Meine sehr geehrten Damen und Herren, ich möchte Sie sehr herzlich hier im Stifterhaus begrüßen. Die Grazer Autorinnen-Autoren-Versammlung Regionalgruppe Oberösterreich gedenkt heute ihrer langjährigen Sprecherin Eugenie Kein. Die Veranstaltung musste schon zweimal verschoben werden, eigentlich hätte sie auch schon im vergangenen April im Rahmen der vom Stifterhaus anlässlich des 10. Todestages der Autorin initiierten Ausstellung beim Schreiben werde ich mir fred, Eugenie Kein 1960 bis 2010 stattfinden sollen. Leider musste sie verschoben werden und nun sind wir sehr froh, dass sie heute möglich ist. Wir vom Stifterhaus fühlen uns ja ebenfalls, wie es auch in der Ausstellung deutlich geworden ist, mit Eugenie Kein in vielfacher Weise verbunden. Ich begrüße sehr herzlich die für die Konzeption und Organisation der Veranstaltung verantwortlichen Elisabeth Strasser und Rudolf Habringer. Die beiden werden den heutigen Abend auch moderieren, sowie Texte von Eugenie Kein lesen und O-Ton-Beiträge einspielen. Herzlich willkommen. Der Einladung zum heutigen Abend vorangestellt ist ein Zitat von Eugenie Kein, der Donau möchte ich nahe bleiben, sie gibt mir die Sicherheit, dass es weitergeht. Im Mittelpunkt der Beiträge ihrer Autorenkollegen Erich Klinger, Walter Kohl und Richard Wall werden Erinnerungen an Eugenie Kein stehen. Erich Klinger wird auch einen Teil seines Rampebeitrags über Eugenie Keins journalistische Arbeiten vortragen. Ich begrüße Erich Klinger, Walter Kohl und Richard Wall ebenfalls sehr herzlich. Ganz besonders freuen wir uns, dass nicht nur die Mutter Magi Kain, die ich ebenfalls sehr herzlich begrüßen möchte, heute anwesend ist, sondern Katharina Kain und Alenka Mali, Sisters of another Mala, Lieder aus ihrem Programm »Doch den den Mond in der Sicht vortragen werden. Ganz herzlich willkommen. Viele Aspekte sind in der eingangs erwähnten Ausstellung Beim Schreiben werde ich mir fremd und auch in der zur Ausstellung erschienenen Rampe zu Eugenie Kain angesprochen worden. Schön, dass heute diese Auseinandersetzung mit Annäherungen und Erinnerungen von nahen Weggefährtinnen und Gefährten weitergeht. Ich freue mich schon sehr auf diesen Abend und bitte nun Sisters of another Mother zu beginnen. Mermaids, shimmer in the waves Want wanted to share a word cause they only wait left me alone with the blood in my mouth to paw and to pray to terror to pray for a thunder cloud to dress up your wounds, wash off the salt Freshen the blooms at your sea-rusted altar Caldera's edge will hold hands and wait Mud flows and greyhounds exploding from gates With hard ash and hard rocks, they'll crash and they'll march Till the trees are flat and we are collapsed from the chains. Then I'll dress up your wounds, wash off the salt. Freshen the blooms at your mud-crusted altar. I'll dress up your wounds, wash up the salt, freshen the blooms at your mud-crusted altar. Eigentlich geschrieben habe ich schon immer, also so regelmäßig geschrieben oder Geschichten probiert, habe ich eigentlich seit meinem 16. Lebensjahr. Allerdings mit unterschiedlicher Intensität, einmal mehr, dann mit einer Zeit lang vor nichts. Ich habe dann mit 22, glaube ich, war ich da, den Max von der Grünpreis gekriegt, für eine Geschichte über Putzfrauen. Und habe aber dann, das ist eben dann schon mit Arbeiten zusammengefallen, relativ lang nichts publiziert. Also sozusagen einen zweiten Anlauf genommen, habe ich dann wieder in Linz gewohnt, also mit 30, da war das Kind noch ganz klein. Und auf einmal waren die Geschichten wieder da und Zeit habe ich gehabt. Und dann habe ich wieder intensiver zum Schreiben angefangen und habe aber schon mit dem Ziel, das nicht nur für die Schreibtischleute zu machen, sondern es schon auch mit Lesungen und mit Publikationen auch anderen teilwerden lassen zu lassen. Ich freue mich, dass so viele gekommen sind, obwohl es so wahnsinnig kompliziert ist. Ich freue mich, dass wir diesen Abend endlich machen können. freue mich, dass wir diesen Abend endlich machen können. Ich freue mich über alle Beteiligten, die mitmachen, über die Sisters of Another Mother vor allem. Margit, dass du da bist und über Kollegen und Kolleginnen und über das Publikum. Vielen Dank, Regina, dass du begrüßt hast. Deswegen nenne ich nicht mehr alle. Ich bedanke mich auch bei Elisabeth Strasser, die mir bei der Konzeption geholfen hat. In diesem Raum ist die Eugenie oft gestanden und hat eine Veranstaltung eingeführt oder moderiert oder selber gelesen. moderiert oder selber gelesen. Ich erinnere mich auch noch an eine ihrer letzten, nicht an die ganz letzte, sondern das war die Linz-Anthologie, da war glaube ich die Lesebühne da in der Mitte, kann ich mich noch erinnern an diese Geschichte. Also da hat die Eugenie viel gemacht, Herrinnen. Die Regina Binder hat in ihrem Beitrag in der Rampe, die sehr instruktiv auch erzählt sie nach. Übrigens, die Margit hat was geschrieben, die Katharina hat einen Beitrag geschrieben, der Erich hat einen Beitrag geschrieben und wird ja daraus auslesen. Sehr instruktiv, sehr lesenswert. Jetzt mache ich gleich Werbung fürs Stifterhaus, oder? Kauft euch die Nummer. So, wir wollten ein buntes Programm machen, aus Texten, Originaltönen, also Eugenies Stimme, ein bisschen was über ihre Texte, Musik, Kollegen zu Wort kommen lassen und bei manchen Texten ein bisschen den Fokus zu legen, was der Eugénie so wichtig war, nämlich die Ränder dieser Stadt irgendwie zu erkunden. Und ein bisschen, der Erich wird das vor allem machen, und ich lese zwei Texte, die nicht aus Büchern sind, sondern aus einer Zeitschrift aus dem Hillinger. Und so soll sich dieser Abend runden und ich wünsche Ihnen ein gutes Zuhören und uns ein gutes Gewinnen. Danke. Ich habe Eugenie Kein nie kennengelernt, aber ihr Name war mir in der vorheren Zeit, in meiner Jugend schon, ein Begriff aus Radiosendungen. Und da habe ich immer wieder Texte gehört, an die ich mich zwar bewusst nicht mehr erinnern kann, denn wirklich viel gelesen habe ich in der Zeit der Vorbereitung dieses Abends. Ich war fasziniert von ihrem genauen und kritischen Blick auf gesellschaftliche Verhältnisse und auch davon, dass bei allem Realismus im Inhalt der Texte, die Texte schillernd und flirrend wie Spiegelungen im Wasser sind. Das Wasser hatte bei ihr ja immer wieder eine besondere Bedeutung. Und manchmal führen sie sogar ins Surreale. Die Entscheidung, welche Texte ich vorlese, fiel mir nicht leicht. Ich habe mich jetzt für einen Auszug aus der Erzählung Flüsterlieder entschieden, einer Geschichte mit eigentlich traurigem Inhalt. Ein Mann stirbt im Krankenhaus und seine Frau verbringt die Nacht darauf, damit ein passendes Foto für das Totenbild zu suchen. Und dabei kommen ihr jede Menge Erinnerungen, auch an das Zusammenleben und an gemeinsame Reisen. Aber auch ihre Kindheit, an ihre Kindheit, wie im folgenden Auszug, wo dieses genaue Beobachten herauskommt, das sich hier im Wiedergeben von Dialogen treffend zeigt. Kleine Heidinnen besuchen keinen Religionsunterricht. Stattdessen mussten sie die Lehrerin ins Konferenzzimmer begleiten und in andere Klassen, um sich dort in der letzten Bank still zu beschäftigen, während die Lehrerin ins Konferenzzimmer begleiten und in andere Klassen, um sich dort in der letzten Bank still zu beschäftigen, während die Lehrerin supplierte. In der Heimatkunde der vierten Klasse Bubenschule erzählte die Lehrerin, dass Österreich ein Kaiserreich gewesen war und es Nachfahren dieser Kaiserfamilie gebe, die keine Ansprüche mehr stellen dürften und auch nicht mehr von genannt werden. Aber der Sohn des letzten Kaisers sei jetzt in Österreich vom Bundeskanzler empfangen worden. Ein wichtiger historischer Moment. Da hatte sie Bilder gesehen in der Zeitung. Da wusste sie etwas. Sie zeigte auf. Die Lehrerin redete weiter. Sie schnippte mit den Fingern. Die Lehrerin warf ihr einen ungehaltenen Blick zu. Sie stand in der Bank. Was ist denn? Ich weiß etwas. Viele Leute wollen nicht, dass der Herr Habsburg empfangen wird. Sie haben Plakate gemacht mit Sprüchen. Sie haben beim Stephansdom protestiert. Da waren Fotos in der Zeitung mit einem Plakat, sperrt den Otto diesen Schuft in die Kapuzinergruft. Wer bringt dir denn so etwas bei, das sagt man nicht. Das ist in der Zeitung gestanden. Nicht in allen Zeitungen steht das. In unseren Zeitungen steht das nicht. Setz dich jetzt und schweig. Die schmalen Lippen der Lehrerin kräuselten sich zu einer steilen Welle, die nach links zum Ohr hin in einem schmalen Strich auslief. Schluss jetzt, sagte die Welle, kein Wort mehr, sagte der Strich. Im Laufe der Zeit hatten die Kinder gelernt, aus dem Lippenspiel der Lehrerin Unheil abzulesen. Am gefährlichsten war das Boxergesicht mit zusammengepressten, vorgestülpten Lippen. Dann wurde ein Kind vor den Direktor gestellt. Der Direktor, ein großer, hagerer Mann, unterrichtete die Bubenschule und manchmal donnerte seine Stimme durch die nach Knabenbissau erriechenden Gänge bis in die gemischte Klasse. Sie war erschrocken, dass ihr Mitteilungsheft ein Boxergesicht verursachte. Was damals zu unterschreiben war, sie wusste es nicht mehr. Wahrscheinlich hatte sie etwas vergessen. Das nahm die Lehrerin persönlich. Sie empfand es als Missachtung ihrer Autorität. Darüber mussten auch die Eltern informiert werden. Sie hatte dem Vater das Heft