Was ist die Arbeit der Stifter? Herzlich willkommen, sehr geehrte Damen und Herren, hier im ehemaligen Arbeitszimmer Adalbert Stifters zu unserer Reihe zu Mittag bei Stifters. Sie besteht seit dem Jahr 2009, Linz Kulturhauptstadt Europas, und widmet sich in der Mittagsstunde in einem besonderen Ambiente, immer in irgendeiner Form der Leidenschaft des Lesens, über die wir dieses Jahr mit Buchhändlerinnen und Buchhändlern ins Gespräch kommen wollen. Die Idee dazu hatte übrigens unsere erst jüngst ins Team gestoßene Kollegin Mag. Sarah Pürringer das sehr an dieser Stelle angemerkt. Heute zu Gast und auch selbst Gastgeber, er hat für Sie die Suppe ausgewählt, ist Alex Stelzer, Buchhändler in Linz. Und zwar gerade noch, denn die legendäre Buchhandlung Alex am Hauptplatz wird als solche zwar weiter bestehen, aber ohne den Herrn der Bücher. Wir freuen uns sehr, Alex Stelzer bei Stifter bei uns begrüßen zu können. Ganz herzlichen Dank für dein Kommen. Gerne. Ganz kurz, Sie wissen es wahrscheinlich alle, wer ist Alex Stelzer? Geboren 1959 in Linz, aufgewachsen in Peuerbach, Buchhandelslehre, Buchhandlung seit 1987 am Hauptplatz. Diese ausgezeichnet 2017 als eine der fünf besten Buchhandlungen Österreichs durch das Kulturministerium. Notiz am Rande, wir sind einander schon vor Linz begegnet, bei der Landesausstellung in Steyr 1987, Arbeit, Mensch, Maschine. Da habe ich Führungen gemacht und du hattest die Buchhandlung. Beginnen wir am Anfang, Buchhändler aus Leidenschaft oder durch Zufall? Wahrscheinlich ist es beides, aber dieser Zufall, der hat sich sehr schnell zur Leidenschaft entwickelt und wo ich sofort gemerkt habe, eigentlich was mir wirklich Spaß macht, ist über Bücher zu kommunizieren. Also mit Menschen über Bücher zu sprechen, war für mich immer der wesentliche Punkt. Jetzt gar nicht so sehr vielleicht das intellektuelle Gespräch darüber, sondern was gefällt einem, was gefällt einem nicht. Das war für mich immer so der springende Punkt. Daraus hat sich die absolute Leidenschaft entwickelt. Ich habe immer gesagt, Bücher müssen auch verkauft werden. Das war für mich immer so ein bisschen die Prämisse. Bücher müssen produziert werden und es ist aber das Wichtige auch dran, dass es an den Leser kommt. Und da war der Buchhändler bis jetzt zumindest immer auch einer der wichtigen Personen. Weil du sagst, das Kommunizieren über Bücher, eine vielleicht etwas provokante Frage, liest der Buchhändler, darf er das und soll er das überhaupt? Robert Musil hat dem Mann ohne Eigenschaften den Bibliothekar vorgeführt, der nur überleben kann, weil er eben nicht liest. Ein kurzes Zitat, Herr General sagt sagt er, Sie wollen wissen, wieso ich jedes Buch kenne, das kann ich Ihnen nun allerdings sagen, weil ich keines lese. Wer sich auf den Inhalt einlässt, ist als Bibliothekar verloren, hat er mich belehrt, er wird niemals einen Überblick gewinnen und so weiter und so fort. Das Wissen, das der Bibliotheksdiener hat über die Bibliothek, die er dann dem General vorführt, gewinnt er durch die Beobachtung der anderen Leser. Gilt das in der Buchhandlung auch? Ja, es ist sicherlich eines der wesentlichen Punkte, wo man sich als Buchhändler natürlich auch adapt fühlt, weil ich mir denke, manchmal ist es gar nicht so förderlich für ein Buch, wenn es von mir gelesen wird, für den Verkauf und das ist natürlich der springende Punkt daran. dazu sagen muss, das ist wahrscheinlich auch immer, also viele Menschen haben zu mir immer gesagt, ja was sie mögen an der Buchhandlung ist, dass ich manchmal sage, bitte nimm dieses Buch nicht. Und ich glaube, das ist auch der springende Punkt, Bücher auch einzuschätzen, wem, für wen ist ein Buch geeignet, für wen nicht. Aber