Herzlich willkommen im Stifthaus, meine sehr geehrten Damen und Herren. Mein Name ist Stefan Kögelberger. Ich darf Sie begrüßen zu einer Veranstaltung unserer Reihe, die wir mit der Alten Schmiede Wien und dem Literaturhaus Graz betreiben und die da heißt Grundbücher der österreichischen Literatur seit 1945. Vielleicht war der ein oder andere von Ihnen zugegen vor ungefähr drei Wochen, als wir die letzte Veranstaltung dieser Reihe hier begangen haben. Diese hat sich mit dem Buch die Alarmbereiten von Kathrin Röckler beschäftigt und vielleicht fragt sich jetzt der ein oder andere, warum jetzt schon wieder eine Grundbücherveranstaltung innerhalb von nicht einmal vier Wochen? Die Antwort ist einfach, aber durchaus interessant. Unser Gesamtmoderator hat es in der Vergangenheit bereits mehrfach betont. Diese Reihe, die Grundbücher der österreichischen Literatur seit 1945, ist eine der am längsten laufenden, vielleicht sogar die am längsten laufende Veranstaltungsreihe in österreichischen Literaturhäusern. Ich habe nachgesehen, die Auftaktveranstaltung fand am 12. November 2001 statt. Präsentiert wurde Ilse Eichingers großartiger Roman Die größere Hoffnung. Das ist also schon eine Zeit lang her. Ich habe versucht, das für mich selbst einzuordnen. Ich bin zu dem Schluss gekommen, dass mein persönliches Lebensziel damals war, die 4. Klasse Handelsakademie heil zu überstehen. Das ist wirklich schon eine Zeit lang her. Nach der Präsentation von 25 Grundbüchern ist jeweils ein Buch publiziert worden und im Herbst 2025 wird der vierte Band der Grundbücherei erscheinen. Daher herrscht dieses Jahr dichtes Gedränge an Grundbücherveranstaltungen in unserem Programm, denn wir möchten natürlich alle 100 Bücher hier auch präsentieren vor Jahresende. Heute widmen wir uns dem bereits 98. Grundbuch, das da überschrieben ist mit In-Macht-Gehäge, Spuren und Überbleibsel und dessen Urheber Michael Guttenbrunner im Jahr 2002 noch persönlich Teile seines esaistischen Werks hier im Stifterhaus präsentiert hat. Der 1919 in Althofen in Kärnten geborene und 2004 in Wien verstorbene Lyriker und Essayist Michael Guttenbrunner ist nicht nur aufgrund seiner Biografie, sondern auch aufgrund seines Werks eine spannende Persönlichkeit der jüngeren österreichischen Literaturgeschichte. Denn es sind, obgleich sein Name vielleicht weniger geläufig ist als der mancher seiner Zeitgenossen, alle seine Lyrikbände Anfang der 2000er neu aufgelegt worden, beginnend mit Schwarze Ruten aus 1947 bis hin zu Lichtvergeudung aus 1995. Und 2025 hat der Löcker Verlag auch eine Werkausgabe neu aufgelegt. Sie können diese hinten am Büchertisch erwerben. Zu unseren heutigen Gästen. Für den Part der kommentierten Lesung, mit der wir starten werden, darf ich ganz herzlich Richard Wall im Stifterhaus begrüßenwitzdorf, ist seit den 1980er Jahren als Schriftsteller und bildender Künstler tätig. Mit der Bühne im Stifterhaus ist er aufgrund von zahlreichen Lesungen aus seinen eigenen Werken bestens vertraut. Mit Michael Gutenbrunner verbannt in eine Freundschaft und ein bis zu seinem Tod anhaltender Briefverkehr. Auch dem Werk Michael Gutenbrunners hat sich Richard Wall immer wieder gewidmet, sei es in Zeitungsartikeln oder eigenen Werken. Das Referat zu Person und Werk wird heute Klaus Ammann halten, den ich ebenfalls ganz herzlich im Stifthaus begrüßen darf. Herzlich willkommen, Herr Ammann. herzlich im Stifthaus begrüßen darf. Herzlich willkommen, Herr Amann. Danke fürs Kommen. Klaus Amann wurde 1949 in Mittelberg in Vorarlberg geboren. Der in Klagenfurt habilitierte Literaturwissenschaftler möge mir an dieser Stelle verzeihen, dass wir nicht auf seine Habilitationsschrift, sondern vielmehr auf seine Promotion eingehen müssen, denn diese beschäftigte sich mit der didaktischen Struktur in Adalbert Stifters Nachsommer. Von 1994 bis 2014 fungierte Klaus Amann als Leiter des Robert-Musel-Instituts in Klagenfurt. Anlässlich des 75. Geburtstages von Michael Guttenbrunner wurde dort ein Symposium veranstaltet, das dem Autor gewidmet war. Im Zuge dessen wurde Michael Guttenbrunner die Ehrendoktorwürde der Universität Klagenfurt zuerkannt. Lautator war damals ganz genau Klaus Amann. Zu guter Letzt komme ich zum Gesamtmoderator der Grundbücherei. Herzlich willkommen wieder im Stifthaus, Klaus Kasperger. Danke fürs Kommen. Willkommen wieder im Stifterhaus, Klaus Kasperger. Danke fürs Kommen. Klaus Kasperger, geboren 1963 in Gmunden, leitet das Franz-Nabel-Institut für Literaturforschung sowie das Literaturhaus Graz. Er ist seit vielen Jahren Teil der Jury beim Ingeborg-Bachmann-Preis und seit 2024 dort auch Juryvorsitzender. Mit seinen Beiträgen ist er eine der wichtigsten Stimmen der österreichischen Literaturkritik. Das war es von meiner Seite. Ich darf Richard Wall um die kommentierte Lesung bitten. Von ersten Kindheitseindrücken in seiner Geburtsstadt Althofen verzweigen sich die Texte in alle Richtungen, in die Landschaften, in denen er lebte, hinein in die erlesenen und erlebten Räume der Poesie, der Künste und hinein in die Gedankengebäude von Philosophen und Essayisten. Wiederkehrend sein Abtasten des Landes Kerten, seiner zweisprachigen Kultur, das in Erinnerung rufen sozialer und politischer Verhältnisse, das Herausarbeiten topografischer Besonderheiten. Er misstraute dem chronologischen Erzählen, denn das Gehirn arbeitet assoziativ sprunghaft. Seine Machtgehege-Texte sind eine kaladeskopartige Autobiografie. Immer wieder kommt er auf seine Kindheit zurück, so als müsste er immer wieder einen neuen Anlauf nehmen, um sich dieser weit entrückten Zeit und sich selber vergewissern zu können. Sie war geprägt von einem handwerklichen, kleinbäuerlichen und proletarischen Umfeld, von speziellen Gerüchen, Bildern und Geräuschen der Arbeitswelt der Menschen und der Bedeutung der Tiere für sie. und der Bedeutung der Tiere für sie. Ich lese jetzt einen längeren Abschnitt aus dem Band Machtgehege 5, der sich mit seinem Geburtsort Treibach-Althofen auseinandersetzt oder in Form von Erinnerungen präsentiert. Siedlungsform und Baugestalt von Treibach-Althofen bildeten einst drei gegeneinander abgegrenzte Lagen. In der Mitte, hoch unter dem überragenden Scheitel des Blechschutz, von Norden nach Süden absteigend und in den einzelnen dichtgereihten Baugliedern abgestuft, der burgförmige obere Markt. Östlich davon, tief unterhalb und parallel dazu Untermarkt. Im Westen, noch tiefer abgesenkt und vom oberen Markt über zwei Talstufen geschieden, Treibach. Auf der oberen an der Eisenbahn, auf der unteren an der Gurg. Die Gestalt des oberen Marktes ist über, auf der unteren an der Gurg. Die Gestalt des oberen Marktes ist über Jahrhunderte gleich geblieben. Treibach und Untermarkt dagegen haben durch die übliche prallförmige Überbauung und zwar auch der einst grünen in Gärten und Feldern liegenden Zwischenräume ihre jetzige Missgestalt angenommen. Mein Geburtshaus steht im oberen Markt, am unteren Eingang zum Marktplatz rechts. Es ist das alte Marktsamtshaus aus dem 16. Jahrhundert und das einzige um 1900 modernisierte am Platz mit einer Mansarde. Von dort wurde ich zur Taufe in die Kirche hinaufgetragen und diese gotische Kirche war in den folgenden Jahren Urstätte des Weihrauchs und aller anderen geheimnisvollen Erscheinungen und Handlungen des katholischen Gottesdienstes. Das Kinderauge rätselte am Bau des Altars und an seinen Bildern. Auf einem großen Gemälde sah ich, was über den Wolken geschieht. rätselte am Bau des Altars und an seinen Bildern. Auf einem großen Gemälde sah ich, was über den Wolken geschieht. Eine göttliche Handlung. Und unten am Fuß des schwebenden Wolkenbaus, finster beschattet, ein Bild Althofens. Dort hörte ich zum ersten Mal die Urgel spielen. Am Palmsonntag vermischte sich das Gold des Altares und der ganze Schmuck der Kirche mit der lebendigen, blühenden Pracht schwerer Palmbüsche, die von starken und stolzen Männern an Stangen getragen wurden. Ein ähnlicher Zauber entfaltete sich zu Fronleichnam, draußen auf dem Platz und in den Gassen, sich zufroren leicht nahm, draußen auf dem Platz und in den Gassen, wenn der ganze Markt an allen seinen Fronten im Weihenduft junger Birken prangte. Wie der andere einen Bann übte der Bergwerksbronnen mit den in Kapuze und Schurzfelge gehüllten langbärtigen, markigen Gestalten der Zwerge. Vor dem Tor des oberen Marktes steht der große Turm. Bergab, darunter die Schule und noch tiefer im Straßenbogen zwischen Maradonig und der Schule lag der Bauernhof Scheiflinger. als ich ein Jahr alt war. Wir wohnten abermals sehr beengt unterm Dach. Doch der Schauplatz der nächsten Jahre bot viel von dem Glück, das nach Kürnberger nur einen Namen hat. Zum ersten Mal. Von dort datieren die Urbilder eines Obstgartens mit Veilchen und vergissmeinnicht im Gras, hoch droben glänzende Früchte und unter den Bäumen Fallobst. Der Bauernhof und unsere Bewegungsfreiheit umfassen das alles und noch mehr. Scheune, Viehstall, Blumengarten, Binnenhaus, Backofen, Obstdarre und Flachsofen. Aber alle diese Offenbarungen wurden jedes Jahr einmal durch den Tumult des Schweineschlachtens zerstört. Das Kind vermochte demselben nicht, standzuhalten, floh den Gräuel und versteckte sich wer weiß wo, sodass es nachher oft lange gesucht werden musste. Der große mittelalterliche Turm, drohm über unseren Häuptern, war damals noch nicht durch den hölzernen Kasten entstellt, den Weberitsch ihm aufgesetzt hat wie einen schlecht sitzenden Schlapphut. Seine bis ins zehnte Jahr reichende Gegenwart und immer gesehene Gestalt, die auf quadratischem Grundriss errichtete schwere Größe, kann nicht ohne grundlegenden Einfluss geblieben sein. Ich führe