Ja, das sieht gut aus. Also ich würde sagen, wir starten. Herzlich willkommen, sehr geehrte Damen und Herren im Stifterhaus. Mein Name ist Sarah Püringer und ich freue mich, Sie heute zur Mittagsveranstaltung unserer Reihe, zum Mittag bei Stifter begrüßen zu dürfen, hier im ehemaligen Arbeitsthema Adalbert Stifters. Bevor wir mit dem Gespräch beginnen, möchte ich Ihnen noch kurz etwas zu unserer Reihe erzählen. Entstanden ist zu Mittag bei Stifter im Rahmen der Kulturhauptstadt 2009. Wie Sie alle wissen, war damals Linz im Zentrum Europas. Seitdem beschäftigt sich die Reihe in unterschiedlichsten Formaten mit der Leidenschaft des Lesens. Heuer steht der Buchhandel im Mittelpunkt. Wir sprechen mit BuchhändlerInnen aus Linz und Umgebung über ihre Arbeit, ihre Perspektiven und natürlich über das Lesen. Einige von Ihnen waren vielleicht schon bei der Auftaktveranstaltung im April dabei. Da hatten wir Alex Stelzer von der Buchhandlung Alex zu Gast, der sich in den kommenden Tagen in den Ruhestand verabschieden wird. Nun aber zu unserem heutigen Gast, der schon neben mir Platz genommen hat. Bitte begrüßen Sie mit mir ganz herzlich Daniel Rechberger von der Buchhandlung Neugebauer. der vollständigkeit halber ganz kurz zu daniel rechberger daniel rechberger wurde 1992 in linz geboren und ist 32 jahre alt 2008 entschied er sich für eine lehre zum buchhändler eine entscheidung die aus einem Hobby eine Leidenschaft macht, wie er sagt. Seit 2020 ist Daniel Rechberger Filialleiter der traditionsreichen Buchhandlung Neugebauer, die fast 90 Jahre lang am Linzer Taubenmarkt zu finden war und Ende 2024 an den Campus der Johannes Kepler Universität übersiedelte. Um Sie jetzt noch ein bisschen besser kennen zu lernen, habe ich mir ein paar kurze Entscheidungsfragen überlegt. Wir sind gespannt, wie du antwortest. Ich glaube, wir sind schon beim Du angelangt. Frühaufsteher oder Nachteule, wenn es ums Lesen geht? Auf jeden Fall Nachteule. Kaffee oder Tee beim Lesen? Kaffee. E-Book oder Papierbuch? Was isst ihr lieber? Absolut Papier. Ganz klar. Darf man ruhig klatschen. Das sehe ich auch so, weil es passt meiner Anschlussfrage auch sehr gut dazu. Lesezeichen oder Eselsohr? Wie markierst denn du deine Lieblingsstellen? Sowohl als auch. Also da habe ich keine klare Antwort. Also Esels ankommen sowieso immer rein, egal ob ich ein Lesezeichen verwende oder nicht. Aber wir haben sehr schöne, hübsche Lesezeichen bei uns in der Buchhandlung und da verwende ich doch gerne das eine oder andere. Weil verlieren tut man sowieso immer. Also beides. Und findet man dann bei dir auch handschriftliche Notizen in den Büchern? Auch. Das kommt ganz auf das Buch drauf an. Also bei langen Schmökern kommt es durchaus vor, dass ich mir das eine oder andere anstreiche. Okay, und die letzte Entscheidungsfrage. Bücher sammeln oder nach dem Lesen weitergeben? Das kommt drauf an. Also nachdem ich ja in der Buchhandlung arbeite und eh von vielen Büchern umgeben bin, habe ich mir das Sammeln zu Hause eigentlich aufgehört. Also ich habe ohnehin keinen Platz mehr inzwischen. Aber es empfinde ich schon als Luxus, in einer Buchhandlung arbeiten zu dürfen und deswegen keine eigene Bibliothek zu Hause anlegen zu müssen. Und es gibt aber viele Bücher, die ich unbedingt verschenken möchte. Nicht, weil ich es selber nicht mehr haben möchte und besitzen möchte, sondern weil ich unbedingt will, dass es wer anderer liest. Und das ist dann der Hauptgrund. Wir haben ja im Vorfeld schon ein bisschen gesprochen und du hast mir auch schon