natürlich ist es, ich glaube wirklich, dass es manchmal gar nicht so förderlich ist, wenn Bücher von Vertreibenden wie Buchhändlern oder so etwas gelesen werden. Zugenau gekannt werden, weil man es nicht verbergen könnte, wenn man eine Meinung dazu hätte. Ja genau, ich glaube es wäre wirklich kontraproduktiv. Naja, die potenzielle Leserin, der potenzielle Leser in der Buchhandlung, ich stelle mir es nicht nur so vor, sondern es beobachtet man ja häufig, dass in den Bücherparadiesen ständig zwei eher redundante Fragen gestellt werden. Ich suche ein Buch oder ist das ein gutes Buch, ist das gut? Gibt es da irgendwann einmal einen Punkt, wo man die Bücher nicht mehr sehen kann oder vielleicht auch die Leserinnen und Leser? Naja, was ich am meisten, was ich wahrscheinlich am wenigsten vermissen werde, ist die Frage, welches Buch ist am lustigsten? Diese Frage werde ich wahrscheinlich am wenigsten vermissen, weil es ist die schwierigste Frage, weil welches Buch ist lustig oder was heißt lustig. Aber prinzipiell ist es nicht so, dass ich zum Menschenfeind geworden bin, ganz im Gegenteil. Ich schätze das sehr, wenn mir Expertise benötigt wird sogar, also das macht mich irgendwie ein bisschen stolz, wenn wer sagt, ich bin so froh, dass du da bist und dass du jetzt, dass man du jetzt was raten kannst, belastet natürlich auch ein bisschen, weil ich mir denke, ja manchmal ist es vielleicht auch, vielleicht gar nicht so, bin ich vielleicht gar nicht so gut, wie vielleicht der andere, der gegenüber meint, aber grundsätzlich macht es mich schon, hat es mir noch immer bis jetzt große Freude gemacht und es ist sicher nicht der Grund, warum ich in Pension gehe. Gibt es den Gegentipp auch, dass jemand in die Buchhandlung kommt und sagt, das musst du unbedingt lesen, das hat mir so gefallen, das ist was für dich? Ja, das gibt es noch immer, aber das ist schon okay. Es wird wahrscheinlich meistens von mir nicht wirklich gehört oder wird nur mit den Nicken wahrgenommen, aber es gibt es ja. Wie ist das dann mit dem Lesen tatsächlich bei dir? Ich meine, ein Leben zwischen diesen unaufhörlichereinschwappenden Bücherfluten, es hat sich ja der Verlagsbetrieb sehr geändert. Früher war es halt zur Leipziger und zur Frankfurter Buchmesse, jetzt geht das sozusagen relativ stetig durchs Jahr durch, dass Neuerscheinungen kommen. Das ist das, was mich schon am meisten vielleicht auch belastet hat in der Zwischenzeit, weil man irgendwie den Eindruck bekommen hat, also selbst ich, der sich jeden Tag damit beschäftigt, dass man überhaupt keine Übersicht mehr behält. Also dass man eigentlich immer das Gefühl hat, man hinkt nach, man kriegt nur die Hälfte mit, man ist gar nicht mehr so auf der Tät, wie man vielleicht früher gemeint hat. Das ist natürlich immer heftiger und wird immer schneller. Also auch die Verlage müssen mehr produzieren. Sie sagen auch, sie müssen mehr produzieren, damit es überhaupt rentiert, dass es überhaupt rentabel ist, müssen sie noch mehr produzieren. sie rentiert, dass sie überhaupt rentabel ist, müssen sie noch mehr produzieren. Also es ist wirklich so eine Schraube, die, glaube ich, auch irgendwie noch immer nicht aufgehört hat und die noch immer nicht an der Spitze ist. Und das ist das, was mich schon sehr auch belastet hat. Aber nichtsdestotrotz hat man noch immer Freude gemacht, wenn ich zum Beispiel im Urlaub, einfach für mich lesen kann. Also ohne jetzt den Hintergedanken, natürlich hat man immer den Hintergedanken, verkaufe ich das, aber grundsätzlich war das immer für mich die größte Freude, einfach lesen zu können, ohne auf die Uhr zu schauen, ohne irgendwie mir zu denken, okay, die Arbeit wartet auf mich, sondern einfach lesen