Mit Betty Paoli begegnen wir heute Abend einer Ausnahmeerscheinung ihrer Zeit, einer Zeit rasanter und teils radikaler Veränderungen im politischen, gesellschaftlichen und wirtschaftlichen wie im kulturellen. Dynamiken, die Betty Paoli in ihrem Schreiben nicht nur begleitet und dokumentiert, sondern in mancherlei Weise durchaus auch mitgestaltet. Eine talentierte, gebildete Person, Fixpunkt des literarischen und intellektuellen Lebens im Österreich des 19. Jahrhunderts und heute völlig vergessen. Die Wahrscheinlichkeit, dass es sich hier um eine Frau handelt, ist groß, so Günter Haller in der Presse vom 19. Oktober 2024 in seiner Besprechung dieses Buches. Eine Feststellung, die zum Glück nicht ganz richtig ist, aber leider eben doch zum großen Teil eine Feststellung, die dennoch überraschen mag, angesichts von Paolis erfolgreichem Schreiben in unterschiedlichen Genres über etwa sechs Jahrzehnte, angesichts ihrer zahlreichen Beziehungen in Literatur, Theater, Presse, angesichts ihrer Prominenz und ihrer auch ein wenig ungewöhnlichen Lebensumstände und Lebensmodelle, nicht zuletzt ihrer autonomen und gleichermaßen eingebetteten Stellung in der Familie ihrer Freundin Ida Fleischl. Vielleicht nochmals ein wenig zurück zu Stifter in die 1840er Jahre in Wien. Beide, Stifter und Paoli, schreiben, beide durchaus wahrgenommen im Diskurs. Ihren Lebensunterhalt sichern beide trotzdem durch Tätigkeiten in den Haushalten anderer. Stifter unterrichtet unter anderem den Sohn von Staatskanzler Metternich. Paoli ist Gesellschafterin der Fürstin Anna Maria Schwarzenberg. Paoli ist Gesellschafterin der Fürstin Anna Maria Schwarzenberg. Auch das unter anderem. Im Auftrag dieser Fürstin lädt sie den Dichter wiederholt ein. Stifters Ehefrau wird im Gegenzug die Theaterloge der Fürstin abgetreten. in denselben Medien verlegen bei Gustav Heckenast in Budapest, diskutieren über Literatur, das ist belegt in Briefen, insbesondere über die von Frauen, teilen die Liebe zu Hunden und zu Zigarren und die anfängliche Begeisterung für die Ideen der Revolution von 1848, von deren gewalttätiger Entwicklung sie sich zutiefst verunsichert schließlich abwenden. Wir werden sicherlich noch einiges dazu hören. Was ich bedurfte, musste ich selbst erringen. Das gilt übrigens auch für den Namen, ich habe es schon erwähnt, den Paoli aus Nodeplym ab 1835 verwendet. Diesen Satz also, was ich bedurfte, musste ich selbst erringen, der nicht untypisch ist für die Anstrengungen zur Selbsterfindung von Frauen, stellt Karin Wozonic ihr 2024 im Residenzverlag erschienenen Biografie voran. Sie zeigt sorgfältigst gearbeitet und überaus kenntnisreich Paulis Leben als Schreibende und ist um eine ebenso von Dr. Wutzonik verantwortete Werkauswahl unter dem Titel Ich bin nicht von der Zeitlichkeit, ebenfalls per Residenz erschienen, bereichert. Beide Bücher werden heute Abend vorgestellt und beide Bücher können Sie am Büchertisch der Buchhandlung Fürstlberger im Anschluss auch erwerben. Es erwartet sie heute gewissermaßen ein Gruppenbild mit drei Damen. Doktorin Karin Wuzonik wird Betty Paoli, ich habe es schon gesagt, in Leben und Werk vorstellen. Gerti Drassel wird ausgewählte Texte lesen und mit ihr hat Betty Paoli dann auch das letzte Wort an diesem Abend. Jetzt begrüßen wir Karin Wuzonik und Gerti Drassel ganz, ganz herzlich in Linz. Wie schön, dass Sie da sind. So eine Prominenz, so eine Dreifache. Wir freuen uns sehr. Herzlich willkommen. Ich weiß, was ich will und weil ich es weiß, drum bann ich's zu mir in den magischen Kreis. So Betty Paoli Ihnen allen einen schönen, nachgetragenen Frauentag mit den drei Damen. Applaus Mit den drei Damen. An die Männer unserer Zeit. Spotten höre ich euch und zürnen, ob der Frauen Wankelmut, ob in zarten Mädchenherzen gar zu leicht entbrannter Glut, ob der Leere, die da waltet in so manches Weibessinn und wie leicht es Lieb und Treue gibt für Erdenlust dahin. Ob der Flachheit und des Unwerts unserer jetzigen Frauenwelt, wie sie einzig nur verehren, was dem Auge wohlgefällt. Wie sie, doch genug der Frevel. Rede stehen will ich euch, eurer Klage Antwort geben, und sie werde euch sogleich. Lästert feindlich nicht die Frauen, schmäht ihr sie, so schmäht ihr euch. Denn es sind der Frauenherzen einem reinen Spiegel gleich. Selber ist er ohne Makel, doch das Spiegelbild seid ihr. Will nun dieses nicht gefallen? Ey, was kann das Glas dafür? Seht, es ähneln Frauenherzen ungeschliffenem Demand. Bildet liebend ihn und sorglich eine kunstverständige Hand, wird er klare Strahlen sprühen, wird er leuchten, hell und her, wird er Glanzeswogen werfen wie ein glutentflammtes Meer. Doch wie anders, wenn den Demand unberufene Hand verdarb, wenn durch ungeschicktes Walten all sein Glanz gar schnell erstarb. Traum, der Stein war wunderprächtig, aber dennoch ist er hin, weil dem Mann, der ihn behandelt, fehlte kunstgewandter Sinn. Ihr seid unsere Herren und Meister, ja. Wir bilden uns an euch, um von euch geliebt zu werden, möchten wir euch werden gleich. Ey, und seltsam ist es wahrlich, dass wir, euer Konterfei, nun das Ziel von eurem Zürnen und von eurer Spöttelei. eurer Spöttelei. Sollen Frauen sich veredeln? Möget edler werden ihr, möget bannen aus dem Busen wilder Leidenschaftengier, möget zuvor erst selber werden, wie die Frauen sollten sein, anderer Fehler zu bekritteln, wenn man selbst nicht fehlerfrei. Danke. wenn man selbst nicht fehlerfrei. Danke. Dankeschön. Sehr gut. Guten Abend, meine Damen und Herren. Ich freue mich, dass ich hier Patti Paoli vorstellen darf und dass Gerd Trassel die Stimme verleiht. Sie sehen hier Patti Paoli, manche von Ihnen haben vielleicht, sind heute hier wegen dieser Einladung, die sie da bekommen haben und da sind drei Damen abgebildet, aber die obere, das ist nicht Betty Paoli. Das ist Betty Paoli. Das ist eine unbekannte Dame auf ihrer Einladung. So sieht sie aus, das ist Betty Paoli. Genau. So. So. So. so mancher Leser gestaunt haben. Da schreibt ihm eine Frau unter dem Titel »An die Männer unserer Zeit« ins Stammbuch, er möge bei sich selbst anfangen, edler und im Herzen treu und rein zu werden, ehe er sich über die Leichtfertigkeit und Eitelkeit der Frauen mockiert. Wer war diese Dichterin, die da nicht nur an den bürgerlichen Geschlechterrollen rüttelte und die mit ihnen verbundene Doppelmoral aufzeigte, sondern ihrem Gedicht auch noch die Form der neuesten politischen Lyrik gab? die Spaziergänge eines Wiener Poeten, des bekanntesten österreichischen Vormärzdichters Anastasius Grün, die ein Jahr zuvor in Hamburg erschienen waren und in Österreich wegen ihrer Kirchen- und Habsburg-kritischen Haltung verboten und trotzdem gelesen wurden. Ein Gedicht der Sammlung von Grün trägt den Titel Unsere Zeit und kritisiert die Richter der Gegenwart, die nur mäkeln würden, statt an einer Umgestaltung zum Besseren zu arbeiten. Im Gedicht von Grün heißt es, lästert nicht die Zeit die reine, schmäht ihr sie, so schmäht ihr euch, denn es ist die Zeit im weißen, unbeschriebenen Platte gleich. Und nun greift eine Dichterin diese Idee auf und tadelt die Männer dafür, dass sie die Frauen als dekorative Begehrensobjekte reduzieren und sich dann über die Folgen beschweren würden. Der meldete sich da mit dem in jeder Hinsicht zwei schneidigen Untertitel, halb Scherz, halb Ernst, aufmüpfig zu Wort und stellte sich metrisch an die Seite der engagierten Lyrik des jungen Deutschland, der Frühdemokraten und Liberalen. Es war die 17-jährige Betty Glück, die jüngste Entdeckung des Redakteurs der Wiener Zeitschrift, Friedrich Wittauer, die sich mit aplomb an die Öffentlichkeit wagte. In einer ungarischen Zeitschrift war vor kurzem eine Novelle, damit war Geld zu verdienen, von ihr erschienen und jetzt bot ihr Wittauer eine Bühne für ihre rebellische Lyrik. Was Betty Glück in diesem ersten Gedicht für die Wiener Zeitschrift lieferte, war ihr poetisches Programm in Nutze. Sie war eine Frau, die die Hierarchie im Geschlechterverhältnis