Willkommen bei Literatur im Dorf, Silvana Steinbacher begrüßt Sie. Mit 25 Jahren war sie bereits ein Shootingstar, heute ist sie großteils vergessen. Die Rede ist von der 1814 geborenen Dichterin und Journalistin Betty Paoli. Die Literaturwissenschaftlerin Karin S. Wozonic hat zwei Bücher über Betty Paoli herausgebracht und ich möchte mich heute mit Karin Swuzonik über Leben und Werk von Betty Paoli unterhalten und auch über ihre eigenen Forschungen und Publikationen. Mich würde interessieren, wann, nachdem sie ja doch so ein Schattendasein führt, die Betty Paoli, wann haben Sie sie denn sozusagen bemerkt oder wann sind Sie mit ihr in Berührung gekommen? Erst während des Studiums oder schon davor? Ja, während des Studiums. Also ich habe Komparatistik studiert. Und da hat es ein Fach gegeben, Sozialgeschichte der Literatur. Und mich hat das interessiert, das Biedermeier und Vormärz. Mich hat das interessiert, das Biedermeier und vor März. Und da bin ich dann auf der Suche nach einem Thema, ich glaube für eine Seminararbeit oder so, habe ich mich dann intensiver mit dem Biedermeier auseinandergesetzt. Und es gibt so ein Standardwerk, das sind fast 3000 Seiten, die Biedermeierzeit. Und in dem habe ich dann einen Halbsatz zu Betty Paoli gefunden. Also tatsächlich nur so ein Zitat von Grillparzer. Er sagt etwas über Betty Paoli, nämlich dass sie der beste Lyriker der Zeit sei. Hat Sie das dann gereizt oder dann doch eher später haben Sie die Werke gereizt und auch wollten Sie dem nachgehen, weil Sie eben die Werke kennengelernt haben oder eben so doch eher, dass sie nur mit diesem Halbsatz erwähnt wurde? Ja, mich hat das provoziert. Also wenn jemand eine Expertise hat, zum Beispiel in der Biedermeierzeit, also viel kennt, viel gelesen hat, Biedermeierzeit, also ein richtiger, also viel kennt, viel gelesen hat. Und dann, also da muss man wissen eigentlich, dass Kripazan seine Zeitgenossen nicht einfach so über den grünen Klee gelobt hat. Der war nicht dafür bekannt, dass er besonders umgänglich war. Und dann sagt Kripazan über Betty Pauli, sie sei der beste Lyriker. Und dann kommt die aber nicht mehr vor. Sogar für diesen Experten ist die einfach nicht interessant. Er zitiert dann aus einem Werk nochmal, also aus einem Paoli-Werk nochmal, und zitiert die falsch. Da bin ich nachher erst drauf gekommen. Aber da habe ich mir gedacht, das ist doch interessant. Cree-Pazza kann sicher die Lyrik seiner Zeit beurteilen. Da schaue ich jetzt mal nach, was er gemeint hat. Und dann habe ich lang suchen müssen. Aber dann habe ich mir gedacht, ich weiß, was er meint. Ich bin zwar allerdings nie drauf gekommen, ob er das wirklich gesagt hat. Also mich hat es auch erstaunt, muss ich sagen, weil es haben ja doch einige Frauen aus dieser Zeit, ich sage jetzt mal in Anführungszeichen, überlebt. Und sie hat ja eigentlich auch alle Eigenschaften, um das zu tun, weil sie war eine hervorragende Dichterin, sie war eine schillernde Frau, sie war so eine Person der Salonkultur und sie hat einige Liebschaften gehabt. Also auch das jetzt das Schildernde. Also es ist erstaunlich eigentlich, oder? Ja, das ist tatsächlich für mich immer noch nicht ganz erklärbar. Aber es hat natürlich damit zu tun, sie selbst, also Paoli selbst hat, was die Lyrik betrifft, keine Werkpflege betrieben. Also sie hat zwar ihr ganzes Leben lang gedichtet, aber sie selbst hat sich von der frühen Lyrik eigentlich distanziert. Das war dann nicht mehr für sie, war das nicht so richtig. Also offenbar war ja das jetzt kein Anliegen, die wäre nicht auf die Idee gekommen, irgendwie ihre Gedichte gesammelt herauszugeben am Ende ihres Lebens oder