Was ist das Wichtigste, was Sie für die Zukunft der Serie erarbeiten? Ich glaube, das Wichtigste ist, dass uns klar ist, dass wir ausschließlich für unsere Serien in uns herarbeiten, für niemanden anderen, nicht für die eigene Eitelkeit, nicht für die Branche, nicht für die Kollegen und Kolleginnen, sondern wir sind da für die, die bei uns einschalten. Das sind teilweise, wir machen Nachrichten, Abendnachrichten und Frühnachrichten. Das sind Leute, die sind den ganzen Tag in der Arbeit, die brauchen Information. Und wir machen einen Nachrichtenkanal mit Puls24 für die, die sich tiefer interessieren. Da spielen wir zum Beispiel ganze Pressekonferenzen durch, damit man sich einen eigenen Einblick schaffen kann. Aber man muss es immer, glaube ich, vor Augen halten. Und solange man das macht, werden Medien auch funktionieren. Ich finde, der Vertrauensverlust gegenüber Medien ist nachvollziehbar, weil es viele Skandale mit Medien gegeben hat. Und es gibt ja nicht die Medien. Es gibt ganz unterschiedliche Medien. Es sind unterschiedliche Unternehmen, unterschiedliche Personen und unterschiedliche Zugänge. Was mir wichtig ist, ist, dass unsere Seherinnen und Seher uns vertrauen. Und dafür haben wir sehr viel Kommunikation mit ihnen. Wir schauen sehr genau nach, was sie wollen. Wir machen sehr viele Umfragen zum Beispiel mit QR-Codes am Bildschirm. Und deswegen, glaube ich, ist das Vertrauen von den eigenen Seherinnen und Sehern in uns, in unsere Moderatoren, Moderatorinnen, in unsere Arbeit sehr hoch. Wir machen ja schon lange nicht mehr nur Fernsehen, sondern viele digitale Angebote und haben mit Join eine Streaming-Plattform gegründet, die neben Netflix und Disney und denen, die gar nichts Österreichisches, gar keine Informationen haben, auf dem Fernseher, auf dem Handy, auf dem Tablet abzurufen ist. Dort gibt es alle österreichischen Sender und zwar live und die Mediatheken, sehr, sehr viel internationales Angebot und dort gibt es News. Und wir arbeiten sehr hart daran, dass wir dort die richtigen News machen für Leute, die streamen. Weil ehrlich gesagt, mir ist es völlig egal, ob jemand unser Angebot im linearen Fernsehen schaut, auf der App anschaut, im Web anschaut oder streamt. Aber es soll gute Information sein. Und das Schöne ist, dass es sehr erfolgreich ist. Wir haben jetzt über eineinhalb Millionen aktive User pro Monat und davon ist über die Hälfte unter 40. Das heißt also, sehr viele Junge schauen da und die Nutzungszeiten auf Join kommen an die im Fernsehen heran. Das sind über zwei Stunden pro Tag, das heißt die Leute schauen lang und da wollen wir unsere Information liefern. Sowohl als Dokumentationen als auch als kurze Information für die, die Reality-TV schauen, die entspannen wollen, eine Serie schauen, damit sie einen kurzen Überblick über den Tag bekommen. Ich sehe eine unserer Hauptaufgaben im Fernsehen darin, dass die verschiedenen Blasen aufeinander treffen im Fernsehstudio. Deswegen bemühen wir uns auch sehr, dass Vertreter und Vertreterinnen aller Parteien, aller weltanschaulichen Richtungen bei uns im Studio aufeinandertreffen. Nicht jetzt, wenn jemand komplett wissenschaftsleugnerisch unterwegs ist, aber es soll jede ideologische Richtung vertreten sein. Weil wenn man dem einen zuhört, den man anhängt, dann hört man in so einer Diskussion auch die Argumente des anderen. Und ohne einen gemeinsamen Boden, wo Argumente ausgetauscht werden können, funktioniert der Demokratie nicht. Wir brauchen demokratischen Diskurs, den Austausch von Argumenten. Und ich glaube, das ist eine der wichtigsten Dinge, die wir als Medien, besonders als Fernsehen, liefern können.