hingehalten und er hatte im Liegen unterschrieben. Im Liegen, weil er am Vortag spät heimgekommen war und noch im Bett lag, als sie zur Schule aufbrach. Das ist nicht die Unterschrift eines Vaters. Doch, er hat heute früh unterschrieben. Schmale Lippen formten sich zu einer steilen Welle und zu einem ohrhinauslaufenden Strich. Na, warte. Mit dem Mitteilungsheft verließ die Lehrerin triumphierend die Klasse. Sie wurde zum Direktor geschickt, der in seiner vierten Klasse mit dem aufgeschlagenen Mitteilungsheft auf sie wartete. Sie musste sich vor die Buben stellen. Zahlt es sich aus, Unterschriften zu fälschen? Nein, brüllte die Klasse. Gibst du zu, dass die Unterschrift von dir ist? Das ist nicht die Unterschrift deines Vaters. Der Direktor schrie. Die Nachmittagssonne dehnte ihre Schatten über den Bretterboden. Die Buben, erfreut über die Abwechslung, blickten sie erwartungsvoll an. Es war schrecklich, vor den feixenden Buben zu stehen. Sie wusste nicht, was sie mit den Händen tun sollte. Sie wusste nicht, wohin sie schauen sollte. Sie wusste nicht, was noch kommen würde. Die Unterschrift ist von dir, das sieht jeder, brüllte der Direktor. Für wie blöd hältst du uns? Steh gerade, wenn ich dir spreche. Der Direktor schrie und im Nachmittagslicht wirbelten Staubkörnchen. Sie schwebten auf sie zu, unaufhörlich. Sie durfte sich nicht rühren. Sie musste nur warten, bis sie ganz eingehüllt war in einer Staubwolke. Sie würde unsichtbar werden und dann diesem Klassenzimmer entrinnen können. Rufen wir deinen Vater an, rufen wir deinen Vater an und fragen ihn, warum er plötzlich seine Unterschrift geändert hat. Auf die Staubwolke war kein Verlass. Sollte sie diesem bröllenden Mann mit dem rot angelaufenen Gesicht sagen, dass bei ihnen daheim Mitteilungshefte auch im Liegen unterschrieben wurden und verkatert? Das ging ihnen nichts an, das war Familiengeheimnis. Also gut, sagte der Direktor, wir haben Zeit. Wir haben viel Zeit. Wir bleiben alle da, bis du uns die Wahrheit sagst, bis du uns sagst, dass du die Unterschrift gefälscht hast. Das lange Stehen war ungewohnt. Ihr Schatten hatte begonnen, die Wand hinaufzuwachsen. Sie sah sich durch Grasland gehen, das in sanften Wellen bis zum Horizont strömte. Es gab keine Bäume und kein Gebüsch. Sie konnte sich nicht verstecken, sie durfte nicht um Hilfe schreien. Die Feinde würden auf sie aufmerksam werden. Sie musste den blauen Berg erreichen. Die Hufschläge standen nicht von Venetus Pferd. Die Buben waren unruhig geworden. Die blauen Berge waren eine Schattenlinie an der Wand. Hier ging nichts weiter. Also gut, hörte sie sich zum Direktor sagen. Die Unterschrift ist von mir. Du wirst schon sehen, was ist, wenn die Wahrheit herauskommt, dachte sie. Die Wahrheit kam heraus, aber anders, als sie sich vorgestellt hatte. Denn auch der Vater schrie mit ihr. Er hatte unterschrieben, eigenhändig hatte er unterschrieben. In der Früh war sie mit dem Mitteilungsheft gekommen. Wie konnte sie behaupten, sie habe die Unterschrift gefälscht? Wie konnte sie? Warum? Das verstand er nicht. Sie schwieg. Das gibt es nicht. Warum sagst du das? Wir haben nie etwas zugegeben, schrie der Vater. Wenn wir etwas angestellt haben, haben wir es nicht zugegeben. Und du gestehst etwas, das du gar nicht getan hast. Sie schwieg. Auch die Schulfreundinnen verstanden nicht. Aber wenn die Unterschrift nicht von dir ist, warum sagst du es dann? Sie dachte an ihren Schatten, der an die Wand hinaufgewachsen war. Zum ersten Mal hatte sie ihren Schatten bewusst wahrgenommen. Zugegeben wurde nur, was nachgewiesen werden konnte. Wenn sie sagen, dass es ihre Unterschrift ist, dann muss ich es ihnen glauben, hatte die Lehrerin zum Vater gesagt und es war ja anzusehen, sie glaubte ihm nicht. Ein Geständnis ist ein Geständnis, sie hatte gestanden, mochten die Eltern die Betrügerin decken, in der Schule jedenfalls würde Unrecht Unrecht bleiben. Die kleine Heidin war überführt worden. Vielen Dank. Ich hole dir noch ein frisches Backpilz. Passt schon. Ja, guten Abend. für eine Veranstaltung in Wien, die Vorbilder geheißen hat und im Ammerlinghaus stattgefunden hat, einen Text geschrieben, wo ich einige Vorbilder aus, ja, da muss ich näher zu, ich geh. Gut, dann hole ich das Ganze noch einmal. Ich habe für eine Veranstaltung in Wien, die am 3. Oktober 2014 stattgefunden hat, einen Text geschrieben, der sich mit Vorbildern auseinandergesetzt hat. Und in diesem Text habe ich unter anderem auch auf Eugenie Kein Bezug genommen. Und diese Passage aus dem Text lese ich jetzt vor. Aus dem Text lese ich jetzt vor. In der Person Eugenie Keyens verschmelzen für mich das persönliche und literarische Vorbild. In ihrer Art, über Menschen zu schreiben, war und ist Eugenie für mich etwas, auch über ihre Person hinausreichendes und auf andere Beispiele übertragbares zutage, das ich zuvor, das ist jetzt natürlich etwas ungeschickt, weil diese Passage nicht dabei ist, mit Nähe und Distanz im Zusammenhang mit Vorbildern gemeint habe. Es geht für mich bei aller Wertschätzung für das jeweilige Vorbild nicht darum, dem Vorbild im Sinne einer Nachahmung zu entsprechen, egal ob das ohnehin unrealistisch oder doch möglich wäre. Beim Vorbild Eugenie Kain war mir wichtig, ihre Fähigkeiten, Menschen zu beschreiben, wahrzunehmen, um die eigenen Sinne zu schärfen und diese Schärfung auch in die eigene Arbeit einfließen zu lassen. Begleitend dazu ein Lernprozess, den Eugenie bei mir in Gang gebracht hat. Dass es nicht zwingend ist, dass AutorInnen über sich selbst, über selbst erlebtes Schreiben, selbst wenn es bei oberflächlicher Betrachtung den Anschein hat. Oder man soll nicht von sich auf andere schließen. Was Michi Eugenie durch ihr literarisches Schaffen noch gelehrt hat, war die Fähigkeit, von persönlich Erlebtem ausgehend im Schreiben dermaßen auf Distanz zu sich zu gehen, dass ohne plumpe Verschleierungsabsicht des persönlichen Bezugs eine Außensicht entsteht, die Lesende vielleicht nicht einmal auf die Idee bringt, das Erzählte könnte auch der schreibenden Person widerfahren sein. Sie hat dies in ihrer Erzählung Flüsterlieder auf meisterliche Art zu Wege gebracht. Ich meine, die Außensicht hat ihr erst ermöglicht, den Tod von Gust im Schreiben dermaßen berührend zu verarbeiten. Die Zeit von ihrer eigenen Krebsdiagnose an bis zu ihrem Tod war, so gut es eben möglich war, eine erfüllte, von noch einmal Leben erfüllte Zeit. von noch einmal lebenerfüllter Zeit. In dieser Zeit entstand der erzählbaren Schneckenkönig, der Eugenie nochmals als großartige Erzählerin auswies. In meinem Nachruf die Donau entlang für die im März 2010 erschienene Ausgabe der Kupf-Zeitung habe ich unter anderem Folgendes geschrieben. Eugenie Kain war eine Persönlichkeit, zudem eine vielseitige Person und vor allem auch ein Mensch, der in seiner Entwicklung nicht stehen blieb, der Leben auch als Prozess seiner fortlaufenden Veränderung auch bei sich selbst verstand. Sie wollte nicht über den Dingen stehen im Sinne eines Verzichts auf Auseinandersetzung mit dem alltäglichen Leben abseits und außerhalb kultureller und politischer Reservate. Sie hatte Übung darin, der eigenen Verzweiflung ob mancher unter Anführungszeichen alltäglicher Wahrnehmungen Platz zu geben und erneut auch mit Empörung und Wut auf Zu- und Umstände zu reagieren, die ihr gegen den Strich gingen. Und ich frage mich oft, wie es ihr jetzt gegangen ist. Danke jetzt einmal, es kommt die Sistas of another mother wieder. Der Song, den wir jetzt spielen, ist wie mehrere heute von Laura Viers, einer amerikanischen hat dann auch bei der Eugenie beim Schreiben eine Rolle gespielt. Und was für sie auch sehr sympathisch war natürlich, war, dass in ihren Liedtexten sehr viel Landschaft vorkommt, sehr viel Wasser und geologische Phänomene, mit denen die Eugenie sich selber beschäftigt hat. Wie zum Beispiel hier sind es die unterirdischen Höhlen mit ihren Fledermäusen und mit dem Menschenfisch. Und die Eugenie hat aus diesem Lied eine Strophe als Zitat den Flüsterliedern vorangestellt. Es heißt Belanking und es heißt auf Deutsch Höhlenforschung. The tiny midnight caravan Made its way across the black hills As I watched from a distance The slow going glow There wandering you know Made me pine For the lamplight Where you lie Where you lie If I took you darling To the caverns of my heart, would you light the lamp, dear? Would you light the lamp, dear? And see fish without eyes, bats with their heads Hanging down towards the ground Would you still come around? Come around I believe in you In your honesty and your eyes Even when I'm sloshing In the muck of my demise A large part of me Is always and forever tied to the lamplight of your eyes of your eyes Thank you. Applaus Es hat jetzt für mich so ausgeschaut, als wenn es gleich weiterspielt. Das war halt auch passt. Ich habe heute nachgeschaut, wann ich zu Lebzeiten noch von Eugenie das letzte Mal in der damals von mir gestalteten Radiosendung Summ aus 96 etwas gemacht habe im Zusammenhang mit der Eugenie. Und da bin ich dann draufgekommen, das war im November 2009, also kurz vor ihrem Tod. Da habe ich aus dem Schneckenkönig im Roten Klang gelesen, weil ich das eine sehr schöne Erzählung finde. Und es hat auch doch einiges an Radiosendungen gegeben, die die Katharina und ich dann nach ihrem Tod einmal am Samstagabend gemeinsam im Studio von Radio Froh, im kleinen Studio von Radio Froh, neu eingespielt haben. Nachher haben wir dann auch noch getanzt um drei in der Früh. Also es war eine sehr schöne Geschichte bei aller Traurigkeit. Und ich habe mir gedacht, vielleicht sollte ich doch schauen, dass ich es schaffe, nur einmal nach Island zu kommen. Das war irgendwie so eine Idee, eine Reise nach Island, also die mich mit der Eugenie verbunden hat. Aus dem Rampetext über die journalistischen Arbeiten von Eugenie Kain, die Rampe ist letztes Jahr erschienen und mein Text heißt Singen ist verboten. Und ich lese einige Auszüge daraus. Bevor die lange währende und abwechslungsreiche Laufbahn von Eugenie Kain als Journalistin begann, war sie erstmals als Autorin in Erscheinung getreten. als Autorin in Erscheinung getreten. 