Guten Abend im Stifterhaus, meine sehr geehrten Damen und Herren, mein Name ist Stefan Kögelberger. Es freut mich, dass Sie heute zu uns gekommen sind zu einer Buchpremiere. Das Buch, das wir Ihnen heute vorstellen, ist nach meinem Dafürhalten etwas Besonderes. Es ist dies schon allein deshalb, weil die letzte Veröffentlichung unseres heutigen Gastes schon etwas zurückliegt. 2018 hatte sie im Schollnay-Verlag das Buch »Die Frau auf meiner Schulter« herausgebracht. Aber das im Sonderzahl-Verlag erschienene Buch, aus dem wir heute hören werden und das mit Mitten im Tag überschrieben ist, ist auch aus vielerlei anderen Gründen etwas Besonderes. In Mitten im Tag versammelt unsere heutige Autorin Prosa, die zum Teil bereits publiziert worden ist, größtenteils handelt es sich jedoch um neue Texte. In ihnen begleiten wir eine Ich-Erzählerin auf Wegen, Gängen, Reisen, sowohl räumlich als auch zeitlich. Dabei verfolgen wir jedoch nicht, wie auch sie nicht, angestrengt ein Ziel. Vielmehr beobachten wir und staunen wir über das allzu oft als alltäglich Wahrgenommene und stellen uns unweigerlich Fragen, die über das rein literarische Weit hinaus und tief ins menschlich Existenzielle hineinreichen. In einem ORF-Interview sagte unser heutiger Gast in Bezug auf das Gemeinsame der Texte in Mitten im Tag, Zitat, was alle diese Texte verbindet, ist das Hinschauen auf die kleinen Momente des Lebens, auch auf das, was sich sozusagen am Rande ereignet. Diese Momente sind sehr wesentlich in dem Sinn, dass sie auch Welt und Geschichte bewegen. Zitat Ende. Ich weiß nicht, wie es Ihnen geht, aber mich erinnern diese Sätze doch recht stark an unseren Hausherrn hier, an Adalbert Stifter. Vielleicht ist das aber auch nur eine gewisse Deformation professionell. Wie dem auch sei, es ist mir eine große Freude, Sie heute begrüßen zu dürfen. Herzlich willkommen, Andrea Winkler. Schön, dass Sie da sind. Andrea Winkler wurde in Freistaat geboren. Sie studierte Germanistik und Theaterwissenschaften in Wien und schloss ihr Studium mit einer Arbeit über die 2021 verstorbene Autorin Friederike Mayröcker ab. Seit 2006 lebt sie als freie Schriftstellerin in Wien. Für literarisches Schaffen wurde sie vielfach ausgezeichnet, unter anderem mit dem Adalbert-Stifter-Stipendium des Landes Oberösterreich 2006, dem Literaturpreis Wartholz 2008, dem österreichischen Förderungspreis für Literatur 2008, dem Anerkennungspreis zum Niederösterreichischen Kulturpreis in der Sparte Literatur 2021 und im selben Jahr dem Kulturpreis des Landes Oberösterreich in der Sparte Literatur. Das Stifterhaus widmet sein Porträt-Rampeheft dieses Jahr. Andrea Winkler als Herausgeber wird Manfred Müller fungieren. Weggefährtinnen und Literaturwissenschaftlerinnen werden Beiträge zum Werk von Andrea Winkler liefern. Und auch einen Präsentationstermin haben wir schon, den Sie sich in Ihren Kalender eintragen dürfen, nämlich den 2. Dezember 2025. Die Moderation des heutigen Abends wird Cornelius Hell übernehmen. Ich darf auch ihn ganz herzlich hier begrüßen. Herzlich willkommen, Herr Hell. Cornelius Hell wurde 1956 in Salzburg geboren. Er studierte Germanistik und Theologie. Mitte der 80er Jahre war er an der Universität Vilnius als Lektor für deutsche Sprache und österreichische Literatur tätig, eine Zeit, die ihn sehr prägte. Viele Jahre lehrte er an der Universität Mozarteum in Salzburg und hatte Lehraufträge in Wien, Salzburg, an der Universität Salzburg und Klagenfurt. Journalistisch arbeitet Cornelius Hell seit Anfang der 2000er Jahre. Zudem ist er vielfach als Übersetzer aus dem Litauischen in Erscheinung getreten. Unter anderem hat seine Übersetzung der Gedichte von Thomas Wetzlover, jetzt richtig ausgesprochen, Wetzlover ins deutsche großen Anklang gefunden. Diese erschien unter dem Titel Variationen über das Thema Erwachen 2022 im Hansa-Verlag. Cornelius Hell wurde mit dem österreichischen Staatspreis für Wissenschaftspublizistik 1996 geehrt und außerdem wurde ihm der Staatspreis für literarische Übersetzung 2018 zuerkannt. Ich freue mich auf einen sicherlich interessanten Abend und darf unsere Gäste auf die Bühne bitten. Vielen Dank für die schöne Begrüßung. Hören Sie mich? Vielen Dank für die schöne Begrüßung. Verehrte Damen und Herren, jetzt sollte es funktionieren. Einen schönen guten Abend Ihnen allen. Ich freue mich sehr, wieder einmal im Stifterhaus zu sein. Und ich freue mich sehr, mit Andrea Winkler wieder im Stifterhaus zu sein, weil das letzte Buch haben wir auch gemeinsam vorgestellt. Sie sind heute bei einer absoluten Premiere. Das Buch ist quasi erst wenige Tage alt und das ist die allererste Veranstaltung damit. Was an diesem neuen Buch, wenn Sie es in die Hand nehmen, zuerst einmal auffällt, man findet nirgends ein Foto der Autorin, ja nicht einmal einen Lebenslauf. Das ist gegen alle Usancen im sogenannten Literaturbetrieb, was für ein verräterisches Wort, in dem Bücher zuerst einmal über ihre Autorinnen und Autoren und bestenfalls noch über ihre Inhalte vermarktet werden. Andrea Winkler setzt genau dem im neuen Buch und genau diese Situation mit den Bildern, mit den Biografien, ich habe übrigens oft gesagt, bei den Klassikern, manche haben so ausgeschaut, dass man wahrscheinlich ihre Literatur gar nicht lesen möchte, wenn man sieht, wie sie ausgesehen haben. Aber das tut ja nichts zur Sache mit der Literatur. Also Andrea Winkler setzt dieser Situation im neuen Buch die folgenden Sätze entgegen. Nicht zu wissen, wie Autoren ausgesehen haben, deren Werk ich sehr verehre, stört mich gar nicht. Auch dass manche Daten ihres Lebens ganz im Dunkeln geblieben sind, finde ich schön. Es kann einem so sehr dazu verhelfen, konzentriert zu bleiben. Ja, möchte ich hinzufügen, es verhilft einem zuerst einmal dazu, sich auf den Text zu konzentrieren. Allerdings bringt es mich jetzt in eine Zwickmühle, denn bei der Vorstellung eines neuen Buches erwartet man ja auch eine Kurzbiografie der Autorin. So versuche ich der Preludie zu entkommen, indem ich nur das sage, was Sie ohne dies schon gehört haben. Andrea Winkler wurde in Freistaat geboren und lebt heute in Wien, wo sie Germanistik und Theaterwissenschaft studiert hat. Das Germanistikstudium hat sie mit einer Arbeit abgeschlossen, die als Buch erschienen ist, nämlich Schattenspiele, Spiele in Klammer, poetologische Denkwege zu Friederike Mayröcker in Brüt oder die seufzenden Gärten. Eines der zentralen Bücher von Friederike Mayröcker und das, was