als Ungerechtigkeit empfand und das zum Ausdruck brachte, eine, die gegen alle Konventionen ich sagte. sagte. Und Sie sehen hier, so sieht diese Wiener Zeitschrift aus, aus dem Jahr 32 und ich habe hier drei Seiten und in der Mitte beginnt da an die Männer unserer Zeit, Mitte unten, Sie können es ungefähr ahnen und am Ende steht hier dann noch Betty Glück. Das war also der Name von Betty Paoli. Was ich Ihnen jetzt gerade vorgelesen habe, das sind die beiden Bücher, aus denen ich jetzt schöpfen werde, sozusagen. Das war aus meinem Nachwort zur Werkauswahl. Ausgewählte Werke. Ich bin nicht von der Zeitlichkeit, ein Zitat aus einem Betty Paoli-Gedicht. Und ich erzähle Ihnen heute was über die Biografie von Betty Paoli. Also es ist geboren, wie schon gehört, in Wien am 30. Dezember 1814 und gestorben in Baden bei Wien am 4. Juli 1894. Sie sehen also das ganze 19. Jahrhundert fast, das Ganze hat sie miterlebt. Sie ist mitten in Spiedermeyer hineingeboren. Über ihre Eltern wissen wir nicht viel, dass der Vater ein Militärarzt war, dass ihre Kindheit und die frühe Jugend relativ unbeschwert war, weil ihre Mutter Theresia, die frühe Jugend relativ unbeschwert war, weil ihre Mutter, Theresia Glück, durchaus vermögend war. Das wissen wir. Das Kind wurde nach Ungarn anscheinend geschickt und Betty Glück bekam eine Privaterziehung, also sie hatte eine recht fundierte Erziehung. Dann aber hat der Vater früh gestorben und dann hat die Mutter das Geld entweder verspekuliert oder beim Spiel verloren. Ich weiß es nicht genau. Betty Paoli musste zurück nach Wien, also Betty Glück zu dem Zeitpunkt. Und von da weg war sie eigentlich zuständig. Also sie musste selbst Geld verdienen für sich und für ihre Mutter. Dann ist wohl etwas Dramatisches passiert, sie war in Wien, hat geschrieben, war wahrscheinlich guvernante Erzieherin, nämlich sie wurde, also irgendwas Dramatisches ist passiert, ganz genau weiß ich es nicht, aber auf jeden Fall mussten die Mutter und die Tochter nach Russland, also sie hat sich eine Arbeitsstelle als Gouvernante weit, weit weg von Wien gesucht. Betty Glück hat sich eine Arbeitsstelle als Gouvernante gesucht, wo sie auch ihre Mutter mitnehmen konnte. Die waren dann in Russland, direkt hinter der galizischen Grenze. Aber die Mutter hat es dort nicht ausgehalten. Und die beiden Frauen haben sich dann, sie konnten sich nicht, es gab keine Arbeitsverträge, keine Rechte natürlich für Gouvernantinnen, also Erzieherinnen im Haus. Die waren Hausangestellte einfach. Die mussten dann sozusagen bei Nacht und Nebel zurück, weil die Mutter das wollte. Aber die Mutter ist unterwegs. Immerhin waren es so um die 1000 Kilometer, vielleicht ein bisschen mehr, ohne Eisenbahn, das war vor der Eisenbahn, und die Mutter ist unterwegs gestorben. Bette Glück war dann so 18 ungefähr und dann war sie allein mitten in Galicien und ist dann aber nach zwei Jahren, wo sie wieder als Erzieherin gearbeitet hat, also als Gouvernante, nach Wien zurückgekommen. Dann gab es in ihrem Leben eine leidenschaftliche Liebesbeziehung. sie wurde schwanger und für eine unverheiratete bürgerliche junge Frau, das wäre das soziale Tod gewesen. Sie konnte nicht in Wien bleiben, sie musste also wieder weg. Sie ist nach Schlesien gezogen und wir wissen nur aus einem nur fragmentarisch erhaltenen Brief, Wir wissen nur aus einem nur fragmentarisch erhaltenen Brief, dass das Kind zur Welt gekommen ist dort, aber ganz früh gestorben ist. Betty Paoli hat in ihrer Lyrik sehr viel, also die frühe Lyrik ist autobiografisch grundiert. Und wir hören jetzt ein paar Gedichte aus dieser Zeit, dieser schwierigen Jugend bis ungefähr zum 20. und 22. Lebensjahr der Dichterin. Meine Jugend, ein Frühling, dem's an Blüten und Sonnenglanz gebricht, durcheist, von Sturmes wüten erhellt, von Blitzeslicht, ein Trauern sonderhoffen von Schmerzensnacht umhüllt, da gab ich, wahr und offen, euch meiner Jugend Bild. Das tote Kind, so früh schon vollendet, verwelkt im ersten Keim, der Gott, der dich gesendet, rief dich so früh schon heim. Du warst so schön im Leben und bist's noch mehr im Tod, wie Blumen sich erst heben beim letzten Abendrot. Nicht wie bei anderen Leichen fasst mich ein schaurig Weh, wenn ich in deine bleichen, holzseligen Züge sehe. Denn in der flüchtigen Stunde, die du bei uns verweilt, hat keine Schicksalswunde dein kleines Herz ereilt. Und in dem kurzen Tage, an dem du sahst das Licht, verstandst du nicht die Klage, die uns zerknickt und bricht. Im engen Zeitenraume, der dir für hier gesteckt, ward nicht vom Lebensschaume die Seele dir befleckt. So, ohne Gram und Fehle und ohne Schmerz und Schuld, rief dich, dass nichts dich quäle, zu sich der Gottheit huld, dass in dem Reich der Wonnen dein sei für alle Zeit, den du schon hier begonnen, der Traum der Seligkeit. Dunkle Einsamkeit Als meine Mutter krank und nach der letzten Reise da war, hat verändert viel, auf mannigfache Weise. Zuerst befahl der Arzt, die Blumen wegzutragen, die gerne sie gepflegt, in früheren, besseren Tagen. Dann ward dem Tageslicht der Eingang auch verwehrt. Es hieß, damit die Ruhe der Kranken ungestört. Und als der Priester kam, die Hostie ihr zu reichen, da musste selbst ihr Kind aus ihrem Zimmer weichen. So losgerissen, längst und längst schon im Entschweben, verhauchte sie zuletzt nur einen Schein von Leben. Auch mir ward nach und nach Duft, Licht und Lieb genommen. Ich lieg in stiller Nacht. Wird wohl der Tod bald kommen? Der Blumenstrauß. Es rührte mich bis zum Bedauern der abgewälkte, fahle Strauß, den ich durchgenässt von Regenschauern heut liegen sah, vor meinem Haus. Die Lilien, die Anemonen, die Hyazinthen farbenreich, sie neigten ihre welten Kronen, die armen Rosen sahen bleich. Entschwunden war ihr Duftgepräge vom herbstlich kalten Regenguss und drüber schritt die Eilgemenge mit plumpen, unachtsamen Fuß. Da dachte ich träumerisch der Stunden, wo dieser Strauß jetzt so durchnässt, jetzt so versehrt, einst ward gewunden. Ach Gott, wer weiß, für welches Fest, wer weiß, mit welchen frohen Scherzen man ihn zu formen war bemüht, wer weiß, an welchem seligen Herzen er duft- und farbenreich geglüht, Wer weiß, an welchem seligen Herzen er duft- und farbenreich geglüht. Wer weiß, welch stille Liebesboten sich bargen in dem bunten Laub. Und jetzt liegt er am schmutzigen Boden, der Winde und des Wetters Raub. Ein Bild so mancher Seelenblüte auf Gottes heiliger Flur gepflückt und von des ewigen Huld und Güte mit Duft und Farbenglanz geschmückt. Sie strebt, sich strahlend zu entfalten mit unentweitem Blumensinn. Da fassen sie der Welt Gewalten und schleudern sie zu Boden hin. Und drüber setzt das Volk das Stumpfe mit rohem Scherz. Ach, und wer denkt, dass in dem ekeln, trüben Sumpfe solch eine Blume eingesenkt. Danke. Die Gedichte von Paoli sind anfangs also in einer Zechrift zum Beispiel wie der Wiener Zeitschrift erschienen oder in Almanachen. Literarischen Taschenbüchern, die waren in Biedermeier sehr beliebt. Das waren so kleine Zusammenstellungen von Gedichten, Prosa-Stücken mit Bildern für die bürgerlichen Mädchen und Frauen. Das war ein Almanach, der wurde einmal im Jahr verschenkt, so zu Weihnachten. Hübsche Bücher in Seiden, Einbänden. Gustav Heckenas, der Verleger von Adalbert Stifter und Bette Paoli, hatte so eine Reihe, die Iris und die beiden haben dort auch Gedichte veröffentlicht, gemeinsam. Dann 1841 ist der erste Gedichtband von Paoli erschienen, also sie hat dann bereits veröffentlichte Gedichte und einige neue bei Hecken aus dem Pest, also bei dem Stifter, Verleger, dann rausgebracht, aber sie musste immer noch zusätzlich Geld verdienen. Also die Literatur hat auch damals die Frau nicht genährt und Betty Paoli war weiterhin Gesellschafterin, also Gesellschafterin. Vorher war sie Gouvernante, also hat auf Kinder aufgepasst und dann wurde sie Gesellschafterin. Vorher war sie Gouvernante, also hat auf Kinder aufgepasst und dann wurde sie Gesellschafterin. Es gibt