Den Titel hat ja Ihnen Herr Langthaler schon gespoilert sozusagen. Und beginnen möchte ich. Am 8. September diesen Jahres wurde in Richmond, der Hauptstadt des Bundesstaates Virginia, eines der größten konföderierten Denkmäler geplanterweise entfernt. Das Foto zeigt die Statue Robert E. Lees bereits neben dem Sockel stehend. Kunst im öffentlichen Raum ist stets gegenwartsbezogen. Das heißt, sie wird in der Regel so gestaltet, dass sie den Gefühlen und Überzeugungen des Publikums zum Zeitpunkt ihrer Entstehung entspricht. Und dem möchte ich in meinem Vortrag nun nachgehen. Wenn ich von Kunst im öffentlichen Raum spreche, dann schließe ich Skulpturen ein, Wandbilder, Graffiti und natürlich Denkmäler. Und erlauben Sie mir bitte einen weiteren Truismus, jegliche öffentliche Kunst, das amerikanische Denken über Rassismus und soziale Gerechtigkeit gerade auch in Zeiten einer globalen Pandemie beeinflusst. In den Vereinigten Staaten und auf der ganzen Welt stand öffentliche Kunst in den letzten Jahren im Mittelpunkt von Demonstrationen, die sich gegen weiße Vorherrschaft gerichtet haben, systemischen Rassismus und Polizeibrutalität. haben, systemischen Rassismus und Polizeibrutalität. Das wirft natürlich Fragen auf nach der Nachhaltigkeit und der Verantwortung von Kunst und von Denkmälern im öffentlichen Raum. Der Platz um das Lee-Denkmal war bereits ein Jahr zuvor, während der Black Lives Matter-Demonstration im Juni 2020, zu einem der wichtigsten Schauplätze des Protests geworden. Der mit Graffiti übersäte Sockel des Denkmals, den man hier sieht, wurde in einem Akt der Wiederaneignung mit projizierten Bildern von Harriet Tubman, von Malcolm X, von Martin Luther King Jr. und von George Floyd beleuchtet. Die Projektionen wurden von Dustin Klein und Alex Kreekree gestaltet und hier sieht man unschwerlich eine Projektion von Harriet Tubman und auch das von ihr stammende Zitat Slavery is the next thing to hell. Das Black Lives Matter Movement wird auf der Statue selbst referenziert. Hier sieht man dann ein Bild von George Floyd und dem Zitat No Justice, No Peace. George Floyd wurde am 25. Mai 2020 vom Polizeibeamten Derek Chauvin getötet. Nach Floyds Tod kam es in Minneapolis und St. Paul zu nächtelangen Ausschreitungen. Die Proteste weiteten sich auf die gesamten Vereinigten Staaten und später auf die ganze Welt aus. Auch bereits existierende Protestbewegungen erweiterten dann ihre Agenda zu einer Abrechnung mit dem systemischen Rassismus. In Minneapolis an der Kreuzung 38. Straße und Chicago Avenue wurden die Gehwege mit Blumen und mit Protestschildern übersät. Neben dem Ablegen von Blumen und von diesen politischen Statements gab es auch noch einige andere Möglichkeiten, wie die Besucher von Floyds Gedenkstätte ihre Trauer ausdrücken und kalamisieren konnten. Dazu gehörten zum Beispiel traditionelle Heilungszeremonien, wie man sie auf dem oberen Foto sieht. Hier führen eine Afroamerikanerin und eine Vertreterin der Ojibwe Nation, eines Native American Stammes, eine solche Zeremonie durch. Es gab auch Klavierkonzerte, die später auf entsprechenden Plattformen zehntausendfach geteilt wurden. Menschen boten an, anderen umsonst die Haare zu schneiden, es gab Modenschauen, es gab Lebensmittelsammlungen, große und kleinere Kunstwerke entstanden, sowohl Wandmalereien als auch kleinere Zeichnungen. Die