Andrea Winkler zu sagen hat, zum Werk von Mayröcker, ist anhand von diesem Buch oder vor allem fokussiert auf dieses Buch. Wie sehr Andrea Winkler im Werk von Friederike Mayröcker zu Hause ist und wie viel es ihr für das eigene Schreiben bedeutet, das konnte man im Dezember des Vorjahres im Wiener Rathaus hören, als sie dort die Festrede zum 100. Geburtstag von Friederike Mayröcker hielt. Für alle, die nicht dabei sein konnten, es ist glücklicherweise in einem kleinen Buch im Mandelbaum Verlag im Vorjahr erschienen, nachlesbar. Von einer Autorin, die von Friederike Mayröcker herkommt und für die, wie ich weiß, das Werk von Ilse Eichinger besonders wichtig ist, darf man nicht erwarten, dass man in ihrer Prosa nacherzählbare Inhalte findet. Ein auktorialer Erzähler, der über den Dingen steht, das ist ihre Sache nicht. Und auch ein personaler Erzähler, dessen Stimme ganz nahe bei einer Figur oder bei mehreren Figuren angesiedelt ist, ist nicht charakteristisch für ihr Werk. Oft sind die Texte von einem Ich hergeschrieben, ich möchte aber dennoch nicht von einem Ich-Erzähler sprechen, denn eher als vom Gestus des Erzählens sind die Bücher von Andrea Winkler aus einer rhetorischen Dynamik geschrieben. Es sind oft Monologe oder Dialoge. Das spiegelt sich schon in den Untertiteln, die üblicherweise das literarische Genre benennen. Andrea Winkels Prosa-Debüt Arme Närchen, 2006 im Droschel Verlag erschienen, trägt den Untertitel Selbstgespräche. Und der zwei Jahre später erschienene Prosa-Band Hanna und ich hat keinen Untertitel. Der erste Band, der dann 2010 im Schollner Verlag erschienen ist, drei, vier Töne, nicht mehr, trägt den Untertitel Elfrufe. Deutlicher könnte man den rhetorischen Charakter dieser Prosatexte gar nicht benennen. Mit der Genrebezeichnung spielt Andrea Winkler auch bei ihrem nächsten Werk. 2013 erschien König, Hofnarr und Volk. Es trägt den Untertitel Einbildungsroman. Ein Spiel mit Bildungsroman, mit Bildung, Einbildung. Die konventionelle Gattungszuschreibung Roman findet sich nur in dem 2018 erschienenen Buch Die Frau auf meiner Schulter. Und manchmal hege ich noch immer den Verdacht, das Etikett Roman wollte vor allem der Verlag dem Buch aufsetzen. Was Schreiben, was Literatur für Andrea Winkler bedeutet, welche Werke ihr wichtig sind und welche Fragen sie in ihr auslösen, hat sie grandios in dem 2013 im Kleber Verlag erschienenen Buch Ich weiß, wo ich bin, Betrachtungen zur Literatur entwickelt. Das schöne alte Wort Betrachtungen zur Literatur entwickelt. Das schöne alte Wort Betrachtungen sagt, Andrea Winkler verfällt nicht ins Theoretisieren, obwohl sie auch in den Theorien zu Hause ist, sondern auch ihre Texte über Literatur sind selbst Literatur. Das sieht man auch in der zweiten Abteilung des heute vorgestellten neuen Bandes, der anlassbezogene Texte versammelt und doch stehen auch sie zu Recht unter der Genrebezeichnung Prosa. Zuerst aber hören Sie einen Text, der genau das in Szene setzt, was ich einen rhetorischen Impuls oder eine Prose aus einem rhetorischen Impuls genannt habe. Ich wünsche Ihnen viel Freude beim Zuhören und bitte Andrea Winkler um die Lesung. Ich hoffe, ich frage das jetzt richtig. Ja, okay, sehr gut. Also vielen Dank zuerst einmal für die Einladung des Stifterhauses, hier zu lesen und mein Buch zu präsentieren. Das freut mich sehr, weil ich mich hier immer sehr wohl fühle. Und danke auch für diese Einführung und die Vorstellung. Ich werde zwei Texte lesen aus dem Buch und zwar der erste Text, den ich lesen werde, heißt Lied von zwei Gehenden und entstanden ist er als Antwort auf die Betrachtung eines Gemäldes, eines Bildes der Künstlerin Marianne von Verevkin. Ich kann Ihnen jetzt das Bild in keiner Weise beschreiben, das ist auch, glaube ich, jetzt nicht notwendig. Es ist einfach, also mein Text ist sozusagen in, ich würde sagen, in einer Art Dialog mit dem Bild entstanden. Ich werde ein beinahe unsichtbarer Gast sein, für die Dauer dieses Wegs ohne Namen, einem Schatten nicht unverwandt. Ich werde mich im Westwind beugen, wie die Bäume, die sich nicht fragen, ob dies erwünscht sei, gewollt, notwendig und mit dem Ostwind die Wolken treiben lassen. Ich werde mich langsam bewegen, wie an Tagen, auf die es auch später nicht ankommt. Was geht's den Strauch am Rand der Straße an, dass er einen Augenblick in Flammen stehen will? Und etwas sein, das brennt, ohne zu verbrennen? Alles werde ich sagen und nichts wirst du sagen. Und dann werden wir, werden wir mit nur einer Bewegung der Hand uns den Himmel als Grund zu Füßen legen, sodass wir schon jetzt anderswo sind. Wer soll es hindern? Wer dem Himmel unter uns verbieten, uns zu fragen, wohin er uns tragen soll? Dorthin, wo alles noch einmal anfängt, an einen Tisch, zu anderen, ins Wüste, ins Leere. Und lachen, noch leiser, noch flüchtiger. Ich kann es schon hören, es klingt wie noch nie, es kommt uns entgegen aus allem, was um uns ist. Nicht wahr? Da legen wir den Kopf in die Hände und warten, aber auf nichts, was wir schon gewusst haben, und ziehen die Schuhe aus und einer geht barfuß voraus, stetig den Blick wendend. Und bleibt dann stehen und erzählt das Ende anders, so oft, so geduldig, bis daraus ein Anfang wird. Ein Anfang aus Fragen. Ist dies oder das geschehen? Haben wir dies oder das getan? Dies oder das verabsäumt? Dies oder das verursacht? Und dies und das wird es rufen und ja und nein wird es rufen und alles und nichts. Aber ein Baum wird sich wiegen, als wüsste er nichts davon und ein Schatten vorbeifliegen und uns ins Dunkle tauchen. Wir sind auch dort zu Hause. Wir haben ein Wissen um die Nacht, ein Wissen um den Weg und sein Verschwinden, ein Wissen um den Irrtum. Wer kann die Farbe verspielen, das Licht, das da vorne, da oben, da links, da rechts, da unter uns durch alles hindurch bricht? Sicher, ich kann die Decke sein, die es tilgt. Ich kann der Mantel sein, der es gefangen nimmt. Ich kann den Himmel verwerfen und das Herz, das sich zu mir beugt. Es leuchtet wie eine Lampe, ein Strahl, der der Schwerkraft folgt, der Neigung zum Himmel, der auf dem Boden liegt. Auf dem gehen zwei, als wäre gestern heute und morgen gestern und die Zeit außer Kraft gesetzt, alles Vergehende. Was vermag dann das Nein, das sie flüstern hören wie ein Echo, das sich verfangen hat im Geäst? verfangen hat im Geäst. Es vermag nicht mehr viel. Es ist nur ein Unterton, der verlernt hat, sich zu verlieren. Eine Trauer, die niemand vernommen hat. Mag sie zu