berichtet, dass deine Liebe zum Lesen und Schreiben schon sehr früh begonnen hat. Was war denn das erste Buch, das dich so richtig gepackt hat? Das erste Buch waren die drei Fragezeichen. Der war ja auch ein großer Fan. Also ich bin in Relation, ich weiß nicht, ob man sagen kann, ich bin relativ früh zum Lesen gekommen, nach meinem Verständnis eigentlich relativ spät, also so mit zwölf oder dreizehn ungefähr. Mir ist auch nie großartig vorgelesen worden eigentlich in der Familie, also irgendwie ist es mir nicht in die Wiege gelegt worden. Von daher bin ich der Meinung, dass ich erst relativ spät dazu gekommen bin. Aber die drei Fragezeichen waren so in der Schule, sag ich mal, das Zugänglichste und die Spannendste, abgesehen von den damals noch noch sehr trockenen, empfundenen Klassikern. Und da ist dann bei mir tatsächlich der Funk gegenübergesprungen und dann bin ich eigentlich erst zum Lesen richtig gekommen. Also es kam dann mit der Schulzeit, vielleicht mit Buchpräsentationen oder Schulbibliothek? Mit Büchern, die quasi nicht uns auferzwungen wurden, sondern was ich mir freiwillig dann ausgesucht habe. Was du dir freiwillig ausgesucht hast. Genau. Okay. Und du hast mir auch vorab schon berichtet, dass du selbst schreibst. Versuche. Welche Texte schreibst du denn? Ist das jetzt zum Beispiel eine reine Tagebuchaufzeichnung oder schreibst du auch literarische Texte? Also Tagebuch eigentlich gar nicht. Ich habe früher gerne Gedichte geschrieben. Tagebuch eigentlich gar nicht. Ich habe früher gerne Gedichte geschrieben, also das waren so die ersten Versuche. Ich glaube, viele, die gerne Romane schreiben, fangen einmal mit Gedichten an. Also das ist zumindest mein Wunsch, dass ich irgendwann einmal einen Roman zumindest in der eigenen Buchhandlung verkaufen kann. Aber Gedichte habe ich sehr gerne geschrieben, die habe ich auch gerne in der Familie dann verschenkt, Aber Gedichte habe ich sehr gerne geschrieben, die habe ich auch gerne in der Familie dann verschenkt, an Geburtstagen oder zu Weihnachten. Und aktuell arbeite ich aber schon seit vielen Jahren an so etwas wie einem Roman. Und ob der jemals fertig wird, keine Ahnung. Aber das Schreiben selber ist für mich entspannend. Und ob dann ein Produkt letztendlich draus wird oder nicht, ist aktuell noch zweitrangig. Das dann sekundär verstehe. Okay, und bei der Vorstellung deiner Person vorhin habe ich schon kurz erwähnt, du hast 2008 eine Lehre zum Buchhändler begonnen. Wenn ich jetzt richtig rechne, warst du damals so 16 Jahre alt? Ja, richtig. Ich würde doch sagen, dass eine Lehre zum Buchhändler vielleicht eine außergewöhnliche Karrierewahl für so eine junge Person ist. Wie ist es denn zu dieser Entscheidung gekommen? Hat es da bei dir einen prägenden Moment gegeben? Das war eigentlich aus der Not heraus. Ich habe nach der Pflichtschule die HTL besucht und bin dann relativ bald darauf gekommen, dass ich kein Techniker bin. Ich war mir da lang unsicher, was eigentlich aus mir werden sollte. Und der Lehrer in der HTL hat dann einmal zu mir gesagt, Daniel, du bist in Deutsch so gut, aber irgendwie in Mathe und alles anderem nicht so. Und du bist ein musischer Mensch, du gehörst irgendwo anders hin. Und das war irgendwie so ein bisschen eine Initialzündung, dass ich mich dann, also ich habe dann die HTL abgerufen, es hätte keinen Sinn mehr gehabt, und ich habe dann durch diverse Praktika bei Buchhandlungen arbeiten dürfen und dort ist mir dann halt sehr schnell eine Lehrstelle angeboten worden und seitdem ist eigentlich