Menschen kamen, um gemeinsam zu trauern, aber sie kamen auch, um gemeinsam Erreichtes zu feiern. Der George Floyd Memorial Square, wie er dann genannt wurde, und seine Umgebung wurden zu einem Schauplatz einer umfangreichen Sammlung von Protestkunst, Protest Art. Und viele Menschen nutzten das Gelände auch weiterhin für Protestveranstaltungen, für Bürgerversammlungen, für nachbarschiftliche Kinoabende und in den Wintermonaten wurde sogar ein Eislaufplatz betrieben. Freiwillige Helfer entfernten Müll und die kümmerten sich um die Kunstwerke. Und ich finde es sehr bezeichnend, dass die Kunsthistorikerin Erika Doss sehr treffend darauf hinweist, dass temporäre Gedenkstätten, Zitat, uns an unsere soziale Verantwortung erinnern. Reminders of our social responsibility. Und das ist hier ganz deutlich der Fall. Und das ist hier ganz deutlich der Fall. Das blau-gelbe Wandgemälde von George Floyd an der Fassade des Lebensmittelladens Cup Foods wurde zu einem der bekanntesten Bilder der weltweiten Protestbewegung. Und innerhalb des Schriftzugs George Floyd kann man blaue Figuren sehen, die ihre geballten Fäuste heben. Und diese Darstellung von Personen, die ihre Fäuste erheben, erinnert sich ja nicht nur mich an das ikonische Bild der Athleten Tommy Smith und John Carlos, die bei den Olympischen Spielen in Mexico City 1968 ihre in schwarzen Handschuhen steckenden Fäuste zeigten. Das war eine Geste mit einer noch längeren Geschichte. steckenden Fäuste zeigten. Das war eine Geste mit einer noch längeren Geschichte. Auf Vorschlag von einem Beteiligten und auch wiederum als aussöhnende Geste wurden die Worte I can breathe now, ich kann jetzt atmen, dem Wandbild ebenso hinzugefügt. I can breathe now bezieht sich auf die letzten Worte Floyds, I can't breathe. Man kann also festhalten, dass auch wenn das Bild von Floyd oder das Bild, das wir im Kopf haben, der neun Minuten Kampf im Würgegriff, der ist nicht explizit Teil der Gedenkstätte, aber das Bild von George Floyd im Todeskampf und die Umstände seines Todes sind präsent und in aller Gedächtnis. Der gewaltsame Tod von George Floyd, von Breonna Taylor, von Ahmaud Arbery, von Tony McDade, Dion Johnson, Say Their Names ist der Slogan hier. Alle im Jahr 2020 trugen entscheidend zum Vorantreiben der Entfernung zahlreicher konföderierten Denkmäler bei. Aber bereits zuvor, also vor 2020, waren die konföderierten Denkmäler zu Brennpunkten für Politik und Protest geworden. Diejenigen, die sich gegen den Abbau der Denkmäler aussprachen, unter anderem der Präsident, argumentierten, dass der Erhalt der Denkmäler notwendig sei, um an die Geschichte und das Erbe Amerikas zu erinnern. Doch wessen Geschichte, wessen Erbe? Dass der Verlierer des amerikanischen Bürgerkriegs, die für die Beibehaltung der Sklaverei gekämpft haben, oder dass derjenigen, die von ihnen unterdrückt und getötet wurden. Bei Denkmälern geht es immer um die Bedürfnisse der Zeit, in der sie errichtet wurden, und nicht um eine objektive Darstellung der Zeit oder der Menschen, an die sie scheinbar erinnern. Und in diesem Sinne geht es bei den Denkmälern eher um das Vergessen und um die Schaffung neuer Mythen. Und das ist ganz besonders bei den konföderierten Denkmälern der Fall. Es ist auch kein Geheimnis, dass die meisten konföderierten Denkmäler erst Jahrzehnte nach dem Ende des