Hallo und herzlich willkommen zu einer weiteren Folge Go Queer. Wir haben pünktlich zum Frühjahrsputz unser Format etwas aufpoliert. Nur heute gibt es exklusiv unsere persönlichen Eurovision Song Contest Top 3. Freut euch zudem neben den Schwerpunkt News nicht nur auf einen Quickie, nicht auf zwei, sondern auf ganze vier News Quickies, um kurz und knapp informiert zu bleiben. Unsere Filmtipps sind natürlich auch wieder dabei. Beim LSVD Plus Bundesverbandstag Anfang diesen Monats hat Sven Lehmann seine Zeit als erster Queerbeauftragter der deutschen Bundesregierung Revue passieren lassen. Neben der motivierten Zusage, dass er sich weiterhin im Bundestag für die Rechte queerer Menschen einsetzen wird, klang aber auch heraus, einen weiteren Queer-Beauftragten wird es zunächst nicht mehr geben. So lässt es sich aus dem kürzlich fertiggestellten Koalitionsvertrag zwischen SPD und CDU herauslesen, der auch weitere wichtige Punkte queerer Politik vermissen lässt. So ist vom Aktionsplan Queerleben oder zur Ergänzung von Artikel 3 des Grundgesetzes um das Merkmal der sexuellen Identität ebenfalls nichts zu finden. Hingegen wird das noch junge Selbstbestimmungsgesetz ins Visier genommen. Alfonso Pantesano, der Queerbeauftragte von Berlin und SPD-Mitglied, spricht hier von einem Armutszeugnis, dass queeren Menschen nun eine bittere und enttäuschende Realität vorgesetzt werde und dass es eine Zustimmung zum Koalitionsvertrag seinerseits nur über seine Leiche gäbe. Selbst aus den Reihen der FDP kommt Kritik. Die Union und SPD haben außer weniger warmer Worte nichts für queere Menschen zu bieten. Berliner CSD-Vorstand Thomas Hoffmann vermisst Maßnahmen gegen Hasskriminalität und zum Schutz vor queerfeindlicher Gewalt. Nüchtern betrachtet tritt das Wort queer im Koalitionsvertrag ganze zweimal auf. So soll medizinische Vorsorge, Behandlung und Forschung auch queersensibel erfolgen und queeres Leben vor Diskriminierung geschützt werden. Allerdings nur mit einem Verweis auf entsprechende Maßnahmen. Ohne hier weiter zu konkretisieren. Der LSVD Plus sieht zudem eine weitere Gruppe in Gefahr. Queere Menschen aus Afghanistan müssen um ihr Leben fürchten. Die Bundesrepublik plant, humanitäre Aufnahmeprogramme zu beenden. Wer queer ist und in Afghanistan bleiben muss oder gar dahin rücküberführt wird, läuft Gefahr von der Taliban, ermordet zu werden. So fasst auch die Vorständin Nora Eckert vom Bundesverband Trans zusammen, dass die künftige Regierung Menschenrechtsverletzungen in Kauf nimmt. Das trifft auch queere Geflüchtete aus anderen Ländern, wie der Verein Quartira betont. Solang wie in der letzten Sendung die Liste an Maßnahmen war, die die österreichische Regierung nun für queere Menschen umsetzen will. So lang ist nun auch die Liste an Maßnahmen und Programmen, die die deutsche zukünftige Bundesregierung plant zusammenzustreichen. Es scheint in den Zeitgeist zu passen. Die unreflektierten Befürchtungen einer lauten Masse werden berücksichtigt, die von Populisten angestachelt wurden. Differenzierung ist out. Minderheiten zu schützen ebenso. In Befürchtung, dass rechtsextreme Kräfte an die Macht kommen könnten, die dann die Demokratie abschaffen, höhlt man die Demokratie kurzerhand selbst aus. Und wie ich zu dem Gedanken komme? Nun ja, ein Merkmal von Demokratie ist, dass im Bewusstsein, dass ja Entscheidungen durch die Mehrheit getroffen werden, Minderheiten natürlich geschützt werden müssen. Die zukünftige