aus diesem Hobby eben, wie ich beschrieben habe, was ich, ich habe in der HTL wirklich auch schon sehr gerne gelesen, aber eine richtige Leidenschaft hätte ich das damals noch nicht nennen können, das ist dann durch die Lehre entstanden. Ist dann durch die Lehre entstanden und über die Jahre gekommen. Genau. Das wäre jetzt auch meine Überleitung zur nächsten Frage. Man kann sagen, du bist Buchhändler aus Leidenschaft. Wie gibst du denn diese Leidenschaft an deine Kunden und Kundinnen weiter? Auf jeden Fall gebe ich mir Mühe, dass man den Eindruck zumindest hat, man nimmt sich Zeit für den Kunden. Also man wird nicht einfach schnell abgefrühstückt oder schickt den Kunden zu dem Regal, abgefrühstückt oder schickt den Kunden zu dem Regal, sondern man geht mit und sofern es halt einfach der Betrieb erlaubt, sich so viel Zeit wie möglich zu nehmen und den Wunsch, eben ein eigenes Lieblingsbuch oder was man gerade gern gelesen hat, an den Kunden weiterzugeben und dann im besten Fall eine positive Rückmeldung zu kriegen. Also da bin ich ganz, glaube ich, beim Alex, der das genauso sieht, das ist eigentlich das Schönste am Beruf, dass man ein Buch, was einem selber viel gefällt, irgendwie weitergeben kann und dann daran anschließen kann und den Kunden kennenlernt und dadurch werden die Empfehlungen dann auch immer besser. Und man hat auch eine gewisse Beziehung dann zu den und Kundinnen und kann das dann gut einschätzen. Wenn diese Beziehung aber noch nicht vorhanden ist, dann ist es wahrscheinlich doch öfter so, dass zu dir in die Buchhandlung Kunden und Kundinnen kommen, die vorerst vielleicht mal planlos sind und dann fällt dieser Satz, ich suche ein Buch, können Sie mir was empfehlen? Wie häufig hast du das schon gehört? Und ist das für dich eher ein Reiz und macht das deinen Beruf aus? Oder reagiert man da vielleicht schon ein bisschen allergisch darauf? Nein, also allergisch sicher nicht. Ich wünsche, es wäre öfter so. Vor allem jetzt am neuen Standort an der JKU werde ich das noch zu wenig gefragt. Also können Sie mir ein Buch empfehlen und dass wir aktiv die Beratung suchen, das war am alten Standort am Taubenmarkt wesentlich öfter der Fall, als das jetzt in der neuen Buchhandlung ist. Und das hoffe ich, ich meine, wir sind ja noch ganz jung dort, dass sich das dann in naher Zukunft ändert, wenn mehr Menschen davon mitkriegen, dass wir jetzt dort sind. Dass sich das dann auch etabliert. Auf den Standort gehen wir dann nachher auch noch ein bisschen näher ein. Was mich noch fasziniert hat an deiner Biografie, du bist jetzt ja 32, mit 16 hast du die Lehre zum Buchhändler begonnen. Eigentlich bist du jetzt die Hälfte deines Lebens schon in dieser Branche tätig. Und das in einer Zeit, wo eigentlich viele junge Menschen vor allem auch ihren Karriereweg nochmal überdenken oder auch vielleicht den Beruf wechseln. Was hat dich denn gehalten? Was hat mich gehalten? Mangel an Alternativen. Ich weiß es nicht. Irgendwie, ich weiß es nicht. Also ich habe das nie so in Frage gestellt. Ich arbeite jetzt seit fünf Jahren beim Neugebauer, das heißt, ich habe den größten Teil meiner Karriere schon in anderen Buchhandlungen gearbeitet, aber ich habe halt immer nur die Buchhandlung gewechselt. Ich habe nie den Beruf gewechselt. Ich habe das, wie gesagt, nie so in Frage gestellt. Ja, also es fühlt sich für mich richtig an und von daher kann ich mir das vorstellen, dass das auch so weitergeht. Genau, du hast es eh gerade erwähnt, du bist jetzt fünf Jahre bei Neugebauer. Seit 2020 leitest