Bürgerkriegs errichtet wurden, und zwar als visuelle Unterstützung zur Durchsetzung verschärfter Jim Crow-Russengesetze oder auch als sehr bewusste politische Reaktion auf die vermeintlich errungenen Rechte der schwarzen Bevölkerung während der Bürgerrechtsbewegung. Die Kunsthistorikerin Julia Feldman hat sehr treffend gesagt, und ich zitiere, hat sehr treffend gesagt, und ich zitiere, obwohl diese Denkmäler sich angeblich nur auf die Vergangenheit bezogen, war ihr eigentlicher Kontext die rassistische Gegenwart, in der sie aufgestellt wurden. Im amerikanischen Süden sind Schulen, Parks, Straßen, Staudämme, zahlreiche öffentliche Bauwerke nach Südstaaten generell benannt. Und darüber hinaus findet man Statuen dieser vermeintlichen Kriegshelden vor Gerichtsgebäuden und auch im Umfeld der jeweiligen Regierungssitze sowie auf öffentlichen Plätzen. Zur Erinnerung, im Norden gibt es nichts auch nur annähernd Vergleichbares, um an die Sieger des Bürgerkriegs zu erinnern oder diese zu ehren. Hier sieht man die Ergebnisse einer Studie des Southern Poverty Law Centers aus dem Jahr 2016. Demnach gibt es mindestens 1503 konföderierten Symbole im öffentlichen Raum. Also man schließt hier Denkmäler und andere Namensgebungen mit ein. Mindestens 109 staatliche Schulen, die nach prominenten Konföderierten benannt sind. Viele davon haben einen großen Anteil afroamerikanischer SchülerInnen. Über die gesamten USA verteilt gibt es 700 Denkmäler und Statuen der Konföderierten auf öffentlichem Grund und Boden, die meisten davon in den Südstaaten. Die Aufstellung von konföderierten Statuen und von Symbolen begann fast unmittelbar nach dem Bürgerkrieg, wie man hier in dieser Grafik sieht, doch in zwei bestimmten Zeiträumen nahm die Zahl der errichteten Denkmäler deutlich zu. Und der erste Zeitraum begann um 1900, als die Bundesstaaten im Süden Jim Crow-Gesetze erließen, um den Afroamerikanern das Wahlrecht wieder zu entziehen und die Rassentrennung zu institutionalisieren. Dieser erste Denkmalboom hielt bis in die 1920er Jahre an. Das wiederum war eine Zeit, in der die gewaltsamen Aktivitäten des Ku Klux Klan dramatisch zunahmen. Der zweite größere Boom begann dann in den frühen 1950er Jahren und dauerte bis in die 1960er Jahre, als die Bürgerrechtsbewegung zu einer Gegenreaktion der Befürworter der Rassentrennung führte. fielen beide dieser Zeiträume mit dem 50. und mit dem 100. Jahrestag des Bürgerkriegs zusammen, was meines Erachtens dafür spricht, dass runde Jahrgänge und damit verbundene Generationenwechsel oft einen Erinnerungsboom auslösen. Also in dem Sinne, dass Erinnerungszeichen besonders wichtig zu sein scheinen, da man ja im Begriff ist, die letzten Zeitzeugen zu verlieren. Also das zum Beispiel nach 50 oder 75 Jahren. Die Flagge der Konföderierten, die Sie hier sehen, oder die Rebellenflagge, die Dixi-Flagge, Kreuz des Südens ist ohne Zweifel eines der umstrittensten und gefährlichsten Symbole in der US-Geschichte. Auch der Ku Klux Klan benutzte sie während der Bürgerrechtsbewegung in seinen Terrorkampagnen gegen Afroamerikaner. Und da war die Flagge fester Bestandteil dieser Terrorkampagnen. Auch Befürworter der Rassentrennung hissen diese Flagge immer wieder zur Verteidigung. Am 17. Juni 2015 ermordete der sich selbst als weißen Rassisten bezeichnende White Supremacist Dylan Roof neun Menschen