Bundesregierung hat sich zumindest entschieden, den Schutz von besonders Schutzbedürftigen nicht mehr in den Fokus zu nehmen. Sie fokussieren sich darauf, es den 25% der Bevölkerung recht zu machen, die sich bereits auf die menschenverachtenden und egoistischen Ideale der AfD eingelassen haben. Praktisch für die AfD, dass ihre Politik nun praktiziert wird, obwohl sie gar nicht in der Regierung sitzen. Die US-Botschaft hat an deutsche Unternehmen, die derzeit oder potenziell Geschäftspartner der US-Regierung sind, einen Fragenkatalog zugeschickt. In den 36 Fragen wird unter anderem die DEI-Politik in den Fokus genommen. Das steht für Diversity, Equity and Inclusion, also Vielfalt, Gleichheit und Inklusion. Die Firmen sollen bestätigen, dass ihre Projekte keinerlei Elemente dieser Kategorien oder auch zur Umweltgerechtigkeit enthalten. Gleichzeitig ist eine Aufforderung enthalten, Maßnahmen zu treffen, um die Rechte von Trans-Personen zu beschneiden und antichristliche Vorurteile auszumerzen. So soll die finanzielle Unterstützung von Organisationen eingestellt werden, die sich für Abtreibung einsetzen. Die Berliner US-Botschaft begründet den Fragebogen mit der Einhaltung von US-Bundesrecht. Konkret mit dem von Trump erlassenen Anti-DEI-Dekret. Die Firmen hätten so die Chance einer Selbstzertifizierung ohne Verifikationsverfahren. Diesen scheint allerdings die Einmischung in unternehmerische Entscheidungen aufzustoßen. Der politische Ton des Schreibens irritiere. Das muss man sich mal reinziehen. Da wendet sich die amerikanische Regierung an deutsche Firmen und sagt, wir arbeiten nur mit euch zusammen, wenn ihr Menschen schlecht behandelt und die Umwelt verpestet. Dabei wird immer deutlicher, welche Auswirkungen diese Politik hat. Schwachsinn brauche man nicht, führt dazu, dass die Börse einbricht, dass Menschen leiden und immer mehr von Armut betroffen sind, dass in Amerika Ostern ohne Eier gefeiert werden muss. Erste Ratgeber empfehlen allen Ernstes schon Kartoffeln anzumalen. Und ist euch übrigens aufgefallen, dass wir zum Frühlingsanfang eigentlich Sommeranfang hatten? Ich wette, wir können dieses Jahr zeitweise mit über 40 Grad Celsius rechnen. Also, wie blind kann man sein? Wie viel muss kaputt gehen, bis man einsieht, dass die eigene Meinung vielleicht doch nicht die Beste ist? Bis man über seinen Schatten springt und zugibt, dass man falsch lag? Sehen Menschen lieber den eigenen Planeten brennen, als zuzugeben, sich geirrt zu haben? Vielleicht lernen wir ja etwas aus der Fede zwischen Elton John und Madonna. Welch ein Themensprung. Aber es stimmt, nach über 20 Jahren Streit und Sticheleien haben sich Elton John und Madonna überraschenderweise versöhnt. Geschehen ist dies im Rahmen der US-Show Saturday Night Live, auf der Elton John als musikalischer Gast auftrat. Madonna postete im Anschluss ein Foto auf Instagram, das sie und Elton John Arm in Arm zeigt, zusammen mit der Unterschrift, dass Kriegsspy sei endlich begraben. Weiter schlägt sie in Erinnerungen, dass ihr in ihrer Jugend durch Elton John klar geworden wurde, dass es okay und sogar notwendig ist, anders zu sein. Dabei war es Elton John, der den ersten Schritt tat und um Vergebung bat. Madonna entschied bewusst, die Saturday Night Live Show zu besuchen und Elton John Backstage zu konfrontieren. Sie habe es nie verwunden, dass Elton John, den sie so sehr bewunderte, öffentlich so schlecht über sie redete. Nun wendet sich das