1982 beim Max von der Grünpreis mit der Erzählung Endstation Nasszone, in der Eugenie Arbeitsbedingungen und Lebensumstände von Putzfrauen in einer großen Versicherung beschrieb. Und 1983 mit ihrer ersten Publikation, dem Gedicht Ostern in Florenz, erschienen in der Herbstpresse. Anfang 1984 begann Eugenie dann ihre Tätigkeit bei der von der KPÖ herausgegebenen Tageszeitung Volksstimme in Wien, wo sie bereits seit einigen Jahren lebte. dem Beginn ihrer Arbeit ging auch der Abbruch ihres 1978 begonnenen Studiums der Germanistik und der Theaterwissenschaften einher. Über die detaillierten Arbeitsverhältnisse von Eugenie bei der Volksstimme teilte mir Michael Graber, Chefredakteur, in dieser Zeit wie folgt mit. Das fasse ich jetzt zusammen. Sie war von April 1984 bis September 1985 freie Mitarbeiterin. Dann hat sie als Pauschalistin gearbeitet und ab 1. April 1987 bis zum Ende der Volksstimme war sie als Redakteurin bei der Volksstimme angestellt und später dann auch beim Salto, der aber dann auch kein langes Leben gehabt hat. Und sie hat in der Lokalredaktion begonnen, wechselte dann in die Innenpolitik und später in die Wochenendbeilage und wie Michael Graber schreibt, wie alle Redakteurinnen, schrieb Eugenie aber ressortübergreifend. Anfangs war sie häufig als Berichterstatterin über zumeist kleinere Veranstaltungen unterwegs, zu Aufführungen von Theaterstücken, Pantomimen, Lesungen, auch der Literaturbetrieb bzw. Ereignisse in Autorinnenvereinigungen wurden von ihr in Artikel und Beiträge gefasst. Ebenso das Vorhandensein einer Spezies namens Komponistinnen oder die auf die Lesebühne der Burg mit wenigen Zusehenden verbannte Aufführung von zwei Einaktern Felix Mitterers. Eugenies Berichterstattung war nie beiläufig, ihre Verrisse waren nachvollziehbar, auch ihre bisweilen heftigere Zustimmung. Mit Vortau ihrer Arbeit nahmen allerdings umfangreichere Reportagen und Berichte zu sozialen Belangen und Missständen bzw. Artikel über lokalpolitische Brennpunkte, den Platz der Kulturberichterstattung ein. Sie richtete ihr Augenmerk auf soziale Bedingungen, gesellschaftliche Verhältnisse und das Leben vor allem jener Menschen, die nicht auf die Butterseite gefallen waren. Die alltägliche Situation vieler Frauen, die nach wie vor auf verschiedenen Ebenen benachteiligt waren und sind leider, fand in zahlreichen ihrer Beiträge und auch in der Kolumne Courage Beachtung. Im Wochenendpanorama der Beilage der Volksstimme 5. bzw. 7.1.1990. Ihre journalistischen Arbeiten für die Volksstimme können folgenden Ressorts bzw. Themen zugeordnet werden. Kultur, Lokal, Kommunal und Chronik, Innenpolitik, Wochenendbeilage, Außenpolitik, Internationales, Hintergrund, Reportage, Soziales, Medien. Da anzunehmen ist, dass kein Ressort Frauenpolitik existierte, überlasse ich den geneigten Zuhörenden die Antwort darauf, wo die häufig von Eugenie geschriebene Kolumne Courage mit Sichel und Fahne im O sowie dem V-Zeichen einzuordnen ist. stellten Betriebsrätin Saldo war dann das Nachfolgeprojekt und das hat sich dann auch schon überschnitten mit Mutterschaft und Karenz. 1995, Entschuldige, das war jetzt ein bisschen zu früh, 1995 übersiedelte Eugenie mit ihrer am 29. November 1991 geborenen Tochter Katharina zurück nach Linz in jene Wohnung ins Haus Leonfeldener Straße 24b, in der bereits der Vater ihrer Tochter, der Musiker und Drucker Gust Mali, lebte. Eugenie begann in diesem Jahr als Beraterin bei einer Sozialinrichtung zu arbeiten. Eine Fortsetzung journalistischer Arbeit als Bruderwerb kam nicht mehr zustande. Ich mache jetzt einen Sprung. Elisabeth, du bist da sicherlich überwachend. Ich habe vergessen, auf die Uhr zu schauen. Nein, ich habe es schon eingekürzt. Sorry, das war die Aufregung einfach. Nein, ich habe es eh schon eingekürzt. Sorry, das war die Aufregung einfach. Also auch für die vierteljährlich erscheinende Zeitschrift der Kulturplattform Oberösterreich, der Kupf-Zeitung, schrieb Eugenie regelmäßig Beiträge. Der erste Text hieß Geräuschstau im Ohr und behandelte werbefinanzierte Mainstream-Radiosender im Hörtest der Autorin und der erschien Anfang Mai 1998. Von Oktober 2001 bis Juni 2009 erschien ihre Kolumne Randschriften und in diesen Randschriften widmete sich die Autorin unter anderem den Lächerlichkeiten der kommenden Kulturhauptstadt Linz, zeichnete ein Gespräch mit einem ob seiner Lebensumstände verbitterten Schriftstellerkollegen nach, schrieb über Reformen in mannigfaltiger Form, Einsparungen bei Dienstleistungen in öffentlichen Bereichen, die das alltägliche Leben erschweren und über die großen existenzbedrohenden Reformen. Und sie schrieb auch in einer Rückblende auf einen Wien-Besuch 1976 über die alte Arena. Zur Gegenwart, 30 Jahre danach, heißt es am Schluss dieses Textes unter anderem, die freien Szenen arbeiten prekär vor sich hin. Der Text hieß Bleierne Zeiten und erschien in der Kupf-Zeitung Nummer 117. Der Text hieß Bleierne Zeiten und erschien in der Kupfzeitung Nummer 117. Die Randschriften, da war von der Kupf geplant, sie in Buchform herauszugeben, das ist aber bis jetzt nicht realisiert worden. Und im Onlinearchiv der Kupfzeitung war zumindest im letzten Jahr, wie ich das Ganze recherchiert habe, auch nur ein Teil der Randschriften nachzulesen. habe auch nur einen Teil der Randschriften nachzulesen. 2001 war Eugenie am Konzept der Dokumentarfilme Der Maler schaut nicht hin und die Zeit ist da beteiligt. Diese von Edith Stauber und Michaela Mayer umgesetzten Filme behandelten die künstlerische Ausgestaltung und das Leben von Bewohnerinnen des Altersheims Wels-Neustadt. Also die, jetzt hüpfe ich etwas weiter, sie hat dann auch für die Zeitschrift Literatur und Kritik mit einiger Regelmäßigkeit Beiträge geschrieben, unter anderem eine gläserne Brücke zum Dorf, eine Übersiedlungsaktion über die beiden Hochhäuser am Harter Plateau ab 1975 bis zur bevorstehenden Sprengung. auch in ihrem Roman Atemnot, der 2001 im Resistenzverlag erschienen ist und 2014 im Otto-Müller-Verlag neu aufgelegt wurde, vor. Und ich glaube, ich werde das jetzt beenden, weil das ist so endlos, das Ganze. Aber ich hüpfe jetzt einfach zum Schluss. Ich muss jetzt leider die KPÖ übergehen. Ihre Mitgliedschaft in der Redaktion des Café KPÖ erwähne ich aber jetzt trotzdem von 2004 weg bis Juni 2009, da hat sie insgesamt zwölf Artikeln geschrieben. Und die meisten unter dem Pseudonym Hanna Kesch, beziehungsweise unter dem Titel Hanna Kesch Politikrundschau oder Politrundschau. Und bei diesen Artikeln ging es nicht besonders zimperlich, sondern mitunter auch deftig zu, wenn ihr politische oder soziale Verhältnisse gegen den Strich gingen. Zum Schluss jetzt. Journalistischem Schreiben und literarischer Arbeit, um die Begriffszuordnungen auch einmal zu vertauschen, kann gemeint sein, dass für beides der Blick hinter Fassaden, das Begreifbar- oder Sichtbarmachen von Abläufen und deren Wirkmechanismen von Zusammenspiel und Auseinandertriften von Menschen, das Benennen gesellschaftlicher und sozialer Verhältnisse, Rahmenbedingungen wesentlich ist. Ebenso die oft mühsame und aufwendige Recherche, also die Suche nach Grundpfeilern einer Erzählung, die auch mehrmaliger Überprüfung standhalten. Ich meine, dass diese Zuschreibungen auch auf Eugenie zutreffen. Eine Differenzierung hinsichtlich der literarisch Schreibenden und der journalistisch Schreibenden scheint mir dabei nicht erforderlich zu sein, auch wenn die Zugänge und Ansprüche an die jeweilige Form des Schreibens sehr unterschiedlich sein mögen, beziehungsweise sind die Volksstimme ausschnittlich, lasse ich jetzt weg, aber in Überleitung dann zum Rudi. In einem Artikel für die Zeitschrift Hillinger, und zwar im Artikel Boulevard im besten Sinn, die Zeitschrift Hillinger und zwar im Artikel Boulevard im besten Sinn, schrieb Eugenie über quasi eine Zeitung, ein dem Uhudler nachfolgendes durchaus ehrenwertes Zeitungsprojekt in Wien, dessen Leserinnen durch Aufbringung der erforderlichen Mittel bestimmten, wann die nächste Ausgabe erscheint. Im Vorspann zur Vorstellung der Zeitung schrieb sie da in eigener Sache zum Hillinger, der Hillinger und seine LeserInnen ein weites unerforschtes Feld. in Zeitungsabos investiert und andere Sorgen hat, als mit der Redaktion in irgendeiner Weise Kontakt aufzunehmen. Prozesshandeln ausgenommen. Aber sie existiert, die Leserschaft, und das ist die Hauptsache. Wir belästigen unsere Leserinnen nicht und die lassen uns in Ruhe. So gesehen ist der Hillinger ein sehr großzügig demokratisches Zeitungsprojekt. Danke