in einer der berühmtesten afroamerikanischen Kirchen South Carolinas. Das ist die Emanuel African Methodist Episcopal Church in Charleston, in der schon Booker T. Washington und auch Martin Luther King predigten. Ein Foto in den sozialen Netzwerken, das Roof mit einer konföderierten Kriegsflagge und einem Gewehr in der Hand zeigt, führte zu erneuten Bemühungen in South Carolina, die Flagge vom Gelände des State Capitol zu entfernen, wo sie seit 1962, und das ist ja auch interessant, erst seit 1962 gehangen hatte. Die Flagge wurde dann tatsächlich einen Monat nach dem tödlichen Anschlag auf die Kirche im Juli 2015 entfernt. In einer feierlichen Zeremonie, wie es heißt, mit einigen Leuten, die dem dann auch zugeschaut und getrauert haben. Seitdem wurden weitere Flaggen und konföderierten Denkmäler entfernt. konföderierten Denkmäler entfernt. Im August 2017, zwei Jahre später, ließ der kalkulierte, gewaltsame Tod einer Demonstrantin in Charlottesville, Virginia, die Emotionen des Sommers 2015 wieder aufflammen und warfen erneut die Frage auf, was mit den mehr als 700 konföderierten Denkmälern geschehen sollte. Und Sie erinnern sich, das ist da, als der Präsident dann davon sprach, there were fine people on both sides. Laut einer Umfrage aus diesem Jahr 2017 befürworteten nur 39 Prozent der Befragten von solchen Statuen, während 50 Prozent dagegen waren. Nach dem gewaltsamen Tod von George Floyd im Juni 2020 befürworteten dann eine Mehrheit die Entfernung solcher Denkmäler. Das war eine Quinnipiac University Poll Survey. 52 Prozent, also eine Mehrheit, eine knappe Mehrheit, kann man sagen, sprachen sich für die Entfernung der Statuen aus, während jetzt nur noch, wenn man so sagen will, 44 Prozent dagegen waren. Also 52 Prozent für die Entfernung, dagegen 44 Prozent. Dieser Trend spiegelt sich auch in der Anzahl der entfernten Denkmäler und Symbole im Jahr 2020 wieder. Und man kann sagen sagen 2021 setzt sich dieser Trend auch vor. Als Kulturwissenschaftlerin und Historikerin halte ich es für wichtig zu betonen, dass die Geschichte nicht jedes Mal ausgelöscht wird, wenn eine Statue vom Sockel genommen wird. Vielmehr wird ja die Geschichte oder eine andere Geschichte, eine andere Perspektive hinzugefügt. Und dann noch die Frage, welches Geschichtsbild vermittelt man oder möchte man der nächsten Generation vermitteln? Deswegen habe ich dieses Bild hier ausgesucht. Es ist ein Denkmal in St. Louis, auch ein konföderierten Denkmal. Es wurde kurz nachdem dieses Foto mit den jungen Besucher gemacht wurde, entfernt. Weil wir sehen hier eben ein Kind vor dem Denkmal. Und dem will ich jetzt noch ein anderes Bild hinzufügen, das ich viel erbaulicher finde. Und zwar ist das, vielleicht kennen Sie es auch, das Foto der zweijährigen Parker Curry vor dem Porträt Michelle Obamas in der National Portrait Gallery, das millionenfach in den sozialen Medien geteilt wurde. Das Foto der kleinen Parker Curry hat dann auch deren Mutter dazu inspiriert, ein Bilderbuch zu schreiben, Parker Looks Up. Wäre es also eine Möglichkeit, Denkmäler von vornherein zeitlich begrenzt und flexibel zu gestalten, statt zu versuchen, die Geschichte ein für alle Mal korrekt zu erzählen. Das mag paradox klingen, temporäre Denkmäler, denn wir erwarten ja, dass unsere Denkmäler von Dauer sind, weil wir uns generell Sorgen um das