Hallo, ich bin Christel Kiesel. Ich mache Bildhauerei und betreibe gemeinsam mit Felix Pöcherke und Stefan Brandmeier das FS42, Verein für Skulptur. Das heißt grundsätzlich ist Skulptur für mich generell eine Beschäftigung, der ich mich viel auseinandersetze. Ich lebe und arbeite in Linz und in Brandenburg. Wir versuchen immer viel Zeit damit zu haben. Im Sommer sind wir kompakt in Brandenburg für drei Monate und das ist dann eigentlich auch wie so ein Lebensmoduswechsel, wo auch dadurch, dass zum Beispiel die Oma da ist, wieder ganz andere Werkstattzeiten oder Möglichkeiten entstehen und alles ist an einem Ort, also auch ein Kind. Wir haben in Brandenburg so auch ein kleines Ausstellungsprojekt, das ist so eine Art Open Air Offspace, Flur 4, eigentlich eine betonierte Fläche, 5x8 Meter und so eine Stahlkonstruktion oben drüber, die über so ein Solarpanel immer in den Dämmerungszeiten betrieben wird. Und dann leuchtet quasi mitten im Nichts, also so zwischen Kiefern und Gräsern. Liegt aber in der Nähe von einem sehr beliebten Spazierweg. Genau. aber in der Nähe von einem sehr beliebten Spazierweg. Und dann ist das sozusagen diese umgedrehte, also einfach auch nochmal die Bedingungen vom Kunstmachen so umdrehen. Es gibt sozusagen kein Publikum, es gibt keinen White Cube, es gibt keine Neutralität. Der Ort bringt sehr viel mit sich so von der Gegend dort. Und inzwischen hat sich das ziemlich weiterentwickelt, dass so jetzt auch die Leute vom Dorf kommen oder sich aber mischen mit aus Berlin oder aus der naheliegenden Kleinstadt Pfünsterwalde und das ist irgendwie ganz witzig. So wie sieht das von allein eigentlich aus, so einem kulturellen Stillstand um Corona, wo wir nichts machen konnten, da haben wir dann so eine Baustelle aufgerissen, ist das jetzt so entstanden. Meine Arbeit besteht oft aus so installativen Setting aus verschiedenen Skulpturen, eigentlich ein bisschen wie eine Kollektion, die zu einem Thema arbeiten, mit dem ich mich beschäftigt habe. Und Themen, die sich so durchziehen, sind die Definition von Landschaft, die habe ich jetzt lange mit der Industrialisierung beschäftigt, auch als Definition von Landschaft. Und Arbeit und Mobiliar. Da interessieren mich vor allem Objekte, die in ihrer alltäglichen Selbstverständlichkeit so eine Poesie oder ein Drama haben und auch von der Autorinnenschaft eigentlich ihre Funktion kennen, also aus ihrer Funktion heraus entstehen. Und es entstehen halt oft so leise, aber ziemlich dominante Skulpturen, Settings, die so ein bisschen wie so scenografische Materialskizzen. Also wenn ich mir so die Frage stelle, wie bin ich jetzt eigentlich zur Kunst gekommen, ist das ziemlich aus Versehen passiert. Ja, also eigentlich wollte ich genau das nicht machen. Ich wollte was Nützliches machen und habe zunächst Industriedesign studiert. Und im Studium bin ich eigentlich ziemlich viel angeeckt mit so Definitionsfragen vielleicht auch oder so Sinnfragen damit. Und das haben mir dann immer alle gesagt, dass das doch dann Kunst ist und warum ich das dann doch nicht mache. Genau. Und jetzt mache ich das und es passt voll. Ich habe an irgendeiner Stelle erkannt, dass es eine Notwendigkeit gibt, dass ich mich damit auseinandersetze. Und das ist Gutes. Das mir gut tut. Es wird jetzt auch immer mehr so ein bisschen wie atmen. Es kriegt so eine Selbstverständlichkeit, man macht es halt. Und immer wieder wird es einem bewusst, eigentlich dazwischen macht man das halt. Also wie finanziere ich mich eigentlich? Das hat sich jetzt vor allem nach dem Studium auch verändert. Grundsätzlich muss ich mal sagen, dass ich zwischendurch eigentlich nicht weiß, woher Geld herkommt. Also es gibt eigentlich ständig keins und ich gehe nicht so direkt davon aus, dass es welches gibt oder nicht. Ich freue mich eigentlich, wenn es dann so ist. Das gehört irgendwie dazu. Und dann ist es so, das war mein Vorteil, dass ich grundsätzlich auch schon während des Studiums nebenbei gearbeitet habe. Also immer die Frage, was nebenbei ist, Studium oder Arbeit. Aber ich war da schon gewöhnt, dass ich das Existenzmonitor bestreiten muss und dass sich dazwischen viel ausgeht und dass das einfach