KAMI MENGALA KAMI MENGALA KAMI MENGALA KAMI MENGALA KAMI MENGALA KAMI MENGALA KAMI MENGALA KAMI MENGALA KAMI MENGALA KAMI MENGALA KAMI MENGALA KAMI MENGALA KAMI MENGALA KAMI MENGALA Ich bin zum ersten Mal auf die Geschichte meines Vaters gestoßen. Da war ich ungefähr vier oder fünf Jahre alt und da haben wir in Adnang-Buchheim gewohnt. Und wir sind mehrere Mal in der Nacht munter geworden, weil der Vater mit der Faust an die Rückwand seines Bettes geschlagen hat und Abschuss, Abschuss geschehen hat. Er war Flieger im Zweiten Weltkrieg und damit der Pilot oder irgendwer das registriert, dass ein feindlicher Jäger abgeschossen wurde, schlug man auf die Bordwand des Fliegers. Mein Vater war, wie soll ich sagen, hat pädagogische Abkürzungen geliebt. Wenn er in irgendeiner Weise sich nicht durchsetzen konnte gegen uns Kinder, dann schrie er einfach Schnauze. Und mit Schnauze war die Diskussion beendet. Viel, viel später, ich glaube ich war so 15 oder 16, wie so die ersten Filme aufgetaucht sind im Fernsehen. Wir haben damals relativ spät einen Fernseher bekommen. kriegerischen Vergangenheit der Deutschen und Österreicher und überhaupt über den Weltkrieg gezeigt. Und es wurden auch Aufnahmen vom KZ Mauthausen gezeigt und wir waren einfach baff. Also wir haben das überhaupt nicht verstanden. Man muss sich vorstellen, damals ist in jedem Haushalt geraucht worden und wir haben immer gewusst, wenn solche Filme kommen, muss oft gelüftet werden, weil der Vater damals Ketten geraucht hat. Also wenn er solche Filme gesehen hat, ja, er hat aber nie, nie aus sich heraus diese Filme kommentiert und wenn irgendwelche Fragen gestellt worden sind, dann hat er die halt ab also abschlägig nicht einmal beantwortet meine mutter ist wie auf nadeln gesessen und damit nicht weiter gefragt wird und und ich habe damals gefragt meine schwestern haben sie kaum beteiligt an diesen diskussion haben damals gefragt warum man diese diese Menschen einsperrt. Und die haben im Grunde genommen nichts getan. Man hat im Film gesehen, das waren Menschen, die schlecht bekleidet waren. Es waren Bauern, viele waren Bauern dabei. Man hat wenig Menschen mit, sage ich jetzt einmal, bürgerlichem Hintergrund in diesen Filmen gesehen. Und damals hat er eine Antwort gegeben, die sozusagen meine Einstellung auch zu ihm wesentlich verändert hat. Er hat damals gesagt, ja was hätten wir, wir Deutschen, so quasi machen sollen, wir hätten sie ja nicht durchfüttern können. Der Umgang mit seiner Vergangenheit war gleich null. Meine Mutter hat alles abgewürgt, weil mein Vater sehr schnell in Rage gekommen ist, wenn es so quasi gegen diese Zeit gegangen ist. Wie er vom Krieg zurückgekommen ist, ist er nach Wien gekommen, damals waren die Russen in Wien, und er ist sofort abgetaucht. Er hat nur gesagt, ich bin da, aber ich werde jetzt in die Steiermark gehen. Und viel, viel später habe ich dann erfahren, dass er immer noch geglaubt hat, dass, es gibt diesen Begriff Wehrwölfe, also diese Vereinigung von Wahnsinnigen, die geglaubt haben, sie könnten irgendwie noch das Ruder herumreißen. Die Zeit, die war für mich einerseits tragisch, weil ich habe meinen Vater überhaupt nicht verstanden. Ich bin auch nie zu ihm irgendwie vorgedrungen, argumentativ, das war die eine Seite. Auf der anderen Seite war es ein glücklicher Zufall, weil ich habe mich irgendwie frei spielen können. Irgendwann einmal kommt der Moment im Leben eines jeden Menschen, wo er sich sozusagen