Herzlich willkommen, liebe Zuseherinnen und Zuseher, zur ersten Ausgabe des neuen Sendungsformats mit dem Titel Memento Medieninformationen bewusst gemacht. Einem Format, das sich Medien aus ganz unterschiedlichen Blickwinkeln mit unterschiedlichen Schwerpunkten widmen wird. Mein Name ist Natalia Traxler und ich freue mich sehr, Sie, Euch durch diese Sendung von nun an führen zu dürfen. Da wir uns heute in der ersten Folge befinden, dachte ich mir, gehe ich doch noch etwas näher auf das Sendungskonzept ein, auf den Sendungstitel. auf den Sendungstitel. Memento Medien ist eine Mischung aus dem lateinischen Begriff Memento, was so viel bedeutet wie erinnern, gedenken und dem Begriff der Medien. Der lateinische Einfluss wurde bewusst gewählt, da es sich tatsächlich um eine bewusste Anspielung handelt auf den lateinischen Ausspruch Memento Mori. Dem einen oder anderen, der ein oder anderen ist es vielleicht schon ausgefallen, dass es da eine gewisse phonologische Ähnlichkeit gibt zu dem Begriff Memento Mori, der in Literatur oder Geschichtsunterricht vielleicht manchen untergekommen ist. Der Leitspruch geht zurück auf eine Zeit im 17. Jahrhundert, auf die Barock-Epoche, auf eine Zeit, die geprägt war vom 30-jährigen Krieg, wo der Mensch mit einem unvorstellbaren Massensterben konfrontiert war. Es gab unheimliche Verluste, die eben kriegsbedingt, aber auch krankheitsbedingt waren. Und dadurch ergab sich allmählich ein Bewusstsein beim Menschen, dass das Leben vergänglich ist. Man hat den Leitspruch geprägt in der Literatur, auch in der Philosophie, memento mori, Gedenke des Todes, Gedenke der Vergänglichkeit. Und dadurch ergab sich so eine Art Motto, dass man doch das Leben sinnvoll und bewusster nutzen solle. Selbstverständlich wird es bei uns nicht ganz so dramatisch ablaufen, aber ich dachte mir, dass es vielleicht doch einige interessante oder schlüssige Verbindungen und Parallelen geben kann zu unserem Mediensendungskonzept. Momentum Medien sollte betrachtet werden im Kontext unserer heutigen Zeit, in einer Zeit der medialen Dauerbeschallung, wo Menschen dauerhaft mit Krisen, mit multiplen Krisen konfrontiert werden. Wir befinden uns in einer Zeit, wo wir nicht mehr sehr aktiv nach Medien, nach Nachrichten, Informationen suchen, sondern wo Algorithmen die Nachrichten an uns herantragen, wo den Menschen innerhalb dieser medialen Dauerbeschallung die Konzentrationsfähigkeit vielleicht zunehmend auch abhanden kommt, wo man überfordert ist mit den diversen Kriegen, mit der Digitalisierung. Und wir wollen mit unserer Sendung dem eben ein Stück weit entgegenwirken, indem wir uns in jeder Sendung mit, wie gesagt, verschiedenen Schwerpunkten Medien ansehen, kritisch beleuchten, uns ansehen, woher kommen Informationen, wie kommen die zustande? Und zum heutigen Sendungsauftakt wollen wir uns die Medien in Österreich im Verhältnis zur Politik ansehen. Wie steht es um die Medienpolitik in Österreich? Wie ist die Medienlandschaft in Österreich aufgebaut? ich mir heute zwei Gäste ins Studio geholt. Zum einen Herr Josef Trappl, Medienexperte, Medienwissenschaftler. Sie sind involviert in diverse wichtige Studien auch rund um Medien und die Politik. Sie lehren auch an der Paris-Lodron-Universität in Salzburg. Ich selbst bin da im Fachbereich Kommunikationswissenschaft bei einem ihrer Lehrveranstaltungen gesessen und muss sagen, dass Sie es zu verantworten haben, dass ich damals so ein großes Interesse entwickelt habe für Medien und Politik. Ich sehe keinen Grund, warum ich da jetzt einen Hehl draus machen sollte. So wie Frau Olivera Steitsch, Sie sind Journalistin bei der Tageszeitung der Standard. Vielen Dank für Ihr Kommen, extra aus Wien angereist. Sie führen auch eine Kolumne, wo Sie sich regelmäßig mit medienpolitischen Themen kritisch auseinandersetzen. Ich freue mich sehr, dass Sie heute beide hier sind und wir wollen gleich ins Inhaltliche starten. Meine erste Frage an Sie, Herr Trappl, ich weiß, dass sie vielleicht sehr breit ist, aber um vielleicht einmal ein Grundlagenverständnis zu schaffen, wie sind denn grundsätzlich Medien in Österreich aufgebaut, wie finanzieren sie sich, wie kann man die Besonderheiten und die Strukturen der Medienlandschaft in Österreich beschreiben? Ja, so besonders sind ja die Medien in Österreich gar nicht. Das ist eine recht traditionelle Aufstellung der Medien in Österreich. Wir haben auf der einen Seite den privat organisierten Sektor der Zeitungen, Zeitschriften und Zeitungen. Auf der anderen Seite der Rundfunk, Radio und Fernsehen, der immer noch stark dominiert ist vom öffentlich-rechtlichen Rundfunk ORF, der ja mit seinen Fernsehprogrammen und Radioprogrammen die Medienlandschaft dominiert, das größte, mit Abstand größte Medienunternehmen. Und in diesem Spannungsverhältnis zwischen privat und öffentlich findet Öffentlichkeit statt in Österreich. Wir haben natürlich dazu noch den ganzen Bereich der digitalen Medien, der digitalen Plattformen, wo aber Österreich bis jetzt noch kein wirklich durchschlagendes Produkt hervorgebracht hat. Alles das, was die Menschen nutzen auf den digitalen Plattformen, gehört den großen Medienhäusern. Mit großem Abstand die erfolgreichste Online-Website ist der ORF und der Standard ist ein Early Beginner gewesen, hat also diesen Startvorteil mitgenommen und zählt heute noch zu den erfolgreichsten Online-Medien. Fast auf Augenhöhe mit der Kronenzeitung. Jahrelang war der Standard sogar vor der Kronenzeitung, jetzt ist es einigermaßen gleich. was und gleich. Und die Besonderheit, wenn Sie mich schon nach der Besonderheit fragen in Österreich, besteht darin, dass es in Österreich eine sehr hohe Medienkonzentration gibt. Und darunter versteht man, wenn wenige Eigentümer