mein erst später an die entdecktes Gefühl für Architektur am hohen äußeren und tief geraumen Inneren eines Baus auf ihn zurück. tief geraumen Inneren eines Baus auf ihn zurück. Dieser Turm in seiner im Fundament liegenden und Stein um Stein sichtbar aufgeführten Schwere strahlte ätherisch. Enthebungskraft ging von ihm aus. Er selbst, der unverrückbar dastand, schien sich zu heben und zu schweben. Aber noch viel mehr des Erinnerns wert ist etwas ganz Unanschauliches, dass ich in Althofen zur Schule ging. Der erste Schultag lebt fort. Jeder, der des Menschenrechts lesen und schreiben zu lernen und noch mehr dieser Gnade teilhaft geworden ist, wird dem Ort, an dem es geschah, dem ersten Schulort, ewig dankbar sein. So danke ich Althofen für das Alphabet und auch in seinem Namen für das Schloss und den Schlüssel und den ersten Schritt zum tiefsten Tresor, zur Unendlichkeit der Sprache, die das Reich aller Kenntnisse und Einweihungen, die es in Leib und Leben gibt, umweitet. Im fünften Jahre des Lebens übersiedelten wir abermals. Unser neuer Wohnort war der Bahnhof in Treibach. Der Stiefvater, Georg Hartl, hatte die Arbeit in der Sonnenberger Kohlengrube mit einer etwas besseren Bedienstung als Kohlenschaufler an der Gurgtalbahn vertauscht. Da schuftete er in freier Luft. Wir wohnten in einer Baracke direkt neben den Gleisen und wenn eine Lokomotive ins Heizhaus musste, ging sie auf armes Länge an unseren Fenstern vorbei. Ihr Rauch trank in die Wohnung ein und von dort aus jener Zeit habe ich die Liebe zu Dampfmaschinen und den Geschmack am Kohlenrauch behalten. Auf der anderen Seite unserer Wohnung, unter einem Steilhang tief drunten, lagen die Treibacher chemischen Werke. Direkt unter uns, hinter einer Straße, die heraufführte, lag ein ummauerter Park mit kronenhoher Bäume, aus deren Gewölk zwei schwarze eiserne Turmhelme mit Wetterfahnen starrten. Vom Werkschloss der Auer von Welsbach. Die Werke selbst mit ihren Feuerblicken lagen halb versteckt, noch tiefer dahinten in der Niederung des Flussbettes. Der Park ganz vorn mit verwischten Zügen künstlicher Ordnungen auf einem Grunde, den wir schien kein Fuß betrat. Die hohen Bäume, der Reichtum des vermischten Laubes und dessen Farbenspiel vom Mai bis Oktober, seine winterliche Schwärze, die Turmspitzen mit den starren Fahnen, blecherne Hüttendächer und Schlote, das alles lag drunten. Und darüber schwang sich in der Ferne die vielbefahrene Straße nach Möbling hinaus. Das Bahnhofsgelände mit den geraden und unter sich verstrickten Gleisen, die geradeaus in die Ferne liefen und dort verschwanden und die vielen darüber aufgerichteten Zeichen und Gestelle mit den Wechselhebeln und Signaltafeln und das in gleichen Zeiten erfolgende Ab und An des Verkehrs. Es war das Gegenbild dessen, was wir droben in der Landwirtschaft gesehen hatten. Es gab Züge, die Halt machten und andere durchfuhren. Personenzüge und Lastenzüge, Schnellzüge der Linie Wien-Rom hielten in Treibach-Althofen nie. Sie kamen daher mit jäh gesteigerten Getöse von der hochgebauten, finsterspiegelten, feuerspeilten Maschine in langen, rauschendem Schwung mit fortgerissen. Und so, wie er aufgetaucht, war der gewaltige Spuk in seinem ganzen Braus taktmäßig, absterbend, schon in der Ferne verhallt. Lastenzüge fuhren nicht immer durch. Sie waren viel länger als die anderen Züge, hatten langsameren Gang von dumpf paukender Schwere, kettenrasselnd mit blechernen Scheppern zogen sie trächtig dahin, mit langanhaltendem Ersterben. Das Höchste, ich sage es noch einmal, war das je Erscheinen und Vorübersausen eines D-Zuges, seine fließende, spiegelnde Perspektive, das rasende Pochen der Räder, der Koloss der Lokomotive, der vulkanische Moment ihrer gegenwart aber nicht weniger fesselnd war es einer haltmachenden unter dampf stehenden maschine zu lauschen tief unter kessel und schloth in den anblick der überragenden räder und des gestänges versunken das von der iris des schmieröls funkelte und in ein wie von Ferne kommendes Tief inneres Rumoren und Klopfen in Eisernen eingeweiden. Am 1. Mai, vielleicht auch noch an einem anderen Feiertag, marschierten auf dem Bahnhofsplatz zwei Blaskapellen auf. Die Abwechslung spielten die Sonnenberger Bergknappen und Arbeiter der Treibacher Chemischen Werke. die Sonnenberger Bergknappen und Arbeiter der Treibacher Chemischen Werke. Und wenn die Sonnenberger an der Reihe waren, gebot unser Vater Stille und erhöhte Aufmerksamkeit. Die Knappen, sagt er jedes Mal, spielen viel schöner, weil sie schwach auf der Brust sind und Staub in der Lunge haben. weil sie schwach auf der Brust sind und Staub in der Lunge haben. Gegenüber dem Bahnhof, in einem doppelten Ring von Kastanien und Flieder, stand die Restauration Kollinger. Ihr Inneres kam für uns nicht in Betracht, aber der kandelaberförmige Blütenstand der Kastanie, der unfassbare Reichtum ihrer unzähligen Blüten über Äste hinaufgetürmt, ihre stacheligen Früchte, sie waren Ereignis. Und gleichzeitig blühte der Flieder, seine Dolten und das dunkle Gefühl ihres Duftes, das nach sich zog, was nicht bewusst war. Diese drei Dinge ragten wunderbar in die frühen Jahre hinein. Wir raubten Flieder und für die Kastanien gab es zwei Formen ihrer Ergreifung, die noch grünen herunterreißen und die dicke, feste, saftige Schale mit der Ferse oder mit einem Stein aufschlagen oder die Reifenfrüchte auflesen, die neben der geplatzten Schale auf dem Boden lagen. Jede einzelne, ein jeder andere überglänzendes Wunder, wie gemasertes, poliertes Edelholz in den Farben Umbra, gebrannt, venezianisch-rot und kaputt, Mortum. Hier sieht man auch, dass, was später dann wichtig wird für ihn, dass er auch sich mit Malerei eingehend beschäftigt hat und viele Freundschaften hatte mit Malern wie Klemenschitsch, Böckli, Bäumer und so weiter. Eine steinharte, staubige Straße führte vom Bahnhofsplatz an den Verschubgeleisen hinab gegen das freie Feld. Gleisen hinab gegen das freie Feld. Dort stand ein Sägewerk, welches Carinthia hieß und ein weiteres Gebiet unserer Weltanschauung war. Denn, das sah ich auch zum ersten Mal, von früh bis spät ging auf der Straße das schwere Holzfuhrwerk, eins hinter dem anderen. Die Pferde stampften und klirrten, die Wagen ächzten und unter ihren eisenbeschlagenen Rädern wurde der Schotter zu Staub, darin wir unsere bloßen Füße badeten. Das Sägewerk arbeitete im Sekundentakt des Gatters, dessen senkrecht fehlende Sägeblätter die schweren Bloche im Bretter zerlegten. Das ganze Werk pulsierte zitternd in immer gleichbleibender, atemloser Hast seiner Verrichtung. Und das Ganze war in den wunderbaren Harzgeruch sehr schnittener Wälder eingehüllt. Daneben lagen Berge von Sägemehl, wir warteten darin, gewaltig war der Anblick des Holzplatzes, darauf die Baumstämme in breiten, übereinandergewälzten Lagen. Die schweren und langen Lasten wurden von den Holzknechten vermittels eines langstieligen, am äußeren Ende mit einem eisernen, zackenversehenen Werkzeugsfass spielerisch transportiert und zielsicher in die vorgesehene Lage gebracht. Diese Arbeit war von verschiedenen Tönen in der ganzen Skala eines Xylophons begleitet. Je nachdem, wie schwer oder leicht, kurz oder lang die einzelnen Bloche waren. Je nachdem, wie der Sappin anschlug, also der Sappel sagt man bei uns, also kommt aus dem italienischen Sapper, Hacke oder Haue. Und ein Stamm an den anderen stieß und einer über dem anderen rollte. Dem Friedhofstor gegenüber, neben einem Gasthaus, stand die Schmiede. In der schwarzen Höhle ihres Inneren lag in der Kohle die rote Glut, vom Blasebalg angefaucht, sprühte sie auf in allen Farben des Regenbogens. In der Mitte, schon halb im Sonnenschein, stand tief eingewurzelter Amboss, Urform der Basis, auf der das vom Hammer gestreckte Eisen geformt wird. Von ihm her erklangen taktmäßig der Hammer helle oder dumpfe Schläge, je nachdem, ob sie auf glühendes oder schon erstarrtes Eisen fielen. Wurde ein Pferd zum Beschlagen vorgeführt, geschah das unter dem Vordach, das breit gekrämmt auf Säulen ruhte, einer musste das Pferd am Zügel halten, dass es still stand, während der Meister ihm das abgetretene Eisen abzog, den Huf ausputzte und zurechtschnitt, das heiße neue Eisen auf den Rauchenden drauflegte und mit sicheren Schlägen festnagelte. Dieser Text ist eigentlich der längste in allen diesen Machtgehegebänden und ich habe es nur einen Auszug gelesen. Wie gesagt, es gibt ja eine neue Frage, ein Buch, in dem alle diese Texte drinnen sind und ich kann das nur empfehlen, da nachzulesen. Und jetzt eine Passage aus seinem späteren Leben. In den 30er Jahren wohnten wir östlich von Klagenfurt auf freiem Feld. Die Eltern hatten selbst mit eigener Hand gebaut. Der Baugrund war fruchtbarer Ackerboden, das Haus mit Brettern verschalltes Fachwerk. Die Straße, an der es stand, war ein blühender Feldweg, auf dem Kühe und Ziegen weideten. Sie hieß Sacco-Vanzetti-Straße, zur Erinnerung an die Opfer eines Justizmordes. In der Dachstube, wo wir Brüder hausten, zeigte ein Zeitungsausschnitt an der Bretterwand die beiden aneinander gefesselten Märtyrer inmitten ihrer Henker. Sieben Jahre hatte die Justiz mit immer neuen Beweisvertrehungen gebraucht, sie auf den elektrischen Stuhl zu bringen. Der Richter, der das Urteil gefällt hatte, hieß Taya, der Gouverneur, der es bestätigte, Fuller. Nikolaus Sacco und Bartolomeo Vanzetti waren neben Karl Liebknecht und Rosa Luxemburg die Heiligen unseres der Revolution errichteten Hausaltars. Und sie hatten vor diesen den Vorzug eines buchstäblich proletarischen Lebens. Vorzug eines buchstäblich proletarischen Lebens. Mangelnde Schulbildung, Kampf ums tägliche Brot und ungestillten Wissensdurst, der