zu können. Und das ist vielleicht auch das ist eigentlich der Grund vielleicht, warum es auch Zeit für mich ist, ein bisschen Abschied zu nehmen von der ständigen sozusagen immer in der Buchhandlung zu sein und immer sozusagen bereit zu sein. Eigene Lesezeit irgendwann einmal auch zu haben? Eine Lesezeit, glaube ich, ist schon, es ist auch nicht bezahlbar. Also ich denke mir, viele Menschen, ich glaube, viele Menschen fragen mich immer, wann sie Bücher kaufen, wo sie nicht die Zeit mitkaufen können. Und ich sage immer, wenn ich das könnte, wäre ich wahrscheinlich Millionär. Das Lesen ist also etwas, was in dieser Zeit, die weniger berufsbezogen gewidmet ist, so passiert, kann man sich so vorstellen wie bei allen anderen auch? Ja, schon. Einfach dieses Hineinfallen in ein Buch und nicht querlesen. Und das ist das Schönste eigentlich, wenn ich sage, ich liebe es, wenn ich in ein Buch reinkippen kann und selbst wenn mir die Tränen runterkommen, was noch immer passiert bei einem Buch, dass ich wirklich auch zum Weinen anfange und ich finde, das ist das Schönste, was einem passieren kann und ich denke mir, das ist Lesen, wo ich einfach mitlebe mit Personen, mit Situationen und das ist das, was Lesen, was nie übertroffen werden wird. Das ist sehr beruhigend, dass ein Beruf einem diese Leidenschaft nicht ruinieren kann. Ja, ich glaube, da war ich ein bisschen resistent. Ich habe immer wieder versucht, das rauszunehmen. Aber nein, ich finde Bücher noch immer aufregend und ich freue mich heute noch immer, wenn ich Neuerscheinungen in der Hand habe. Es ist noch immer ein prickelndes Gefühl, also ich habe das Gefühl nie verloren, das muss ich einfach dazu sagen, das war immer für mich so, das war jetzt ein neues Buch in der Hand oder jetzt mache ich es auf und ich kriege das Gefühl nicht, ich denke mir Wahnsinn, ist das Buch schön gemacht oder ist es, und das ist das, wo ich glaube, das ist das, was ein Buchhändler halt wahrscheinlich immer begleiten wird, diese Sehnsucht da oder dieses Prickeln bei neuen Büchern oder dass es sozusagen was ist, was es bis jetzt noch nicht so gegeben hat. Das heißt, wir können jetzt so Fußnote davon ausgehen, dass es sich um analoge Bücher handelt, die dich begeistern und die anderen gibt es halt auch. Ich muss zu meiner Schande dazu sagen, ich habe noch nie in meinem Leben ein elektronisches Buch gelesen und ich glaube, ich habe es auch nicht vor. Insofern muss ich da jetzt leider passen, aber Gott sei Dank passen. Aber ich rede jetzt wirklich vonen, aber Gott sei Dank passen. Aber ich rede jetzt wirklich von analogen Büchern. Aber analoge Bücher sind natürlich, die sind halt unübertroffen. Das sind fertige Produkte, das sind geniale Produkte, die kann man nicht toppen. Da brauche ich keine Batterie, da brauche ich nichts, da brauche ich kein Vorwissen, ich mache das auf und ich kann loslegen. Auch sehr beruhigend, auch sehr beruhigend. Im Leben mit Literatur, das geht den meisten so, verschwimmen die Grenzen, wenn man berufsbezogenes liest, wie du es jetzt auch angedeutet hast. Man liest manches für den Beruf zu Hause, man profitiert aber umgekehrt von jeder Leseerfahrung für das Einschätzungsvermögen, das man im Berufsalltag ja auch braucht. Also auch dieses ganz freie Lesen schärft irgendwie die Sinne. Wie wird das jetzt sein? Welches Buch hat Chancen darauf, in deinen Privatraum zu übersiedeln? Ist die Bibliothek Alex Stelzer, die Buchhandlung Alex, gespiegelt? Oder ist es ein ständiges Kommen und Gehen? Was wird mitgehen und was bleibt? Das ist wirklich ein Kommen und Gehen. Das wird wirklich, das wird die wildeste Bibliothek, weil das wird völliges Chaos und das wird völlig völlig, also da wird es