Schreckliche Stadt K. durchaus als Geschichte weiblicher Selbstermächtigung lesen, wenn auch als leise, hat die Dominika Meindl in ihrer Rezension des Romans geschrieben. Wie immer gibt es eine weibliche Hauptfigur, das ist Rosa. Sie kehrt allein in die für sie mit schrecklichen Erinnerungen behaftete Stadt K in Griechenland zurück. Sie hat ihre Arbeit verloren und will sich nun während eines längeren Urlaubs über ihre Ängste, ihre Beziehungen zu den meist sehr dominanten Männern ihrer Umgebung und über viele ihrer unausgesprochenen Wünsche klar werden. In der Stadt K hofft Rosa, einen Neubeginn machen zu können, hier neuen Halt und neue Sicherheit für ihr zukünftiges Leben zu finden und vor allem aus der Rolle ausbrechen zu können, in die sie sich ihr Leben lang gedrängt gefühlt hat. Bei ihrem ersten Haufenthalt in der Stadt K. hat sie mit ihrem Lebensgefährten Gerhard auch eine Wanderung in ein Dorf oben auf dem Berg, in den Bergen gemacht. Und nun allein hier in diese Stadt zurückgekehrt, geht sie noch einmal hinauf in dieses Dorf. Das erste Haus des Dorfes, wenn man von unten heraufkommt, ist das Gasthaus. Bis dorthin geht Rosa zurück, will etwas trinken, vielleicht eine Kleinigkeit essen. E ebenso wie damals mit Gerhard, als sie auf dem Rückweg hier einkehrten. Rosa steigt also die Stufen hinauf zur Terrasse und setzt sich an einen der Tische. Von ihrem Platz aus sieht sie hinunter auf die Stadt K, die im Dunst liegt, links das Meer. Nur das Hotel sieht Rosa von hier nicht. Ob der Grieche mit der Goldrandbrille am Strand liegt, fragt sich Rosa und spürt auf einmal, wie sie sich am frühen Morgen gefühlt hat, als er so überraschend neben ihr stand und sie kaum ein Wort herausbrachte. Rosa sitzt da, schaut hinunter aufs Meer und auf die Stadt und kreist mit ihren Gedanken den Griechen mit der angenehmen Stimme und erschrickt beinahe, als sie Schritte hört. Es ist die Wirtin, eine schlanke Frau mittleren Alters in einem bunten Kleid. Sie grüßt freundlich und Rosa bestellt Mineralwasser und Salat. Erst jetzt wird Rosa die Diskrepanz zwischen dem gespenstisch leeren, grauen Dorf und diesem Gasthaus so richtig bewusst. Dass das Dorf völlig anders auf sie wirkte als damals, kann sich Rosa nicht erklären. Überhaupt scheint ihr heute alles fremd zu sein, obwohl sie doch gehofft hat, hier Vertrautes wiederzufinden. finden. Auf dem breiten Geländer, das die Terrasse zur Straße hinunter begrenzt, spaziert eine magere, langbeinige, rothaarige Katze mit schmalem Spitzenkopf. Rosa versucht sie anzulocken, aber die Katze setzt sich auf dem Geländer nieder, ohne Rosa Beachtung zu schenken und beginnt sich zu putzen. Damals, fällt Rosa ein, haben die Leute erzählt, dass die Katzen hier im Dorf das Chaos im Voraus gespürt hätten. Wie verrückt seien sie schon Stunden zuvor hin und her gelaufen, hätten laut geschrien und nicht gewusst wohin. Rosa hat das damals geglaubt. Erst später, wieder zu Hause, ist sie unsicher geworden. Und je mehr Zeit vergangen ist, desto weniger hat sie es geglaubt, bis sie es vergessen hat. Bis sie beim Anblick von Katzen nicht mehr an das Chaos in der Stadt K denken musste. Das war aber auch das Einzige, das Rosa im Zusammenhang mit dem Chaos vergessen konnte. Erst jetzt fällt es ihr wieder ein. Dass die rothaarige Katze entspannt da sitzt und sich putzt, empfindet Rosa jedoch nur kurze Zeit als beruhigend. Denn bald wird ihr klar, dass sie nun ständig auf diese Katze starren wird, um jede Veränderung in deren Verhalten registrieren zu können und somit gewarnt zu sein. Obwohl die Vernunft ihr sagt, dass es nicht stimmt, ist sie bereit, sich darauf einzulassen. Ständig die Katze anschauen zu müssen, keinen Blick mehr von ihr wenden zu können, aus Angst Vorzeichen zu versäumen, schafft Unruhe. Bedeutet, jede Sekunde mit neuem Chaos zu rechnen, es geradezu einzuplanen, ja, darauf zu warten, es vielleicht sogar herbeizusehnen, denn nur das könnte Bestätigung geben, nur das könnte endlich Gewissheit schaffen und, so denkt Rosa sogar einen kleinen Moment lang, die Angst nehmen. Denn wenn das eintrifft, wovor sie sich so lange schon so sehr fürchtet, müsste doch in dem Augenblick die Angst verschwinden. Die Katze hat aufgehört sich zu putzen und liegt ruhig und entspannt auf dem Geländer. Rosa steht auf und geht zu ihr hin, um sie zu streicheln, doch noch bevor sie die Hand nach der Katze ausstreckt, springt diese auf und läuft in großen Sätzen davon, quer über die Terrasse, hinauf auf eine kleine Mauer und auf der anderen Seite wieder hinab, sodass sie Rosas Blicken entzogen ist. Danke.