sich nicht mit Marzini, Krobotkin, Flammari und Tolstoi und Hugo stillen ließ. Sie lasen, um ihr Herz zu sättigen, auch Dante und Leopardi. Vanzetti schrieb aus dem Gefängnis, ich las Leopardi wieder und weinte mit ihm. Mehr brauchte es nicht, mir die schwarzbleichen Dulderminen von Sacco und Vanzetti für immer einzuprägen. Und jetzt genießen sie in meinen Augen das Glück, hoch und fern von dieser Welt vergessen zu sein. 1934 wurde unsere Straße umgetauft. Sie hieß bis 1938 Major-Treuer-Straße. Von 38 bis 45 aber Major Schillstraße. Seitdem heißt sie schlicht Schildgasse. Nach der Rückkehr aus Krieg und Gefängnis war es einer meiner ersten Schritte, die Stadtgemeinde Klagenfurt zur Wiederherstellung des Andenkens an Sack und Wanzetti zu bewegen. Aber vergeblich. Ich weiß nicht, ob es in Österreich sehr viele Straßen gibt, die diesen beiden zu Unrecht Verurteilten, wie er sagt, Märtyrer gibt. Es gibt jedenfalls ein sehr gutes und schönes Lied von Woody Guthrie, von diesem amerikanischen reisenden Sänger. Und ich habe dieses Lied einige Male von irischen Sängern, von Andy Irvine oder von Christy Moore singen gehört. Also bei uns sind diese beiden, glaube ich, wirklich ziemlich vergessen. von Andy Irvine oder von Christi Moore singen gehört. Also bei uns sind diese beiden, glaube ich, wirklich ziemlich vergessen. Der Februar 1934 hat mich zusammen mit anderen in die Illegalität geführt. Ich habe Flugzettel gestreut und die auf Seilpapier gedruckte und aus der Tschechei eingeschmuggelte Arbeiterzeitung kolportiert. So kam ich mit dem Fahrrad in manche entfernte und mir noch unbekannte Gegend Kärntens und zu Leuten, die origineller waren als das ihnen zugesteckte Propagandamaterial. Ich sah in manche arme Wohnung hinein, sah den oft arbeitslosen Arbeiter und seine Frau über Büchern sitzen, die mir von daher noch heute ehrwürdig sind. Besonders auffallend war mir die edle Bücherliebe der Slowenen. Einmal hatte ich Exemplare eines in Zürich erschienenen Buches an bestimmte Adressen zu bringen. Es war der Roman Brot und Wein von Ignacio Silone. Ich kannte Silone damals so wenig wie die Fackel von Karl Kraus. Doch auch ihm schulde ich Dank für meinen Werdegang. Ich weiß nicht, ob es wahr ist, dass der Sozialismus im Kampf mit dem Faschismus seine bürgerlichen Grenzen überschritten und seinen christlichen Kern wiedergefunden hat. Aber ich weiß, dass wir nie unsere Herkunft und unser Alter vergessen dürfen und nicht den weiten Weg, den wir gehen mussten. Denn wir gehen mussten. Silone lebte von 1900 bis 1978, eigentlich ein sehr interessanter Autor, und er selbst bezeichnete sich als Christ ohne Kirche, Sozialist ohne Partei. Seit 1934 und mehr noch seit 1938 rebellisch, aber nicht allein durch das, was geschah, sondern noch mehr vom Hammer des Gewissens, der in Gedichten schlägt, getroffen, begann ich selbst Gedichte zu schreiben. der in Gedichten schlägt, getroffen, begann ich selbst Gedichte zu schreiben. Gedichte, die auf meine Weise öffentliche Feindes, allgemeine Schuld, Terror, Krieg und Völkermord verewigen sollten. Sie sind alle aus der Gegenwart geschöpft, ganz direkt, von wissenschaftlicher Analyse und theoretischen Schlüssen unabhängig. Derlei Anwendung ist nicht ihr Zweck. Meine Aufgabe war, das wild Erlebte, krass Empfundene, Schmerz und Empörung unmittelbar auszudrücken. Das bedarf einer großen Entschiedenheit im Tatsächlichen, das allen Teilen typisiert, fragmentiert, symbolisiert und ins Fabelhafte verzweigt wird. Zugleich bleibt die Aussage jedes einzelnen Gedichts historisch kompetent und von jeder Konjunktur, die ich erlebte, unabhängig, ganz Affekt und Attacke. Schmerz und Empörung war übrigens eine Anthologie, die Michael Gutenbrunner zusammengestellt hat nach dem Krieg mit Gedichten, die vorwiegend Antikriegsgedichte oder Kriegsgedichte enthielt. Nachdem ich erfahren habe, dass ich nur eine halbe Stunde zu lesen hätte, muss ich jetzt einiges überspringen. Und zwar, der nächste Aspekt wird sein, seine Zeit beim Militär. Kurz gefasst, bereits während der Ausbildung setzte es mehrere Strafen. In Griechenland wurde im August 1941 erstmals vor das Kriegsgericht gestellt. Er hatte sich geweigert, an einer Erschießung kritischer Andaten Freiheitskämpfer teilzunehmen. Kriegsgericht, ein Jahr Gefängnis, nach sechs Monaten wurde ihm die Strafe auf Frontbewährung erlassen. Im September 1942 an die Front abgestellt, Gefecht am Bolschow bei Leningrad, Durchschuss der linken Hand, Lazarett, Ersatz hier in der Heimat, wiederum wegen verschiedener Widersetzlichkeiten, Disziplinarstrafen. 1943 zu den Landesschützen nach Bosnien, wegen einer Befehlsverweigerung. Er trug die Haare länger als üblich, krachte mit dem Leutnant zusammen, stand zum zweiten Mal vor dem Kriegsgericht, zwei Jahre Gefängnis, aber durch Intervention von Freunden nur sechs Monate Arrest. 20. Juni 1944 an seinen Kameraden eine aufwiegelnde Rede hielt und den sich einmischenden Kompanietruppenführer, einen Unteroffizier vor der Truppe tätlich angriff, waren ernste Schwierigkeiten absehbar. Von meinem Anblick überrascht schien er vor mir zurückzuweichen. Dann ging er mit einem Ruck auf mich los. Der Tatbericht und die vielen Vorstrafen könnten auf Unzurechnungsfähigkeit deuten. Aber ich sei nicht verrückt, sondern ein Gegner. Jeder meiner Briefe sei Beweis. Er lese sie und wisse sie zu deuten. Meinen Einwand, ich wüsste, dass zensuriert wird und schriebe nichts Verfängliches, ließe nicht gelten. Er sagte, sie entwinden sich mir nicht. Ich bin Nationalsozialist. Ich bin ihr Ankläger, nicht ihr Richter. Sonst könnten sie mich ja wegen Befangenheit ablehnen. Darauf schritt er förmlich stramm aus dem Gefängnis hinaus. Ich aber stürzte zu meinem Strohsack hin, darin ich verbotene Schriften versteckt hatte. Ich zog sie hastig heraus. Wohin damit? Ich wollte sie schon zerreißen, da hinderte mich mein Gefühl, der stärker war als die Angst vor weiterer Entdeckung und ich legte sie resigniert ins Versteck zurück. Von diesem Akt tiefer Ergebenheit, kaum wieder aufgerichtet, hörte ich abermals meinen Namen rufen und vor mir stand die Gestalt eines blühenden Jünglings. Es war mein Verteidiger, Leutnant Paul. Dass ich einen Verteidiger haben sollte, verstörte mich augenblicklich und ich stammelte etwas wie überflüssig und ich brauche keinen Verteidiger. Er dagegen sah mich prüfend und traurig an und sagte, wenn schwerste Strafe droht, wird Verteidigung befohlen. Ich wusste es und fragte, ob mir Zuchthaus drohe, Leutnant Paul stockend, noch viel mehr, noch viel mehr. Er kam dann unter anderem ins Averrof-Gefängnis, das ist in Athen, in das immer wieder auch Widerstandskämpfer eingesperrt wurden an Daten, später dann unter einer Militärdiktatur in Griechenland auch Massen der linken Bewegung. Und ich lasse das jetzt auch aus und ich möchte jetzt einen Abschnitt lesen aus der Gegenwart, mehr oder weniger. Ja, einst auch, er hatte einen Freund, den Lorenz Gjömerai, einen gebürtigen Ungar, der verschieden übersetzt hat aus dem Griechischen, unter anderem diesen Band von Makrianis, unter anderem diesen Band von Makrianis, das sind Erinnerungen eines Generals, der 1821 dabei war, als die Rebellion gegen das Osmanische Reich begonnen hat. Und diese Erinnerungen von Makrianis, der hat erst mit 30 dann überhaupt das Schreiben gelernt, um seine Erinnerungen niederschreiben zu können. Da geht es auch darum, wie der Titel schon sagt, dass nicht so, wie später dann in Griechenland das passiert ist, die eigentlich nicht gekämpft haben, wie er das Hut übernahm. Es war eine republikanisch gedachte Rebellion. Es wurden dann wieder ein König eingesetzt und so weiter. Also ich könnte da noch viel sagen, aber ich lasse das jetzt natürlich. Ja, vielleicht jetzt, nachdem ihm das Handwerk so wichtig war. Gehege 8, wo ist es? Da, gesehen. John Ruskin ist vielleicht bekannt als einer, der sich so lange Zeit in Venedig aufgehalten hat und die Steine Venedigs geschrieben hat. Und auch einer gewesen ist, der das Handwerk geschätzt hatte. John Ruskin datiert den geistigen Niedergang der Menschheit vom Wechsel der Handarbeit zur marginellen Produktion. Und tatsächlich ist mir schon bald bei der Betrachtung von Handwerkszeug und Handwerkserzeugnissen in den Sinn gekommen, dass es sich bei ihrem Gebrauch und den Ergebnissen um müssen, er wäre geistig zurückgeblieben. Das gilt selbstverständlich auch für die bildende Kunst. Und Goethe? Allem Leben, allem Tun, aller Kunst muss das Handwerk vorausgehen. Aber noch mehr von Goethe über einen aus Binsen geflochtenen Korb. Wenn er leer ist, legt er sich zusammen und nimmt wenig Raum ein. Gefüllt dehnt er sich nach allen Seiten und fast mehr, als man denken sollte. Er ist weich und biegsam und dabei so zäh und stark, dass man die schwersten Sachen darin fortbringen kann. Er kommt der Antike nahe, denn er ist nicht allein so vernünftig und zweckmäßig als möglich, sondern er hat auch dabei die einfachste, gefälligste Form, sodass man also sagen kann, er steht auf dem höchsten Punkt der Vollendung. die Kunst zur marginellen Produktion über. Und das Werk ist Maschinengeburt wie der Mensch selbst, der sterbend nicht mehr sehen wird, wie das Gras wächst. Dankeschön. Applaus Vielleicht eins noch kurz. Michael Kuttenbrunner hat in seiner Jugendzeit auch gemalt und gezeichnet. Er war ja in der Grafischen Lehr- und Versuchsanstalt in Wien kurz ein Jahr eingeschult. Und aus dem Nachlass, aus dem Musilhaus, stammt dieses Blatt, wenn ich mich nicht irre. Das ist also die Zeitschrift Zwischenwelt der Theodogrammergesellschaft und anlässlich 200 Jahre Rebellion der Griechen gegen die Osmanen ist dieses Sonderheft erschienen. Da