überhaupt, da wird es auch keine Reihenordnung geben und da wird es gar nichts geben. Das wird einfach noch Lust und Laune und das wird, wahrscheinlich wird das eine der schlechtesten Bibliotheken werden, die immer irgendwie, aber das ist schon okay so. Keine Systematik? Nein, keine Systematik, keine Rangordnung, keine Qualitätsprüfung, es wird einfach ganz wild werden und es wird ein Kommen und Gehen sein, weil es werden einfach, glaube ich, wieder viel gar nicht stehen bleiben, sondern schon wieder weiter wandern in andere Hände. Und ich denke mir, das ist auch, ich glaube, es spiegelt schon ein bisschen auch trotzdem mein Arbeitsverhältnis dazu, weil ich immer gesagt habe, ich muss Bücher jetzt nicht unbedingt besitzen, weil ich habe es in der Buchhandlung. Das war für mich immer so, ich habe das eh in der Buchhandlung, das brauche ich gar nicht daheim. Und ich weiß nicht daheim und ich weiß nicht, wie das werden wird, weil wahrscheinlich wird mir das wahnsinnig abgehen, aber das werden wir schon irgendwie. Und wie schauen die gelesenen Bücher aus? Furchtbar. Da gibt es keine Hemmungen. Nein, gibt es keine Hemmungen. Da werden die Rücken aufgebrochen? Alles wird so wie ungewöhnlich. Nein, da gibt es keine Hemmungen. Ein wildes und leidenschaftliches Lesen. Überall und jedem, ganz egal. Das heißt, die kommen dann in die Hände von Freundinnen, Freunden und nicht mehr wieder zurück in einen Kreislauf. Oder werden in den diversen Hotels oder sonst wo liegen gelassen und kriegen halt andere Menschen. Müsste man wissen, wo du reist, um dir nachzufolgen. Eine etwas heikle Frage vielleicht. Wir kommen in Richtung Autor, Autorin. Die Autorin, der Autor in der Buchhandlung, ist ja in, wie soll ich sagen, zweierlei Missionen unterwegs. Das eine ist eben potenzielle Leserin und das zweite, wahrscheinlich dringendere Anliegen, ist mein Buch da, wird es verkauft, wie ist es platziert? Ist das also eher eine Freude, wenn dich Dichterinnen und Dichter besuchen oder droht da manchmal auch Konflikt? oder Autorinnen gepflegt. Ich habe das auch immer versucht, ja natürlich auch dementsprechend regional, also hier hiesige Autorinnen und Autoren auch zu pflegen und so. Das war mir schon immer ein großes Anliegen, dass es sozusagen auch, dass das nicht übersehen wird. Dass es heute einfach immer schwieriger wird, in diesen Massen Dinge richtig zu platzieren oder richtig einzuordnen usw., ist natürlich auch Folge von der momentanen Entwicklung im Buchhandel, dann eine Entwicklung im Buchhandel, dass es eigentlich immer mehr zur Massenware wird und weniger diesen einzelnen Gewählten. Das, was es früher gegeben hat, glaube ich, das ist verschwunden. Aber grundsätzlich habe ich nicht so ein schlechtes Verhältnis gehabt. Zumindest wüsste ich es nicht. Ich lese jetzt den Shitstorm nicht in den Sozialmedien. Aber es gab keinen veritablen Skandal, weil du nicht ein Schaufenster für einen bestimmten Autor oder eine Autorin... Ja, hat es schon gegeben, aber den Namen möchte ich jetzt... Ich auch nicht. Er ist nicht mehr unter den Gehörten. Genau. Wir kommen zum Hausdichter, zu unserem Herrn Adalbert Stifter. Ohne den geht es nicht. Auch hier nur eine Randbemerkung einleitend. Es gibt die historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe Adalbert Stifters, ein sehr qualifiziertes Editionsunternehmen, an dem auch das Institut beteiligt ist. Pro Jahr erscheint in der Regel ein Band, ein kostbarer Band. Ich liebe ihn. Und Linz hat, und zwar in der Buchhandlung Alex, zwei Subskribenten dieser historisch-kritischen Ausgabe, was, glaube ich, der zweite Subskribent, der erst vor einem Jahr in etwa dazugekommen ist, das war, glaube ich, die Krönung der