die Medien besitzen. Also die Vielfalt in Österreich, die Vielfalt der Medien in Österreich ist deutlich geringer als in anderen vergleichbaren Staaten ähnlicher Größe, etwa in Skandinavien oder in den Belgien, Niederlande oder in der Schweiz. Dort gibt es deutlich mehr Medien als in Österreich. Wir haben also ein Vielfaltsproblem und wir haben ein Konzentrationsproblem. Aber unterm Strich würde ich sagen, die österreichische Medienlandschaft ist recht das, was man erwarten kann von ihr. Aber können wir noch kurz klären, wie Sie sich finanzieren? Können wir noch kurz klären, wie Sie sich finanzieren? Da gibt es ja schon durchaus eine Besonderheit, weil die Nähe zur Politik gegeben ist und das in anderen Ländern doch eher anders geregelt ist. Ja, Medien sind grundsätzlich zunächst einmal finanziert von denjenigen, die sie nutzen. Also das ist das übliche Wirtschaftsmodell. Das ist so, wenn man Schokolade essen will, dann muss man die kaufen vorher. Und wenn man eine Zeitung lesen will, muss man auch die Zeitung kaufen. Und so ist es im Prinzip auch bei den Medien. Der größte Teil der Erlöse, die die Medien erzielen, kommt von denjenigen, die sie nutzen. Jetzt gibt es hier unterschiedliche Nutzungsformen und Bezahlformen. Die eine ist, ich schließe ein Abonnement ab und dann bin ich Abonnent des Standards zum Beispiel, ich bin Abonnent der OS3 Schöne Nachrichten. Dann bezahle ich dafür, dass ich regelmäßig beliefert werde. Ein zweites Modell ist, ich bezahle nur das, was ich tatsächlich nutze. Das wäre dann Pay-TV zum Beispiel. Also ich abonniere nicht einen ganzen Fernsehkanal, sondern ich abonniere nur die Sendungen, die ich haben möchte und bezahle sehr selektiv dafür. Die dritte Finanzierungsform ist natürlich das öffentlich-rechtlich finanzierte Medium, das über Gebühren finanziert wird. Da können sich die Haushalte seit Beginn letzten Jahres nicht mehr aussuchen, ob sie dabei sein wollen oder nicht, sondern jeder Haushalt bezahlt eine Abgabe an den ORF und für die Leistungen des ORF, der wiederum Leistungen erbringen muss, die im Gesetz festgelegt sind. Also der ist nicht so frei wie die Medien, die sich aus dem Markt finanzieren, sondern er muss das tun, was der Gesetzgeber ihm vorschreibt. Und dann gibt es in Österreich natürlich zusätzlich, aber man darf das nicht überschätzen, den Bereich der öffentlichen Finanzierung. Also Medien bekommen auch Geld vom Staat. Das ist in der Tat so, dass in anderen Ländern es nicht so üblich ist, dass der Staat direkt Geld bezahlt an die Medien. In Österreich passiert das in zwei Formen. Die eine Form sind gesetzlich determinierte Förderungsschienen. Da gibt es die Presseförderung zum Beispiel, von der praktisch alle Medien, alle Zeitungen in Österreich profitieren, Wochenzeitungen, Tageszeitungen. Dann gibt es eine Qualitätsförderung für besonders qualitätsorientierte Titel. Das ist die eine Schiene. Und die zweite Schiene der staatlichen Finanzierung, die halte ich für die problematische, das ist die Finanzierung über Inserate. Das heißt, hier haben wir Inserate, die von Ministerien zum Beispiel vergeben werden, und zwar in großem Umfang. Ministerien zum Beispiel vergeben werden und zwar in großem Umfang. Also die öffentliche Hand hat im letzten Kalenderjahr 2024 über 200 Billionen Euro ausgegeben für Image-Kampagnen oder für Inserate, die da geschaltet werden. Und die sind nicht gesetzlich geregelt, sondern das ist sozusagen auf Goodwill und das ist ein bisschen nach Gutsherrenart wird das verteilt. Da kriegen die einen mehr und die anderen weniger. Und man muss befürchten, dass sich das Verhalten der Medien auch ein bisschen daran orientiert, dass sie auch weiterhin von diesen Inseratengeldern profitieren können. Und das ist natürlich für ein demokratisches Mediensystem ein Problem und befördert Korruption. Frau Stajic, vielleicht können Sie da aus Ihrer beruflichen Erfahrung sprechen. Wie kann denn der Standard garantieren, dass er unabhängig arbeitet, wenn er doch zum Teil eben durch staatliche Förderungen oder Inseratenschaltungen finanziert wird? Ja, genau so wie es die anderen hoffentlich machen, indem es einfach eine klare Trennung zwischen, zumindest bei uns im Haus und ich glaube, dass es bei den meisten österreichischen großen Medien so eine klare Trennung zwischen Anzeigenabteilung und Redaktion gibt. Also ich arbeite für die Online-Redaktion, das heißt, indem ich die Seite aufmache und natürlich keinen Adblocker habe, sehe ich Werbungen, so wie jeder andere Nutzer. Und davor wusste ich nichts. Also ich weiß nicht, wer schaltet, was er schaltet. Das heißt, es ist vollkommen unabhängig davon, welche Werbung erscheint. Und ich glaube, so funktionieren die meisten Redaktionen. Und dann gibt es natürlich auch sowas wie einen Redaktionsbeirat, wo auch irgendwie da geschaut wird, dass die Redaktion unabhängig bleibt und so weiter. Also es gibt sehr viele Kontrollmechanismen. Ja, ich würde sagen, der Standard ist am ehesten ein Medium in Österreich, dass keine Gefahr läuft, so beeinflusst zu werden, wenn wir tatsächlich auch nicht sehr viel ins Rat bekommen von gewissen Parteien oder von gewissen Institutionen einfach. Der Vertrauensverlust in der Bevölkerung ist ja durchaus ein Thema. Wie schafft man denn mehr Vertrauen? Ich weiß, das ist auch wieder eine schwierige Frage, aber es gibt zum Beispiel so etwas wie die Blattlinie bei Tageszeitungen, wo man ein Medium einordnen kann, wo es ungefähr steht. Aber das heißt, ein Medium verschreibt sich dem und muss sich daran halten. Und das heißt, ein Medium verschreibt sich dem und muss sich daran halten. Ja, also ich denke, in Österreich verschreiben sich mal alle Medien der Demokratie, also dass sie einfach ein wichtiger Faktor