für eine bürgerliche Frau in der Zeit praktisch überhaupt keine Möglichkeit, anständig Geld zu verdienen. Es gibt keine anständigen Berufe. Sie hat keine Ausbildung und das Rollenverständnis war so, dass die Frauen im Haus arbeiten müssen. Sie konnten nicht rausgehen. Das betrifft jetzt natürlich nur die Frauen, also die Töchter und Frauen am Land, als Hausangestellte, in Fabriken später. Aber für eine bürgerliche Frau, die Vorstellung war, es gibt einen Mann, zuerst den Vater und dann den Ehemann, der sie erhält. Sie braucht also keinen Beruf. Aber als Gesellschafterin, das hat funktioniert, das ging und Betty Paoli war also Gesellschafterin auf Reisen, hat sie Frauen begleitet und im Salon vor allem. Da war sie im Salon von Henriette Wertheimer und hier sehen Sie einen der Salongäste, das ist Franz Grillparzer. Henriette Wertheimer war die Frau eines jüdischen Kaufmanns, der selbst auch übersetzt hat. Er war sehr kunstaffin. Es gibt sogar ein Theaterstück von ihm, das mal aufgeführt wurde. Und seine Frau, Henriette Wertheimer, hat also um sich die Intellektuellen und die Künstler gescharrt in Wien, in einem Salon, wo auch Franz Kripparzer ein- und ausgegangen ist. Und Betty Paoli ist quasi als die Gesellschafterin der Dame des Hauses dort gesessen, hat sich mit den Herren und auch Damen, aber von denen wissen wir weniger, also dokumentiert werden bei den Salons fast immer nur die männlichen Besucher, also so jemand wie Grillparzer, aber natürlich waren auch Frauen dabei. Und Betty Paoli hat dort also mitgesprochen und war als zu dem Zeitpunkt bereits sehr berühmte und erfolgreiche Lyrikerin durchaus auch so ein Magnet für diesen Salon. Dann ab 1843 war sie Gesellschafterin bei Maria Anna Schwarzenberg. Das ist die Gräfin Hohenfeld, also geborene Gräfin Hohenfeld aus Linz. Die Familie ist dann, glaube ich, in der Generation im männlichen Zweig ausgestorben. Also die Gräfin Hohenfeld, die hat zuerst einen Esterhase geheiratet, war in Ungarn. Dann, als der Fürst Esterhase gestorben ist, hat sie kurz darauf den Fürsten Schwarzenberg geheiratet. Und zu dem Zeitpunkt, als Betty Paoli dann zu ihr kommt, das ist eine ältere Dame, die also eine Gesellschaftsfrau, die er vorliest aus der Zeitung. Und das hat Betty Paoli gemacht. Und das Eingangszitat, das Sie bei der Begrüßung gehört haben, Und das Eingangszitat, das wir bei der Begrüßung gehört haben, aus Adalbert Stift, das Nachsommer, porträtiert Betty Paoli als Gesellschafterin von Maria Anna Schwarzenberg. Also der Erzähler im Nachsommer ist dort zu Gast, beschreibt die Fürstin, die besonders aufgeweckt ist, intellektuell, das aufgeweckt ist intellektuell und viel Korrespondenzen immer noch wach hält, aber nicht mehr gut sieht. Deswegen muss die Gesellschaft darin die Briefe schreiben und ihr aus der Zeitung vorlesen und auch so klassische, französische Klassiker liest sie auch gern. Aber das ist wiederum aus der Wirklichkeit genommen, denn das beschreibt Betty Paoli in einem Brief an den Fürsten Schwarzenberg, den Sohn, mit dem sie, also einer der drei Söhne der Maria Anna Schwarzenberg, mit dem sie sehr eng befreundet war. Parallel schreibt Betty Paoli aber immer auch noch Gedichte. Also sie ist ab 1843 dort Gesellschafterin. dort Gesellschafterin, sie schreibt für Almanache, für Zeitschriften, die erste Gedichtssammlung, erfährt eine zweite erweiterte Auflage, es kommt die nächste Gedichtssammlung. Ihr Ruhm ist ein bisschen zweischneidig, denn es wird im Laufe des 19. Jahrhunderts, und sie erlebt das so ganz live mit sozusagen, diese Geschlechterrollen werden immer strikter und diese autobiografische Lyrik wird immer skandalöser eigentlich. Weil sie sagt, also Betty Paoli sagt ich und sie sagt, was sie erlebt und vor allem, ich habe schon gesagt, es gab dann offenbar eine intensive Liebesbeziehung und auch die spiegelt sich in der Liebeslyrik von Bette Paoli. Nun ist biedermeierliche Liebeslyrik normalerweise Liebeslyrik von Männern, in der Frauen nicht vorkommen. Also höchstens mal als Namen, aber nicht als wirklicher Gegenpart. Biedermeierliche Liebeslyrik funktioniert so, dass es ein männliches Ich gibt oder ein lyrisches Ich, das offenbar ein Mann ist und der liebt. Und dann gibt es vielleicht den Namen der Frau und dann stirbt die Frau oder sie ist unerreichbar oder sie kommt überhaupt nicht vor. Und die Liebeslyrik von Betty Paoli funktioniert aber ganz anders, weil Betty Paoli macht ein weibliches Ich. Also sie schaut sich die Sache sozusagen von der anderen Seite an und ist damit sehr erfolgreich, aber eben auch ein bisschen ein Skandal. Und wir hören jetzt ein paar von den Gedichten. Und wir hören jetzt ein paar von den Gedichten. Wir haben im Gedankenflug den Abend froh verplaudert und als die Abschiedsstunde schlug, noch an der Tür gezaudert, uns tausend Grüße noch gebracht, uns Liebe wohl geboten, als wenn statt einer kurzen Nacht uns Trennungsnächte drohten. Jetzt bist du fort, ich sitz allein im dämmerigen Gemache und halte bei der Lampe Schein noch eine süße Wache. Oh, selbst das kleinste Wörtlein, das aus deinem Munde gegangen, an mir vorüberwallen lass. Ich lass es, ich es mit Lust und Bangen. Ich rufe mir dein Bild zurück in seiner klaren Schöne. Ich trinke dürstend deinen Blick und deiner Stimme Töne. Der Sehnsuchtqual verwandelt sich in ein stillselig Wehe und tief gesegnet fühl ich mich vom Zauber deiner Nähe. Mit Wonne atme ich die Luft, der sich dein Hauch vermählet, es schwimmt in ihr ein geistiger Duft, der mir von dir erzählt. Ich liebe jeden Gegenstand, an dem dein Auge gehangen. Und mehr noch lieb ich diese Hand, die deinen Kuss empfangen. Ist's Freundschaft, was mich zu dir zieht? Ist's tiefer Lieb erglühen? Mit solchen Fragen soll mein Lied sich quälen nicht und mühen. Genug, dass du mit reinster Lust die Seele froh mir schwellest. Genug, dass du dir unbewusst das Leben mir erhellest. Eines Abends. Eines Abends Als dunkle Purpurrose möchte ich sprießen, Damaskus Kind an farbgen Blumen wenden und meiner Düfte seelenvolles Grüßen als Opferhauch zu dir, mein Dichter, senden. Balsam gewürzt vom Schlaf auf Lotuspfühlen möchte ich als Lufthauch zärtlich dich umwallen, die Fiebergluten deiner Stirne kühlen und deine ewigen Lieder wiederhallen. Als Nachtigall möchte ich vom Baume klagen, der dich mit seinem Schattenzelt erquicket. Als Welle möchte ich an das Ufer schlagen, dem deines Wandels Spuren eingedrückt. Als süßes Traumbild möchte ich dich beschleichen, als Trostoasis deinem Blick begegnen. Als Muse möchte ich dir den Lorbe erreichen und dich mit einem Weihkusse segnen. Allein als Tochter dieser dunklen Erde, der hörelose, streng versagt geblieben, kann nichts ich bringen zu dem Opferherde als meines dichter Herzens tiefes Lieben. Du aber wirst in dieser reinen Gabe den ernsten Gruß der Muse nicht vermissen. Du wirst darin der Rosenwürzgelabe des Traumes milden Trost zu finden wissen und fühlen wirst du, dass die Freuden alle, die einzeln unser flüchtiges Sein verschönen, mit graberöffnendem, gewaltigem Schalle in einem Liebeswort zusammentönen. Mit dir, nimm mich mit, wohin dein Fuß auf des Lebens Pfaden geht, denn da weht mir Heimatgruß, wo dein süßer Atem weht. Nimm ich mit, wenn kühn dein Geist fliegt durch alle Himmelsräume und zur Erde, die verweist, bringt es jenseits goldene Träume. Nimm ich mit, wenn ins Gefecht, wo du Helden herrlich streitest, für die Menschheit heilig recht, du, ein edler Ritter, schreitest. Nimm mich mit, wenn stillgebückt zu der tiefen Geisterquelle Leben, Sterben, nimm mich mit ins ewige Heil und ins ewige Verderben. Beruhigung. Dir zürnen, dass du mich verlassen. Beim Himmel nein, wie sollte ich das? War es deine Schuld, mich nicht zu fassen? Verdient ein blinder Irrtum Hass? Besäße dein Gemüt, die Schwingen zu schweben auf des meinen Spur, dann liesest du mich dir entdringen mit deinem eigenen Leben nur. Wen also hätte ich anzuklagen? Dich, dass dein Herz so schwach und klein? Davon kannst