You take back money, money, money, money, money, money, money, money, money, money, money, money, money, money, money, money, money, money, money, money, money, money, money, money, money, money, money, money, money, money, money, money, money, money, money, money, money, money, money, money, money, money, money, money, money, money, money, money, money, money, money, money, money, money, money, money, money, money, money, money, money, money, money, money, money, money, money, money, money, money, money, money, money, money, money, money, money, money, money, money, money, money, money, money, money, money, money, money, money, money, money, money, money, money, money, money, money, money, money, money, money, money, money, money, money, money, money, money, money, money, money, money, money, money, money, money, money, money, money, money, money, money, money, money, money, money, money, money, money, money, money, money, money, money, money, money, money, money, money, money, money, money, money, money, money, money, money, money, money, money, money, money, money, money, money, money, money, money, money, money, money, money, money, money, money, money, money, money, money, money, money, money, money, money, money, money, money, money, money, money, money, money, money, money, money, money, money, money, money, money, money, money, money, money, money, money, money, money, money, money, money, money, money, money, money, money, money, money, money, money, money, money, money, money, money, money, money and catches you alive To take back money man performs his orders and all you need is to survive You go down You got high You better take the spell And don't forget to strive The Take Back Money Man Taps your shoulder And catches you alive The Take Back Money Man Performs his odors And all you need is to survive He turns you on A breath of ice You wanna hold on But it's effort just to strive Thank you. Take back money man Take back money man Take back money man Take back money man You go down You go down, you go high Better take the spell, don't forget to strive Musik Applaus Applaus Applaus Applaus Applaus Herzlich willkommen im Stifterhaus, meine sehr geehrten Damen und Herren, liebe Literaturinteressierte. Es freut mich sehr, Sie heute hier begrüßen zu dürfen. Mein Name ist Sarah Pöhringer und ich habe die große Freude, Sie heute in diesen musikalisch-literarischen Abend einzuführen. Wie Sie vielleicht schon gemerkt haben, ist unser Bühnensetting heute etwas anders. Ein kleiner Vorgeschmack, den haben wir ja bereits gehört, das wird heute ein Abend mit einer besonderen Note werden. Zu Gast ist heute Anna Weidenholzer, die aus ihrem aktuellen Buch »Hier treibt mein Kartoffelherz« liest, das Ende Februar 2025 bei Mattes & Seitz erschienen ist. Ihr Werk versammelt rund 25 Erzählungen, eigenständig und doch auf feine Art verwoben. Ein herzliches Willkommen an Sie, liebe Anna Weidenholzer, wie schön, dass Sie heute hier sind. Hier treibt mein Kartoffelherz, wurde in zahlreichen Medien besprochen, ob die Presse, der Standard oder die oberösterreichischen Nachrichten. Alle sind sich einig in ihrer Begeisterung für diese vielschichtigen und sprachlich originellen Geschichten. Anna Weidenholzer verleiht scheinbar beiläufigen Alltagsmomenten, Witz, Tiefgang und Poesie und entwirft dabei eine Gesellschaft voller Überraschungen. Übrigens, die gebürtige Linzerin war zuletzt 2019 in genau dieser Konstellation hier im Stifterhaus. Umso schöner, dass sie auch heute Abend hier liest. Musikalisch begleitet wird die Lesung von der Band Fago, die ich herzlich begrüßen möchte. Schön, dass es geklappt hat und Fago heute hier ist. Und durch den Abend führt uns heute ein vertrautes Gesicht, Sebastian Fasthuber, vielen von Ihnen als Moderator und Kritiker bereits bekannt. Er studiert der Vergleichen der Literaturwissenschaft in Wien und schreibt vor allem für die Wiener Stadtzeitung Falter, wo er sich zwischen Literatur und Musik bewegt, genau wie heute Abend. Auch dir ein herzliches Willkommen. Hallo Sebastian Fasthuber. Hallo Sebastian Fastuber. Und damit übergebe ich das Wort auch schon an unsere GästInnen, wünsche uns allen eine schöne Veranstaltung und danke Ihnen recht herzlich für Ihr Kommen. Guten Abend. Wir müssen uns da noch ein bisschen einrichten, oder? Auf dem Kaffeetisch. Viel Wasser. Viel Wasser. Ja, guten Abend. Schön, dass so viele gekommen sind. Eigentlich wie beim letzten Mal, glaube ich, oder? Vor fast sechs Jahren. Das war 2019 vor allem anderen, was dann passiert ist. Ja, es gibt Autorinnen und Autoren, die man eine Zeit lang liest und dann wieder aus den Augen verliert. Oder man entdeckt manche erst spät. Bei Anna Weidenholzer und mir ist es anders. Ich folge ihr vom ersten Buch an. Und das ist, glaube ich, ziemlich außergewöhnlich, weil es begann vor 15 Jahren beim kleinen, mittlerweile schon leider länger nicht mehr existierenden Welser Verlag Mitter, wo sie den Erzählband Der Platz des Hundes veröffentlicht hat und ging dann über Residenz. Dort ist der erste Roman, der Winter tut den Fischen gut, erschienen nach Berlin zu Mathes und Seitz, wo sie seit 2016 mit dem Roman Weshalb die Herren Seesterne tragen eine Heimat gefunden hat. Und eben die letzte Buchveröffentlichung ist ein paar Jahre her, 2019, eben der Roman Finde einem Schwan ein Boot. Und da sind wir mit dieser oder fast dieser Konstellation da. Da gesessen, Pfago war noch ein episches Bestipend damals. Wir waren noch doppelt. Nein, warst du zu dritt, oder? Zu viert. Dann habe ich schon fast doppelt gesehen. Aber man sieht, es ist ähnlich zumindest. Ich unterstelle mal, Anna Weidenholzer hat grundsätzlich nichts gegen Kontinuität. Allerdings, ich bin ähnlich gestrickt und mich hat es ein bisschen gerissen, als ich das Verlagsprogramm gesehen habe, in dem das Buch angekündigt worden ist. Es ist erstmals kein Tier im Titel. Hier treibt mein Kartoffelherz. Man kann das vielleicht so interpretieren, einerseits Kontinuität im Schreiben plus Weiterentwicklung, Schrägstrich Neue Ära. Aber können wir nachher darüber reden. Dafür würde ich auf jeden Fall das Buch sprechen. Es geht einerseits back to the roots, denn wie beim Debüt handelt es sich wieder um einen Erzählband. Die Autorin bleibt sich in gewisser Weise thematisch durchaus treu. Es geht um mehr oder weniger ganz normale Leute mit ihren kleinen, manchmal auch etwas stärker ausgeprägten Eigenheiten, Tics, fixen Ideen. Es geht um Themen wie Nachbarschaft, um Liebe, um das, was uns Halt gibt im Leben, um Beziehungen im Kleinen und Beziehungen als Großes gedacht, um die Gesellschaft könnte man vielleicht auch sagen. Das wäre die Kontinuität. Die Weiterentwicklung, finde ich, zeigt sich im Zugriff, in der Sprache und vor allem im Formalen, in der Bauweise des Buches. Man könnte dieses Buch durchnehmen an Unis als Lehrstück dafür, wenn es darum geht, was Erzählungen und was Erzählbände können. Im deutschsprachigen Raum gilt die Erzählung immer noch nicht so viel im Vergleich zum Roman, wenngleich es, glaube ich, langsam besser wird. Ich habe für selten einen so liebevoll und sorgsam durchkomponierten Erzählband gesehen, bis ins kleinste Detail, ohne dass es jedoch überkonstruiert oder verkopft wirken würde. Im Gegenteil, man wird als Leser quasi an der Hand genommen und so ein bisschen durchbegleitet schon her, da sind die vier Jahreszeiten, also Winter, Frühling, Sommer, Herbst in dem Fall, das sind vier Blöcke und auch da gibt es dann noch Gemeinsamkeiten in diesen Kapiteln. Es sind jeweils fünf, sechs, sieben, acht Texte zwischen Miniaturen von eineinhalb Seiten bis zu 15 Seiten ungefähr. Und es gibt in jedem Block auch jeweils einen Text, der Möglichkeiten der Zeitgestaltung heißt und einen Formen der Kontaktaufnahme. Und das