Lights, camera, action. Hiermit benennen wir diesen Ort offiziell in Theresia-Reindl-Hof um. Ein Ort, der Fortan an starke Frauen erinnert, die Widerstand als Pflicht verstanden und damit ein Zeichen setzen für Mut und Solidarität. Vielleicht können wir so beginnen, dass Sie sich kurz einmal vorstellen. Mein Name ist Margit Kein. Und wieso sind Sie heute hier? Mein Name ist Margit Kein. Und wieso sind Sie heute hier? Ich bin die Nichte von der Theresia Reindl, für die heute dieser Festtag ist. Und vielleicht können Sie ein bisschen schildern, wie Sie Ihre Tante erlebt haben. ganzen Familie und auch sonst in allen Organisationen war sie aktiv und immer bereit für jede Arbeit. Mein Name ist Gudrun Rath, ich bin Kulturwissenschaftlerin an der Kunstuniversität Linz und ich bin auch Teil der Arbeitsgruppe für Gebäudegeschichte. Die Kunstuniversität ist hier in den Brückenkopfgebäuden unter anderem und diese Brückenkopfgebäude haben eben eine NS-Geschichte.. Es wurden jüdische Bewohnerinnen enteignet, vertrieben. Die Gebäude wurden aber erst nach 1945 fertiggestellt. Die Kunstuniversität hat eben dadurch, dass die NS-Geschichte hier so präsent ist in den Mauern tatsächlich dieser Gebäude, auch eine besondere Verantwortung, an diese Geschichte zu erinnern und mit dieser Geschichte umzugehen. Und die temporären Hofbenennungen, wie heute eben der Theresia-Reindl-Hof, sind ein Teil dieser ständigen Auseinandersetzung mit der NS-ichte der Gebäude und mit der Essgeschichte Österreichs eigentlich. Mein Name ist Sabrina Kern, ich bin Universitätsassistentin an der Kunstuni Linz und bin auch Teil der AG Gebäudegeschichte. Mein Name ist Martina Guglberger, ich bin assoziierte Professorin für Zeitgeschichte an der Johannes Kepler Universität. Und wer war der Initiator dieses Anlasses heute? Also Initiator für diese Hofbenennungen ist immer eben die AG Gebäudegeschichte, die Arbeitsgemeinschaft Gebäudegeschichte zusammen mit dem Rektorat, wobei die AG eben immer den Vorschlag macht, nach wem der Hof benannt werden kann. Und wir haben uns dieses Jahr eben für eine im Widerstand tätige Frau entschieden. Letztes Jahr war es die Lili René, eine Comiczeichnerin, die aufgrund ihres jüdischen Backgrounds verfolgt worden ist. Und dieses Jahr haben wir eben gesagt, wir nehmen eine, die im Widerstand, im kommunistischen Widerstand tätig war. Die Hofbenennungen sollten jährlich stattfinden. Das erste Mal war es ein bisschen länger aus terminlichen Gründen, aber eigentlich ist geplant, jedes Jahr temporär ein Jahr lang entweder eine verfolgte Person oder eine widerständige Person aus der NS-Zeit eben hier zu bewürdigen. wie es auch zur Auswahl von der Therese Reindl gekommen ist. Wir haben die Martina Guglberger eben dann nochmal als wissenschaftliche Beraterin hinzugezogen und sie auch gefragt, wen wir vielleicht nehmen könnten. Und du hast dann eben die Therese Reindl vorgeschlagen. Also ich habe kurz überlegt, wer sie eignet und habe mir überlegt, welche Frau ist noch vielleicht zu wenig gewürdigt worden. Insgesamt kann man ja generell sagen, dass Frauen, die im Widerstand waren, nicht übermäßig in der Öffentlichkeit bekannt sind. Es gibt jetzt seit Herbst ein Denkmal am OK-Platz, dass Frauen würdig den Widerstand geleistet haben. Und spezifisch auf Linz habe ich mir dann überlegt und ist mir eben Theresia Reindl eingefallen, die sehr aktiv war im kommunistischen Widerstand, aber nach der keine Straße benannt ist, kein Platz benannt ist und die, finde ich, einen Hof hier sehr verdient hat und ich freue mich sehr, dass das gelungen ist, die Therese Reindl hier auch tatsächlich, dass dieser Vorschlag angenommen worden ist. Sie sprechen von Widerstandsorganisationen vor allem? Ja, natürlich von dem KZ-Verband und der kommunistischen Partei natürlich, Und Generationen von Kindern kennen die Tante Therese, die im Kinderland Erholungsheim in Kirchschlag, also lange Jahre Tante, zuerst Tante und dann in der Küche war, also die Küche geführt hat. Wenn wir auf die Zeit rund um den Krieg zu sprechen kommen, wie würden Sie sagen, hat sich der Widerstand ihrer Tante gezeigt? Naja, sie hat auf alle Fälle in ihrem Umkreis hat sie, sie hat zum Beispiel im Krankenhaus