Guten Abend im Stifterhaus, meine sehr geehrten Damen und Herren. Ich habe Franz Hobel gerade gesagt, Sie machen das immer, wenn ich komme. Aber jetzt nochmal ordentlich, also herzlich willkommen Franz Hobel. Jetzt hattest du auch deinen Applaus, ne? Nach meinem? Nein, aber etwas ernster. Franz Opel ist sicherlich den meisten, wenn nicht allen von Ihnen ein Begriff. Nichtsdestotrotz ein paar Worte. 1967 in Vöcklerbruck geboren, aufgewachsen in beschaulichem Pichelwang, heute lebhaft in Wien. Seit gut 30 Jahren ist er fixer Bestandteil der österreichischen Literaturszene, schreibt Prosa, Lyrik, Dramatik, Kolumnen, scheinbar unentwegt. Zuletzt erschienen die Romane Das Fluss der Medusa 2017, Rechtswalzer 2019, Die Eroberung Amerikas 2021 und Einsteins Hirn 2023. Er ist Bachmann-Preisträger, Florianer Literaturpreisträger, Nestorä Theaterpreisträger und hat den Bayerischen Buchpreis 2017 bekommen. Mehrmals wurden Werke von ihm für den Deutschen Buchpreis nominiert. Mehrmals wurden Werke von ihm für den Deutschen Buchpreis nominiert. In den letzten zehn Jahren allerdings, annähernd zehn Jahren, hat ihn eine Faszination für den historischen Stoff gepackt. Also das Fluss der Medusa 2017 behandelt die Havarie des Schiffes Medus in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts vor der westafrikanischen Küste. Jahrhunderts vor der westafrikanischen Küste. Die Eroberung Amerikas wiederum wendet sich der völkermörderischen Unterwerfung Amerikas im 16. Jahrhundert zu. Einsteins Hirn, dann ein kleiner Ausreißer in die Wissenschaftsgeschichte. Wir reisen mit Thomas Harvey und dem Gehirn von Albert Einstein durch die USA Mitte des 20. Jahrhunderts. Und nun legt er mit 100 Wörter für Schnee einen weiteren Roman mit historischem Stoff vor. Wir reisen rund 120 Jahre zurück, und zwar nach Grönland. Soweit alles zu deiner Zufriedenheit. Ja, sehr gut. Wir haben uns das so vorgestellt, beziehungsweise Franz Hobel meinte, das sei eine gute Idee. Wenn das nicht so ist, dann unterbrechen Sie mich einfach. Ich mache eine kurze Einleitung, um das Buch ein bisschen anzureißen. Dann sprechen wir ein bisschen und dann kommen wir zum ersten Leseteil. ein bisschen und dann kommen wir zum ersten Leseteil. Geboren wurde ich in Ita am 30. Januar 1888. Mein Vater hieß Kwissuk, was Holz bedeutet. Ich lebe in der Third Avenue 550, bin kein Anarchist und auch kein Polygamist. Es ist meine Absicht, ein guter Bürger der Vereinigten Staaten zu werden. Minnick, Peary, Wallace. Zitat Ende. Als der Inukuit Minnick, die Hauptfigur in Franz Sobels kürzlich bei Schollner erschienenen Roman 100 Wörter für Schnee, im Jahr 1917 die amerikanische Staatsbürgerschaft beantragt, liegt der größte Teil seines Lebens bereits hinter ihm. Zitat Ende. Eben dieser Robert Edwin Peary bringt den noch nicht zehnjährigen Minnick, der als etwas Besonderes gilt, er kann zum Beispiel als Kind mit Tieren sprechen, und fünf weitere Inukuits nach Amerika ins Naturhistorische Museum in New York. Vier von ihnen, darunter Minnicks Vater Kwisuk, sterben relativ rasch an Infektionskrankheiten. Einer, Ui Kassasak, nützt die erstbeste Gelegenheit zur Heimkehr. Als dieser zu Hause von der Welt der Quatlonacken, der großen Augenbrauen erzählt, glaubt ihm keiner. Er wird als großer Lügner bezeichnet. Minnick bleibt in Amerika bei Pflegeeltern, dem im Museum beschäftigten Gauner Willy Wallace, dessen Frau Retta und deren Sohn. Der kleine Inuit gehört ganz augenscheinlich nicht hierher. Dennoch wächst er langsam in dieses neue Leben hinein. Zitat Ende. Diese Zeit ist die wohl erfüllteste und schönste in Minigs kurzem Leben. 1904 stirbt Retta, die einzige Figur in 100 Wörter für Schnee, die eine unverbrüchlich positive Beziehung zu Minig unterhält. Ihr Tod bringt die Hoffnung auf ein glückliches Leben für den Jungen zu einem jähen Ende. Zwei Jahrzehnte nach Uysakasaks Rückfahrt betritt auch Minik wieder grönländischen Boden. Doch rasch wird klar, sein Zurückkommen ist keine Heimkehr. Zu lange war er weg, die Kultur seines Volkes ist ihm fremd geworden. Zitat Ende. Zitat Ende. dessen starrten sie auf die Wand. Frauen war es untersagt, Männern offen ins Gesicht zu blicken. Minnig, dem durchaus ambivalent gezeichneten Protagonisten, fallen beim Lesen trotz seiner charakterlichen Mängel schnell die Sympathien zu. Zu traurig, zu fremdbestimmt ist sein Schicksal. Am Ende bleibt er einer ohne Zuhause, ein Zerrissener zwischen den Kulturen, einer, dem zu wenig Liebe widerfahren ist, ohne dass er etwas Schlimmes getan hätte. Katharina Deutsch bringt es in ihrer Rezension für die Deutsche Wochenzeitung die Zeit auf den Punkt, Zitat, Minig fristete ein trauriges Leben als Repräsentant. Wovon, das wusste nicht mal er selbst, Zitat Ende. Soviel zum erzählerischen Hauptstrang von Franz Hobels neuem Roman. Darüber hinaus verhandelt der Autor auf über 500 Seiten aber eine Vielzahl von weiteren Themen. Diese reichen von einem, ich nehme stark an, unter Zuhilfenahme literarischer Freiheit diagnostizierten, ungelösten Vaterkomplex sämtlicher Nordpolarforscher über eine subtil vorgetragene Kapitalismuskritik und eine viel eindeutiger formulierte Kolonialismuskritik bis hin zur Frage der Rolle der Frau um die Jahrhundertwende vom 19. zum 20. Jahrhundert. Ein weiteres Thema, dem sich Franz Hobel zuwendet, ist äußerst aktuell. Wer bestimmt die Themensetzungen einer Zeit? Wer hat die Macht über den Diskurs? Die Poleroberer gelten Ende des 19. Jahrhunderts und bis in die 1910er Jahre als Helden. Ihre Leistungen werden in Zeitungen diskutiert. Präsident Theodore Roosevelt erklärt die Nordpoleroberung zu einem Unternehmen von nationalem Interesse. Robert Edwin Peary ist der Mann, auf den der Präsident setzt, sein Mann. Die Frage, ob er oder Frederick Cook als erster am Nordpol war, ja, ob überhaupt einer der beiden den Pol erreicht hat, brennt dem interessierten Amerika unter den Nägeln. Und plötzlich das Ende der Begeisterung, Krieg, erster Weltkrieg. Fast über Nacht sind die Helden von gestern nur noch ein paar Spinner, so möchte man sagen, die sich darum streiten, wer einen unwirtlichen, vollkommen lebensfeindlichen Punkt, der die Hälfte des Jahres in völliger Finsternis liegt, als erster entdeckt hat. Witzfiguren. Wer aber bestimmt, was wichtig ist, worüber geredet wird und woher stammt dieses Recht auf Themensetzung. Am faszinierendsten jedoch ist Franz Hobels Roman aus ethnologischer Perspektive betrachtet, denn es gelingt ihm, unter Zuhilfenahme eines literarischen Tricks, zwei vollkommen unterschiedliche Kulturen in ihrer Eigenheit nebeneinander zu stellen, ohne in einen didaktisch belehrenden Ton zu verfallen, größtenteils auch ohne eine Wertung abzugeben. Der Trick, den Franz Opel anwendet, ist jener der Distanzierung, und zwar sowohl vom Hauptstrang seiner Erzählung als auch von jenen Figuren, die er im Roman als die Hauptfiguren des Textes bezeichnet. Diese wären laut Text der Inukuit Minik sowie die Polarforscher Robert Edwin Peary und Frederick Cook. Darüber kann man diskutieren, zumal in der ersten Hälfte des Romans jemand ganz anderer im Mittelpunkt steht. Josephine Peary, die Gattin des rumsüchtigen Technokraten. Jo, so ihr Spitzname, erfüllt in Franz Hobels Roman die Funktion der kulturellen Betrachterin. erfüllt in Franz Hobels Roman die Funktion der kulturellen Betrachterin. Indem wir durch ihre Augen auf die grönländische Kultur blicken, das heißt aus einer gewissen Distanz, wird uns gewahr, wie fundamental unterschiedlich sich diese zu unserer westlichen verhält. Und das, ohne dass der Erzähler darauf hinweisen muss. Jo sieht und staunt, wir Lesende staunen mit ihr. Als die Inukuits samt dem jungen Minik nach Amerika kommen, erleben wir folgerichtig die Umkehrung dieses Prinzips. Die Grönländer blicken auf unsere Kultur und staunen. Wir staunen mit ihnen, und zwar über uns selbst. Zitat Den Rohren verdanken die Weißen alles. Auch Grönländer besaßen Röhrchen, mit denen sie erlegte Meeressäuger aufbliesen, Zitat Ende. und rannte los. Als er