Laufbahn des Vertreters des Verlages, dass ihm das gelungen ist. Also der letzte Band hat 750 Euro gekostet im Buchhandel. Das ist schon was ziemlich Besonderes. Also du hast eine Beziehung zu Stifter, auf die wir dann noch zu sprechen kommen, jedenfalls auch eine Geschäftsbeziehung. Es ist eine große Geschäftsbeziehung zum Buch, grundsätzlich, naturgemäß würde ich sagen, und zwar nicht nur zum eigenen Buch. Seine Bibliothek war jetzt gemessen an heutigen Beständen letztlich eher bescheiden, was auch mit den damaligen Usancen und mit den Kosten für eine eigene Privatbibliothek zu tun hatte. Mit dem Linzer Buchhandel war er übrigens auch nur teilweise zufrieden, aber immerhin mit einigen Buchbindern, wo er sich seine Exemplare dann aufbinden hat lassen, auf gutem Fuß. Aus seiner Zeitgenossenschaft lässt der Stifter nicht allzu viel gelten, wiewohl er auch immer wieder Talente benennt, Krillparzer zum Beispiel war ihm sehr nah, mit dem war er auch befreundet. Manchmal meint er Talente zu entdecken, darunter auch weibliche, was gar nicht selbstverständlich ist. Betty Paoli wäre hier zu nennen, Elise Polko, Ottilie Wildermuth. Er fördert, fallweise rezensiert er oder schreibt ein Vorwort und seine Favoritentexte versammelt er in einem Lesebuch zur Förderung humaner Bildung. Gedacht war dieses Buch, ich habe es ja nur in einer späteren Ausgabe mitgebracht, für Schulen. Letztlich wird es als Schulbuch nicht approbiert und damit für den Verleger eigentlich ein wirtschaftlicher Flop. Warum ich das Lesebuch jetzt so ausführlich anspreche. Hier versammelt Stifter eben Textstellen, angeordnet nach zwei Prinzipien, wie sozusagen das bildende Lesen, das humanistisch bildende Lesen, und damit meint er tatsächlich politische, moralische, ethische, künstlerische Prinzipien. Das wird also angeordnet, dieses Textmaterial von außen, heißt das erste große Kapitel, und dann nach innen. Also so sollte man lesen lernen und sich an der Literatur bilden. Das sind großteils Klassiker, die Antike, Altes Testament, Mittelalter, Das sind großteils Klassiker, die Antike, Altes Testament, Mittelalter, viel Goethe, viel Schiller, viel Herder, auch ein Stifter, Textauszug ist dabei, also sich selber hat er da auch hineingereiht unter seine Favoriten. Wie hältst du es mit den großen Namen? Legt man heute noch jemanden Goethe ans Herz oder Stifter und was käme in dein Lesebuch? Die Frage ist ein bisschen schwieriger zu beantworten, weil ich mir denke, ich habe es in der Buchhandlung immer so gepflegt und das wurde auch sehr, eigentlich positiv immer aufgenommen, dass es ganz viele Klassiker, also wir nennen das in der Backlist, also der Buchhändler spricht immer von der Backlist, weil das ist sozusagen für den Verkauf nicht mehr so diese interessante Liste, sondern das sind die Bücher, die sich wahrscheinlich nicht mehr so oft über den Ladentisch gehen, die aber für mich als Buchhandlung immer ganz, ganz wichtig waren, weil sie ein Gesicht widerspiegeln. Also für mich, für meine Buchhandlung, also für die Buchhandlung war das immer so ganz, ganz wichtig, wichtig, weil die spiegeln das wieder, was wir denken oder was wir in der Buchhandlung immer auch sozusagen zeigen wollten oder was uns wichtig war. Und das ist natürlich, insofern war das an das Herz legen, ist natürlich ein relativ großer Begriff, weil das war eigentlich immer so. Ich habe immer gesagt, wenn wir wirklich gesagt haben, ich weiß gar nicht, was ich lesen soll, habe ich gesagt, nimm dann Dostoevsky. Weil ich mir gedacht habe, ja, da kann gar nichts schief gehen. Da muss man sich auch nicht schauen, wann man im Kaffeehaus sitzt. Und insofern würde ich, aber grundsätzlich war es schon so, dass es schon