so. Und der literarische Nachlass ist an eine Familie gegangen, wo man sich auch nicht mehr darum kümmern konnte. Das war die Familie Bettelheim, eine jüdische Familie. Und der Nachlass ist dann zerstreut worden. Und ich glaube, damit hat es zu tun, dass es kein Nachleben des Werks gegeben hat. Sie war ja auch eine Pionierin, kann man sagen, weil sie war so die erste österreichische Lyrikerin, die thematisch so mit Sehnsucht auch in ihren Gedichten sozusagen thematisiert hat. Ja, also da ist sie tatsächlich eine ganz eigenständige Stimme. tatsächlich eine ganz eigenständige Stimme. Weil diese Biedermeier-Lyrik, die hat fast so eine Ventilfunktion für dieses bürgerliche Liebesideal. Und da gibt es männliche Liebende in den Gedichten normalerweise und dann kommen die Frauen irgendwie als Gegenüber vor, aber nicht mal mit Namen. Also die haben in der Biedermeier-Lyrik, also der weibliche Part hat keine große Präsenz. Und Betty Paoli macht das anders und schreibt eben tatsächlich mit einem fast immer weiblich konnotierten lyrischen Ich eine Sehnsuchtslyrik oder Liebeslyrik, auch Weltschmerzlyrik aus einer weiblichen Perspektive, die ansonsten ganz, also wirklich ganz selten überhaupt auftaucht. Sie haben es ja schon angesprochen, aber wie war denn so das Zeitumfeld eigentlich von der Betty Paoli? Ja, sie hat tatsächlich das Biedermeier, sagen wir mal, wenn man, je nachdem, ob man es jetzt politisch oder ansetzt, aber sagen wir mal so von nach dem Wiener Kongress, das ist 1814 geboren, und sie hat das die größte Bekanntheit mit ihrer Lyrik so mitten in Biedermeier gehabt, also in einer Zeit, die durch politische Repression, also durch Zensur, durch Polizeiüberwachung schon geprägt war und das hat sie miterlebt. Und was sie in ihrer ganzen Lebenszeit eigentlich beobachtet hat, war, dass sich die Geschlechterrollen immer stärker ausgeprägt haben durch die Wichtigkeit der bürgerlichen Organisation der Gesellschaft. Es ist immer wichtiger geworden, die Frauen zu Hause, die Männer im Erwerbsleben und in der Arbeitsteilung und Trennung der Sphären. Und da ist sie mitten rein geworden. Dann würde ich vorschlagen, bevor wir weiter über das Werk reden und auch über das Leben, dass Sie vielleicht ein Gedicht lesen von der Betty Pauli? Ja, gern. Ich nehme eins, das ist entstanden, da war sie 25 ungefähr oder 20. Und das heißt, ich kann, was ich muss, o seltenes Geschick. Ich will, was ich muss, o seltenes Geschick. Ich will, was ich muss, o doppeltes Glück. Mein Herz ist an Stärke dem Felsen gleich, mein Herz ist wie Blumen sanft und weich. Mein Wesen gleicht Glocken von strengem Metall, schlagkräftig dran gibt es auch kräftigen Schall. Mein Geist stürmt auf eiligem Wolkenross hin, mein Geist spielt mit Kindern mit kindlichem Sinn. Ich weiß, was ich will und weil ich es weiß, drum bann ich's zu mir in den magischen Kreis. Ich weiß, was ich will, das ist ja die Kraft, die sich aus dem Chaos ein Weltall entrafft. Ich weiß, was ich will und wenn ich's erreiche, dann gelten der Tod und das Leben mir gleich. Ja, danke. Es ist ja zum einen natürlich zu hoffen, dass durch Ihre beiden empfehlenswerten Bücher, muss ich sagen, auch die Betty Paoli etwas bekannter wird, aber das, was Sie eben vorgelesen haben, dieses Gedicht zum Beispiel, findet sich ja jetzt interessanterweise auch in den Internetportalen wieder. Ja, das ist tatsächlich so. Also das ist eigentlich ein Phänomen, das ich wirklich mit Überraschung und Freude beobachtet habe. Also dass diese Gedichtportale bei Tepaoli Gedichte, also dass da die offenbar so funktionieren, dass man sie eben auf solchen Portalen verbreiten kann. Das heißt, die