du die Filiale. Was ist dir denn durch den Kopf gegangen, als du dieses konkrete Angebot bekommen hast, dass du diese Filiale leiten sollst? Ja, eine große Ehre natürlich. gegangen, als du dieses konkrete Angebot bekommen hast, dass du diese Filiale leiten sollst? Ja, große Ehre natürlich. Also der Name Neugebauer ist ja natürlich mir auch immer ein Begriff gewesen als Linzer. Und der Name hat Tradition. Und da in diese Fußstapfen so schnell als Filialleiter zu treten, eben weil da bald der Neugeborene zu dieser Zeit in Pension gegangen ist. Das hat schon ein bisschen Druck auch erzeugt, aber ja, es war eine spannende Herausforderung. Es hat sich dann, ich habe mich in der vorherigen Buchhandlung dann so gefühlt, als würde ich mich nicht mehr weiter entwickeln und das war halt dann die Chance, doch noch nochmal einen Sprung zu machen in diesem Beruf. Und ja, es war einfach ganz spannend, weil die Klientel einfach ganz anders war beim Neugeborenen. Da waren halt dann doch sehr viele Stammkundinnen und Kunden, die mich erstmal kennenlernen mussten. Und da habe ich natürlich dann immer am Anfang die Angst gehabt, na hoffentlich bleiben die. Und natürlich fällt der eine oder andere weg, aber das war schon im Vergleich zu vorher, wo ich eher mit Laufkundschaft zu tun hatte, jetzt dann beim Neugebäude in erster Linie mit Stammkundschaft, das war schon ein anderer Anspruch. Und das war sowohl eine Ehre, aber auch eine große Herausforderung und ein bisschen ein Druck. Ja, große Herausforderungen trifft es, glaube ich, auch sehr gut, wenn man daran denkt, 2020 war die Corona-Pandemie. Die ist noch zusätzlich, ja. Und du hast dann zusätzlich zur Corona-Pandemie noch die Filialleitung übernommen. Da sind sicher einige Herausforderungen auf dich zugekommen. Viele sehen ja Buchhändler und Buchhändlerinnen nicht nur als Verkäufer und Verkäuferinnen, sondern auch auf eine gewisse Art und Weise als Kulturbotschafter und Kulturbotschafterinnen. Was bedeutet es denn, heute eine Buchhandlung zu führen, die eben einerseits mit dem Onlinehandel konkurriert, andererseits aber auch als kultureller Ort bestehen will? Also als kleine, inhabergeführte Buchhandlung, glaube ich, ist es am wichtigsten, dass man den Service vor Ort betont und dass man da ganz viel Wert darauf legt und auf die Begegnungen, auf das Zwischenmenschliche, dass man einen Kunden, man muss einen Kunden binden in einer kleinen Buchhandlung. Nur von Laufkundschaft kann man da selten überleben, vor allem jetzt an diesem Standort, wo wir sind. vor allem jetzt an diesem Standort, wo wir sind. Und das ist aber auch gleichzeitig das, was am meisten Spaß macht. Also wenn man diese Verbindungen schafft und dann ein Laufkunde oder ein neugieriger Kunde, der sich das einmal anschaut, dann zum Stammkunden wird, das ist wirklich eines der schönsten Dinge. Und zusätzlich Bücher sind, vor allem wenn jemand vielleicht länger nicht mehr gelesen hat, aber immer so im Hinterkopf hat, ja, würde gerne mal wieder lesen, aber er hat nicht die Zeit oder was auch immer, man hat nicht das richtige Buch, finde ich, dass Buchhändler da schon eine wichtige Aufgabe haben, weil es kommen jedes Jahr 10.000 neue Bücher auf den Markt und wenn jemand, der vielleicht nicht so oft in eine Buchhandlung geht, der ist überfordert, ganz natürlich. jemand der vielleicht nicht so oft in der buchhandlung geht er ist überfordert ganz natürlich und buch ist etwas das ist schon investment zeitlich also wie er kann kunden quasi buch zumuten war dann stundenlang sich