beschreibt das Buch eigentlich schon ganz gut. Also, ja, einerseits sind die Texte motivisch, atmosphärisch miteinander verbunden. Manchmal greift der erste Satz eines Textes das Ende des vorigen auf. Das hat aber etwas Spielerisches an sich, eben nichts Forciertes. Manchmal begegnet uns auch eine Figur aus einem früheren Text wieder. Womit verbringen die Menschen ihre Zeit, wenn es nicht gerade Arbeit ist? Und wie kommen sie mit anderen Menschen zusammen? Darum geht es. Anna Weidenholzer hat vor mittlerweile einigen Jahren kurzzeitig als Chronikjournalistin bei einer großen oösterreichischen Zeitung gearbeitet. Ich habe das auch immer ähnlich gemacht bei einer kleineren Welser Zeitung, die es damals noch gab als Praktikant und Chronikressort ist die Härte. Da geht es im Verkehrsunfälle unter Alkoholeinfluss, häusliche Gewalt bis zum Femizid, also das Chronikressor ist die Härte. Da geht es, glaube ich, um Verkehrsunfälle unter Alkoholeinfluss, häusliche Gewalt bis zum Femizid. Also das Chronikressor kann man sich vorstellen als die gesammelten Fälle von Leuten, die auszucken. In Weidenholzers Texten ist es abgemildert. Wir lernen Menschen kennen in gewisser Weise, die auch durchaus ihre Eigenheiten, wie gesagt, haben und schrägen Seiten. Aber es braucht eben den genaueren, den literarischen Blick, um diese zu erkennen und herauszuarbeiten. Das gelingt der Autorin in diesem Buch ganz großartig. Ich glaube, jeder von uns, traue ich mir jetzt zu sagen, hier im Raum hat irgendwie seinen eigenen Vogel. Den braucht man auch, um das Leben überhaupt auszuhalten, immer. Die Frage ist halt, wann kippt es, wann wird es zu viel, wie kommt es dazu? Welche Rolle spielt vielleicht auch etwas wie Einsamkeit? Was kann, um einen Text aufzugreifen, ein liebgemeinter Zettel einer Nachbarin bewirken, bei einem, der den Halt zu verlieren droht? Was kann eine kleine Veränderung auslösen, bei einem, der Veränderungen hasst? In diesem atmosphärischen Spannungsfeld bewegen wir uns in den Texten. Es passieren da vielleicht keine spektakulären Sachen wie im Chronik-Ressort oder in True-Crime-Sendungen, falls Sie so etwas schauen. Aber es herrscht trotzdem Hochspannung in gewisser Weise. Und es wird, ich glaube, mehr noch als in früheren Büchern mit Humor dagegen gearbeitet, um manchmal ein bisschen Druck herauszunehmen. Ja, ich hoffe, wir sind eingestimmt. Liebe Anna, bitte um die Lesung. Wir sind im Sommer heute, glaube ich, ausnahmslos im Sommer. Ja, danke, Sebastian. Tja, kann er klatschen. Danke Sebastian für die einleitenden Worte, danke an das Stifterhaus für das Dasein dürfen, danke Ihnen allen, euch allen für das Dasein und Fargo, es ist immer besonders schön, nicht alleine auf der Bühne sitzen zu müssen und umso schöner, dass wir da heute zu dritt sitzen und so gut Platz haben. Ja, umso schöner, dass wir da heute zu dritt sitzen und so gut Platz haben. Genau, ich werde heute aus dem Sommer lesen. Das Buch ist in vier Jahreszeiten geteilt. Ich lese heute nur aus dem Sommer, weil er auch schon, ich meine heute nicht unbedingt, aber er liegt so ein ganz, ganz, ganz, ganz kleines bisschen in der Luft oder wird irgendwann bald da sein. Es gibt zu jedem Kapitel ein Intro. Man kann sich das wie so eine Art Wimmelbild vorstellen. Das sind so halbseitige Kurzminiaturen, Prosa-Miniaturen. Und in diesem Wimmelbild kommt einerseits die Jahreszeit vor, der Ort vor, andererseits aber auch die Menschen, die später in den Geschichten auftauchen. Und ich lese zuerst das Bild zum Sommer, dieses Intro-Bild und dann die erste Erzählung. Der Sommer beginnt so. 27 Menschen im Sommer. Sommer ist die Zeit, in der wir wenig Kleidung tragen. Wir setzen dunkle Brillen auf und hüllen uns in Schichten aus Creme. Schnee gibt es nur beim Kuchenbacken, Eis essen wir. Eine sucht Halt bei den Bäumen und eine wartet, dass die Wellen kommen. Manche fühlen sich den Erdmännchen nahe, andere einer kleinen Eisenbahn. Sommer ist die Zeit, in der unsere Körper zerstochen werden und der Himmel nach und nach verstummt. Tage mit Schokoladeneis und Schattendächern, Freibadstunden, Farbe am Kopf. Eins, zwei, vier, sagst du. Viele, flüstere ich. Viele Bäume rauschen hier. In der kleinen Eisenbahn. Wer die Fahrkarten kontrolliert, sitzt im letzten Waggon. Das war das Erste, was Ilona zu mir sagte. Kein Hallo, kein Ich freue mich, dass du bei uns beginnst. Nein, sie hängte einfach nur die Kette aus und wies mich an, Platz zu nehmen. Du bist schon einmal mitgefahren? Ich sagte Ja. Ich sagte nicht, dass ich erst seit Kurzem in der Stadt war, dass mir Parkeisenbahnen bis zu diesem Tag vollkommen egal gewesen waren. Nicht einmal als Kind hätte ich mich dafür interessiert, hätte es in meiner Nähe eine gegeben. Ich verschwieg, dass mich das Sitzen in verkleinerten Zügen absolut kalt ließ, dass ich nur hier war, weil ich eine Arbeit gesucht hatte, bei der ich was eigentlich suchte. All das sagte ich nicht. Und es tut auch nichts zur Sache. Hier soll es nicht um mich gehen. Das ist die Geschichte von Vantrag, die nicht ohne Ilona auskommt und der einzigen Anweisung, die sie mir mitgab, als sie mir einen Platz überließ. Keine betriebsfremden Personen in diesem Waggon. Ich schaute auf die Sitzbänke aus Holz, es war klar, wo Ilona saß. Sie nahm mir gegenüber auf ihrem gepunkteten Sitzkissen Platz, sie richtete sich ein, ordnete ihre Haare, die sie mit viel Haarspray fixiert hatte. Ich würde es nicht als Angst bezeichnen, aber Ilona hatte etwas an sich, das mich nervös machte. Wie sie die Klammer in ihre Haare steckte, wie sie sagte, mach du, als wir in die erste Station einfuhren und mich mit einer Handbewegung von meinem Platz fortscheuchte, kontrolliere die Fahrkarten, wie sie danach schwieg. Bei keiner der folgenden Stationen stieg Ilona aus, sie blieb sitzen, wie sie war, sie blieb still. Ich kann nicht mehr sagen, wie viele Runden wir an diesem Tag fuhren. Sie auf der Bank in Fahrtrichtung, ich ihr gegenüber. Mehrmals versuchte ich, ein Gespräch zu beginnen, aber jeder Gesprächsstoff prallte von ihr ab. Sie schaute nur auf Wiesen und Bäume, auf die Achterbahnen, an denen wir am hinteren Ende der Strecke vorbeifuhren. Irgendwie auch Züge. Ich erinnere mich, das tatsächlich gesagt zu haben, als wir an der ersten Bahn vorbeigehen. Irgendwie auch Züge. Ich erinnere mich, das tatsächlich gesagt zu haben, als wir an der ersten Bahn vorbeikamen. Die Schienen, fügte ich schnell hinzu, als ich ihren Gesichtsausdruck sah. Die Wagen fahren doch auch auf Schienen. Ilana antwortete selbst auf diesen Unsinn nicht. Sie schüttelte nur kurz den Kopf, ehe sie einem Menschen nachblickte, der still in den Abgrund raste. Sie sprach nicht über die medizinischen Aspekte einer Achterbahnfahrt, von der Möglichkeit, kostengünstig Nierensteine zu verlieren, kein Wort zur höheren Abgangsrate im letzten Wagen, den Forschungsergebnissen dazu. Ein Thema, das sie zu dieser Zeit sehr beschäftigte, wie mir die Kolleginnen später erzählten. Nein, sie schwieg. Es war Ende März, ein warmer März, die Fasizien beinahe verblüht, die Weiden trugen zarte Blätter. Bald würden die Holunderbüsche folgen. Über die Jahre wurde mir klar, es sind immer die Weiden, die beginnen. Und es waren die Stunden, in denen Ilona Abschied nahm von den stets gleichen Runden auf einer 15-Zoll-Schmalspurbahn. Ilona tauchte hier nie wieder auf. Es hätte keine Rolle gespielt, ob ich ihre Anweisung befolgte oder nicht, solange der Betriebsablauf nicht gestört wurde. Aber ich hielt mich daran. Keine betriebsfremden Personen in diesem Waggon. Nach Ilona saß hier niemand mehr und vielleicht wäre es ewig so weitergegangen. Aber dann kam Wandrag und brachte alles durcheinander. Sein Taschentuch hängt immer noch dort, wo es der Wind hingetragen hat. Vielleicht ahnte Ilona, was passieren würde. Vielleicht hatte sie eine ähnliche Fahrgastbegegnung. Ich weiß es nicht. Ich hätte mich an ihre Anweisung halten sollen. dann könnte ich jetzt an diesem Baum vorbeifahren, als ob nichts gewesen wäre. Nicht immer wieder an diese Geschichte denken, nicht immer wieder schauen, ob er vielleicht am Bahnsteig steht. 