Vergessen machen. Dennoch sind natürlich temporäre, zeitlich begrenzte Denkmäler ein Weg aus der Misere, um es vorwegzunehmen, ja und nein. Und im nun folgenden Teil meines Vortrags möchte ich einen Blick auf die Covid-Denkmäler werfen, die seit März 2020 entstanden sind. Seit dem Beginn der Covid-19-Pandemie konnte man einen, ich würde es gerne, gedächtnisbewussten Ansatz im Umgang mit dem massenhaften Sterben beobachten. Bereits ganz zu Beginn der Pandemie oder als die WHO die Pandemie als solche benannte, im März 2020 begannen zahlreiche Museen, Artefakte im Zusammenhang mit der Pandemie zu sammeln. Also es wurden wirklich Menschen aufgerufen, Dinge zu spenden. Und hier sieht man das Titelblatt der New York Times, die am Memorial Day 2020 an die damals 100.000 Todesopfer der Pandemie gedachte und Nachrufe aus den gesamten Vereinigten Staaten veröffentlichte. Und diese Liste der Namen nahm nicht nur das gesamte Titelblatt ein, von dem man hier einen Teil sieht, sondern drei weitere Seiten im ersten Teil der Zeitung. Zudem gibt es eine interaktive Visualisierung der Verstorbenen, ihre Namen, ihr Alter, ihr Wohnort und meistens auch ein kurzer Satz über ihr Leben. Und diese Visualisierung der Verstorbenen, und ich würde es gerne auch Denkmal nennen, ist immer noch online verfügbar. Also das Bedürfnis zu erinnern und zu gedenken ist meiner Meinung nach eine moderne Notwendigkeit, fast ein Auftrag geworden. Oder vielleicht auch den Wunsch nach einer einheitlichen, verbindlichen Version, wie sie eine solche Liste bestätigter, echter Namen erreicht oder erreichen kann. Das Problem allerdings ist, dass die Zahl der Todesopfer ja weiterhin steigt. Bis zum Ende der Amtszeit von Donald Trump gab es keine offiziellen Bemühungen der US-Regierung, der Toten zu gedenken. Und da es keine nationalen Gedankveranstaltungen gab, wahrscheinlich auch weil es politisch einem Zugeständnis, Eingeständnis des Versagens der Regierung gleichgekommen wäre, wurden zahlreiche private und halböffentliche Gedenkstätten errichtet. Und an diesen Gedenkorten wollten die Angehörigen oder Freunde von Covid-Opfern sowohl den Blick auf die Menschen, die hinter der täglich neu verkündeten Zahl der Toten denken, als auch die Zahl selbst anprangern zeigen. als auch die Zahl selbst anprangern zeigen. Es war also Ziel, die Abwesenheit, das Fehlen der Covid-Toten erfahrbar zu machen, indem man diese vorübergehend mit realen Objekten im Raum darstellte. Und diese Objekte, von denen ich hier spreche, das waren oft Fahnen, aber auch Stühle oder Papierlaternen. Ich zeige es Ihnen. Also die meisten dieser temporären Covid-Gedenkprojekte versuchten, dem Ausmaß des Verlusts ein Gesicht zu geben, den Verlust also sichtbar zu machen. Sie waren, möchte ich sagen, und hier kommt der Titel meines Vortrags ins Spiel, sie waren in diesem Sinne politische Statements. Im September 2020 steckten HelferInnen 20.000 US-Flaggen in die Grünflächen der National Mall in Washington und jede Flagge dieses sogenannten COVID Memorial Projects stand für zehn Menschen, die durch das Virus ums Leben gekommen waren. Bereits im Mai 2020 hatte der Künstler Shane Riley in Austin, Texas damit begonnen, für jeden am Virus verstorbenen Texaner ein Fähnchen in seinen Vorgarten zu stecken. Das war ein Projekt, das von Beginn an vorübergehend geplant war. Aber selbst