damit gewählen muss oder so von daher ist das schon gewisse verantwortung da dass man dem kunden ein paar schöne stunden mit einem buch das im hof nicht gefällt bereitet und da finde, dass man da als Buchhändler schon eine relativ anspruchsvolle Aufgabe hat, weil ob einem ein Buch zusagt, das weiß man nicht so schnell, wie wenn man zum Beispiel Musiker Lied anhört, das weiß man nach ein paar Sekunden, aber einem das gefällt. Oder beim Film, wenn man sich einen Trailer anschaut, dann weiß man auch sehr schnell, innerhalb von ein, zwei Minuten, ob einem das gefällt. Aber so ein Buch, da steckt halt schon mehr dahinter. Und deswegen finde ich es wichtig und auch schön, wenn Menschen den Rat eines Buchhändlers suchen und sich dann auch in gewisser Weise darauf vertrauen, dass das dann was Gescheites ist. Du hast gerade gesagt, ein paar schöne Stunden mit einem Buch. Sind dann bei euch vielleicht auch Veranstaltungen geplant oder wieietet sich an. Es ist ein schöner Ort. Wir haben Hörsäle dort zur Verfügung. Wir müssen nicht viele Leute, die hoffentlich kommen mögen, nicht in die kleine Buchhandlung pferchen, sondern haben da echt eine super Möglichkeit, dort Veranstaltungen zu machen. Jeder, der sich zu unserem Newsletter anmeldet, kriegt natürlich auch die Info rechtzeitig. Wir haben ja schon sehr oft von dem Standort gesprochen. Also die Buchhandlung Neugebauer war ja fast 90 Jahre am Linzer Taubenmarkt. Und in der Vorbereitung hast du gemeint, man hat 2024 am Campus Johannes Kepler Universität einen Neustart gewagt. Wie kam es denn zu diesem Standortwechsel vom Taubenmarkt zur JKU? Also da gibt es mehrere Gründe. Also da gibt es mehrere Gründe. Der erste Grund eigentlich war, es war vorher dort eine Thalia-Filiale bis März 2024, meine ich. Und dann ist die JKU sehr schnell, das war noch vor der Insolvenz von Neugebauer und Meritas, auf uns zugekommen und wollte halt unbedingt, dass da eine neue Buchhandlung reinkommt. Was anderes ist für die auch nicht in Frage gekommen. Also wenn was Neues reinkommt, dann eine Buchhandlung. Und dann haben wir das Glück gehabt, eben aufgrund des traditionsreichen Namens und auch der langen Zusammenarbeit mit der JKU, dass die Wahl auf uns gefallen ist. Und wir haben da eigentlich sofort zugesagt. Und es ist dann zusätzlich ein paar Monate später zur Insolvenz gekommen ist und dann eh der ganze Standard auf der Kippe stand, hat uns das dann noch zusätzlich bestärkt, dass wir quasi diese Absicherung im Hintergrund gehabt haben, dass wir an die JKU übersiedeln dürfen. Und es ist dann gerade zur richtigen Zeit so gekommen, dass man zumindest den Neugebauer aus dieser Insolvenz retten hat können und die anderen Filialen leider nicht. Was hat sich denn jetzt durch diesen neuen Standort verändert? Ihr seid jetzt ja schon ein paar Monate dort, was kann man denn da sagen? Also Klientel absolut, also wie ich vorher schon gesagt habe, es sind noch weniger Kunden da, die gezielt nach einer Beratung fragen, sondern aktuell ist es natürlich, weil wir an der Uni sind, dass der Bedarf gedeckt wird, den die Studierenden dort haben. Also wir verkaufen sehr viele Fachbücher, das ist halt weniger, jetzt sage ich mal, meine Leidenschaft, wenn ich so einen Gesetzestext verkaufe, ich würde gerne mehr einen Roman öfter verkaufen, aber an dem arbeiten wir gerade, dass wir da noch mehr diese Leser reinkriegen und nicht die Studierenden, die halt nur ihren Bedarf decken wollen. Natürlich gibt es den einen oder anderen, der auch neben einem Studium dann einmal