waren vorher schon in diesen Internetportalen, bevor Sie Ihre Bücher geschrieben haben. Das heißt, man muss sie ja irgendwo gefunden haben, oder, die Gedichte? Ja, also vereinzelte Paoligedichte haben in Anthologien relativ lang weitergewirkt. Also eben nicht das Gesamtwerk oder auch, ich glaube, keine Informationen über die Autorin. Aber es hat so Anthologien gegeben und es gab, glaube ich, noch relativ lang in Lesebüchern zumindest vereinzelte Paole-Gedichte. Und auf die Art und Weise hat es noch ein bisschen weitergewirkt. Aber tatsächlich ist es vielleicht eine Handvoll Gedichte, die immer wieder aufgegriffen worden sind und die dann zugänglich waren. Interessant ist ja, dass sie, wie man weiß, offensichtlich privat sehr zugeknüpft war. Aber eigentlich, sie offenbarte ich ja doch in ihren Gedichten. Ja, also das ist zumindest für die frühe Lyrik, kann man sagen, die ist autobiografisch grundiert, deutlich. Jetzt haben Sie aus diesem Werk, also aus Ihrem Buch vorgelesen, wo Sie Herausgeberin waren. Wie sind Sie denn da vorgegangen? Nach welchen Kriterien? Also es gibt fünf Gedichtbände oder sechs Gedichtbände, teilweise erweiterte zweite Auflagen. Ich habe also schon eine eher subjektive Auswahl für mich getroffen. Also die Gedichte, von denen ich denke, dass sie ganz besonders gut sind. Also man muss sagen, Pauli war metrisch perfekt. Also sie konnte alle Gedichtformen, sie macht keine metrisisch perfekt. Also die konnte alle Gedichtformen, sie macht keine metrischen Fehler, also da ist nichts dabei, was man aus Formgründen sozusagen nicht nochmal drucken könnte. Ich habe versucht, Gedichte zu nehmen, die über die Zeit was sagen, über die Person, Gedankenlyrik, die sie später, also so philosophische Lyrik, die sie später gedichtet hat. Und ich wollte eben nicht nur Gedichte reinnehmen in diese Auswahl, es sind eben auch Prosa-Texte, es sind Kritiken drin, es ist eine Novelle, auch in der Auswahl. Also ich wollte einfach zeigen, was Betty Paoli kann. Best of! Es war ja auch nicht in ihrem Leben alles so ohne Hindernisse. Zum einen, glaube ich, hat sie ja schon einmal in der damaligen Zeit, war es nicht so einfach, dass sie als bürgerliche Frau jetzt nicht verheiratet ist, keine Kinder hat, dass sie in Gebiete vorgedrungen ist, die ja eigentlich wirklich nur männlich waren. waren und dann auch dieser frühe Tod des Kindes, der sie glaube ich sehr, sehr mitgenommen hat. Ja, also da, also diesen Schicksalsschlag kann man wirklich aus der Lyrik also nur rekonstruieren. Das war ein gut gehütetes Geheimnis, also weil Betty Boly war nicht verheiratet, ein uneheliches Kind in der Zeit für eine Bürgerliche, das wäre der soziale Tod für sie gewesen. Und sie hat in der Zeit in Wien gelebt, war in den Salons, also in diesen bürgerlichen oder auch adeligen Häusern zugange, ist dann, als sie schwanger wurde, weg aus Wien. Und also es ist eins ihrer besten Gedichte, das Gedicht, das wohl diesen frühen, sehr frühen Tod des Kindes, das ist ein Trauergedicht. Und ansonsten gibt es, es gibt einen Brief, aus dem, also in dem sie schreibt, dass sie das Kind gekriegt hat und dass es dann gestorben ist, aber ansonsten taucht es nirgendwo auf. Interessant ist ja, finde ich, auch diese Ambivalenz, weil einerseits, ich glaube, also Grillparzer hat ja allgemein, das wäre eben unerträglich, wenn eine Ehefrau ihn beim Arbeiten stört und an seiner Tür anklopft. Und da hat sie, glaube ich, zu ihm gemeint, sie kann ihm das sehr gut nachfühlen. Aber dennoch ist nicht ganz klar, ob sie nicht auch, also sie bedauert ja auch, dass sie nicht eine Beziehung oder Ehe hatte. Oder der sie auch wirklich einen Mann, der