Blatt. Elton John hat sogar einen Song für Madonna geschrieben und möchte mit ihr zusammenarbeiten. Haltet euch diesen Moment im Herzen. Wir werden gleich noch einmal musikalisch und filmisch auch sentimental. Aber zunächst schauen wir schnell, was sonst noch in der Welt passiert ist. Die Vereinten Nationen zeigen sich zutiefst besorgt über das ungarische Verbot der Pride-Demonstration. Laut UN-Menschenrechtskommissar Volker Türk schränkt das Gesetz die Meinungs- und Versammlungsfreiheit sowie die Privatsphäre von queeren Menschen auf diskriminierende Weise ein. Zudem kritisiert die UNO den Einsatz von Gesichtserkennung zur Überwachung der Teilnehmenden. Chappelle Rhone überrascht mit einem Country-Ausflug. Ihre neue Single, The Giver, ist erschienen. Ein Song, den sie gemeinsam mit Dan Negro schrieb. Die queere Pop-Ikone zeigt damit eine neue musikalische Facette. Erste Begeisterung gab es schon bei ihrem Auftritt bei Saturday Night Live. Nun ist der Song offiziell veröffentlicht. Olivia Jones und Steffen Halaschka gehen in die nächste Runde. Seit dem 9. April zeigt RTL Plus vier neue Folgen der preisgekrönten Doku-Reihe Sterben für Anfänger. Diesmal geht es unter anderem um Bestattungen, Organspenden und einen Tatortreiniger, der Einblicke in das Thema Tod gibt. Das Weiße Haus unter Donald Trump antwortet nicht auf Anfragen von JournalistInnen, die Pronomen wie she, her in ihren Signaturen führen. Sprecherin Caroline Leavitt begründet dies damit, dass solche Personen nicht an der biologischen Realität interessiert seien und man ihnen daher nicht vertrauen könne. Wenn man vor der schweren Entscheidung steht, ob man einen Milchshake oder einen Espresso Macchiato nimmt, dann ist mal wieder Eurovision Song Contest. Ihr wisst, when I say sweet sweet, you say yum yum. Sweet sweet? Ja, gut. Damit habe ich euch bereits unseren dritten Platz gespoilert. Denn wir präsentieren euch hiermit ganz exklusiv unsere Top 3 ESC Songs 2025. Go Yo tritt mit seinem Milkshake Man für Australien an und haut uns ein herrliches, trashy und irgendwie queeres Meisterstück Musik um die Ohren. Das eignet sich wunderbar zum Partymachen und ist dabei so neben der Spur, dass es schon wieder geil ist. Eigentlich ähnlich wie der estländische Beitrag, aber hier ist doch etwas mehr Rhythmus und Partystimmung dabei. Glückwunsch zum dritten Go Queer Platz! Mit Partystimmung geht es auch gleich auf Platz 2 weiter. Was für eine Energie! Und spätestens hier habe ich mich gefragt, warum sind viele Beiträge so super europäisch? Estland praist italienische Kultur, Finnland singt Deutsch, für Deutschland treten Österreicher an, Israel ist triligual auf Hebräisch, Englisch und Französisch unterwegs, Schweden brät Bratwurst und spielt Akkordeon und ja, Island macht voll die irische Folklore, aber in einer Krassheit, die Spaß macht. Und die Jungs sind in ihrer Bühnen-Performance voll sympathisch. Da mussten sie bei uns an die Spitze. Fast. Denn ein Land hat meiner Meinung nach alles besonders richtig gemacht. Das Thema ist Empowerment und allein diese politische Botschaft lässt den Song herausstechen. Queen Energy. Und das eben nicht langweilig, sondern selbstbewusst frech, mit treibenden Beats und einer starken Stimme. Dazu ein provokantes Musikvideo mit extravaganten Kostümen, die an Drake erinnern. Warum sollten wir andere Leute über uns entscheiden lassen, wenn wir stattdessen die Zeit unseres Lebens haben könnten? Wenn sie Nein sagen, tu