und Entschuldigung für die Holtparade, die ich drinnen gehabt habe, aber es kann nicht jedes Mal so perfekt sein. Danke, Erich. Und ich lese jetzt einen ganz konkreten Text, den die Eugenie geschrieben hat, da im Hillinger im April 1996. Mein ganz privates Radio. Eins. Fernsehen sind wir noch zum Nachbarn gegangen, aber das Radio war fester Bestandteil im Tagesablauf. In der Früh wurde der neue Sender Ö3 nicht angenommen. Zumindest während der Volksschulzeit gab es zum Frühstück keine Weckerscherze, sondern den Wasserstand der Donau. Regensburg, Schwabelweiß. Zu Eva-Maria Kaisers gut aufgelegt war meistens das Abendessen fertig. Viele Samstagnachmittag verbrachte ich mit der Großmutter und dem Radio. Wir tranken Zitronentee, aßen belegte Brote und lauschten dem Hörspiel. Die Stimmen und Geräusche aus dem Kastl, es war aus dunklem Holz mit Stoffbespannung, elfenbeinfarbenen Tasten und einem grün leuchtenden Auge, ließen im dämmerigen Zimmer Räume und Landschaften erstehen. Abgründe menschlicher Seelen taten sich auf oder auch nicht und wir saßen unmittelbar davor. Es muss in den frühen 70er Jahren gewesen sein, als wir einen Bauern im Müllviertel besuchten, der immer eine Sau für uns mitfütterte. Der Bauer war erzkonservativ und seine Schweine dementsprechend fett, was gut für den Speck war. Dem Elektrischen konnte der Bauer nichts abgewinnen. Strom kam ihn nicht ins Haus. Seine Familie fand das Leben mit der Petroleumlampe annehmlich. Während die Nachbarn unter der Glühbirne schon im Stall schuften mussten, konnten die Stromlosen noch im Bett liegen bleiben. Die Arbeit begann erst, wenn es licht wurde. An diesem Tag gab es eine Errungenschaft vorzuzeigen. Die Tochter, ungefähr 17, präsentierte ein tragbares, batteriebetriebenes Radio. So viele interessante Sendungen, sagte sie, und der Alte nickte stolz. Die Weidewöld haben wir da. Die Tochter stellte das Radio auf den Tisch, drehte am Knopf, eine Tuba bahnte sich hopsend den Weg in die Stube. Der Alte klopfte den Polkertakt auf die Tischplatte. Eine englische Musik haben sie auch, strahlte die Stube. Der Alte klopfte den Bolkertakt auf die Tischplatte. A englische Musi, homsa, strahlte die Tochter. Zehn Jahre später im Salzkammergut bei einem anderen Nebenerwerbsbauern, Brigitte Xander reißt die Sommerfrischler aus dem Schlaf. Gegenüber im Kuhstall hat die Arbeit begonnen. Das Radio hängt an einem Nagel neben der Stalltür und kracht und dudelt. Die Stimme quakt vom Morgenkaffee und vom Morgenstau und die Jungbäuerin schaufelt hasserfüllt den Kuhdreck auf den Misthaufen. Zwei. Mehr als fünf Jahre lang hatte ich nicht einmal ein Küchenradio, aber irgendwie war die monogame Beziehung zur Anlage nicht das Wahre. Es ist ein Unterschied, ob man sich eine Platte auflegt oder ob jemand Musik auf unsichtbaren Wellen ins Zimmer schickt. Als ich aus der radiolosen Zeit heraus war, war die Musikbox längst auf einem anderen Sendeplatz und Michael Schrott nicht mehr dabei. Inzwischen gibt es Radios mit Speicherplätzen. Der Sender ist schnell gewechselt und das persönliche Radioprogramm zusammengestellt. Die meiste Zeit verbringe ich auf Ö1, auf FM4 vor allem, wenn Herr Ostermeyer dort ist, auf Ö2 nur zu Kulturen zur offenen Radiozeit. Als Nachtarbeiterin kommt es mir sehr entgegen, dass auf Ö1 ab Mitternacht die Nachrichten nicht ausgestrahlt werden, wenn 60 Minuten um sind, sondern wenn der Schubert etc. zu Ende ist. So ist es im Radio auch einmal 4.23 Uhr, was der Musik und der Zeit etwas von ihrer wahren Dimension zurückgibt und besser zum Türklappern der Zeitungsausträgerin passt und zum ersten Bus, der bald vorbeidonnern wird. Probleme gibt es in der Früh. Als langsamer Mensch brauche ich zum Wachwerden etwas Strukturiertes, denn Ö3-Wäger halte ich nicht aus. Bleibt nach dem Morgensjournal um 8 nur Ü2 mit Viva, dem Frauenmagazin. Dort gibt es um 8.30 Uhr Werbung und Landesnachrichten als Zeichen zum Aufbruch. Weil das Frauenmagazin hin und wieder informative Beiträge bringt, toleriert man den Kräuterpfarrer Weidinger. Aber die Musik. Mir ist bewusst, dass ich Hassgefühle auslöse, wenn ich in der Früh auf Viva umschalte, wo dann alternierend Peter Cornelius, Stephanie Werger, Reinhard May und Barbara Stromberger singen oder noch schlimmer Panflöten und Trompeten zum Instrumental-Solo ansetzen. Vorsatz, am nächsten Tag endgültig auf Ö1 zu bleiben und die Eieruhr auf halb neun zu stellen. Warum ich dann doch wieder auf Viva umschalte? Weil ich mit Klassik nicht aus dem Bett komme, weil mich Stille in der Früh nervös macht, weil Viva das einzige Frauenmagazin im Radio ist und ich nicht glauben will, dass es noch keiner Radiomacherin aufgefallen ist, dass sich Frauenthemen im weitesten Sinn mit so einer Schrottmusik nie und nimmer zu einer Frauensendung zusammenschustern lassen. Man muss dazu sagen, ich glaube, es sind fast 30 Jahre vergangen, seit auch diese Sendung verschwunden ist. Mein ganz privates Radio wäre da anders, ehrlicher und transparenter. Schnaufer und Versprecher werden nicht mehr herausgeschnitten. Zeit zum Nachdenken gibt es genug. Schüssel und Panflöten kommen nicht mehr zu Wort. Ja, genau. So, kommen nicht mehr zu Wort. Matrosen haben sowieso eine eigene Sendung. Drucker und Malerinnen auch. Thank you. Her skin was darker than ashes And she had something to say About being naked to the elements At the end of yet another day And the rain on her back That continued to fall from the bruise of her lips Swollen, fragile and small And the bills that you paid with were worth nothing at all A lost foreign currency, multicolored, barely reputable Like the grasses that bloom in the warm summer breeze Well, she offered you this to do as you pleased And where is the poetry? Didn't she promise us? Poetry The redwoods, the deserts The tropical ease, the swamps and the prairie docks, the Joshua trees, the long straight highways from dirt road to tower, hitching your wheels to truck, bus or car And the lives that you hold in the palm of your hand You toss them aside, small and then near unbreakable You drank all the water And you pissed yourself dry Then you fell to your knees And proceeded to cry And who could feel sorry for A drunkard like this In a democracy of dances with a parasite's kiss? And where are the stars? Didn't she promise us Stars Walter Kohl Guten Abend. walter kohl guten abend freut mich dass sie dort teilnehmen darf meine erinnerung an eugenie kein manchmal haben wir gestritten oder genauer gesagt es war ein sich gegenseitig ein bisschen Necken und Veräppeln in der äußeren Erscheinungsform eines Streits, weil man mit Eugenie nicht streiten konnte. Also ich konnte es nicht. Auf der sachlichen Ebene hatte sie nämlich meistens recht. Und nur um des Streitswillen zu streiten, das ging mit Eugenie nicht. Mit einer seltsamen, aber effektiven Mischung aus sanfter Höflichkeit und unerschütterlicher Bestimmtheit war sie es, die klar machte, wann es genug war. Bei dem Streiten, das ich meine, ging es immer um, oder fast immer, um Neil Young. Sie war ein richtiger Fan des Kanadiers. Ich zog sie auf mit Bemerkungen über die manchmal sehr fragwürdige politische Haltung, die Neil Young immer wieder mal einnahm. Neil Young immer wieder mal einnahm. Das ist doch ein Regenmann, rief ich, ein Redneck, wie er im Buche steht. Der steht doch für das genaue Gegenteil von dem, wofür du stehst. Eugenie rauchte eine Zigarette nach der anderen, suchte Argumente, die für Neil Young sprachen, schweifte manchmal ab. Argumente, die für Neil Young sprachen, schweifte manchmal ab. Diese Dispute endeten immer gleich. Eugenie hob irgendwann die Arme hoch, sah mich lächelnd an und sagte, aber seine Musik ist halt so schön. Diskutiert haben wir öfter auch über ihre Praxis der Honorarauszahlung bei GAF-Veranstaltungen, also Veranstaltungen der Grazer Autorinnen-Autorenversammlung, deren Ortsgruppenvorsitzende, Leiterin, Sprecherin sie war. Eugenie ging an den Nachmittagen der Veranstaltungsabende auf die Bank, hob das Geld im Bar ab. Nach der abendlichen Lesung legte sie dann den Autorinnen und Autoren Honorarabrechnungen vor, die sie verfasst und ausgefüllt hatte, ließ die Leute unterschreiben und zahlte dann aus. Warum tust du dir das an, sagte ich. Die Dichterinnen und Dichter sind doch erwachsene Menschen. Die können doch eine Rechnung oder Honorarnote an die Gaf schicken und dabei ein Konto angeben, wohin das Geld überwiesen werden soll. Da lächelte Eugenie und sagte, dem meisten ist aber meine Art lieber. Und nach einer Pause, außerdem liegt die Bank, wenn es eine Veranstaltung im Stifterhaus ist, eh fast auf meinem Weg. So war sie hilfsbereit, empathisch, solidarisch, prinzipientreu und tolerant. Dankeschön. Die erste Frage ist bezüglich des Schreibens. Wie lässt sich das für dich mit deinem Beruf, mit deinem Kind, mit deiner Partnerschaft vereinbaren? Kommt da irgendwas zu kurz, wenn du zum Beispiel dem Schreiben mehr Beachtung schenkst, kommt dann was anderes zu kurz oder wenn der Beruf irgendwie im Vordergrund steht, kommt dann das Schreiben zu kurz oder wie geht es dir da dabei? Naja, es ist schwierig und es geht eigentlich immer nur mit größter Konzentration und mit der größten Anspannung. Ich denke mir immer, wenn ich aus der Arbeit rausgehe, dann ist Schluss mit der Arbeit und wenn ich heimkomme, dann kommt nichts