ist auch ein sehr schöner Essay drinnen von Markus Gepatka über diesen Lorenz Gümerei, der also die Übersetzung dieses Buches zu verantworten hat. So. Bitte. Guten Abend, Adelbert Stifter, Werner Kofler, Gutenbrunner, es ist wie ein Heimkommen. Gutenbrunner, es ist wie ein Heimkommen. Ich beschränke mich auf das Machtgehege, aber das passt zur Lesung dazu. Es gibt ja auch eine umfangreiche Lyrik von Michael Gutenbrunner, aber wir haben uns ja für die Jahrhundertbücher auf das Machtgehege beschränkt. Charakteristisch und im besten Sinne unvergleichlich an Michael Gutenbrunners literarischem Werk ist die Verbindung von Zeitgeschichte und Autobiografie. Naturgemäß in seiner Lyrik anders als in seinen zeit- und sprachkritischen Glossen und in den Porträts der Künstlerfreunde wieder anders als in den Reden und Essays, Polemiken und Attacken. Das Verbindende liegt in seiner Auffassung von der Rolle des Schriftstellers. Michael Gutenbrunner ist ein politischer Dichter und er ist es selbst in seinen Liebesgedichten, denn das Politische ist bei ihm keine Frage von Ideologie, Strategie oder Taktik, sondern eine existenzielle Haltung. Schriftsteller zu sein, ist ihm kein Beruf, kein Broterwerb, kein Metier, kein selbstverliebtes Spiel, keine Selbstbespiegelung, sondern, wie er es mit Blick auf einen seiner Fixsterne, den Klassiker der literarischen Moderne Sloweniens, Ivan Zanka, formuliert hat, modernen Sloweniens Ivan Zanka formuliert hat, wörtlich eine das ganze Leben verschlingende Affäre, eine Passion, ein Drama. Michael Guttenbrunners Schreiben, dass eine solche sein ganzes Leben nicht nur verschlingende, sondern auch zum Vorschein bringende Affäre ist, liegt zuallererst ein ethischer Antrieb zugrunde. Das verbindet ihn mit seinem Leitstern Karl Kraus. Michael Guttenbrunner fühlt sich zuständig, so seine eigene Beschreibung, und dort, wo er sich betroffen fühlt, steht er auf, erhebt seine Stimme und tritt dazwischen. Für dieses Dazwischentreten bedient er sich mit Vorliebe des beweglichsten und lebendigsten Mediums, nämlich des Briefes. Der Brief gestattet als privater und als öffentlicher in Form des Leserbriefs die unmittelbarste, persönlichste Reaktion. Michael Gutenbrunners Briefe, die bisher erst ansatzweise gesammelt wurden, bilden daher einen zentralen Bestandteil seines literarischen Werks. Sie dokumentierten am unmittelbarsten den Zusammenhang zwischen Biografie und öffentlichem Anspruch in seinem Schreiben. Nicht zufällig ist auch eine Reihe von Stücken im Machtgehege-Zyklus aus Briefen hervorgegangen. Zuständig sein heißt für ihn, sich angesprochen, sich verpflichtet zu fühlen, etwas zu tun, sich einzumischen, seinen Standpunkt und seine Überzeugung öffentlich zu vertreten, ohne Zuspruch, Beifall oder Dank zu erwarten. In seinem Verständnis schriftstellerischer Arbeit und in seiner jahrzehntelangen Praxis bedeutet dieses Zuständigsein daher in erster Linie Widerstand und Alleingang, so seine Formulierung. Vorbild und Lehrer hierin ist ihm, wie in so vielem, Karl Kraus. Die Konsequenzen, die aus einer solchen Haltung erwachsen, hat Gutenbrunner mit einem Epigramm von Franz Grillparzer umrissen. Ich rede nicht, wo jeder spricht, wo alle schweigen, schweig ich nicht. Der Umfang dessen, wofür sich Michael Gutenbrunner in seinem langen Schreibleben zuständig fühlte, ist immens und kaum überschaubar, da vieles verstreut, publiziert oder, wie erwähnt, nur in Briefen festgehalten ist. Die nahezu 300 vom Dichter selbst bestimmten Kennwörter, die die Prosa der Bände 1 bis 7 von Im Machtgehege thematisch erschließen, und auch die Titel sehr vieler seiner Gedichte sind ein repräsentatives, wenn gleich bei weitem nicht vollständiges Register dieser Zuständigkeiten. Da Michael Gutenbrunner stets auch auf öffentliche Vorgänge und Zustände reagierte, entstanden viele seiner Arbeiten als zeit- und situationsbezogene literarische Interventionen. Interventionen. Anders und seiner Haltung gemäß formuliert, es sind Reaktionen und so seine Formulierung Einschreitungen aus konkretem Anlass. Entscheidend jedoch ist, dass seine literarischen Einschreitungen stets grundlegende ethische Positionen betreffen und sie auch sichtbar machen. So direkt auf die Person oder den Anlass zielend vieler seiner Texte auch sind, die einzelne Person, der beliebige Anlass stehen bei ihm immer auch für den gesellschaftlichen Zustand im Ganzen, der häufig ein Missstand ist. Dies lässt sich schon an den für den Tag geschriebenen Berichten ablesen, die Michael Gutenbrunner 1950 und 1951 regelmäßig in die Einheit der Zeitschrift der Kärntner Partisanen veröffentlicht hat. Die Positionen, die er dort vertrat, waren so scharf und entschieden, dass sich zuweilen sogar die Redaktion von seinen Beiträgen distanzierte. dem sogenannten Zusammenbruch des Dritten Reiches von Rot, Braun und Schwarz bis hinauf zum sozialdemokratischen Landeshauptmann weiterhin protegiert wurde und der wohl noch heute seine Anhängerschaft in Kärnten hat. Der Artikel bestätigte nebenbei auch auf das schönste Michael Gutenbrunners Devise, wo alle schweigen, schweig ich nicht. Doch so sehr er auf Truppe und seine epigonale Malerei zielte, Truppe habe mit seiner Kunst Hitler bessere Dienste geleistet als seine Gauleiter und Generäle, den Kern der Argumentation bildete das ethisch-ästhetische Programm des Dichters. Es lautet in der Formulierung von 1950, nichts dispensiere von der Pflicht, den Predigern des Todes, den Vergoldern des Kotes, den Verwirrern der Begriffe, den Lügnern und falschen Zeugen entgegenzutreten. Wenn er mehr als 50 Jahre später Stadtplanung und moderne Architektur kritisiert, tut er dies mit den adolf-losschen Prinzipien von Form und Funktion, die für ihn einen ethischen Maßstab, nämlich, ich zitiere, die organische Gestalt von Raum und Funktion, eine einfache Verbindung von Gut und Schön Repräsentierten. Die Missachtung dieses Maßstabs durch die, Zitat, Putzmacher des freien Marktes, wie etwa den notorischen Star- und Kultarchitekten Nummer 1, gemeint ist Hans Hollein, ist für den Dichter nicht nur ein ästhetisches, sondern ein ethisches Vergehen, und Kultarchitekten Nummer eins, gemeint ist Hans Hollein, ist für den Dichter nicht nur ein ästhetisches, sondern ein ethisches Vergehen und es sei auch der öffentlichen Hand anzulasten, Zitat, die der Raum- und Materialvergeudung keine Grenzen setzt. Sehr viel weiter sind wir heute da noch nicht. Durch die Art und Weise, wie Michael Guttenbrunner seine Einsprüche und Attacken literarisch fasst, löst er sie von ihren Anlässen. Dies wird auch in der Anordnung der Texte in den Machtgehegebänden sichtbar. Dort stehen die einzelnen Stücke außerhalb jeder chronologischen Ordnung. Wo Entstehungsdaten angegeben sind, liegen sie innerhalb eines Bandes oft bis zu 30 Jahre auseinander. Das heißt, es geht, auch wo Vorkommnisse des Tages auf- und angegriffen werden, nicht um Aktualität. Es gibt keine Spekulation auf den literarischen oder den politischen Tageskurs. Nahezu alles, was Michael Guttenbrunner schreibt, hat einen analytischen Anspruch, der das scheinbar Zufällige und Unverbundene als Symptom größerer Zusammenhänge erkennbar macht. Nicht ungern fügt er den Stücken eine Maxime oder eine Folgerung an, die aus dem Beschriebenen zu ziehen ist. Wenn sie fehlt, tritt an ihre Stelle eine vom Autor sichtbar gemachte Koinzidenz, die den Blick auf das lenkt, was ich als ethische Position bezeichnet habe. Nur zwei Beispiele. Eine Erinnerung an das Jahr 1942 in Bricksleck, wo er kurzfristig stationiert war. Er schreibt über das Nebeneinander von Militärlager und Glockenlager. Beides. Mensch und Material, in diesem Fall Soldaten und Kirchenglocken, aus allen Teilen des Reiches herbeigeschafft, liegen bereit, ins Feuer zu gehen, buchstäblich um- oder eingeschmolzen zu werden. Ein zwingendes Sinnbild für die alles beherrschende und aufzehrende Macht des Krieges und für das Regime, das ihn angezettelt hat. Oder ein zweites Beispiel, das unkommentierte Zitat aus dem Bedecker über die ehemalige Synagoge in Essen, Zitat, sei sehr geschickt umgestaltet und 1961 als Hausindustrieform wiedereröffnet worden und zeige, Zitat, eine ständige Schau formschöner Industrieerzeugnisse. Wäre doch schade gewesen um den schönen Bau, wo die Juden doch eh schon weg waren. Und die Industrie hat doppelt profitiert. Das aber sagt Michael Gutenbrunner nicht. Er beobachtet, beschreibt und zählt auf den denkenden Leser, die aufmerksame Leserin, die sich ihren Reim darauf machen. Dass die einzelnen Texte in den Machtgehegebänden sich von ihrem Anlass ablösen, dass sie als Sinnbilder vielfach eine paradigmatische Bedeutung erlangen, ist ihre literarische Leistung. Gutenbrunners Texte sind tatsächlich, Zitat, gehauen und gestochen, eine Lieblingswendung von ihm, gearbeitet also wie mit dem Grabstichel des Kupferstechers oder dem Meißel des Bildhauers. Mit anderen Worten, sie haben starke plastische und sinnliche Qualitäten, die sich unvergesslich einprägen. Was Michael Gutenbrunner über Ludwig Hohl gesagt hat, den Schweizer Dichter und Außenseiter, dem er sich verwandt und verbunden fühlte, charakterisiert auch sein eigenes Schreiben. Gutenbrunner Überhol. Jedem einzelnen Satz ist der Knochen in der Haut abgebildet, der Kern in der Schale. Was er gesehen und gedacht und worum er gekämpft, das kann so unanschaulich gar nicht sein. Es steht zuletzt wie ein Mensch in seinen Kleidern vor uns. Es ist wie ein Haus in seinem Mantel aus übertünchtem Mörtel, wie ein Gebirge, vielfältig abgeschliffen, je nach der unterschiedlichen Beschaffenheit seiner Steine und Erden und ihrem mehr oder minder hinhaltenden Widerstand gegen die Hebel