intensiv wird. Das war für mich also kein Wechsel. Aber was tatsächlich gewechselt hat, ist, finde ich, die Definition von Geld hat gewechselt. Ich war vorher völlig einverstanden damit, dass es eigentlich das Existenzminimum ist und das reicht mir auch. Ich brauche jetzt auch da nicht viel. Und jetzt in diese eigene Kunstproduktion reinkommen, da wechselt ja vor allem noch erstmal der Alltag. Das heißt, es muss auch mehr einen Raum suchen, den ich bestreiten muss mit Miete und so weiter. Und das war dann schon anders, weil plötzlich wurde die Definition von Geld so wie Treibstoff. Also ich kann das Auto jetzt so und so voll tanken, dann kann ich bis da und da hinfahren weiter nicht. Und da habe ich mir tatsächlich oft, wenn es mal Geld gab, das eingeteilt und zur Seite getan für auch Materialkosten und Projekte. Das heißt, direkt nach dem Studium hatte ich meinen Kellnerjob quasi immer noch, also an der Bar. Und dann in dem Moment, dass ich eigentlich in die Lehre gegangen bin, dass ich jetzt an der Universität Mozart hier in Salzburg arbeite, und in dem Moment hat sich dann viel gewandelt. Dann kam das Pendeln hinzu. Aber grundsätzlich hat sich da mehr strukturiert, weil so ein Job natürlich auch immer flexibel sein muss, damit intensive Zeiten für Kunst entstehen können oder für Projekte. Und das war eigentlich das große Pro für die Bar. Da ist man immer noch flexibel, kann trotzdem intensiv mal was verlegen. Und das ist aber eigentlich auch ein bisschen wie ein Fluch. Da kommt man nicht so gut raus. Und man redet sich dann halt schön. Genau. Und jetzt mit diesem statischen, okay, ich habe einfach ein klares Einkommen, das ist geregelt an sich, also das reicht mir, ist jetzt plötzlich Zeit eher, das ist der wertvolle Faktor geworden, den ich halt vorher vielleicht mehr hatte. Genau. Und worüber finanziert mich noch? Naja, grundsätzlich ist der Betrieb vom FS42, also vom Verein für Skulptur, mit dem Stefan und dem Felix, ja so, dass wir uns auch, dass wir einfach auch uns den Raum erhalten dadurch. Also das ist sich teilfinanziert sozusagen. Und so, also überhaupt ist so die Definition vom Kunstmachen, es gehört für mich jetzt auch dazu, dass ich mich grundsätzlich mit Kunst beschäftige. Das habe ich voll mit reingenommen. Also was ich jetzt, ich würde es jetzt nicht kuratorisch nennen, aber was grundsätzlich an Ausstellungsorganisationen oder Projektarbeit geht, ist alles für mich immer Kunst. Ich trenne das nicht so stark von dem... Ich wollte da immer so eine offene Definitionsebene haben. Definitionsebene habe ich oft gesagt. Also ich wollte da immer so einen erweiterten Begriff haben. Ich war nie so fixiert auf dieses, ich gehe ins Atelier, dann produziere ich eine Ausstellung, dann stelle ich aus, dann gehe ich wieder ins Atelier. Sondern ich wollte eigentlich schauen, dass es mehr wie diese eine Ebene gibt, diese eine räumliche Wiederholung. Was ich grundsätzlich merke oder was ich hart finde, ist, dass wir grundsätzlich nicht viel Bedingungen zur Kunst beleuchten. Also ob ich jetzt, was ich für Transportmöglichkeiten habe, ist das eine. Also wir reden nicht viel drüber, finde ich. Und für mich hat sich zum Beispiel mit dem Kindkriegen natürlich völlig geändert, dass ich meine Methodik nicht mehr anwenden kann. Also dieses Nachtschichten, intensiv werden von einem bestimmten Zeitraum, das ist absolut nicht möglich. Also sowohl jetzt Zeitmanagement als auch einfach körperlich nicht mehr aushaltbar für mich. Genau, das heißt, ich muss meine Methodik eigentlich ändern. Also mein jetziges Leben definiert sich durch Unterbrechungen. Und das verhindert eigentlich meine ursprüngliche Idee, in einen Flow zu kommen und intensiv zu werden mit was. Also da muss ich völlig neu ansetzen. Das finde ich schwierig, dass wir wenig darüber reden. Das frustriert mich schon ganz oft eigentlich, dass das so wenig gesehen wird. Da gibt es auch andere Lebenspunkte, wo das so ist, aber das ist in der Kunst schon interessant. Ich habe auch viel dieses schlafende Baby vorne hingeschoben und habe mir Kopfhörer besorgt für ihn. Das habe ich gemacht, das habe ich noch gemacht. Also natürlich gibt es viel