das Gegenteil. Ja, der Song provoziert und wir provozieren gerne mit. Lasst uns nicht kleinkriegen. Serving von Mirjana Conté aus Malta ist unser klarer Favorit dieses Jahr. I got a secret you should know. Born4u erzählt uns eine wahre Geschichte aus den Jahren 2017 und 2018. Luca Trapanese und sein Partner Lorenzo wünschen sich nichts sehnlicher, als ein Kind großzuziehen. So hat sich Luca beim Amtsgericht seiner Heimatstadt Neapel um den Pflegestatus für ein Kind beworben. Darauf angesprochen, ob er verheiratet sei, gibt er zu, in einer schwulen Partnerschaft zu leben. Ein Fehler? Die Richterin reagiert zumindest reserviert und tatsächlich scheint kein Weg dahin zu führen, dass er für ein Kind berücksichtigt wird. Mit diesen Schwierigkeiten zeigt sich, dass seinem Freund Lorenzo ein bloßer Pflegestatus nicht reicht. Er möchte ein eigenes Kind. Eines, an dem er genauso die Rechte und Pflichten hat wie sein Partner. Luca hingegen bleibt realistisch, möchte am bisher eingeschlagenen Weg festhalten und kämpft für die Pflegschaft. Daran zerbricht schließlich sogar die Beziehung. Aber auch das hält Luca nicht auf. Er erfährt, dass es ein Baby mit Down-Syndrom gibt, das von der Mutter verstoßen wurde und zudem das Amtsgericht große Mühe hat, eine Pflegefamilie zu finden. Es gleicht einer Farce, dass Alba eine Ewigkeit auf Pflegeeltern warten muss, während Luca sie bereitwillig aufnehmen würde. Im weiteren Verlauf erfahren wir den Kampf gegen Bürokratie, Justiz und die Vorbehalte von Personen in Entscheidungspositionen. Immerhin bekommt Luca Hilfe von der engagierten Anwältin Teresa Ranieri, die sich für seinen Fall ins Zeug wirft. Gemeinsam lassen sie nichts unversucht, ihrem Ziel in kleinen Schritten näher zu kommen und letztendlich wird Luca der erste offen schwule Mann in Italien, dem die Pflege eines Neugeborenen zugesprochen wird. Wenn auch zunächst nur für einen Monat. Die Geschichte dokumentiert einen bedeutenden Meilenstein in der Schaffung gleicher Rechte für queere Menschen in Italien. Das allein macht Born for You wertvoll. Wie für dieses Nischengenre üblich, darf man hier keine Blockbuster-Qualität erwarten. Die Handlung schreitet nicht unterhaltsam rasant voran, sondern man benötigt etwas Geduld, auch wenn dies kein Vergleich zur Menge an Geduld ist, die Luca für seinen Traum aufbringen musste. Darüber hinaus ist aber viel Liebe in diesen Film geflossen. Man kann die gedanklichen Widerstände der Richterin regelrecht spüren, fiebert mit der Anwältin Theresa mit, die den Fall als Feuerprobe für ihre neu beginnende Karriere ansieht und noch an die Fairness und Grundprinzipien der Justiz glaubt, hat Tränen in den Augen, wenn eine tragische Nebenhandlung aus Lucas Jugend erzählt wird. Born for You ist etwas fürs Herz. Luca selbst mag insgesamt vielleicht etwas zu perfekt dargestellt sein, seine inneren Kämpfe und Herausforderungen nicht ausreichend ausgearbeitet und ausgeschauspielert sein. Aber wer bin ich, darüber zu urteilen, wie ein Luca Trapanese wirklich ist und was er tatsächlich fühlt. Ihr findet Born4U auf DVD und Video on Demand. Grazie a tutti. Come l'ho detto al telefono, la bambina è down. La sua esperienza è qualcosa che ci ha sorpreso positivamente. Veramente tu e tua moglie sareste disposti a prendere Alba? Io non ho una moglie, sono gay. Ma tu che devi dire che siamo a Svezia? Io sono un'avvocata. Tu devi essere orgogliosissimo di averlo detto. In Italia l'adozione