sie wirklich verstanden hätte. Genau, ich glaube, dass es tatsächlich, sie war sehr früh gezwungen, selbstständig zu sein und unabhängig. Und dann als kreativer Mensch, also ich glaube, da waren sich Grillparzer und Poli, die sich dann sehr gut gekannt haben, befreundet waren, also da waren sich die wirklich ähnlich und einig. Also das ist eben so eine Störung bei der Arbeit oder so, dass man das lieber nicht hätte. Aber Pauli war ihm sehr früh gezwungen, selbstständig zu sein und diese Selbstständigkeit und das Wirken nach außen, dass sie veröffentlicht, dass sie Verträge macht, zum Beispiel mit einer Zeitung, das hätte sich einfach sehr schlecht mit einer bürgerlichen, also mit einer Ehe vertragen. Wie es emotional, also sie hat, sie haben es erwähnt, sie hatte mehrere Beziehungen, die wohl sehr intensiv waren, aber da ist nichts draus geworden. Also ich möchte dann auch noch über die anderen Aspekte, da gibt es ja viele, also Sie als Journalistin, auch als Übersetzerin, auch Ihr Leben in den Salons, aber mich würde schon auch interessieren, also ich kann mich erinnern, als ich zum ersten Mal gelesen habe, dass eine gewisse Karin S. Wozonic ein Buch über Ratten geschrieben hat bei Mathes und Seitz, habe ich mir zuerst gedacht, möglicherweise ist das eine Namensgleichheit, obwohl es ja nicht so ein seltener Name ist. Also das heißt, Sie beschäftigen sich durchaus auch mit Literatur und Naturwissenschaft so als Verquickung oder wie kann man es verstehen? Ja, also das ist etwas, was mich auch sehr interessiert. Der Zusammenhang zwischen der Geisteswissenschaft und Naturwissenschaft und wie das eine das andere bereichern kann. Und ich habe über die Ratten, das ist tatsächlich so ein kulturwissenschaftlicher Blick aufs Tier geschrieben. Und da gibt es also jetzt mal ganz banal gefragt einen Zusammenhang zwischen Naturwissenschaft und Literaturwissenschaft? Ja, also ich würde sagen, fast immer geht es irgendwie um Prestigeübertragung, sozusagen Naturwissenschaft hat ein bisschen höheres Prestige. Also ich meine bei den Ratten nicht, oder? Also die Ratten sind insofern besonders interessante Tiere, weil die als kulturelle Fantasien einfach vorhanden sind. Es gibt Ratten in der Literatur. Wenn ich jetzt einfach sage, das Tier, die Ratte, hat fast jeder in unserer Kultur irgendeine Vorstellung, die meistens nicht angenehm ist. Selbst wenn sie mit dem Tier selbst, also mit dem biologischen, nichts zu tun haben, haben sie irgendein Bild im Kopf. Und das ist ein kulturell gemachtes Bild. Horrorfilm oder so irgendwas. So gesehen gibt es diesen engen Zusammenhang, der mich immer sehr interessiert. Chaostheorie ist auch eins Ihrer Themen? Chaos-Theorie, ja, mit der Chaos-Theorie habe ich mich lange beschäftigt. Und zwar, und da ist es eindeutig so, dass so ein Konzept aus der Naturwissenschaft, das auch populärwissenschaftlich in den 1990ern, kann man sagen, auch populärwissenschaftlich in den 1990ern, kann man sagen, sehr präsent war, dass es da so eine gewisse Prestigeübertragung gegeben hat. Also wenn sich dann Literaturwissenschaftlerinnen, Literaturwissenschaftler mit der Chaostheorie beschäftigt haben, dann hat es irgendwie so ein zusätzliches Gewicht gegeben dem Untersuchungsgegenstand und es gab es, aber das ist ein das war eine kurze, doch einige Jahre dauernde Phase in der Literaturwissenschaft, wo man das also gemacht hat und das, was man nachlesen kann und mich hat das sehr interessiert, warum machen Geisteswissenschaftlerinnen das, also warum macht ein Literaturwissenschaftler das, was man nachlesen kann. Und mich hat das sehr interessiert, warum machen Geisteswissenschaftlerinnen