aus dem Elternhaus langsam trennt und eigene Wege versucht und mein Vater hat es mir, ob er jetzt will oder nicht, diesbezüglich ziemlich leicht gemacht. Also er hat, nachdem er nicht gesprächsbereit gewesen ist, nicht nur in diesen Dingen, aber überhaupt, Thema speziell interessiert hat, war faktisch klar, dass ich da keine Schiene habe, um dieses ganze Geschehen zu verstehen. Das ist ein Grund, warum ich mich schon damals schon intensiver damit beschäftigt habe. Und mein Vater hat ein sehr, sehr zurückgezogenes Leben geführt. Anscheinend hat er keine Freunde mehr getroffen, die ihm irgendwie politisch Recht gegeben haben. Und meine Mutter hat sich in der Kirche engagiert und so war eigentlich klar, wo diese beiden Pole landen und ich bin dann nach Steyr gekommen und habe auf der HTL was komplett Neues kennengelernt, nämlich in der 68er Bewegung oder in den 70er Jahren eine Denkfreiheit. Und meine Mutter hat erzählt, dass ursprünglich, und das haben wir eh gewusst, das ist uns aufgefallen, dass mein Vater jedes Mal, wenn er von der Arbeit gekommen ist, als allererstes zum Klavier gegangen ist und dort eine halbe Stunde Klavier gespielt hat. Und das war irgendwie eh so selbstverständlich, dann im Alter, dann nehmen wir es so, weil da hat man sich gefragt, warum und wieso. Und dann haben wir die Mutter gefragt und die Mutter hat gesagt, ursprünglich war geplant, dass mein Vater Konzertpianist wird. Er war ein sehr guter Pianist, hat im Konservatorium studiert und irgendwann einmal hat man gemerkt, es ist der Erste Weltkrieg und so weiter. gegeben die sich irgendwie musikalisch weitergebracht haben weil es entweder verwundet waren, ich erinnere nur an die Trägerlehrer nach dem ersten Weltkrieg oder andere Menschen die halt nicht mehr irgendwie Fuß fassen konnten und dann haben sie gesagt oder entschieden dass der Vater nicht Musiker wird weil es ist ein Notleiderberuf sondern er wird Techniker. Er ist aber dann eh, er ist dann kurz danach wieder eingezogen worden, ist dann Flieger geworden und ist in Afrika, in Frankreich und in Russland eingesetzt gewesen. Wir haben natürlich damals so Pappe wie worden, das mit dem Flieger und so. Und da hat er eben erzählt, ja, sie haben sich einen Spaß daraus gemacht, wenn es sozusagen freie Jagd heißt, es steht kein unmittelbarer Feind bevor und die Flieger sind halt über die Landschaft geflogen und wenn sie irgendwas gesehen haben, das einer komisch vorkommen ist, da haben sie halt runtergeschossen. Und er hat gesagt, dass das ein Spaß war unter seinen Staffelkollegen, dass wenn sie irgendwo in der weiten Steppe von Russland einen Reiter gesehen haben, haben sie den so lange verfolgt und haben ihn beschossen, bis er vom Pferd gefallen ist. Und das haben die damals lustig gefunden. Wir haben das absolut nicht lustig gefunden, aber damit war eigentlich Diskussion, hat es sowieso keine gegeben. Irgendwann einmal ist uns aufgefallen, sind alle diese Dinge weggeschmissen worden, nur das Flugbuch ist übrig geblieben und das ist die einzige Erinnerung daran, dass er, wie gesagt, 1935 oder 1940 Abschüsse gehabt hat. Uns hat das damals nichts gesagt, bis eines Tages ein ehemaliger Staffelkamerad meines Vaters nach Linz gekommen ist und hat gesagt, er möchte gern über einen Fliegerass, das zufällig in der gleichen Staffel meines Vaters war, ein Buch schreiben. Und er hat meinem Vater gebeten, ob er nicht Fotos hat aus dieser Zeit, aus dieser Staffel, und ob er