non è possibile, punto. Ma la fido finalmente sì. Il profilo di Luca Trapanese è ottimo. Stiamo cercando una famiglia composta da due persone, una mamma e un padre. Io non ci riesco, Luca. Lei mi deve dire quanti rifiuti è disposta ancora a far vivere ad Alba. Ci sono delle regole. E se queste regole fossero sbagliate? Possiamo provare una strada. Si tratta dell'affido temporaneo. Un mese. Noi dobbiamo costruire un pezzo alla volta. Fino a Marte. L'affido è temporaneo, lo so. Ed è revocabile senza alcun obbligo di motivazione. Ma l'affetto no? No, l'amore. Wie kann man vergessen, dass unter uns noch immer Bomben liegen? Blindgänger, die im zweiten Weltkrieg abgeworfen wurden, aber nicht detoniert sind und nun bei Baustellen gelegentlich wieder zum Vorschein treten. Das fragt sich Yunus, der erst dem Bürgerkriegsland Afghanistan geflohen ist. Viktor, der Yunus aufgenommen hat, kann daraufhin nur verlegen lachen. Das allein beschreibt schon die Art des Films Blindgänger, eine Tragikomödie. Es beschreibt aber auch den Anspruch der Filmschaffenden. Bedeutungstiefe, Dinge bewusst machen, genauer hinschauen. Einer Novelle gleich – und spätestens jetzt habe ich euch mit Sicherheit verloren – geht es in diesem Film eigentlich nur darum, dass im Hamburger Schanzenviertel eine Fliegerbombe gefunden wurde und diese entschärft werden muss. Und doch geht es gleichzeitig um so viel mehr. Denn wir blicken abwechselnd in die Lebensrealitäten ganz verschiedener Menschen, die von diesem Ereignis betroffen sind. Da ist die Rentnerin, die in lange zurückliegende traumatische Kriegserinnerungen geworfen wird, auch wenn die Polizei zur Evakuierung an die Haustür klopft. Da ist der Bombenmensch Schärfer mit Krebsdiagnose, der gewisserweise aufgibt. Da ist seine überlastete Frau, die ihm gerade einen Seitensprung gestanden hat und auch nicht weiß, wie das alles weitergehen soll. Da ist der afghanische Flüchtling, der vor Krieg, Folter und anderen menschenverachtenden Strömungen geflohen ist und die Deutschen im Umgang mit ihrer eigenen Vergangenheit nicht versteht. Da ist die Bombenmenschärferin, die mit der eigenen Psyche zu kämpfen hat, aber nach außen die Tasse gibt. Die Psychologin, die von vornherein Zweifel zur Einsatzverfolglichkeit hat, sich aber irgendwie doch zurückhält und mit sich ringt. Die depressive Mutter, deren Sohn sich um alles kümmert, weil er nicht allein gelassen werden will und es letztendlich doch nicht schafft. Und so weiter. Klar, eine Evakuierung bei Bombenwunden verläuft in den meisten Fällen geordnet. Aber für manche Menschen funktioniert diese aus ganz verschiedenen Gründen nicht. Man könnte meinen, es sind Menschen, die besondere Hilfe benötigen und durch das Raster der Gesellschaft fallen, was eben diese Situation besonders veranschaulicht. Und Blindgänger, vielleicht hat der Titel hier bewusst gewählte Doppeldeutigkeit, setzt diese in Szene, gibt ihnen eine Stimme und macht sie sichtbar. Dabei kann man die gezeigten Personen grob in zwei Kategorien einteilen. Diejenigen, die Probleme mit der Evakuierung und oder der Bombe haben und diejenigen, die sie entschärfen müssen. Also auf die es ankommt und die ungeachtet ihrer persönlichen Umstände oder Probleme einfach performen müssen. Der Film wirkt dabei typisch deutsch. Man merkt ihm an, was er vermitteln will. Das Ganze ist irgendwie zu offensichtlich, was gerade auch an der Metapher-Szene der abgetauchten bzw. untergegangenen Lane