einen Baum sah, machte er ein Gesicht wie bei einer Marienerscheinung. Ein Baum. Zitat Ende. Das war lange, oder? War es zu lange? Möglicherweise. Ja, meine erste Frage wäre, um ins Gespräch zu kommen, Franz Hobel, ist das so, sind wir alle eine Tabula rasa? Wird dem Menschen hier an Minnick gezeigt, dass alles kulturell auf ihn niedergeschrieben wird und geht es sich wie im Fall von Minig eben irgendwann nicht mehr aus, wenn zu viele Kulturen, ich denke jetzt, du weißt, Frau Finaus, vielleicht auch muslimische Kulturen, christliche Kulturen, wenn das alles auf ein Kind einprasselt, ist das so? Sind wir ein unbeschriebenes platt eine leere tafel zu beginn das weiß ich nicht dass ich glaube da streiten soziologen nach nach wie vor ob das jetzt teil des erbguts ist ob das irgendwie sozialisation ist ob das ob Astrologie eine Rolle spielt. Also das ist, glaube ich, auch, lässt sich vielleicht mit Zwillingsforschung oder so weiter in irgendeiner Form verifizieren, aber so wirklich wissen tut man das nicht. Bei deinem Protagonisten, bei Minig, wie würdest du das da einordnen? Das ist ja eine historische Person, das sei dazu gesagt? Ja, der ist natürlich zuerst einmal aufgewachsen in dem Volk der Inukuit, mit all diesen Gewohnheiten, wollte auch Jäger werden und war dann natürlich wie alle Migranten wahrscheinlich geschockt von dem Erlebnis, das er in Amerika gehabt hat. Hat immer dieses Heimweh gehabt oder ab einem gewissen Punkt natürlich, ab dem Punkt, wo er draufgekommen ist, dass sein Stiefvater, seinen Vater, seinen richtigen Vater, der an einer Lungenentzündung gestorben ist, nicht wie er ihm vorgegaukelt hat, beerdigt hat. Also die haben so ein Beerdigungsritual veranstaltet im Garten des Naturhistorischen Museums mit Steine auf den Leichen am Drauflegen und zehn Jahre später kommt der Minik drauf, die haben dann nur eine Attrappe beerdigt. Und die wirkliche Leiche ist eigentlich von diesem Stiefvater ausgekocht und an das Museum verkauft worden. Und das war ein dermaßiger Schock, dass er unbedingt wieder nach Grönland zurück wollte. Jetzt kommt er in Grönland an und daher geht es ihm dann wieder wahrscheinlich wie vielen Migranten, er glaubt, er ist jetzt wieder in seinem Paradies, im Land seiner Heimat und merkt dann sehr schnell, er kann die Sprache nicht mehr und er kann mit den Lebensbedingungen wenig anfangen. Also diese Zerrissenheit, die war mir irgendwie wichtig. Du warst auch dort, wirklich? Du warst am Grab von Minik? Ja, ich war am Grab von Minnick, nicht wahr? Ja, ich war am Grab von Minnick, das ist irgendwie New Hampshire, weil ich in Kanada eine Lesereise hatte und dann habe ich mir gedacht, ich muss die Gelegenheit nützen, um da zu diesem Grab von Minnick zu fahren, das war relativ kompliziert, öffentlich wäre ich da nicht hingekommen. Ich habe mir dann einen Fahrtendienst organisiert, das hat 1000 Dollar gekostet, also war nicht billig. Ein syrischer Fahrer, der wahrscheinlich auch gedacht hat, weil ich habe dem natürlich erklärt, was ich da will, ich will mir das Grab anschauen, von einem Eskimo. Und er hat sich gedacht, der spinnt ein bisschen. Dann sind wir da hingefahren, es war schönes Wetter, also so eine apere Landschaft und dann war leider dieser Friedhof völlig verschneit und ich habe das Grab, ich wusste von Fotos, wo es ungefähr sein sollte, aber ich habe es nicht gefunden. Der Schnee war einen Meter hoch, also einen halben Meter hoch und ich habe dann angefangen zu graben, aber es ist mir nicht geglückt, diese Grabplatte zu finden. Das heißt, ich habe meine Mitbringsel, die ich mit hatte, so ein kleines Fläschlein Whisky und ein paar Zigaretten, um die Seele von Minig irgendwie zu beruhigen. Die habe ich dann irgendwo hingestellt in der Nähe, aber das Grab an sich habe ich nicht gefunden. Und dann habe ich mir gedacht, das ist jetzt irgendwie kein gutes Zeichen. Also der will wahrscheinlich, der entzieht sich, der will irgendwie nicht, dass ich über ihn schreibe. Und dann habe ich die Verena kennengelernt, die Verena Träger, eine der führenden Inuit-Forscherinnen. Und durch sie hat es dann doch irgendwie begonnen, dass das Ganze ins Rollen gerät. Aber die Aussprache der Wörter kann ich immer noch nicht, habe ich jetzt gemerkt. Ich wurde auch mehrmals korrigiert. Vielleicht ist das ein guter Zeitpunkt reinzuhören in das Buch. Ja, man hat Namen nämlich so während dem Schreiben. Also es ist nicht so, dass ich beim Schreiben jetzt laut vorlese, aber ich habe natürlich, das klingt immer mit quasi im Inneren Gehör und da haben wir halt auch die Namen irgendwie drinnen. Und ich habe manche Namen doch anders, wie sie richtig ausgesprochen werden sollten. Aber mir ist jetzt auch beim Radiointerview passiert vom Deutschlandfunk, da hat die Interviewerin dann auch nicht Piri gesagt, sondern Peri. Die hat das irgendwie immer so drin gehabt, dass der Peri heißt. War dann irgendwie ein bisschen blöd, wie ich sie korrigiert habe, weil für mich hieß er natürlich Piri oder er heißt dann auch Piri. Also wir haben es dann auch überprüft, er heißt tatsächlich Piri, aber die hat immer Peri gesagt. Gestern hat mir jemand erzählt, dass sie eine Kulturveranstalterin in Lenzing, dass sie immer als Kind Krimis gelesen hat und sich immer gewundert hat, warum es da immer Leute gibt, die Rächerchen machen. Also so wie die Ausprache ist, schwierig. Die Geschichte könnte auch der Koch der Eskimo Piri und seine Frau heißen. Wie ein Film von Peter Greenaway. Sie spielt in einem Land, wo das Green-Away ist. In Nordgrönland. Was kommt heraus, wenn sich Holz mit einem Ei paart? Ohrenschmalz. Bei Minnicks Geburt vor drei Jahren wären Astrologen ob der Sternenkonstellation in Ekstase geraten. Ein Komet schoss über das Firmament, aber die Weisen aus dem Morgenland hatten nicht hergefunden. Hirten gab es keine, Ochs und Esel waren hier nicht überlebensfähig. Da das Säugling mit offenen Händchen zur Welt kam, während andere Neugeborene die Fingerchen zu Fäusten ballten, um ihr Schicksal festzuhalten, stand fest, zumindest für einige, dieses Kind war außergewöhnlich. Minnig. Beim nördlichsten Volk der Welt wurden einem schreienden Säugling so lange Namen aufgezählt, bis er sich beruhigte. Der Name, bei dem dies geschah, war dann der seine. Für die Inukuit war alles Leben ewig. Sie glaubten, während einer Schwangerschaft hielt der Name eines Toten Einzug. Die Mutter, Manik, was Ei heißt, hatte dutzende Namen heruntergebetet. Minnik zählte nicht dazu. Andere gefielen ihr besser. Äquopaluk, Avantuak, Quintak, Namen, die Schaum auf kochender Suppe bedeuteten, großer Verdreher oder Knochenmark. Minnik wollte nicht über ihre Lippen, weil das Nieselregen heißt. Sämiger Fischtran, Ohrenschmalz. Nein, aber der einzige Minik, den Mannik kannte, waren Gauner und Kannibale. Äquopaluk, Amantua, Quintag. Als ihr nichts mehr einfiel und der Schreihals zu ersticken drohte, rutschte es heraus. Minik. Hastig sprach sie es aus. Das Kind verstummte. Minik. Dichtungsöl, Nieselregen, Ohrenschmalz, Gauner, Kannibale. Dem Vater, sein Name Kisuk bedeutet Holz, gefror das Lächeln. Und im Gesicht der Mutter spiegelte sich Entsetzen. Minik. Ein Moment des Grauens überkam Vater Holz und Mutter Ei. Ohrenschmalz. Bestimmt ist ein böser Geist in deinem Bauch gekrochen, Kisuk brüllte. Hast du junge Seehunde gegessen? Die Namenseele eines bösen Menschen ist in meinen Sohn geschlüpft. Er hatte Lust, seine Frau zu verprügeln oder den Knaben auf der Stelle zu erwürgen, aber Kisuk beherrschte sich, ging hinaus und erschlug einen Hund und da es ihm daraufhin kaum besser ging, gleich noch einen zweiten. Mannik dockte den nun Minnik heißenden Säugling an ihre Brust und legte Milchreste vom Gesicht. Ein halbes Jahr später fiel etwas an dem Jungen auf, die Augen. Minniks dunkelbraune, fast schwarze Iris war in einen hellblauen Kreis gefasst, in strahlendes Eisbergblau. So etwas hatte man noch nie gesehen. Jetzt, er war drei Jahre alt, stand er mit seinen Eltern am Ufer und blickte zu dem Schiff, das langsam näher