du die Schuld nicht tragen, wie du's empfangen blieb es dein. Fahr hin, als der Vergebung blühte, rankt sich der Wunsch noch Himmel an, dass Gott fortan dein Glück behüte, weil's meine Liebe nicht mehr kann. Warnung. Du willst mich, sagst du, ewig lieben? Hast du dies Wort auch recht bedacht? Soll sich dein heiterer Himmel trüben mit den Gewittern meiner Nacht? Willst du, dass deine Freude sterbe, dass Glück und Hoffnung weich von dir, dass sich dein Leben schnell entfärbe? Ja, dann, dann fordere lieb von mir. In hellen Sonnenscheines Blinken liegt Licht vor dir des Lebens Bahn. Was willst du von der Quelle trinken, die nur den Tod dir geben kann? Der Kränze, die dich kühlend schmücken, vergessend willst im wüsten Traum du in dem Schatten dich erquicken? Von meiner Liebe, Upaspaum? O Wisse, das, was je im Herzen ich trug als höchstes Lebensziel, gar bald dem heißen Brand der Schmerzen als rettungsloses Opfer fiel. Dass die Ich zu den Meinen zähle, vom Gram als Seine auch begrüßt. Kurz, dass die Liebe meiner Seele der Kuss der Eisenjungfrau ist. meiner Seele der Kuss der Eisenjungfrau ist. Hör auf, nach einem Gut zu streben, das Glück verspricht und Unglück beut. Lass mich auf Schmerzeshöhen leben in königlicher Einsamkeit. Verwahre deines Glückes Blüten. Gern netzt ich sie mit meinem Blut. Gern netzt ich sie mit meinem Blut. Gern? Nein. Dich möge Gott behüten vor meiner Dichterliebe Glut. Dankeschön. Der zweite Gedichtband von Bette Paoli hat einen sprechenden Titel, der heißt Nach dem Gewitter. zweite Gedichtband von Bette Paoli hat einen sprechenden Titel, der heißt Nach dem Gewitter. Und ja, auch der ist sehr, sehr erfolgreich. Der ist 1943 erschienen. Es gab dann eine zweite vermehrte Auflage. Dann gab es noch neue Gedichte, kurz drauf. Außerdem hat sie Novellen geschrieben. Novellen waren für diese Almanache und Taschenbücher und Zeitschriften sehr gefragt, also für die Zeitschriften vor allem als Fortsetzungsnovellen und die sind auch bezahlt worden, also damit konnte man Geld verdienen. In dem Salon von Maria Anna Schwarzenberg hat Betty Paoli dann auch Adalbert Stifter kennengelernt und sie schätzt ihn als Kollegen. Wie gesagt, sie haben den gleichen Verleger, sie haben ungefähr den gleichen Publikationskontext, sie schreibt ein Huldigungsgedicht an ihn, aber wirklich ganz, ganz wichtig wird er, als er Paoli die Gedichte von Troste Hülshoff empfiehlt. Und das ist etwas ganz Besonderes. Also Annette von Troste HHülshoff erschienen, der ein bisschen bekannter wurde, aber eigentlich war Trostel-Hülshoff mindestens bis in die 1860er Jahre hinein ein Geheimtipp. Tipp. Aber Adalbert Stifter hat sie gekannt, hat sie gelesen, hat von irgendjemandem diesen Band, diesen zweiten Gedichtband bekommen und hat ihn dann weitergegeben an Betty Paoli und Betty Paoli hat dann, hier sehen Sie Troste-Hülshoff, hat dann einen Brief an Stifter geschrieben. Sie würden die Fürstin ganz glücklich machen, wenn sie den heutigen Abend bei uns zubringen wollten. Mit Scham, Erröten und Herzklopfen bitte ich sie um Vergebung, die Gedichte der Droste so lange behalten zu haben. Einiges in dem Buch reiht sich würdig an das Größte in der deutschen Poesie. Merkwürdiger als die Gedichte scheint mir jedoch die Dichterin selbst, diese ganz großartige, abgeklärte Natur, die uns die kostbare Errungenschaft ihrer Leiden, denn auf anderem Wege gelangt man nicht zu solchen Resultaten, lächelnd darreicht, ohne dieser Leiden auch nur mit einem Worte zu erwähnen. Das nenne ich die Welt, das eigene Ich mit seinen kleinlichen Trieben und den Hemmketten seiner Persönlichkeit überwunden und dafür die ganz große, volle, weise Welt eingetauscht haben. Dieser letztere Umstand erklärt auch den ungemeinen Umfang dieses Talents, dessen Skala von dunklen, dämonischen Anklängen bis zu den süßesten Friedenslauten der Versöhnung hinaufreicht. als mir bloß einen Genuss bereitet. Sie machen mich innerlich, Sie haben mich innerlich gefördert und innigst danke ich Ihnen dafür. Sehen wir Sie heute abends? Ich möchte Sie mit dieser Frage so lange quälen, bis Sie mir, wenn auch nur aus Überdruss, endlich Ja sagten. Mit treuer Freundschaft, Ihre BP. Also, Stifter war dann immer wieder zu Gast, Mit treuer Freundschaft, Ihre BP. wurde, am meisten Werbung gemacht hat. Sie hat immer wieder darauf hingewiesen, das ist eine unterschätzte Autorin, sie ist besser als alle anderen, nicht nur Autorinnen, sondern Petri Paoli sagt, besser als alle, die schreiben. Und sie sagt immer wieder in verschiedenen Rezensionen, selbst wenn es um andere Texte geht, lest Troste Hülshoff. Das liest Droste Hülshoff. Paole war in Wien 1848, als die Revolution ausbricht. Anfangs geht es bei dieser Revolution um Pressefreiheit, Ende der Zensur, demokratische Mitbestimmung der Bürger, also der Männer, dieser 10 Prozent, aber es entwickelt sich dann gewalttätig und Stifter, der also zuerst auch mit Paoli gemeinsam diese Änderungen, die Neuerungen, also die Pressefreiheit und so weiter begrüßt, er geht nach Linz und Paolis Arbeitgeberin, also die Fürstin Schwarzenberg stirbt im Jahr der Revolution im April und jetzt braucht auch Paoli eine neue Stelle und Adelbert Stifter schreibt an sie aus Linz. Wenn Sie von mir etwas sehr Ungereimtes erfahren oder gar etwas, das wie Rohheit aussieht, so denken Sie gewiss, dass irgendetwas Äußeres mich mit Zwang vom Wege meiner Art und Weise abführte. So ging es mit meiner Abreise. Ich habe Ihren Brief erhalten und hätte auch ohne ihn heute an Sie geschrieben. Ich war die letzten Tage in Wien politisch sehr angestrengt, dass es völlig unmöglich war, Sie vor Freitag, 5. Mai zu besuchen. Ich war Wahlmann. Dann kam anderes und anderes, dies mündlich. Freitags zu Mittag erfuhr ich, dass ich samstags halb sechs Uhr früh abreisen müsse. Die Ursache ist in unserer Familie, davon auch mündlich. Ich ging nachmittags zu ihnen, aber ein Freund sagte, er hätte sie eben auf der Gasse gesehen. Ich schob den Besuch auf neun Uhr abends auf, wo ich sie zu Hause vermutete. Vorher ging ich zu Frau von Collin. Darüber verging so viel Zeit, dass ich zu ihnen durchaus nicht mehr gehen konnte. Es war spät nachts, zudem musste ich noch meinen Freund Türk im Gasthaus aufsuchen, weil er mir wegen Mangel an Zeit meine Finanzangelegenheiten geordnet hatte und mir im Gasthaus das Resultat übergeben wollte. Alles ging so übereilt, dass wir uns um 50 Gulden Konventionsmünze irrten, was erst brieflich ausgeglichen wurde. So kam es, dass sie ihr Manuskript durch ein Mädchen der Frau von Colleen erhielten, dass ich sie nicht mehr sah und dass ich ihnen schreiben wollte. Ich schrieb nicht gleich am ersten Tag, weil ich sie hier haben wollte und mich um ein Stübchen umsehen musste. Bei Direktor Wimmer, eine liebeachtbare Familie, 100 Schritte von mir, ist ein separiertes Zimmer. Aussicht auf Wasser und Berge, Frühstück, Jause, Bedienung etc. Sechs Gulden, Konventionsmünze im Monat. Mittagstisch nicht gerne, weil die Familie meint, sie würden mit ihrer Einfachheit nicht zufrieden sein. Ich meine, sie würden es oder könnten sich aus dem Gasthaus etwas holen lassen. Kommen Sie also ungesäumt, wenn es Ihnen sonst genehm ist. Denn hier ist Ruhe und Frieden, dass es mir gegen Wien wie Totenstille erschien. Das ganze Land im herrlichen Schmucke, ein einfacher, gemütreicher Umgang erwartet Sie und muße zur Arbeit fast mehr als genug. Ihre Novelle gibt mir die Zuversicht, dass sie im Romane Ausgezeichnetes leisten könne. Kommen Sie, fangen Sie einen an. Machen Sie ihn in zwei Jahren fertig. Dann ist wieder Zeit zum Lesen, und Sie haben Ihre jetzige Zeit nicht unfruchtbar hingebracht. Über die Novelle mündlich, und wenn sie nicht zu uns heraufkommen, brieflich. In ihrem Zerbst stelle ich es mir nicht das tausendstel so schön und stille vor als hier. Und ihr Freund lässt sich gewiss auch mit mir nicht vergleichen, denn ich bin ihr Bester und damit Punkt um. Kommen Sie und zeigen Sie mir vorher den