14 Wochen ist es her, dass er hier gewesen ist. Einmal meinte ich, ihn an der Station winken zu sehen, aber es war nur der Kollege von der Kasse, der eine Stofftasche ausschüttelte. 14 Wochen. Wir hatten den Betrieb gerade erst wieder aufgenommen. Es war Frühling, eines der ersten wirklich warmen Wochenenden, wo die Menschen fröhlich ohne Jacken aus ihren Häusern kommen und dann doch bereuen, keine mitgebracht zu haben, weil es durch den Fahrtwind kühler ist. Das wiederholt sich Jahr für Jahr. Der Fahrtwind der Parkeisenbahn wird häufig unterschätzt, wie überhaupt vieles an ihr unterschätzt wird. Ich sage es immer wieder, das ist eine Eisenbahn und eine Eisenbahn, die mit bis zu 20 Stundenkilometern auf 381 Millimetern Spurweite durch ein weitläufiges Parkgelände fährt, ist zwar ein Vergnügen, aber auch eine brisante Angelegenheit. Setzen Sie sich bitte hin, strecken Sie nichts hinaus. Die Menschen lachen dann, als ob eine Parkeisenbahn keine richtige Eisenbahn wäre, als ob unsere Dampflokomotiven nicht einer normalspurigen Pacific-Schnellzug-Lokomotive ähnelten, ja, als ob der Maßstab 1 zu 3,33 sämtliche Regeln des Bahnverkehrs aufheben könnte. Wie auch immer. Mantrax sah aus wie einer, der gut vorbereitet war. Eine windfeste Jacke mit Reißverschluss und Kapuze, falls die Kälte in den Nacken kriecht, eine Kappe zum Schutz vor Sonnenstrahlen. So stand er da, zwischen all den Familien und aufgeregten Kindern, den Eltern, die versuchten, zwei Kinder wegen ins Abteil zu quetschen, bis sie sich doch dazu entschlossen, zumindest einen an der Station stehen zu lassen. Mandrak wartete ruhig, er drängelte nicht. Er lächelte, als befände er sich nicht in der angespannten Situation, möglicherweise in keinem der Waggons einen Platz zu finden. in der angespannten Situation möglicherweise in keinem der Waggons einen Platz zu finden. Die Hände hinter dem Rücken verschränkt, ging er langsam den Bahnsteig auf und ab. Ich hätte sagen sollen, bitte zurücktreten, in 15 Minuten kommt der nächste Zug erst bestimmt weniger voll. Ich hätte pfeifen sollen, das Abfahrtssignal geben, nicht auf ihn achten. Aber als ich ihn so sah, wie er die Wagen abschritt, den Fahrgästen unaufdringlich freundlich zunickte, beschloss ich, mich zum ersten Mal in sieben Jahren Ilonas Regel zu widersetzen. Ja, ich hatte Mitleid mit ihm, mir zwischen all den Familien stand, als ob ihn jemand verloren hätte. Ich war mir sicher, er war keiner der Männer im mittleren hohen Alter, die ihre Sätze mit »Wussten Sie« begannen und meinten mir etwas von Spurweite und Loktypen erzählen zu können. Schmalspurbahner mit Hang zu Garteneisenbahnen, die Gleichgesinnte suchten, Männer, deren Herzen für die kleinen Eisenbahnen schlugen, die sich über die Martensche Einheitsliliput-Lok unterhalten wollten, das jeweilige Fahrverhalten unserer Diesel-Lokomotiven oder die Restaurierung des Mantelbuden-Leute-Werks. Bis heute verstehe ich den Drang erwachsener Männer nicht, sich in möglichst kleine Züge zu setzen. Aber es gibt sie und wir sind freundlich zu ihnen, weil sie treue Fahrgäste sind und solche Neigungen teils über Generationen weitergegeben werden. Wie auch immer, Vantrag war keiner von ihnen. Das war mir sofort klar. Er wirkte eher wie einer, dem es widerstrebt, seine gewohnte Routine zu durchbrechen, die darin bestand, zwischen Kastanien und Platanen zu flanieren. Ja, Vantrag sah aus wie ein Flaneur, der aus triftigem Grund die Entscheidung getroffen hatte, sich einer kleinen Eisenbahn mit rosa Diesellokomotive anzunähern. Kommen Sie, sagte ich also, als er beim hintersten Waggon ankam, und er bedankte sich aufrichtig. Er nahm seine Kappe ab, als er einstieg, er legte sie sorgfältig neben sich auf die Bank. Ich pfiff, ich winkte, die Lokomotive pfiff zurück, ich sprang in den anfahrenden Waggon, auch das etwas, was niemandem sonst erlaubt ist. Mantrak saß auf meinem Platz, also setzte ich mich ihm gegenüber hin. Wir nickten uns zu. Unter seinem Schnurrbart lächelte er. Mantrak, sagte er und deutete eine Verbeugung an. Danach blickten wir beide auf den Wald, der an uns vorüberzog. Dieser Streckenabschnitt ist mir der liebste. Wenn das Licht durch die Bäume fällt, besonders in den Abendstunden, das Licht und dazu das Rattern der Räder, wo die Schienen längst erneuert werden sollten. Dann und wann ein umgefallener Baumstern im Dickicht ab und zu ein Eichhörnchen. Gleich würde die Stelle kommen, an der Bärlauch wächst. Ich schloss die Augen und atmete durch die Nase eines Roch nach Knoblauch. Ich bin das nicht, hörte ich jemanden sagen, ich blickte zu Wandrak hinüber. Er sah mich an und nickte mir wieder freundlich zu, sichtlich im Genuss des Streckenabschnitts. Es hätte mich nicht gewundert, wäre der Satz von ihm gekommen. An der nächsten Haltestelle stieg niemand aus und in weiterer Folge auch niemand ein. Wir hielten uns nicht lange auf. An publikumsstarken Tagen ist diese Station wie Lotto spielen. Entweder sie haben Glück, aber meistens nicht. Wir fuhren den zweiten Abschnitt durch den Wald schneller, die Fahrgäste ohne Jacken frohen spätestens hier. Wir kamen an den Tennisplätzen vorbei, am Fußballfeld, wir waren nur noch zwei, drei Minuten von der Kreuzung entfernt, wo unsere kleine Eisenbahn an den meisten Menschen vorüberfährt. Und genau da begann Vantrag zu sprechen. Mit dem ersten Satz fiel mir auf, was mich bereits irritiert hatte, als er seinen Namen genannt hatte. Seine Stimme war anders, als erwartet, tiefer und leiser. Es gibt sie, diese Stimmen, die nicht passen, genauso wie Menschen, die mit falschen Namen durch das Leben gehen, die man ständig anders nennen möchte, weil sie mehr Daniel sind als Jonas oder Jonathan. Wie auch immer, Vantrag sprach. oder Jonathan, wie auch immer, Vantrag sprach. Die Mami haben wir aufgeteilt, sagte er. Er saß mit Blick zum Weg, der an den Gleisen entlang führt. Ich musste mich etwas nach vorne lehnen, um ihn zu verstehen. Die eine Hälfte die Schwester, sagte er, die andere ich, das hat sie sich so gewünscht. Endlich gleichzeitig bei uns beiden zu sein, selbst wenn eine Bundesgrenze zwischen unseren Betten liegt. Wir haben das Siegel aufgebrochen und einen Teil der Asche in die gelbe Plastikdose gekippt, in der sie den Kaffee aufbewahrt hat, den sie bis zum Schluss fünfmal täglich trank. Üblicherweise liegt mir an solchen Dingen nichts, aber es hat mich dann doch berührt zu sehen, wie die Mutter staubt. Sie wissen bestimmt, wir alle kommen aus einem Menschen und meistens nennen wir ihn Mami oder Mama. Die Mami haben wir aufgeteilt, den Vater vermute ich hier. Und es ist gut, dass er sich hier befindet, wo er niemals Ruhe haben wird. Er öffnete den Reißverschluss seiner Jackentasche und fuhr mit der linken Hand hinein, als ob er sich wärmen wollte. Ich richtete mich auf, weil wir uns kurz vor der Station befanden. Vantrag schwieg, als ich den Waggon verließ. Er schwieg, als wir losfuhren und ich ihm gegenüber wieder Platz nahm. Sein Gesichtsausdruck hatte sich verfinstert. Von dem freundlichen Lächeln vorhin im Wald war nichts mehr geblieben. Vielleicht war es ein Fehler gewesen, ihn hier sitzen zu lassen. Dachte ich das in diesem Moment? Ich weiß es nicht. Ich erinnere mich nur an das Gefühl, am falschen Platz zu sein, weil ich ansonsten dort saß, wo Vantrag jetzt war und ich nicht gerne entgegen der Fahrtrichtung fahre, an das Gefühl, die Kontrolle zu verlieren. Für einen kurzen Moment schloss ich die Augen und als ich sie wieder