gearbeitet, da hat sie zuerst eine kleine Gruppe aufgebaut, die sich für die Rote Hilfe Geld gesammelt hat und auch so immer Informationen weitergebracht hat für den Stand der Politik und so. Ich wundere mich, ich habe leider auch erst ganz spät meine Mutter gefragt, ich sage, wieso wart ihr von Anfang an, von der ersten Stunde an, gegen den Einmarsch, wo alle gejubelt haben. Und meine Mama hat gesagt, ja, wir haben doch gewusst, Hitler bedeutet Krieg. Obwohl meine Eltern waren ganz einfache Leute mit Bürgerschulbildung. Aber sie haben gewusst, Hitler bedeutet Krieg. Die haben gewusst, Hitler bedeutet Krieg. In Linz haben wir zum Glück das Glück, dass in den 70er Jahren ein kommunistischer Funktionär eigentlich sich auf die Suche nach den widerständigen Männern und Frauen gemacht hat und Interviews gemacht hat. Und ich glaube, er hat in erster Linie nach den Männern gesucht und ist dabei auf die Frauen gestoßen, so könnte man es sagen. Und hat das aber zum Glück auch erkannt. Und da hat er auch mit der Theresia Reindl einige Interviews gemacht und die gibt es nach wie vor im Stadtarchiv. Und die habe ich schon vor 20 Jahren angehört und da kommt man natürlich dann hinein. Und ich habe das Glück gehabt, dass es eben auch noch Verwandte gibt, wie die Margit Kein, die heute auch gesprochen hat, die da Materialien zur Verfügung gestellt hat und auch noch viel erzählen konnte. Und das ist natürlich dann ein Glück, wenn das so ist. Wenn es diese Traditionen in den Familien nicht gibt, ist es viel schwerer, noch Menschen genauer zu beschreiben oder was die gemacht haben. Ich kann vielleicht berichten, dass ich einmal im Seminar gefragt habe, Studierende, obende die erste Unbenennung wahrgenommen haben. Und Studierende haben mir dann erzählt, dass sie tatsächlich aufgrund dieser Unbenennungen zum ersten Mal auch den Hof betreten haben, weil wir eigentlich in einem anderen Gebäude untergebracht sind. Und da angefangen haben, sich damit zu beschäftigen, wer Lili René in dem Fall der ersten Unbenennung war. Und eben diese Geschichte auch ihren Alltag eigentlich verändert hat. Es ist interessant, weil ja viele immer behauptet haben, wir wussten nichts. Also was glauben Sie, warum wusste oder hat Ihre Familie etwas gespürt? Naja, sie haben sich halt gebildet auch. Na ja, sie haben sich halt gebildet auch. Und gibt es bestimmte Werte, die man in ihrer Familie oder von ihrer Tante aus verbreitet hat in familiären Kreisen oder in ihrem Umkreis generell? ganze Familie war politisch. Also sowohl meine väterliche als auch meine mutterliche Seite. Die mütterliche Seite war zwar immer links, aber mein Großvater war ein sehr Familienmensch, der wollte ja keine, dass es keine, wie soll man denn sagen, nichts passiert mit der Familie. Während die väterliche Seite, also meine Großmutter war ja mein väterlicher Großvater, der ist ja schon im Ersten Weltkrieg gefallen. Aber die waren natürlich immer gegen gegen den Faschismus und gegen... Aber das hat ja bedeutet, dass man sich gewissen Gefahren oder tatsächlich großen Gefahren ausgesetzt hat. Und trotzdem ist Ihre Familie diesen Weg gegangen. Also vielleicht können Sie uns ein bisschen näher bringen, wie das war. Gut, ich war ja damals ein Kind. Ich war ja ein Kind. Kind. Ich war ja ein Kind. Aber auf Ullefelde haben, ich weiß nur, wir haben uns jeden Sonntag bei meiner Großmutter getroffen und so. Aber die haben ja so konspirativ gearbeitet, dass eigentlich, obwohl wir immer zusammen waren, haben die einen vom anderen nicht gewusst, mit wem sie zusammenarbeiten. Am Jahr, wenn etwas passiert, dass niemand drauf geht. Ich verstehe, also man war sehr vorsichtig. Und was bedeutet Ihnen das jetzt, dass der Innenhof der Kunstuniversität in Linz nach Ihrer Tante benannt wird? der Kunstuniversität in Linz nach ihrer Tante benannt wird. Das ist natürlich sehr schön, das freut mich, weil gerade diese Menschen sind ja nach dem Krieg überhaupt nicht ihrem Wert entsprechend belohnt worden oder im Gegenteil. Sie sind gleich wieder untere Klasse. Therese Reindl war sicher jemand, der sehr geholfen hat, unterstützt hat, die auch sie da eigentlich, glaube ich, immer eingesetzt hat für andere. Das hat sie