Es ist schön, dass ihr gekommen seid. Danke. Wir erinnern an die Mühlenviertler Menschenharz, die im Februar 1945 auch hier an diesem Ort waren. Ich erinnere, damals waren Kriegsgefangene Soldaten der Sowjetunion, also Russen, Ukrainer. In Folterhaft waren diese Männer im KZ Mauthausen. Das war ein Menschheitsverbrechen, ein Völkerrechtsverbrechen. Und danach wurden diese Häftlinge in allen Gemeinden der Region auf diese Gefangenen befohlen. Eine Gruppe des österreichischen Gewerkschaft Jung-Senters-Gallner-Kirchen liest protokollierte Sätze von Menschen, die die Müllviertler Menschenhatz im Februar 1945 erleben mussten. Sie sind sofort zu erschießen oder der SS zu übergeben. Ich war damals 14 Jahre alt. Ja, ich war stolzer Hitlerjugendler. Und ich war beim Volkssturm. Was wir damals gemacht und wie es mir gegangen ist, das kann keiner verstehen. Auch ich war dabei, wie es meiner Mutter am Abend dieses Tages ergangen ist. Sie hat mich gefragt und dann hat sie sehr geweint. Am nächsten Tag musste ich wieder mitmachen, obwohl es meine Mutter nicht wollte. Ich war sechs Jahre alt. Mein Vater war Jäger. In der Nähe unseres Hauses ist ein Toter gelegen. Am Abend ist der Vater heimgekommen. Erregt hat ihn meine mutter angeschrien was du das nein hat er gestöhnt mutter glaubt mir ich habe immer drüber geschossen wir sind Wir sind von der Hauptstraße heraufgegangen. SSler haben drei KZler heraufgeführt. Diese haben keine Schuhe getragen. Eine Frau hat geweint und meinte zur SS, so arme Leute. Einer von den SSlern hat sich zu dieser Frau gewendet. Sie soll nicht weinen. Es könnte Folgen haben. Ich war zehn Jahre alt, wohnte mit meiner Mutter in der Friedhofsgasse 1. Ich brachte wie jeden Abend den Hühnern Futter. Hinter dem geschlichteten Holz entdeckte ich zwei gehetzte Flüchtlinge. Die betteten verzweifelt um ihr Leben. Wir haben sie nicht verraten. Wir haben ihnen tagelang Essen hinterlegt und dann Kleider. Meine Mutter hat mich immer beschworen. Sag ja nichts, versprich dich nicht, pass auf, verrate und nichts. Dieses Schweigen müssen habe ich durch viele Jahre als schwere Last in mir tragen müssen. Die Erinnerung an die Mühfeldler Menschenharz ist nicht nur ein Gedenken an die Vergangenheit, sondern eine Mahnung. Wir haben aufzutreten gegen Ausgrenzung von Hassreden gegen Menschengruppen, weil sie anders sind in ihrer Sprache, in ihrem Aussehen und in ihrem Glauben. Mein täglicher Schulweg führt mich am Mahnmal für den Frieden vorbei, wo wir jetzt diese Feier begonnen haben. worden, das zu der heutigen Veranstaltung einlud. Darauf standen die Wörter Erinnern der Zukunft willen und Erinnern stärkt die Menschlichkeit. Denn Erinnern an die Vergangenheit, an die Toten des Euthanasieprogramms der Nazis trifft hier auf die Schule für Sozialbetreuungsberufe, wo die Pflegekräfte der Zukunft ausgebildet werden. Gerade als Geschichtelehrer sehe ich es als meinen Auftrag an, die Vergangenheit, das Erinnern mit der Gegenwart und Zukunft der Arbeitswelt der künftigen Pflegekräfte zu verbinden, damit Erinnern die Menschlichkeit auch wirklich stärkt. Das frühe 20. Jahrhundert war, was den Umgang mit Menschen mit Beeinträchtigungen angeht, eine sehr spannende Zeit. Eine Zeit der Extreme zwischen frühen Versuchen einer Förderung von Menschen mit Beeinträchtigung einerseits und ihrer Beschränkung und Vernichtung durch die Eugenik andererseits. und ihrer Beschränkung und Vernichtung durch die Eugenik andererseits. Führend dabei war zwischen 1898 und 1938 die Landesfürsorgeanstalt in Hartheim, bevor sie dann von den Nazis enteignet und zur Tötungsanstalt umgebaut wurde. Dort haben die Bewohner und Bewohnerinnen zusammen mit Nichtbehinderten in der Landwirtschaft gearbeitet. Wir schienen vor der Katastrophe des Nationalsozialismus und seines Ea 1999 als erster Mensch mit Down-Syndrom erfolgreich ein Psychologie- und Pädagogikstudium absolviert. absolviert. 2023 wurde mit Margal Saran eine Frau mit Down-Syndrom in das Regionalparlament von Valencia gewählt. Der Vergleich mit Spanien regt zur Spekulation an. Möglicherweise wären auch wir im deutschsprachigen Raum heute weiter, hätte es den Nationalsozialismus und seine Euthanasie-Programme nicht gegeben. Besinnen wir uns daher hier zwischen Schule und Mutterhaus auch auf jene Diakonissinnen zurück, die vor etwa 100 Jahren daran gearbeitet haben, das Leben für Menschen mit Beeinträchtigung besser zu machen. Gehen wir jenen Weg weiter, den sie begonnen haben, hin zu einer Welt, wo Inklusion und Integration keine leeren Lippenbekenntnisse mehr sind, sondern gelebte Realität. So kann Erinnern tatsächlich die Menschlichkeit stärken. Danke.