singen anheben und die Wolken zerstreuen, die uns begleiten. Sie sind schön, wenn sie innehalten und schön, wenn sie fliegen und ein schwimmendes Floß, wenn wir den Kopf zur Erde neigen und sehen, wie sie uns tragen. Wer muss dann, während wir weitergehen, noch wissen, was wann geschehen ist, wer was getan und verabsäumt hat? Wer, was, getan und verabsäumt hat? Das ist doch ein Strauch, der brennt, ohne zu verbrennen. Der wird uns in Bewegung setzen, wann es Zeit dafür ist und uns stillstehen lassen, wann es Zeit dafür ist. Was soll ihn denn hindern? Was im Untersagen Wärme zu geben und so viel Ferne zwischen dich und mich zu schieben, wie der Himmel braucht, um sich auszubreiten und unser Wort zu hören. Dass es uns dahin zieht, wo alles noch einmal anfängt. Ins Wüste, ins Leere. Dort wollen wir lachen, noch leiser, noch flüchtiger. Ich erahne es schon. Es kommt uns entgegen aus allem, was um uns ist und aus allem, was fehlt. Ein Haus, in dem wir um einen Tisch sitzen und für einen Augenblick gar nicht mehr fremd sind. Dort wird uns einer zu essen geben und dann ein Blatt hinschieben, ein leeres. Du wirst einen Baum zeichnen, ein Haus, eine Straße und zwei, die hinübergehen. Wo sie herkommen, wo sie hingehen. Dahin, wo der Himmel dem schwersten Schritt zum Grund wird, der ihn noch immer beschwingt. Und dort sprechen wie nie nur das, was die Not wendet, das Fraglose, Unerhebliche. Da oben strecken sich Wolken wie lange Arme aus und da unten gehen zwei wie einander verborgen und zugeneigt. Sie werden stehen bleiben und warten aber nicht wissen, worauf. Sie werden die Bäume sehen und sich wundern, dass der wind aus zweierlei richtungen weht wie um zu sagen seid nicht zu sicher seid sicher jetzt in gar nichts alles steht nur zum schein da der baum und die mauer die laterne der strauch ein stoß nur und noch einer und der Baum hält die Wurzel nach oben, der verbrannte Strauch verstreut sich als Asche und wir folgen weder dem Weg, der hinauf zeigt, noch dem, der hinüber führt. Wir sind nur noch Bild, das vorbei huscht, Schatten, der zieht, unendlicher Spiegel. Aber die Zweiter werden zur Antwort die schuhe ausziehen und sagen das macht uns nichts vertreibt uns noch einmal wir kommen wieder barfuß wir wissen um das dunkel wir wissen um die nacht wir wissen um den irrtum und darum wie wir ihn erkennen wir werden die spur nichten, auf der uns der Himmel zum Grund wird und der Grund zum Himmel. Solcher Verkehrung wegen gehen wir ja und gehen wie zwei, denen kein Weg zu lang wird. Und einer wird dem anderen den Anfang noch einmal erzählen, Und einer wird dem anderen den Anfang noch einmal erzählen, wie es war, als der Tag in die Nacht und aus ihr hervorging, und wie es war, als einer beschloss, sich fraglos im Wind zu beugen, als wäre sonst nichts zu tun. Wenn auch ein Tag zu verbringen, eine Strecke zurückzulegen, ein Bild zu entwerfen und ein Vertrauter als Fremder zu verabschieden ist. Hier steht der Baum wie immer, hier zieht die Wolke wie immer und die Laterne beugt sich wie immer. Genug, was nicht aufhört. Genug, was nicht müde wird. Genug, was den Raum um uns öffnet und ordnet wie mit verborgener Hand. Wie leicht es da sein wird, bei Tisch zu sitzen und zu lachen, zu denen hin, die unsere Fragen auch als stummen nicht gelten lassen. Woher wir kommen, wohin wir gehen Von weit her, aus keiner beständigen Bleibe Und dahin, wo nichts auf uns wartet Außer dem, das jetzt schon um uns ist Wir besingen es wie den Staub, der da und dort wirbelt Die Wolken, die uns beschatten, den Regen, der fallen wird Und alles, was brennt, ohne zu verbrennen. Das ist älter als wir, das geht uns voraus und überdauert uns. Das bleibt auch dem Haus nicht fern, das als Bild auf dem Tisch liegen wird, wie ein Gruß aus schweigsamer Zukunft, aus einer Zeit, die nicht kommt, ohne wieder zu gehen. Aber siehst du die Lampe, die sich stetig neigt, das Licht, dem der Raum nicht so weit wird, um ihn zu durchdringen? Und dich und mich, wie wir, verborgen wie kaum je zuvor, uns eine Reise erzählen, die stattfindet, hier und jetzt. Wie leise wir lachen dabei, wie schlecht wir zu täuschen sind über uns selbst und das, was wir zurücklassen. Es weht als Hauch durch den Baum und den Strauch, es muss nichts mehr wissen, keine Antwort erinnern und keine erwarten. Mag sie, ausgeblieben, die Wolken zerreißen. Mag der Himmel zu unseren Füßen jeden Schritt bewahren, der solch verabsäumter Antwort entgegenkommt. Es ist gut, wenn wir den Kopf senken und heben und uns in dem verlieren, was uns nicht braucht. Dann wirst du das Bild auf dem Tisch noch einmal zur Hand nehmen und die Tür ins Haus öffnen. Du wirst mir ein Blatt geben und sagen, schreib einen Brief. Einen Brief an wen immer und geh aus dem Bild hinaus, zurück ins Freie, auf den Weg, der hinauf und hinüber führt. Wie sollte ich nicht? Lieber, ich singe, ich singe die ganze Zeit. Seit ich aufgebrochen bin, ich glaube, sogar im Schlaf singe ich. Das ist mir selber ganz neu, zumal nichts geschehen ist, das solchen Gesang zwingend notwendig macht. Genug, dass ich gehen wollte wie jemand, dem nichts, was seinen Weg kreuzt, ein Hindernis darstellt. Weder, was in ferner Vergangenheit liegt, noch das, was aus der Zukunft zurückkommt. Nicht einmal ich selber werde das Hindernis gewesen sein. Begreift ihr das? Ich habe am Himmel Wolken zu Ungeheuern sich vor mir sehen, die mich auf ihre Rücken heben und neben mir, wie als ewige Erinnerung, einen Strauch, der brennt, ohne zu verbrennen. Ich habe gelacht, nahe daran, dem Nächsten, der um die Ecke biegt, zuzurufen, was für ein Wunder es sei, dass über alles Tagesgeschehen hinaus noch gelebt wird, als wäre da etwas, wofür es sich unbedingt, fraglos, heute und morgen und immer zu leben lohnt. Und das, obwohl nichts sich verändert hat und wir alle falschen Behauptungen hören über Menschen, die nicht anders können, als einen Weg ins Unbekannte zu nehmen. als einen Weg ins Unbekannte zu nehmen. Mögen sie dann für einen Augenblick namenlos und ein Schatten werden, wenn sie mit nur einer Bewegung der Hand sich den Himmel als Grund zu Füßen legen. Einen habe ich getroffen, der hat fortwährend so gesprochen, als könnte er das, was er sagen wollte, erst in einer anderen Zeit sagen. Er wiederholte sich, wie du und ich, ja, wie du und ich, wenn wir, solange der Wind hier hindurch streicht, weiter und weiter gehen. Und einen anderen habe ich getroffen, der mitten im Gerede ein Wort fallen ließ. Zeichnen Sie ein