im demokratiepolitischen Diskurs sind. Der Standard, glaube ich, ich weiß gar nicht, ob wir unsere Leitlinien irgendwo veröffentlicht haben, aber wir sehen uns als linksliberales Medium. Und ja, das Vertrauen schaffen, beziehungsweise der Vertrauensverlust ist, glaube ich, also Medien sind ja in vielen Krisen derzeit, aber der Vertrauensverlust ist sicher einer der größten Krisen und wie man dem entgegensetzt, ich kann nur aus unserer Praxis erzählen, wie wir es versuchen, einfach indem wir versuchen, sehr viel von unseren redaktionellen Prozessen auch transparent zu machen. Zum Beispiel wie wir es versuchen, einfach indem wir versuchen, sehr viel von unseren redaktionellen Prozessen auch transparent zu machen. Zum Beispiel machen wir das Neueste, was sich berichten kann. Letzte Woche haben wir sichtbar gemacht, wieso wir Kiew, also die Hauptstadt der Ukraine in Zukunft, anders schreiben werden. Wir haben das auch begründet. Oder wir haben während Corona sehr oft begründet, wo unsere Quellen herkommen. Wir begründen, wenn wir zum Beispiel die Art und Weise, wie unsere Artikel gendern, dann begründen wir das und veröffentlichen das auch. Also ich glaube, dass das eine ziemlich gute Art und Weise ist, bereits bestehende Leser allerdings, was darüber aufzuklären, wie wir arbeiten. Also ich glaube, Transparenz ist etwas, was sicher Vertrauen schafft. Vertrauen schafft auch, dass man eben eine bestimmte Blattlinie hat, die sich der Demokratie verschreibt und dann nicht Kampagnenjournalismus führt, zum Beispiel, was man bei vielen anderen österreichischen Medien, also ich würde sagen, das ist so eine Spezifik. Und in Österreich ist es so, was doch durchaus existiert in Mitteleuropa, was vielleicht in anderen Medien, in anderen europäischen Ländern nicht so ist. Aber ich meine, die Vertrauenskrise betrifft, glaube ich, einfach allgemein alle traditionellen Medien oder alle journalistisch Arbeitenden eigentlich momentan. Da müssen wir wahrscheinlich gleich das große Fass der Digitalisierung öffnen. Wie hat denn die den Umgang mit Medien verändert? Digitalisierung ist natürlich zunächst einmal eine Technik, schlicht und einfach. Und die Technik ist nicht der ausschlaggebende Faktor für Medien. Der ausschlaggebende Faktor ist der Inhalt. Der ausschlaggebende Faktor ist, dass man dort etwas abholen kann als Zuschauer, Zuschauerin, das einen interessiert, was man lesen möchte, was das Radio über UKW zu mir kommt oder als DAB, das ist letzten Endes für den Konsum oder für die Rezeption nicht so entscheidend. Die Digitalisierung hat auf der produzierenden Seite begonnen, also bei der Angebotseite, und dort hat sich natürlich eine große Veränderung abgespielt. Also die Digitalisierung hat dazu geführt, dass zum Beispiel Abläufe in einer Redaktion sehr viel schneller, direkter, unmittelbarer und schneller passieren. Und diese Schnelligkeit überträgt sich dann natürlich auf den gesamten Produktionsprozess und Journalistinnen und Journalisten sind ja wirklich nicht mehr zu beneiden im Moment, wenn es um Tempo geht. Ich kenne Medien, da heißt es, es dürfen nicht mehr als 120 Sekunden vergehen zwischen dem Eintreffen einer Nachricht und der Online-Verfügbarkeit dieser Nachricht, weil wir haben eben in unserer DNR, wie man so schön sagt, haben wir das Versprechen, unsere Zuschauerinnen und Zuschauer, wir sind die Schnellsten. Und diese Beschleunigung ist ein ganz zentraler Faktor. Entschuldigung, dass ich reinrede, die traditionellen Medien wie Zeitungen sind ja auch nicht wirklich darauf ausgelegt. Und das macht es doch auch sehr fehleranfällig, muss man wahrscheinlich sagen. Ja klar, Geschwindigkeit ist ein Problem. Gleichzeitig ist es aber auch ein Versprechen, dass man die Menschen auf dem Laufenden hält. Und News, so dieser Begriff der Nachrichten auf Englisch, bedeutet ja möglichst schnell, das zu berichten, was auf der Welt passiert. Und die Welt steht nie still. Egal zu welchen Zeiten, das passiert immer irgendwo was. Und Medien suchen sich ja dann sehr selektiv das raus, was sie gerade berichten wollen. Aber die Digitalisierung, um auf das zurückzukommen, hat natürlich noch einen zweiten Effekt, nämlich den Effekt, dass die Angebotsseite sich stark vergrößert hat. Durch die Digitalisierung sind viele Geräte sehr viel billiger geworden. Auch das, was wir hier im Studio jetzt sehen, das sind Kameras, die waren vor zehn Jahren noch zehnmal so groß und zehnmal so schwer und zehnmal so teuer. Wie ein Exemplar steht. Da steht hier noch eins, genau. Und das hat den Produktionsprozess nicht nur beschleunigt, sondern auch stark verbilligt. Und man kann heute mit dem Smartphone irgendwie fast so schöne Bilder oder Videos machen wie mit einer großen Kamera vor zehn Jahren. schöne Bilder oder Videos machen wie mit einer großen Kamera vor zehn Jahren. Und vor diesem Hintergrund ist ein völlig neues Mediensystem entstanden, weil sich auch Menschen, die sonst nicht Zugang haben zu der Technik oder die auch nicht Zugang haben zu der Verbreitung von Informationen, die haben das jetzt. Und mit diesem ganzen Feld, das sich dort geöffnet hat, mit neuen Playern, ergibt sich ein recht neues Spielfeld auch für die Medien. Das heißt, die Wettbewerbslage in den Medien hat sich stark verändert. Was vorher ein Wettbewerb zwischen Print und elektronischen Medien im Wesentlichen ist, ist jetzt ein großer Wettbewerb zwischen digitalen Plattformen und dem Rest der Medien. Und viele aus diesem Rest der Medien haben es immer noch nicht begriffen und glauben, sie müssen immer noch Fernsehen gegen Zeitungen kämpfen. Nein, das sollten sie nicht mehr tun. Sie sollten sich überlegen, wie können sie im Wettbewerb bestehen, gemeinsam in einem österreichischen Medienmarkt