Parallelität und man versucht halt immer sowas reinzubringen, aber es gibt nicht die gleiche Qualität. Also vielleicht kommt sie irgendwann wieder, das kann man auch mal so sagen, aber grundsätzlich ist da eine Unterbrechung. ein Kind an Lebensmoduswechsel und den muss man mal observieren, den muss man mal schaffen, den muss man mal umstrukturieren. Das ist natürlich dann intensiv und also es ist einfach anstrengend. Und trotzdem ist das ja ein Gewinn. Also ich finde, dass da trotzdem auch was passiert. Ich habe das gebraucht auch. Ich habe auch diesen Moduswechsel gebraucht. Ich kann nicht sagen, dass da nicht auch wieder was reinkommt. Aber ganz grundsätzlich in dem, wie Kunstmarkt oder Kunstproduktion dann das so läuft oder was jetzt auch erwartet wird von einem, ist das extrem ausbremsend. Ich finde aber auch die anderen ausbremsend. Also ich finde auch, ich werde weniger gefragt, anders wahrgenommen. Vielleicht kann ich doch eine Anekdote erzählen oder was dazu zu erzählen. Die erste Ausstellung nach Kind kriegen die Wahrheit auch mit dem Kindsvater zusammen, kann ich nicht empfehlen, sondern ist natürlich in Konkurrenz geraten. Ganz grundsätzlich habe ich nie so richtig trennen können zwischen so thematischen Konfrontationen und künstlerischer Recherche, die in meinem Leben sind. Ich habe das immer verwoben. Und das ist immer parallel gelaufen. Also es läuft auch während ich mit meinem Kind spiele irgendwie parallel, dass ich Ideen habe oder Sachen komme oder mich damit beschäftige. Es ist tatsächlich, dass jetzt, wo das ansteht, dass Kindergarteneingewöhnung mal kommt und ich wirklich diesen Fuß wieder in die Ateliertür reinbekomme, ist es tatsächlich eines meiner ersten Sachen, die gerade kommen, dass ich mich damit auseinandersetze. Eigentlich eher mit dem Thema Geburt tatsächlich, was ja so ein schwieriges Thema ist, weil es tabuisiert ist und auch pathetische Hindernisse hat einfach. Also es ist keine leichte Geschichte, aber da in dem gleichen Abzug ist Mutterschaft auch von der Rolle her. Es ist natürlich wieder eine sehr unbeleuchtete Frage von Bedingungen, die wir schaffen. Also welchen Standard wollen wir, was wollen wir optimieren? Und wir haben uns eigentlich im FS-Team bewusst damit auseinandergesetzt, was für uns so ein Ideal wäre und versuchen das eigentlich immer weiter zu optimieren. Also einfach weniger die Idee jetzt Luxus und Service, sondern die Idee, das sollte der Standard sein, den wir bräuchten. Es wird professionell fotografiert und so weiter. Es ist einfach dieses Organisatorische drumherum, dass man entlastet wird davon und sich tatsächlich auf Kunst konzentrieren kann. Diese Bedingungen von der Ausstellung oder vom Kunstmachen können, die muss spät kommt und immer als erstes geht, also in Bezug zu Kind- und Mutterschaftsrolle ist das, wird man da schnell, also man wird da schnell irgendwie gewertet darin, wie man sich dann neu verhält und dass man, dass es aber total prekär ist und absolut on edge dann auch irgendwie sich darin zu bewegen zu können, ist ganz schön schwierig. Da müsste es mir, also ich habe oft den Eindruck, ich bin dann auch die Flexible, quasi, wenn das Kind jetzt krank wird oder sowas und es ist schon auch so, dass bei mir klar ist, dass ich nach Hause gehe, wenn das Kind krank ist und das bei meinem Partner eigentlich, wenn er jetzt mal sagt, er muss dann jetzt eher gehen und das ist jetzt was, tatsächlich eher weniger in diese Verhandlung reinkommt. Oder warum leicht, was ist jetzt? Also das ist die Variable, die bin schon ich in der Rolle. Kinderbetreuung und da hast du einfach Löcher, schwarze Löcher im System. Das ist einfach schlimm. Also bist du nicht möglich oder so, alles parallel und das ist richtig hart. Nicht nur im Funksbereich, sondern generell von Infrastruktur. Es ist einfach fragwürdig, warum man dafür so viel kämpfen muss. Also grundsätzlich ist eine Gesellschaft dafür verantwortlich, dass sie Verfügbarkeit generiert, von, die einfach wirklich Sachen verbessern können. Und ich finde es auch total seltsam, dass das nicht passiert, weil das ja ein gesellschaftlicher Vorteil ist und daran wir Strukturen wachsen können.