Zimmer ins Haus für die Klage und eins für den Wunsch und eins, in dem beide zusammentreffen. Er ging rückwärts, während er so sprach, tastend wie jemand, der sich jetzt gerade in keiner Gewohnheit mehr wiederfindet. Seht ihr? Mir ist der Weg, auf dem ich gehe, zu diesem Zimmer geworden, und ich habe den Wolken, dem Wind, dem Baum und dem Strauch alles gesagt. gesagt. Und bevor ich nun weitergehe, grüße ich euch wie Unsichtbare für eine Weile namenlose Gäste, die es freut, den Himmel zu teilen und die Farbe, das Licht nicht zu verspielen, das da und dort und überall hindurch bricht. An diesem Tag, an diesem einen Tag, wollte ich mich auf den Weg begeben wie jemand, der weiter nichts als das zu tun hat. Ja, auch einen Zettel mit meinen geheimen Vorbildern wollte ich mir in die Hosentasche stecken, um die Namen all derer von Zeit zu Zeit auszurufen, die es verstanden, sich mitten in Bedrängnis, Verwirrung und Nötigung jemandem anzuvertrauen, der sich zwar als schweigsam, nicht aber als gleichgültig erweisen kann. Braucht es nicht Mut und die Bereitschaft, Erfahrungen im Unbekannten zu sammeln, um wirksam zwischen Schweigsam und Gleichgültigkeit unterscheiden zu lernen? Immerhin hatte mich über viele Jahre hinweg häufig das Gefühl intensiven Verlusts von Orientierung heimgesucht. Vergleichbar dem überaus mühevollen Schwimmen in vom Wind aufgepeitschtem Gewässer, bei dem das Ufer ganz aus dem Blickfeld gerät. Mir war dann, als riefe etwas nach mir, zuerst sehr drängend, laut, eine Durchmischung von Geräuschen, die dann aber, je entschiedener ich ihm nachgab und mich den Wellen überließ, ohne mich über Gebühr anzustrengen, in Wimmern, schließlich in leises Säuseln überging. Ich hatte mich gefragt, welcher Art die Sache war, die sich hier zeigte und ob die Geschichten unbekannter Ahnen sich darin Gehör verschafften. Fenster hinaus geblickt und beobachtet, wie die Katze ein Eichhörnchen jagte, das Eichhörnchen aber geschwind den kahlen Nussbaum hinaufkletterte, um von dort oben die Katze ihr Interesse verlieren zu sehen. In diesem Augenblick war ein Buch aus dem Regal gefallen, das einmal meinen Großeltern gehört und das ich schon ganz vergessen hatte. Als ich mich über es beugte, um es aufzuheben, fielen ihre Erinnerungsbilder heraus und ein sehr altes, getrocknetes, vierblättriges Kleeblatt. Gewiss ein Gruß meiner Großmutter. Ich stellte die Bilder auf und betrachtete das Kleeblatt eingehend, ehe ich es wieder zurück zwischen genau jene Seiten schob, aus denen es mir in den Schoß gefallen war. Jetzt aber beschloss ich, seine Kontur vorsichtig abzuzeichnen und sie den Namen jener zuzugesellen, die mir an diesem Tag als leuchtendes Beispiel vorangehen sollten. Ein besserer Tag als dieser würde auch gar nicht kommen können. Der Himmel verlor sich in hellem, weiten Blau und wenn sich eine Wolke bildete, dann strahlte sie die Leichtigkeit eines durchlässigen, unbekümmerten Lungenflügels aus, der ebenso wie ich nichts weiter im Sinn hatte, als sich der Farbenpracht und Vielfalt jener Gestalten zu erfreuen, in die hinein er sich verschwendete. Kindergestalten zu erfreuen, in die hinein er sich verschwendete. Auf dem Feldweg, der vor mir lag, sammelten sich da und dort kleine Pfützen, Reste des Gewitters der letzten Nacht, eine Wohltat für die Böden, aus denen Mönchspfeffer, wilder Knoblauch, Sonnenhüte und eine Vielfalt dichtester Schafgabe sich aufrichtete, wie um mich daran zu erinnern, dass ich mir als sehr junger Mensch vor jeder Prüfung vor Augen führte, was alles am nächsten Tag um mich herum an schönem, letztlich unversehrbarem noch da sein würde, ganz unabhängig vom Erfolg oder Misserfolg meiner Leistungen. Merkwürdig, von wie vielen Dingen man denkt, sie müssten auf eine ganz bestimmte Weise geordnet sein, um zum Dasein berechtigt zu sein. Woher solche Fehlannahme? Ich hob von metallenem Klang in der Luft aufgeweckt den Kopf und sah sechs Schwäne über mich hinziehen, vermutlich auf dem Rückweg zum Fluss, den ich bereits hinter mir gelassen hatte. Dort angekommen, würden sie die Flügel spreizen, ehe sie sich geschmeidig im Wasser absetzten, um ohne jeglichen Nachdruck auf ein von jeher geschenktes Territorium zu verweisen, das nicht erst durch besondere Vorzüge erworben werden muss. Wie wunderbar war mein Weg. Kaum ein Haus säumte ihn und wenn doch eines auftauchte, dann kletterte der Efeu in den Figuren dreier Tänzer die Wand hinauf und Katzen schlichen vorbei, die sich satt davor in den Schatten legten. legten. Einmal stand mitten in einer Wiese ein vergessener Liegestuhl aus Holz, bespannt mit gestreiftem Tuch, durch das der Wind strich. Ein Eichelheer setzte zum Sinkflug an, es schien, als wolle er ausgerechnet an einem Ort rasten, der ihm Gewiss streitig gemacht werden würde. Ich war sicher, dass es die Stille, durch die ich mich bewegte, nicht aufstören würde, wenn ich ihr flüsternd einen Traum erzählte, der sich mir seit längerer Zeit immer wieder ins Gedächtnis schlich, ohne mir einen allzu deutlichen Wink zu geben. schlich, ohne mir einen allzu deutlichen Wink zu geben. Ich befand mich darin in einer Hütte, die einsam auf einem verschneiten Berg lag. Hin und wieder kam ein Wanderer vorbei und fragte mich, ob ich etwas zu essen hätte, wenigstens einen Teller Suppe. Erfreulicherweise leerte sich der Suppentopf kaum jemals, sodass ich niemanden abweisen musste. Einzig verwundert war ich, wie lange ich hier noch ausharren und worauf mein Sein hier hinauslaufen sollte. Ob ich von nun an keine andere Aufgabe mehr zu erfüllen hätte, als Wanderern Suppe zu geben? Nie fragte mich einer nach dem Weg oder wie es kam, dass ich hier oben mitten im Schnee Wohnung genommen hätte. Auch Rat verlangte keiner, einzig Suppe wurde gewünscht. Einer einzig Suppe wurde gewünscht. Einmal, als ich darüber in tiefe Verwunderung geriet, fand ich mich plötzlich in einem wunderbaren Garten wieder, in dem wilde Rosen, Glockenblumen, Margariten und Dost in reicher Fülle sich hin und her wiegten. Auch gab es da hohe, mächtige Buchen, Birken und Kastanien, deren Blätter wie das Rieseln von Wasser klangen, wenn ein Luftzug sie bewegte. Mitten darin aber stand eine Theke und eine Kleiderstange, auf der verschiedene Stücke zur Auswahl hingen. Während ich einen Mantel probieren wollte, klingelte mein Telefon. Und während ich in meiner Tasche nach ihm suchte, kam eine Frau auf mich zu, offenbar die Eigentümerin, die mich mit sanften, aber bestimmten Augen ansah und mir