als Herrn Reilly der Platz ausging, hat er jeden Tag diese Tafel, die man auch auf einigen der Bilder sieht, immer wieder aktualisiert, also die Zahl der Verstorbenen auf der Tafel aktualisiert. auf der Tafel aktualisiert. Erst am Jahrestag des ersten verstorbenen Texanas, also als sich der sogenannte erste Fall im März 2021 jährte, begann Riley dann damit, seine Installation wieder abzubauen. Er kämpft derzeit dafür, dass es ein permanentes Denkmal in seiner Heimatstadt gibt. Das hier ist jetzt nur ein Beispiel für ganz viele, und zwar ein Denkmal in einer Kleinstadt im Mittleren Westen. Hier steht jedes gelbe Herz für einen Covid-Todesfall. Das ist aus Edina, Minnesota. Und das Foto stammt aus 2020. Im Oktober 2020 standen 20.000 leere Stühle vor dem Weißen Haus, stellvertretend für die mehr als 200.000 Covid-Opfer. Eine ganz massive Anklage an den Präsidenten und an seine Regierung. Im November 2020 wurden diese Stühle in Pierre in South Dakota aufgestellt und vom Stamm der Oglala Sioux so angeordnet, dass sie jede der vier Himmelsrichtungen zugewandt waren. Und das kommt daher, dass wenn die Lakotas beten, dann beten sie zu den vier Himmelsrichtungen. Im Oktober 2020 liest die Künstlerin Susanne Brennan Fürstenberg ein weißes Fähnchen für jedes Covid-Opfer auf das Gelände der Washington Armory Parade stecken. Und dieses öffentliche Kunstprojekt trug den Titel In America, How Could This Happen? Und diese Installation war zwei Wochen lang zu sehen. Zum Zeitpunkt dieser Installation lag die Zahl der Todesopfer landesweit bei 212.000. Und in einem Interview erklärte Furstenberg, dass sie das Gefühl gehabt hatte, etwas tun zu müssen, nachdem sie gelesen hatte, wie ein Regierungsbeamter die Zahl der Toten heruntergespielt hat. nachdem sie gelesen hatte, wie ein Regierungsbeamter die Zahl der Toten heruntergespielt hat. First and Direct Gedenkprojekt führt einem nicht nur das unermessliche Ausmaß des Verlusts vor Augen, sondern es richtet auch den Blick auf den Einzelnen. Und zwar können die Fahnen persönlich gestaltet werden. Das heißt, viele wurden mit Namen und mit Daten beschriftet und andere mit Botschaften12 Papierlaternen in der Stadt Fayetteville in Arkansas aufgestellt. Und die Laternen, die mit LEDs beleuchtet waren, erstreckten sich über acht Blocks in diesem Wohnviertel in Fayetteville. Das Aufstellen von Laternen, vielleicht zur Erklärung zur Weihnachtszeit, ist eine hispanische Tradition, die man vor allem in New Mexico kennt, wo schon länger ganz große, beeindruckende Laterneninstallationen entlang von Straßen und Gehwegen gemacht werden. Die werden dann Farolitos genannt. Am Abend vor seiner Amtseinführung lud Joe Biden zu einer Gedenkveranstaltung am Lincoln Memorial, das ist jetzt hier im Rücken, und entlang des Reflecting Pool waren 400 Lichter aufgestellt und die standen wiederum für die 400.000 US-Covid-Toten Ende Januar 2021. To heal we must remember, um zu heilen müssen wir uns erinnern, sagte Biden und seine kurze Ansprache an diesem Abend war das erste Mal, dass den Toten auf nationaler Ebene gedacht wurde. Alle Beispiele, die ich gerade gezeigt habe, erinnern an den AIDS Memorial Quilt. Das ist ein Bild des Quilts vor dem Washington Monument aus den 80er Jahren, glaube ich. Der AIDS Quilt rückt jedoch den einzelnen an AIDS verstorbenen Menschen noch mehr in