ihn die nicht leihen würde. Und tatsächlich, das haben wir nicht gewusst, ist plötzlich eine Schachtel aufgetaucht, eine Schachtel aufgetaucht, die ein Sodom und Gomorra war von toten Menschen und kaputten Fliegern und Schützengräben und, und, und. Also, dass das noch existiert hat, hat uns schwer verwundert. Und Teile dieser Fotos, die da drinnen waren, speziell was das Fliegerarzt Hartmann anbelangt, sind dann in einem Buch erschienen, wo mein Vater dann auch mit Foto drinnen war und und und. Ich war mir jetzt nicht ganz sicher damals, ob ich jetzt auf das stolz sein soll, dass mein Vater in diesem Buch vorkommt oder nicht. Ich habe dann für mich entschieden, eigentlich bin ich nicht stolz darüber. Die Aussöhnung mit meinen Vater hat, glaube ich, nie so wirklich stattgefunden. Es ist so, irgendeines Tages ist einmal so im Familienkreis darüber diskutiert worden, warum manche, zum Beispiel bei uns im Haus oder so, oft zu hart waren zu ihren Kindern. Und mein Vater hat dann so lapidar gemeint, ja das stammt, das hat er von seinen Eltern, dass man mit den Kindern, man möge mit den Kindern keine innige Beziehung aufnehmen, man soll sie schon, man soll sie wertschätzen und und und, aber allzu viel nicht mit Liebe und Sorgfalt überhelfen, weil es könnte sein, dass am Nachmittag der Flieger kommt, die Bombe fällt ins Haus und das Kind ist weg und man ist sozusagen vollkommen paralysiert und fertig, weil das Kind tot ist. Und wenn man aber nicht so eine Beziehung aufbaut, hat er damals gemeint, dann ist der Schmerz vielleicht kleiner. Irgendwann muss man ja zu dem Punkt kommen, wo man dann sagt, also ich schließe das jetzt ab, es schließt sich der Kreis entweder beim Tod der Eltern, dass man dann irgendwie in sich geht und sagt, eigentlich ist ja das Leben lebenswert, das eigene, und daran waren die eigenen Eltern nicht unbeteiligt. Also man muss ihnen auch etwas Positives entgegenhalten. Aber das ist mir nicht wirklich gelungen. Es gibt ja, wie gesagt, keine Zukunft ohne Geschichte. Und nachdem das nie für mich aufgearbeitet oder erklärbar war, warum der Nationalsozialismus das und das und das verbrochen hat, habe ich mir auferlegt, dass ich wenigstens einmal im Jahr nach Mauthausen fahre und an diesem Ort auf mich einwirken lasse. Und dort tauchen dann diese Bilder wieder auf und das ist für mich quasi das Erinnern. Das mache ich freiwillig, weil man denkt, der Mensch hat irgendwie eine Funktion, die ihn vergessen lässt. Das heißt, es ist wahrscheinlich lebensüber notwendig, dass man nicht immer an die schrecklichsten Dinge erinnert wird oder denken muss. Es gibt auch so etwas wie einen grauen Schleier, der sich drüber zieht. et à cette réalité. Das Zusammenfinden der Eltern hat in Steyr stattgefunden. Warum hat es in Steyr stattgefunden? Weil der Vater dort in den Steyrwerken beschäftigt war zu diesem Zeitpunkt und die Mutter war beim Arbeitsdienst, beim Reichsarbeitsdienst, hat also auch im Weltslager gearbeitet und es gibt sogar ihre beste Freundin, die auch erst vor zwei Jahren mit, glaube ich, 100 Jahren gestorben ist und neben uns in Münich, Steier-Münich-Holz gewohnt und gelebt hat. Die hat mir das erzählt, dass die beiden eben, mein Vater Vater in der Werkshalle des Weltslagers gearbeitet hat. Nein, das stimmt nicht. Im Konstruktionsbüro. Sie hat auf der anderen Seite Kugellager eingefüllt. Die hatten damals schon einen sehr modernen Bau. Das Kugellager ist ja unmittelbar vor dem Zweiten