kam. New York erhielt gerade seine Freiheitsstatue und der Apotheker John Pemberton brachte ein Hirntonikum gegen Menstruationsschmerzen namens Coca-Cola auf den Markt. Schon einmal hier gewesen. Und als er jetzt, Juli 1891, wieder aufkreuzte, erkannten die Grönländer ihn bereits von fern. Wie er da am Bug der Kitt stand, die Kitt hatte einen weiten Weg zurückgelegt, von Amerika aus um Neufundland herum hatte sie sich durch Meerengen gequetscht, die Inseln des Eismeeres passiert, war durch schier endlose Nebelsuppen geschippert, hatte Gebiete voll breiiger Eisschollen durchquert, um Tiefen umschifft und schweren Stürmen standgehalten. Nun folgte sie den Kajaks der Eingeborenen und legte an. Das Schiffshorn tuterte und eine schwere Ankerkette ließ den Festmacher, wie die Inufuit den Anker nannten, ins Wasser. Man führte eine Schaluppe, warf die Strickleiter hinab und ruderte zwei Menschen an die Küste. Aber wie erstaunt waren die Grönländer, dass nicht Piri, sondern eine großgewachsene Person ihr Land betrat. Sie trug ein bodenlanges, moosgrünes Kleid, einen ausladenden, mit bunten Bändern umwickelten Hut und hohe, geschnürte Stiefel, mit denen sie wirfrohen Eiern ging. Die Gestalt hielt einen aufgespannten Schirm und sah mit der geschnürten Taille aus, wie ein aufrecht laufendes Stück Robbendarm. Ihr Gang signalisierte, ich weiß, ich bin zu groß, die eingezogenen Schultern verrieten, dass sie sich in diesem Körper nicht recht wohlfühlte. Das war Giusefine Cecilia Piri, die erste weiße Frau in der arktischen Tiefkühltruhe. Keine Schönheit, aber eine imposante Erscheinung, die durch hohe Wangenknochen, eine helle Haut und dunkle Augen Kontur gewann. Ich weiß nicht, ob ich das befürworten kann, hatte der Kapitän ihren Wunsch kommentiert, als Erste an Land zu gehen. Kapitän, kennen Sie das Märchen vom Teufel mit den drei goldenen Haaren? Josefina blickte ihn streng an und der Schiffsführer ließ sie die Leiter hinabsteigen. Jetzt stand sie an Land, trat gegen einen porösen Schädelknochen, bestimmt von einer Roppe, hob ihn auf und flötete. Was ist mit dir? Die trockene Luft kratzte in ihrer Kehle. Sie atmete durch ihre kühn gezogene Nase und roch nur Kälte. Hippelchen, wie Piri sie nannte, schüttelte den Kopf. Diese Küste bot einen öden, ungastlichen Anblick. Für eine Lady, die es gewohnt war, sich ihre Zeit vor Schaufenstern, in Modehäusern oder beim Friseur zu vertreiben, gab es hier wenig Attraktives. Weder Souvenirläden noch Grünanlagen oder Restaurants. Nicht einmal Cafés, nur steiniges Ufer, das in eine kahle, windgepflügte Geröllwüste überging und in einer Schneelandschaft endete. Keine Bäume, nicht einmal Büsche. Nordwestgrönland. Welch eine gottverlassene Gegend. Dass es frostig werden würde, wird Josephine klar. Aber von der Kälte zu wissen, bedeutet etwas anderes, als sie zu spüren. Blau schimmerten die Gletscher zwischen den rötlichen Felswänden und dem glitzernden Wasser. Keine Zivilisation, nur verschließene Zelte, halbvermoderte Schlitten und Gerüste mit aufgespannten Fällen. Und Gerüste mit aufgespannten Fällen. Und trockenende Socken. Nein, diese schwarzen Fetzen waren, Josephine konnte es nicht fassen, Fleisch. Angewiedert schüttelte sie den Kopf. War es ein Fehler mitzukommen? Pire hatte versucht, ihr die Reise auszureden. Sie aber hatte gebettelt, ihn begleiten zu dürfen. Es ist ein Ort, wo die schlimmsten Laster florieren, wo Kälte, Dunkelheit und Sichtum alle dahin raffen, hatte er versucht, sie umzustimmen. Ein Ort, an dem Wilde leben, die rohes Fleisch essen. Der Name Grönland, Grünland, den Erik der Rote diesem Eiland umgebunden hatte, um Siedler anzulocken, war ein Etikettenschwindel. Die Lüge eines mittelalterlichen Touristikers. Grün war ja allenfalls die Hinterseite der Ohren jener, die dumm genug gewesen waren, sich herlocken zu lassen. Was hatte sie hier zu suchen? Josephine Piri war durch und durch eine Dame des 19. Jahrhunderts, moralisch steif, frömmelnd. Es war aber noch etwas, das sie sich nicht recht erklären konnte, eine Lust auf Wildnis. Dieses Mal gab es keine Umkehr. Sie stand im Norden Grönlands. Hier war nichts gerade, rechte Winkel gab es kaum, keine Stufen, keine Linien, kein Grün, dafür Licht. Ein Licht, das einem die Netzhaut wegbrannte und eingeborene. Sie trat einen Schritt zurück und staunte über die kleinen, in Fellhosen und Pelzjacken steckenden Menschen, die schüchtern Abstand hielten. Wörter wie Schrumpfzwerge und Gnome fielen ihr ein. Runde, speckige Gesichter, kleine Nasen, lange, schwarze, verfilzte Haare. Giusefine, die sich wie Schneewittchen hinter den sieben Bergen vorkam, verstand kein Wort von dem, was diese Zwerge kreischten. Sie wusste nicht einmal, ob in dieser Sprache Wörter existierten. Sie begannen Giusefine zu berühren. Die Lady klopfte ihnen auf die Finger. Ja, was fällt denn euch ein? Das kompromittiert mich. Dann besann sie sich ihrer Rolle, ging auf die kleinen Männer zu und fuhr ihre Hand aus wie die Klinge eines Klappmessers. Guten Tag, sehr erfreut, Ihre Bekanntschaft zu machen. Mein Name ist Josephine Piri. Puli? Sie blickten sie verdattert an. Guten Tag, mein Herr, ich heiße Josephine Piri. Sie können auch Hippels, Hippelchen sagen, wie mein Mann, oder einfach Joe. Wie ist Ihr Name? Du verstehst, ich Josephine. Sie nahm eine Hand und schüttelte sie. Ich Josephine, du, wie heißen? Sie sprechen nicht gerne ihre Namen aus, erklärte der Matrose, der sie an Land gerudert hatte. Sie haben Angst, dass dabei ein Geist Macht über sie bekommt. Gehört sich das? Indigniert ließ sich Josephine zurück zum Schiffrudern. Sie war nicht nur die erste weiße Frau in Nordgrönland, sie war die erste Dame. Joe verbrachte Tage damit, das Redcliffe-Haus, wie sie es nannte, einzurichten. Endlich stand das T-Service aus meistner Porzellan in der Kommode, machte ein Tischtuch den Raum behaglich, lagen überall Däckchen und Pölster, Fußabstreifer, Teppiche. Als aber Piri mit vier Eskimo-Frauen ankam, fürchtete sie um ihr Werk. Piri versuchte, ihnen zu erklären, dass sie hier Schneeanzüge nähen sollten. Die Grönländerinnen begannen, alles zu inspizieren. Hoben Tassen, rückten am Tisch, klopften gegen Balken, drückten sich Pölster an die Wange, kicherten, Schluss damit, Joe kreischte, Piri wies ihnen Plätze zu und verteilte Nadeln aus Edelstahl, die besser waren als zugespitzte Vogelknochen. Warum nähen sie mit Tiersehnen anstatt mit Zwirn? Weil Garn bei Feuchtigkeit nicht aufquillt und somit schlechter dichtet. Als Mannik ihre kleine Tochter aus der Kapuze nahm und an ihren blöste Brust andockte, war Mrs. Peary fasziniert. Sie wollte den danebenstehenden Minnig herzig finden, aber der Kleine blickte sie mit ernstem Ausdruck an, irgendwie unheimlich, diese blauen Ringe um die Iris, und seine Mutter stank nach Fischmarkt. Kein Wunder, wenn sich diese Leute nicht waschen. Nachdem die Eskimo-Frauen zwei Stunden lang genäht hatten, geschah Ungeheuerliches. Mannig erhob sich, stöberte im Regal herum, fand einen Bierkrug, ließ ihre Robbenfellhose herunter, hockte sich hin und Joe konnte nicht glauben, was sie sah, urinierte in das Gefäß. Als wäre es das selbstverständlichste Schoss, die Flüssigkeit aus ihr erleichtert, stellte sie den Krug auf den Esstisch und lächelte wie eine Bierzeltkellnerin. Josephine blieb die Luft weg. War das eine Kriegserklärung? Die hat Bibi gemacht in einem Bierkrug. Mrs. Pire brüllte Henson an, dass sich wie zum Schutzer ein Buch vor das Gesicht hielt. Minnigs Schwester begann zu quengeln, während der Junge mit geschnitzten Figürchen spielte. Matt lächelte und sagte, das sei normal. Was, was soll denn daran normal sein? Erleichtern Sie sich auch in Bierkrüge fremder Menschen? Ist das normal? Sie verwenden den Haaren, um Fälle zu enttarnen, weil Sie keine Gerbsäure kennen. Manchmal waschen Sie sich damit die Haare. Sehen Sie hier irgendwo ein Fell? Und wer sich mit Lulu die Haare wäscht? Josephines Stimme kippte. Ich bin schließlich eine Dame, so einen Affront habe ich überhaupt noch nie erlebt. Das