Musik Simon Wachsmuth, Böse Geister, Maßnahmen zur Wiederbelebung. Hier geht es darum, kriegerische Prozesse in den Mitteln der Kunst zu diskutieren und die Besucher und Besucherinnen partizipativ mit einzubeziehen. Also wir stehen hier in der Installation, die sich mit den sieben Todsünden beschäftigt, zwischen einer Reihe von Bronzegüssen. Die Bronzegüssen sind von menschlichen Armen und tragen Armbinden. Und diese Arme, also sprich vom Körper losgelöst, sind eigentlich schon auch das Zeichen für die Körperteile, die in einem gewaltsamen Konflikt eigentlich oder einem gewaltsamen Konflikt zum Opfer fallen. Das heißt also, diese Frage von Kriegsinvaliden kommt da rein. Aber es sind natürlich Arme, die einer Skulptur, eines Monuments entnommen sein könnten, das irgendwie einem großen Feldherrn oder einem Konflikt gewidmet ist. Es erwartet uns eine Inszenierung und ein völlig neuer Begriff von Skulptur. Skulptur. Einerseits war der Dreißigjährige Krieg immer als Religionskrieg dargestellt, was er natürlich nicht nur war. Da ging es auch viel um Hegemonien, um Territorien. Aber eines der Elemente war natürlich die Religion. Und das ist spezifisch in dieser Arbeit zu sehen. Ein Gewand, das archetypisch ist, könnte als Totengewand gesehen werden oder als Teil von textiler Archäologie. Durch diese Kreuzigungsform kommt man sozusagen eigentlich auf das Thema Religion. Gegenüber ist dann die Puppe, die könnte jetzt sozusagen ein Feldherr sein, ein Kaufmann, ein Philosoph. Sie entspricht auch den Abbildungen, die es zum Beispiel vom Philosophen René Descartes gibt, von den Feldherren Tilli oder Wallenstein. Insofern ist das auch eine ambivalente Figur, sie könnte alles Mögliche sein. Die Teilhabe ist insofern, als die Besucherinnen durch ein räumliches Setting gehen und da mit unterschiedlichen Komponenten konfrontiert werden, die mehr oder weniger ihre Empathie herausfordern. Und bei diesem Wagen ist es auch interessant zu sehen, dass es sind drei Kanonenkugeln oder Kugeln, die Kanonenkugeln sein könnten. Es ist eine Beinprothese. Diese Prothese oder dieses Objekt korrespondiert natürlich mit den Armen, mit den Bronzearmen, die wir im anderen Raum gesehen haben und weist eben auf diese Versehrtheit des Körpers, also auf den Körper auch als eine Art von Schauplatz der Kriegsgeschichte. Wenn man an die Vergangenheit denkt oder sich vergangenen Bilder vorstellt, sich mit der Geschichte beschäftigt, ist es immer ein Prozess der Vergegenwärtigung. Das heißt, es ist ein Prozess, der im Moment jetzt stattfindet. Das heißt, jeder Rückblick beinhaltet eigentlich schon eine Art von Reflexion der eigenen Position in der Gegenwart. Und dadurch ist Geschichte immer auch, obwohl das Vergangen ist, ein Bildnis der Jetztzeit. gesehen werden, welche Dinge überhaupt eigentlich letztendlich aus dem Archiv genommen werden, ans Licht gebracht werden. Das heißt, dieser gegenwärtige Aspekt ist ungeheuerlich wichtig. Das Spannende an dieser Ausstellung ist, dass sich Simon Waxmuth schon seit dem Jahr 2019 mit diesem Thema befasst und für unsere Ausstellung in Linz konnte er regionale Aspekte mit einbeziehen. Dazu gehört eben das Gemälde einer schwangeren Marketenderin, das sich im Schlossmuseum, das heißt in der Landeskultur GmbH befindet und auch ein Grabstein, das heißt ein Grabdenkmal, das sich in der säkularisierten