Peterson, der Bombenentschärferane Peterson deutlich wird, selbst wenn diese Szene im Nachgang doch irgendwie noch in den Handlungsstrang verwoben wurde. Man fühlt den erhobenen Zeigefänger. Schau hierhin, werd toleranter, werd weltoffener, denk darüber nach. Offensichtlich sind doch einige Story-Elemente. Da wird extra noch ein Sturm oder gar Tornados eingebaut, um die Dramatik künstlich zu erhöhen. Und ehrlich, am Ende hätte es diese gar nicht gebraucht. Und sie haben die Situation nur etwas lächerlicher gemacht. Wer es hingegen schafft, diese Ebenen auszublenden und sich mehr auf den Film an sich einzulassen, kann allerdings tatsächlich Interesse finden am Schicksal und der Vielfalt der gezeigten Personen, an all den individuellen Biografien, die zeigen, wie sehr wir eigentlich auseinander liegen, aber doch eine Gesellschaft und eine Gemeinschaft bilden, was wir manchmal gar nicht so wahrhaben wollen. Und man kann darüber schmunzeln, wie am Ende trotz aller Unterschiede uns die Gemeinsamkeiten vereinen, wie uns ähnliche Erlebnisse trotz kultureller Unterschiede, Altersunterschiede und Argwohnen zusammenbringen. Darüber hinaus sind die Figuren sehr sympathisch gezeichnet und schauspielerisch in den meisten Fällen gut umgesetzt. Einen Gedanken habe ich noch, da wir ja immerhin Go Queer heißen, bei allem gesellschaftlichen Querschnitt, den dieser Film abbilden möchte, wirkt er in meinen Augen doch sehr queer. Drei Personen kommen mit ziemlicher Sicherheit aus dem queeren Spektrum, bei einigen weiteren kann man es vermuten. Dabei wird es bei keiner Person zu 100% eindeutig angesprochen, sondern man liest es einfach aus der Persönlichkeit heraus, was ebenfalls gut ist. Und dann ist es doch irgendwie so eine seltsame Zwischenebene. So, als ob man bewusst alle Personen queer machen möchte, es aber nicht sagen möchte. Es kommt auf einer Meta-Ebene nicht so natürlich rüber. Wahrscheinlich versteht ihr gar nicht, was ich meine, aber vielleicht doch, wenn ihr euch Blindgänger anseht. Ihr findet ihn auf der nächsten Queer-Film-Nacht in teilnehmenden Kinos eurer Nähe. Sie sind ein Teil von uns. Ich würde gerne eine Biopsie machen zur Abklärung. Unsere Vergangenheit. Unsere Gegenwart. Aber wir haben sie vergessen. Mein Fonds heißt es Bombozeit. Auf der Straße. Was? Bis sie eines Tages wieder auftauchen und uns daran erinnern, dass wir jederzeit in die Luft fliegen können. Komm los, Gott, alle raus! Ab und zu, ab und zu. Alle Bürger in den Welt aufgerollt, die sie über die Flucht bereiten, um Wort zu verlassen. Wieso habe ich die Freigabe noch nicht? Ohne die kann ich dich morgen nicht an die Bombe lassen. Nehmen Sie die Tabletten noch? Ich habe die nie genommen. Polizei, bitte öffnen Sie die Tür. What if they ask for my papers? Die hast du einfach zu Hause liegen gelassen. Mama, mach die scheiß Tür auf! Hau ab! So Leute, Herr Bismarck ist krank. Frau Petersen übernimmt ab sofort die Leitung. Das heißt, ständige Detonationsgefahr. Otto. Viktor. Aber bist du lebensmüde? Was ist denn los mit euch? Drei. Zwei. Ich bin bei dir, okay? Ich hab Angst. Ich auch. Wir sind näher dran am Tod als im Leben. Eins. Wir sind näher dran am Tod als im Leben. Als. Das war's mal wieder. Ich werde mir jetzt erstmal eine Espresso Macchiato, Macchiato, Macchiato, por favore, genehmigen und dabei Ordnung in die ESC-Urwärmer bringen, die mich die nächsten Wochen begleiten werden. Wir sehen uns im Mai wieder. Macht es gut, euer Rob.