ist unschicklich, ein Skandal. Manni schien zu spüren, dass sie für die Aufregung verantwortlich war. Sie packte Minnig und wollte davon, kam aber nicht bei der Tür hinaus. Sie drückte gegen das Holz, warf ihren schmächtigen Körper dagegen, doch die Tür blieb verschlossen. Was macht sie da? Joe war irritiert und auch Hansen wusste die Situation nicht zu deuten. Dann ging er zur Tür, griff Mannigs Hand, legte sie auf die Türschnalle, drückte sie hinunter und zeigte, wie sie sich öffnen ließ. Die Nuchuitfrau lachte und wiederholte das Türöffnen mehrere Male. Immer wieder drückte sie die Schnalle, schob Kicher und die Tür nach vor und wieder zurück. Sie sah aufhören, da kommt ja Kälte rein. Nun waren auch die anderen Näherinnen aufgesprungen und bestaunten den Mechanismus. Eine Tür, was für ein Wunder, eine Tür! Die Inukuit besaßen Messer aus Knochen, Habunenspitzen aus Walrosszähnen und Schlitten, aber von Türen wussten sie nichts. Mehr als 80 Jahre zuvor hatten sie erstmals Kontakt mit Quattlonacken, wie sie die Weißen nannten. Übersetzt große Augenbrauen. Bis dahin waren sie überzeugt, die Welt sei auf Nordgrönland beschränkt. Zu den Südgrönländern hatten sie keinen Kontakt und das Inlandeis war Geisterland. Die ersten Weißen waren 1818 erschienen, die Männer der John Ross Expedition. Man hielt sie für Mondbewohner, vor denen man Frauen, Kinder und Vorräte besser versteckte. Ross beschrieb sie als kleine Männer mit dünnen Bärten, die außer Krüppelbirken und Zwergweiden kein Holz kannten, in Zelten hausten, an keinen Gott glaubten und stumpfsinnig dahinvegetierten. 70 Jahre später mussten sie damit rechnen, im Frühjahr von notgeilen Weißen überfallen zu werden, die sich auf Frauen stürzten, Elfenbein und Felle davontrugen, Krankheiten brachten, schottische Walfänger dojo lacken wurden die genannt weil sie jeden ihrer sätze mit dojo begannen davon abgesehen war die kultur der in uc unberührt man glaubt einen mann im mond an die eingeweihte fresserin und ansätner die meeresgöttin in deren haar sich fische und krebse verfingen es gab fenster aus eisplatten oder robben thermen aber keine Türen. Nur enge Eingangstunnels, die den Wind abhielten. Die Weißen waren eine Quelle für Holz und Eisen. Einige der Inukuit hielten es trotzdem für das Beste, diese Fremdlinge umzubringen. Auch Atangana, die Großmutter Minix und Schamanin, meinte, die Götter hätten sie gewarnt. Dieses Haus mit seinen rechten Winkeln, die seltsame Kleidung, das große Schiff. Die Weißen hatten innerhalb weniger Tage so viele Tabus gebrochen, dass dabei nur eines herauskommen könne, ein großes Unglück. Es gibt Gegenden, die es nie in einen Reiseführer schaffen möchten. Weil es nichts gibt, Kuck grinste, und doch ist es hier wunderschön. In der Bibel steht, wir sollen uns die Welt untertan machen. Piri zwiebelte in seinem Schnurrbart. Es kann ja nicht angehen, dass wir den Pol immer noch nicht erobert haben. Wenn wir schon in dieser eintönigen Gegend sind, sagte Joe, musst du auch für Disziplin sorgen. Deine Männer spucken auf den Boden, waschen sich kaum und lassen jede Erziehung vermissen. Wir sind kein Mädchenpensionat. Da näherte sich ein Inukuit, kicherte, schlich um sie herum und betrachtete die Weißen wie ein Fleischbeschauer das Vieh. Der Einheimische deutete auf Kuckspfeife, grunzte freudig, als ihm gereicht wurde, zog daran und bekam einen Hustenanfall. Als er sich gefangen hatte, betrachte er die Piris von unten, von der Seite, mit zugekniffenen Augen. Er machte anerkennende Laute, klatschte, umrundete sie, grinste, befüllte den Stoff und Josephines Kleid, bis sie ihm auf die Finger klopfte. Schließlich sagte er einen Satz, den sie nicht verstanden. »Mich dünkt, er will wissen, wer von ihnen beiden die Frau ist. Hensen verzog keine Miene. Ah, es dünkt sie. So reden nur Leute in Büchern, sagte Piri und zeigte auf Josephine, die einen aristokratischen Snobismus mit einem gepressten Pfah zum Ausdruck brachte. Der Einheimische gab einen zustimmenden Ton von sich und rannte davon. Wenig später kam er mit einer Frau im Schlepptau wieder an. Priess, gestenreich, ihre Vorzüge klopfte, ihr auf das Hinterteil grinste. Die kleine Frau trug Stiefel aus Robbenfell bis zur Leiste, richtige Kanonenrohre, die an ein kurzes Höschen anschlossen, worauf sich ein Besatz aus Eisbärenfell befand, der beim Gehen las zief wackelte. Ihr Haar war wie bei allen in Uchuit lang, glatt und verfilzt. Zöpfe waren nur in Südgrönland üblich. Rundes Gesicht, speckige Haut, aber, dachte Piri, gar nicht unattraktiv. Keine stehlende Schönheit wie manch mondäne Amerikanerin, eher ein Bärchen, das man knuddeln möchte. Aber was hielt dieser süße Käfer in der Hand? Ein Stück Fell, sie pulte etwas Weißes heraus und schob es sich in den Mund. Josephine stieg der Mageninhalt in die Kehle hoch, als sie ihr Guten Tag, ich bin Madame Piri, eine ausgestreckte Hand hinhielt und die Fliegenlarven erkannte. Hmm, machte die Frau und leckte sich die Lippen. Was will der Mann? Wir kaufen keine Frauen, sagte Joe. Die Sklaverei ist abgeschafft. Er will einen Frauentausch, Sir. Nun lächelte Hansen. Er sagt, man sei gekommen, um das Weib zu wechseln. Frauentausch? Dieser dicke Zwerg mit den zotteligen Haaren, der an einen Schimpansen erinnert, will was? Ich glaube, er will mit Ihnen, Hansen stockte, das machen, was bei Pferden decken und bei Hunden bespringen heißt. Madame. Bespringen, Degoutant, Joe war schockiert, gleichzeitig aber von der ungeahnten Möglichkeit fasziniert. Frauentausch sein mehr als nur ein Spaß, guck, reichte die Pfeife an die Gründländerin, die gierig daran zog. Frauentausch ist für Eskimos, was ich möchte sagen, überlebenswichtig. Ein kleines Volk in so einer unwirklichen Gegend muss jede Möglichkeit nutzen, sich zu vermehren. Ein Jäger benötigt eine Näherin, was seine Beute zur Kleidung und Nahrung verarbeiten möchte. Die Frau braucht dann Versorger. Einer alleine möchte hier nicht überleben. Und wenn es doch einer schafft, dann gilt er als überirdisch, als einer, der einen nicht anschaut, was die Eskimos als Kiwi-Dog bezeichnen. Wieder gab der Inukuit zu verstehen, dass er an Joe interessiert war. Sein Gesicht war das eines Genießers in einem feinen Restaurant. Finger weg, das ist empörend, Piri war sprachlos. Die Dänen haben ihren Seeleuten den Kontakt mit Grönländern verboten, weil sie Halbblütlern einen schlechten Charakter unterstellen. Inzwischen hatte die Nuchuitfrau ihre Brust entblößt und begonnen damit vor Piri zu spielen, der wie hypnotisiert auf die großen leberfarbenen Warzenhöfe stachte. Nippel wie Dörrfrüchte. Diese Blüte grönländischer Weiblichkeit ließ ihren Hintern rotieren und lächelte obszön. Der Polarforscher spürte ein Rumoren in den Lenden, eine Erregung, die ihn über sich selbst wundern ließ. Es ist geschehen, dass manche Frau nicht ohne Reiz ist, dolmetschte Hansen den Grönländer. Skandalös, sage sie sie aufhören, Piri unterdrückte seine Erregung und tat so, als wäre er außer sich, als der Jäger nach Joes akkurat geflochtenem Haar griff, dafür musste er sich auf die Zehen stellen, hatte sie endgültig genug. Jetzt reicht's aber, das komprimiert mich. Der Jäger ließ sich dadurch keineswegs entmutigen. Er ging zu seinem Schlitten und kam mit einem undefinierten Klumpen zurück. Holz? Nein, Walrossfleisch, das im frostigen Boden ein Jahr lang vergraben gewesen war und nun, da sich die Kristalle an der Oberfläche in Feuchtigkeit verwandelten, einen käsigen Ogu verströmte. Der Eingeborene hielt ein Leckerbissen unter Piris Nase, der sich angewidert wegdrehte. Dieses wunderbare Stück Fleisch bietet er als Draufgabe. Joe musste kichern und ahnte die fremden Laute nach. Ich mag es, was diese Sprache mit meiner Zunge macht. Schluss jetzt mit dem Unfug. Hier werden keine Frauen getauscht. Jetzt brüllte Piri und der enttäuschte Inukhulzad rein, wie ein Restaurantgast ihm mitgeteilt wurde, dass die Küche schon geschlossen war. Er begann seine Frau zu prügeln, die kreischend davonlief. Ja, danke, Franz Zubel. Ich