gegenüber den digitalen Plattformen, die sich genau überhaupt nicht darum kümmern, was in Österreich passiert, weil die sind amerikanisch, bestenfalls chinesisch, aber eigentlich alle amerikanisch. Das heißt, das wäre eine Antwort darauf, wie man ein widerstandsfähigeres Mediensystem, eine Medienlandschaft etablieren könnte, indem man mehr zusammenarbeitet untereinander. Absolut. Das Gebot der Stunde ist jetzt, die Stärken der österreichischen Medien zu bündeln, sich gemeinsam zu überlegen, wie kann man den österreichischen Medien als Standort stärken und sich auch überlegen, wie kann man eintreten in diesen Wettbewerb gegenüber den digitalen Plattformen. Man muss ja nicht unbedingt die nützen. Man kann sich auch etwas Neues überlegen. Man könnte sich auch überlegen, ob man ein eigenes europäisches Netzwerk aufbaut. Da ist die Debatte erst am Anfang. Das war jetzt einiges zum Allgemeinen. Vielleicht kommen wir doch zu sprechen auf die vergangenen Regierungsverhandlungen. Da war auch die Medienpolitik bei Ihnen zumindest in den Kommentaren sehr stark naturgemäß im Fokus. Die Regierung zwischen FPÖ und ÖVP ist letztlich nicht zustande gekommen, aber wagen wir doch trotzdem nochmal einen Rückblick, um dann vielleicht die Erwartungen an die neue Regierung damit zu klären. Verderben Sie uns nicht den Nachmittag. Was war denn die größte Kritik? Ich habe mich dahingehend geäußert, dass ich glaube, dass die Vorstellung der FPÖ, wie man Medien politisch Österreich neu justieren soll, die größte Bedrohung der Medienfreiheit in der Zweiten Republik darstellt. der Medienfreiheit in der Zweiten Republik darstellt. Die Vorstellung, man könnte den ORF, und wir beginnen beim größten Medium, den ORF über das Budget finanzieren, ist eine massive Bestands- und Unabhängigkeitsbedrohung für den ORF. Wenn der ORF jedes Jahr zu einem möglicherweise freiheitlichen Finanzminister pilgern muss, um dort sein Budget abzuholen, und der Finanzminister sagt dann, du ORF, du warst aber nicht brav im letzten Jahr, du kriegst jetzt nur mehr die Hälfte, dann kann sich der ORF dagegen nicht mehr wehren. Und diese Vorstellung ist zunächst einmal eine sehr dramatische, aber das zieht sich auch noch weiter. Die FPÖ hatte auch die Vorstellung, dass sich die parteieigenen Medien, die FPÖ-TV oder wie sie alle heißen, dass die dieselbe Medienförderung erhalten vom Staat, wie das andere unabhängige Medien tun. Das heißt, das Geld wird ja nicht mehr dadurch, dass mehr am Tisch sitzen. Das würde bedeuten, dass die FPÖ-Medien sozusagen auf Kosten der unabhängigen Medien sich finanzieren. Auch das ist natürlich eine Vorstellung, die der Gesetzgeber heute ausschließt. Parteimedien werden nicht gefördert. Punkt. Und diese Vorstellung, dass man jetzt Parteimedien fördert, wäre ein Paradigmenwechsel in der Medienpolitik, auch wieder zum schlechteren. Und am Ende geht es dann auch um die Frage, wie politische Akteure sich in den Medien darstellen können. Und auch da hat die FPÖ Vorstellungen, die nicht mit einer Demokratie vereinbar sind. Frau Steitsch, wie sehen denn Sie das? Sie sind ja selbst in den 90er Jahren nach Österreich eingewandert, aus einem Balkanland. Und gerade die Balkanländer stehen ja nicht unbedingt für eine gut funktionierende Medienpolitik, Pressefreiheit. Wie blicken Sie denn da auf Österreich, auf die vergangenen Regierungsverhandlungen? Ich hatte irgendwie so ein Wechselbad der Gefühle in den letzten paar Wochen. Also so wie wir alle wegen dieser Verhandlungen, aber auch, weil ich gleichzeitig auch tatsächlich nach Serbien geschaut habe, wo ich nicht herkomme, aber wo ich die Sprache verstehe, wo sich gerade etwas ändert. Darauf kann ich später vielleicht nochmal zurückkommen, wie dort die Medienlandschaft aufgestellt ist und was sich da gerade drastisch verändert. Aber Parallelen zu Österreich sieht man, wenn man sich diese drastisch geschilderten Vorstellungen der FPÖ anschaut, sieht man ja quasi, wie das weitergegangen wäre, weil die FPÖ ja immer gewisse Politiker wie den Orbán oder andere autokratisch Regierende in Europa sich als Vorbild nimmt und das offen sagt. Dann weiß man ja, wohin das gegangen wäre. die ein Vorbild nimmt und das offen sagt, dann weiß man ja, wohin das gegangen wäre. Ich finde es ja vor allem problematisch, weil wir jetzt hier in Linz sitzen, ist mir eingefallen, dass sie ja nicht nur die FPÖ-Medien finanzieren wollten. Sie wollten ja quasi und haben ja teilweise auch ins Parlament geholt, so obskure Portale wie Auf1, wo ja Inhalte, also ich sage bewusst Inhalte und nicht Nachrichten, Inhalte verbreitet werden, die ja absolut verschwörungstheoretischer Unsinn sind. Das heißt, wir haben gesehen, wohin es gehen könnte. Und ich würde sagen, wir sind jetzt noch einmal davon gekommen, mehr oder weniger. Schauen wir mal, wie ein autokratisches System ausschauen kann und was das über Jahrzehnte mit einem Land anrichten kann, möchte ich nur kurz eben anhand von Serbien schildern, weil das jetzt auch gerade ein bisschen durch die Medien geht. Alexander Vucic, der jetzt inzwischen 13 oder 14 Jahre regiert, hat sich zunächst einmal den öffentlich-rechtlichen Sender gekreilt. Also es geht immer nach dem gleichen Playbook. Hat den eben tatsächlich quasi als staatlichen Sender dann geführt die letzten 13 Jahre und hat das über die staatlichen Gelder finanziert, was ja dann bedeutet, dass es eben abhängig ist vom Willen der Regierenden, wie das finanziert wird. Als zweites hat er die Privatsender-Lizenzen verkauft an seine Unternehmerfreunde. Das kennt man auch, also aus Ungarn zum Beispiel. Also es ist wirklich interessant, wie das immer auf die gleiche Art und Weise abläuft. Er hat dort Abhängigkeiten geschaffen und so weiter und hat