von der Arbeit rein und umgekehrt vom Schreiben kommt nichts in die Arbeit rein. Und das traine ich sehr bewusst und sehr tief. Also das ist mir jetzt erst im Nachhinein angefangen, weil momentan schaut es mir in der Arbeit nicht so gut aus und dass ich das einfach im Kopf gar nicht zulassen habe, dass ich sozusagen jetzt eine prophylaktische Kündigung in der Arbeit habe, weil ich mir denke, ich muss jetzt mein Buch fertig machen, also dass ich da habe, dass ich sozusagen jetzt eine prophylaktische Kündigung in der Arbeit habe, weil ich mir denke, ich muss jetzt mein Buch fertig machen, also dass ich da schon, dass ich da oft mehrere bin, also dass ich da oft auch zu zweit einmal da umrenne und manchmal auch zu dritt, im Inneren. Das ist das eine und natürlich geht es, also ich habe den Vorteil, ich bin ja selber mit einem Künstler, mit einem Musiker beieinander, der das heißt, was das ist und der auf ähnliche Weise lebt wie ich und wir ergänzen uns dann erst gut. Was bei uns unangenehm ist, das sind unangemeldete Hausbesuche, da weiß ich ganz genau, das spielt, also da komme ich keiner Erwartungshaltung mehr zurecht, da kriege ich dann einen Stress, also Hausarbeit gibt es bei uns nicht, sondern nur das Notwendigste. Ja, und sonst, also es geht schon. Es ist halt so, ich schreibe meistens in der Nacht, ich schreibe von Freitag auf Samstag und auch am Freitag. Ich habe jetzt deswegen nur mehr 30 Stunden gearbeitet, dass ich zumindest einen Schreibtag habe, aber es funktioniert ja auch nicht so. Also zuerst spielt sich unheimlich viel im Kopf ab und das ist die Recherchezeit und die geht man eigentlich ab. Das Schreiben ist dann eh relativ, das ist dann eh in Anzug, aber bis man einmal so weit ist, da muss man sich einmal drumherum und das lesen und das lesen und dann verästelt man sich und dann verliert man sich vielleicht auf einen Nebenweg und das ist eben oft das, was mir leidet, weil ich da einfach nicht so viel Zeit habe und immer sehr straight sein muss und beim Schreiben ist es halt dann so, dass das schon eine sehr große körperliche und eine geistige Anstrengung ist, so eine Nacht durchschreiben und dann wieder streiten, dass das schon zum Teil auch Grenzerfahrungen sind. Vom Körperlichen, ja. Vom Körperlichen und auch vom Geistigen. Was auch klar ist, also wenn ich keine Familie hätte, dann wäre ich in Linz nicht so selbsthaft. Da hätte ich zumindest einen zweiten Wohnsitz oder vielleicht einen dritten. Aber das mit der Family, die ist mir auch nicht zurückgeflogen. Die habe ich mir eh selber ausgesucht. Und insofern muss ich eh schauen, ob das geht. Ein Ausschnitt aus einem Interview, das Erich Klinger mit Eugenique Heingeführt hat im November 2000 für seine Sendung Summrau 96. Jetzt bin ich dran mit meinem Erinnerungstext. Liebe Eugenie, ich hoffe, du findest es nicht despektierlich, dass ich dich persönlich anspreche, wenn ich mich an dich erinnere. respektierlich, dass ich dich persönlich anspreche, wenn ich mich an dich erinnere. Erstmals getroffen haben wir uns bei einer Preisverleihung der Arbeiterkammer im Rahmen des Max-von-der-Grün-Preises. Persönlich kennengelernt haben wir uns später bei einem anregenden Gespräch auf einer Zugfahrt nach einer Lesung von Salzburg nach Linz. Trotz unserer verschiedenen Sozialisationsgeschichten haben wir viele Gemeinsamkeiten entdeckt. Unser Interesse für gesellschaftliche Ränder und Nischen, unsere Neugier, hinter die Fassaden aus Werbesprüchen und politischen Phrasen zu schauen, unsere Zuneigung für die sogenannten kleinen Leute. Erst Jahre nach deinem Tod bin ich draufgekommen, dass ein sehr spät entdeckter leiblicher Halbbruder von mir, der zeitlebens als Hakler in der VÖS gearbeitet hat, jahrzehntelang ausgerechnet in einem der später gesprengten Wohntürme am Harter Plateau gelebt hat, die du zum Schauplatz deines Romans Atennot gemacht hast. Als du 2001 zur Regionalsprecherin der GARF Oberösterreich gewählt wurdest, habe ich dich gemeinsam mit dem Kollegen Walter Kohl und Kurt Mietendorfer in einem von uns sogenannten Exekutivkomitee bei Aussendungen zu unterstützen versucht. Augenzwinkernd hast du uns in einer deiner Mails als Liebeskartell angeschrieben. Heute noch finden sich alle deine Mails aus diesen Jahren auf meinem Computer. Wenn ich sie wiederlese, sehe ich, wie viel du an Arbeit geleistet hast für die GAF, auch in den schwersten Jahren für dich. Als Gustmali starb und du als Alleinerzieherin für deine Tochter Katharina sorgen musstest und später, als du selbst erkranktest. Ich dürfte dich schätzen lernen als Kollegin, als Autorin und ein wenig auch als Freundin, wenn ich das so sagen darf. In den Jahren deiner Erkrankung habe ich dich auch in deiner Verletzlichkeit kennengelernt. dich auch in deiner Verletzlichkeit kennengelernt. Wenn ich deine Texte heute lese, bin ich wieder beeindruckt von deiner unsentimentalen, liebevollen Sicht auf das Leben der Leute in der Vorstadt. Deinen genauen und unbestechlichen Blick hinter die Kulissen und Fassaden von Linz, der Stadt, die wie keine zweite, die deine war. In deinen Texten sehe ich immer Wäsche an den Leinen in den Hinterhöfen flattern. Du warst ganz nahe und feinfühlig bei den Menschen, bei Frauen und Männern an den Geschichten derjenigen, die sonst nicht gesehen werden. Ich schätzte deine Haltung und deinen Humor, der manchmal ziemlich sarkastisch ausfallen konnte. Mit dir war gut diskutieren über die politische Lage und über das Schreiben und mit dir war gut diskutieren über die politische Lage und über das Schreiben und mit dir war gut lachen. Es war das Lachen des Widerstands. Du hast dich nie verbiegen lassen. Im Frühsommer 2009 hatten wir von der GAF einen Autorenaustausch mit Schriftstellerinnen aus Sachsen eingefädelt. Die erste Veranstaltung fand in der alten Welt statt. eingefädelt. Die erste Veranstaltung fand in der alten Welt statt. Nachher saßen wir im Gastgarten im Innenhof. Nein, die Veranstaltung fand hier statt. Entschuldige, nachher saßen wir im Gastgarten in der alten Welt und diskutierten wie oft über unseren Zugang zu dem, was man realistisches Schreiben nennt. Du teiltest meine Einschätzung, als ich sagte, ich versuchte so zu schreiben, dass auch mein Wohnungsnachbar meine Texte, falls er sie jemals lese, verstehen könne. Im Herbst 2009 wollten wir beide zum Gegenbesuch nach Leipzig fahren. Zu einer Vorbesprechung unserer Fahrt vereinbarten wir uns im Café Brandl. Kaum war ich dort angekommen, riefst du an. Ich kann nicht kommen, sagtest du. Es gibt wieder einen Befund. Du klangst gefasst. Ich kann mich nicht mehr genau an deine weiteren Worte erinnern. Es hat mir einen Stich gegeben. Ich bin allein nach Leipzig gefahren, deine Texte wie vereinbart mit im Gepäck. Der Abend war ein Fiasko, schlecht organisiert, in einem Jugendtheater, in dem vorher nie Lesungen stattgefunden hatten. Außer den Verantwortlichen war keiner da. Die Lesung wurde abgeblasen. Ohne dich hat es offenbar nicht sein sollen. Im November war ich dabei bei der Lesung auf der Palliativabteilung, bei der viele gekommen sind, die dir nahe standen. Erich Klinger hat die Einladung an alle geschrieben und auch, wie es dir geht. Ich erinnere mich an den letzten Besuch bei dir ein paar Tage vor Weihnachten. Du warst bereits wieder zu Hause in deiner Wohnung in der Leonfeldner Straße. Viel früher hatten wir einmal über die Wirkung von Musik gesprochen, du über Patti Smith, Neil Young, Bill Frizzell und andere. Ich brachte dir eine CD mit Musik, die ich immer als tröstlich und beruhigend empfunden hatte. Ich weiß nicht, ob du sie noch hören konntest. Nach Weihnachten wollte ich dich wieder besuchen. Ich war in Steyr in der Wohnung meiner Schwägerin, die zwei Jahre vorher verstorben war. Im Radio hörte ich die Nachricht von deinem Tod. Ein Schock. Unter deinen Mails entdecke ich auch eines, in dem du darüber klagst, dass die GAF gar keinen Raum hat, wo wir uns treffen könnten, eine Tatsache, die offenbar zur Geschichte der GAF dazugehört. Helmut Zenker hatte 40 Jahre vorher im Motto zu seinem Erzählband die Entfernung des Hausmeisters notiert, dass die Mitglieder der GAF im sprichwörtlichen Hirschenzimmer zusammentreffen. Zitat aus deiner Mail. Hirschenzimmer zusammentreffen. Zitat aus deiner Mail. In diesem Zusammenhang stellte sich wieder als Nachteil heraus, dass wir keinen eigenen Raum haben. Im Stifterhaus können wir uns nicht treffen, wenn gleichzeitig eine Lesung ist. Im Kunstraum waren einige Ausstellungen und Diskussionsveranstaltungen. In der La Boheme gibt es am Montag jetzt Live-Jazz. Das letzte Treffen in der Alten Welt im Café war aufgrund der Lautstärke ein Debakel. Im Rathaus bzw. VHS gibt es Portiers- bzw. Schlüsselproblem. Für die Nutzung anderer Räume, zum Beispiel Transpublic, müssten wir zahlen. Die Galerie Merz kommt auch nicht in Frage und so verschiebt sich halt alles. Günter Heidinger, M. Ruth, erkundigt sich wegen einem geeigneten Hinterzimmer in einem Gasthaus am Hessenplatz. Auch ich werde weiter Feldforschung betreiben. Wer mag, kann sich anschließen. In dieser leidigen Frage kann ich jetzt, zwölf Jahre später, Eugenie, endlich voll Zug melden. Die Gaf Oberösterreich hat nun nach einer Gastexistenz im Wissensturm ein eigenes Büro im Haus der Volkskultur. Gemeinsam mit dem Stelzhammer Bund, den Goldhauben, dem Amateurtheater