einen gewissen Kanon gibt, den ich finde, der suppe ist, wenn man liest und ich sage immer, weil mich vor kurzem ja gefragt hat, was ich im Sommer vielleicht lesen werde, wenn ich viel Zeit habe, dann denke ich mir, ich möchte auch mal in meinem Leben den Cervantes lesen, weil ich einfach nie dazu gekommen bin, der steht irgendwie immer in der Buchhandlung und ich denke mir immer, ich möchte das Buch mal lesen, ich habe so viel über dieses Buch gelesen und dann denke ich mir, ich habe das nie in meinem Leben gelesen und das ist eigentlich für einen Buchhändler fast ein bisschen eine Schande, wahrscheinlich gibt es viele Buchhändler, die das nicht gelesen haben. Aber grundsätzlich sind das so Sachen, wo ich mir denke, es gibt schon so einen Kanon, den ich glaube, den man vielleicht auch lesen könnte, sollte, aber ich denke mir immer, lesen, ganz egal, es ist irgendwie super und ganz egal, wenn man reinkippt, dann ist es toll. Und wenn es nicht funktioniert, dann soll man es einfach zu machen und das Nächste nehmen. Aber grundsätzlich, weil du die Haltung sozusagen angesprochen hast, gibt es schon auch so ein dahinterstehendes Prinzip, das jetzt nicht zwangsläufig ästhetische Kriterien allein berücksichtigt, sondern vielleicht eine Haltung zur Welt, wo man bestimmte Texte eher nicht ansprechen würde und andere, von denen man glaubt, dass sie wichtig sind fürs Denken. Das war, wo ich immer gesagt habe, das ist halt immer so ein wichtiger Teil gewesen für mich, wo ich sage, ja, das ist so dieser Kanon, das meine ich jetzt gar nicht nur ganz klassisch, sondern auch in der modernen Klassik oder was weiß ich, im 20. Jahrhundert, es gibt einfach so Bücher, die kehren, finde ich, zu einem Kanon und die sollten auch in einer Buchhandlung vertreten sein. Also für mich, ich spreche jetzt einfach wirklich so von meinem Denken, was ist für eine Buchhandlung wichtig. Da denke ich mir immer, gewisse Bücher gehören in eine Buchhandlung. Das ist egal, ob ich das jetzt einmal im Jahr verkaufe oder jetzt das zweite Jahr verkaufe. Es gibt solche Bücher, die verkauft man nur alle zwei Jahre und trotzdem ist es super, wenn sie da stehen. Das ist natürlich geschäftlich völlig irrsinnig und völlig wahnsinnig, aber ich denke mir trotzdem, das hat ein Bild einer Buchhandlung geprägt. Und das ist für mich immer so gewesen, dass ich gesagt habe, das macht auch Stolz und Freude, wenn wer kommt und sagt, und völlig entsetzt ist, dass man das Buch hat und das nimmt und kauft und da völlige Freude hat, weil er das jetzt gefunden hat. Also ich finde das toll. Das heißt, die Buchhandlung ist trotzdem auch ein Ort gesellschaftspolitischer Verhandlungen oder eines Diskurses, wo man ein bisschen… dementsprechend auch Bücher präsentiert, die politisch auch die Meinungsbildung sind und die Meinungsbildenden auch für die Jugend. Obwohl wir eigentlich ein bisschen anleitet oder dass man vielleicht ein bisschen sagt, was man lesen könnte oder was wichtig wäre. Und ich denke mir, das ist schon, das ist eine ganz wichtige Funktion eines Buchhändlers. Also selbst wenn man jetzt, abgesehen vom Geschäftlichen, also ich denke mir, Buchhändler ist immer so ein bisschen eine Gratwanderung zwischen finanziellen Geschäft, also dass man sagt, okay, das ist geschäftlich interessant, aber auf der anderen Seite gibt es auch immer so eine Qualitätsfrage und ich denke mir, das muss auch immer die Waage halten. Es darf nicht nur das, weil man nur die Bücher hernimmt, die sich gut verkaufen, dann würde die Buchhandlung wirklich nicht betreten wollen. Das ist gut. Du bist so ziemlich nah am Stifter. Mit Stifter wollen wir auch zu einem Ende kommen. Du bist sicher mit Stifter konfrontiert