Tag ihrer Abreise mit Dampfboot an, dass ich Sie am Ufer erwarte. Von meiner Frau alles Schöne. Wir werden gute, edle Tage verleben. Seien Sie mir vielmal gegrüßt und kommen Sie mir, ja, auf der Stelle. Ich muss Ihren Vormund machen, jede Sekunde in Wien ist für Sie Verlust an Leben und Gemüt. Linz, Donnerstag, 11. Mai 1848, Adalbert, Stifter. Ja, aber Pater Paoli geht nach Zerbst. Er erwähnt es in dem Brief. Zerbst ist in Sachsen-Anhalt und hat einen aufklärerischen Fürsten, den sie schon kennt, weil die Fürstin von Sachsen-Anhalt ist eine Freundin von Mariana Schwarzenberg gewesen. Und das ist also Dessau, das kennen Sie vielleicht, das Gartenreich Dessau, UNESCO-Weltkulturerbe. Ja, dorthin geht bei die Paoli, dort ist es auch schön ruhig. Der große Vorteil der Revolution ist, dass durch die Pressefreiheit Texte gebraucht werden und in der Revolutionszeit, also in 1848, dürfen auch Frauen veröffentlichen, weil eben der Bedarf bestanden hat. Und aus Zerbst schreibt Paoli dann für die in dem Jahr gegründete, im September glaube ich gegründete Presse, die Presse. Und zwar deutsche Briefe, Sie sehen da das Feuilleton, so hat diese Zeitung ausgesehen, da steht deutsche Briefe von Betty Paoli. So hat diese Zeitung ausgesehen. Da steht Deutsche Briefe von Betty Paoli. Betty Paoli ist dann eine von denen, die nachher auch weiterschreibt. Die lässt sich das nicht mehr nehmen als Journalistin und die immer ihren Namen verwendet, also ihr Pseudonym. Paoli ist das kein Geld. Deswegen ist für sie dann die Möglichkeit, mit Beiträgen für die Zeitungen noch Geld zu verdienen, sehr wichtig. Sie ist auch weiterhin noch Gesellschafterin, zum Beispiel der Gräfin Bühnau in Dahlen, das ist zwischen Dresden und, also bei Dresden ist das eigentlich. Dann ist sie als Reisebegleiterin mit einer Verwandten, der Fürstin Schwarzenberg, unterwegs. Dann fährt sie mal nach Paris. Wir sind jetzt in den 1850er Jahren, in den frühen 1850er Jahren. Ich glaube, da war sie tatsächlich allein. Nach Paris konnte man als Frau allein reisen, das ging. Dort hat sie Heinrich Heine besucht, eins ihrer frühesten literarischen Vorbilder. Anfang der 1850er Jahre beschließt sie dann aber, dass sie zurück nach Wien geht und sie schreibt dann Theaterkritiken, sie schreibt Buchbesprechungen, Kunstkritiken für eine Zeitschrift, die heißt Wiener Lloyd, Zeitung, Tageszeitung und sie hat eine sehr konkrete Vorstellung davon, was sie als Kritikerin, wofür sie zuständig ist, was sie tun soll. Und da hören wir jetzt einen Auszug aus zwei Kritiken. Aus literarisches Gedichte von Annette Drüstrup, 1852 ist das, gell? Genau. Wenn ich mich nicht sehr täusche, liegt eines der Hauptgebrechen der Kritik, wie sie in unseren Tagen geübt wird, und ein Mitgrund ihres geringen Einflusses darin, dass sie, statt ihre Aufmerksamkeit ausschließlich dem im guten oder im bösen Sinne hervorragenden zuzuwenden, sich mit jeder Bagatelle beschäftigen zu müssen glaubt, wenn es nur neu ist. zu müssen glaubt, wenn es nur neu ist. Erfasste sie die Würde ihres Berufes, so würde sie das gewöhnliche, unbedeutende, klanglos zum Orkus hinabsteigen lassen und ihre wahre Sendung allein erkennen. Ein Dolmetsch zu sein zwischen dem Genius und den Massen, eine Stimme, die das irregehende Talent zurechtweist, eine mutige Hand, die dem Schlechten und Verwerflichen den gleißenden Mantel, womit es seine ekle Blöße bedeckt, abreißt, um der Welt zu zeigen, wie sich hinter all diesem Flitter erlogener Genialität nichts berge als Moder und Fäulnis. Mit einem Worte, sie würde sich bloß mit solchen Werken beschäftigen, die dem Geschmack des Publikums entweder als Leuchte oder als Warnungstafel dienen können. Von dem alltäglichen Mittelmäßigen würde sie nur in jenen Fällen Notiz nehmen, wo es von einer Partei, gleich viel von welcher, deren Tendenzen es entspricht, auf dem Schilde emporgehoben wird, um anderen als literarischen Zwecken zu dienen. Dann ist es an der Zeit, dem Zwerg die Stelzen, auf denen er herumstolziert, abzuschnallen und ihn auf sein wahres Maß zurückzuführen. In jedem anderen Falle ist es mindestens unnütz, mit Speeren und Spießen gegen das Unbedeutende auszuziehen, statt es in sein eigenes Nichts versinken zu lassen. Wozu Werke besprechen, die vergessen sein werden, ehe noch das Urteil darüber ins Publikum gelangt? Dieser Ansicht folgend lasse ich so manches mit der Jahreszahl 1852 prunkende Buch unbesprochen liegen und greife nach Annette von Drostes Gedichten. Im Jahre 1844 erschien dieses Buch in Kotters Verlag. Des größten Erfolges würdig fand es nicht einmal die Verbreitung, die der Einfluss des Verlegers, Produkten von ungleich geringerer Bedeutung zu verschaffen pflegt. Zum großen Teil mag dies den Zeitverhältnissen zugeschrieben werden. Es war gerade der Moment, wo die politische Poesie am üppigsten wucherte und die echte verdrängte. Mochte ihre Würze auch das Erzeugnis der verdächtigsten Ingredienzien sein, sie war dem Publikum nur umso mehr zu Kopf gestiegen. Sein an Cognac und Grog gewöhnter Gaumen fand keinen Geschmack mehr an dem jenes Fuselduftes entbehrenden Wein lauterer Poesie. Selbst der Name der Verfasserin nahm viele jener freien Geister, die es nicht zu ertragen vermögen, dass man anderer Meinung sei als sie, schon im Voraus gegen sie ein. Einem alten Adelsgeschlecht des streng katholischen Westfalens entsprossen, was konnte sie anderes bringen als Anschauungen und Gefühle, die man vor Rotte zu nennen beliebte. Hierzu kam noch, dass man namentlich in jener Zeit, um durchzugreifen, von irgendeiner literarischen Klick gestützt werden musste. Es ließe sich ein interessantes Buch darüber schreiben, wie die meisten Berühmtheiten jener Zeit entstanden sind oder vielmehr wie sie gemacht wurden. Annette von Droste, zu stolz, um auf die papierenden Grenzen, die der Journalismus verteilt, Gewicht zu legen, gleichzeitig gegen jede provozierte Anerkennung im Gefühle ihres Wertes sich von jeder literarischen Koterie fernhaltend, ward übersehen und ihre Dichtungen blieben ungekannt. Man kann sich nichts Individuelleres denken als diese Gedichte. Droste Hülshofs. Und doch wieder nichts, das weniger persönlich wäre. Darin liegt die Macht, die sie wie eine Stimme der Menschheit selbst zu unserem Herzen sprechen lässt. Und der Vers? Höre ich Fragen. Ist er melodiös, weich, musikalisch? Nein, das ist er nicht, aber großartig, charakteristisch, voll tiefster Übereinstimmung mit dem, was er ausdrücken soll. Der Leib des Gedankens, nicht sein Kleid. Die Sprache der Droste ist kein buntes Edelsteinchen mit tausend künstlich geschliffenen Facetten. Sie ist ein im eigenen Lichte glänzender Solitär. Aus der Bücherschau Neue Lyrik. Es ist mitunter ein recht missliches Handwerk, so Tag für Tag auf der kritischen Warte zu stehen, sehnsüchtig ins Land hineinzulugen, nach einer Botschaft der Poesie an ihre Getreuen und doch in den meisten Fällen nichts zu gewahren, als auf Stelzen gehendes Phrasentum, nichts zu vernehmen als leeres Reimgeklingel. Nichts zu vernehmen als leeres Reimgeklingel. Wir würden es unserer Zeit leichter vergeben, so arm an guten Gedichten zu sein, wenn sie nur nicht so reich an mittelmäßigen wäre. Uns wäre es lieber und mit hoffnungsreicherem Auge würden wir in die Zukunft blicken, wenn unsere Zeit entschieden Gutes und entschieden Schlechtes hervorbrächte, statt dieser Masse von langweilig Mittelmäßigem, gegen das man nicht einmal so recht mit Schwert und Speer ausziehen darf, wenn man nicht lächerlich sein will, wie der edle Ritter von La Mancha. Auf unserem Büchertisch liegen vier Bände Gedichte. Eines fünften, der nebst metrischen Beiträgen auch prosaische enthält, gar nicht zu gedenken. Ein einziges dieser Bücher ist das Werk eines Dichters, ein einziges. Im gewöhnlichen Leben lieben wir es, das Unangenehme zuerst vorzunehmen, um schneller damit fertig zu werden. Doch tragen wir gerechtes Bedenken, es in dem gegenwärtigen Falle so zu halten. Es stünde nämlich zu