Verband, dem Arbeitersängerbund und den Krippenfreunden. Dort treffen wir uns jetzt. Ich kann mir gut vorstellen, dass du darüber herzlich lachen hättest können. Ich denke gern an die Zeit mit dir. Wir sind ein Jahr gegangen. Dass du so früh gehen musstest, ist eine unverzeihliche Gemeinheit des Lebens. Du fehlst uns. Jetzt kommt der Richard Wall. Applaus Da trocknet halt einfach der Mund ein bisschen aus, wenn man so viele Erinnerungen hört. Erinnerungs- und Gedenksplitter. Eugenie Kein stellt als Motto der Erzählung Flüsterlieder folgende Strophe aus dem Gedicht Lass mir ein wenig noch die Hand von Theodor Kramer voran. Du musst jetzt schlafen. Lass die Hand mir noch, dann ist mir nicht so bang. Nun ist es völlig still. Die Wand ist finster und die Nacht noch lang. Diese Erzählung, dieses Poetische mit Erinnerungen in Form von eingeschobenen Rückblenden versehener Regwirm, thematisiert den Verlust ihres langjährigen Gefährten und Vater ihrer Tochter Katharina Maligust. den Gefährten und Vater ihrer Tochter Katharina Maligust. Ich weiß nicht mehr genau, was meinen Bruder und mich veranlasst hat, am 20. Februar 1976 erstmals eine Lesung von Franz Kain beim Danglwirt den Urfer zu besuchen. Er stellte im Saal, das nur wenige Jahre später im Zuge der Errichtung des neuen Rathauses geschliffenen Gasthauses sein neues Buch, Der Weg zum Ödensee, vor. Eugenie war zu diesem Zeitpunkt 15 oder 16 Jahre alt. Sie war schlank, ihre langen Beine steckten in hellblauen Jeans und ihr charakteristischer rotblonder Lockenhaarschopf war auch schon damals nicht zu übersehen. Dass sie die Tochter des kommunistischen Gemeinderats und Autors Franz Kain und seiner Frau Margit war, ergab sich aus der Situation. Denn bevor die Lesung begann, schließlich war man in einem Gasthaus und die Besucher wollten mit Getränken versorgt werden, wurden aus dem Keckenverhalten der Tochter für einen Beobachter eindeutig die familiären Bezüge deutlich. Nur wenige Jahre später begleitete bereits der in Traunen geborene Musiker Malik Gust, der in diversen Rock- und Bluesbands auch als Gitarrist engagiert war und bei diversen Fesseln aufzuspielen pflegte, die Franz-Kain-Lesungen. Ich nehme an, dass sich die Tochter des Schriftstellers und der um einige Jahre ältere Liedermacher bei diesen Lesungen oder spätestens auf einem der Volksstimme-Feste in Prater kennengelernt haben. Dass sie ein Paar wurden, geschah oder ergab sich allerdings erst viele Jahre später. Nun zu einer Erinnerung. Leipzig, März 2007. Als ich nie betreute, wenn ich mich richtig erinnere, den Bücherstand oberösterreichischer Verlage auf der Buchmesse. Ich war angereist, um im sogenannten Wiener Kaffeehaus mein Buch »Rome in Palimpsest« vorzustellen. Am Abend war eine Lesung mit Buchpräsentation des bosnischen Autors Cevod Karahasan in der altehrwürdigen Villa des Inselverlags, in dem seine Bücher seit einigen Jahren erscheinen konnten, angesagt. Ich weiß nicht mehr, wie wir, Eugenie und ich, ins Gespräch kamen, jedenfalls war ausgemacht, am Abend den aus Sarajevo exilierten Autor hören zu wollen. Nach der Lesung von Shepard Karahasan aus seinem neuen Werk Berichte aus der dunklen Welt ergab es sich, dass wir das Privileg hatten, an einem Stehtischchen mit dem Autor sprechen zu können. Das Gespräch ging, nachdem wir uns vorgestellt hatten, an einem Stehtischchen mit dem Auto sprechen zu können. Das Gespräch ging, nachdem wir uns vorgestellt hatten, zugleich in die Tiefe. Der, der damals vorwiegend in Graz lebte, dürfte ihn unsere Herkunft interessiert haben. Er fragte nach unserer Schreibarbeit, doch wir ließen ihn vor allem von der Belagerung Sarajevos und seiner Aussiedlung und seinen Exilerfahrungen erzählen. Handkes Position zu Milosevic und zum Jugoslawienkrieg war jedenfalls kein Topos. Cevat Karahasan sprach langsam, nach dem richtigen oder treffenden deutschen Wort suchend, behutsam und leise. Vielleicht habe ich gerade deswegen das Gespräch, eigentlich ein Dreiergespräch, gut in Erinnerung. Danach, mit Eugenie konnte ein Abend zur Nacht werden, gingen wir noch in eine Bar, um ein paar Gläschen Wein zu trinken. An diesem Abend oder bei einer anderen Gelegenheit in diesen Tagen erzählte sie mir, dass sie sich eine Radierung von Therese Eisenmann gekauft und den dicken Schinken mit den Songs von Bob Dylan Englisch-Deutsch geschenkt bekommen habe und sie gerne darin lese. und sie gerne darin lese. Ich gehe wahrscheinlich nicht fehl, dass ihr, like a Rolling Stone, Visions of Joanna etwas bedeutet haben. Vielleicht auch I shall be released. Gewiss aber, the times, they are a-changing. Come get around, people, wherever you roam And admit that the waters around you have grown And accept it that soon you'll be drenched to the bone The time to you is worth saving And you better start swimming or you'll sink like a stone For the times, they are changing. Applaus Oh honey take me out I'm a dead man Oh baby bake me something sweet Oh honey take me out I'm a dead man Oh baby give me bread to eat There are places in the damp northwest Where the bodies lie down head to feet There were losses in the blistering sunshine. Tell your stories that you can't repeat. In the winter when the wellies flooded, those were times where the rooms were cheap The summer dirt lines the corners of your pockets I'm still buried there ten feet deep Papa, don't place this curse on me Heaven knows I can't use it Papa, don't place this stone on me. Mama there's no future in it. Oh honey take me out I'm a dead man. Oh baby bake me something sweet. Oh honey take me out I'm the Devlin. Oh baby, give me bread to eat. Oh honey, where's the colours of the springtime? The pale green of an organy dress. Her shadow grows in the blistering sunshine. But nothing else in the south south west papa don't place this curse on me heaven knows i can't use it papa don't place this stone on me. Mama, there's no future in it. Oh, honey, take me out. I'm a dead man. Oh, baby, bake me something sweet. Oh, honey, take me out. I'm a dead man. Oh, baby, give me bread to eat. Nun kommt etwas aus dem Text Sonnenstadt, der im Band Linz Randgeschichten anlässlich des Kulturhauptstadtjahres 2009 erschienen ist. Das ist kein zusammenhängender Auszug, sondern eine Textmontage, die ein paar Aspekte aufgreift, sodass gleichzeitig einer Geschichte zu folgen ist. aufgreift, sodass gleichzeitig einer Geschichte zu folgen ist. Sag, was machst du in Ebelsberg? Ich arbeite an einem Forschungsprojekt, ehrenamtlich. Ich zähle Vögel, Stockenten, Bläshühner, Schwäne, Krähen, Möwen, Bichlinger See, Weiklsee, Traun. Da muss ich früh raus, Vögel werden im Morgengrauen wach. Lohnerplatz. Mit großem Umweg hatte ich ihn erreicht. Die Gedanken hatten sich selbstständig gemacht, lange bevor die Straßenbahn in die Zielgerade eingebogen war. Seit niemand mehr von ihr verlangte, dass sie sich vorgegebenen Strukturen anpasste, um zu einer bestimmten Zeit bestimmte Tätigkeiten zu verrichten, hielt sie es im Bett nicht mehr lange aus. Eine Bettflüchterin war sie geworden, eine Wohnungsflüchterin. Auf, auf, auf, hinaus, hinaus. Im Süden der Stadt empfand Rosa das Streckennetz noch immer als unübersichtlichen Wirrwarr. Die beiden Straßenbahnlinien 1 und 2 fuhren wieder auf geradem Weg mit Falsettgesang durch die Stadt. Vom einen Ende zum anderen. Hin und her und her und hin. Nächste Haltestelle, Endstation. Die Straßenbahn zog eine Schleife. Das Wort Endstation hallte im Raum über den leeren Sitzen. Die Fahrgäste hatten die Straßenbahn verlassen. Der Fahrer stand draußen auf dem nassen Asphalt und drückte auf ein Feuerzeug, bis es Flammen warf. Sie war ausgestiegen und hatte sich trotz starken Regens dem Auwald zugewandt. und hatte sich trotz starken Regens dem Auwald zugewandt. Sie hatte die falsche Richtung eingeschlagen. Auf der Suche nach Abkürzungen war sie ins Dickicht geraten. Ohne Schirm wäre sie der Wildnis nicht so schnell entkommen. Nein, falsch, ohne Schirm wäre sie nicht ausgestiegen. Sie wäre mit der Straßenbahn zurückgefahren ins Trockene, ins Warme. Guten Tag, Ihren Fahrschein bitte. Ein molliges Mädchen hatte sich vor Rosa aufgebaut und hielt ihr eine Karte unter die Nase. Die junge Frau war befugt, blinde Passagiere im Cityrunner aufzuspüren, erhöhtes Fahrgeld zu verrechnen und zu kassieren. Ruhig, ruhig, ruhig, Rosa war keine Schwarzfahrerin. Sie hatte eine Aktivmonatskarte, nur wo hatte sie die Karte hingetan? Rosa suchte in ihren Taschen ihrer Jacke. Sie spürte Münzen, einen kleinen flachen Stein, einen Bleistiftstummel, in der rechten Jackentasche, in der linken Papier, zusammengefaltete Apothekenrechnungen, ein Eintrittsbon in den Botanischen Garten, eine Kinokarte, eine Streichholzschachtel vom Blumengeschäft am Friedhof, keine Monatskarte. Sie öffnete die Handtasche. Der kleine grüne Schirm war im Weg und der Nylonsack engte mit dem Gewicht der Mineralwasserflasche den Bewegungsradius ihres Handgelenks ein. Einen Moment, sagte sie zu der jungen Frau, die das Gewicht von einem Bein auf das andere verlagerte und ungeduldig zu werden schien. Ich habe eine Aktivmonatskarte. Na, dann zeigen Sie sie mir. Wo war die verdammte Karte? Rosa wollte einen kühlen Kopf bewahren. Sie spürte die Blicke der Fahrgäste. Sie lasteten auf Rosas roten Ohren und ihren Zitterhänden. Sie spürte die Ächtung, die Feindseligkeit, die