auch nach 1945 noch so gemacht, in der Familie, aber auch in der Kommunistischen Partei, im KZ-Verband, wo sie einfach aktiv geblieben ist und sich engagiert hat. Und ich glaube, dass das nicht nur für die Frau Reindl, sondern für viele Aktivistinnen damals einfach so eine Art Selbstverständlichkeit war, hier aufzutreten gegen den Faschismus, gegen ein System, das menschenunwürdig ist und da sich selber treu zu bleiben. Sie war natürlich im Frauengefängnis, hat mit Glück den Totbombenangriff am Kaplanhof überstanden. Naja, ich selbst habe gesehen, dass das Grab, das für sie vorbereitet gewesen wäre, sie ist mit viel Glück davongekommen. Eine andere Tante, die habe ich genauso geliebt wie meine eigenen Tanten und war immer bei uns. Das war die Freundin meiner Mutter und meiner echten Tante. Und die hat mich von klein auf auch immer betreut. Die hat man noch umgebracht. Und das nächste Grab wäre für meine Tante Reisi und die restlichen Kommunisten, die noch im Lager waren, gedacht. Aber da sind die Amerikaner Gott sei Dank sehr bald gekommen. Die Therese Reindl ist in der illegalen kommunistischen Partei gewesen und war dort in einer Fünfergruppe aktiv, die sich, man nennt es konspirativ, wo man nicht wusste, wer außer diesen fünf Personen, wer sonst noch in dem Widerstandsnetzwerk war. Und sie war rund um Josef Teufel, der damals der illegale Landesleiter war, der KPÖ, hat sie hauptsächlich Kurierdienste gemacht. Das heißt, sie hat illegale Schriften, abgedippte Flugblätter von einem Platz zum nächsten transportiert. Bei ihr war das ein Friseur, der Herr Kammerer, dort hat sie das hingebracht und dort hat ein anderer, den sie auch namentlich wusste, der ist da immer zum Rasieren hingegangen und hat das wieder abgeholt. Und sie hat das teilweise getarnt in Kaffeepackungen zum Beispiel eingepackt, sodass, wenn sie kontrolliert wird, das nicht entdeckt wird. Aber generell hat sie zu Hause, gab es auch Treffen bei ihr im Haus. Sie war die Ehefrau von Karl Reindl, der seinerseits Lokführer bei der Reichsbahn war und auch im kommunistischen Netzwerk aktiv war. Das heißt, sie war einfach in diesem Umfeld, das eigentlich schon illegal war, sehr aktiv und hatte sehr viele Kontakte. Und sie hat auch, was eine wichtige Funktion war im Widerstand, was sehr viele Frauen, die im kommunistischen Widerstand gemacht haben, ist Geld gesammelt, Unterstützungsgelder für die sogenannte Rote Hilfe, eine Organisation, die auch illegal war und wo man versucht hat, Genossen und Genossinnen zu unterstützen, wo die Männer zum Beispiel in Gefangenschaft waren, um die Familien zu unterstützen, weil viele ja auch vor dem Existenzminimum nur gelebt haben, Kinder zu versorgen waren. Und da hat es ja auch in diesen Netzwerken mitgeholfen. Zur G-Gebäude-Geschichte muss man sagen, wir treffen uns wöchentlich, immer eine halbe Stunde. Und wir überlegen dann immer im Jahr davor oder so im Laufe des Prozesses, wen wir als nächstes hier für die Hofbenennung nehmen könnten. Also es ist so ein ongoing process und genau, so entwickelt sich das dann immer. Ja, ich würde mir erhoffen, dass das Interesse auf das Thema gelenkt wird, dass die Person Therese Reindl bekannter wird und einfach auch der Blick auf Widerständigkeit gegen ungerechte faschistische Regimes als generelles Thema aufgegriffen wird, vielleicht auch ein bisschen in der Gegenwart da anschließt. Ja, was ist denn mit Demokratie, was ist mit meiner eigenen Widerständigkeit, das ist vielleicht zu groß gesagt, aber aus meiner eigenen Solidarität, meinem eigenen Unrechtsbewusstsein, dass da vielleicht auch ein bisschen angedockt wird an gegenwärtige Entwicklungen. Ja, man soll auf alle Fälle den Kindern auch das erzählen. Aber man darf das nicht vergessen, weil es ist so lange her, dass wir darüber nicht reden sollen. Gerade das muss man, gerade wie die Zeit heute ausschaut, umso schlimmer ist das. Für den Theresia-Reindl-Hof haben wir Fahnen am Hauptplatz, die diese temporäre Umbenennung deutlich sichtbar machen auf der Hauptplatzseite und die eigentlich zu Fuß gehende, aber auch einfach über den Hauptplatz überquerende Menschen darauf aufmerksam machen sollen, dass hier in diesem Hof etwas vonstatten geht.