und Hämmer der Elemente. Die Prosa Ludwig Hohls wird hier von Michael Guttenbrunner mit jenen Attributen beschrieben, die ihre eigentliche Leistung sind, das, was sie zu erzeugen vermag, nämlich das einprägsame Bild, die vollendete Gestalt. In der Beschreibung verbirgt sich Michael Gutenbrunners eigene Poetik. Es ist eine Poetik, die sich vom Schauen her leitet, eine Poetik des Bildes, das vom Wahrnehmenden und der Schauenden belebt wird. Diese Belebung, der Akt der eindringlichen, schlüssigen und gestalthaften Beschreibung ist der eigentliche literarische Akt, ist der eigentliche literarische Akt, wobei dieses Beschreiben nie allein ästhetischen Momenten unterworfen ist, sondern immer auch ein Moment des Emphatischen, der Anteilnahme und auch der Liebe enthält. Der emphatische Blick macht das zufällig Gesehene zum Sinnbild, zum Memento, macht den Anblick einer Wildente zum Spiegelbild des Lebens und der eigenen Existenz. Zitat, auf den Berg steigend erblicke ich tief unten in der Bachschlucht eine Wildente. Sie stieg den Wasserpfad hinauf und ich sah, so wie dieser Vogel in die Tiefe des Berges eindringt und im Wasser, das ihm Stufe um Stufe entgegenfällt, wartet und grundelt, so verhalte auch ich mich mit meiner Nahrung, suche so meiner Erhaltung nach und finde sie, wo lange keiner sucht, nur ein Tier. Darüber hinaus sah ich den ganzen Raum, von der Sohle des Abgrundes bis zum Scheitelbogen, in das emsige Warten des Vogels eingegossen und die Zeit erfüllt von seiner niedrig ankämpfenden, selbst den Kopf eintunkenden Art. Ich könnte, wenn ich an meine Gutenbrunner Lektüren denke, Dutzende von Bild-, Gefühls- und Sinneserinnerungen aufrufen, die sich mir eingeprägt haben, die an seinen belebten Bildern haften. Und ich bin überzeugt, alle seine Leserinnen und Leser könnten dies und tun es auch. Gutenbrunners Genauigkeit und Empathie im Wahrnehmen und Schreiben sind die Voraussetzung dafür. Denken Sie an die Nachtwache am Bett der Toten Geliebten. Geliebten. Zitat, Brust und Bauch lagen verödet da, vom letzten Hauch geräumt. Das Leben war in alle Winde zerstreut. Er umkreiste die Tote und ließ nicht ab, sie immer wieder an allen Enden zu berühren. Er drückte Brust und Stirn, ihr immer tieferes Erkalten zu spüren. An die Bilder und Eindrücke, die er von Pferden gibt, Zitat, den stöbernden Lauf ihrer Lippen über Korn und Kleie. An die Vergegenwärtigung der Geräusche von damals, das Bild von den Wasserführen im Wallis, Gestalt und Rede Josef Maria Hauers und Arnold Klementzitsch, oder vom Keltern des Weins, von der Arbeit an den Hochöfen, vom Weg hinunter zur Alb de Vero, von der Sturmprigade Dierlewanger, von den Eroberungen Kretas, von der Füsilierung, von den toten Knaben an der Sawe erschossen als Geiseln. Zitat, die Augen zerdrückte Bären, eingedrückt in Wachs, Arm und Bein wie Puppen. Ich empfinde es als eine große und eine besondere Qualität vieler seiner Texte, gleich ob Lyrik oder Prosa, dass sie sich verselbstständigen, sich ganz aus dem biografischen Zusammenhang lösen, aus dem sie immer entstammen und als manchmal geradezu archetypische Bilder, als Denkfiguren und Sinnbilder des Grauens, der Schönheit, des Glücks, der Trauer, der Kindheit, der Arbeit, des Todes, der Liebe, der Liebe, der Liebe, der Liebe, der Liebe, der Liebe, der Liebe, der Liebe, der Liebe, der Liebe, der Liebe, der Liebe, der Liebe, der Liebe, der Liebe, der Liebe, der Liebe, der Liebe, der Liebe, der Liebe, der Liebe, der Liebe, der Liebe, der Liebe, der Liebe, der Liebe, der Liebe, der Liebe, der Liebe, der Liebe, der Liebe, der Liebe, der Liebe, der Liebe, der Liebe, der Liebe, der Liebe, der Liebe, der Liebe, der Liebe, der Liebe, der Liebe, der Liebe, der Liebe, der Liebe, der Liebe, der Liebe, der Liebe, der Liebe, der Liebe, der Liebe, der Liebe, der Liebe, der Liebe, der Liebe, der Liebe, der Liebe, der Liebe, der Liebe, der Liebe, der Liebe, der Liebe, der Liebe, der Liebe, der Liebe, der Liebe, der Liebe, der Liebe, der Liebe, der Liebe, der Liebe, der Liebe, der Liebe, der Liebe, der Liebe, der Liebe, der Liebe, der Liebe, der Liebe, der Liebe, der Liebe, der Liebe, der Liebe, der Liebe, der Liebe, der Liebe, der Liebe, der Liebe, der Liebe, der Liebe, der Liebe, der Liebe, der Liebe, der Liebe, der Liebe, der Liebe, der Liebe, der Liebe, der Liebe, der Liebe, der Liebe, der Liebe, der Liebe, der Liebe, der Liebe, der Liebe, der Liebe, der Liebe, der Liebe, der Liebe, der Liebe, der Liebe, der Liebe Grauens, der Schönheit, des Glücks, der Trauer, der Kindheit, der Arbeit, des Todes, der Liebe und so weiter ins Gedächtnis der Lesenden sich eingraben. Der Grundbestand seiner politischen und moralischen Positionen, also dessen, wofür es sich einzutreten lohnt und wofür er zeitlebens eingetreten ist, verknüpft und bekräftigt Gutenbrunner an vielen Stellen mit Karl Kraus. Ich wähle eine. Zitat. Es geht immer wieder um die Umkehrung einer verkehrten Lebensordnung. Zitat. einer verkehrten Lebensordnung, Zitat, bis zu dem Ursprung hin, an dem gesetzt ist, der Mensch sei nicht das Mittel, doch der Zweck. Die verkehrte Lebensordnung, das ist Michael Gutenbrunners Thema. Das schließt wieder im Geiste von Karl Kraus den Kampf um Menschenrecht und Menschenwürde, den Antikapitalismus, die Feindschaft gegen Krieg und Tyrannei, den Kampf gegen Verstofflichung und Technifizierung der Kunst, den Kampf gegen den korrupten Journalismus, die Journei, den Todfeind der Fantasie, die Solidarität mit den Armen und Schwachen, den Schutz der Natur und Kreatur, die Liebe, die Schönheit und die Sprache mit ein. Kann es ein Zufall sein, das Präludium für die acht Bände im Machtgehege, das Präludium also für mehr als 500 Seiten Prosa, nämlich der erste Text des ersten Bandes von 1976, ist ein Zitat des Formulierungsvorschlags für den ersten Artikel der Grundrechte des deutschen Volkes von Jakob Grimm aus dem Revolutionsjahr 1848. Zitat, alle Deutschen sind frei und deutscher Boden duldet keine Knechtschaft. Fremde Unfreie, die auf ihm verweilen, macht er frei. Zitat Ende. Und dazu Michael Gutenbrunners Kommentar. Zitat Ende. Wohlgemerkt, das in seinen Augen größte politische Gedicht der Deutschen formuliert einen Rechtsgrundsatz und eine Utopie. Im Wirkungskreis dieses Grundgesetzes wären Freiheit und Gleichheit verwirklicht. verwirklicht. Ausgerechnet auf deutschem Boden, von dem Krieg, planmäßiger, millionenfacher Mord und Knechtschaft in unvorstellbarem Ausmaß ausgegangen sind und auf dem auch die eigenen zu unfreien wurden. Zitat, der Mord durchraste die Welt nach allen Seiten. Zweiten Band, Machtgehege. Das ist der Stachel und die Aufgabe. Michael Gutenbrunner ist aus der Erfahrung von Rechtlosigkeit und Willkür, aus der Erfahrung des Austrofaschismus, der Hitlerzeit und der Nachkriegszeit, Zitat, der von jener der Stempel eingebrannt ist, den sie abwischen wollte wie nichts. Gutenbrunner ist aus persönlichen und historischen Erfahrungen der Dichter des Menschenrechts und der Menschenwürde geworden. Seine Gedichte schrieb er in einem programmatischen Text, seien alle, Zitat, aus der Gegenwart geschöpft. Sie sollten auf seine Weise wiederum wörtlich öffentliche Feulnis, allgemeine Schuld, Terror, Krieg und Völkermord verewigen. Es gibt keinen anderen österreichischen Schriftsteller nach Karl Kraus, der so oft, so beharrlich und so eindringlich, implizit und explizit daran erinnert hat, dass ein menschenwürdiges, friedliches und freies Leben für alle, ohne Ansehen von Klasse, Rasse und Geschlecht, nur auf rechtlicher Grundlage möglich ist. nur auf rechtlicher Grundlage möglich ist. So musste auch er es sein, der die verbreitete, gedankenlose Rede von der Hitlerzeit als der Zeit ohne Gnade richtigstellte. Guten Brunner, nicht, dass sie ohne Gnade war, trifft sie, sondern ihre Rechtlosigkeit. Seine literarische Rede gegen die Rechtsverächter bleibt nicht im Allgemeinen und sie erschöpft sich nicht in der Anklage der verschiedenen Regimes. Er bezieht sich und sein Verhalten während der Nazizeit mit ein. In schonungslosen Selbstbefragungen und Selbstanklagen bezichtigt er sich selber, ich zitiere, des feigen Verharrens im Reglement. Zitat Ende. zu seiner Formulierung einer verhängten Todesstrafe unter Begnadigung an die Front, das heißt wiederum Gutenbrunner Auslieferung zwecks abermaliger Frontbewährung an die SS-Sturmbrigade Dierlewanger, wir haben es gehört, die er einen militärischen Schutthaufen bezeichnet, wo er, Zitat, einer ungeahnten Klimax des Gräuelhaften und der Grenzenlosigkeit militärischer Gewalt begegnete. Trotz allem musste ihn im März 1945 sein väterlicher Freund Wolfgang Bendorf nach Verwundung und Rekonvaleszenz fast gewaltsam daran hindern, noch einmal an die Front und in diesen militärischen Schutthaufen zu gehen. Es war die Sturmbrigade Dierlewanger, die das Warschauer Ghetto aufgelöst hat mit schätzungsweise 100.000 Toten. Zuletzt desertierte Guttenbrunner und diente als Geheimkurier in Klagenfurt gegen das Regime. Zuletzt desertierte er und diente als Geheimkurier den in Klagenfurt gegen das Regime Verschworenen, wie er die Widerständler nennt. Ob schon er damit mehr gewagt hat als die meisten, zählte er sich nicht zu jenen, die aktiven Widerstand geleistet haben oder sich weigerten, dem Unrecht zu dienen. Michael Gutenbrunner nannte sie bei einer Gedenkfeier für hingerichtete Deserteure in der Kagraner Au die besseren Kameraden. Zitat, ihre Beweise überstrahlen alles. Zitat Ende. Rechtlosigkeit und Rechtsbruch zu kämpfen wäre, nein, ist uns im Namen des Menschenrechts aufgegeben. Wer aber erhebt wirklich seine Stimme im richtigen Moment? Nicht jeder hat den Mut und die Kraft dazu. Die