denke, da war irgendwie alles drin, was ich angekündigt hatte. Dieser Umgang der Inukuit mit den Frauen, der ist ja das ganze Buch lang ein sehr fragwürdiger und aus westlicher Perspektive meint man natürlich dann sofort wie schrecklich. Es ist aber im Buch durchaus so, dass sich das ja umdreht, dann als Minik nach Amerika kommt und wir beim Lesen denken, oh mein Gott, sind wir schrecklich in unserer westlichen Kultur von außen betrachtet. War das ein großes Anliegen, das auch so darzustellen? Nein, also Anliegen in dem Sinn würde ich gar nicht sagen. Ich habe das eher fasziniert erfahren und dann auch beschrieben. Also dass einfach diese Konzepte wie Liebe in einer Gesellschaft, wo es halt einfach darum geht, dass die kleine Gruppe an Menschen überlebt, wahrscheinlich keinen Platz hat, wie es ja auch bei uns die Liebe noch nicht so lang gibt. Eine Erfindung der Romantik. Es ist ja irgendwie eine Erfindung von vor 200 Jahren. Und dort es einfach da wirklich mehr um die Fortpflanzung geht wahrscheinlich, das, was keine so große Rolle spielt. Und das finde ich irgendwie interessant, dass man halt aus westlichen Augen diesen staunenden Blick hat über so eine Gesellschaft. Und umgekehrt ist es ja dann genau dasselbe, wenn die dann nach Amerika kommen, staunen sie genauso. Und es ist eigentlich genauso unbegreiflich, dass es eine andere Form der Zivilisation gibt wie ihre eigene, weil man natürlich denkt, die eigene Form des Lebens ist die richtige. Also die Moral, die wir haben, ist die einzig logische und richtige, aber das ist natürlich, dann kommt man in eine andere Gesellschaft und merkt man, das schaut völlig anders aus und funktioniert auf irgendeine Art und Weise natürlich auch. Vielleicht reden wir kurz über die Figuren, die du in deinem Buch da hineingeschrieben hast. Also der Dr. Cook, Dr. Frederick Cook, der kurz vorkam, der überwirft sich, ist zuerst eigentlich der, also ist einfach dabei bei der ersten Expedition und ein wichtiger Mann, ein Mann von Peary und Peary ist ein ruhmsüchtiger, wirklich, also an dem gibt es nichts Gutes, oder? Also wenig, sehr wenig positive Charakterzüge. Naja, für mich ist jede Figur Teil von mir selbst, also so ist es nicht. Ich kenne den Peary in mir auch irgendwie. Den hat ja jeder. Das glaube ich schon. Aber Cook überwirft sich mit dem Pirin und der Anstoß dieses Streits ist relativ skurril. Denn Cook möchte, nachdem sie zurück sind von der Expedition, ein Buch veröffentlichen. Und zwar das Sexualleben der Eskimos. Das hat er beforscht und schreibt an Pirin einen Brief und bittet ihn um Freigabe und Peary antwortet, korrigiere mich, wenn ich falsch bin, aber nein, keinesfalls veröffentlichen, sonst Todklage oder so ähnlich. Das ist der totale Bruch zwischen den beiden und sie werden zu Konkurrenten. Das ist historisch belegt, es ist nicht so, dass ich mir das ausgedacht hätte. Also Cook hat tatsächlich festgestellt, also als Arzt hat er halt auch das Sexualleben der Inukuit beobachtet, er hat gemerkt, dass die Zyklen der Frauen anders funktionieren, dass man im Winter, glaube ich, keine Kinder zeigt, sondern dass das eher im Frühjahr passiert oder im Herbst. Also er hat das einfach alles beobachtet, wollte das irgendwie aufschreiben als soziologische oder hat es aufgeschrieben als soziologische Studie. Ich konnte es leider nicht finden. Also ich habe versucht, die zu finden. Ich habe dann so Untersuchungen über das Sexualleben dieser Nordgrönländer aus den 20er, 30er Jahren gefunden, die manch mit den Cook zitieren. Also es muss wohl irgendwo erschienen sein. Und Piri hat am Anfang der Expedition alle Teilnehmer unterschreiben lassen, dass sie ein Jahr lang nichts darüber veröffentlichen dürfen. Und Cook war überzeugt davon, dass das jetzt mit der Expedition im eigentlichen Sinn ja nicht viel zu tun hat. Es ist nur für ein Fachpublikum. Also er wird mir das schon irgendwie veröffentlichen lassen, hat Piri nicht zugelassen und dann war Cook natürlich total enttäuscht und hat den Piri als völligen Feind angesehen. Trotzdem haben sie sich dann zehn Jahre später wieder getroffen, wieder in Nordgrönland, wo Cook bei einer Expedition dabei war und Piri von einem Versuch, den Pol zu erobern, zurückgekommen ist, 7 Zehen verloren hat und Cook war dann der, der ihm eigentlich auch das Leben gerettet hat, weil er ihn von einer Sepsis bewahrt hat, von einer Blutvergiftung, indem er ihm diese Zehen fachgerecht abgenommen hat und da eigentlich auch gedacht hat, der Piri wird nie in der Lage sein sein dass dem pole erobert und dass ich getäuscht mir ist das beim lesen also das war irgendwie der ärztliche eid quasi drum führt er das durch die beiden haben schon die treibt schon eine schwere feindschaft durchs buch auch von der se, was eigentlich verwunderlich ist. Also der hätte dem Cook ja mehr zu verdanken gehabt, schlussendlich. Ja, also ich halte mich da relativ genau an die historischen Fakten, aber gut, Piri war einfach ein Egoist, der ist einfach über alles drüber marschiert. Also da gibt es schon eine... So einen hast du in dir auch. Naja, ich kenne zumindest einen Präsidenten, der so ist. Das interessante am Piri ist ja, dass der zuerst, bevor er sich Grönland zugewandt hat, wollte einen Kanal durch Nicaragua bauen, also einen Kanal durch Mittelamerika. Und der Trump will ja auch sowohl Panama als auch Grönland. Also dass es da eine sehr eigenartige Parallele gibt, ist irgendwie schon verwunderlich. Da schon dabei, bei diesem Versuch, einen Kanal zu graben, ist der Diener von Peary, und zwar Matthew Hansen, ein dunkelhäutiger Diener, und ich fand das sehr amüsant, ist das ausgedacht, also der ist extrem belesen, der ist ein totaler Literaturfreak, könnte man sagen, und liest die ganze Zeit und ist der Diener, er bleibt auch immer der Diener, aber wenn sie da in Nordgrönland sind, dann ist er schon oft auch ein gleichberechtigter Partner, das muss man schon irgendwie sagen. Aber diese Literaturaffinität dieses schwarzen Dieners ist die erfunden. Schade, das ist schade, das wäre zu schön gewesen. Die ist jetzt die erfunden. Das ist schade. Das wäre zu schön gewesen. Viele weitere Figuren, wer ganz lange vorkommt, ist ein gewisser Verhöff. Der kommt lebend lange vor, aber auch todlange vor. Das ist der Sohn des ersten Financiers oder des Financiers der ersten Expedition. Und der spielt sich mit Tupilaks. Wie kannst du das erklären, was die Tupilaks genau sind bei den Eskimos? Tupilaks sind Figürchen aus Knochen und Zähnen, Haaren teilweise auch. Da gibt es verschiedene Theorien dazu. teilweise auch, da gibt es verschiedene Theorien dazu. Eine, die ich gelesen habe, hat besagt, dass diese Figürchen dann mit Torf aufgefüllt werden mussten, kleine Figürchen, am eigenen Geschlechtsteil 30 Tage lang genährt werden müssen, wie immer das funktioniert. Und dann kann man sie mit einem Zauberspruch belegen und auf einen Feind losschicken. Und dann bringen sie den Feind um. Blöd ist es, wenn der Feind einen Gegenzauber hat, dann kommt nämlich der Tupilak zurück und bringt einen selbst um. Und heute kann man in Grönland so kleine Figürchen, so Tupilaks, irgendwie als Souvenirs kaufen. Ungefährlich. Bei den Verhöften wird das zu wenig, so ein Tupilak. Wenn man sich Souvenirs kauft und nicht mit einem Zauberspruch belegt, dann sind sie ungefährlich. Hoffentlich, da bin ich mir nicht sicher. Hast du eins mitgenommen? Nein, ich habe die so grauslich gefunden, mir haben die nicht gefallen. Also ich habe kleine Walröster mitgenommen und Eisbären und kleine Inukuit und alles mögliche, aber auch Knochen, aber keine Tupilaks, die haben einem nicht gefallen. So ganz grundsätzlich kann man natürlich schon sagen, dass diese Ankunft der westlichen Zivilisation die Inukuit in eine Abhängigkeit bringt, oder? Das ist gleich von Anfang an der Fall. Also sie schenken ihnen Gewehre, da müssen sie ihnen immer wieder Munition schenken, wenn sie wiederkommen, sie schenken ihnen Kekse, sie schenken ihnen ganz wichtig Holz. Ja, naja, es liegt auch daran, dass Piri halt