privat etwas lesen möchte, Aber das hat sich schon sehr verändert. Also die Studierenden haben wir ja vorher gar nicht gehabt. Wie wir jetzt gerade gehört haben, du bist der Filialleiter und wie groß ist denn dein Team? Wie viele Leute seid ihr? Wir sind ein sehr kleines Team, wir sind insgesamt nur drei. Okay. Du hast ja dein Hobby zum Beruf gemacht. Wie hat sich denn dein Leseverhalten durch den Beruf verändert? Liest du noch gerne? Ist es Entspannung oder ist es doch eher Arbeit für dich? Ja, schon. Also sowohl als auch. Also es gibt schon Tage, da habe ich dann gar keine Lust aufs Lesen, weil ich eh den ganzen Tag umgeben bin davon und auch gerne einmal in der Arbeit die Zeit nutze, einmal was zu lesen oder reinzulesen. Also das wäre schon übertrieben zu sagen, ich lese die ganze Zeit in der Arbeit und daheim. Das wäre nicht gesund. Man braucht schon ein bisschen einen Abstand oder einen Ausgleich, damit man sich wieder mehr darauf einlassen kann. Genau. Den zweiten Teil habe ich jetzt voll entlassen von der Frage. Ob es eher Arbeit oder Entspannung ist für dich? Achso, sowohl als auch. Genau, gut beantwortet. An der Stelle würde ich mit einem Zitat weitermachen. Hermann Hesse schrieb in eine Bibliothek der Weltliteratur, dass man Bücher nicht nur lesen, sondern auch kaufen soll, ist eine häufig gepredigte Forderung und als alter Bücherfreund und Besitzer einer nicht kleinen Bibliothek kann ich aus Erfahrung versichern, dass das Bücherkaufen nicht bloß dazu dient, die Buchhändler und die Autoren zu füttern, sondern dass der Besitz von Büchern, nicht bloß ihre Lektüre, seine ganz eigenen Freuden und seine eigene Moral hat. seine ganz eigenen Freuden und seine eigene Moral hat. An dieser Stelle möchte ich dich fragen, was würdest du einer Person entgegnen, die keine Bücher besitzt, die zu Hause keine Bücher hat? Viel Mitleid. Nein, also ich würde einmal fragen, warum eigentlich? Ja, also es ist für mich jetzt schwer vorstellbar, weil ich eigentlich naturgemäß eh mit Menschen in Kontakt komme, die Bücher zu Hause haben. Also es ist für mich persönlich schwer vorstellbar, dass man halt gar keine Bücher zu Hause hat. Ich finde, das bringt auch ein bisschen eine Seele in den Raum oder in die Wohnung oder ins Haus und es erzählt auch viel. Also so ein Bücherregal erzählt unheimlich viel über den Menschen, der sie besitzt und das finde ich sehr spannend, wenn man da mal zu Besuch ist bei jemandem und sich dann die Bücherregale anschaut, dann ist man gleich mal viel gespannter auf diese Person, kennenzulernen und dann über Bücher zu sprechen, ob es da Gemeinsamkeiten gibt und wenn ich in ein Haus komme, wo gar keine Bücher stehen, dann ist das irgendwie schon schwieriger, überhaupt ins Gespräch zu kommen. Das ist für mich unvorstellbar. Man merkt, das Zitat hat für dich heute auch noch Bestand. Ich habe das gar nicht gekannt, das Zitat. Ich habe einen besonderen Wert haben und teile es zu Hause. Genau, das Zitat hat für dich heute auch noch Bestand. Ich habe das gar nicht erkannt, das Zitat. Das hat einen besonderen Wert. Man lässt es ja lieber, aber es ist toll. Genau, das steht hier drinnen. Nun zu unserem Hausherrn. Jetzt geht es zu Adalbert Stifter. Adalbert Stifters Bibliothek ist nicht erhalten, doch zwei Listen in den Verlassenschaftsakten geben im Aufschluss, was er gelesen hat. Neben Goethe, Schiller, Shakespeare und Storm finden sich auch weniger bekannte Namen. Ich möchte dich jetzt fragen, welche Namen dürfen denn in deiner Bibliothek nicht fehlen? Tolstoi ist