dann einfach tatsächlich eine unglaubliche, also er sieht sich wahnsinnig gerne in digitalen Medien, also es hat jeden Tag eine Ansprache an die Nation gehalten in diversen Sendern und so weiter. Er hat aber die Lizenzen auch so vergeben, dass die einzigen Sender nie eine andere Nachricht gesehen, außer das, was eben durch die Filter der Regierenden Partei gegangen ist. zusammengestellt, die belegen sollten, wie doch bei diesem Vorfall rund um den Bahnhof, der eingestürzt ist, doch sauber gearbeitet worden sei, was sich aber nicht so ausgestellt hat. Und dass überhaupt eine Untersuchung gibt, verdanken wir nicht dem korrupten Justizsystem, sondern einigen, und auf die wollte ich gerade zu sprechen kommen, einigen unabhängig durch Spenden aus dem Ausland oder durch Fonds und so weiter, finanzierten Recherche-Kollektiven. Also keine Medien, sondern tatsächlich Recherche-Kollektive junger Journalisten, die sich zusammentun und dann versuchen, und zwar meistens transnational, also am ganzen Balkan eben, sowas wie unabhängige Informationen zu verbreiten, immer digital, also die nutzen natürlich keine, sie können sich auch nicht leisten. Sie nutzen meistens Websites oder eben soziale Medien. Und durch die sozialen Medien hat sich auch eben diese neue Bewegung, die Studentenbewegung, die leider ein bisschen zu wenig Beachtung findet in Westeuropa, das hat auch Gründe, aber die einfach die größte Studentenbewegung seit 1968 ist in ganz Europa. Und es ist total faszinierend, was es da tut, weil diese Menschen, nicht nur, dass sie, also sie sind alle zwischen 20 und 25, nicht nur, dass sie mehr die traditionellen Medien nicht konsumieren, sie beachten sie gar nicht. Das heißt, man kann sie auch nicht quasi, ihre Reputation kann man nicht mehr zerstören, indem man sie durch diese privaten Medien irgendwie durch den Dreck zieht, weil sie einfach das absolut vollkommen ignorieren und sich ausschließlich auf ihre eigenen digitalen Kanäle verlassen, auf sozialen Medien. Und das finde ich eben als einer der wenigen positiven Punkte in dieser ganzen Entwicklung, wenn wir über digitale Plattformen, die uns das ganze Werbegeld abziehen, oder über die sozialen Medien, die uns durch diese Geschwindigkeit sehr oft auch die Aufmerksamkeit abziehen. Das ist so mein einziger, auch ein bisschen privater Lichtpunkt momentan, wenn ich mir so die Medienlandschaft und die politische Landschaft in Europa auch anschaue. Parallelen zur FPÖ zu ziehen, zu den medienpolitischen Vorhaben der FPÖ. Um nochmal zurückzukommen zu den Verhandlungen, die gescheitert sind. Die sind deswegen gescheitert, weil die ÖVP das Innenministerium offenbar nicht an die FPÖ übergeben wollte. Aber das Medienressort, das Ministerium, hätten sie ihnen übergeben. Ist das nicht auch sehr fragwürdig? Das Ministerium hätten sie ihnen übergeben. Ist das nicht auch sehr fragwürdig? Das ist nicht nur sehr fragwürdig, sondern das ist völlig inakzeptabel. Angesichts der Vorstellung, die die FPÖ in den letzten Monaten und Jahren präsentiert hat, wie sie sich die Medienlandschaft in Österreich vorstellt. So ein Thema ist ja auch, wer hat Zugang zu den Quellen zum Beispiel. Also wer hat Zugang zu den Ministerien, wer hat Zugang zum Bundeskanzleramt, wer darf dort dabei sein, wenn dort berichtet wird. Und da hat die FPÖ völlig andere Vorstellungen, wie das in einer unabhängigen Medienwelt sein sollte. Auch ein bisschen nach dem Playbook, das sich Donald Trump jetzt verordnet hat, der sogar die weltgrößte Presseagentur AP aus dem Oval Office ausschließt und sagt, die dürfen dort nicht mehr in den Pressroom hinein, weil die bezeichnen weiterhin den Golf von Mexiko als Golf von Mexiko und nicht Golf von Amerika und die müssen daher bestraft werden. Also diese Vorstellung, dass nur Medien zugelassen werden zu den Quellen, die sich die Wohlverhalten zeigen, das ist hochgradig undemokratisch und wenn die Medienpolitik in die Hände sozusagen eines Medienministers kommt, mit dieser Vorstellung eines Herrn Hafenecker oder auch eines Herrn Kickl, dann glaube ich, haben wir in Österreich tatsächlich ein medienpolitisches Desaster. Die Medienpolitik ist ja interessant und wenn ich das ein bisschen, wenn ich ein bisschen ausholen darf, historisch ist es deshalb interessant, weil Medienpolitik dem sogenannten Medienkreis, Medienkanzler Bruno Kreisky sehr wichtig war. Und Bruno Kreisky war derjenige, der die Medienpolitik ins Bundeskanzleramt geholt hat als Ressortzuständigkeit. Also Kreisky hat gesagt, Medien sind so wichtig, dass ich bitte der Medienminister sein will, zusätzlich zum Bundeskanzler. Und das hat sich über viele Generationen von Bundeskanzlerwechseln hinweg verstetigt. Und die Medienangelegenheiten sind deshalb in der Regel immer noch beim Bundeskanzler. Obwohl das sachlich gar nicht notwendig wäre. Man hat es dann zum Teil an Staatssekretäre ausgelagert. Aber Medien, und da sieht man auch die Bedeutung der Medien, die Bruno Greisky und die Nachfolgerregierungen diesem Politikbereich zugemessen haben. Das ist ein ganz zentraler Zuständigkeitsbereich. Und dort entscheidet sich eben auch das politische Schicksal von Parteien und von Regierungen. Und das hat Kreisky gewusst und das hat natürlich auch der Herr Schüssel gewusst und ist mit dem auch sehr gekonnt umgegangen. Und Herr Kurz hat es auf die Spitze getrieben. Herr Kurz hat es völlig übertrieben und hat die Medienabteilung im Bundeskanzleramt so aufgeblasen, dass es für die Journalistinnen und Journalisten fast nicht mehr möglich war, dort durchzudringen. Control und darüber ist er letzten Endes auch gestolpert. Also er hat dieses Verhältnis zu den Medien, das ja eben zusätzlich belastet war durch die Inseratenvergabe an ganz bestimmte