Schriftsteller nehmen an diesem nie endenden Kampf eine wichtige Stelle ein. den Kampf eine wichtige Stelle ein. Zitat, die Richtschnur für das Menschenrecht ist in ihrer ganzen Länge von den Sibyllen und Propheten bis zu uns herab in der Literatur ausgesteckt. So versteht Michael Gutenbrunner auch den Auftrag der Literatur. Sie dient nicht der Ablenkung, der Unterhaltung, der Zerstreuung, dem Experiment oder dem Spiel, sondern in bester aufklärerischer Tradition, im Band 4 des Machtgehege nachzulesen, der Beförderung der Humanität oder noch einmal mit dem bereits zitierten Wort, der Umkehrung einer verkehrten Lebensordnung. selbst zitierten Wort der Umkehrung einer verkehrten Lebensordnung. Michael Gutenbunners Literatur, seine Lyrik und seine Prosa weist in Hunderten von biografisch verbürgten Erinnerungen, Bildern, Wahrnehmungen, Situationen auf das verkehrte, faule, entwürdigende und auch das Kriminelle hin, das unser Land und unsere Lebensordnungen seit dem Ende des Ersten Weltkriegs mitbestimmt hat. Er beschwört jedoch, was nicht ungern übersehen wird, mit der gleichen Kraft und Intensität auch die Gegenwelten und die Gegenkräfte des Bösen und Verwerflichen, nämlich die Bilder des geglückten Lebens, der Liebe, der Eintracht, der Freundschaft, der erfüllten und erfüllenden Arbeit, des Glücks angesichts der Schönheit in Natur und Kunst. Die Eindringlichkeit mit ihrer Menschen, Landschaften, Bauwerke, Tiere, darunter besonders Pferde, Pflanzen, Bauwerke, Tiere, darunter besonders Pferde, Pflanzen, Gegenstände des alltäglichen Lebens, Arbeitsgeräte in den Blick nimmt und porträtiert, vermittelt eine Haltung des Respekts, der Zuneigung und des demütigen Staunens und nicht zuletzt der Liebe, die vermutlich die Voraussetzung dafür wären, das umzukehren, was er, Zitat, die selbstverschuldete Verwahrlosung unserer Aufgabe nennt. Sowohl um zu erkennen, was unsere Aufgabe wäre, wie auch, worin wir sie vernachlässigen und verraten, bedürften wir eines Instruments, mit dem wir prüfen und herausfinden könnten, wie wir richtig und gut leben könnten. Robert Musil hat gemeint, die Kunst und im Speziellen die Literatur könnten dabei gute Dienste leisten, wenn sie sich selber als Morallaboratorium begreifen, Zitat, indem an einzelnen Fällen neue Analysen und Zusammenfassungen probiert würden. Michael Gutenbrunners Literatur ist, so scheint mir, gerade in der strikten Anwendung ethischer Maßstäbe vor dem Hintergrund eigener extremer Erfahrungen, ein solches Morallaboratorium. Und sie ist zugleich ein Lobpreis des Lebens und seiner Schönheit. Danke. Applaus Ich danke herzlich auch für die zeitliche Disziplin. Das heißt, wir haben jetzt gut 20 Minuten Zeit, um gemeinsam ins Gespräch zu kommen. Ich möchte in dem Fall eigentlich ganz gern mit der Person Gutenbrunner beginnen. Ich habe ihn ein einziges Mal nur erlebt, als er die Laudatio gehalten hat, Ende der 90er Jahre für den österreichischen Staatspreis für Literaturkritik von der Daniela Striegel. Aber Sie haben ihn ja relativ gut gekannt. Wie war denn Ihre Beziehung zu dem Ich habe ihn kennengelernt 1995 im Verlaufe der ersten Ausstellung Kriegsverbrechen der Wehrmacht oder so ähnlich hat die geheißen. In der Alpenmilchzentrale, das war nur ein kurzes Gespräch. Danach eine Lesung um ein Linz, und zwar in der alten Welt. Und ich hatte da bei mir diesen Bandgesang der Schiffe, einen Gedichtband, und habe ihn signieren lassen. Und er war ganz verwundert, dass ich den besitze. Und wir haben mal kurz gesprochen. Dann hat er gesagt, er schickt mir was. Dann hat er mir Spuren und Überleibsel geschickt. Und ich bin dann darauf eingegangen, auf diese Lektüre. Und so begann meine Korrespondenz. Ich habe auch Bücher von mir geschickt. Ich habe auch Bücher von mir geschickt und hatte natürlich manches für gut und manches für weniger gut empfunden. Aber ich war nicht, wie vielleicht manche andere, eingeschnappt. Ich habe das hingenommen und ich habe ihn eigentlich letztlich als sehr empathischen, etwas letztlich sehr empathischen als Mensch eigentlich mit einer vielleicht rauen Schale, aber mit einem weichen Kern eigentlich erlebt. Und wir haben uns insofern gut verstanden, weil auch mein Denken und Handeln, auch mein Schreiben ein bisschen ähnlich gelagert ist. Das heißt, aufgrund sinnlicher Eindrücke entste entsteht. Und ich gehe auch von Beobachtungen und von Erlebnissen aus und weniger von Sprache als Material sozusagen. Und es folgten dann auch Einladungen in seine Wohnung, Brammergasse, und dann kam sogar eine Einladung zustande nach Saas Fee, also mit meiner Frau und meiner jüngsten Tochter. Also da gab es dann sehr viele, auch private Begegnungen und ich habe dort auch erlebt, wie in Saas Fee zum Beispiel, was hier beschrieben wird, wie er zum Beispiel heut, wie er mit Rächen, also mit Zense, Rächen und Gabel umgeht. Weil sie hatten eine Zeit lang auch Esel dort, also eine Mutter- und Kindesel, da haben sie das Heu dafür verwendet. Kindesel, da haben sie das Heu dafür verwendet. Und ich bin ja auch einer, der zum Beispiel auch mit der Sense mäht und nicht mit dem Rasenmäher. Also da gab es verschiedene Berührungspunkte, da gab es dann teilweise gar nicht mehr viele Diskussionen, sondern auch so ein stilles Einverständnis in gewissen Dingen. Aber natürlich haben wir uns bei diesen, also was er geschrieben hat, diese Inhalte und seine Haltung, da waren wir uns einig, da gab es keine Diskussion eigentlich drüber. An den Germanisten gerichtet, die Frage, ist es nötig beim guten Brunner, die Person mitzudenken oder braucht man das eigentlich gar nicht, weil er hat ja so ein mediales Bild verkörpert auch, das vielleicht heute auch noch nachwirkt von gewissen Auftritten, also so eine unglaublich starke Erscheinung. Aber lenkt das eher ab oder gehört das schon zu diesen Texten dazu? Wie würdest du das sagen? Es ist ein bisschen zwiespältig, aber selbst hinter diesem Zwiespalt steht eine Haltung. Man muss wissen, dass Michael Guttenbrunner in den 60er Jahren, 50er, 60er Jahren, er hat sich selber immer als ein Jünger und als ein sozusagen die Verluderung der Sprache als eines der Übel unserer Zeit gesehen. Aber der Widerspruch oder der Zwiespalt ist für mich dort ganz stark, dass Herr Gutenbrunner natürlich versucht hat, mit dem, was er geschrieben hat, zu wirken, es konnte auch im moralischen Sinne und im ethischen Sinne zu wirken, dass er gleichzeitig aber jede Berührung sozusagen mit den großen Mechanismen des Marktes vermeiden wollte. deutschen Verlagen erschienen, aber es gibt bei ihm eine unglaublich große private Produktion. Er hat in den 60er Jahren zwei Zeitschriften betrieben, das Ziegenalter und der Alleingang, die vielleicht, ich schätzungsweise, in 20 Exemplaren erschienen sind, noch mit Wachsmatrizen sind die hergestellt worden, wo er eigene Texte veröffentlicht hat, aber auch eben Texte von Leuten, die er geschätzt hat. Das sind klassische Autoren, aber einer der wenigen Zeitgenossen war Ludwig Hohl, die zu finden sind in dieser Zeitschrift. Das heißt, er hat es tatsächlich auf Wirkung angelegt, er wollte etwas bewirken, aber er hat sich dagegen gewehrt, sozusagen den gegenwärtigen existierenden kapitalistischen Markt dafür zu nutzen. Das ist ein Widerspruch für mich, hat sicherlich auch seinem Werk oder der Verbreitung seines Werkes geschadet und selbst der sehr schöne, der Rembrandt-Verlag, der letztlich das Machtgehege in acht Bänden herausgegeben hat, ist ja eigentlich auch ein Nischenverlag, der hauptsächlich eben Jürich macht. Aber es ist eine große Leistung, dass er das zustande gebracht hat. Aber die Auflagen sind minimal und Guttenbrunner hat zu mir gesagt, ich habe noch nie einen Groschengeld von Rimbaud gesehen. Also er hat, was diese Marktmechanismen betrifft, wollte nicht mitspielen, konnte nicht mitspielen. Auf der anderen Seite ist es schon so, dass er sich gefreut hat, wenn er ein bisschen Öffentlichkeit hatte. Er war ein fantastischer Redner und wir haben ja auch ein großes Symposium damals gemacht, als wir ihm das Ehrendoktorat verliehen haben. Und das Symposium hat im ORF-Theater stattgefunden, das du ja besonders gut kennst. Und es waren viele Leute dort und es sind natürlich auch viele Kärntner gekommen, die er kannte und schätzte. Und er hat dort wirklich in der Menge gebadet und man konnte sehen, wie ihm das gut getan hat. Auch das Buch, das wir gemacht haben. Aber das löst diesen Zwiespalt, von dem ich gesprochen habe, nicht auf. Die Reihe heißt ja Grundbücher der österreichischen Literatur. Aus diesem Grund mussten wir auch ein Buch auswählen. Ich meine, das sind zwar jetzt Bücher, diese Machtgehege, Fortsetzungsbände, aber irgendwas sperrt sich ja auch gegen eine konventionelle Vorstellung eines Buches eigentlich. Also vielleicht ist ja eher sogar die Fackel Vorbild oder so ein Heftchen irgendwie. Also es ist irgendwie sozusagen zwar als Buch veröffentlicht, aber es ist irgendetwas drinnen, was sich einem normalen Buch widersetzt. Das Erste ist natürlich, dass eigentlich Fiktionalität völlig fehlt, bis zu einem gewissen Grad. Es ist alles, so sagen wir, aus dem Leben genommen. Ihr wollt wirklich auch, das ist gesagt worden, das ist neu aufgelegt worden, also im Machtgehege ist in acht Bänden, in acht schmalen Bändchen erschienen und es gibt jetzt eine revidierte Ausgabe in der Löker Werkausgabe, wo auch auf Initiative letztlich auch von Klaus Amann und anderen jetzt auch die ganzen Druckfehler beseitigt worden sind. Also sie haben die einmalige Gelegenheit, jetzt am Büchertisch einerseits das im Machtgehege in einer überarbeiteten Ausgabe zu kaufen und auch die Gedichte. Also das ist etwas, was dringend nötig