den Mittelpunkt, indem er deren Namen zusammen mit persönlichen Erinnerungsstücken präsentiert. gibt es schon und zwar wurde der von der neuntklässlerin Madeleine Fugate ins Leben gerufen und er wird derzeit im California Science Center Los Angeles ausgestellt. Das Projekt begann im Rahmen eines Schulprojekts, das den Namen trug Young Changemakers in the COVID-19 World. Es wurde ganz schnell über die Grenzen der Schule hinaus bekannt und Menschen aus der ganzen Welt begannen dann Stoffquadrate an Madeleine zu schicken. von Namen, also großen Fotos und Namen von Covid-Opfern, erinnert mich ein wenig an die einmal zwei Meter großen Einzelteile des AIDS Memorial. Diese Plakate waren Ende August 2020 entlang der Straße des Belle Isle Park in Detroit aufgestellt worden. aufgestellt worden. Und zu diesem Zeitpunkt, Ende August 2020, waren in Detroit ungefähr 1500 Menschen an Covid gestorben. Die Angehörigen der Opfer versammelten sich dann am 31. August zu einem Autotrauerzug, der an den über 900 Tableaus vorbeiführte. Und einer der Organisatoren erläuterte, der Presse gegenüber, dass dieser Drive-Around sowohl Trauerarbeit für die Angehörigen und Freunde war, aber auch so gedacht war, dass dem gewaltigen Verlust an Menschenleben durch die Pandemie ja, dass der verdeutlicht wurde. Wie bei ganz vielen temporären Gedenkprojekten war hier Trauerarbeit ein ganz wichtiger Faktor und auch nicht zu unterschätzen sind die politischen und auch die performativ anklagende Geste dieses Projekts. Ja, am Ende des Überblicks über Covid-Denkmäler möchte ich noch darauf hinweisen, dass die temporären Gedenklösungen, wie das Aufstellen von Stühlen oder von Flaggen, meines Erachtens durch etwas ersetzt werden muss, dass Menschen permanent anfassen können. Mit anderen Worten, es bedarf eines dauerhaften Gedenkens an die Toten der Pandemie, es bedarf einem Ort, an dem man nicht nur den Toten um die Toten trauern kann, sondern der auch den immensen Verlust verdeutlicht, den die Pandemie und auch die politischen und menschlichen Fehlentscheidungen verdeutlicht und gezeigt werden. Also ich spreche von dauerhaften Gedenkstätten, die eine greifbare und eine kathartische, aber eben auch eine kritische Erfahrung bieten können. Die Pandemie, wie ich zuvor schon gesagt habe, ist allerdings noch nicht abgeschlossen oder zu Ende. Was die Planung permanenter Gedenkorte eigentlich, so finde ich, präkludieren oder erstmal aufs Eis legen sollte. Dennoch, und deswegen zeige ich Ihnen dieses Bild hier, wurden bereits einige dauerhafte Gedenkstätten geschaffen. Das ist jetzt aber nicht der Schwerpunkt meines Vortrags, sondern möglicherweise eines anderen, falls Sie das ebenfalls interessiert. Also lassen Sie mich zusammenfassen und nochmal sagen. Temporäre Gedenkstätten bringen gewaltsam und vorzeitig Verstorbene zurück in die Mitte des Lebens. Dies zeigt sich an den temporären Gedenkstätten und den zahlreichen kommunalen und künstlerischen Aktivitäten um den George Floyd Square. Die zeitlich begrenzten Covid-19-Installationen hatten vor allem performative, politische und damit anklagende Funktionen. Sie werden irgendwann durch dauerhafte Strukturen ersetzt werden müssen. Ich möchte hier schließen. Ich freue mich aber darauf, das Gespräch in unserer Diskussion fortzusetzen. Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.