Medien, was auch nicht gerechtfertigt werden konnte durch Reichweite oder durch eine besondere Zielgruppe, die man da erreichen konnte, das ist ihm dann am Ende zum Verhängnis geworden. Wir haben letztlich eine Regierung zusammenbekommen zwischen ÖVP, SPÖ und NEOS. Lässt sich da schon absehen, in welche Richtung die Medienpolitik bei denen geht? Es gibt im Regierungsprogramm ein Kapitel, das sich mit Medien und Medienpolitik beschäftigt. Und das ist zu meiner Überraschung sehr vernünftig. Also dort gibt es die Vorstellung, dass man die Förderungen nach ganz bestimmten Kriterien ausrichtet, etwa nach Qualität beispielsweise, dass man dem ORF ein bisschen ein verändertes Kuratorium verordnet, das anders zusammengesetzt ist, im Einvernehmen auch mit der Erkenntnis des Verfassungsgerichtshofs. mit der Erkenntnis des Verfassungsgerichtshofs. Das, was wir jetzt sehen als Programm, finde ich ganz vernünftig. Man kann natürlich immer etwas kritisieren, aber wenn Sie mich nicht danach fragen, dann kritisiere ich es jetzt nicht. Vielleicht kritisiere ich nur einen kleinen Punkt, dass der ORF sehr wohl einsparen wird müssen, weil die Abgabe wird eben nicht an die Inflation angepasst in den nächsten vier oder fünf Jahren, ich weiß es gar nicht so genau, aber der ORF wird wahrscheinlich Personal einsparen müssen. Das wäre die einzige Sache, wo ich gemerkt habe, dass in meinem journalistischen Umfeld Kollegen das natürlich vom ORF zum Beispiel nicht so ganz super finden. Aber umgekehrt haben ja auch andere Medien die Haushaltsabgabe sehr kritisch gesehen, weil der ORF damit zur großen Konkurrenz wird, oder? So hat man das doch gesehen, da gab es doch einen Aufschrei. Der ORF wird, also nein. Nur im Forum des Standard gibt es einen Aufschrei. Dort gibt es Menschen, die mögen den ORF nicht. Du schreien immer ganz laut. Ich lese das natürlich alles, aber ich würde sagen, nicht. Die Kritik war nicht so sehr von den Medien, sondern die ist tatsächlich von Menschen gekommen, die bisher bewusst nicht den ORF bezahlen wollten. Und bevor diese Reform in Kraft getreten ist, war es ja möglich, dass man sein Fernsehgerät zu Hause zu einem Fernsehtechniker bringt und der hat dann das Empfangsmodul herausgeschraubt. Und mit der Bestätigung des herausgeschraubten Empfangsmoduls konnte man zur GIS gehen und sagen, ich habe kein Empfangsmodul mehr, ich muss nicht mehr bezahlen. Und das sind schon Nerds, die das betrieben haben. Und die waren natürlich dann sauer, dass ich gesagt habe, jetzt habe ich investiert in das Entfernen des Moduls und das muss ich trotzdem bezahlen nach dieser Gesetzesänderung. Das hat denen natürlich nicht geschmeckt, aber für die Medien, für die konkurrierenden Medien im Krim. Sie befürchten doch eine so große Aufwertung des ORF, dass sie vielleicht untergehen. So habe ich das damals wahrgenommen. Das war ja auch, das ist ja unzutreffend. Also die Gebühr ist ja für alle Haushalte, weil es eben alle Haushalte jetzt trifft, niedriger geworden als vorher. Also die Belastung der Haushalte ist kleiner als vorher. Und das könnte man sogar argumentieren, kommt den Medien zugute, die ja darauf angewiesen sind, dass jemand irgendwie Paid Content kauft oder irgendwie ein Abonnement abschließt oder so. Dass die Hoffnung bleibt, dass das Menschen tatsächlich machen im Internet, Paid Content noch kaufen. Kommen wir vielleicht nochmal explizit auf die Medien- und Pressefreiheit zu sprechen. Welche Regulierungsmaßnahmen gibt es denn in Österreich, in der EU, um die Presse zu stärken? Oder wo sehen Sie einen Aufholbedarf? Vielleicht anders gefragt. Das neue EU-Medienfreiheitsgesetz, ist das jetzt schon in Kraft getreten? Oder ist das mit 2000? Februar. Am 8. Februar schon. Also das habe ich mir jetzt auf die Vorbereitung zu dieser Sendung angeschaut. Noch einmal, was da genau beschlossen wurde letztes Jahr. Ich finde das ganz vernünftig. Ich glaube, das wird uns aber nicht ganz retten, beziehungsweise die Medien müssen sich ohnehin selbst retten, würde ich sagen. Da stehen schon vernünftige Dinge drin, die vor allem die Medien davor schützen sollen, dass sie vor allzu großem politischen und wirtschaftlichen Einfluss betroffen sind. Das haben wir schon eingangs besprochen, aber ich sehe das tatsächlich so, wie sehe ich die größere Gefahr in den internationalen und vor allem US-amerikanischen digitalen Plattformen, die eigentlich unsere größte Konkurrenz sind, vor allem für Medien wie den Standard, das inzwischen den Großteil seines Geldes tatsächlich in diesem Internet verdient, also mit Anzeigen, die wir dort generieren. Einen ganz geringen Teil auch durch digitale Abos. Also wenn Menschen sagen, ich zahle gern einen kleinen Beitrag monatlich und lese genauso wie alle anderen gratis. Vielen Dank, dass Sie das machen. Aber unsere größte Konkurrenz sind eben diese digitalen Plattformen, wo der größte Teil der österreichischen Werbeausgaben, der digitalen, hingeht und nicht zu uns. Das heißt, wenn es Regulierungen geben soll, dann sollte es eher in diese Richtung gehen, dass man sich langsam auch überlegt, auch angesichts der Tatsache. Und ich glaube, darauf können wir auch ein paar Sätze verwenden, was da jetzt passiert mit diesen ganzen digitalen Riesen und wie sie in Trumps Umfeld alle ihre Policy ändern, alle ihre Regeln, was die Kontrolle der Inhalte, die gepostet werden, ändert und so weiter. Also ich finde, das geht alles in eine sehr bedenkliche Richtung und wir machen da noch immer alle mit und sie sind unsere größte Konkurrenz. Also die EU, glaube ich, wird sich bald eben überlegen müssen, entweder eigene Plattformen raufzubauen oder gesetzlich uns davor zu schützen. Frau Seitsch, das nächste Mal fahren Sie mit dem Zug von Wien bis nach