war, weil wirklich sinnstellende Druckfehler drinnen waren. Aber es ist ja eigentlich kein Buch, das Ganze. Es ist ja was anderes eigentlich, oder? Ich habe es ja angedeutet, auch in den einzelnen Bänden, die Texte, die Entstehungszeiten liegen oft Jahrzehnte auseinander. Und es ist eben eine, ich denke, eine völlig subjektive Zusammenstellung, die aber schon die Grundzüge sozusagen seiner Anliegen durchschimmern lässt. Wenn man zum Beispiel das Machtgehege 1 anschaut, die ersten fünf Texte sind über den Krieg. Es gibt sonst kaum, im ganzen Machtgehege kaum sozusagen Textpassagen, wo fünf Texte hintereinander sozusagen mit dem gleichen Thema sich beschäftigen, aber dass er hier mit dem Krieg anfängt, das ist natürlich ein Hinweis auf sein großes Trauma. Ich denke, Michael Gutenbunder ist durch den Krieg sozusagen unheilbar traumatisiert worden, vor allen Dingen durch diese Mörderkompanie mit Dirlewanger, die ja zu 10 und 100 Tausenden Menschen umgebracht haben. die Menschen umgebracht haben. Und ein Indiz dafür ist, für unser Buch, das wir bei unserem Symposium gemacht haben, habe ich ihn gebeten, damals, das war 1993 oder wann, habe ich ihn gebeten, ob er nicht uns sozusagen für den Anhang des Buches eine Biografie, eine kurze Biografie, so in tabellarischer Form schreiben konnte. Und er hat mir drei Versionen geschickt, die alle bis zum Krieg gegangen sind. Und er hat dann nach der dritten dazu geschrieben, ich kann nicht, ich komme über den Krieg nicht hinaus. Also ich glaube, er ist ein wirklich durch den Krieg zutiefst traumatisierter Mensch. Und das ist auch der Grund, weshalb er von diesem Thema nicht mehr wegkommt. Und er hat natürlich die Zusammenhänge gesehen. Er hat gesehen, wer diesen Krieg vom Zaum gebrochen hat, wer den Krieg unterstützt hat und wer nach dem Krieg auch in Österreich als Kriegsverbrecher und als Mörder sozusagen nicht zur Rechenschaft gezogen wurde. Auch die Art und Weise, wie man nach dem Krieg in Österreich damit umgegangen ist, 1955 mit sozusagen dem Abzug der Alliierten und der Klausel, dass die Österreicher mit dem Zweiten Weltkrieg gar nichts zu tun hatten, das ist ein Stachel geblieben bis zu seinem Tod. Und er war auch der einzige oder einer der ganz wenigen, die öffentlich immer wieder auf Leute hingedeutet haben, auf Leute hingedeutet haben, wie zum Beispiel den Herrn Kindermann, den Theaterwissenschaftler, oder den Herrn Dinklage, der auch ein Nazi war, öffentlich geohrfeigt hat. Also er ist, das ist eine sehr komplexe Geschichte. Einerseits finde ich das sehr verdienstvoll im Sinne eines literarischen Gewissens, im Sinne eines literarischen Gewissens. Andererseits war es für ihn sicherlich auch persönlich eine schwierige Situation, weil er natürlich auch von vielen angefeindet wurde. Aber ich soll ihm nicht so viel reden. Wer sagt das? Ich, Richard. Richard, was wollten Sie noch sagen? Ich wollte noch etwas sagen zu dieser Dramatisierung. Der Text Spuren und Überbleibsel, das war eigentlich sein erster Proserband, der ist jetzt auch in diesem Machtgehegeband drinnen, der zeigt sehr deutlich seine Inhaftierung in einem Irrenhaus in Klagenfurt. Und zwar nicht nur, dass er durch den Krieg traumatisiert wurde, sondern er wurde auch nachher noch einmal inhaftiert. Und zwar, soweit ich das weiß, Sie können mich dann korrigieren, hat ein britischer Offizier einen Ausweis verlangt von ihm auf offener Straße. Und er hat eigentlich keinen gehabt, beziehungsweise es war für ihn absurd, dass jemand, der eigentlich, gerade jetzt, dass er aus dem Krieg kommt und eigentlich im Untergrund war, mehr oder weniger, dass er auf einmal sich da ausweisen muss. Und da hat er also, ich glaube, er hat ihm eine Urfeige gegeben und eben sowas. Auf jeden Fall hat er sich geweigert. Das war natürlich schon wieder ein Grund, dass er eingesperrt wurde. Und diese Textspuren überbleibselig. Dann hat er zum Teil in diesem Irrenhaus geschrieben. Und da sieht man ganz krass, wie er beschreibt, da sind auch gerade vorher noch Leute drin gewesen, die der Euthanasie zugeführt wurden. Und er beschreibt also die Hallen, die Gänge und das Haus und den Garten, wie er da herumspaziert. Das ist auch unglaublich bedrückend. Und mir ist die Assoziation gekommen, wie ich gelesen habe. Das hat eigentlich für mich eine Affinität zum Isosan-Affaire, also in Zeit in der Hölle vom Rimbaud. Also das hat auch so unglaubliche visionäre Qualitäten. Es kommen auch wieder Kriegserinnerungen herein, zum Beispiel eben von Griechenland, aber auch natürlich so verklärende, traumhafte Passagen, die so Landschaften beschreiben. traumhafte Passagen, die Landschaften beschreiben und wahrscheinlich eines der brutalsten Erlebnisse, die er hatte, das war also bei dieser Invasion von Greta in der Bucht von Suda. Das hat also Ende Mai glaube ich, hat diese Invasion begonnen und er beschreibt, wie sie nach vielen Attacken oder Angriffen auch bei einer Angriffswelle dabei sind. Er beschreibt, wie tote Soldaten in den Olivenbäumen hängen, aufgedunseln und wie sie sich mit den Zweigen verbinden. Das ist eine unglaublich starke Beschreibung. Das ist auch in einem dieser Machtgehegebände drinnen. Und was ich dann noch sagen wollte, bezüglich, als ich gesprochen habe, das ist eigentlich kein Buch, naja, was ist ein Buch? Es sind also natürlich kurze, die die längsten sind jedes über Althofen, das übrigens so 35 Kilometer nördlich von Klagenfurt sich befindet. Dann gibt es noch einen längeren Text über seinen Bruder Josef, der eigentlich sehr verdienstvolle Arbeit in der Politik betrieben hat. Der war also auch in der Bildung tätig, also er war glaube ich Schulinspektor und so weiter, den hat er eigentlich auch sehr geschätzt, also der Michael Guttenbrunner, weil eben sein Bruder sozusagen direkt an der Basis gearbeitet hat und ohne, dass er korrupt geworden ist, aber das Interessante glaube ich ist ja in seinen Texten, dass das so assoziativ angelegt ist und dass es da eigentlich keine Gewichtung gibt. Das ist bedeutend oder weniger bedeutend. Da stehen wirklich so Beschreibungen, Naturbeschreibungen, wo die Herbstzeitlose blüht und wo er da seine Schritte drüber setzt und neben den krassesten Berichten über zum Beispiel gegen Holland oder so was, sondern wirklich wilde Attacken. Holland, der jetzt gerade eine große Ausstellung hat im Centre Pompidou und den er immer wieder attackiert hat, weil er die Postmodelle nicht gemacht hat, weil das eben ja als Materialverschwendung empfunden hat. Das Haashaus zum Beispiel, und das muss man sich wirklich mal genauer anschauen, wie viele verschiedene Materialien da drinnen sind. Und als Gegenentwurf, er hat den Architekten Fritz Kurin sehr geschätzt, und da gibt es auch eine Widmung in Machtgehege 2 für diesen Architekten, der also der Mann war von Maria Bildian-Bilger, soll man sich im Sommer rein diese Ausstellungshalle anschauen, die Fritz Kurendt gebaut hat für seine früh Verstorbenen, die waren einige selten auch, also für seine Frau Maria Bildian-Bilger. Oder, weil es gerade also eine Fernsehsendung war über den Bau von Harry Glück, also ein alterer. Also das sind Wohnbauten, die unglaubliche Qualität haben und die für die Bewohner wirklich einen Fortschritt bedeuten. Und Holland ist ja den anderen Weg gegangen, hat ja das Museen gebaut und so weiter. Museen gebaut und so weiter. Also der Dienst für die Menschheit, das kann man jeden selber überlassen, welcher da vielleicht verdienstvoller war. Also wenn man sich so literarische Positionen anschaut, die aus diesen Erfahrungen des Kriegs herausführen, dann fällt natürlich schon auf, wie unterschiedlich das literarisch bearbeitet sein kann. Also irgendwie Ernst Jandel ist völlig anders damit umgegangen, letztlich auch mit einer Kriegserfahrung, die nicht mehr vermittelbar war in diesem normalen Umfeld für ihn. Heimrat Becker, der hier sozusagen auch der Geist weht, ist auch in ganz anderer Form damit umgegangen. Und bei Guttenbrunner ist auch wieder so ein Alleingang aus dem Ganzen heraus. Aber ich glaube, was so stark ist in diesen Texten von dem Machtgehege, ist halt, das hat der Klaus Ammernacht teilweise gesagt schon in dem Vortrag, dass die Bildhaftigkeit so stark ist. Also es gibt nicht nur diese zwei genannten Gräuelszenen, sondern diese aufgereihten Jünglinge oder jungen Burschen in Slowenien sind genauso ein unglaublich starkes Bild. Und ich glaube auch, was von der grauschen Wirkungsweise gesagt worden ist, dass eben gar nicht mehr nötig ist in dieser Art der Darstellung, da noch dazu zu sagen, was für ein Wahnsinn das ist, sondern es wirkt per se, weil man es irgendwie nur, weil man es anzitiert. Und natürlich ist es ein Blödsinn zu sagen, das sind keine Bücher. Das sind natürlich Bücher, weil man es in der Buchhandlung kaufen kann, weil sie einen Preis haben, aber es ist etwas in diesen Büchern drinnen, was sich gegen dasuh zum Konrad Bayer gesagt hat. Also es ist kein Buch, das er geschrieben hat, es ist kein Roman, das er vorgelegt hat. Es sind kurze, kleine Texte, die nach allen Richtungen stoben und die sich gegen die Verballhornungen und gegen die großen Zusammensetzungen des Literaturbetriebs, wo es immer sozusagen einen Umschlag geben muss und der Klappentext und wo alles geordnet ist, wehren. Also da ist was drinnen, was irgendwie sich wehrt dagegen. Und es ist eigentlich auch sehr schwierig, den guten Brunner so zwischen Avantgarde und Tradition einzuordnen, weil für ihn das gar keine Rolle spielt, habe ich so das Gefühl gehabt. Also er legitimiert seine Positionen eigentlich anderswo her, ohne dass er jetzt irgendwie, Karl Kraus ist das große Vorbild, aber Karl Kraus war ja selber so eine