausland verkauft. Das ist wirklich für Österreich ein ganz wichtiger Faktor. Und das ist aber trotzdem das, was unser Charme ausmacht, unseren Charme von Österreich, unsere Identität ausmacht. Weil wenn man ein Dirndl zeigt, wird jeder sofort sagen, ah, Österreich. Also von außen gesehen. Von außen gesehen. Macht das unsere Identität aus. So wie einfach wir ja das Sound of Musical gar nicht kennen, aber das Ausland eben schon. Das passt auch so in diese Richtung. Und es ist Tourismus. Da hängt auch die ganz große Tourismusindustrie daran. Was auch wieder der Charme Österreichs ist, dass man das erwartet und das natürlich dann dem Gast bedient. Also das zeigt man dem Gast dann und das ist dann für den ein rundes Österreich-Klischee-Bild. Passt natürlich auch wieder zu dem, dass das Ganze ein Sehnsuchtsort ja auch ist. Also das heißt, man taucht ein in eine Welt und das geht natürlich mit Begleitung sehr gut. Das heißt, auch jemand, der nicht von hier ist, kann in diese Welt eintauchen, indem er sich so ein Kleidungsstück einfach anlegt und dann aber auch sich in dieser Welt befindet. Dazu gehört. Genau. Passt vielleicht auch zu der Sommerfrische, dass da eben umgekehrt die aristokratischen Kreise herkamen und sich in diese Welt eingefunden haben und auch, dass eine positiv besetzte Sehnsuchts-laubsfeld war. Es passt in die Romantik, in die Anfänge des Tourismus, in die Romantik. Das ist aber auch ganz sicher eine Intention der herrschenden Schicht gewesen, sich gleitlich dem einfachen Volk anzubiedern, anzupassen, weil es kommen ja ganz schon bald demokratische Bewegungen und da muss man dann Angst haben und die Monarchie, also man muss sich volksnah geben, damit es was wird und was bleibt. Wir haben ja dann 1848 schon die Revolution und da kommen dann Ängste auf und da muss man ja irgendwas dagegen tun. Wir sehen hier eine Arbeit, eine künstlerische Arbeit von Katharina Klatschak Arbeit, eine künstlerische Arbeit von Katharina Glatschak und dieses Outfit ist ein Stück einer Kleinkollektion, die sie im Rahmen der Diplomarbeit der Kunstuniversität Linz geschaffen hat und die ganze Kollektion trägt den Titel Scheintracht und sie setzt sich sozusagen mit der regionalen Tracht auseinander, doch bezeichnet sie eigentlich sozusagen eine Verschmelzung vorgenommen. Hier gibt es die Muster der Blumendruck der Ischler Tracht, hier auf dem T-Shirt und auf der Jeanshose. Und der Ausgangspunkt war eben, dass eine Übersetzung, eine Transformation stattfindet und auch eine Befreiung, dass Tracht auch cool sein kann. Hier sieht man auch das Verwaschene der Jeanshose. Hier gibt es einen Druck, der eigentlich ein gestricktes, gestrickte Handschuhe darstellt. Ein Aspekt der Dirndl ist das Selbstmachen, die leichte Reproduzierbarkeit. Das ist ganz wichtig, dass man eben ein Dirndl sehr leicht herstellen kann. dass man eben ein Dirndl sehr leicht herstellen kann. Und was auch wichtig ist, man kann eigentlich ein Dirndl ohne eine Nähmaschine herstellen. Es lässt sich von Hand nähen. Und damit sind wir beim Handwerk. Es sind so viele handwerkliche Aspekte drinnen, wie man ein Dirndl eben schön gestalten kann. Ob man es jetzt in einem Festdirndl, wie hier zu sehen, mit einer schönen Rüge verziert oder bestickt oder ob man es eben dann mit gestiftelten Falten macht, die dann den Rock eben schön fallen lassen oder eben mit Borten verziert. Also das ist einfach ein wichtiger Aspekt eigentlich beim Dirndl, dass hier noch so handwerkliche Fähigkeiten erfordert werden, dass das zu einem persönlichen Ding werden kann. Ich habe eben auch, bin auf das Handwerk gestoßen, einfach auf Techniken in meiner Recherche in Bezug auf das Dirndl, Techniken, die es eigentlich gar nicht mehr so gibt wie das Smocken. Da geht es eben um Schmuckfalten, du hast die Falten schon erwähnt, aber das eben mit einem gezogenen Faden gefaltet wird und dann oben mit Stickstichen eigentlich noch Muster aufgebracht werden und das Smocken ist eine ganz wichtige Verzierung bei den Blusen. Und du hast gerade Rüschen und Kordeln erwähnt, auch das Posamentierhandwerk kommt in der Tracht oft vor und ich habe herausgefunden, in Wien gibt es nur mehr eine Posamentiererei oder Posamentierie und ja da geht es einfach darum, das ist so das typische Flechten auch, dass man auf den Trachtenknöpfen sieht, auch bei Abschlüssen oder Einfassungen. Und ich kann mich erinnern, dass ich im Zuge einer Dokumentation von Chanel einmal erfahren habe, dass auch Chanel