Innsbruck. Dann haben Sie nämlich noch länger Zeit, um den Digital Services Act und den Digital Market Act zu lesen. Der ist so dick und der ist ganz mühsam. Das ist noch schwieriger zu lesen als die European Media Freedom Act. Aber das ist die Antwort. Europa hat das erkannt. Und es war ein Kraftakt der Europäischen Union, gemeinsam mit dem Europäischen Parlament, sich eben genau mit der Frage zu beschäftigen, wie lassen sich die letzten Endes amerikanischen Plattformen regulieren im Sinne europäischer Werte. Und die beiden Verordnungen, und die Verordnung hat eine besondere Kraft in der EU, die beiden Verordnungen Digital Services Act und Digital Markets Act, ziehen genau darauf ab, mit hohen Strafen, dass Fehlverhalten, beispielsweise im Hinblick auf die Verbreitung von Falschnachrichten, dass das geahndet wird und dass das richtig teuer wird für die Plattformen, unabhängig davon, ob sie amerikanisch sind oder europäisch sind. Und das ist ein großer Durchbruch. Wir werden sehen, wie sich das in den nächsten Jahren weiterentwickeln wird. Wir werden auch sehen, ob die Strafandrohungen groß genug sind. Offensichtlich ist das aber der Fall. Also zum Beispiel hat sich der Herr Trump öffentlich schon darüber geärgert, dass es solche Regulierungen gibt in Europa. Und er hat überlegt, ob er sich nicht ganz aus dem europäischen Markt zurückzieht mit X. Dann hat er aber gemerkt, dass er damit einen sehr großen Teil seiner Einnahmen oder seiner Erlöse verlieren würde, weil Europa einfach ein interessanter Markt ist. Dann hat er es nicht getan. Aber offensichtlich ist es tatsächlich an der Schmerzgrenze. Und die Frage ist jetzt, ob die Europäische Union es durchhält gegenüber dem politischen Druck, der jetzt aufgebaut wird, durch einen Elon Musk, der auf dem Schoß von Donald Trump sitzt. Und Donald Trump wird nicht das Gegenteil tun. Er wird nicht sagen, diese Plattformen sind zu groß, sie müssen zerschlagen werden, wie es in einer Demokratie eigentlich notwendig wäre, sondern er ist im Gegenteil, er hat sich sozusagen verbrüdert mit diesen Plattformen und dagegen muss Europa jetzt einen Schutzschild aufbauen. Wir haben den Schutzschild, wir müssen ihn jetzt exekutieren. Genau, es gibt ja Gründe, wieso zum Beispiel ein US-amerikanischer Vizepräsident bei der Sicherheitskonferenz darüber spricht, dass es in Europa keine Meinungsfreiheit gibt. Also diese Gegenbewegung ist ja quasi schon da, auch wenn Facebook und Zuckerberg kriegt wahrscheinlich demnächst eine Riesenklage. Da sah es ja auch schon vor dem Gericht. Genau, es wird sich da ein Kampf auftun, aber es muss auch klar sein, dass ich da ein bisschen, wenn es um Geld geht, bin ich da ein bisschen pessimistisch, ob dann ich absolut bei Ihnen, und oft inhaltlich nicht begründeten Inserate von Regierungsseiten oder von Parteien oder Institutionen, die regierungsnah sind. Man stellt sich die Frage, warum nicht zum Beispiel Plattformen wie TikTok, die wirklich sehr viel Negatives in die Gesellschaft bringen, nicht einfach verboten werden. Aber man diskutiert stattdessen, wie man sie regulieren könnte, was ja verständlich ist angesichts dessen, dass die Meinungsfreiheit, die Informationsfreiheit, die Freiheit Medien zu konsumieren, dass das ein hohes Gut ist. Aber wie stehen Sie denn dazu? Würden Sie nicht auch sagen, dass man da einfach strenger durchgreifen sollte? Moment, langsam. Die Meinungsfreiheit ist ein unteilbares Menschenrecht. Und wir befinden uns auf der Grundlage einer Rechtsstaatlichkeit und zu der bekennen wir uns natürlich. Anderswo ist das nicht der Fall, aber Europa begründet oder gründet auf der Rechtsstaatlichkeit und dort sind Menschenrechte unantastbar. Und die Meinungsfreiheit ist so eins. Wenn es nun Medien gibt, die tatsächlich strafrechtlich relevante Tatbestände verbreiten, tatsächlich strafrechtlich relevante Tatbestände verbreiten, dann gibt es ein Strafrecht in Europa und in Österreich und in Ländern, das scharf genug ist, um diese Dinge abzustellen. Ja, wenn strafrechtlich relevante Tatbestände verbreitet werden, dann ist es eine Aufgabe des Staates, dafür zu sorgen, dass das eben nicht mehr stattfindet. Das Problem ist aber nicht so sehr das strafrechtliche Tatbestand, das kommt auch vor, sondern es ist dieser Graubereich, wo man jemanden diffamiert, wo man mit jemandem unfair umgeht, wo man die Persönlichkeit anpatzt. Das sind die Dinge, die strafrechtungsbildung beeinflussen. Ja, Fake News, die politische Meinung beeinflussen. Und dann ist aber die Frage der Güterabwägung. Was wiegt schwerer? Das Menschenrecht der Meinungsfreiheit oder die Einschränkung der Meinungsfreiheit, weil es eben solche Vorgänge gibt. Auf diese Frage möchte ich hinaus. Und da möchte ich natürlich als aufrechter Demokrat und Verfechter des Rechtsstaates sagen, natürlich wiegt die Meinungsfreiheit hier größer. Es muss andere Möglichkeiten und Formen geben als das Verbot, als die Zensur. Sehen Sie das ähnlich? Ich sehe das genauso und auch aus ganz praktischen Gründen, wenn ich das so salopp sagen darf, weil solche Verbote absolut nichts bringen. Jeder 14-Jährige kann sich jetzt ein VPN einrichten und das trotzdem nutzen auf andere. Also ich glaube, Verbote sind nicht sinnführend die in Schulen, aber erst in den letzten 10 oder 15 Jahren sind und versuchen da eine Art Medienbildung zu betreiben. Und zwar nicht die technischen Dinge, das braucht man nicht heutzutage, weil jeder 13-Jährige, wie er sich alles Mögliche installiert und auch Content selber produziert, sondern tatsächlich eben darüber redet, was wir hier erzählt haben auf einem anderen Niveau. Wie funktionieren Medien, was sind ihre Interessen, wer hat Interesse, dir etwas zu erzählen, was ist journalistisch