das? Oder warum macht ein Literaturwissenschaftler das? Warum versucht er, die Chaostheorie zu verstehen und dann Begriffe fürs eigene Feld, also die Literatur, aus der Physik zu nehmen, um seine Beschreibungsmacht irgendwie zu vergrößern. Also das mich hat, also dieser Zusammenhang und dieses was passiert da eigentlich, wenn wir so Metaphern übertragen aus der Physik? Interessant. Muss man darüber hinaus natürlich auch einiges wissen, ja? Ja, also ich dilettiere in der Physik komplett. Also ich habe mich da nicht weiter rein. Also ich habe nur versucht, das genau so zu verstehen, wie es die Literaturwissenschaftlerinnen verstehen, oder Literaturwissenschaftler waren hauptsächlich Männer, die es angewandt haben. gewandt haben, weil es gibt ganz wenige, die dann beides gleich gut können, die Physik und die Literaturwissenschaft. Das ist nicht so häufig. Wenn wir jetzt zu Betty Pauli zurückkehren, ihr Vater ist gestorben relativ bald, ihre Mutter hat geerbt und dann sehr schnell wieder das Geld verloren. Und sie war dann gezwungen zu arbeiten. Und da nehme ich an, das waren so die Berufe, die einer Frau in der bürgerlichen Klasse war, Gouvernante und Gesellschafterin. Aber hat dir das nicht auch einen Zugang zum Salonleben bedeutet? für die Existenz und am Anfang auch für ihre Mutter arbeiten. Sie hat für sie beide das Geld verdient. Und das war aber auch die einzige Möglichkeit, eben gerade in so einem gesellschaftlichen Rahmen, also eben im Salon, wo dann Künstler oder Intellektuelle ein- und ausgehen. Sie selbst hätte das nicht organisieren können. Sie hat kein eigenes Haus gehabt. Sie hat natürlich Gäste empfangen können, einzelne. Sie hat dann dort gewohnt. Sie hat dort gewohnt und sie war als Gesellschafterin für die Unterhaltung Als Gesellschafterin war sie für die Unterhaltung einer beduchten Dame der bürgerlichen oder aristokratischen Schicht zuständig. Also da musste sie vorlesen, die begleiten auf Reisen, Reisen organisieren. Das ist die Aufgabe der Gesellschafterin. Aber das heißt auch, dass sie im Salon dann daneben sitzt und mitspricht. ist die Aufgabe der Gesellschaft drin. Aber das heißt auch, dass sie im Salon dann daneben sitzt und mitspricht, wenn sie also wenn, ja. Ja, und dadurch hat sie ja, also sie war, bevor es den Begriff ja auch gegeben hat, gut vernetzt dann dadurch, gell, eigentlich. Weil sie hat so die Größen ihrer Zeit ja auch gekannt, also den Franz Krillbarzer, wie Sie schon erwähnt haben, auch Heinrich Heine, Marie von Ebner-Eschenbach war ja, glaube ich, auch eine Freundschaft dann. Und Adolf Wörth Stifter auch, ja. Also gibt es da eine spezielle Freundschaft, die Sie auch literarisch beeinflusst hat? Also ich denke, also sie hat Kripaz sehr verehrt und seine Gedichte geschätzt. Den Heinrich Heine hat sie kennengelernt. Da war der größte Teil ihrer Lyrik schon erschienen. Aber das war wirklich eins der ganz wichtigen Vorbilder für sie. Sie hat, glaube ich, sie hat Nikolaus Lenau gekannt, also die haben sich mal getroffen und der war auch ein wichtiges literarisches Vorbild. Das merkt man in den frühen Gedichten, also das ist auch diese Weltschmerzlyrik. Annette von Droste-Hülshof, glaube ich auch, hat sie recht verehrt. Das war auf jeden Fall für Betty Paoli nicht nur die beste Dichterin, sondern überhaupt von allen schreibenden Menschen. Sie sagt in einem Aufsatz über die Troste-Hülshof, man kann nicht sagen, sie ist die beste Dichterin, weil damit, das ist nicht viel gesagt, sondern sie ist die beste, die schreibt, also unter den Autorinnen und Autoren die beste. Also sie hat Trostel-Hülshoff wirklich sehr, sehr verehrt. Aber die haben sich nie