befürchten, dass wir, falls wir mit Gräfin Oldofredis Moos begönnen, bei Besprechung dieser Gedichte in eine Lethargie verfielen, die den Anfang zugleich zum Ende machte. Darum ist es wohl am klügsten, wir werden unsere Aufmerksamkeit zuerst Max Moltkes Ein Frühling zu, einem Buche, das trotz der Unvollkommenheiten, die an ihm zu rügen sind, so unverkennbar das Gepräge dichterischer Weihe an sich trägt, dass wir nicht übel geneigt wären, um dieses einen gerechten Willen den übrigen, über die wir heute zu Gerichte sitzen, Huld und Nachsicht angedeihen zu lassen, wenn wir Gerechtigkeit nicht für eine höhere Tugend hielten als milde. Schon ein Blick auf das Titelblatt des übrigens sehr unscheinbar ausgestatteten Büchleins nahm uns für dasselbe ein. Wir lasen nämlich darauf dritte, neu gesichtete Auflage. Du musst nicht glauben, lieber Leser, dass uns etwa die dritte Auflage imponierte. Wer vom Handwerk ist, weiß, welche Spiegelfechtereien damit getrieben werden. Der Verleger braucht nur seine alten Ladenhüter mit einem neuen Titelblatt heraus zu staffieren und die zweite, dritte oder vierte Auflage ist fertig. Nein, damit fängt man uns nicht mehr. Einen viel tieferen Eindruck machten auf uns dagegen die beiden kleinen Wörtlein neu gesichtet, die wir statt des Beliebten bedeutend vermehrt auf dem Umschlag lasen. Sie sagten uns, dass wir es mit einem zu ehrlicher Selbstkritik befähigten Geist zu tun haben würden. Unsere Erwartung wurde nicht getäuscht. In dem ganzen 158 Seiten starken Bändchen ist kaum ein Gedicht, das es geradezu unbedeutend bezeichnet werden dürfte. Wir gelangen nun zu Gräfin Juli Oldofredis Moos betitelten Büchlein. Die Rücksicht, welche man einer Dame schuldig ist, wie der Hinblick auf den Zweck, der sie zu der Herausgabe dieser Gedichte bewog, machen es uns zu einem unangenehmen, ja schweren Geschäft, unsere Meinung darüber auszusprechen. Es ist uns noch selten eine Probe von so gänzlicher Talentlosigkeit und Unbekanntschaft mit künstlerischer Form vorgekommen. Wir zweifeln nicht daran, dass Gräfin Oldofredi eine Frau von vielem Geist und Gemüt sein mag. In ihren Gedichten lässt sich leider von beiden wenig verspüren. Indem wir in dem Buche lasen, fiel uns ein Wort der genialen Dorothea Schlegel ein, die, als ein Freund sie eines Tages mit einer Näharbeit beschäftigt fand und ihr Vorwürfe darüber machte, dass sie ihre Zeit nicht lieber zu viele Hemden auf der Welt gibt. Wir muten zwar der Gräfin Oldofredi nicht zu, dass sie zum Besten des Kirchenbauvereines Hemden hätte nähen sollen, aber mit einem schön gestickten Teppich, der dann ausgespielt hätte werden können, würde sie sicher einen gleichen Ertrag erzielen, wie mit der Herausgabe dieser Gedichte. Ihr Teppich hätte einen glücklichen Besitzer gefunden, während die Besitzer ihres Buches wahrlich nicht glücklich zu preisen sein wird. Unter dem Titel Erika hat der Leitmeritzer Verein zum Wohle verwaister Kinder ein allen Freunden des Wohlgetons gewidmetes Album für Poesie und Prosa herausgegeben. Von einem literarischen Wert der bunt zusammengewürfelten Beiträge kann so wenig die Rede sein, dass wir die armen Waisen beneiden möchten, denen der Ertrag der Unternehmer zugutekommen soll, ohne dass sie das Buch selbst zu lesen brauchen. Theaterkritik, die Jungfrau von Orléans. Fräulein Würzburg vom Stadttheater in Hamburg als Gast, die Johanna. Wir fanden uns veranlasst, unser Referat über Fräulein Würzburgs Spiel in der gesamten Rolle mit der Erklärung zu beginnen, dass uns selten oder nie eine Leistung vorgekommen, deren Wert mit dem Beifall, den sie hervorrief, in so schreiendem Missverhältnis stand. Ist es denn mit dem deutschen Theater wirklich dahin gekommen, dass es nur der Jugend eines hübschen Äußern und einiger Routine bedarf, um dieselben Erfolge zu erringen, die allein dem wahrhaften, durch ernstes Studium geläuterten Talent erreichbar sein sollten? durch ernstes Studium geläuterten Talent erreichbar sein sollten. Fast scheint es so, denn Fräulein Würzburg wurde, obwohl sie die Johanna mittelmäßiger spielte, als wir sie auf dieser Hofbühne jemals darstellen sahen, durch sieben- oder achtmaligen Hervorruf ausgezeichnet. Eine gewissenhafte Kritik kann nicht Zeugin solchen Missbrauches sein, ohne ihn zu rügen. Niemand ist mehr als wir geneigt, aufkeimenden Talenten mit Nachsicht und Wohlwollen zu begegnen und in ihnen zarte Pflanzen zu erblicken, die mit Sorgfalt und Liebe gepflegt werden wollen. Kann es aber für eine fördernde Aufmunterung gelten, wenn das Publikum einer jungen, in keiner Weise hervorragend begabten und noch überdies auf ganz falschem Wege begriffenen Schauspielerin gegenüber in einem Beifallssturm ausbricht, der die Meinung in ihr erwecken muss, sie gehe nicht nur auf der rechten Bahn, sondern sie habe auch schon das letzte höchste Kunstziel erreicht? Fräulein Würzburg besitzt ein hübsches Äußeres und ein wohlklingendes Organ. Leider werden aber bei ihr diese natürlichen Vorzüge durch verschiedene in schlechter Schule angenommene Gewohnheiten sehr beeinträchtigt. Sie pflegt beim sprechenden Mund auf wahrhaft störende Weise zu verziehen. Die Bewegungen der regelmäßig gebauten Gestalt sind eckig und von unschöner Heftigkeit. Und endlich glaubt sie die Kraft, welche die Natur ihrem in der Tiefe etwas dumpfen, übrigens aber angenehmen Organ versagte, durch Schreien ersetzen zu können. Was dann zur Folge hat, dass ihre übermüdete Stimme im Moment des gesteigerten Affekts machtlos zusammenbricht. Harmonische Bewegungen, Beherrschung der Gesichtszüge und des Organs sind Dinge, die sich erlernen lassen. Es gibt aber noch andere Dinge, die der Schauspieler ebenso wenig missen, wie er lernen kann. Fantasie, innere Glut, Gefühl tragischer Größe. Dass wir von dem allem in Fräulein Würzburgs Spiel auch nicht die leiseste Spur zu entdecken vermochen, das ist, was uns an ihr entmutigt und ihre bei einem so jungen Menschen erstaunliche Routine, ihr vollkommenes Zuhause sein auf der Bühne, dient nur dazu, dieses Gefühl in uns zu stärken. Mit gewissen Anfängen könnte uns vielleicht noch Raum zur Hoffnung lassen. Hier sehen wir aber eine routinierte Schauspielerin vor uns, die nicht durch Unerfahrenheit, sondern durch Unfähigkeit, den Intentionen des Dichters gerecht zu werden, ein poetisches Werk in die gewöhnlichste Prosa übersetzt. Wir halten es für überflüssig, in die Einzelheiten dieser ganz unbedeutenden Leistung einzugehen, die das Gepräge des Eingelernten und Gemachten unverkennbar an sich trug. Nur in Bezug auf die Kerkerszene im fünften Akte möchten wir Fräulein Würzburg erinnern, dass es fast einen komischen Eindruck macht, sie fortwährend von der Last ihrer schweren Fesseln sprechen zu hören, während dann sie auf der Bühne herumrasen und mit beiden Armen die Luft durchsägen sieht. Die kunstverständige Intendanz des Hofburgtheaters wird sich durch diesen jeder wahrhaft Begründung ermangelnden Success sicher nicht bewegen lassen, ein Engagement mit Fräulein Würzburg abzuschließen, die wir in keiner Weise für befähigt halten, an einer Bühne solchen Ranges ein erstes Fach genügend auszufüllen. Dankeschön. Ja, also Sie sehen, Petra Oli war meinungsstark und sie war dann auch kurz mal tatsächlich als Feuilleton-Chefin einer Zeitungsgründung gehandelt. Es war in den 1850er Jahren natürlich völlig undenkbar, beziehungsweise es war nicht undenkbar. Es war tatsächlich, es ist so weit gekommen, dass sich das bereits als Gerücht herumgesprochen hat, dass Betty Paoli ein Feuilleton übernimmt von einer Zeitschrift, die heißt Faust, die polygraphische Zeitschrift Faust. Ich zitiere da jetzt mal ein kurzes Stück aus der Biografie. Nach 1854 erschien diese Zeitschrift, die erste Ausgabe Faust, polygraphisch illustrierte Zeitschrift für Kunstwissenschaft, Industrie und Unterhaltung und der weitere Titelzusatz macht klar, worum es geht, mit 72 Kunstbeilagen verschiedener Druckfächer und vielen Holzschnitten. Der Herausgeber war ein gewisser