sagte, sie glaube, ich hätte noch einen sehr weiten Weg vor mir. Hier im Garten könne ich nun nicht mehr länger bleiben. Sie glaube, ich müsse durch etwas hindurch, das eine Weile Zeit in Anspruch nehmen würde. Derartige Schneemengen schmölzen nicht an einem Tag. Während sie mich zum Tor begleitete, wickelte sie mir noch einen Schal um den Hals und setzte mir eine Pelzmütze auf den Kopf. Aber bedanken konnte ich mich nicht, denn nun stand ich wieder im Schneegestöber und musste darin den Weg zu meiner Hütte finden. Kein Wunder, dass ich ins Sinien kam. Kein Wunder, dass ich ins Sinien kam. So mussten sich in der alten Geschichte Adam und Eva gefühlt haben, als Gott sie aus dem Garten Eden wegschickte, weil sie dem Rat der Schlange gefolgt waren. Noch im Traum fragte ich mich, welch falscher Annahme ich aufgesessen war, ohne es zu bemerken und ob es vernünftig war, im Garten nach dem Telefon zu greifen. Ich begriff, dass ich mit solchen Fragen zu keiner guten Erkenntnis gelangen würde und hielt es für richtiger, nicht zu vorschnell eine Antwort zu erwarten. Meine Achtung vor den beiden Figuren aus der alten Geschichte aber wuchs blitzartig. Hatten sie sich nicht ein Ja für eine überaus vertragte Ausgangssituation abgerungen? Waren sie ihren Weg nicht tatsächlich gegangen? nicht tatsächlich gegangen? Mein kurzer Aufenthalt im Garten musste jedenfalls trotz allem eine Art Nahrung für mich gewesen sein, denn als ich im Traum zu meiner Hütte zurückkehrte, war die Suppe aus und ich machte mir nicht das Geringste daraus. Zurück in diesem Sommertag hörte ich zarte Windböen in den Kronen der Eichen rauschen. Sie verströmten den Duft von frisch gemähtem Heu. Eine kleine Pension, die aussah, als hätte sie hier jemand vergessen, stand am Ufer eines Sees, an dem kein Badender zu Gast war. Allerdings sah ich in dem leicht verwilderten Garten eine Frau Hortensien zurechtschneiden. Sie erzählte mir, dass hier in früheren Jahren reger Betrieb geherrscht habe. Wie aber jeder wisse, hätten sich die Ansprüche der Menschen drastisch verändert und heute überübe weder der See noch die Gegend irgendwelche besonderen Reize auf Reisende aus. Es gebe hier auch kaum noch Gastronomie. Sie selber bewohne das Haus auch längst nicht mehr. Sie bringe es aber nicht übers Herz, es zu verkaufen. nicht mehr, sie bringe es aber nicht übers Herz, es zu verkaufen. Hierher fahren könne sie nur, wenn der Gesundheitszustand ihres Mannes, den sie in ihrer Wohnung in der Stadt pflege, ihre Abwesenheit erlaube. Sie kostet an die Stille des Hauses sehr aus und wundere sich darüber, dass sie gar nicht traurig würde, wenn sie von Gastzimmer zu Gastzimmer ging, um die Fenster zu öffnen und Luft durch die Räume ziehen zu lassen. Ja, solche Tage wären ihr kleines Fest. Es genüge ihr dann vollkommen, nichts weiter zu hören, als hin und wieder das Nagen der Eichhörnchen oder den Flügelschlag der Schwäne oder das Knacken einer Leitung im Haus. der Welt herumgereist, habe sich gesättigt an der ungeheuren Lebendigkeit der Großstädte. Jetzt blicke sie auf den einen und anderen mitgebrachten Gegenstand ganz ohne Wehmut. Zwar sei sie beunruhigt über den Lauf der Dinge, über all die besorgniserregenden Entwicklungen, mit denen man sich endlos auseinandersetzen könne, aber jetzt, wo sie sich der Begrenztheit ihrer Lebenstage bewusster als früher war, lasse sie sich von der Fülle nicht mehr überwältigen, sondern frage sich eher, worauf es noch ankomme. Der gehäufte Versuch von Verabschiedungen und Beerdigungen trage seinen Teil zu solcher Fokussierung bei und manchmal denke sie, wenn sie jüngeren Menschen etwas zu sagen hätte, dann das, dass man nicht früh genug damit anfangen kann, das Augenmerk darauf zu richten, Wesentliches von Unwesentlichem zu unterscheiden. Plötzlich entschuldigte sie sich dafür, mir dies alles einfach so gesagt zu haben und verabschiedete sich, als würde sie einzig rasches Davongehen vor dem Weitersprechen bewahren. Ich winkte ihr nach, waren. Ich winkte ihr nach, erstaunt darüber, wofür wir Menschen uns entschuldigen. Sogleich lag der See wieder ganz still vor mir und lud mich ein, ein Bad zu nehmen. Das Wasser war kalt, rein und dunkel, denn ein großer Teil wurde von einem bewaldeten Hügel beschattet und beim Schwimmen durchströmte mich jenes seltene Glück, das einen sogar jubeln lässt. Und war es nicht wunderbar, sich für die Dauer einer leisen Stunde von nichts anderem umgeben zu fühlen, von nichts anderem umgeben zu fühlen als von einer Welt, in der ein Haus übrig bleibt für eine noch ausstehende Generation an Gästen? Beinahe wäre ich nach meinem Bad im Schatten einer Eiche eingeschlafen. Ich sah im halben Traum einen Weg vor mir, auf dem mir unbekannte Menschen in Gruppen Leiterwagen zogen, auf denen allerhand Hausrat versammelt war und Kleider und Spielzeug. Zeit aufzubrechen? Ich hatte noch zwei kleine, ebenfalls halb verlassene Orte zu durchqueren, und der Weg, der mich bis dahin erwartete, führte durch den Wald entlang eines Flusses, dessen Lauf von großen, bemoosten Steinen durchbrochen und umgelenkt wurde. Vor mir her flatterten zwei Zitronenfalter, so fröhlich, dass mir meine Beine von ihrem Anblick leicht wurden. Ein feierliches Gefühl hatte mich ergriffen, wie es häufig geschah, wenn ich allein an einem Sommertag durch einen kaum bekannten Wald spazierte, begleitet nur von zeitweiligen Rascheln im Gebüsch, von Vögeln, deren Stimmen ich nicht ausreichend differenzieren konnte und dem Wind, dessen Schwung sich damit begnügte, Äste und Zweige überaus zart zu bewegen. Ich wusste, dass ich an der Weggabelung den linken Pfad, der den Hügel hinaufführte, einzuschlagen hatte. Er war beinahe zugewachsen, sodass ich meinen Schritt verlangsamte, um die Ringelnattern nicht zu irritieren, die sich hier gern sonnten. Auf dem schmalen, ansteigenden Pfad holten mich Erinnerungen an längst vergangene Ereignisse ein. Ereignisse, die in vielen Schichten dunkel leuchteten. Wie sehr sehnte ich mich danach, sie ganz aus meiner Hand in eine andere zu geben, die besser als ich wusste, wie sie zu ordnen seien. Vor einiger Zeit hatte ich in einem Museum ein kleines Gemälde betrachtet, auf dem zwei Gestalten eine ansteigende Straße hinaufgingen und es schien dabei, als wäre der Himmel über ihnen zugleich der Grund unter ihren Füßen, nur fließender und sich in allen Farben spiegelnd und brechend. Jetzt und hier und über mir war er immer noch ungetrübt, und bald würden sich die Zinnen der alten