noch eine Possamentierer oder eine Dame aufsucht am Land von Frankreich, die das noch perfekt beherrscht. Und ein Handwerk lebt sozusagen noch weiter beim Dirndl und wird sonst eigentlich nicht so sehr gebraucht, auch weil es einfach sehr arbeitsaufwendig ist. Und im Zuge dessen vielleicht besprechen wir gleich den Blaudruck. Man sieht hier bei dir auch beim Kleid den Blaudruckmuster und es war vorher einfach schwierig. Das ist eine Reserve-Technik und dieses Aufbringen von vormals was Wachs, das ist dann geschmolzen in der Färberweite Küpe und mit Indigo wurde das dann einfacher, das konnte man auch kalt werben. Und meine Position, dieser Blick, den ich da immer wieder auch auf das Dirndl geworfen habe und inwieweit Muster in der alten Technik einfach neu ausschauen können. Das heißt, dass man gewisses einfach andere Ornamentik, vielleicht auch, dass man von dem Streumuster, von der Gleichmäßigkeit weggeht, dass man, ich erinnere mich jetzt an ein Kleid, wo wirklich der Schnitt sich verändert, nur dadurch, dass so Muster aufgebracht werden. Das heißt, es kann sein, dass das Muster von klein auf groß wird oder von klein auf groß. Das heißt, das wird sozusagen, obwohl jetzt der Schnitt traditionell symmetrisch ist, immer beim Dirndl eine Asymmetrie erzeugt wird, aber visuell. Also dass man auch so Erneuerung schafft. Und das fände ich eben auch dann recht spannend. Ja, wir müssen uns ja vorstellen, das ist ja eine Technik, die aus Indien ist, die also schon viele, viele, viele Jahrhunderte existiert, die wir uns durch Betriebsspionage so schön geholt haben. Und wenn wir uns diese frühen Dirndl anschauen, da gibt es einige Fotografien dazu aus den 30er Jahren, 1910 schon, dann haben die sehr viel mehr mit Stoffmustern gearbeitet. Also da gibt es dann großflächige Blumenmuster oder auch einfach nur grafische Muster auf den Dirndl drauf. Und da muss ich sagen, da haben uns diese Begrenzungen oder diese normierten Trachten dann schon diese Einschränkung gebracht und eigentlich unseren Blick begrenzt und auch die Entwicklung eingeschränkt, weil sie uns ja gesagt haben, das müssen wir nehmen an Mustern, um ein Dirndl tragen zu dürfen oder eine Tracht tragen zu dürfen. Und das ist aber eigentlich schade, weil das war so spannend schon in diesen 20er Jahren oder auch die Stoffe der Wiener Werkstätte, die ja auch für Dirndl verwendet wurden, dass das schade ist, dass wir diese Entwicklung eigentlich fast verloren haben oder uns mühsam wieder erarbeiten müssen. Wenn man sich heute anschaut, wie viele Kleidungsstücke im Umlauf sind im Laufe eines Lebens und man sich aber vergegenwärtigt, dass in früheren Zeiten jede Frau nur sieben Kleidungsstücke ihr ganzes Leben lang gebraucht hat, sobald sie ausgewachsen war, so ist das, muss ich sagen, schon beachtenswert. Ich weiß gar nicht, ob ich das zählen kann, was ich jetzt heute an Kleidungsstücken im Kasten habe. Und nur sieben Kleider zu haben, inklusive meiner Sterbe- oder Bestattungskleidung, das ist schon ordentlich. Das ist aber auch ein Aspekt, der der Industrie natürlich nicht gefällt, aber der auch zum Dirndl und zu Tracht gehört, dass nämlich das Kleidungsstück, auch meines hier ist schon einige Jahre alt, lange getragen werden kann, weil es sich eben nur reduziert oder retardierend der Mode anpasst. Und es ist etwas, was eigentlich ein nachhaltiges Kleidungsstück ist. Es ist lange zu tragen, es ist aus Stoffen aus der Region gearbeitet, es ist mit Handwerk gearbeitet, hat dadurch einen Bezug zur Persönlichkeit, der es trägt und das macht es eigentlich dann auch wieder besonders. Du meinst, es kommt dann nie aus der Mode oder nicht so schnell? Ich habe vielen Leuten die Frage gestellt, wie meinen Sie, wird das Dirndl ausscheiden 2050? Und eigentlich war nur der Wunsch nach ein wenig mehr Bequemlichkeit beim Kleid, aber es bleibt beim Kleid. Ich nehme an, das Dirndl wird nach wie vor bestehen bis 2050. Es wird vielleicht ein bequemerer Stoff sein, ein leicht bequemerer Schnitt und nicht so, wie manche sagen, enger wie die Haut. bequemeren Schnitt und nicht so, wie manche sagen, enger wie die Haut. Genau. Die Frage ist einfach, wie kann man das Kleidungsstück bis dahin so befreien, dass es also nicht vereinnahmt wird. Ich denke, das ist sozusagen auch eine Überlegung, wie kann das gehen und das war auch so ein bisschen eine Überlegung auch für uns jetzt, für das Gespräch. Aber eben die Befreiung der Form, also dann wäre es kein Dirndl mehr. Das