Alois Auer, der Vater vom Erfinder des Glühstrumpfs Auer-Welsbach. Die Redaktion leitete in diesem ersten Jahr Leopold Kordesch, der war Redakteur einer Grazer Modezeitschrift und er hat auch selbst Gedichte zu dieser Modezeitschrift beigetragen. Kordesch tritt als Redaktionschef sein Amt beim Faust mit der eigenwilligen Neujahrsepistel an die Leser an. Und was sich hier und da noch ließ vermissen, am Wollen hat es wahrlich nicht beruht. Mein Rat ist drum, mehr in dem Kleid der Bitte verfolgen Sie nur gütigst, immer da bei Ihrem Urteilsspruch, in ihrem Urteilsspruch die goldene Mitte, dann wird der Tadel selbstgerecht und wahr. So steigt also Cordesch ein in diese Redaktion und dem Verleger Auer wird offenbar schnell klar, mit dem ist kein Blumentopf zu gewinnen und er bietet bei Di Paoli die Redaktionsleitung an. Und bei Di Paoli schreibt an Fürst Friedrich Schwarzenberg, es ist so gut wie ausgemacht und sofort erscheinen in anderen Zeitschriften Dementi. Also dieses Gerücht, dass Betty Paoli das Feuilleton des Faust übernimmt, stimmt nicht. Betty Boly glaubt dann selbst nicht mehr so recht daran und hat dann nach einem Gespräch mit dem Herausgeber Auer, schreibt sie dann an Friedrich Schwarzenberg einen Brief. Mein Vorgefühl hat mich nicht getäuscht. Zwar sucht man mich jetzt noch hinzuhalten und bis zum Herbst zu vertrösten, aber ich sehe voraus, dass es anders kommen wird. Und sie weiß, es gibt zwei unüberwindliche Hindernisse für ihre Anstellung als Redakteurin, nämlich Leopold Kordesch und Michael Auer. Und nach einem letzten Gespräch schreibt sie dann, Kordesch droht Auer mit einem Eklat, mit Selbstmord und so weiter, wenn er ihn vom Blatt entferne. Und der terrorisierte Auer sieht sich nun schon im Geiste als notgedrungener Versorger der sieben Weisen des Opfers seiner Härte. Mit so einem Waschlappen ist nichts anzufangen. Aber Paoli schreibt weiter für die Nachfolgezeitung, für den Wiener Lloyd. Und dann begegnet sie 1855 Ida Fleischl-Marxoff. Das ist eine kluge Frau, die Pauli dann bis zu ihrem Lebensende unterstützen wird. Also Pauli wird bei der Familie Fleischl-Marxoff bis zum Ende ihres Lebens wohnen und kann dann versorgt sozusagen schreiben. und kann dann versorgt sozusagen schreiben. Ich zitiere kurz aus dem Nachruf von Marie von Ebner-Eschenbach, der hat einen Nachruf auf Betty Paoli geschrieben. Im Jahr 1855 liest der gute Stern die Dichterin, sie finden, was wohl die Erfüllung des Traumes eines jeden Schaffenden ist. Alle Annehmlichkeiten, alles Behagen des Familienlebens ohne eine seiner Verpflichtungen. Durch fast 40 Jahre hat sie im Frieden des Hauses von Fleischl-Marxow unter hochbegabten, edlen Menschen gelebt, frei und geschützt. Und durch diese Aufnahme in diesem großbürgerlichen jüdischen Haushalt hat dann Paoli selbst so einen Salon und sie kann dort auch nicht nur ihrer Schriftstellerei nachgehen. muss jetzt nicht mehr für Geld schreiben, aber sie schreibt weiterhin. Und jetzt widmet sie sich dann in den Feuilletons für die Zeitungen ausführlich ihrem Leibthema sozusagen, der Mädchenbildung, Mädchenerziehung, Erwerbsarbeit für Frauen. Sie fordert dann schließlich auch den Unizugang für Frauen, ist damit ungefähr 50 Jahre zu früh dran. Im Hause Fleischl gehen auch Ärzte ein und aus, Schauspieler, das ist Ernst Fleischl, Markshoff, der älteste Sohn von Ida Fleischl, er war der Lehrer von Sigmund Freud und dann später war Freud sein Mitarbeiter. Die wichtigste Begegnung dort mit Marie von Ebner-Eschenbach, von der wissen wir sehr viel über das Leben im Hause Fleischl, weil Ebner Eschenbach eng befreundet war mit Ida Fleischl und auch in ihrem Tagebuch immer wieder über dieses Zusammenleben schreibt. Betty Paoli wird dann die erste Rezensentin für Ebner Eschenbach, als Ebner Eschenbachs Karriere dann beginnt. Sie schreibt, also Betty Paoli schreibt dann für das nächste große Blatt, das ist die neue Freie Presse, 1864 gegründet, liberales Großbürgertum. Und sie ist, Betty Paoli ist dann immer bemüht darum, dass sie so eine Balance findet zwischen den Vorstellungen ihrer Leserschaft, also dieses Großbürgertums, dieses Liberalen, und ihrer Vorstellung, wie die soziale Position von bürgerlichen Frauen verbessert werden kann. Das ist immer so ein bisschen eine, sie laviert da immer dazwischen. Wir hören jetzt Auszüge aus einem Föton, unsere Moden. Sollte ich den Begriff Mode definieren, so würde ich sie einen Ausfluss des demokratischen Prinzips nennen. Was strebt dieses an? Die Gleichstellung aller. Ein ähnliches Ziel verfolgt auch die Mode. Ja, ihr Radikalismus ist kühner als irgendeiner, den das Ziel, das sie im Auge hat, ist, den Unterschied zwischen schön und hässlich aufzuheben und das will mehr bedeuten, als bloß die Vorzüge beseitigen zu wollen, die Zufall und Glück den Menschen verleihen. Begnügte sich die Mode damit, den von der Natur Zurückgesetzten ihren Schutz angedeihen zu lassen, so wäre nichts dagegen einzuwenden. Sie gebe ihnen immerhin Mittel an die Hand, trotz aller physischen Mängel einen angenehmen Eindruck zu machen. Eines jeden Blick verweilt lieber auf einer Gestalt, deren Unvollkommenheiten eine bis zur ästhetischen Wissenschaft entwickelte Kunst der Toilette anmutig verschleiert, als auf einer, die mit unerwünschter Aufrichtigkeit zur Schau trägt. In dieser Beziehung leistet die Mode mitunter Großes, Staunenswertes. Wie viele Frauen, die nicht einen natürlichen Reiz besitzen, lässt sie dem ungeachtet reizend scheinen. Uns in dieser Weise täuschen ist ihr unbestreitbares Recht. Dass sie aber nicht zufrieden, dem echten Schönheitsadel ihre Protektionskinder, die Parvenüs der Schönheit, an die Seite zu setzen, in neuerster Zeit die Parteilichkeit noch weiter treibt und ausschließlich die Hässlichen begünstigt, ist eine Perfidie, die gerügt werden muss. Ich begründe meine Anklage auf folgende Punkte. Ohne Frage ist eine tadellose Form des Kopfes eine Hauptbedingung der Schönheit. Die Mode ist anderer Meinung. Sie überladet den Kopf einer eleganten Dame mit einer Unmasse von Locken und Löckchen, Flechten und Rollen, Blumen, Bändern und Federn, bis er einen Umfang erreicht, der die Grenzen der Karikatur resolut überschreitet. Wer gewinnt dabei? Alle, denen daran gelegen sein muss, über die küpelähnliche Bildung ihres Kopfes zu täuschen. Wer verliert? Die Frauen, deren edel geformter Kopf ohne jenen abgeschmackten Aufputz an das antike Ideal erdehnen würde. Man sollte meinen, dass wenigstens die Schönheit des Antlitzes von den Nivellierungsgelüsten der Mode nichts zu befahren habe. Doch auch diese Annahme erweist sich als ein Irrtum. Die modernen Hüte oder vielmehr Deckelchen sind eine gar schlaue Erfindung der großen Demokratin. Alltagsgesichtern verleihen sie den Reiz des Bekannten, unregelmäßigen Zügen sind sie vorteilhaft, weil ihre abenteuerliche Form mit dem kapriziösen Schnitt derselben harmoniert. Der Widerspruch zwischen einem Antlitz von großartigem Charakter mit einem putzigen Hütchen hat geradezu etwas Unheimliches. Sein Misston macht jeden reinen Eindruck unmöglich. Und die Aristokratie der kleinen Füße. Welche Beschränkungen muss sie sich nicht gefallen lassen? Einst galt ein schmaler, zarter Fuß mit graziös gewölbtem Spann und feinem Knöchel für einen Reiz, der manche Unvollkommenheiten aufwog. Manche kaum hübsche Frau verdankte ihm allein eine Art Berühmtheit. Ein plumper Fuß ward selbst an Schönheiten ersten Ranges als störender Übelstand bedauert. Um auch diesen von der Natur verliehenen Vorzug zu annullieren, führte die Mode die überlangen und überweiten Kleider ein. Niemand kann erraten, ob dem Fuß, den sie verbergen, der Pantoffel Aschenbrödels passen würde oder ob seine Bekleidung eine Stoffzugabe von anderthalb Ellen erfordert. Allerdings wird diese Vorschrift mitunter umgangen. Frauen, deren Fuß das Licht des Tages nicht zu scheuen braucht, pflegen auf der Straße, die Kleider aufzuschürzen oder kürzere Kleider zu tragen. Aber wie