öffnete, sah ich, wie Vantrag ein weißes Stofftaschentuch aus seiner Jackentasche zog, wo gerade noch seine Hand gesteckt hatte. Er legte das Taschentuch auf den Schoß, sein Brustkorb hob und senkte sich, er atmete tiefer als zuvor. Alles in Ordnung, wollte ich fragen, aber da stand er schon auf und setzte sich neben mich, gleich würde der Spielplatz kommen. Er griff nach seiner Kappe, die noch auf der gegenüberliegenden Bank war, er setzte sie auf. Er sagte, sie werden mich für einen nachtragenden Zeitgenossen halten. Meinetwegen, vielleicht ist es so. Aber irgendwie muss man gut machen, was die Vorfahren angerichtet haben. Wir fuhren jetzt mit Höchstgeschwindigkeit. Vantrag schrie, um gegen den Fahrtwind anzukommen. Er schrie, glauben Sie an Wiedergeburt? Ich schüttelte den Kopf und dachte an Ilona. Keine betriebsfremden Personen in diesem Waggon. Wandrak strich das Taschentuch glatt, eine Ecke war umgeklappt, er richtete sie gerade. Er schrie, ich habe ihn lange Zeit im Ponykarussell vermutet, dieses eine Pony mit dem Namen Waltraud, das stets die Ohren angelegt hat und dessen Rücken so durchgeritten ist, dass er fast bis zum Bauch durchhängt. Ein geschecktes Pony, das nicht und nicht sterben will und jetzt pensioniert und schlecht gelaunt auf der Koppel neben dem Pony- Karussell steht, wo die Kinder immer noch über den Zaun gehalten werden und ihre Hände nach ihm ausstrecken. Mehrmals pro Jahr bin ich wegen diesem Pony angereist in die Stadt, in der meine Kindheit geschehen ist. Waltraud hasst Kinder. Das habe ich ja gleich angesehen. Zig Kindern habe ich deshalb Runden auf Waltraud bezahlt. Aber irgendwann sind mir Zweifel gekommen, ja. Nach all den Jahren konnte ich plötzlich nicht mehr sagen, wie ich auf die Idee gekommen war, dass mein Vater ausgerechnet in diesem Pony steckt. Es könnte sein, dass es sich so verhält. Es könnte aber genauso gut anders sein. Wenn es so ist, tut es mir leid für Waltraud und all die Runden, die sie gehen musste, all die Kinder, die ihre Füße gegen ihren Bauch schlugen. Bantra kreusperte sich. Als ich damals so nachdachte, sagte er, kam mir der Gedanke, dass ich in meinem Drang, meinem Vater in seiner Wiedergeburt wehzutun, im Begriff war, genauso zu werden wie er. Ich kaufte einen Sack Karotten und kippte einen Teil davon über den Zaun der Koppel, den Rest versuchte ich in die hinterste Ecke zu werfen, dorthin, wo sich Waltraud meistens zurückzog. Ich traf sie ein-, zweimal, sie peitschte mit ihrem Schweif, als wollte sie einen Schwamm Mücken vertreiben. Die Karotten ließ sie liegen, aber ich war mir sicher, sobald ich ihr den Rücken zutrete, würde sie zu fressen beginnen. Auch mein Vater hätte sich diese Blöße nicht gegeben. Vantrag faltete nun sorgfältig das Taschentuch auf seinem Schoß. Sie werden mich für einen nachtragenden Zeitgenossen halten, meinetwegen, aber ich stellte mich der Auswahl Möglichkeit, zu handeln wie mein Vater oder nicht. Also bin ich heute wieder hier, mit dem letzten Stück, das mir von ihm geblieben ist, ein weißes Stofftaschentuch mit unseren Anfangsbuchstaben in Rot. Unseren, weil ich seinen Namen trage, wie er den Namen seines Vaters trug. Die Buchstaben, mit denen er begonnen hat, ich setze sie anders fort. Sehen Sie? W für Winke und A für allen. Mein Vater hat uns Kinder verachtet und er hat das Winken verachtet. Er sagte, es sei nur für Idioten, die nichts anderes mit ihren Händen anzufangen wüssten. Eine vollkommen sinnlose Tätigkeit. Ich muss sagen, dass auch mich das Winken anfangs einiges an Überwindung kostete, stets hatte ich diese Sätze im Hinterkopf. Und seien wir ehrlich, welche erwachsenen Menschen winken Unbekannten zu, ausgenommen Menschen in Booten, Ausflugszügen und Kutschen? Weniger. Ich kann Ihnen sagen, es ist schade, dass es sich so verhält, was für eine Befreiung es war, das Taschentuch durch die Luft zu schwenken und Kinder, ja auch erwachsene Menschen lächelnd zu sehen, ihnen eine Freude zu bereiten. Hier, bitte, versuchen Sie. Er hielt mir sein Stofftaschentuch hin. Es sah sauber aus, aber es erinnerte mich trotzdem an das Taschentuch meines Großvaters, mit dem er mir die Nase geputzt hatte. Dieser Geruch von Aftershave und Flecken, die viel zu selten ausgewaschen wurden. Auf diesem Stück Stoff waren wir zusammengekommen, der Großvater und ich, und ich überlegte, Vantrag zu fragen, ob auch er ähnliche Erfahrungen gemacht hatte, aber ich wollte das Gespräch nicht erneut auf Familienangelegenheiten bringen. Also griff ich nach seinem Taschentuch und ließ es in der Luft flattern. Kurz, eine Sekunde, vielleicht zwei, da riss es mir Wandrag schon aus der Hand und schwenkte es gleich einem Friedensangebot, besonders wenn wir an Kindern vorbeikamen. Sein Gesicht hältte auf. Vereinzelt winkten Leute zurück, manche zögerten, als ob sie sich nicht sicher seien, wie dieser mittelalte Mann einzuschätzen sei, der mit einem weißen Stofftaschentuch in einer Parkeisenbahn saß. Vantrag lächelte, er sagte, tatsächlich, meine Vermutung war richtig, dass mehr Menschen mein Winken erwidern, wenn es aus diesem Fahrzeug kommt. Sehen Sie, dort hebt noch jemand die Hand. Vielleicht dachten manche, er würde zu unserem Betrieb gehören, weil er im Dienstabteil saß. Eine neue Attraktion zu Saisonbeginn, der winkende Mann. Mir fiel die Chefin ein, ich überlegte, was sie davon halten würde, dass Wandrak auf diese Art und Weise seine Vergangenheit aufarbeitet. Ich saß entstrahlen und ich hörte ihr seufzen, ob Ilona mir denn nicht gesagt habe, würde sie fragen, wie jedes Mal in den Anfangstagen, wenn etwas nicht nach Plan verlaufen war. Ilona hat dir doch alles gezeigt, hatte sie gesagt und sich in ihrem Sessel hinter der Kasse gedreht. Du weißt doch, wie es geht. Die Lokomotive pfiff. Ich beschloss, Vantrag darauf hinzuweisen, dass er vor dem Hauptbahnhof zu weniger auffälligen Winkbewegungen übergehen müsse. Winkbewegungen, die nur mit der Hand ausgeführt werden. Und genau in diesem Moment flog das Taschentuch weg. Ich weiß nicht, ob er es absichtlich fliegen ließ oder ob es einfach geschah. Er blickte ihm still hinterher, wie es sich im Baum verfing. Dann legte er die Hände auf den Schoß und nickte mir erneut zu. Entschuldigen Sie bitte, sagte er nach einer Weile. Solche Gespräche sind nichts für eine kleine Eisenbahn. Das hier ist ein Ort, an dem man sich vergnügt. Danke, sagte er, als wir wenig später in den Hauptbahnhof einfuhren. Er öffnete die Kette noch während der Fahrt, aber er erhob sich erst, als der Zug zum Halten kam. Er stieg aus und hätte er einen Hut gehabt, hätte er ihn an dieser Stelle gezogen, ich bin mir sicher. Aber Vantrag hielt nur seine Kappe fest und deutete eine Verbeugung an. Ich nickte ihm zu. Haben Sie das jetzt alles geglaubt? Fragte er mich, bevor er sich zum Gehen umdrehte. Ja, antwortete ich. Gut so, sagte er und flanierte in Richtung Ponykarussell davon. davon I've been to the sea and its beautiful skies Lost my sleep to the city that never criticized I've heard all their stories and I've told mine And I laughed and I cried but I wasn't satisfied One night it came to me, struck into my head A beauty born within my mind, a dream in black and red I clean my shoes under corporate beam And I stole and I sold for millions dreams All of my handshakes, they were never too weak And I smiled, but I wasn't satisfied And I'm gonna build myself a miracle phone machine Miracle Fun Machine You're not gonna see it Till I pack my bags Fly away And I'm gonna build myself A Miracle Fun Machine You're not gonna like it Till it's pretty Swings off for him You're not gonna like it till this pretty swing's offering guitar solo One night it came to me Struck into my head A beauty born within my mind A dream in black and red All the love I could feel It was pushed aside And the more of my good fade away in the night them shadows of my life they were silently approving their smile but I was unsatisfied smile but I wasn't satisfied I'm gonna build myself a miracle fun machine you're not gonna see it till I pack my bags fly away I'm gonna build myself A miracle fun machine You're not gonna like it Till it's pretty swings offering guitar solo Applaus Ja, danke, Fagor. Das Lied war 2019 auch schon, gell? Das habe ich einmal gehört, das ist ein Hit. Ja, das ist ein Hit. Und ich glaube, ich weiß nicht genau, das einzige, das Sie sich gemerkt haben, meint Sie auch? Das ist schon so das Intro, oder? Ja, ich glaube, wir spielen seit immer mit Tieren auf der Bühne, kann ich sagen. Ich glaube, seit 2012. 