einer meiner Lieblingsautoren, Thomas Bernhard, mag ich sehr gern, Hermann Hesse, wie gesagt, schätze ich seit meiner Jugend eigentlich sehr, war einer der ersten Autoren der Weltliteratur, die mir eigentlich die klassische Literatur eröffnet haben. Aber auch moderne Autoren, also ich mag ihn auch noch geiger unheimlich gern oder etwas weniger bekannt vielleicht bei uns der Clemens Setz in Österreich. weniger bekannt vielleicht bei uns der Clemens Setz in Österreich. Also mein Geschmack ist da sehr vielfältig, also ich kann mich da wenig auf einen Schriftsteller fixieren und Stifter steht auch in meiner Bibliothek. Also er ist nicht mein Lieblingsautor, aber ich mag ihn trotzdem gerne. Also es ist nicht in meinem persönlichen Kanon wie gesagt, aber das ändert sich vielleicht noch. Also ich merke halt, das hat sich im Laufe der Jahre auch geändert. Also in meiner Jugend habe ich gar nicht mehr, sage ich ganz ehrlich, aber jetzt schon langsam werde ich warm mit ihr. Das passt ja ganz gut. Ich möchte auch mal zurück zu Hermann Hessekehren, der in einer Bibliothek der Weltliteratur viele Gedanken zu Büchern und ihrer Wirkung formuliert. Das Büchlein ist gedacht als Zitat erster Führer durch die Welt der Bücher, bis der Suchende den Weg alleine weiterfindet. Und Hesse entwirft darin eben eine Liste der Idealbibliothek und lässt auch Stifter nicht unerwähnt. Also er sagt, Zitat, an ihn, hier ist Eduard Mörike gemeint, mag sich Adalbert Stifter anschließen mit dem Nachsommer, den Studien und den bunten Steinen, der letzte Klassiker deutscher Prosa. Du hast es schon ein bisschen erwähnt, aber wie sieht denn deine Lektürebeziehung zu Stifter aus und wann bist du zum ersten Mal in Kontakt mit seinen Werken gekommen? War das schon zu Schulzeiten? Also in der Schule haben wir mal den Bergkristall lesen müssen. Das ist so der Klassiker mit Betonung auf lesen müssen. Ja, weil damals habe ich wirklich, also ich glaube, das ist fast jedem so gegangen, schwer reingekommen in den Stifter und in den Bergkristall, weil ich die Handlung einfach vermisst habe. Ich habe vorher nur Bücher gelesen, in denen es in erster Linie um die Handlung geht. Und das habe ich beim Stifter nicht so erlebt. Also die Spannung hat mir komplett gefehlt. Deswegen, also ich habe das schon sprachlich irgendwie schätzen können, aber es war einfach langweilig für mich damals. Und dann habe ich eine längere Pause gehabt vom Stifter. Dann bin ich irgendwann, da war einmal ein Buch im Abverkauf, der Nachsommer, das hat, weiß nicht, zwei Euro, irgendwo am Krabbeltisch ist das gelegen. Und dann habe ich mir das mitgenommen, weil natürlich Stifter, ja, es ist toll, wenn man ein Buch vom Stifter zu Hause hat, aber man vielleicht nicht so gern liest, aber ein Autor, der Rang und Namen hat und damit kann man irgendwie seine Bibliothek aufwerten. ein Autor, der Rang und Namen hat und damit kann man irgendwie seine Bibliothek aufwerten. Also habe ich mir das mitgenommen und dann ein bisschen reingelesen. Das war allerdings eh schon so zehn Jahre später. Also da ist dann auch mehr Reife dazu gekommen. Und dann bin ich tatsächlich ein bisschen versunken im Nachsommer. Also ich habe das dann irgendwie mehr geschätzt und irgendwie war das auch in einer Zeit, wo ich mich sehr gestresst gefühlt habe und dann war die Handlung auf einmal gar nicht mehr so wichtig, sondern das Eintauchen in die Welt und diese Naturbeschreibungen, die waren auf einmal irgendwie entspannend und dann habe ich das erste Mal eine richtige Wertschätzung für