ist eben die Frage, die haben wir uns heute schon gestellt. Wie lang ist es noch ein Dirndl? Inwieweit kann eine Form neu gedacht werden? Also ich denke, das kann eben durch Musterungen sein, die die Form im visuellen Ausdruck oder Blick ändert. Vielleicht auch andere Techniken, wie was verbunden ist. Genau, vielleicht, dass man Elemente oder Stoffe aus anderen Regionen nutzt, aus anderen Regionen der Welt nutzt, um doch das dann mit dem österreichischen Traditionskleid zu verbinden. Aber ich denke, das Dirndl wird immer ein Kleid bleiben mit einem weiten Rock und einem anliegenden Oberteil. Du hast jetzt ein Stichwort geliefert, nämlich auch eine Überlegung, die ich mir gemacht habe, nämlich diesen Begriff des Cultural Appropriation. nämlich diesen Begriff des Cultural Appropriation, das ist eigentlich kein Wort, das jetzt sozusagen lustig ist, aber einfach auch eine Untersuchung in der Mode und in der Modewissenschaft, inwieweit Muster oder kulturelle Teile einer Kultur übernommen werden oder übernommen werden dürfen, nämlich von jemandem, der von außen sozusagen drauf schaut. Also inwieweit wird sozusagen das Dirndl auch benutzt oder werden Muster genommen? Und ich denke, bei uns ist, also kritisch wird diese Appropriation, also das heißt eigentlich kulturelle Aneignung, kritisch wird sie dann gesehen, wenn sozusagen verschiedene Machtverhältnisse aufeinandertreffen. Das heißt zum Beispiel eine Kultur, die einfach sehr lange gewisse Muster in den Kleidungen hat, die auch handgefertigt werden und wo dann von einem Modelabel diese Muster einfach genommen werden, einfach ein Kulturgut eigentlich genommen wird, vielleicht sogar von verschiedenen Regionen und das zusammengewürfelt wird und dann eigentlich das vermarktet wird oder könnte dann der Begriff Ausbeutung auch passen. Und da gibt es eben auch trotzdem Überlegungen und auch gewisse, dass man sich hier feinfühlig und respektvoll mit Kulturgut umgeht. Für Österreich, denke ich, ist das jetzt nicht ganz so relevant, da das Mächteverhältnis Österreich zu den reichen Ländern gehört. Und wenn da eine Interpretation stattfindet, habe ich das Gefühl, dass Österreich dann eigentlich jetzt ganz froh darüber ist, dass das Dirndl sozusagen in die Welt kommt oder von woanders wieder interpretiert wird. Ich meine, es sollte die Freiheit für Designer und für Künstler bestehen, dass sie sich aus verschiedenen Kulturen mit einer Reflexion neue Sachen entwickeln, aber mit einer Reflexion. Und wenn wir uns erinnern an dieses erste Ischler Dirndl aus den 1830er Jahren, so war hier schon eine kulturelle Aneignung, weil es die Stoffmuster an Indien und an Afrika erinnern. Allein von den Mustern. Und das ist aber etwas, wo ich also wirklich sage, diese Freiheit sollte passieren, weil ich mir denke, das gehört zum Dirndl. Wieso darf ich nicht den Stoff wählen, der mir gefällt, die Farben zusammenstellen, wie sie mir gefallen und wie sie mir zum Gesicht passen und daraus mein Dirndl heraus. Die Frage ist einfach, Muster, die kopiert werden, das ist wieder etwas anderes, als wenn man die Stoffe nimmt. Und wenn Muster kopiert werden, wo man den Hintergrund nicht kennt, also gewisse Muster heißen ja was oder eine Borte, die Tiere darstellt, wird wahrscheinlich eine Aussage haben und wenn ich dann einfach die nehme und das vermarkte, ich glaube, es geht immer um eine Geldfrage. Also wenn ich jetzt da eben mir selbst so ein Stück nähe oder das kopiere, wird das keine Tragik sein. Aber es geht mir einfach nur darum, um hier auch sensibel zu sein. Ja, ich meine, wenn ein Muster in einer Kultur eine ganz bedeutende Aussage trifft und die Aussage aber dann auf einen ganz anderen Bedeutungsträger übertragen wird, dann ist das natürlich bedenklich. Aber wir müssen uns ja vorstellen, dass die Modelstecher und auch die Färber und Drucker auf Wanderschaft waren, oft in ganz Europa, und sich ihre Muster mitgenommen haben. Und ohne nachzufragen, ob das Muster eine gewisse Bedeutung hat. Da ist also Muster im Transfer passiert. Genau, und Einfluss. Aber du hast jetzt erst etwas Wichtiges gesagt, nämlich, dass man das zu etwas Eigenem macht. Das heißt, wenn es dann so weit geht, dass es eine Interpretation gibt, dass etwas Neues daraus wird, dann denke ich auch auf jeden Fall, nur so gibt es Entwicklung. Und wir entwickeln uns gemeinsam mit dem, was wir in der Geschichte und was wir kennen. Es ist einfach unser Umfeld, das uns prägt und das wir weiterentwickeln gemeinsam.