2012, ja. Tabakfabrik. Tabak, ja. Ja, immer noch, oder? Es geht immer noch. Also gar nicht lesen, reden, genau das machen wir. Ja, es gibt immer noch Tiere, und man hat schon gesehen, Also gar nicht lesen, reden. Genau, das machen wir. Ja, es gibt immer noch Tiere und man hat schon gesehen, es gibt großartige Tierfiguren im Buch. Aber ich schätze mal, du hast entschieden, du wirst nicht die Autorin sein, von der du irgendwann hast, die hat immer die ganze Bibliograf ist voller Tiertitel. Ja, es war schon eine bewusste Entscheidung. Also eigentlich, glaube ich, war es das erste Mal nach den Fischen, wollte ich schon kein Tier im Titel und es hat sich dann eingeschlichen. Und irgendwann habe ich mir aber gedacht, okay, vielleicht waren es jetzt einfach die Zehnerjahre, sodass so die Zehnerjahre die Tierjahre waren. Und in den Zwanzigern, ich meine, so viele Bücher werden es jetzt nicht mehr ausgehen, aber in den Zwanzigerjahren sind es Nachtschatten, Gewächse oder was auch immer. Also eigentlich keine Ahnung, aber keine Tiere mehr. Vielleicht. Ja, sehr schön. Es ist irgendwie ähnlich wie bei einer Band. Man kann dann trotzdem ein Comeback machen und du kannst in 20 Jahren wieder einen Titel nehmen. Das Buch ist sehr großartig durchkomponiert. Ich versuche es ein bisschen langsam zu rekonstruieren, wie sich das ergeben hat. Ich schätze einmal, das ist mit der Zeit irgendwie gewachsen. Der Plan, die Konstruktion, so etwas fliegt einem nicht zu. Vier Jahreszeiten, ich glaube, ich habe es nicht nachgezählt, aber jedes Kapitel beginnt mit, ich glaube, 25 Menschen sind es im Sommer, es sind wahrscheinlich 25 Menschen, die davor kommen. Es ist schon sehr, sehr genau, so wie die Figuren teilweise sind, aber trotzdem, in dieser Konstruktion, es ist leicht luftig, spielerisch, wie du schon gesagt hast, teilweise greift der erste Satz von einem Text den letzten von einem anderen auf und geht so alles ineinander über. Der erste Erzählband, das waren einfach Erzählungen, kann ich mich erinnern. Genau, der erste, es hat auch schon so eine Rahmenhandlung oder einen Rahmen an grobem gegeben, dass die Figuren quasi über den Ort miteinander verbunden sind. Und jetzt ist es so entstanden, wo fange ich an? Also zuerst war der Wunsch da, ein Erzählband wieder zu machen, entgegen vielleicht erheblicher Vernunft oder was auch immer. Und der Verlag war dafür? entgegen vielleicht der heklischer Vernunft oder was auch immer. Und der Verlag war dafür? Ja, ich habe es einfach nicht gesagt. Ich habe einfach zu viel vor mich dahin gearbeitet. Aber ich glaube, man muss dann sowieso beim Schreiben das machen, was man machen will und was geht in dem Moment. Und ich wollte halt erst nicht gern wieder Erzählungen machen. Und es hat dann, ich glaube, zu Beginn zwei Erzählungen gegeben. Und mir war aber auch schnell klar, dass dieser Band mehr sein soll, als jetzt irgendwie Erzählungen, die mir da oder da erschienen sind, was man auch machen könnte, dass einfach Erzählungen in einem Buch sind. Und dann war es eigentlich ähnlich wie bei den Romanen. Also ich brauche beim Romanschreiben immer als zweiten Schritt, also erster Schritt ist immer das Thema oder mal so diese grobe Annäherung einer Geschichte und der nächste oder wichtigste Schritt vielleicht sogar dann ist die Struktur. Und das war eigentlich beim Erzählband relativ schnell klar, dass es so diese vier Jahreszeiten und quasi diese Bilder zu Beginn gibt, also diese Art Wimmelbilder, wo alles vorkommt. Und es ist dann im Schreiben auch immer mehr noch gewachsen. Also diese Menschen, es sind zu jedem Intro 22 oder 27 Menschen zu jeder Jahreszeit, die kommen tatsächlich in den Geschichten dann vor, also es sind alle durchgezählt. Es ist dann aber im Schreiben auch nur das entstanden, dass jede Erzählung quasi mit ein paar Wörtern, also die vorige Erzählung ändert und dann werden die letzten Wörter der vorigen Erzählung in der nächsten Erzählung aufgegriffen. Solche Spielereien. Also es klingt jetzt dann manchmal komplizierter, als das tatsächlich ist. Es macht einfach Spaß, das zu lesen, weil man hat das Gefühl, man bleibt nicht mit einem Text allein, wie es oft in Erzählb das tatsächlich ist. Es macht einfach Spaß, das zu lesen, weil man doch ein bisschen das Gefühl hat, man bleibt nicht mit einem Text allein, wie es oft in Erzählbinden ist, und die sind dann oft sehr unterschiedlich, sondern man hat das Gefühl, dass das eben was Durchgehendes ist. Klaus Kasperger hat in der Presse geschrieben, da wird der Roman überflüssig. Ich glaube, ich habe da die... Bist du einverstanden, oder? Mit diesem Log. Ja, also bei dem Buch war es jetzt einfach spannend. Ich finde es spannend, das vor allem einfach, was man mit Erzählungen machen kann und wie man sich dann auch spielen kann. Gerade so das Wimmelbild oder dieses Intro. Wenn man jetzt ein grobes Bild hat, wo verschiedene Figuren vorkommen, da steckt ja irrsinnig viel an Material oder an Möglichkeiten im Schreiben dann auch drinnen. Wenn man dann so quasi vom Großen in das Kleine hineinzoomt und sich genau diesen einen Ausschnitt der Welt anschaut. Wenn du da reinzoomst und so ein Bild mir vor Augen hast, weißt du dann schon das wird jetzt so quasi ein etwas längerer Text von, so wie der jetzt, 12, 15 Seiten und dann gibt es ja auch so ein, zwei Seiten lange Texte Muss man da genauso viel ganz nicht, muss man da genauso viel also darin arbeiten, überlegen Ja, also ich glaube die Länge der Erzählung hängt nicht unbedingt mit dem Aufwand dann zusammen. Also es ist gerade auf das Kurze dann, also jede Erzählung ist ja was, könnte man sich auch wie einen eingedampften Roman vorstellen im Endeffekt. Also das finde ich ja das Spannende an der Erzählung, wie weit kann ich jetzt dem Erzählen zurückdrehen, dass die Geschichte vielleicht noch stärker wird oder dass sie noch funktioniert oder was auch immer. Also es gibt ja von Hemingway dieses Eisbergmodell, dass quasi sieben Achtel des Eisbergs unter Wasser sind und beim Eisberg alles auf diese sieben Achtel ankommt, also was quasi diesen Eisberg trägt. Und das ist beim Romanschreiben, aber bei der Erzählung natürlich dann noch viel mehr dieser Unterbau. Insofern ist eine ganz kurze Erzählung vielleicht genauso aufwendig wie ein längerer. Welche Rolle spielt Rhythmus und Musikalität bei dir? Es fällt vielleicht jetzt mehr auf durch diese Konstruktion. Das war in den anderen Büchern vermutlich auch schon so. Oder ist dir das wichtiger geworden? Nein, es war immer wichtig. Es ist immer eng verknüpft. Einerseits zur Sprachmelodie beim Schreiben, aber auch Melodie, generelle Melodien. Ich kann keinen einzigen Satz ohne Musik schreiben. Schreiben ist bei mir immer Kopfhörer aufsetzen, die richtige Musik finden und schreiben. Und das fließt dann wahrscheinlich auch in den Text hinein und ich finde, jeder Text muss auch laut gelesen werden und dann für mich sich richtig anhören, wenn er fertig ist. Du hast einmal gesagt, vor einigen Jahren, du musst in Linz noch in eine Straßenbahn einsteigen und die Leute