Kapuzinerkirche befindet. Davon haben wir Abriebe in die Ausstellung mit einbezogen. Da handelt es sich um einen Feldherrn namens Monte Cuccoli, der einen sehr, sehr interessanten Spruch von sich gegeben hat. Er hat nämlich gesagt, zu Kriegen benötigt man vor allem eines und das ist Geld, Geld und wieder Geld. Also das Projekt nahm seinen Anfang aus meinem Interesse für bestimmte Formen der politischen Diskussion, spezifisch der Westfälische Frieden, der eben ein Vertrag war, der zu seiner Zeit also historisch bedeutsam war, weil er die Grundlage geschaffen hat für eine bestimmte Art von Diplomatie, beziehungsweise in die Diplomatie auch quasi den ersten globalen Aspekt von Verbindlichkeit reingebracht hat. Das hat mich eigentlich interessiert. Und im Zuge der Recherche über die damalige Zeit, wir sprechen über das 17. Jahrhundert und den Konflikt des Dreißigjährigen Krieges, bin ich zu Bertolt Brecht gekommen, der eben diesen Krieg als Hintergrund nimmt für sein bekanntes Lehrstück Muttercourage und ihre Kinder. Und daraus haben sich also mehrere Arbeiten entwickelt. Die Ausstellung hier kann man als eine Art von Werkblock sehen. Und in diesem Werkblock drehen sich manche Arbeiten konkreter um das Thema Krieg, alle aber um das Thema Konflikt und Gewalt und überspringen aber auch die Zeiten. Es geht dann schließlich nicht mehr nur um den 30-jährigen Krieg, sondern um die Frage, wie Krieg im Allgemeinen, wie Konflikte stattfinden, gelöst werden können. Die Serie, die wir hier sehen, nennt sich Böser Geist. Das ist ein Begriff, den ich beim Philosophen René Descartes ausgeborgt habe, der die Situation bezeichnet, dass wann immer wir die Welt eigentlich betrachten, wir auch eigentlich davon ausgehen müssen, dass die Situation nicht so ist, wie wir sie sehen, sondern dass ein Böser Geist uns ein falsches Bild vorgaukelt. Also das ist im Prinzip der Grundelement des Skeptizismus. Also das ist im Prinzip der Grundelement des Skeptizismus. Und die Idee fand ich eigentlich sehr schön, zusammen mit dieser Serie von Bildern zusammenzubringen, die Teil eines Modellbuches sind, die Bertolt Brecht selber konzipierte. Und diese Bücher hatten eigentlich die Aufgabe, seine Ideen zum Theater und wie seine Stücke, vor allem die Lehrstücke, inszeniert sein sollen, der Nachwelt zu überliefern. Und ich habe jetzt eine Geste gesucht, die eigentlich alles vereinheitlicht. Und bin dazu gekommen, die Personen, die im Stück vorkommen, eigentlich zu Marionetten umzuwandeln. Durch feine Schnitte im Papier werden ihnen dünne rote Linien, die im Prinzip die Fäden des Marionettenspielers sein könnten, hinzugefügt. Und diese kleine Geste tut aber eigentlich die Frage von Selbstbestimmung, Selbstverantwortung und aber auch Fremdbestimmung natürlich thematisieren. Und darum geht es sowohl in dem Stück, aber auch in meiner Idee, wie man eigentlich diese Situation oder das Thema von Gewalt, Konflikt und Handeln, menschliches Handeln eigentlich ins Spiel bringen kann. Warum ich mich hier in der Ausstellung auf Brecht bezogen habe, war, weil er natürlich probiert hat, aktuell in der Situation, in der er sich in den 40er Jahren befand, also auf dem Weg ins amerikanische Exil über Länder wie die Schweiz und Schweden, etwas noch zu bewirken. Und das Stück, auf das ich mich hier beziehe, Mutter Courage und ihre Kinder, ist, wie vorhin