Burgruine, die da hoch oben über Wald und Fluss blickte, scharf gegen ihn abheben. Auch hier hatte sich an diesem Tag niemand anderer verirrt, sodass ich die alte Mauer, von der aus die Gegend am besten zu überschauen war, ganz für mich allein hatte. Ich war müde und sah wieder den tanzenden Schatten zu, die von den Ästen auf die übrig gebliebene Wand gezeichnet wurden. So lag ich, unbeschäftigt, eingebettet in eine nur scheinbar abgelegene Landschaft, die ihre Üppigkeit so ungeschützt verschenkte. Bald würde mein Weg den Wald verlassen und ins freie Feld übergehen, wo sich Scharen von Sonnenblumen ausbreiteten und Gräser mit transparenten Spitzen, die sich gewiss über jeden Zweifel an ihrer Berechtigung auf so selbstverständliche Weise da zu sein, erhoben. In der Ferne erhaschte ich hinter einer Hecke aus Weißdorn ein paar Gestalten, die neben ihren Motorrädern lagerten. Als ich näher kam, erkannte ich, dass es Jugendliche waren, die Musik hörten, rauchten, wenig sprachen und ihren Blick in die Ferne schweifen ließen. Einen von ihnen hörte ich sagen, dass er alles unter Kontrolle habe und gewiss nicht süchtig werden würde. Ein anderer meinte, es sei wohl schwer, ein Leben lang von nichts abhängig zu sein. Er sei nicht sicher, ob es nützlich wäre, das anzustreben. Ich grüßte sie und fragte sie, ob sie einen Weg abseits der Straße kennen würden, der ins Dorf X führe. Sie erklärten mir, ich solle einfach den Feldweg weitergehen und rechts abzweigen, bevor der wieder in den Wald münde. Von hier aus dauere es aber noch sehr lange, sicher eine Stunde, wenn ich dagegen einfach der Straße folgen würde, wäre ich so gut wie gleich da. Ich bedankte mich froh darüber, nicht allzu lange unter so wenig Schatten weiterzugehen. Ich griff in meine Hosentasche und erinnerte mich der Namen, die ich hierher mitgenommen hatte. Ich musste lachen, als ich sie nun tatsächlich, wie in der Art einer Litanei, vor mir her sagte. sie nun tatsächlich, wie in der Art einer Litanei, vor mir her sagte. Wie dankbar war ich, dass ich an den Geschichten ihrer Träger nicht vorbeigekommen war. Oder hatten sie mich von sich aus eingeholt, in der Weise einer stillen, aber überaus wirksamen Begegnung, bei der man ahnt, dass hier etwas geschieht, dem man sich nicht entziehen soll? Ich weiß es nicht. Und was tut es am Ende zur Sache? Das Dorf bestand aus wenigen Höfen, die sich links und rechts der Straße aneinander gruppierten, mit kleinen Vorgärten und manch schönen toren von denen aber nur eines rosa rot gestrichen war noch bevor ich mich der hausnummer versicherte wusste ich dass dies das haus meiner bekannten war die mich vor langer zeit eingeladen hatte und die ich nun endlich besuchte sie führte mich in den Garten. Wir saßen vor einer riesigen Schaukel und einem Meer an allerlei hellstrahlenden Blumen und tranken Wasser. Sie erzählte mir, dass sie mittlerweile sehr gern hier lebe, obwohl die Arbeit an diesem Haus kein Ende nehme und hier wenige Menschen lebten, zu denen sie engeren Kontakt pflege. Sie käme gut mit allen Nachbarn aus, schätze es auch, dass man einander auf der Straße wahrnehme und einige Worte wechsle, aber darüber hinaus lebe sie hier sehr für sich. Darüber hinaus lebe sie hier sehr für sich. Eine störende Empfindung des Alleinseins stelle sich aber keineswegs ein, zumal sie mit ihren in der Welt verstreuten Freunden über verschiedene Kanäle verbunden sei. Kontakt zu Menschen, denen ich mich nahe fühlte. Ich hatte allerdings oft festgestellt, dass die Zeiten des Mangels an Austausch und Gespräch dazu führten, dass der Blick nach innen klarer würde und so mancher Nebel, der da aufzuspüren war, sich aufhellte. Nicht aller, aber eben mancher. Nicht aller, aber eben mancher. Meine Bekannte stand auf, um mir in ihrem Atelier eine Reihe von Zeichnungen zu zeigen, an denen sie die letzten Monate gearbeitet hatte. Ich sah zarte Vögel auf Leitungen sitzen oder schwere Gewichte heben. heben. Ich sah viel weiten Raum um sie herum und kugelartige Formen, an deren Rand sie ihre Füße setzten und durch die hindurch es wie Wasser zu rieseln schien. Sie erzählte mir, sie habe Angehörige verloren, zu denen die Beziehung immer schwierig, aber sehnsuchtsvoll gewesen wäre. Und Freunde, die es vermochten, sich in der letzten Zeit ihres Lebens in allen Handlungen auf das Notwendigste und Wichtigste zu reduzieren. So, als hätten sie auf unerwartete Weise immer schon zwei gut verbundene Gewichte in sich getragen, von denen eines immer hier und das andere immer anderswo gewesen wäre. Drüben, wie man so unbekümmert sagt. Die Vögel wären dann wie von selbst in den Raum zwischen den Gewichten geflogen. Manchmal fielen ihr so viele Dinge ein, die sie ihrem Vater, an dessen Seite sie nicht aufgewachsen war, gern gesagt hätte. Einmal sei er hier in diesem Garten gesessen und habe ihr erzählt, was er wann und wie in seinem Leben gemacht hätte. Sie sei beeindruckt gewesen, Leben gemacht hätte. Sie sei beeindruckt gewesen, gleichzeitig sei ihr dabei eingefallen, wie sehr sie ihn dann und wann gebraucht hätte. Einen Augenblick lang war sie nahe daran, ihn mit diesem Versäumnis zu konfrontieren. Im nächsten aber habe sie gedacht, wer bin ich, dir jetzt Vorwürfe zu machen? Und so habe sie es dabei belassen. Ich antwortete, dass ich drei Jahre nach dem Tod meines Vaters auf einmal das größte Verlangen verspürte, einen Weg zu gehen, von dem ich wusste, dass er in Häufig gegangen war, allein. Ich hätte mich ins Auto gesetzt und wäre an den Ort gefahren. Die ganze Zeit über wäre ich auf dem Weg niemandem begegnet, sodass ich mir ungehindert alles zuflüstern konnte, von dem ich dachte, dass mein Vater es mir jetzt und hier gerne sagen würde. Ich hatte tatsächlich die ganze Zeit über das Gefühl, dass er an meiner Seite war. Eine Weile war es ganz still. Dann holten wir die Suppe aus der Küche und setzten uns zurück in den Garten. Der Himmel würde an diesem Tag bis in die Nacht hinein ungetrübt bleiben. Kein Grund also, sich ihrer Wärme zu entziehen. Danke schön. Applaus Das ist perfekt. Das ist ja gut. Nichts passiert, Schaden behoben. Danke noch einmal für das Lesen von dem Text. Ich habe mich, wie ich ihn gelesen habe, vor allem zuerst einmal gefragt, was weiß ich von diesem Ich? Ich habe gemerkt, dass ich automatisch annehme, es sei ein weibliches Ich, aber wenn ich den Text genau überprüfe, finde ich keinen Beweis dafür, es könnte eigentlich auch ein Mann sein. Es kann ein junger Mensch, ein