reden, hören, schon hast du drei Geschichten. Ist das immer noch so? Wie findest du generell, wie findest du zu dem Material? Ja, schon viel unterwegs. Es ist in Wien jetzt auch schon leichter geworden, Material zu finden, zum Glück. Wieso schon leichter? Ich glaube, früher hat mein Wunsch schwerer getan, Geschichten zu finden oder keine Ahnung, war vielleicht dann noch nicht so angekommen. Ich weiß nicht, woran es liegt. Aber ich finde so, das Unterwegssein und das Notizen machen und das Notieren essentiell für das Schreiben. Also ich finde, eigentlich sind Notizen schon so eine eigene Form des Schreibens, die für sich auch stehen kann und die einerseits Material ist, das dann vorhanden ist, auf das man sich vielleicht verlassen kann, dass irgendwas in diesem Fundus da ist, das einmal zu einer größeren Geschichte führen könnte oder das Schreiben auslösen könnte. könnte oder das Schreiben auslösen könnte. Und dann ist auch ein sehr schönes Bild, dass man da so quasi diesen Container hat und dann ab und zu was rauszieht und so ein Stück Realität oder ein Stück Wirklichkeit in was Neues einbaut und schaut, was dann passiert. Gesammelt wird immer und du schaust dann, wenn du jetzt konkret wirklich die Arbeit an einem Buch wirst, was ist alles im Container? Genau. Jetzt haben wir schon vorher Humor angesprochen. Welche Rolle spielt generell Humor in deinen Texten und wie ist es in diesem Buch jetzt speziell? Ich glaube Humor und das... Mir ist es stärker aufgefallen, aber es hängt vielleicht selber mit der Situation, wo man es liest, zusammen. Es gibt so viele Faktoren, ich weiß es nicht. Ja, schwer zu sagen. Also ich glaube Humor und Melancholie oder das Dunkle oder was auch immer, die gehen auch oft so Hand in Hand oder es braucht irgendwie ein Gegengewicht, dass vielleicht die Geschichte funktioniert dann oder dass die Figur funktioniert. funktioniert dann oder dass die Figur funktioniert. Aber ich würde mir jetzt nicht hinsetzen und überlegen, ob es lustig ist oder genau. Jetzt wird es sonst so düster. Das passiert einfach, entwickelt sich im Schreiben. Oder die Figuren führen da irgendwo hin. Apropos Figuren, es ist immer blöd, Autoren zu ihren Figuren zu befragen, aber es ist so oft, ich glaube, in fast jeder oder eher zweiten Rezension kommt dann immer wieder das Wort Außenseiter vor. Sind das für die Außenseiter? Nein, überhaupt nicht. Also das sind Menschen, das sind Menschen einfach. Und ich glaube, dass jeder, jeder wahrscheinlich irgendeine Schrulle hat oder was auch immer, was bei genauerer Betrachtung dann ja, vielleicht abseits der Norm wäre oder was auch immer, wobei die Frage ist, was ist die Norm und was ist Außenseite und was ist der Mitte der Gesellschaft oder der Rand der Gesellschaft, was ja dann auch oft angesprochen wird. Also was in dem Buch mir aufgefallen ist, es verbindet viele, viele Texte, das sind Figuren, die sich wirklich in so Schrullen so ein bisschen eingerichtet haben und versuchen da irgendwas, irgendeinen Schmerz oder irgendwas, was ihnen zustößen könnte, von sich fernzuhalten, wobei der Schmerz ja eigentlich schon vorher passiert ist, darum haben sie sich das ja eigentlich erst diesen Panzer oder das irgendwas zugelegt, oder? Das ist irgendwie die Ironie des Ganzen. diesen Panzer oder das irgendwas zugelegt, oder? Das ist irgendwie die Ironie des Ganzen. Aber man muss genau hinschauen, um das zu erkennen. Man sieht es. Man würde es bei den wenigsten Figuren, wenn man sie auf der Straße sehen würde, also bei einigen schon im Buch, aber mit dem wenigsten auf den ersten Blick erkennen. Ja, also bei dir mit den Bäumen wahrscheinlich. Das wollte ich gerade überleiten. Beim nächsten Text. Das ist jetzt bei der mit den Bäumen wahrscheinlich direkter. Beim nächsten Text. Das ist schneller zu erkennen. Aber jetzt einer wie Wandrag, das ist, gut, das mit dem Taschentuch ist vielleicht auffällig, aber das andere entfaltet sich dann erst im Gespräch, was der für ein Packerl mit sich tragt. Gut, dann schauen wir zu den Bäumen. dass der für ein Packerl mit sich tragt. Gut. Dann schauen wir zu den Bäumen. Passt. Danke. Danke. Ich lese jetzt noch zwei Geschichten. Die eine ist ein bisschen länger und die andere ist ganz kurz. Und die erste spielt in einem Freibad bei den Bäumen. Und einer Frau, die die Bäume liebt. Und er heißt die Halböffentlichen. An und für sich war es kein außergewöhnlicher Tag. Es war einer jener Mittwochvormittage, an denen die Bäume so still sind, als hätten sie noch nichts erlebt. Ich blickte hinüber zur Rostkastanie. Kein Blatt, das sich rührte. Ich schaute zum Spitzahorn, auch dort keine Bewegung drin. Nichts, das auf solch eine Entwicklung hingedeutet hätte. Der Mann kam vom Becken, eine blaue Badehose und doch sah er nicht aus wie einer, der auf der Liegewiese nur den Blatt sucht, den er kurz zuvor verlassen hat, um ins Becken zu springen. Nein, dazu bewegt er sich zu zielstrebig auf die Platane zu. Es ist ein seltener Anblick, dass einer mit solch einer Überzeugung zu den Bäumen geht. Ich war mir sicher, absolut sicher und stand vor meinem Strandtuch auf. Wie er auf sie zusteuerte, ohne sich umzudrehen, wie er seine Hand auf ihren fleckigen Stamm legte. zusteuerte, ohne sich umzudrehen, wie er seine Hand auf ihren fleckigen Stamm legte. Platanen stoßen ab, was sie beengt, und doch bleiben Flecken, wenn große Borkenplatten zu Boden krachen. Ich halte den Borkenwurf für einen tollpatschigen Versuch, die Vergangenheit abzuschütteln, aber das erzählte ich ihm nicht. Nein, ich verlor mich nicht im Detail. Bei Beginnenden geht es um Behutsamkeit, dachte ich, und ging los, vollkommen ahnungslos, welche Folgen diese Begegnung haben würde. Der Mann drückte seine rechte Hand gegen den Stamm. Dann, nach zehn Sekunden, vielleicht auch 20, lehnte er seinen Kopf gegen ihn. Es war eine langsame Annäherung, wie sie häufig von Beginnenden ausgeführt wird. Sie sind ein Baumfreund, sagte ich vorsichtig, als ich bei ihm ankam. Ich hörte ein Stöhnen, wie es oft von Menschen kommt, wenn sie ganz in den Bäumen sind. Er bewegte sich nicht, ich überlegte, ob ich überhaupt weitersprechen sollte, um ihn nicht aus dem Fluss zu bringen. Aber ich war zu aufgeregt, um still neben ihm zu stehen. Ich freute mich, ja, ich freute mich, einen Gleichgesinnten gefunden zu haben. In all den Jahren ist mir niemand begegnet, der diesem Baum die Aufmerksamkeit geschenkt hätte, die er verdient. Sie führen diese Tätigkeit nicht zum ersten Mal aus, sagte ich also. Allerdings sind sie relativ neu auf unserem Feld. Wenn ich Ihnen nur einen kleinen Ratschlag geben darf, legen Sie anstatt der Stirn die Wange gegen den Stamm, so spüren Sie mehr. Bitte versuchen Sie es, Sie werden mir lange dankbar sein. Platanen bieten sich zu einer Berührung mit der Wange besonders gut an. Selten finden Sie Bäume mit solch einer einladenden Oberflächenstruktur. Nur mit den Blättern gilt es, achtsam zu sein. Platanen husten, aber was erzähle ich Ihnen? Niemand geht so weit in die Krone hinein, dass er mit den Sternhaaren in Berührung käme. Sie wissen das alles bestimmt. Sie kennen das Baumkataster, diesen großen Schatz, der zu jedem Baum Pflanzia, Stammumfang, Kronendurchmesser und Höhe vermerkt. Sie kennen die Schilder aus Metall, die ein jeder Baum trägt, um sich vorzustellen. Pflanzia, nicht das tatsächliche Alter, darin kann ein großer Unterschied bestehen, wie ihnen spätestens bewusst werden dürfte, wenn sie sich der Platane beim Justizpalast nähern. Unmöglich, dass dieser Baum erst ein paar Jahre zählt. Er muss weit älter, ja, er muss mindestens 80 Jahre anderswo gewachsen sein, ehe er auf einem Tieflader durch die Stadt gekarrt wurde und seinen neuen Standplatz gefunden hat. Bestimmt haben sie von dieser Geschichte gehört, aber davon wollte ich Ihnen nicht