schon gesagt, in die Zeit des Dreißigjährigen Krieges gesetzt. Aber was recht adressieren will, sind eigentlich die aktuellen, die zeitgenössischen Ereignisse. Und das ist, glaube ich, etwas, woran man sich auch als Künstler heute orientieren kann bzw. ist es eine Frage, die man gut evaluieren kann, ob die noch eine produktive Kraft hat, inwieweit man auch zeitgenössische oder aktuelle Fragestellungen, Konflikte adressieren kann, ohne sie jetzt direkt zu adressieren. Die Geschichte wird hier in Form von unterschiedlicher Komponenten erzählt, also es geht zurück in das 17. Jahrhundert. Der Ausgangspunkt für die Geschichte ist eine tiefgründige Auseinandersetzung. Es geht bei den Arbeiten, die in der Ausstellung zu sehen sind, nicht primär um eine Evaluation von Gewalt, sondern eher um die Frage, wie man in Konfliktzeiten auch ethische Fragen bewertet, Moralbegriffe. Das ist sehr stark in Brechts Stück vorhanden, in Mutter Courage. Das ist sehr stark in Brechts Stück vorhanden, in Mutter Courage. Und worauf ich eigentlich mit den Arbeiten hinziehe, sind die Fragen, inwieweit die Fragen von auch nochmal in einer sehr formalen Art und Weise ins Spiel kommt. Die Hand ist immer die letzte Instanz, die eine Idee umsetzt und letztendlich auch nochmal Halt machen kann oder bevor sie etwas auch Negatives macht. Gleichzeitig ist die Hand auch die, die ausgestreckt sein kann, die etwas Positives bewirken kann. Insofern schweben hier buchstäblich diese Arme auch in einer offenen Handstellung und in einer offenen Situation, denn sie könnten sowohl positiv als negativ sein. Also Simon Wachsmuth schafft mit dieser Ausstellung ein sehr zeitgemäßes, modernes Setting. Der Skulpturbegriff wird völlig neu interpretiert. Die Skulptur wird von ihrem Sockel heruntergehoben und wir befinden uns inmitten eines räumlichen Settings. Und das ist sehr spannend, weil dadurch unsere Empathie eben besonders herausgefordert wird. Gleichzeitig mahnt uns Bertolt Brecht aber auch, dass wir uns nicht zu sehr in das Drama hineinziehen lassen sollen. Und die ganze Ausstellung besteht aus sehr vielen Ambiguitäten. Und selbst aus den Todsünden, die hinter mir sind, dargestellt sind, als Armbänden an diesen Händen, selbst aus diesen Todshänden können wir Handlungsenergie beziehen. Also Wut zum Beispiel kann genauso gut auch zur Energie werden, die uns voranbringt, die uns pusht, uns für etwas Besonderes einzusetzen. Also hier sehen wir zum Beispiel eine Abreibung aus Linz. Die anderen kommen eben aus Westfalen, aus der Münsterkirche in Herford. Und es sind verschiedene Begriffe isoliert, wie Böse, Gott, die Zeit, Monument, Regio, Indomino. Es sind einzelne Begriffe und nie eigentlich ganze Sätze. Und das war mir wichtig, um auch eine Art von Assoziationsmöglichkeit also den Besucherinnen und Besuchern zu geben. Das heißt, man liest jetzt einzelne Begriffe und schafft sich eigentlich auch selbst einen Text zusammen. Aber der Text ist natürlich bestimmt von repräsentativen Formeln, von Sätzen, von Wörtern. Und insofern weist er auch immer auf das Thema von Gewalt und Konflikt. Es gibt verschiedene Geschichtsbilder. Das Geschichtsbild der Antike war ja eher ein zyklisches Bild. Also alles wiederholt sich und man kann damit natürlich auch die Krisen miteinander verbinden. Die Frage ist, ob man das so leicht machen kann. Das scheint an mancher