älterer Mensch sein. Weißt du oder hast du, wenn du den Text von diesem Ich her geschrieben hast, mehr gewusst als der Leser des Textes? ich hergeschrieben hast, mehr gewusst als der Leser des Textes? Ich vermute, ich glaube schon. Also wenn ich ein Ich in Bewegung setze in einem Text, habe ich schon eine sehr klare Empfindung zu dem Geschehen, worin es sich bewegt und auch von der Landschaft und so weiter. Und dann lasse ich mich im Schreiben einfach ein bisschen führen von Bild zu Bild, aber ich habe schon am Anfang eine Art von Vorstellung oder Empfindung zu dieser Person. Denkst dich, empfindest dich hinein in diese Person, in deren Maske der Text jetzt entsteht? Ja, das wäre jetzt für mich alles fast ein bisschen so kompliziert gedacht, weil es viel einfacher ist. Es ist einfach so, ich habe gewusst, ich möchte über diesen Tag schreiben, über einen Tag und über diesen Tag. Und ich habe ungefähr gewusst, ich habe schon einen gewissen Teil dieses Weges vor meinem Auge gehabt. einen gewissen Teil dieses Weges vor meinem Auge gehabt. Und so entsteht das. Aber dann entsteht es beim Schreiben, wohin die Reise geht. Das ist natürlich die nächste Frage. Ich habe auch gemerkt, bei einem jetzt viel längeren Text, mit dem letzten Roman, fragt man sich das weniger. Aber hier ist natürlich auch die Frage, wie nahe ist dieses Ich an dir selber? Also wie viel von dem hast du selber gesehen? Wie viel von dem Weg bist du selber gegangen? Der Weg, den ich gesehen habe, der ist da sicher drinnen. Also das ist so. Und trotzdem glaube ich, dass es im Schreiben ein völlig anderer Weg wird, weil es einfach ein Schreibweg dann auch ist. Aber es ist mir wirklich die Landschaft in diesem Fall vor Augen und also die einzelnen Abschnitte daraus sind mir vor Augen im Schreiben. Aber du fühlst dich nicht unbedingt gebunden an die Topografie? Überhaupt nicht, weil es darum ja auch gar nicht geht. Ich weiß ja am Anfang auch gar nicht so richtig, wie... Es ist ja keine Geschichte vorab da, die ich sozusagen dann abarbeite, sondern es entsteht und es ist aber schon etwas da, was ich sagen will. schon etwas da, was ich sagen will. Und das ist das, was ich dann auch nicht anders im Sprechen beschreiben kann, als ich es im Schreiben tue. Aber es hat auf jeden Fall mit Reduktion, mit Blick auf das Wesentliche zu tun. Ja, schon. Und auch mit den Begegnungen, die da einfach dann den Weg begleiten oder die dann den weiteren Weg auch wieder anstoßen. Du wohnst jetzt schon Jahrzehnte in Wien, in der Stadt. Und es sind aber nicht nur in diesen beiden Texten, es sind ja be Texte, die sich aus der Bewegung des Gehens speisen, aber auch in vielen anderen größeren Texten, gerade auch im letzten Roman, kommen Gehen oft vor, sind das Orte abseits, Orte, wo man viel allein ist. Hast du trotzdem Leben in der Stadt? Viele solche Erfahrungen? Oder ist das etwas, was du dir schreibend selber auch herbeischreibst? Nein, dass die Erfahrung habe ich. Ich bin einfach eine Gehende. Ich gehe gern und ich kann ohne Wald in der Nähe auch gar nicht gut leben. Also auch in der Stadt nicht. Das ist schon was sehr Wesentliches. Ja. Beim ersten Text Lied von zwei Gehenden. Da kommt ja schon sehr bald dieses Bild, mehrfach dann variiert, wiederholt, etwas sein, das brennt, ohne zu verbrennen. Da ist ziemlich klar, dass die Hintergrundfolie dessen der biblische Dornbusch ist, oder? Es ist so, dass auf diesem Bild, das muss ich jetzt dann schon kurz ausführen, da gibt es, also das ist ein Weg und auf einer Seite gibt es schon einen sehr hervor, für mich beim Hinschauen damals einen sehr hervorstechenden, in der Farbe sehr, sehr stark hervorstechenden Strauch. stark hervorstechenden Strauch. Und ich glaube überhaupt nicht, dass das im Gemälde so angelegt ist, dass das auf dieses Brennen verweist, aber es hat so ein Gefühl des Brennens oder so ein etwas Brennendes ausgelöst für mich zumindest beim Hinschauen und es ist mir dann einfach so, auch in diese, es hat dann einfach Dasein, ich kann das nicht anders beschreiben, also ich habe mir da aber keinerlei, also das habe ich mir vorher nicht in irgendeiner Form überlegt, sondern das war einfach, weil mich dieser Strauch schlicht und einfach erinnert hat, also es hat das Bild irgendwie hervorgerufen, dieses Brennen. Und der Text ist ja gerade als Fantasie auch nicht unbedingt jetzt direkt an das Bild gebunden. Und im Text selber, Wüste ins Leere steht gleich daneben. Es ist natürlich nicht wie bei Mose von Gott die Rede, aber es ist das Licht, das sich zu neigen nicht aufhören kann. Also es sind schon in der Nähe dieser Hintergrundfolie, die ich als solche gesehen habe und das wird eben wieder aufgegriffen, wieder variiert, das brennt ohne zu verbrennen. Da bin ich schon beim Dornbusch und auf der anderen Seite, weil ich es gerade vor kurzem gelesen habe, bin ich bei der Friederike Mayröcker, die diesen schönen Text geschrieben hat, wo sie als junge Frau tatsächlich einen Dornbusch brennen sehen hat und gesagt hat, von diesem Dornbusch her schreibe ich mein erstes Gedicht. Spielt das auch eine Rolle? Also ich habe jetzt an den Mayröcker Text dabei überhaupt nicht gedacht. Das war als Erinnerung zu diesem Zeitpunkt einfach gar nicht da bei mir. Aber um nochmal zu dem Bild auch zu kommen, das Bild hat für mich schon etwas sehr Intensives, das Welten verbindet, im weitesten Sinn Sphären. Weil das ist ja eine Straße und das kommt ja auch jetzt in dem Text schon deutlich vor. die gehen einerseits hinauf, aber man sieht sie sozusagen an der, also man sieht sie auf der Anhöhe, die Straße auch überqueren, also es ist ein bisschen so, als wären die in doppelter, soweit ich es jetzt überhaupt in Erinnerung habe, ich erzähle es jetzt so, denn das war das, was mich beim Schreiben begleitet hat, einfach dieses Empfinden, dass hier schon wirklich ein, dass das ein Ineinander von Hüben und Trüben ist, das sage ich jetzt auf diese recht lapidare Weise. Es ist wirklich ein Weg, wo es verschiedene Möglichkeiten des Ineinanders gibt. Und insofern ist es für mich ein sehr geborgener Weg, obwohl ich diese zwei, in gewisser Weise habe ich diese zwei Gestalten auch als ein bisschen verloren gelesen in dem Bild und das auf diese Weise eingeholt. was so stark in der Anregung und im Angesprochensein ist. Das möchte ich übrigens auch sagen, noch kurz zu deiner Einführung, weil du gemeint hast, dass die Texte etwas Monologisches manchmal haben. Oder Dialogisches. Ja, Dialogisches, genau. Und