erzählen. Was wollte ich sagen? Das Kataster, genau. Ja, ich war aufgeregt. Ich verhaspelte mich beim Erzählen. Ich sprach weiter von meiner Hoffnung, dass im Kataster eines Tages das tatsächliche Alter der Bäume aufscheinen möge. Ich berichtete von meinem Besuchen beim Magistrat, den Öffnungszeiten und den Menschen dort. Das tatsächliche Alter ergänzt um die Information, wo der Setzling gezogen wurde. Das ist das eine, sagte ich, während ich auf die Schulter des Mannes blickte, der sich keinen Millimeter bewegte. Ein auffällig großes Muttermal, dachte ich, er sollte es anschauen lassen. Kein Wort kam von ihm, also redete ich weiter. Davon, dass es durchaus einen Unterschied mache, ob der Baum aus der Steiermark komme oder aus Brünn. Davon, dass mir die freundlichen Menschen vom Magistrat in diesem Punkt stets Recht geben, ja, dass durchaus mit einem Entgegenkommen zu rechnen sei. Nur in der wichtigsten Sache bewegten sie sich nicht. Der Erfassung von Bäumen auf privatem Grund. Wie oft bin ich dort gewesen, aber nichts. Das Baumkataster sei nur für öffentliche Flächen gedacht, sagten sie wieder und wieder. Und was ist mit den Halböffentlichen, fragte ich, mit Grundstücken, wo tausende Menschen Woche für Woche unter Bäumen liegen, von denen sie nicht einmal das Pflanzjahr kennen? Frau Magister, antwortete die letzte Beamtin, mit der ich zu tun hatte, wir können Ihnen in diesem Punkt bedauernswerterweise nicht entgegenkommen. Aber die Badegäste suchen doch wegen der Bäume das Freibad auf. Nein, zum Baden, und das Bad ist außerhalb unseres Zuständigkeitsbereichs. Zum Baden, wiederholte ich und lachte, dann versuchen Sie einmal ein Bad ohne Schatten zu betreiben. Nein, hörte ich die Beamtin abermals sagen, ich wünsche Ihnen einen schönen Sommer, Frau Magister. Vergessen Sie nicht auf die Halböffentlichen, wiederholte ich trotzdem, als ich den Raum verließ, denn irgendwann stößt jedes Argument auf Grund. Der Mann sprach nicht, er bewegte sich nicht, er lehnte immer noch genauso an der Platane, wie er seine Umarmung begonnen hatte. Ich überlegte, immer neu zu raten, den Kopf zu drehen, ihn anzuweisen, die Arme vollständig auszustrecken, so weit wie möglich um den Stamm zu legen. Ich ließ es sein. Beginnende Erschrecken leicht, das weiß ich aus meinen ersten Tagen. Ich strich kurz über die Rinde, ohne ihm zu nahe zu kommen. Ich sagte, sie ahnen es vielleicht bereits, ich hege für diese Platane eine Leidenschaft. Stünde sie nicht hier, ginge ich zum Baden woanders hin, aber was soll ich am schönsten sehen, wenn dort nur Weiden wachsen. Nichts gegen Weiden, sie sind hübsch anzusehen, aber wer einmal den Kopf gegen ihren Stamm gelegt hat, wird wissen, was ich meine. Unmöglich, eine Weide mit einer Platane zu vergleichen, vor allem mit solch einem prachtvollen Exemplar. Und deshalb frage ich mich, wie es sein kann, dass ich von jeder Rostkastanie dort draußen etwas in Erfahrung bringen kann, nur von dieser Platane nicht. Es ist nicht so, dass ich es nicht wiederholte Male auf anderen Wegen versucht hätte. Zuletzt begann ich bei der Bademeisterin, die mich an die Verwaltung verwies, vor deren Eingang ein Herr in Badehose stand. Ich fragte auch ihn, obwohl ich im Vorhinein schon bezweifelte, dass er in der Verwaltung arbeitete. Aber solche Dinge lassen sich stets erst durch ein Gespräch feststellen, nicht? Ich hatte schließlich auch nur ein Handtuch um meinen Badeanzug gewickelt, ein Auftreten, das ich mir ansonsten nicht erlauben würde. Aber wenn mich die Bademeisterin an die Verwaltung verweist, bleibt keine Zeit, in andere Kleidung zu schlüpfen. Wie auch immer, der Herr in Badehose stellte sich als nicht zuständig heraus, ebenso der mit Brille. Erst der Herr ohne Haar, mit dem ich auch beim letzten Mal gesprochen hatte, ließ mich mein Anliegen zu Ende bringen. Ich bitte sie erneut um Auskunft, wie alt die Platane auf ihrem Grund ist. Er zuckte nur mit den Schultern. Der größte Baum, ihr stärkster Schattenspender, die Hauptattraktion, das Zentrum ihres Bades. Er schaute mich an, als hätte er noch nie von Bäumen gehört und drehte sich zur Frau neben der Kaffeemaschine hin, die gerade einen Kalender umblätterte. Eine unvorteilhafte Aufnahme zweier Katzen kam zum Vorschein, noch unvorteilhafter als die zuvor. Zwei dicke Tiere mit erhobenem Schwanz von hinten fotografiert. Wer um alles in der Welt, dachte ich, da hörte ich ihn rufen. Susi, rief er, hast du was zu bäumen? Und die Frau lachte auf, ein kurzes bitteres Lachen, bevor sie über das neue Kalenderblatt strich und wieder ihren Platz einnahm. Leider, sagte der Herr ohne Haar, wir können Ihnen auch dieses Mal keine Auskunft geben. Da platzte mir der Kragen. Ich ballte meine Hände zu Fäusten, ich wollte losschreien, aber ich erinnerte mich, was ich von den Bäumen gelernt habe. Ruhig stehen bleiben, auch wenn es noch so weht, denn Wolken zusehen, wie sie vorüberziehen. Mit der Zeit geht jeder Sturm vorbei. Der Herr musterte mich. Ich hielt aus, schon nach einem Hinweis auf seinen Namen, ein kleines Schild am Schreibtisch, nichts. Niemand hat solche Schilder auf Tischen stehen. Möchten Sie jetzt vielleicht einwenden? Und Sie haben recht. Ich blickte mich weiter um. Die Frau mit dem Namen Susi schaltete die Kaffeemaschine ein. Der Herr ohne Haar schaute mich an. Ich schaute ihn an. Dann sagte ich mit ruhiger Stimme, es wird sich jemand über sie beschweren und diese Person werde vielleicht nicht ich sein, aber es wird sich jemand an die oberste Stelle wenden. Dieser Verwaltungsapparat ist verwaist, hat keine Ahnung von den Bäumen, die länger hier sind als alle Menschen, die in diesem Büro beschäftigt sind. Niemand würde dieses Bad besuchen, wären die Bäume nicht. Es ist ihre Pflicht, über ihren Baumbestand informiert zu sein. Die Badegäste müssen doch wissen, unter welchem Jahr sie liegen. 1972, sagte der Herr ohne Haar plötzlich und schaute drein, wie einer dem Nichts wirklich gar nichts an der Welt um ihn herum liegt. Ich ließ ihn wortlos zurück. 1972, dass ich nicht lache. Selten habe ich solch einen Unfug gehört. 250 Zentimeter, 250 Zentimeter Stammumfang. Es braucht nur ein Maßband, die Fähigkeit zu lesen und die Bereitschaft, diesen Baum mit anderen zu vergleichen. Dann lässt sich ableiten, dass diese Platane um die 100 Jahre sein muss. Ein Grünschnabel im Vergleich zur Rostkastanie dort drüben und doch, alles in Ordnung? Ja, alles in Ordnung, fragte ich an dieser Stelle, als hätte ich bereits geahnt, dass nichts in Ordnung war. Er begann seine Finger zu bewegen, er drückte die Fingerspitzen fest in den Stamm. Ich hätte gehen sollen, ihn der Platane überlassen, aber auch den Bäumen wohlgesinnte Menschen neigen zu solchen Bewegungen. 100 Jahre mindestens, setzte ich also fort, ohne auf ihn zu achten, vielleicht auch ein paar Jahre mehr. Wir müssen doch wissen, was die Bäume in unserer Umgebung bezeugen, selbst wenn wir nur unter ihnen stehen. Wissen Sie, an Tagen, an denen ich verzweifle, ist das ein enormer Trost. All das, sage ich mir, all das haben sie erlebt und sie sind immer noch hier. Ich bin mir sicher, ein verstärktes Baumbewusstsein würde vielen helfen. Aber was erzähle ich ihnen? Sie wissen darüber bestimmt Bescheid. Sie spüren doch gerade selbst diese Kraft. 