aufgearbeitete Information und was ist etwas, das dir jemand erzählt mit einem gewissen Interesse und so weiter. aufgearbeitete Informationen und was ist etwas, das dir jemand erzählt mit einem gewissen Interesse und so weiter. Inzwischen sind aber Generationen herangewachsen, die da nie durch diese quasi irgendeine Art und Weise von Medienbildung, also ich weiß nicht, sie sind wesentlich jünger. In meiner Schulzeit, und ich war in zwei verschiedenen Ländern, in zwei verschiedenen politischen Systemen, gab es sehr wenig Medienbildung. Und ich glaube, dass wir da viel, viel aufzuholen haben. Und auch wenn es jetzt ein bisschen vielleicht naiv klingt, aber ich glaube, dass diese disruptive Zeit, in der wir gerade sind und wo sich wirklich sehr viel tut, vielleicht als eine Chance genutzt werden kann, das endlich ernst zu nehmen und das anzugehen. Weil es wächst eine Generation heran, die noch nie eine Welt ohne soziale Medien gesehen hat. Und ja, die muss gerüstet werden dafür, was jetzt auf uns zu rollt. Das heißt, der Schlüssel wäre, bewusster mit Medien umzugehen. Vielleicht haben Sie zum Abschluss beide noch einen Satz, wie Ihr bewusster Umgang mit Medien lauten würde, auch an jüngere Menschen gerichtet. Ich fange jetzt noch mit einer Spitzfindigkeit an. Und die Spitzfindigkeit ist, dass ich dafür eintrete, dass wir das, was wir soziale Medien bezeichnen, nicht mehr so nennen. Ich glaube, das ist ein Propaganda-Begriff der Industrie. Die möchten gerne, dass wir das als soziale Medien wahrnehmen. Und in Wahrheit sind das aber unsoziale Medien, genau genommen parasoziale Medien, die eben dazu beitragen, dass wir nicht mehr miteinander sprechen, sondern uns technisch vermittelt miteinander unterhalten. Und bei jeder technischen Vermittlung geht was verloren. Und ich glaube, wir sind gut beraten, das nicht mehr soziale Medien zu nennen, sondern ich nenne es digitale Plattformmedien. Das trifft die Sache viel besser. Das ist ein viel nüchternerer Begriff. Es geht nämlich um die Technik, die die verbreiten. Und die jungen Menschen sollten sich nicht der Illusion hingeben, dass ein WhatsApp hin und her zu schicken soziale Interaktion ersetzt. Sondern ich glaube, es geht tatsächlich darum, dass wir für die jungen Menschen ein Angebot schaffen, das so spannend und interessant ist, dass es mithalten kann mit diesen bunten, schnell geschnittenen Bildern, die man über diese digitalen Plattformmedien beziehen kann. Und ich glaube aber, dass wir in Österreich immer noch gut aufgestellt sind. Also wenn ich mir die Zahlen anschaue von der Mediennutzung, dann sehen wir, dass auch jüngere Menschen tatsächlich interessiert sind, am Lesen von Nachrichten in den klassischen Medien, die tatsächlich noch interessiert sind, die ZIB 2 zu schauen. Es ist nicht alles verloren. Es ist im Moment so ein Kulturpessimismus im Raum. Es wirkt immer so, wenn wir uns die Fakten anschauen, dann gibt es sogar eine leichte Erholung im Hinblick auf die Zeitungsnutzung von jungen Menschen. Also wir sind noch nicht am Ende der Fahnenstange angekommen und wir haben gute Chancen mit guten Medien, mit toll gemachten Produkten und der Standard gehört da dazu und von vielen anderen auch, dass wir die jungen Menschen auch für diese Medien begeistern können. Also Sie haben jetzt schon sehr viel gesagt und ich würde, nein, nein, sehr viel Richtiges, sonst müsste ich jetzt noch ausholen. Nein, ich sehe es nicht allzu optimistisch in dieser Hinsicht, dass ich glaube, dass wir junge Generationen zu den traditionellen Medien zurückholen können. Das sehe ich nicht so. Und ich glaube, ich will auch den jungen Menschen in Twinn nichts empfehlen oder ihnen sagen, was sie tun sollen. Aber was ich merke, weil ich an zwei Projekten teilnehme, wo ich in Schulen gehe oder wo Schulen zu uns kommen, dass die jungen Menschen, vielleicht sogar zu Unterschied zu meiner Generation, sehr gut, sehr geübt sind eigentlich im kritischen Denken. Also viel besser, als wir uns das eigentlich vorstellen. Und ich glaube, dass wir ein bisschen zu kulturpessimistisch sind, auch wenn wir darauf schauen, wie sie diese Medien verwenden. Ja, sie nutzen sie vielleicht zu viel und sie sitzen auch dauernd vor Bildschirmen, aber das tue ich auch. Aber ich bin trotzdem überzeugt, dass der Großteil von Ihnen dann doch unterscheiden kann. Das sieht man dann auch an den Wahlergebnissen. Sie wählen nicht viel rechter als die ältere Generation, sie sind nicht viel anfälliger für Propaganda oder Verschwörungstheorien als die ältere Generation. Das sieht man auch in Umfragen. Das heißt, angesichts der Tatsache, womit sie konfrontiert sind, mit welcher Menge und welchem unglaublichen Ausmaß von Fake News auch auf den Plattformen, die sie besuchen, sind sie eigentlich noch ziemlich kritisch alle. Das ist ein gesamtgesellschaftliches Problem damit und nicht eins, das nur die Jüngeren betrifft. Dennoch Medienkompetenz und die Stärkung derselben bleiben wichtig, zunehmend. Wir hoffen, dass es mehr Angebot in der Zukunft in den Schulen geben wird. Ja, ich glaube... Im Regierungsprogramm ist vorgesehen, dass man dafür 30 Millionen Euro pro Jahr einsetzt. Das ist ein nicht unbeträchtlicher Betrag. Das übersteigt die Größenordnung der Presseförderung. Die Regierung hat erkannt, dass man hier was tun muss und hat 30 Millionen Euro dafür ausgeflaggt in Zeiten des Sparens. Das ist immerhin eine ganz gute Nachricht. Dann, glaube ich, können wir mit diesem positiven Blick in die Zukunft die Sendung beenden. Unsere erste Folge von Memento Medien. beenden unsere erste Folge von memento medien. Danke fürs Zuschauen, danke an meine Gäste, Herr Josef Trappl und Frau Olivera Stajic fürs Kommen. Danke und bis zum nächsten Mal. Naga Thank you.