in diesen Blicken lag. Die Fahrgäste rund um sie hatten gültige Fahrausweise. Jetzt wollten sie Zeugen sein. Einmal sollte es auch in ihrem Leben Gerechtigkeit geben. Die Blicke erwarteten Zurechtweisung und Strafe. Was ist jetzt mit dem Fahrschein? Rosa kramte in ihrer Handtasche. Moment, sagte Rosa, Moment noch. Die Tasche in der Tasche hatte auf der Rückseite noch ein Fach mit Klettverschluss. Sag ich's doch, rief Rosa, hier ist sie. Ich habe Ihnen doch gesagt, dass ich eine Aktivmonatskarte habe. Wie sie in dieses Fach gekommen ist, ist mir ein Rätsel. Die junge Frau mit dem ungesunden Tö kontrollierte jetzt ganz genau. Die anderen schauten über ihre Schulter und kontrollierten mit. Das Datum stimmte. Die Aktivpassnummer war ordnungsgemäß eingetragen. Alles Prüfen half nichts. Rosa hatte einen gültigen Fahrausweis. Das machen Sie nicht noch einmal. Was? Uns zum Nahen halten? Wie bitte? Verkaufen Sie uns nicht für blöd. Sie haben mich bewusst hingehalten, damit ein anderer davonkommt. Ich habe meine Karte gesucht. Sie haben meine Arbeit behindert. Wir kennen unsere Leute, wir kennen die Tricks, alle. Ich weiß nicht, wie die Karte in dieses Fach gekommen ist, das sagen alle. Wahrscheinlich wegen der vielen Kontrollen, Karte raus, Karte rein, Karte raus, da muss sie ins falsche Fach gesteckt haben. Ordnung in der Tasche wäre ein heißer Tipp, sagte die junge Frau. Und dann mache ich sie darauf aufmerksam, uns entkommt keiner. Guten Tag. Die Tauben formierten sich und hoben ab. Ein dunkles Segel klickt im Regen hinüber zur Altstadt. Regen. Der kleine grüne Schirm. Er war nicht in der Handtasche. Er baumelte nicht am Handgelenk. Rosa hatte ihn liegen gelassen. Im Wartehäuschen vor dem Spinatbunker. Vielleicht lag er noch dort. Es gab noch ehrliche Leute. Linie 1 in Richtung Auwiesen würde in zwei Minuten kommen. Straßenbahn Nummer 41, Werbeauftrag Grottenbahn. Rosa zwängte sich ins Innere. Verzeihung, darf ich durch? Niemand rückte zur Seite, niemand machte Platz. Von hinten wurde sie weitergeschoben und an fremde Menschen gepresst. Sie trat auf Füße und stieß an Rücken und Ellbogen. Sie erhielt blöße Blicke. Sie lächelte freundlich. Verzeihung, Verzeihung, Verzeihung, gestatten. Hinter angelaufenen Scheiben versank die Stadt in diffusem Licht. Die Sauerstoffreserven wurden knapp. Immer wurden nur die Fahrscheine kontrolliert, nie die Luft Ein Ruck ging durch die Straßenbahn Die Fahrgäste waren still geworden Der Drehstrommotor sirrte Rosa ließ sich auf die Frau neben ihr fallen Die Straßenbahn hatte keine Bodenhaftung mehr. Mit der Hand erreichte sie die Fensterscheibe. Sie wischte einen Seespalt frei. Sie flogen über die Landstraße. Es hatte aufgehört zu regnen. Am Himmel ein riesiges Wolkenloch. blaue Luft, der Sonnenball. Der Straßenbahnfahrer war aufgestanden, er hielt die Zügel in der Hand und eine Peitsche. Die Straßenbahn wurde von vier weißen Pferden gezogen. Der Fahrer streifte seine Uniformjacke ab. Darunter trug er einen Kittel mit Umhang. Er trieb die Pferde an. In steilem Winkel galoppierten sie auf das Licht zu. Mit der Straßenbahn hatten sie den Rand der Zeit durchstoßen. Ihr Fahrer war Apollon, Gott des Lichts, Anführer der Musen, Vater des Esculap. Tief unter ihnen lag die Stadt. Wattewölkchen über Chemiepark und Stahlwerk. Die Donau eine Riesenschlange. Das Netz der Straßen ein Gespinst. Das Netz der Straßen, ein Gespinst, dicht gewebt in den Zentren, mit langen Fäden in Ebenen und Hügelland verankert. Irgendwo da unten lag ihr kleiner grüner Schirm. Die Straßenbahn sang sich ins Offene, Offene, Offene. Wir werden sehen, wie sich die Dinge entwickeln. Ich frage einmal kurz in die Runde, ich glaube eine Viertelstunde haben wir noch, oder? Wir können auch einen Text kürzen, oder geht das noch mit der Aufmerksamkeit? Weil dann würde ich jetzt noch anschließen und noch einmal so einen Hillinger Text lesen, aus dem Jänner 1996. mal so einen Hillinger-Text lesen aus dem Jänner 1996. Man sieht da, dass die Eugenie eine Gattung betrieben hat, die es praktisch in Printmedien, also zumindest in Zeitungen nicht mehr gibt, die Sozialreportage oder in diese Richtung. Ein Glasscherbenviertel ist ein Glasscherbenviertel, ist ein, das Frankviertel als Linzer Rand. Mit öffentlichen Verkehrsmitteln ist das Frankviertel am Tag relativ schnell zu erreichen. Der 25er und der 27er fahren durch, der 45er fährt hin. Einmal ausgestiegen, steht man aber schnell an. Eingezwängt zwischen Müllkreisautobahn Chemie Linz-Föst und den Gleisen der Westbahn steckt das Viertel mit seinen Bewohnerinnen in der Sackgasse. Dieser Eindruck wird stadteinwärts durch das Design Center noch verstärkt, das eine neue Grenze markiert. Ab hier gibt Linz vor, keine Industriestadt mehr zu sein. Städteplanerisch war das mit dem Design Center natürlich anders gemeint. Verbindungsglied sollte es symbolisieren zwischen der traditionsreichen Vergangenheit der Stahlstadt und der hoffnungsvollen Zukunft der, ja was eigentlich, was gestalterisch durch die gleichsam schwebende Konstruktion von massivem Stahl und viel Glas eingelöst sein mag, hat sich inhaltlich nicht erfüllt. Im Designcenter finden Touristik- und Esoterikmessen statt, Parteiveranstaltungen von SPÖ bis FPÖ und Schmuckausstellungen. Soweit zur neuen Identität von Linz. Zurück bleibt das Frankviertel mit seiner langen Geschichte als Arbeiterstadt. Im Frankviertel stinkt es seit mehr als 100 Jahren. Zuerst nach Knochenmehl, dann nach der Zichorien Kaffee-Rösterei. Ich hoffe, ich sage das richtig, später kamen die Schwaben der Stickstoffwerke und Föst. Jetzt stinkt es auch noch nach Autobahn, die immer näher an das Viertel heranrückt und schon wieder ein paar Schrebergärten niedergewalzt hat. Eine objektive Annäherung an diesen Linzerrand ist schwer. Immerhin ist die Großmutter als Eisenbahnerkind direkt neben der Westbahn aufgewachsen, hat die Mutter einen Teil ihrer Kindheit in der Ebenhochstraße verbracht, ist die Urgroßmutter in der Frankstraße gestorben und leben noch immer Onkeln, Tanten, Großonkeln und entferntere Verwandtschaft in der Gegend. Die eigene Tochter hat von der Urgroßmutter Kinderreime gelernt, die schon die Frankfürtelkinder heruntergeratscht haben, als sie noch freien Zugang zur Donau hatten. St. Peter ein Dorf war und ein beliebtes Ausflugsgebiet. Rotschädli, Rotschädli, ging, ging, ging, fahr' ma mit der Dampfmaschine, Dampfmaschine ist gebrochen, fahren wir nächste Woche, nächste Woche ist schon spät, sagt der Papa, dies ist blöd. Diese familiäre Verbandelung birgt die Gefahr der Verklärung, obwohl das Frankfürtel für die gebürtige Urfer Rainerin nie zu einem Quartier geworden ist, zumal Pflichtbesuche eher Abwehrverhaltungen provozierten. Andererseits schärft subjektive Vertrautheit den Blick für Neues und Unverändertgebliebenes. Den 45er verlasse ich beim Europaplatz, mich zieht es ins Hinterland des Frankfurtels, an der Kfz-Prüfstelle vorbei in die Garnisonsstraße, wo das Militärkommando auf der rechten Seite die männlichen Kinder der Gemeindebauten auf der linken Seite bald wieder in NATO-Kriege schicken könnte und dabei garantiert keinen Unterschied zwischen in- und ausländischen Kindern machen wird. Das Frankviertel ist ein Glasscherbenviertel mit Tradition. Bereits in den 30er Jahren war es verschrien. Damals ging es den Bürgerlichen darum, proletarische Kultur und Lebensweise zu denunzieren. Ein Glasscherbenviertel ist es geblieben. Aber den Frankviertlern ist das Selbstbewusstsein abhandengekommen. Die Gründe dafür sind vielfältig. Hier leben auf engem Raum vor allem jene, die in den Sozialschmarotzerdebatten der letzten 15 Jahre als Minderleister angeprangert wurden. Eisenbahner mit ihren einzigartigen Privilegien, Beschäftigte von Voest und Chemie Linz mit den unverschämten Sozialleistungen, Arbeitslose und Ausländerinnen sowieso, Frühpensionistinnen, die am Budgetdesaster schuld sind, Kinderreiche, die sich wegen der Familienbeihilfe durchs Leben pudern, ledige Mütter, die sich mit dem Karenzgeld ein schönes Leben machen und immer das Unbehagen. Wer wird als nächster ausgestellt? Sieht man sich derart lange und gezielt Verleumdung und Verhöhnung ausgesetzt, ohne dass irgendjemand das Bild zurechtrückt, geht das selbstbewusste Wir-Gefühl zugunsten eines defensiven Wir-Nicht-Aber-die-Andern verloren. In den letzten Jahren wurde auch im Frankviertel viel saniert. Eine begehrte Wohngegend ist es deswegen noch lange nicht. Eine begehrte Wohngegend ist es deswegen noch lange nicht. Die Gemeindebauten zwischen Garnisonstraße und Blankstraße wurden in den 30er Jahren gebaut, als die Stadtverwaltung kein Geld mehr für Vorzeigeobjekte des sozialen Wohnbaus hatte, aber trotzdem billigen Wohnraum für viele Menschen schaffen musste. Das sieht man den Häusern noch heute an. Klo am Gang, zum Teil auch noch das Wasser, winzige Wohnungen mit Wohnküchen gleich hinter der Wohnungstür, die Stiegen aus Holz, das Vorhaus hinbetoniert und voll muffiger Luft aus dem Keller. Die aufgebrochenen Briefkästen zeigen, dass es nicht einfach ist, hier zu leben. Die vielfältig hallenden Fernseher hinter den Wohnungstüren, dass es auch recht eintönig sein muss. Aber die Wohnungen sind relativ billig. Das neue Seniorenwohnheim müssen seine Bewohnerinnen erst in Besitz nehmen. Architektonisch knüpft die geschwungene Glasfassade