worden in der Schulesschule war dann sozusagen der zweite Bildungsweg bei Stifter für mich. Das war dann sozusagen gemeinsames Lesen, was furchtbar war. Bergkristall oder irgend so was. Und dann bin ich eigentlich ein bisschen drüber, war eigentlich die Sekundärliteratur, die hat mich dann mehr gereizt. Über Stifter zu lesen, finde ich, war unter anderem, hat mich sehr angeregt. Das war wirklich so. Kurt Palm mit seiner Stifterbiografie, das war für mich eigentlich so ein bisschen die, wo ich mir gedacht habe, ja, großartig, lustig, schräg. Und dann der Matz. Wolfgang Matz, die Biografie. Naja, du wirst schon noch zum Stifter kommen. Spätestens wenn du wirklich aus der Buchhandlung Alex heraus gehst, werden wir uns einstellen mit irgendwas zum Stifter, das dir hoffentlich nahe geht. Was, glaube ich, die meisten Menschen hier interessiert und nicht nur die, die jetzt kommen konnten, wird man dich zukünftig irgendwas fragen können, was man lesen soll, dich irgendwo antreffen in einem Kaffeehaus. Es verschwindet ja sozusagen nicht der Ort, aber der Meister, der sozusagen das Zentrum dieses Ortes bildet. das glaube ich sehr zentral ist und für deine Fans besonders wichtig ist, wo das dann stattfinden kann, wo man Trost bekommt, wenn man nicht weiß, was man lesen soll. Es hat den Vorschlag gegeben, dass ich da einmal in der Woche in den roten Stuhl begebe. Ja, ein guter Vorschlag gegeben, dass ich da einmal in der Woche in den roten Stuhl begebe. Ja, ein guter Vorschlag. Oder es gibt so eine Idee, dass man natürlich mit den neuen sozialen Medien, dass man sozusagen einen Blog macht und so weiter. Wobei ich dazu sagen muss, ich habe das jetzt auch noch nicht wirklich geplant oder noch nicht wirklich in die, also es nehmen. Also wirklich so, auch für mich sozusagen geistig auch so, wo ich schon merke, ich fange an, sozusagen wirklich mich ein bisschen weg zu rauszulösen. Und ja, ich bin gespannt, wie das wird für mich auch, oder wie auch Begegnungen mit ehemaligen Kundschaften dann wären und so weiter, das wird sicher spannend, ja. Du wirst vielleicht ein ambulanter Buchratgeber sein, wo immer du in Linz auftauchst, wir würden uns aber auch gerne anbieten, also jederzeit bist du herzlich willkommen, Sprechstunden im Stifterhaus anbieten. Also jederzeit bist du herzlich willkommen, Sprechstunden im Stifterhaus anzubieten. Wir hoffen überhaupt, dass wir dich hinkünftig öfter bei uns begrüßen können, als vielleicht entspannten und nach wie vor leidenschaftlichen Lesern. Genau, das wird sicher passieren. Das wäre ein schöner Plan. Beruhigend. Ja, es neigt sich die halbe Stunde. Es gäbe noch einiges zu bereden. Das könnten Sie aber auch im persönlichen Gespräch machen. Im ersten Stock wird Suppe serviert. Alex hat sich für die literarisch auch höchst bedeutsame Frittatensuppe entschieden. Und wer errät, warum? Ich habe ihn gewählt, weil Thomas Bernhard über die Frittatensuppe, über das Fett in der Frittatensuppe, soweit ich mich erinnern kann, ausführlich geschrieben hat. Werden wir sehen, ob das von der Postkantine, woher wir diese Suppen immer zubereitet bekommen, ob die das geschafft haben, eine literarisch halbwegs passable Suppe zu servieren. Kommen Sie wieder zur Mittagsstunde in dieser Reihe am 22. Mai mit Daniel Rechberger, einem Buchhändler, den Sie vielleicht noch gar nicht wahrgenommen haben. Er steht gewissermaßen am Beginn und hat die ehemalige Buchhandlung Neugebauer jetzt draußen im Auerhof neu eröffnet. So geht es weiter in der Reihe. Im Herbst folgt dann noch der zweite Teil. Danke herzlich, Alex Stelzer, für alles, nicht nur für diese halbe Stunde. Und ich danke für die Gelegenheit natürlich. Und danke Ihnen für Ihr Kommen.