Stelle gut möglich zu sein. An anderer würde man eher scheitern, eine Lösungsmöglichkeit zu finden, wenn man das als zyklisch oder als Wiederholung betrachten würde. Denn die scheinbaren Wiederholungen verbauen ein bisschen auch den Blick auf die tatsächlichen Probleme. Musik Auch diese Modelle birgen ein gewisses Risiko, denn sie basieren eigentlich auf dem Kausalitätsprinzip. Eine Sache ist eigentlich verantwortlich, dass es eine andere Sache gibt. Das mag manchmal stimmen, aber auch das können wir nicht eigentlich als Formel verwenden, die für die Begutachtung aller Probleme oder Konflikte herangezogen werden kann. Man muss immer eigentlich auch von eher einem futuristischen Aspekt ausgehen und nicht nur jetzt auf die Rückschau in die Vergangenheit und auf die vermeintlichen Gründe von etwas. vermeintlichen Gründe von etwas. Das wäre eigentlich auch in vielen Konflikten, die wir heutzutage haben, eher die Lösung. Vielleicht kurz auch mal ausblenden, was geschah und eher schauen, was geschehen soll. Und weil das Thema Gewalt und Konflikt, aber auch Tod nicht einer gewissen Ironie entbehrt, entstehen natürlich auch Situationen, wie beispielsweise, wenn das Wort Gott, aber auch der Begriff Blöde zu sehen ist, das einfach ein Name war. Und somit ist sozusagen auch diese Auswahl an Textfragmenten eine sehr assoziative. Bei dieser Arbeit, obwohl das jetzt von der Typografie alles sehr traditionell aussieht, hat mich aber auch die Idee der konkreten Poesie, also von Sehbildern, interessiert. Das heißt also, da geht es nicht nur jetzt um ein Konzept, das über den Objekten steht, sondern wirklich tatsächlich um die Erfahrung des Lesens, des Kombinierens von einzelnen Textteilen. Gehen wir jetzt zu den Bildern, die ich hier an der Wand gehängt habe dann sind drei davon leihgaben des museums in linz und eine arbeit von mir eine collage arbeit und diese vier bilder oder die drei bilder korrespondieren letztendlich auch wiederum mit dieser figur die wir eben gesehen haben der kaufmann feldherr, Philosoph. Eine der wenigen Abbildungen von René Descartes ist von Franz Hals. Dort ist er eben auch in einem dunklen Gewand mit einem weißen Spitzenkragen zu sehen und im Stil der Zeit entsprechend gekleidet. Ich glaube, man kann das auf zwei Hauptbegriffe zurückführen. Das eine ist Interdependenz und das andere ist Korrespondenz. Egal was wir machen, wenn wir jetzt ein einzelnes Objekt, ein vielleicht isoliertes Objekt nehmen, dann hat es natürlich eine Bedeutung. Aber in dem Moment, wo wir es zusammenbringen mit anderen Dingen, entsteht etwas ganz Eigenes. Und diese Korrespondenz zwischen den Dingen versucht die Kunst natürlich schon länger auch produktiv zu machen. Das heißt, man kann eine Ausstellung als eine Art Parcours, aber auch als eine Art von Lesefläche sehen. Man geht rum und somit ist eigentlich auch die physische Präsenz der Betrachterinnen und Betrachter wichtig. ist eigentlich auch die physische Präsenz der Betrachterinnen und Betrachter wichtig. Man erfährt den Raum auch mit dem eigenen Körper, während man sozusagen die einen Elemente mit dem anderen im Verlaufe zusammenbringt. Und ob das jetzt Zeichnungen sind, historische Fundstücke, dreidimensionale Arbeiten, Videos, Installationen, es ist die Gesamtheit der einzelnen Elemente, die die Erfahrung des Ganzen ausmacht. © transcript Emily Beynon