den Stift entwickelt. Ja, so kann sich das über die Jahre ändern und auch bei einer erneuten Lektüre sind es dann ganz andere Eindrücke. Du hast Bergkristall schon angesprochen, wird ja häufig wahrscheinlich zu Weihnachten nachgefragt. Das ist der Bestseller zu Weihnachten. Was macht einen Stifter oder generell Klassiker zeitlos? Eher, dass man es immer wieder neu entdecken kann. Vor allem, wenn ein bisschen Zeit vergangen ist, dass man einen Klassiker oft ganz anders liest als noch vor 10, 20, 30 Jahren. Also in diese Klassiker, sie sind ja nicht ohne Grund Klassiker und haben die Zeit irgendwie überdauert, ist halt etwas Konstantes, etwas Beständiges drin, was irgendwie jeder Mensch irgendwie kennt oder fühlen kann. irgendwie jeder Mensch kennt oder fühlen kann und das dann immer wieder neu zu entdecken mit neuen Erfahrungen, die man gemacht hat, das ist das, was die Klassiker halt irgendwie auszeichnet. Und vor allem sprachlich. Sprachlich bin ich der Meinung, es gibt echt viele tolle Gegenwartsautoren, aber sprachlich hat man sich damals nur ein bisschen mehr Mühe gegeben insgesamt. Das ist etwas, was ich schon ein bisschen verwisse und dafür aber umso mehr schätze, wenn nicht nur die Handlung beim Gegenwartsautor im Vordergrund steht, sondern wirklich auch an der Sprache gefeilt wird. Genau, zum Abschluss möchte ich nochmal ganz kurz auf diese Bibliothek der Weltliteratur zurückkommen, in der steht, Zitat, Wichtig für ein lebendiges Verhältnis des Lesers zur Weltliteratur ist vor allem, dass er sich selbst und damit die Werke, die auf ihn besonders wirken, kennenlerne und nicht irgendeinem Schema oder Bildungsprogramm folge. Er muss den Weg der Liebe gehen und nicht den der Pflicht. Da möchte ich dich jetzt noch fragen, welches Buch würdest du denn deinem jüngeren Ich empfehlen? Zitat von Hermann Hesse. Kurz und prägnant, passend. Genau, mit Blick auf die Uhr, es ist bald 13 Uhr, möchte ich mich bei dir verabschieden. Es hat mich sehr gefreut, dass du gekommen bist und dir die Zeit genommen hast und uns Einblicke in deine Arbeit gegeben hast. Im ersten Stock wartet auf uns die Suppe, die für diese Mittagsreihe obligatorisch ist. Und ganz kurz in der Einladung steht, es gibt heute eine Grießsuppe, die von der Postkandina zubereitet wird. Darauf haben Sie sich nicht zugefreut. Genau, also falls Sie sich gefreut haben an dieser Stelle, es ist eine Grieß-Nockerl-Suppe geworden. Das glaube ich besser, oder? Aber ich hoffe, es schmeckt dennoch. Was Adalbert Stifters Lieblingssuppe war, ist nicht überliefert. Allerdings wissen wir, dass Stifter kulinarisch sehr ambitioniert war. Kurt Palm schreibt in seinem literarischen Kochbuch Suppe Taube Spargel sehr ambitioniert war. Kurt Palm schreibt in seinem literarischen Kochbuch Suppe, Taube, Spargel sehr, sehr gut, dass eben sich Stifter damals mit einer neuen Mode beschäftigt hat, die eben in der Küche zu finden war. Er war sehr begeistert von dem liebigsten Fleischextrakt, eine kräftige Essenz aus Rindermuskelfleisch, die er sich regelmäßig in Fläschchen auch nach Gierschlag liefern hat lassen. Mit anderen Worten, wenn ihm unsere Grießnockerlsuppe heute zu mild gewesen wäre, Stifte hätte er sie vielleicht mit einem Schuss Fleischextrakt nachgewürzt. Und in diesem Sinne danke ich auch Ihnen fürs Kommen. Mit unserer Mittagsreihe geht es dann im Herbst weiter. Da haben wir noch zwei Termine, wo wieder BuchhändlerInnen aus Linz und Umgebung bei uns zu Gast sind. Wir freuen uns auf ein Wiedersehen und in diesem Sinne Mahlzeit.