singuläre Erscheinung eigentlich. Aber er grenzt sich sehr deutlich ab von den anderen. Es war ja bezeichnend, dass er kaum Freunde hatte in der Kollegenschaft. Also er hatte Freunde unter Architekten und unter bildenden Künstlern, aber die meisten Autoren seiner Zeit hat er nicht geschätzt, kann man sagen. Also mit der Avantgarde hat er überhaupt nichts an. Teilweise attackiert er sich auch. Seine Fixsterne sind eher im 19. Jahrhundert und in der Klassik noch weiter zurück, also bis zum Montaigne. Und mit der Moderne konnte er nichts anfangen und wollte er nichts anfangen. Und ich denke, dass diese Form sozusagen der mosaikartigen Anordnung der Texte, der kurzen Texte, wo dann die Leser und Leserinnen selber die Verbindungen herstellen müssen. Ich glaube, dass das ganz bewusst gemacht ist. Man muss beim Lesen sich sozusagen auf jeden Text neu einstellen. Man kann nicht wie in einem Roman einer Geschichte folgen, sondern man muss sich jeweils auf eine neue Situation, auch wenn es nur fünf Zeilen sind, einstellen. Und sie haben etwas sehr, wenn man das einmal begriffen hat, haben die Texte etwas sehr Erfrischendes. Anregendes, ja, absolut. Sehr anregendes, weil auf jeder Seite kommen vier, fünf neue und dann erinnert man sich, aha, und Krieg zieht sich natürlich immer durch und die Pferde kommen vor. Also ich finde es, ich wäre nie auf die Idee gekommen zu sagen, das ist kein Buch, obwohl ich prinzipiell der Meinung bin, alles was so zusammengebunden ist und ungefähr dieses Roman ist ein Buch, aber da hätte es mich eher gestört zu sagen, das ist kein Buch, aber da hätte es mich eher gestört, zu sagen, das ist kein Buch. Also ich finde es eigentlich, man kann es immer in die Hand nehmen, man kann es überall aufschlagen, man kann es von vorne bis hinten lesen, man kann es von hinten nach vorne lesen, man findet es eigentlich gut. Es gibt keinen Plot, in dem Sinne, wie in einem Roman. Es ist auch die Spuren und Überbleibsel so, dass das eigentlich so fragmentiert ist. Interessant ist ja auch, wenn man sich diese Publikationsreihe anschaut, dass offensichtlich steckt hinter dieser Form ein literarisches Produktionsprinzip, das funktioniert hat. Und es ist ja schon sehr außergewöhnlich oder sehr auffällig, dass eigentlich diese Bände in immer kürzeren Rhythmen rausgekommen sind. Also das erste Band im Marken-Gegehege 1 ist von 1976, ist noch einer der schmäleren Bände und dann ist es immer staccatoartiger geworden, also zu dem Tod hin ist dann fast jedes Jahr ein Buch erschienen und ich habe so das Gefühl, das merkt man dem auch ein bisschen an, dass vielleicht auch dieser erste Band vielleicht eher noch so bewusst karger gehalten ist und mit weniger Material operiert und noch gar nicht die Perspektive hatte, dass das eine Fortsetzung hat. Also es ist auch dramaturgisch gesetzt, wie gesagt worden ist, die ersten fünf Bände gleich mit Krieg und der Beginn ist ja grandios irgendwie, also mit dieser deutschen Ideologie, die eine Utopie in sich birgt, die sozusagen gegen alles gerichtet ist, was heute Staat und Nation sich nennt. Also da sind schon ganz bewusst, glaube ich, irgendwie die harten Marken gesetzt und dann wird es eher ein bisschen flüssiger in der Produktion auch, habe ich das Gefühl gehabt. Naja, der erste Band 1, Band 1 ist ja in einem anderen Verlag erschienen und er hat nicht von vornherein geplant, eine Reihe von acht Bänden zur Machtgehege zu machen. Aber der Verleger, der Herr Albers von Rombon, hat ihn angesprochen und dann hat er eben zugestimmt hier sozusagen eine Nachfolgebank zu machen und eigentlich hat ihn der Verleger gedrängt, weil der Gutenbrunner hat natürlich in seinen Briefen geschrieben, ja ich habe ganze Stöße von Manuskripten liegen und wir können was machen und der Albers hat ihn dann gedrängt und deshalb ist es zu dieser schnellen Produktion gekommen. Und der Albers hat dann zum Schluss den Band 1, der ursprünglich in einem anderen Verlag erschienen ist, auch noch dazu gedruckt. Es war schon so, dass den guten Wunder hat es dann schon gefreut, dass jetzt ein Verlag etwas machen will mit ihm. Und er war natürlich da schon in der Mitte der 70er und er hat halt irgendwie die Chance gesehen, dass jetzt noch ein bisschen was gedruckt wird von dem, was er in den Schubladen gibt. Kurze Nachfrage, aber kann man sich das auch so nachlasstechnisch so vorstellen, dass eigentlich noch Textmaterial für eine ganze Reihe von Bänden da gewesen ist? Du hast ja gesagt, Briefe wären auch so zum Beispiel ein Material, das vielleicht so genutzt worden ist, weil bei Ludwig Kohl war es ja irgendwie auch so, dass der einen Wust von Material hatte und sozusagen der Verleger innovativ sein musste, indem er Formen finden musste, wie man das überhaupt eben in ein Buch bringt. Du hast ja die These wieder stärken will, dass es eben kein Buch ist, sondern das Buch ist die Umsetzungsform dieses großen produktionsästhetischen Hintergrunds. Genau. Man könnte auch sagen, es gibt bei Michael Guttenbrunner keine Bücher, sondern es gibt Manuskriptstöße. Und aus denen macht dann halt der eine Verleger das und der andere macht das. Und erst der Verleger kommt auf die Idee, dass er Buchform haben könnte. Und wie gesagt, was ich auch kurz angedeutet habe, der Riesenbriefwechsel. Ich habe in meiner Zeit noch, solange es möglich war, den einen oder anderen Briefwechsel versucht, ins Archiv zu bringen. Diese Arbeit ist nach meiner Einschätzung abgebrochen, oder die gibt es nicht mehr. Aber die Briefe existieren ja noch und die Adressaten sind auch bekannt. Also das würde ich schon für eine gute Sache finden, wenn man da noch ein bisschen nacharbeiten würde. Denn er war der manischste Briefschreiber, den ich je kennengelernt habe. Das hat mich auch fast den Kopf gekostet. den ich je kennengelernt habe. Das hat mich auch fast den Kopf gekostet. Normalerweise hat man einen Brief pro Tag bekommen, manchmal auch zwei Briefe. Und wenn man dann nicht spätestens am übernächsten Tag geantwortet hat, dann war es schon. Also bei mir war es so, da ich ja neben dem Briefwechsel mit Gutenbrunner sonst auch noch ein bisschen was zu tun hatte, ist dann irgendwann einmal die Situation eingetreten, dass er mir gedroht hat, sozusagen mir seine Gunst und auch den Nachlass, den versprochenen Nachlass zu entziehen, weil der Ammann nie antwortet hat an den Eckart früh geschrieben. Und das ist natürlich dann, das macht einem dann wieder Beine. Er hat sich ja so ausgedrückt, der funktioniert nicht, wenn man nicht antwortet, zum Beispiel. Das war wirklich so einmal sein Ausdruck für ihn. Aber was er noch sagen wollte, zur Entstehungsgeschichte, zur Genese, er hat einmal gesagt, dass er nicht mehr Gedichte schreiben konnte, das war der Beginn von diesen Bronzenstücken. Und dann ist eben dieser erste Band entstanden und dieser Verlag, dann hat es glaube ich auch nur kurz gegeben, in Pullingen, und Albers, also Rimbaud, hat Kontakt, brieflich aufgenommen, ob er nicht noch etwas hätte. Und so ist das entstanden. Und da sind immer in kürzeren Abständen diese Bücher entstanden. Und ich glaube, das hat ihn auch sehr motiviert. Und das war schon eine Form der Anerkennung. Und er hat zu mir auch einmal gesagt, ich weiß nicht, was die mit den Büchern tun. Also die zwei, fressen die die Bücher? Weil es natürlich niemand gekauft hat. Aber irgendwie waren sie halt da. Weil es natürlich niemand gekauft hat. Irgendwie waren sie halt da. Irgendwas wollte ich jetzt noch sagen zu den... Nein, es ist das Gleiche. Ich wollte noch eins geklärt wissen für das Publikum. Was kann man sich unter diesem Titel vorstellen? Machtgehege? Kam das auch vom Verlag? Kam das von ihm? Oder wie stellt ihr euch das vor? Warum dieser Titel?, Machtgehege? Kam das auch vom Verlag? Kam das von ihm oder weiß man was? Oder wie stellt ihr euch das vor? Warum dieser Titel? Was wird das bedeuten? Naja, das ist für mich schon sehr klar. Machtgehege, das heißt, das befindet sich in einem Zustand, der mehr oder weniger eingezäunt ist oder beziehungsweise definiert ist und darin hat man sich zu bewegen. Und es ist schwierig, da herauszukommen. Das ist eine existenzielle Situation, die wahrscheinlich zurückgeht auch auf seine Sozialisation und auf die Kriegssituation, wobei er natürlich, denke ich schon, einige Ausgänge gekannt hat aus diesem Machtgehege. Ich könnte auch noch etwas beitragen zum Machtgehege. Michael Gutenbrunner ist ein, zwei Jahre nach Kriegsende am Neuen Platz in Klagenfurt in einem Gasthaus gesessen mit Freunden und am Nebentisch haben ein paar Kärntner angefangen Nazi-Lieder zu singen. Wann war das? Ja, ich stelle mir vor, 1948 oder so in der Gegend. Und der Gutenbrunner hat das nicht geduldet und hat die drei oder vier, die da am Tisch gesessen sind, er war ziemlich kräftig und auch tatkräftig, hat die aus dem Lokal hinaus geschmissen. Kurze Zeit später kommt die Polizei und fragt, was ist da los und verhaftet den Gutenbrunner und hat ihn eingekastelt. Also das ist auch das Machtgehege. Und vieles von dem, was er schreibend und lebend getan hat, war auch ein Versuch, dieses Machtgehege zu sprengen. Ich finde, das ist ein toller Titel. Da fragt sie, warum das so verkauft worden ist, aber jetzt gibt es die Möglichkeit. Keiner kommt da heil heraus, ohne dass er diesen Band kauft, die beiden Bände kauft. Wenn Sie noch mehr wissen wollen, also die Veranstaltung findet am Donnerstag in der alten Schmiede in Wien statt und wir reden dort über andere Dinge, schon über guten Brunnenmachgehege, aber ich freue mich schon drauf. Ich danke herzlich für die Beiträge und besuchen Sie wirklich den Büchertisch, heute lohnt es besonders. Vielen herzlichen Dank.