schüchtern ist diese Opposition und wie wenig wird durch sie erreicht? Zu Hause, im Salon, im Ballsaal sind nach wie vor die Schleppen allein zulässig. Unter ihrem Schutz dürfen sich die Breit- und Plattfüße unbekümmert entfalten. Die zierlichen Füße haben vor ihnen nichts mehr voraus als höchstens ihr steriles Selbstbewusstsein. haben vor ihnen nichts mehr voraus als höchstens ihr steriles Selbstbewusstsein. So steht es gegenwärtig mit der Mode. Ob von der Zukunft Besseres zu erwarten ist? Ich glaube ja. Meine Hoffnung stützt sich auf eine Notwendigkeit, der in letzter Instanz selbst ein so zäher Gegner wie die menschliche Torheit wird weichen müssen. Wäre die jetzige Modetracht nur eine Übervorteilung der Schönheit oder nur einfach abgeschmackt, so hätte man nicht viel Grund, eine baldige Umkehr zur Vernunft zu prophezeien. Nebst diesem Übelstand hat sie aber noch einen tiefer Einschneidenden. Sie ist im höchsten Grade unpraktisch und erschwert jede Beschäftigung. In früheren Zeiten mochte dies gleichgültig sein. Die Stände waren damals so scharf geschieden, dass es keiner der bürgerlichen Sphäre angehörigen Frau einfiel, die Moden der vornehmen Welt mitzumachen und den großen Damen, deren Fuß nie das Straßenpflaster berührte, die ihr Leben müßig in goldschimmernden Boudoirs und Salons verbrachten, verschlug es nichts, dass der ungeheure Reifrock, die hohen Absätze an den Schuhen und so weiter, sie zur Unbeweglichkeit verdammten. Seitdem ist eine zweifache Wandlung vorgegangen. Einerseits hat die Aristokratie manche bürgerliche Lebensgewohnheiten angenommen, Andererseits ist jeder Unterschied in der Tracht der höheren und mittleren Stände bis auf die letzte Spur verschwunden. Das Material mag je nach den verschiedenen Vermögensverhältnissen mehr oder minder kostbar sein. Der Schnitt, die Form und die Unbequemlichkeit sind dieselben für alle. Dieser Umstand ist es, der über kurz oder lang eine Reform unvermeidlich machen wird. Es ist ein bedeutsames Zeichen der Zeit, dass jetzt in den verschiedensten Ländern zugleich Schritte getan werden, um den Frauen zu einer auf eigene Tätigkeit gegründeten Unabhängigkeit zu verhelfen. Zwingende Gründe weisen sehr viele Frauen des Mittelstandes auf die Vermehrung ihrer Erwerbsquellen hin. Immer notwendiger wird es für sie, einen bestimmten Beruf zu wählen, sich einen bestimmten Geschäfte zu widmen, um zur Selbstständigkeit zu gelangen. Der oberflächliche Witz dieser Affe des Verstandes mag diese Bestrebungen verhöhnen. Jeder Denkende, jeder Fühlende wird ihr Gelingen wünschen. Solange aber die Frauen ihre verrückten Moden beibehalten, wird jeder Versuch, ihre bürgerliche Stellung zu verbessern, auf unbesiegliche Hindernisse stoßen. Es ist eine lächerliche Inkonsequenz für das Recht, auf Arbeit zu schwärmen und sich dabei in einer Weise herauszuputzen, die bei jeder Arbeit stört. Ferner frage ich, wer wird einem à la Struwelpeter frisierten oder mit einem abenteuerlichen Lampenteller bedeckten Kopf die Fähigkeit zutrauen, einen ernsten Gedanken in sich zu beherbergen. Wer wird erwarten, dass eine Frau, welcher die Länge und Weite ihres Kleides, die Fransen, Quasten und Perlenbehänge daran unausgesetzt zu schaffen machen, dem ihr zugewiesenen Geschäft mit ungeteilter Aufmerksamkeit vorstehen werde? Antwort, niemand. Mit vollem Recht, niemand. Für sehr viele Frauen handelt es sich hier geradezu um eine Existenzfrage. Eine günstige Lösung derselben ist nur dann zu hoffen, wenn die Beteiligten sich entschließen, ihr den Wert und geschmacklosen Krimskrams zu opfern. Krimskrams zu opfern. Man würde mich gänzlich missverstehen, wenn man glaubte, dass ich bei jeder Reform den heitern Reiz der Mannigfaltigkeit einer langweiligen Einförmigkeit geopfert sehen möchte. Nichts liegt meinem Gedanken ferner. Nein, keine Uniformierung. Die Forderungen, welche ich an die Tracht der Zukunft stelle, beschränken sich auf folgende. Sie begünstigen nicht die Hässlichkeit auf Kosten der Schönheit. Sie gebe anständigen Frauen nicht das Ansehen leichtfertiger Dämchen. Sie lasse dem Körper die Freiheit der Bewegung, die Unbehindertheit, deren man zu jeder Arbeit des Geistes wieder Hände bedarf. Lauter Forderungen, von denen die gegenwärtige Mode auch nicht eine erfüllt. Danke. Ja, genau, das ist so ein typisches Paoli-Föton, davon gibt es einige. Sie beschäftigt sich also die ganze Zeit über mit solchen Fragen zur Frauenbildung, auch mit Fragen zum Demanieren der Stadt. Also sie ist eine richtige Feuilletonistin, aber sehr ernst, aber sie nimmt das alles sehr ernst. Sie schreibt in den 70er Jahren dann auch noch weiterhin Lyrik. Sie sehen hier ein Bild, das wurde von der Stadt Wien in Auftrag gegeben zu ihrem 70. Geburtstaktion offiziellen. Sie war in der Zeit immer noch eine Institution in der literarischen Szene. Man hat sie besucht aus anderen Städten, man hat sie eingeladen. Sie hat auch zu dem Zeitpunkt dann viel Gelegenheitslyrik geschrieben, also zu Geburtstagen zum Beispiel. Sie lernt Sanskrit, ein bisschen verblasst ihr Rum. Sie ist aber als Kritikerin dann vor allem für solche Leute wie Ebner Eschenbach und Ferdinand von Saar sehr wichtig. Sie propagiert nach wie vor Troste Hülshoff, sie schreibt über Konrad Ferdinand Mayer, sie ist überhaupt die erste, die eine Rezension über Mayer schreibt, falls jemand der noch was sagt. Aber das mit der Lyrik, die moderne Lyrik, das sagt ihr nicht so zu, beziehungsweise die moderne Literatur. Sie hängt zu einer Art Kunstreligion nach wie vor an. Die naturalistische Schule. Zum Spiegel einer spannenden Zeit wollt ihr die heilige Kunst erniedern? Nichts als die wahre Wirklichkeit soll sie euch schildern und zergliedern? Dünkt euch die Wirklichkeit so viel, so würde ich allerhöchsten Ehren des blinden Zufalls Flüchtigspiel gebundener Kräfte trübes Gären? Ein Wirrsaal ist sie in der Macht des Widerspruchs, der sie durchwütet. Ein Chaos, über dem die Nacht der dumpfen Unbewusstheit brütet. Soll diesem Chaos Wüst und Fall sich eine blühende Welt entringen, so muss mit schöpferischem Strahl die Poesie es erst durchdringen. Denn sie nur weiß das Lösungswort, verworrener Rätsel aufzufinden, das Stückwerk hier, das Stückwerk dort, zu einem Ganzen zu verbinden. Denn ihr nur wart der Seherblick, der Wesenheit vom Scheine trennet und in dem einzelnen Geschick ein allgemein Gesetz erkennt. Wollt ihr von ihrem Sternenlauf nicht froh vertrauend euch leiten lassen? Dann, teure Freunde, gibt es auf der Welt Mysterien zu fassen. Dann bleibt auch künftig wie zuvor am Truge der Erscheinung kleben. Zur Wahrheit führt nur sie empor, sie, die der Weg, das Licht, das Leben. Also Bette Paoli schreibt zwar noch Gedichte herum, verblasst sie, wird dann auch zunehmend krank, verbringt nur mehr wenig, also die Sommer nur mehr in der Nähe von Wien. Hier ist sie auf einem Bild, das noch in Teblitz entstanden ist, ein Foto von 1889. Blitz entstanden, ist ein Foto von 1889. Sie fährt im Sommer noch in die Bäder, aber sie ist dann schon sehr krank. Die allerletzte Rezension, die Pettipaoli schreibt, schreibt sie in ihrem Todesjahr 1894 und es ist eine Rezension über Troste-Hülshof. Ich würde sagen, wir schließen, wir lassen Bette Boly zum Abschluss zu Wort kommen. Ein Gedicht, das durchaus als das Credo ihres Lebens gelten könnte. Ich kann, was ich muss, o seltenes Geschick. Ich will, was ich muss, o doppeltes Glück. Mein Herz ist an Stärke dem Felsen gleich. Mein Herz ist wie Blumen, sanft und weich. Mein Wesen gleich Glocken von strengem Metall. Schlagkräftig dran gibt es auch kräftigen Schall. Mein Geist stürmt auf eiligem Wolkengross hin. Mein Geist spielt mit Kindern mit kindlichem Sinn. Ich weiß, was ich will. Und weil ich es weiß, drum banne ich es zu mir in den magischen Kreis. Ich weiß, was ich will. Das ist ja die Kraft, die sich aus dem Chaos ein Weltall entrafft. Ich weiß, was ich will und wenn ich es erreiche, dann gelten der Tod und das Leben mir gleich. Danke schön.