100 Jahre mindestens, ich bin mir sicher. Und da passierte es. Mit einem Ruck löste der Mann seinen Kopf vom Stamm, viel zu schnell für einen, der bei den Bäumen ist. Weiß war er im Gesicht, dachte ich noch, einen eigenartigen Gesichtsausdruck hat er. Da fuhr er sich mit beiden Händen über den Kopf. Was für ein Unsinn, flüsterte er. Wie bitte, was sagen Sie da? Was für ein bodenloser Unsinn. Als ob uns die Gleichgültigkeit der Bäume vor irgendetwas bewahren könnte. Blätter bewahren uns vor nichts. Sie kommen, sie verschwinden und irgendwann bleiben sie für immer aus. Spätestens, wenn die Welt an ihr Ende gelangt. Wenn Sie bitte zurücktreten, ich bin hierher gekommen, weil ich schon als Kind gegen diesen Baum uriniert habe. Sie können doch nicht, es gibt genügend Anlagen. Meine Mutter stellte mich jedes Mal hierhin. Möchten Sie etwas gegen meine Mutter sagen? Sie liegt da drüben am Asphalt. Meine Mutter bräunt sich auch mit 87 Jahren noch gern. Ich bin hier, um auszutreten und ich würde jetzt, wo endlich dieses Schwindelgefühl vorüber ist, das mich in letzter Zeit häufiger fasst, jetzt wäre ich wirklich gern für einen Moment allein. Er hatte Farbe im Gesicht gewonnen. er sah wieder frischer aus. Ich blickte hinüber zur Bademeisterin, ich winkte ihr mit beiden Armen, sie drehte sich weg. Er hatte eine angenehme Stimme, aber ich wollte trotzdem kein Wort davon hören, was er sagte. Alles muss man selber machen, fluchte ich still und streckte meinen Rücken durch. Ich sagte, so. Ich sagte, ich weiß, jeder legt sich einen Vorwand zurecht, um zu beginnen. Kommen Sie, Sie brauchen sich nicht zu schämen, wir versuchen gemeinsam, den Stamm zu umarmen. Geschlossene Umarmungen sind die intensivsten, Sie werden sehen, wie Sie innerhalb kürzester Zeit Zuversicht spüren und unglaublich viel Kraft. Wenn Sie bitte Ihre Arme ganz weit strecken, ich weiß, es ist unangenehm auf dem Bauch. Das ist der Nachteil von Badehosen. Deshalb raten wir Beginnenden zu leichter Kleidung. Nicht alle Bäume sind bewältigbar, aber meistens geht es doch. Nicht erschrecken, ich nehme jetzt ihre Hand. Da begann er zu schreien, weit höher, als ich es erwartet hätte. Ich hatte es nicht kommen sehen. Ich war mir sicher gewesen, er würde meiner Einladung folgen. Aber stattdessen stand er vor mir und schrie und die Badegäste blickten auf und in der nächsten Sekunde war die Bademeisterin bei uns. Harmlos hatte der Tag begonnen. Nichts, was auf solch eine Entwicklung hingedeutet hätte. Ich verließ das Bad um 11.21 Uhr, zwei Stunden früher als sonst. Ich spürte ihre Blicke in meinem Rücken und ich schwor mir, nie wieder dieses Gelände zu betreten. Das war mein Entschluss, ein Entschluss, den ich fasste und niemand sonst. Ich ging und der Tag verging und die erste Woche und die zweite. Ich fuhr ins Meer, ich hielt es dort nicht lange aus. Ich kam zurück und ich ließ meine Haare schneiden. Ich kaufte einen neuen Badeanzug, schwarz statt rot. Ich fasste den nächsten Entschluss. Und jetzt sitze ich hier und schaue auf den gefleckten Stamm, kräftig wie immer. Zuversicht, darum geht es doch, etwas finden, was dir Zuversicht gibt. In diesem Punkt werden sie mir bestimmt beipflichten. Ein leichter Wind weht heute, eine angenehme Brise, die die Blätter rauschen lässt. Die Bademeisterin ist anderweitig beschäftigt. Ich stehe auf, ich lockere meine Arme, meine Finger, meinen Kopf. Gleich gehe ich los. Dieser Baum ist besser als jedes Meer. Und jetzt noch zum Abschluss einer kurzen Geschichte. Ich habe jetzt auch noch so ein bisschen einen Eindruck bekommen von den kürzeren Texten im Buch. Also der ist, glaube ich, anderthalb Seiten lang und spielt in einem Friseursalon. Und heißt Salon Schädel. Macht nichts, sage ich, als Elfriede mit dem Pinsel einen dunklen Strich auf meiner Stirn hinterlässt. Einen Moment bitte. Elfriede dreht sich um und greift nach der Küchenrolle. Ich bin zu sehr ins Erzählen gekommen. Ich schließe die Augen, als sie über meine Stirn wischt. Wo waren wir stehen geblieben? Genau, sagt sie und streicht wieder mit dem Pinsel über meinen Kopf. Wir waren mit dem Auto unterwegs und sind gleich wieder weitergefahren. Der Kaiser, schön und gut, aber ich bin froh, dass es ihn nicht mehr gibt. Stellen Sie sich vor, was alles im Privatbesitz wäre. Wo würde ich denn heute Abend spazieren? Nein, der Kaiser und die Kaiservilla und alles, was dazugehört, lassen mich vollkommen kalt. Wir sind also gleich weitergefahren und dann diese Ruhe inmitten Hunderter, ja vielleicht Tausender Menschen, die Berge, der See, großartig, wie oft bin ich dort gewesen und jedes Mal bin ich wieder entzückt. Das Beinhaus, Mensch an Mensch, Knochen an Knochen, der Höhepunkt jedes Sommers, was für eine Schädelsammlung ein jeder Einzelner bemalt, welche eine Kunst, sagt Elfriede nach einer kurzen Pause und fährt vorsichtig in den Tiegel, ehe sie wieder Farbe auf meinem Kopf aufträgt. Ich nicke. Ich korrigiere Elfriede nicht, dass sie vom Höhepunkt ihres Sommers und nicht ihres Ausflugs gesprochen hat. Elfriede räuspert sich, es fühlt sich an, als hätte sie die Strichrichtung verändert. Kunstvoll verzierte Schädel, sagt sie, und verharrt mit dem Pinsel ungewöhnlich lange an meiner Schläfe. Efeu, Rosen, ja sogar Oleanderblätter, es ist richtig schön gewesen. Ich schaue in den Spiegel, ich höre die Kinderschreie aus dem Strömungskanal, vielleicht kommen sie auch aus dem Wellenbecken. Elfriede lächelt, sie trägt heute das Oberteil mit einem pinken Totenkopf darauf, wie meistens, wenn ich bei ihr bin. Der Totenkopf hat eine Krone auf, er funkelt. Und zum ersten Mal kommt mir der Gedanke, dass sich der Salonname Schädel nicht auf Elfriedes Nachnamen bezieht. Ich frage sie nicht danach, es wäre unhöflich, sie zu unterbrechen, wenn sie von ihrem Ausflug erzählt. Das Beinhaus, wiederholt Elfriede und zieht mit dem Pinsel einen Kranz um meinen Kopf. Ich nicke. Ich habe angenommen, dass Elfriede aus anderen Gründen Friseurin wurde, aber es ist gut so, wie es ist. All right. Ketika kita berada di kota, kita akan melihat kota yang terbaik. Musik Geh dirndl, geh dirndl, geh lieg, meine Damen, wo warst denn du gestern bei der Nacht? Badibam, badibam, im finstern Wald, war man bang und so viel kalt. Gettindl, gettindl, wo wirst denn du hin? Immer dort, wo der kalte Wind war. Música Der Mann, das war ein fleißiger Gesell, drunter auf der Baustelle hinweg. In der Gruhe und rund dieser Schädel kling, aber sonst war nix von ihm da. Geh dimm, geh dimm, geh, lieg mir ned an, wo warsten du gæste en bader nogt? Badibam, badibam, min finste højt Bader mig bangem så fy køj Gå dybt, gå dybt, hvor bøste du hæ? geht dir, geht dir, wo bist denn du hin, immer dort, wo der kalte Wind war. Thank you. Applaus Applaus Applaus Applaus Applaus Applaus Applaus Applaus Applaus Im Namen des Stifterhauses möchte ich mich herzlich bei Anna Weidenholzer, Sebastian Fasthuber und der Band Fago für diesen äußerst gelungenen Abend bedanken. Es war uns eine Freude, Sie heute alle hier zu haben. Bevor wir den Abend abschließen, möchte ich Sie noch auf unseren Büchertisch hinweisen, der sich heute draußen im Foyer befindet. Der Büchertisch wird heute betreut von der Buchhandlung Alex. Wer sich ein Buch kauft oder vielleicht schon eines mit hat, der kann das Buch dann auch sicherlich gerne bei Anna Weidenholzer signieren lassen. Das Oberösterreichische Literaturhaus im Stifterhaus geht nun in die Osterferien, doch wir freuen uns, Sie in zwei Wochen wieder begrüßen zu dürfen. Merken Sie sich gerne den 24. April vor. An diesem Abend werden Sabine M. Gruber und Jan Kostow zu Gast sein und ihre Romane Alles gut am Ende sowie der glückliche See präsentieren. Die Moderation übernimmt Alois Schörkuber. Noch ein kurzer Hinweis für alle, die selbst schreiben. Die Ausschreibungen für unsere Jubiläumsausgabe der Zeitschrift Die Rampe sind noch auf unserer Homepage sowie am schwarzen Brett einsehbar. Wer Texte einreichen möchte, kann sich gerne noch informieren. Möglich ist das noch bis zum 30. April. Und ein weiterer kleiner Hinweis noch. Auch unser Literaturcafé hat noch offen, wer den Abend bei einem Getränk ausklingen lassen möchte, der ist herzlich eingeladen, vorbeizusehen. Danke nochmals für Ihr Kommen, ich freue mich, Sie bald wieder hier zu sehen und eine angenehme Heimreise. Auf Wiedersehen.