des Heims an den geschwungenen vierstöckigen Mittelteil der gleich ums Eck liegenden Wim-Hölzl-Siedlung an. Mit dieser Siedlung hat auch Linz ein Paradebeispiel kommunalen Wohnbaus der Zwischenkriegszeit. In der Trafik des Gemeindebaus liegt der Hillinger auf, im Gasthaus Uni und daneben gibt es um 65 Schilling ein Menü mit Suppe, freie Wahl zwischen Schöberl und Backerbsen und Schnitzel mit Petersilierdäpfel. Außer mir sind nur der Wirt und zwei Männer, die das Telefon reparieren, da. Das Schnitzel ist gegessen, das Telefon ist repariert, jetzt will man wissen, ob es funktioniert, aber keiner ruft an. Soll ich? Der Wirt schreibt mir die Telefonnummer auf. Auf der Suche nach einem Telefonhüttl gehe ich zum Lohnstorfer Platz. Aus der Dursthütte fällt mir ein Mann entgegen, als ob nicht ein Klischee genug wäre. Er hat kaum mehr Zähne, ist detoviert und betrunken. Er stürzt sich auf mich und lallt. Und diesmal will ein Heider den Schutzpatron der Tüchtigen und Fleißigen, sage ich. Genau, sagt er. Das Frankviertel verlasse ich mit dem 27er. Mit mir steigen ein paar ältere Frauen ein, sie scheuen das Umsteigen. Deshalb fahren sie mit dem 27er direkt zum Taubenmarkt und nehmen dabei den Riesenumweg über die Hehe, den Bauernberg in Kauf. Zeit haben Sie, eine Pensionistenkarte auch. Vielleicht kommt das dem Maschelträger oder dem Tafelzeiger zu Ohren. Sie werden Missbrauch, Missbrauch schreien. Ich verlasse den 27er bei der Blumau und ruf im Gasthaus Union an. Das Telefon funktioniert. Der Wirt bedankt sich herzlich. Die Geschichte dieser Frau will erzählt worden. Das Abendrot verfängt sich zwischen den spiegelnden Metallzylindern mit den Treibstoffreserven der Stadt und der Tankhafen lodert auf. Sie sieht es nicht. Die Stromkilometer der Donau wickelt sie in Gedanken wie einen Wollfaden zum Knäuel, um ihn gleich wieder zu straffen. Wien, Bratislava, Budapest, Belgrad, das sind die Hauptstädte der Donau. Dazwischen und davor und danach Landschaften. Und Städte wie Linz. Nicht jede Stadt hat so einen Hafen. Und nur auf diesem gelb-grün gestrichenen Tankschiff sitzt eine Frau, die wartet und wartet und wartet. Wenn sie das Radio leiser dreht, hört sie das Donauwasser um die Bordwand schleichen. Sie dreht das Radio nicht leiser. Die Tage und Nächte sind eintönig, die Tage und Nächte sind lang. Die Bierdosen stehen in Griffweite und die Dopplerflasche auch. Das sanfte Schwanken des Schiffes hat sich in ihr breit gemacht. Im Seemannsgang stöckelt sie durch das Leben. Vom Tankschiff über die Schienen des Hafengeländers zur Busstation. Von der Busstation in die Wohnung. Von der Wohnung wieder zum Tankschiff. An freien Tagen ins Stammlokal, mit den Gedanken nie ganz bei der Sache, ein Teil der Gedanken immer draußen bei der Freundschaftsbrücke, der letzten Donaubrücke, Stromkilometer 493. Der Tankstellenbächtler ist Kärntner, er heißt Rudi. In den Linzer Tankhafen hat es ihn zufällig verschlagen. Er hätte sich auch am Bodensee oder in Eisenstadt niedergelassen, wenn die Mineralölfirma dort nach einem tüchtigen und mutigen Mann für ihre Tankstelle verlangt hätte. Bier verkaufen, das Geld für den Sprit kassieren, Semmelteig in die Mikrowelle schieben, sich zu den Fernfahrern und kostenbewussten Trinkern aus der Nachbarschaft ins verqualmte Kammerl an den Stehtisch stellen, Kaugummi-Diebe überführen und insgeheim von überwältigten Räubern träumen. Eine gut geölte Walter in Griffweite. Wer Arbeit sucht, der findet sie. Der Rest der Familie war längst in das Heimattal zurückgekehrt. Die Frau fühlte sich sicherer mit Bergen im Rücken und Bergen vor Augen und die Kinder wollten in dieser selbstgefälligen Industriestadt nicht länger wegen ihres gedehnten Dialektes gehänselt werden. Zu den Feiertagen fährt er heim. Die Ferien verbringt er mit Frau und Kindern auf allen Hütten und Skipisten. Er schickt Geld für die Ausbildung der Kinder, den Unterhalt der Frau, für einen neuen Vorhangstoff oder praktische Bodendecker im Garten. Er telefoniert jeden Samstagvormittag mit seiner Frau. Sie ruft den Dienstagabend an. Sie werden sich nicht scheiden lassen. Die Geliebte hilft ihm, Tag für Tag. Nach fixem Dienstplan verkauft sie Dosenbier, Wodkaflaschen, Schokoriegel und Zeitschriften mit nackten Frauen. Er stellt sie nicht an, so viel trägt das Geschäft nicht. Bei den Bieren ist er dafür großzügig und bei den Dopplern und den Ferrero-Küsschen. Sie denkt nicht an fehlende Versicherungszeiten, sie wartet. Sie hält Ausschau nach Schiffen mit rumänischer Flagge. Sie hält Ausschau und träumt von Rasvan aus Tschurtschu. Rasvan aus Tschurtschu. Den hat dir der Krieg gebracht. Nein, der Krieg hatte ihn nicht gebracht, aber er hatte ihn festgehalten, hier in Linz und lange genug, um ihm nahe zu kommen. Rasvan auf seinem Schiff, das nicht ihm gehörte, aber für das er Verantwortung trug, solange die Donau nicht schiffbar war. In Novisat ließen die Trümmer der bombardierten Brücken im Wasser eine Weiterfahrt in den Heimathafen nicht zu. in den Heimathafen nicht zu. Mannschaften lassen sich ausfliegen, Schiffe nicht. Der Räder befahl zu warten. Es war ein Glück, wie sie es zuvor noch nie empfunden hatte, als der Mann mit Zinkennase, blauen Augen und braunen Locken auf dem Tankschiff im Regal mit den Konserven stöberte. Die großen Hände entschieden sich für einige Büchsen Ölsardinen, Bohnensuppe, Rindsgulasch und den Aktionsvodka. Ich bin ein einsamer Mann hier, sagte Razvan, von dem sie noch keinen Namen kannte. Wie heißt du? Sie hieß Maria. Niemand nannte sie Maria. Dieser Name war ihr fremd. Ein Kosename aus der Kindheit hatte ihren Namen verdrängt und auch die knapp 50-Jährige nicht verlassen. Ich heiße Medi, sagte sie. Medi, sagte Razvan, ein schöner Name. Und Medi wusste, dass sie zupacken musste, sofort, weil die Donau nur einmal so eine Liebe herantragen würde. Sie zupfte das Dekolleté ihres Angora-Pullovers zurecht und verrechnete für die Ölsardinen keinen Groschen. In der Kajüte roch es nach Diesel. Ein Ölofen mit defekter Lüftungsklappe ratterte in der Ecke hinter der Türe. Die Vorhänge waren zur Seite gezogen. Venus war mit freiem Auge zu erkennen. Im Altarm zwischen Lagerhaus und Segelflugplatz steuerte ein Biber seinen Damm an. Eisvögel blusterten sich auf den Weidenzweigen an der Uferböschung. Rasvan war auf der Hut. Er trug die Verantwortung für das Schiff. Rasvan trug auch einen Ehering. Sie spürte ihn, als seine rechte Hand mit ihren Brüsten spielte. Medi schloss die Augen. Sie fragte nicht nach dem Ring und nicht nach Raswans Vergangenheit, nach seinem Leben in dem anderen Land. Was zählte, war die Gegenwart. Der Gegenwart galt es, möglichst viel Zeit einzuräumen. Medi warf sich auf Raswan. Das Bett knarrte. Das Bett knarrte. Rasvan stöhnte. Sie war glücklich. Rasvan summte. Im Rhythmus hörte sie den Ruderschlag einer Zille. Die Ruderblätter tauchten ins Wasser, schoben die Zille an, tauchten wieder ins Wasser und schoben. Ein einfaches, offenes Lied. Draußen vor dem Kahütenfenster sickerten die Glutfarben des Hochofens als roter, scheinender Nachthimmel. Das Schiff lag still, nur aus den leeren Laderäumen drang manchmal ein metallisches Knacken. Ratten, fragte sie. Flussgeister, sagte Rasvan, keine Angst, sie werden mich nicht ewig hier festhalten. sagte Rasvan. Keine Angst, sie werden mich nicht ewig hier festhalten. Ich habe geträumt, sagte Medi am Morgen, als sie fröstelnd in der Kompüse saßen und auf das Gurgeln des Wasserkochers warteten. Ich träume selten. Im Morgengrauen sind wir über den Flugplatz geschlichen, ständig sind uns brummende Hasen mit roten Augen vor die Füße gelaufen, um an uns hochzuspringen. Es war nicht leicht, zum Hangar mit den Motorsegeln zu gelangen. Ich setzte mich ans Steuer. Es war nicht mein erster Flug. Wir flogen über das Industriegelände durch die gelben Nebel des Chemieparks und die weißen Dampflampfolgen des Stahlwerks. Wie in Churrucciu hast du geschrien. Dann hast du mir, ohne mich zu fragen, ins Steuer gegriffen. Wir folgten der Donau in die Ebene und segelten auf die Sonne zu. Wir waren nicht allein im Flugzeug. Ich hörte Frauenstimmen, die aufgeregt durcheinander schrien. Aber es war niemand zu sehen. applause 20 days walking so lonely And talking to myself and the rocks and sand Got me thinking about going and drinking in a tavern with a clean-shaven man Just when I thought all souls had been bought by the devil here long ago I'd been bought by the devil here long ago There did I see when I knelt to my knee A little desert flower grow Black-eyed Susan by the roadside Blooming all yellow like sunshine Red like wine Flower like you in a desert is cruel My, my, you friend gave my heart a mend I sang her songs of my wayward ways As the day turned to night in the crystal moonlight I confirmed her unwavering gaze As the days unraveled, I stayed in the gravel, and Susan kept her eye on me. With my eye on her, I felt my heart usher with the joy of camaraderie. Black-eyed Susan by the roadside Blooming all yellow like sunshine Red like wine Flower like you in the desert is cruel My, my, you're a rare, rare find Black-eyed Susan by the roadside Blooming all yellow like sunshine Red like wine Flower like you in the desert is cruel blooming all year like sunshine, red like wine. Flower like you in the desert is cruel, my, my, you're a rare, rare find.