alles mitnimmt, was er irgendwie zu greifen kriegt. Er plündert die Gräber, er nimmt die drei heiligen Steine, die es gegeben hat, drei Meteoriten, die da oben waren, nimmt er mit, das kann man heute noch im Naturhistorischen Museum in New York sehen. Die sind in einem Raum zentral ausgestellt. Das waren damals für die heilige Steine, wo man kleine Stückchen abschlagen durfte, um sie als Messerspitzen oder Harpunenspitzen zu verwenden. Und die hat er einfach sich eingenäht. Also mit einer unglaublichen Kraftanstrengung. Also die kleineren waren nicht so schwer, aber der große hatte glaube ich 30 Tonnen oder irgend so etwas. Da hat er irgendwie Dampfwinden gebraucht, dass er die überhaupt ins Schiff bekommen hat. Die haben auch alle ziemlich Angst gehabt, dass dadurch das Schiff untergeht. Das senkt sich dann so. Was hören wir noch von dir? An dieser Stelle. Ja, jetzt kommt die Ankunft der Sex in New York. Sie haben immer gedacht auf der Fahrt, also sie sind nicht entführt worden im eigentlichen Sinn, sondern sie sind irgendwie gelockt worden. Der Piri, oder beziehungsweise ein Anthropologe vom Naturhistorischen Museum hat dem Piri gesagt, bring uns doch einmal einen Menschen mit zum Untersuchen, das wäre irgendwie interessant. Und Piri bietet dann denen da oben an ein Gewehr, wenn denn einer bereit ist, dass er mitkommt und ein Jahr in Amerika verbringt und dann wird er zurückgebracht. Er frägt irgendwie den Kisuk, der Kisuk mittlerweile mit einer dritten Frau, seine ersten beiden Frauen mit Frauentauschen, so sind immer abhandengekommen. Dritte Frau, relativ jung, die aber gleich sagt, nein, nein, sie kommt nicht mit. Aber er hat eben noch den Minik bei sich gehabt und hat gesagt, wenn ich da mitgehe, dann muss ich den Minik mitnehmen. Wenn der Minik mitgeht, muss seine Großmutter mit, die Atangana. Wenn seine Großmutter dabei ist, will die natürlich ihren Mann mitnehmen, den Nuktak. Wenn der Mann dabei ist oder die Großmutter mit, die Atangana. Wenn seine Großmutter dabei ist, will die natürlich ihren Mann mitnehmen, den Nuktak. Wenn der Mann dabei ist oder die Großmutter dabei ist, will sie auch ihre Tochter mitnehmen, die Abyak. Wenn die Tochter mitfährt, dann muss natürlich auch der Bräutigam, die Abyak war zwölf, glaube ich, und dann muss auch ihr Bräutigam, ich sage immer Uysakasak, Ukasasak, das werde ich mir nie merken, Ukasasak, Ukasasak, Ukasasak, Ukasasak, Ukasasak, Ukasasak, Ukasasak, Ukasasak, Ukasasak, Ukasasak, Ukasasak, Ukasasak, Ukasasak, Ukasasak, Ukasasak, Ukasasak, Ukasasak, Ukasasak, Ukasasak, Ukasasak, Ukasasak, Ukasasak, Ukasasak, Ukasasak, Ukasasak, Ukasasak, Ukasasak, Ukasasak, Ukasasak, Ukasasak, Ukasasak, Ukasasak, Ukasasak, Ukasasak, Ukasasak, Ukasasak, Ukasasak, Ukasasak, Ukasasak, Ukasasak, Ukasasak, Ukasasak, Ukasasak, Ukasasak, Ukasasak, Ukasasak, Ukasasak, Ukasasak, Ukasasak, Ukasasak, Ukasasak, Ukasasak, Ukasasak, Ukasasak, Ukasasak, Ukasasak, Ukasasak, Ukasasak, Ukasasak, Ukasasak, Ukasasak, Ukasasak, Ukasasak, Ukasasak, Ukasasak, Ukasasak, Ukasasak, Ukasasak, U Kasasak, U Kasasak, U Kasasak, U Kasasak, U Kasasak, U Kasasak, U Kasasak, U Kasasak, U Kasasak, U Kasasak, U Kasasak, U Kasasak, U Kasasak, U Kasasak, U Kasak, U Kasak, U Kasak, U Kasak, U Kasak, U Kasak, U Leute mitgefahren und irgendwann hat der Piri gesagt, Stopp, sechs nimmt er mit und mehr nicht. Und die haben dann bei der Reise immer gedacht, wenn sie zu einer kleinen Fischersiedlung oder so gekommen sind, das muss New York sein. Die haben immer gejubelt, ja, das ist jetzt New York und der Henson hat immer gesagt, nein, das ist noch lange nicht New York, das ist erst eine kleine Fischereisiedlung mit fünf Häusern. Und dann sind sie in Neufundland angekommen, wieder das Gleiche, in Boston das Gleiche und irgendwann waren sie dann tatsächlich in Newland angekommen, wieder das Gleiche, in Boston das Gleiche und irgendwann waren sie dann tatsächlich in New York und haben natürlich überhaupt nicht glauben können, was sie da zu sehen kriegen. Inzwischen hatte sich Minnig aus dem Staub gemacht, über den Laufsteg war ans Ufer gelangt und wankte, als ginge die Erde unter ihm auf und nieder. Hatten seine Beine das Gehen verlernt, nach einer Weile gewöhnte er sich an den festen Boden und flanierte staunend den Keh entlang. Er berührte schwere Ketten, die zwischen Pollern hingen, beobachtete fässerrollende Hafenarbeiter und sah große, mit Kisten befüllte Netze, die auf ein Schiff gehievt wurden. Alles hier hatte Ecken und spitze Kanten. Die Dächer der Häuser, Fenster, Türen, die Kehmauer, sogar der Geruch nach Salzluft und Fischabfällen war irgendwie eckig. Es war ein Land der geraden Linien. Selbst die Ellbogen der Leute schienen gespitzt, überall Menschen, die eiligen Schrittes unterwegs waren. Minig gingen wir alle Kinder ungleichmäßig hopsend und mit Zwischenschritten. Er kletterte auf Boller, um hinunter zu hüpfen, klopfte gegen Mauern und rannte los. Als er einen Baum sah, machte er ein Gesicht wie bei einer Marienerscheinung. Ein Baum und was für einer, kein mickriges, über den Boden kriechendes Gewurzel wie in Grönland, sondern ein mächtiger Stamm, dicke Äste, Blätter. Er sprang hoch, griff nach einem Ast und zerrte daran. Ein Baum, ein Baum, ein paar Sandriesen herunter genug jetzt du affe die menschen waren riesen groß massig und laut unerschrocken ging minik auf sie zu streckte ihnen die hand entgegen guten tag ich bin minik wie heißen sie da es in new york nicht üblich war fremde zu begrüßen beachteten sie ihn nicht eine gemüsehändlerin drohte mit der faust und ein Laufbursche trat ihm in den Allerwertesten. Offensichtlich wollen die Leute ihren Namen nicht preisgeben, weil sie fürchten, dass man damit Macht über sie bekommt. Wohin auch blickte, sah er nichts als sich aneinander lehnende Häuser und Straßen. Nirgendwo Schneefelder, was für eine Gegend. Wo soll ein Mann hier jagen? Er ging weiter, hielt sich an einer Linie, weil da weniger Leute waren, lang war er nicht unterwegs. Da hörte er Gebimmel, ähnlich dem Glasen an Bord, aber jetzt klang es verzweifelt. Minnig blickte sich um und sein Herz setzte aus. Ein Ungeheuer und es raste mit Karacho geradewegs auf ihn zu. Der Junge zog sein Klappmesser, krümmte den Rücken und brüllte, selbst wenn du ins Klauen ausfährst, wirst kein Minik kriegen, wirst nicht. Das bimmelnde Monster brauste unbeeindruckt weiter, hatte die Schneeeule, die ihn gewarnt hatte, auf Grönland recht gehabt? Minik zitterte. Da wurde er im letzten Moment zur Seite gerissen und sah, wie das Ungetüm vorbeiratete. Träumst du? Der Mann, der ihn weggezerrt hatte, hielt ihn an den Schultern. Du kannst ja nicht auf Straßenmaschinen spazieren gehen, ist verboten. Bist nicht von hier? Chinese? Japaner? Der Lebensretter besaß eine Apparatur, in der sich ein Stein drehte, sobald man in Pedale trat. Er zeigte minnig, wie daran Messer geschliffen wurden, Funken spritzten und es roch nach Feuerstein. Stumpfe Klingen sind gefährlich. Wenn du was zu schleifen hast, der Junge griff in Richtung Wetzstein. Bist du verrückt? Der Scherenschleifer klopfte ihm auf die Finger. Minnig riss sich los und rannte zurück zum Schiff. Schon von Weitem sah Kisuk, der einer Frau auf die Pelle rückte, mit den hiesigen Gepflogenheiten der Brautwerbung nicht vertraut, zählte der Grönländer auf, was er alles besaß. Schlitten, Hunde, Harpunen, Messer, ein Zelt, ein Erdhaus. Lassen Sie mich, die Dame versuchte ihn abzuwimmeln. Miniks Vater wollte wissen, ob sie nähen könne. Die Frau verstand kein Wort, hielt ihn für einen Bettler. Wird sie die Frau von diesem Mann, hat sie zu essen und wird nicht geschlagen, wenigstens nicht oft. Kisuk wich der Dame nicht von der Seite, verglich sie mit einem Schneehuhn, erst mit den Augen klappern, aber bei Gefahr mit den Flügeln schlagen. Doch dann ist es zu spät, wird es erlegt. Erst als Kisuk minig sah, ließ er von ihr ab. Minixar, Lysaphonie ab. Die Grönländer erschraken jedoch, als Hensen sie aufforderte, in die Holzkiste zu steigen und auf