getroffen. Die sind nie begegnet. Trostel-Hülshoff ist 1848 gestorben. Es gibt ein langes Gedicht von Bette Booli zum Tod von Troster-Hülsauf. Ein poetischer Nachruf, wo man merkt, wie sehr sie das bedauert, dass sie der nie begegnet ist. Marie von Ebner-Eschenbach war ja, wie gesagt, auch eine Freundin. Marie von Ebner-Eschenbach war ja, wie gesagt, auch eine Freundin und interessant ist ja Es liegt dann vielleicht eh, ich weiß es nicht, liegt das dann eher an, dadurch, dass sie keine Lyrikerin war und so vielleicht eher bekannt geworden ist? Ja, das glaube ich schon. Dieses Erzählwerk von Ebene Eschenbach, das ist einfach was ganz Besonderes und das ist also Betty Paoli hat auch Erzählungen geschrieben. Sie hat aber Eschenbach, das ist einfach was ganz Besonderes und das ist also Betty Paoli hat auch Erzählungen geschrieben, sie hat aber zu dem Zeitpunkt, als dann die Prosa wichtiger geworden ist und also der realistische Roman und dann eben diese auch diese Erzählkunst, die Ebner Eschenbach da beherrscht, da hat Pauli keine Prosa mehr. Also sie hat aufgehört, sie hat wieder mehrjährliche Novellen geschrieben. Dann noch eine, die ich auch in die Auswahl genommen habe, eine späte Novelle, die sehr gut ist, wo man merkt, also Pauli antizipiert, dass ja wohl diese Entwicklung weg von der Lyrik, die Lyrik war dann einfach nicht mehr so gefragt. Die Prosa hat da, die erzählende Prosa hat da, wurde wichtiger auf dem Markt und deswegen ist, glaube ich, dann das Werk von Paoli, also diese eine Novelle, die war auch nie mehr zugänglich. Die ist zwar ein zweites Mal gedruckt worden, posthum, aber das war nicht mehr so leicht zu haben. Während Ebner Eschenbach ja wirklich, die hat zu Lebzeiten großen Erfolg gehabt und das hat weitergewirkt. Und die ist wirklich was, also die ist auf dem Gebiet einfach herausragend. Sie hat ja auch zu Adalbert Stifter einen Kontakt gehabt oder eine Freundschaft. Und er hat ihr ja geraten im Revolutionsjahr 1848, sie solle nach Linz kommen. Und das hat sie nicht befolgt. Was hat sie stattdessen gemacht? Ein Zerbst in Sachsen-Anhalt, das war wohl auch ein bisschen so eine politische Entscheidung, glaube ich. Sie wollte sich das in Österreich nach der Revolution, ich glaube, das war so ein aufgeklärter Monarch. Ich glaube, das hat ihr einfach auch ihren Idealen mehr entsprochen. So eine aufgeklärte Monarchie. Sie wollte nicht die Abschaffung der Monarchie. Sie wollte nicht die Abschaffung der Monarchie. Und sie hat, glaube ich, befürchtet, dass das sich politisch jetzt nicht so weiterentwickelt, wie sie das vorstellt. Also schon die Abschaffung der Monarchie, das war nicht zu ihr darstellt. Genau, aber eben auch nicht diese Rückkehr zu dem, was ja dann passiert ist. aber eben auch nicht diese Rückkehr zu dem, was ja dann passiert ist. Ich glaube, auch das konnten politisch Aufmerksame wie zum Beispiel Kripaz oder Petty Paoli, die haben das ja sehr genau beobachtet, was da passiert und wie die Habsburger darauf reagieren werden, wie Kaiser Franz Josef darauf reagieren wird, auf diese Revolutionserrungenschaften, wie man es genannt hat, ist alles zurückgedreht worden. Es muss eigentlich, glaube ich, für so Intellektuelle wie Paoli oder auch Stifter, das muss ein harter Rückschlag gewesen sein. Dann gab es wieder Zensur und wieder Einschränkungen. Also was mir auch sehr gefallen hat, war diese Ausgewogenheit, die Sie haben bei Ihrer Biografie. Sie berichten ja auch durchaus kritisch. Ein Zitat möchte ich da herausnehmen, obwohl das im Nachwort steht von Ich bin nicht von der Zeitlichkeit. Da schreiben sie, ihr ganzes Leben lang war die Autorin Betty Paoli