Ich beginne mit einer Fußnote. Es kommt hier der Begriff der Prompt vor. Das ist, was man einer KI, einer künstlichen Intelligenz angibt, damit sie das macht, was man möchte. Jetzt der Titel. Wie es dazu gekommen ist, dass ich jetzt auf dem Fahrrad Hometrainer im Spa-Bereich des Seminarhotels strample, was das Zeug hält. Mein Navi habe ich eingestellt an der Tankstelle vor der Autobahn. Die Richtung weiß ich aber keine Ahnung, wo genau das Kaff liegt, mit dem Seminarhotel mit Spa, WLAN und bester Verpflegung. Dafür hat man schließlich Navi. WLAN und bester Verpflegung. Dafür hat man schließlich Navi. Adresse Holzweg 25, samt Ort Oberunterdorfling habe ich angesagt. Nach einer Stunde Autobahn, links halten, am Kreisverkehr dritte Abzweigung, weiter geradeaus. Ich folge den Anweisungen in die Landstraße, die bald eher nach Forstweg ausschaut, immerhin asphaltiert. Meinen Vortrag lasse ich währenddessen von der KI meines Vertrauens kreieren. Ich weiß, worauf es ankommt, auf den Prompt. Prompt ist nicht gleich prompt. KI erarbeitet sich ihr Weltbild und Wissen über Text und Sprache. Sprache stellt wiederum in der Evolution des Menschen die Wahrnehmung der Wirklichkeit durch Reflexion dar. Daher sind die Ergebnisse einer KI nicht immer korrekt und müssen hinterfragt werden. Es kann durchaus ein Kühlschrank rauskommen, wenn man nach einem Fahrrad fragt, sagte meine Assistentin Angelika, die sich gelegentlich darüber lustig macht, was sie meine Technologiegläubigkeit nennt. Mein Prompt ist natürlich perfekt. Fasse das Buch Management in Projektdesign und Marketing vom David Steiner für einen anderthalbstündigen Vortrag zusammen. Dieses 500-Seiten-Buch ist Grundlage meines Seminars vor Führungskräften internationaler Konzerne mit hiesigem Standort. Durch mein FH-Studium Projektmanagement bin ich dazu befähigt. Natürlich keine Koryphäe wie David Steiner, den ich von einem Videocall kenne, aber bessere als mich gibt es im Land kaum. Ich werde häufig gebucht. Mein Smartphone zeigt an, dass die KI meines Vertrauens die Zusammenfassung als druckfähiges PDF heruntergeladen hat. Fünf Seiten, gut so. Ein wenig Smarttalk-mäßige Zwischenanmerkungen lasse ich mir spontan einfallen. Alles bestens. Bloß, wo bin ich? Dämmerig ist es außerdem bereits. Keine Straßenschilder, keine Wegweiser, bloß Bäume. Jetzt müsste ich schon langsam ankommen. Mein Navi schweigt bereits zu lang. Also anhalten, Standard checken und neu programmieren. Von Bielefeld aus die A25 und bei der nächsten Ausfahrt, was? Bielefeld? Die nächste Stadt müsste doch Salzburg sein. Sicherheitshalber noch Standortcheck am Smartphone. Bielefeld. Darunter gleich ein Link zu die Bielefeld-Verschwörung. Klar kenne ich, irgendwelche Spinner sind irgendwann spaßeshalber auf die Idee gekommen, die Stadt Bielefeld gebe es gar nicht. Ist mir egal, weil ich sowieso ganz woanders sein müsste. Ich bin mir sicher, dass ich vor einer halben Stunde an einer Abfahrt vorbeigekommen bin, wo Attersee draufstand. Kann auch Salzkammergut oder Salzburg gewesen sein, ist ja alles gleich. In der Gegend müsste jedenfalls ungefähr Ober- und der Dörfling liegen. Hilft nichts. Einfach weiterfahren, geradeaus, wohin die Straße führt. Irgendwo komme ich schon raus. Dann funktioniert das Navi sicher auch wieder korrekt. Ich rufe meine Playlist ab, auf Zufallswahl eingestellt. I am from Austria, bekennt Reinhard Fendrich. Gut so, immerhin nicht Bielefeld. Wo liegt das eigentlich ganz genau? Endlich, da vorne schimmert ein Licht. Wahrscheinlich die Straßenbeleuchtung von Oberunterdorfling. Aber Straßenbeleuchtung in Blau habe ich noch nirgends gesehen. Außerdem weitet sich das Licht aus, schaut nach einer Lichtwand aus. Bremsen, da bin ich schon durch diese Lichtwand gefahren. Der Motor bockt, alle Warnlichter blinken auf. Rot, dafür ist draußen alles blau. Mir bleibt nichts, als mich am Lenkrad festzuklammern, während mein smarter Audi eine riskante Pirouette vollführt und sich gleichzeitig das Navi wieder hören lässt. Sie haben ihr Ziel überschritten. Sie sind hinüber. Ich kann nichts mehr für sie tun, tun, tun, tun. Gleich darauf teilt mir Reinhard Fendrich mit, dass er Leute und Ratten kennt. Und himmelschreiende Dummheit. Jemand klopft an mein Seitenfenster. Ich sehe bloß einen Umriss. Die Scheibe senkt sich ohne mein Zutun, während das Gesicht der Gestalt sich herabbeugt. Oh mein Gott. Der Kopf einer Riesenratte auf den Körper eines Mannes in Uniform, der eine Pistole mit blauem Laserstrahl auf mich richtet. Das Rattenmonster bläckt seine Zähne, wie grinsend. Jetzt übernehmen wir! Der Bront, irgendetwas am Bront war falsch. Während mir das klar wird, löst Schwerze das Blau ab. Inzwischen habe ich mich daran gewöhnt, auf dem Hometrainer im Spa-Bereich des Seminarhotels zu strampeln. Zusammen mit schätzungsweise 100 anderen Leuten. Die Rattenmonster sorgen dafür, dass wir nicht aufhören. Energie für KI leuchtet ein Schild auf. Die haben eine Ahnung vom Marketing. Ein trefflich knapperer Slogan hätte mir kaum einfallen können. Eins dieser Rattenwesen, das uns mit Laserpistole im Anschlag am Strampeln hält, merkt gerade gegenüber einen anderen an. Ach, dieses Menschenmaterial, so super leicht managbar.