den Plüschbezügen Platz zu nehmen. Mats setzte sich auf den Kutschbock und als die Fahrt ruckartig begann, waren die sechs Inukuit überzeugt, dass ihre Schatten mitsamt ihren Seelen nicht hinterherkamen. Bald gewöhnten sie sich aber an das Tempo und pressten ihre Nasen gegen die Fensterscheiben. Alles war fremd und unwirklich. Sie erblickten gigantische Häuser, staubige Straßen, Eingeborene mit Schubkahn, Pferdeäpfelsammler, andere mit Zylinder oder Melone. Nichts erinnerte sie an ihre Heimat. Die Geometrie dieses fremden Landes wirkte feindselig. Interessiert betrachteten sie eine elektrifizierte Straßenbahn. Das Monster bekam den Mund nicht zu, als sie einen Kran sahen, einheimische, auf riesigen Stahlkonstruktionen. Und irgendwann wurde ihnen klar, man musste diesem Volk die Errungenschaften des Eskimo-Lebens bringen. Hunde schlitten, Harpune, Tranlampe. Sie würden diese Wilden missionieren müssen. Als sie den Central Park durchquerten, sahen sie unbekannte Vögel. Streifenhörnchen, einen Waschbären. Dieser Mann wird die Tiere mit den buschigen Schwänzen fangen und in eine junge Robbe geben. Und wenn es hier keine Robben gibt, dann muss dieser Mann einen Hund nehmen. Beim Naturhistorischen Museum hielt die Kutsche und als Hensen wissen wollte, wie ihnen die Fahrt gefallen habe, sagte Minnig, Grün, ihr müsst hundert Wörter für die Farbe Grün haben. Grün, durch das jemand barfuß gelaufen ist, Grün nach dem Regen, Grün im Sonnenlicht, sattes Grün, hungriges Grün, Grün vor dem Regen. Sonnenlicht, sattes Grün, hungriges Grün, Grün vor dem Regen und Grau, ergänzte Aviak, gewaschenes Grau, Grau, auf das die Sonne scheint, Grau, über das Menschen gehen. Bevor Matt antworten konnte, kam ein Mann angelaufen und stellte sich als William Wallace vor. Der Leiter der Bauabteilung des Museums lächelte schmierig. Er sei für ihre Betreuung zuständig und habe ein Quartier bereitet im Keller, weil es dort am kühlsten ist. Wallace ging voran und die Eskimos standen ratlos vor den steinernen Treppen. Sie kannten die Niedergänge auf dem Schiff, auch Leitern, sie waren es gewohnt, über felsiges Gelände oder Geröllwüsten zu laufen, aber Stufen waren unheimlich. Dämonenwerk oder eine Falle der Eingeborenen. Uysakasak lachte, als er die vielen geraden Flächen sah, so viele Linien, die den Kopf verwirren. Sie zögerten hinaufzusteigen. Wolles stand oben bei dem Portal und deutet, ihnen hochzukommen, aber die Nuhuit, die auf dem offenen Meer geschickt von Eisscholle zu Eisscholle sprangen oder Behände auf Felsen kletterten, hatten vor den Treppen Angst. Erinnernd an Fischkiemen, erst als Hensen es vormachte. Langsam, Schritt für Schritt, wagten sie sich händehaltend hinauf. Als sie feststellten, dass das Treppensteigen ungefährlich war, lachten sie erleichtert, Sie feststellten, dass das Treppensteigen ungefährlich war, lachten sie erleichtert, hüpften vor Begeisterung und liefen johlend ein paar Mal hinauf, hinunter, hinauf, hinunter. Das Grüppchen ging durch Säulenhallen, sah Landkarten und Ölbilder, staunte über Holzparkett. Ja, so etwas Tolles hat man ja im Leben noch nicht gesehen. Überwältigt vor der Schönheit dieses Ortes, kamen sie schließlich in einen Raum mit Saurierskeletten. Sie zuckten ängstlich zusammen und schrien, Tupilax, riesige Tupilax, das sind Tupilax. Ausgestorbene Echsen sind das, belehrte sie Hensen. Aber niemand glaubte ihm, das sind Tupilax, bestimmt, beharrte Atangana. Große Tupilax, ganz bestimmt. Schließlich landeten sie in einem feuchten Raum im Keller, wo Matratzen und Decken auf dem Boden lagen. Die feuchte Luftroch konserviert. Hier sollen sie wohnen, in diesem Rattenloch, da gibt es ja nicht einmal Fenster. Matwa entsetzt. Nur als Zwischenlösung, bis sich etwas Helleres und Trockeneres findet. Aber hier haben sie fließendes Wasser. Den Grönländern schien die Unterkunft zu gefallen. Verglichen mit ihren heimeligen Winterhäusern war der Kellerraum kahl und ungastlich, aber was will man erwarten von einem rückständigen Volk, das nicht einmal Hunde schlitten hat. Sie strichen mit den Händen über die glatten Wände, den Boden und konnten nicht begreifen, welche Zaubermächte am Werk gewesen waren, so etwas zu erschaffen. Die nächsten Tage verbrachten sie nur mit Essen und Schlafen. Sie durften sich im Museum frei bewegen und konnten in den angrenzenden Central Park gehen, aber die angeborene Angst der Landmenschen vor einer Großstadt ließ in der Nähe des Museums bleiben. Hansen wollte sie in die frische Luft bringen, doch sie hatten kein Interesse. Wagten sie sich doch hinaus, wurden sie sofort erkannt. Kein Wunder, hatte es doch jede Menge Zeitungsartikel über sie gegeben. Die sechs Eskimos waren Stadtgespräch. Leute zeigten mit dem Finger, andere berührten sie, um zu überprüfen, ob sie echt waren. Draußen schien eine Oktoberbierhelle Sonne und Wolles schleppte zwölf höhere Töchter einer katholischen Mädchenschule an, die sich eine ethnologische Lektion erwarteten. Der Leiter der Bauabteilung schob die kichernden Damen in den Keller, manche knicksten, andere hielten sich die Nase zu, als ihnen die mit Schweißfäden versetzte Luft entgegenschlug. Kisuk und Uysakasak begannen sofort, sich nach ihrer Bereitschaft für den Ehestand zu erkundigen. Sie zählten ihren Besitz auf und versuchten, ihnen das Leben in einer arktischen Erdbehausung schmackhaft zu machen. Die beiden redeten von Fleischgruben, fermentierten Vögeln, Robbenleber und griffenden höheren Töchtern an die trallen Schenkel. Besonders die Korpulenteren waren bei den grönländischen Kavalieren begehrt. Sie machten anerkennende Gesten, lachten und klatschten voller Vorfreude in die Hände. Wie waren sie enttäuscht, als die jungen Damen nichts wissen wollten von amorösen Avancen und kreischend das Weite suchten. Es war spätsommerlich heiß, weshalb sich die Grönländer bei einem Hydranten mit Wasser bespritzten. Als sie eine Frau auf einem Fahrrad sagen sahen, gingen sie in Deckung. Ein Fabelwesen, ein Fabelwesen. Uyser Kassak fasste als erster Mut und rannte hinterher. Glücklicherweise hatte er keine Harpune dabei. Die irritierte Fahrradfahrerin lachte verlegen, klingelte und drehte etwas übermütig eine Runde um den jungen Mann, aber plötzlich fasste der in den Lenker und die Frau kam zu Sturz. Mein Kleid, das werden Sie bezahlen, Sie Rüpel, Ungehobelter. Der Nuchuit bestaunte das Rad, schob es ein paar Meter, versuchte aufzuspringen, fiel mitsamt dem Drahtesel um und rannte davon. verließen sie den Keller nicht. Aber immer wieder legten sich Schaulustige auf die Gitter über den Kellerfenstern, um einen Blick auf die Fremden zu erhaschen. Die Leute warfen Schokolade und Zuckerstangen durch die Stäbe, was wohl es veranlasste, ein Schild aufzustellen, Füttern verboten. Ja, du hast deine Recherchen quasi auch in Grönland gemacht und du hast einen Text geschrieben, einen kurzen Text. Ich weiß gar nicht, wo der erschienen ist. Ich habe den irgendwo gefunden. Grönland, kein Land für Trampeltiere. nicht, wo der erschienen ist. Ich habe den irgendwo gefunden. Grönland, kein Land für Trampeltiere. Wo du über diese Recherchereise schreibst. Du hast rohes Robbenfleisch gegessen und die noch immer traditionelle Jagd miterlebt. Und du hast dann irgendwie gesagt, dass diese Erfahrungen dort deinen Blick auf die Welt schon verändert hätten. Steht dort schwarz auf weiß. Ich möchte jetzt fragen, inwiefern? Und kannst du uns das irgendwie, kannst du uns einmal mitnehmen auf diese Reise nach Nordgrönland kurz? Naja, das mache ich im Buch natürlich irgendwo. Also das ist jetzt der reale Franz Hobel. Das Zusammenzufangen ist natürlich schwierig. natürlich irgendwo, also das ist jetzt der reale Franz Hobel, was hat der gesehen? Das ist natürlich schwierig. Es war für mich schon, also gerade da oben im Nordgrönland, weil ich mir gedacht habe, was werden wir da machen? Wir waren dann letztlich zehn Tage oben, ursprünglich wären wir eine Woche oben gewesen, aber weil dann der Flug nicht, das Flugzeug nicht gekommen ist, sind wir noch drei Tage länger geblieben, durften wir drei Tage länger bleiben. Und ich Und da oben existiert ja nichts. Es gibt kein Wirtshaus, es gibt ein Hotel mit fünf Zimmern, es gibt 300 Einwohner, oder wie viele sind da oben? Oder 250, also weniger, sind mehr. Aber... Insgesamt mit allen Siedlungen 800.000. Und in Karnack selber? In Karnack sind es mittlerweile 600.000. Was, 600.000? 