geistreich, meinungsstark, mieselsüchtig, im persönlichen Umgang beeindruckend wegen ihres scharfen Verstands, gefürchtet für ihr unverblümtes Urteil, berühmt für ihren Witz und ihre düsteren Prophezeiungen. Unverblümtes Urteil, berühmt für ihren Witz und ihre düsteren Prophezeiungen. Hat sich da so dieses ambivalente Bild der Betty Paoli für Sie auch schon bald so herauskristallisiert in der Beschäftigung mit ihr? Ja, also es war tatsächlich insofern ein Vergnügen, es war sowieso ein Vergnügen, die Biografie zu schreiben, aber das Vergnügen bestand auch darin, jeder, der bei Di Paoli irgendwie mal begegnet ist, näher gekannt hat, hatte eine Meinung zu ihr, hat irgendwas beobachtet an ihr, konnte irgendwas über sie sagen. Also sie ist auf jeden Fall immer auf, sie war auffallend. Und manche finden sie wahnsinnig anstrengend, weil sie gerade heraus einfach ihre Meinung sagt. Sie scheint auch entsetzlich unduldsam gewesen zu sein. Also wenn sie den Eindruck hatte, jemand hat nicht recht oder ist nicht informiert, dann war sie offenbar sehr unhöflich. Also auch apothektisch? Ja, auch durchaus. Und gleichzeitig aber auch selbstkritisch. Also das ist schon auch, ja, beides war wohl, ja, also sie war, glaube ich, einfach eine Persönlichkeit, die manche, also Ebner Eschenbach sagt, sie war unglaublich humorvoll und auch sie konnte liebenswürdig sein, wenn sie sich dazu herabließ, sagt Ebner Eschenbach. Also das Zitat von Ebner Eschenbach, das sie wirklich sehr gut gekannt hat und das, glaube ich, und das merkt man einfach bei den Reaktionen der Zeit. Sie hat ja auch zum Beispiel die Marie von Ebner Eschenbach auch kritisiert, teilweise, und dann aber wieder versucht, als sie dann Journalistin war sie doch auch sehr zu, also sie hat sie eigentlich gefördert auch. Wie hat sie denn da eigentlich diesen Zutritt bekommen zum Journalismus? Das war ja damals, zur damaligen Zeit für eine Frau eigentlich nichts Selbstverständliches. Ja, das war die gute Seite der Revolution, weil 1848, als dann die Pressefreiheit gewährt wurde, sind sehr schnell sehr viele Zeitungen gegründet worden und es bestand der Bedarf an Texten. Und das hat geheißen, dass auch Frauen schreiben durften, weil einfach wirklich viel sehr schnell sehr viele Zeitungen gegründet worden und es bestand der Bedarf an Texten. Und das hat geheißen, dass auch Frauen schreiben durften, weil einfach wirklich viel sehr schnell publiziert worden ist. Einige Zeitungsgründungen haben dann auch weiter Bestand gehabt. Und Paoli war dann nicht die einzige Frau, die dann versucht hat, da irgendwie mitzumischen. Aber sie war die, die sich es, die dann versucht hat, da irgendwie mitzumischen. Aber sie war die, die sich es dann nicht mehr nehmen hat lassen. Also sie ist dann dabei geblieben sozusagen. Teilweise zum Unmut der Männer. Also gerade wenn sie dann auch sich erlaubt hat, so in Anführungszeichen, also über Ausstellungen zu schreiben, das hat man nicht so gern gesehen von den männlichen Kollegen. Ja, das ist tatsächlich, also das ist wirklich sehr, sehr ungewöhnlich. Also diese Kunstkritik, da wurde ja davon ausgegangen, also es kritisiert jemand, der irgendwie eine akademische Ausbildung hat. Und Frauen hatten keine, die hatten keine Ausbildung. Also es war völlig klar, Betty Paoli kann nur als Autodidaktin über die Kunst sprechen. hinzu kommt, dass der Kunstmarkt und diese Verquickung mit dem Journalismus zu dem Zeitpunkt, als Paoli dort eingestiegen ist, in diese Kunstkritiken geschrieben hat, da hat man schon gesehen, da kann man Geld verdienen damit. Und das war natürlich dann auch, also jede Art von Konkurrenz war dann schlecht, aber wenn es