eben aus diesem Ruf heraus kommt auch dieser Text oder aus dieser Bewegung des Angesprochenseins oder des Rufensprechens. Und ich denke mir immer, dass eigentlich es kein, also es gibt kein Sprechen mit sich, das nicht ein Sprechen mit einem anderen auf eine Art ist. Für mich ist das etwas so Zentrales, dass eigentlich glaube ich, dass vielfach meine Figuren von dieser Erfahrung her kommen, auf ein Du ausgerichtet sind und sich von diesem auch auf eine Art, das ist jetzt schwer zu beschreiben, aber auf eine Art, auf jeden Fall in Dichter verbindet, da ist eine dichte Verbindung. Das kommt ja hier schon so ungefähr in Zeile 10. Und etwas, also alles werde ich sagen und nichts wirst du sagen und dann werden wir, wobei ich mich da, also ich spreche, die Sprecherin, du, ist das die zweite Figur im Bild oder wer ist hier du? So habe ich es für mich nicht übersetzt, So habe ich es für mich nicht übersetzt, dass es jetzt zwingend, das könnten diese zwei Figuren sein, die hier gehen und es könnten die sein, die mit dem Bild in Kontakt, also in Verbindung sind oder die sich da hineinbegeben in diese Betrachtung. Und das Ich habe ich jetzt einmal vermutet, ist in diesem Text näher bei dir selber als beim anderen, weil du ja klarerweise die bist, die über das Bild reflektiert. Oder stimmt das auch nicht? Hätte ich so, ich könnte das so nicht sagen, aber ich kann völlig gut damit leben, dass du es so siehst. Also es ist für mich überhaupt ganz in Ordnung, aber ich glaube mit dieser Nähe, Ferne zu dem Ich, es ist schon in diesem Buch so, dass in der zweiten Hälfte, da glaube ich, ist das Ich, da würde ich es schon auch so sehen, dass es mit dem Ich ein bisschen anders ist, aber eigentlich ist es... Um es noch komplizierter zu machen, frage ich dann, wer sind Sie? Also was vermag dann das Nein, das Sie flüstern? Hören wir ein Echo? Es gibt nicht nur ich und du. Das sind die zwei. Das sind die zwei. Es ist schon ein Herum. Also ich glaube, dass man das, um es jetzt wirklich nicht so kompliziert zu machen, lieber Cornelius, weil beim Lesen, glaube ich, erschließt sich es einem, also es ist schon eine Frage, wie man da selber mit hineingeht und an welche Stimme ich im Lesen anknüpfe, auf welche Weise, aber es ist, glaube ich, schon ein, es wird dann schon sprechen deutlich. Okay. Und was wir nicht sehen haben können beim Zuhören, aber was man im Buch sieht, der letzte Abschnitt dieses Textes ist ja ganz deutlich abgehoben, ist dann kursiv gesetzt. Wo ist hier der Bruch oder was schaltet sich hier um? Es ist schlicht eine andere Perspektive, die dazu kommt. Und es fasst etwas noch einmal anders. Es ist, als würde die, da geht es ja davor, es ist ja schon da übergeleitet zu einer Art, wie zu einem Briefpartikel in diesem Weg. Und da kommt einfach noch einmal eine andere Drehung, Und da kommt einfach noch einmal eine andere Drehung dieser Gedanken hervor. Aber ich würde das jetzt weniger... Ja. Okay, ja. Zu formal. Nein, für mich hat sich einfach dieser Zugang am ehesten Mal ergeben, so aufzudröseln, wer, also quasi, who is who, wer in diesem Text, wer spricht zu wem, welche Personen, welche... Und, okay. Aber vielleicht von diesen beiden Texten noch weg ein kurzer Blick in den zweiten Teil. Ein Lieblingstext von mir ist, was der Augenblick vermag, weil es mit meinem Literaturverständnis oder Erfahrung mit Literatur sehr ähnlich ist, sehr konveniert. Und gleich am Anfang, was der Augenblick vermag, geht es in einem Stück Literatur um einen einmaligen Augenblick und darum, dass die Literatur diesen einmaligen Augenblick erhalten kann oder retten kann vor dem Verschwinden. Stimmt das? Ja, das würde ich so sehen. Und da gehe ich ja ganz konkret durch drei kurze Ausschnitte von Texten. Also das war auch eine, ich wurde gefragt, sozusagen, ob von der Literatur noch etwas zu erwarten ist. Also ein utopisches Potenzial. Und ich finde es für mich jetzt nicht ganz einfach, dieses utopisch vernünftig in eine Lesart zu bringen, die meiner entspricht, weil es hat mich nicht die Utopie als solche interessiert in diesem Text, Aber für mich ist tatsächlich das Lesen etwas, wo einfach bestimmte Augenblicke der Übertragung so stark auch stattfinden, also wo man so deutlich mit hineingenommen ist und daher auch empfindsamer wird diesem Augenblick gegenüber, in dem so viel Potenzial der Wandlung und Veränderung von etwas steckt. Und da ist es eben, das schaue ich mir heute im Hinblick auf drei Texte an, also auf das Erleben einer einzelnen Figur in einem Chekhov-Text und auf das Erleben eines Paares in einem Text von der Virginia Woolf. Und dann noch einmal in einem Text von Grillparzer, wo es um einen Augenblick geht, in dem sozusagen eigentlich im Lesen sich das Bild von so einer Gemeinsamkeit, von so einem Gemeinsamen in einer Menge einstellt, also ein gemeinsames Erleben, das gemeinsame Erleben einer Volksmenge, wenn man so will. Und natürlich wissen wir nicht, ob hier ein gemeinsames Erleben tatsächlich da ist, aber es gibt dieses starke Moment von diesem Strömen. Und das hat mich interessiert, einfach in Beziehung zu setzen zueinander. Also diese intensiven Momente, die in Sicht des Potenzials einer solchen Bewegung und Veränderung haben. Und meine Sicht der Dinge ist, dass die Literatur das hat und dass sie uns das gibt in die Hand, so dass wir es auch in unserem Leben stärker wahrnehmen können. Das ist ja meines Erachtens doch das, worum es im Schreiben ja auch geht. Den Augenblick aufrechterhalten, heißt es bei der Ilse Eichinger. Also, dass nicht alles in der Banalität, in der Gleichförmigkeit, im Vergessen auch versinkt. Genau, genau. Ich glaube schon, dass du das mit deiner Literatur, mit den Texten, die du schreibst, auch machst und auch in uns solche Augenblicke wachrufen kannst. Und dafür danke ich dir. Danke auch für diese Stimme. Vielen Dank, Cornelius Hell und Andrea Winkler. Das Letzte, was Cornelius Hell gesagt hat, kann man, denke ich, vollends unterstreichen. Wenn Sie Wesentliches lesen wollen oder vom Wesentlichen, dann kaufen Sie sich dieses Buch, gibt es am Büchertisch. Andrea Winkler ist, denke ich, gerne bereit zu signieren. Ich danke euch beiden für einen schönen Abend. Wenn Sie noch vor dem 2.12. wieder zu uns kommen wollen, denn da wird ja Andrea Winkler wieder hier sein, dann empfehle ich den Donnerstag. Da sind Christoph Janatsch und Nika Pfeiffer mit ihren neuen Büchern hier. Ich wünsche Ihnen noch einen schönen Abend. Vielen Dank. Applaus