600? 600? Da ist jeder ein. 600 Leute. Jedenfalls habe ich mir schon gedacht, man darf da oben auch nicht krank sein, zum Beispiel, weil es gibt eine Ärztin, die einen nach Nuck schickt oder einen Antibiotika gibt, wenn man irgendwas hat. Ich habe da natürlich dann sofort Panik, denke mir, wird da sicher eine Wurzelentzündung bei den Zähnen bekommen oder irgendwelche Blinddarmentzündungen, muss Notoperiert werden, was da oben alles natürlich gar nicht möglich ist. Ja, ja, als geborener Hypochonder oder angelernter Hypochonder, da wären wir wieder bei der Ausgangsfrage, weiß man nicht, wo das herkommt. Aber das hat sich dann total verflogen. Für mich war das neben der Wüste, neben der Sahara vielleicht, oder sicher der spannendste, spektakulärste Ort, obwohl man das schwer wiedergeben kann, man muss das irgendwie selbst erleben, weil einfach diese Natur ist so mächtig. Wir haben, wie wir so spazieren gegangen sind, der Küste entlang, aber relativ weit oben oft das Gefühl gehabt, wir hören die Narwale oder die Walrösser atmen, aber die waren relativ weit unten, also so dieses Gefühl oder diese, eine unglaubliche Stille auch und diese schon fantastische Natur und die Menschen auch, wo man das Gefühl hat, die haben zwar unglaublich lange Wörter und das ist auch alles schwer auszusprechen, aber irgendwie sind die so in sich ruhend, habe ich den Eindruck gehabt, so doch viel naturverbundener. Obwohl auch die Kinder dort bereits Handys haben, sind sie doch viel mehr noch in dieser Landschaft und mit dieser Tierwelt verbunden, wie das irgendwie in der westlichen Welt der Fall ist. Du schreibst durchaus, dass sich noch als Bürger zweiter Klasse fühlen, dass Alkoholismus ein Problem ist, Selbstmord, Ratenhochsein, das hat wahrscheinlich auch mit dieser Dunkelheit zu tun. Grönländer generell, also das ist irgendwie, ich habe das dann nicht überprüft, aber es haben uns dann Grönländer besucht vor dem Sommer, die allerdings in Nuuk leben und irgendwie, Nuuk ist eben die Hauptstadt, schon ein bisschen noch westlicher sind vielleicht wie die im Norden. Und die haben uns gesagt, sie dürfen nur alle zwei Jahre ins Ausland reisen. Und wenn sie ins Ausland reisen, dann nur über Kopenhagen und nicht über Reykjavik, wo es manchmal billiger wäre. Und der Wunsch, unabhängig zu sein, der scheint schon sehr, sehr groß zu sein. Ja, jetzt wäre vielleicht politisch kein guter Zeitpunkt, sich loszulösen von Dänemark. Da gibt es jemand anderen, der schon drauf lauert auf diese Insel. Aber der Tafel da ist zusammen. Ja, genau. Das stimmt. Vielleicht noch einmal, um zum wesentlichen Punkt des Buches zu kommen, das ist vielleicht minig, aber die beiden weißen Herren, die versuchen ja den Pol zu erobern. Du stellst das, das finde ich eigentlich lustig, du stellst das dar als die Suche nach dem Vater oder dem Vater besiegen. Also der Pol steht für den Vater. Ist das erfunden? Oder wie kommt man auf diese Idee? Oder was treibt den Menschen generell an, zum Nordpol zu reisen? Das wäre ja schon eine Frage. Aber warum muss das der Vater sein? Nein, mir ist einfach aufgefallen, dass wirklich ganz viele von diesen Poleoberern vaterlos aufgewachsen sind. Das ist in der Tat so, ja? Ja, ja, also der Piri, der Kuck, der Hensen, Amundsen, also von den Norwegern nicht alle, ich habe das dann überprüft, habe versucht einige zu finden, aber sehr viele sind tatsächlich vaterlos aufgewachsen, weil die Leute wahrscheinlich damals überhaupt keine hohe Lebenserwartung gehabt haben. weil die Leute wahrscheinlich damals überhaupt keine hohe Lebenserwartung gehabt haben. Aber das war schon so, dass der Piri zum Beispiel, da ist der Vater mit fünf Jahren oder so gestorben und der war das einzige Kind und die Mutter hat schon ihren ganzen Ehrgeiz auch in diesen Piri hineingelegt. Während der Kuck ist mit drei oder vier Geschwistern aufgewachsen, auch früh verstorbener Vater, aber der ist wesentlich weniger verhätschelt worden als der Piri, also der musste viel mehr arbeiten. Beim Hensen weiß ich es nicht, aber auch da ist der Vater sehr früh gestorben. Also das war eine Auffälligkeit, wo ich mir dann gedacht habe, was treibt Menschen an, so etwas zu machen. Man müsste es vielleicht mit Bergsteigern überprüfen. Also irgendeine... Warum muss man das machen? Es ist ein verlagerter Oedipus einfach. Man findet dann diesen, den man halt bezwingen muss in der Natur. Es gibt diese, du zitierst das im Buch einmal, also Shackleton von einer anderen Expedition, aber zum Südpol, oder? Shackleton ist Südpol. Der ist auch praktisch. Der hatte damals, das stimmt wahrscheinlich auch, so viele Männer geworben, mit dem, ich zitiere das mal, also als Stellenanzeige, Männer für gefährliche Reise gesucht, geringe Verdienstmöglichkeit, schlechtes Wetter, lange Monate, vollständige Dunkelheit und große Risiken garantiert, sichere Heimkehr fraglich. Im Erfolgsfall winkten Ruhm und Anerkennung. So bewarb Ernest Shackleton seine Expedition, Peary gab es ein paar Nummern kleiner. Aber immer noch, sozusagen in dieser Kerbe. Ja, ja, ja, es hat sich auch mehr oder weniger bewahrheitet. Also das Shackleton-Schicksal war ja eine ziemlich brutale Sache. Die sind ja relativ bekannt, also dieser Wettlauf zum Südpol, der Schäckelchen, auch die Franklin-Expedition, die weiß man relativ viel. Darum war ich eigentlich erstaunt, dass wir die Nordpol-Expedition sehr wenig so im Allgemeinen bewusst sind. Das stimmt, also Scott und Amundsen, das ist wahrscheinlich der berühmteste Wettlauf. Ja, das ist oft verfehlt worden, glaube ich. Und Amundsen kommt ja auch vor in dem Buch, weil Dr. Frederick Cook ja nicht nur den Nordpol versucht zu erreichen, sondern auch den Südpol, besteigt auch den, hilf mir, den Nali hat er dann geheißen, Trump hat ihn sofort wieder in Mount McKinley umbenannt. An seinem ersten Amtstag. Aber damals hat er dann geheißen, Trump hat ihn sofort wieder in Mount McKinley umbenannt, an seinem ersten Amtstag. Aber damals hat er noch Mount McKinley geheißen. Das ist so wie der Golf von Amerika. Genau. Er folgt derselben Logik sozusagen. Vielleicht zum Abschluss, wenn wir zum Ende kommen. Es ist nicht nur dieses Buch erschienen von Franz Hobel, sondern auch noch ein anderes, ein kleineres Werk. Und das kann man auch wirklich fast nur hier in Oberösterreich sozusagen jetzt kurz präsentieren. Denn es heißt Oberösterreich, ein Heimatbuch. Monolog, Dialekt, Gedichte, Essays. Vielleicht ein paar Worte dazu, wie kam es dazu? Was ist das? Ist zwei Tage alt. Wirklich duffig. Nein, es ist eigentlich ein älterer Text, das ist dieser Bad Halblos, der irgendwann einmal vergriffen war, weil der Untertitel davon ist eine oberösterreichische Elegie und irgendwie mochten das die Leute, aber es gab das Büchlein irgendwann einmal nicht mehr. Und dann habe ich einen Verleger gefragt, ob er das nicht noch einmal drucken will. Und der hat dann gesagt, das ist zu dünn, da braucht man doch was dazu. Und dann habe ich noch ein paar Oberösterreich-Essays gefunden, die ich für die kleine Zeitung geschrieben habe oder für die Presse. Und dann noch ein paar Gedichte. Also die Gedichte sind wirklich neu. Die Gedichte sind brandneu. Und das ist ja dann so ein Oberösterreich-Kompendium. Ja, also gehört in jeden oberösterreichischen Haushalt. Gibt es oder gute Werbung. Ja, unbedingt. Gibt es draußen am Büchertisch genauso wie 100 Wörter für Schnee. Der Büchertisch betreut von der Buchhandlung Fürstlberger. Franz Sobel ist, glaube ich, gerne bereit zu signieren. Und ich danke dir für diesen doch recht detaillierten Einblick in den neuen Roman und wünsche dir alles Gute. Vielen Dank fürs Kommen. Vielen Dank.