dann noch dazu eine Frau ist, die sich da jetzt einmischt, ist es noch etwas weg. Ich habe mir dann auch überlegt, wie gerne hat sie denn eigentlich diese Tätigkeiten gemacht? Ich weiß nicht, kann man das sagen? Wäre es ihr eigentlich am liebsten gewesen, wenn sie sich nur der Dichtung und dem Schreiben hätte widmen können? Und war der Journalismus eigentlich, und auch dann später die Übersetzung, über die wir vielleicht noch reden können, war das dann wirklich nur der Broterwerb, der notwendig war? Ja, sie sagt es wohl, dass sie eben Novellen sind bezahlt worden und dass sie die Novellen nur dafür schreibt, sozusagen. Also dass das nicht so wichtig ist, also Novellen zu schreiben. Andererseits, ich denke mir, so Sachen wie, also eben gerade das Übersetzen macht sie dann später auch noch, da macht sie es nicht für Geld. Also sie übersetzt aus mehreren Sprachen und es gibt in ihrem, also der letzte Gedichtband, der zu Lebzeiten erschienen ist, 1870, da sind auch Übersetzungen drinnen. Und das war schon klar, dass sie damit kein, also dass sie das nicht für das Geld macht oder so, sondern ja, ich glaube, möglicherweise war Gouvernante zu sein nicht gerade ihr Traumjob. Ja, ja, das denke ich. Also da bin ich mir sicher, dass ihr das nicht, also keine Herzensangelegenheit. Andererseits hat sie ja dann auch sozusagen den Zutritt zu den Salons eröffnet und das war ja dann auch eine Bereicherung dann auch wieder. Sie hat ja dann auch noch, also sie war wirklich sehr vielseitig, sie hat ja dann auch noch übersetzt fürs Burgtheater und Stücke aus dem Französischen. Wie ist es denn dazu gekommen? weil es ihre zweite Sprache war. Das sagen alle, die was mit ihr zu tun hatten. Und sie war befreundet mit Heinrich Laube, dem Burgtheaterdirektor. Also den kannte sie schon, bevor er Burgtheaterdirektor war, aus Leipzig. ihren Zeiten, als sie als Gesellschafterin von Fürstin Schwarzenberg Deutschland bereist hat. Und da hat sie, glaube ich, Heinrich Laube kennengelernt. Der ist dann als Burgtheaterdirektor nach Wien gegangen und er hat sie dann beauftragt. Also Laube war, der wollte so Salonstücke, so Novitäten auf die Bühne bringen. Das war wohl sehr beliebt und Pauli hat dann eben diese Konversationsstücke übersetzt hauptsächlich. Heute Abend sind Sie ja im Stifterhaus und das ist ja auch sozusagen im Nachklang zum Internationalen Frauentag. Also Das heißt, sie hat sich ja auch für die Rechte der Frauen sehr eingesetzt. das Gescheitslernen, das war, glaube ich, wirklich für Betty Paoli, weil sie selbst hat es eben schwer gehabt. Anscheinend hat Paoli, solange die Mutter genug Geld hatte, einen guten Privatlehrer. Also sie war gebildet. Aber sie hat gesehen, dass die Art von Mädchenbildung, die es gibt, für die bürgerlichen Frauen eigentlich keine andere Möglichkeit lässt, als zu heiraten. Und Paoli hat in vielen Feuilletons, in Essays, sich dafür eingesetzt, dass es die Möglichkeit gibt, dass Mädchen auch in die Schule gehen, einen Beruf erlernen können. einen Beruf erlernen können. Sie hat sogar die Zulassung von Frauen zum Studium gefordert. Hat sie, glaube ich, nicht mehr erlebt, ganz klar. Nein, also da war sie ihrer Zeit voraus, auch was die Mädchengymnasien betrifft. Da war sie Jahrzehnte voraus eigentlich. Ja, dann bedanke ich mich sehr herzlich bei Ihnen. Also zu Gast war heute die Literaturwissenschaftlerin Karin Eswozoni. Sie hat zwei Bücher zu Betty Paoli herausgebracht, erschienen im Residenzverlag. Und wie gesagt, sie wird heute auch noch über Betty Paoli sprechen im Linzer Stifterhaus um 19.30 Uhr. Silvana Steinbacher verabschiedet sich von Ihnen. Machen Sie es auf jeden Fall gut.