Weltkrieg gebaut worden. Erst in dieser Form. Und die haben dann da immer sozusagen gegenseitig zusammen Blickkontakt gehabt und irgendwann ist halt mehr daraus geworden. Die Frage nach der Geburt ist natürlich unmittelbar verbunden mit der Frage nach Geschwistern. Und bei mir ist es so, ich habe eine Schwester, die Brigitte, und die ist genau zehn Jahre älter. Die ist 45 auf die Welt gekommen und ich 55. Und die ist genau zehn Jahre älter. Die ist 45 auf die Welt gekommen und ich 55. Und bei ihr ist es so, dass sie auch immer erzählt hat, also sie ist noch in Bayern auf die Welt gekommen, dass da immer, also das ist bei ihr irgendwo so eingebrannt gewesen. Sie kann es nicht einmal bewusst erzählen, aber es muss diese Zeit für sie schon reflektierbar gewesen sein als Kleinkind, als die, glaube ich, Engländer den Obersalzberg, also das sozusagen Wohndomizil, das Adolf Hitler bombardiert haben. Und das ist ja ein Talkessel vom Berchtesgaden und sie hat gesagt, das war so ohrenbedeutend und für sie, glaubt, also die Welt geht sofort wieder unter, obwohl sie noch so klein und unbedurft war. Also das ist ihr heute noch im Kopf, das Sirenengeheul und dann dieses riesige Donnergewitter durch die Bombardierung des Obersalzbergs. dass er sehr viel Glück hatte, sozusagen bei dieser Filmgesellschaft, bei der Bavaria Filmgesellschaft und auch bei der Berlin Filmgesellschaft, dann eingesetzt zu werden, eben für Sportfilme zu machen, die wahrscheinlich auch einen hohen Propaganda-Wert hatten, aber das war ihm wahrscheinlich auch nicht so sehr bewusst. Er war eben ein Wildwasserbadler und Kajakfahrer und so gesehen war er also da für diese Filme bestens geeignet. Und was ich auch noch erfahren habe, war die Funktion war mir nicht klar, die er dann gehabt hat wie diese Filme. Ich habe da, wie man vielleicht hinten sehen kann, momentan nicht, aber noch viel Material und Fotos genug von ihm aus dieser Zeit, was er für eine Rolle gespielt hat. Und tatsächlich hat mir dann ein Alt-Badler oder eben einer der altgedingten Badler aus Steyr gesagt, dass er der Rettungsfahrer war. Er hat also die beiden Flüsse Salz und Ent so gut gekannt, dass er also immer am Rande gestanden ist und wenn also diese Tiroler Burschen, wie sie es immer genannt haben, diese Skigrößen gefahren sind, dann haben sie ja doch nicht jeden Schwal so gut gekannt und manchmal gekentert. Dann ist er losgestattet und hat sich wieder herausgefischt. Er hat immer darunter gelitten und ein Problem gehabt, dass viele, die über seine Filme und über seine Arbeit als Fotograf große Wertschätzung gehabt haben und durch das, dass er sehr früh schon ins Ausland gekommen ist, zu einem Zeitpunkt, wo die anderen gerade einmal nach Bibione oder so gefahren sind auf Urlaub, war das schon etwas Besonderes. Das war auf der einen Seite von manchen ein bisschen eine Neid auf ihn und für andere die Faszination. Und auf der anderen Seite hat es aber auch die Hardliner gegeben, weil Hardliner waren jetzt in Richtung nationalsozialistisches Denken, auch nach dem Krieg noch, oder Empfinden, die halt dort sehr tief involviert waren. Und die haben immer irgendwie als eine Art Verräter oder Drückgeberger gesehen. Aber wie gesagt, für mich das Maßgeblichste war, dass ich immer gemerkt habe, und die haben ihn immer als eine Art Verräter oder Drückgebirge gesehen. Aber wie gesagt, für mich das Maßgeblichste war, dass ich immer gemerkt habe, dass die Betrachtung oder die Reflexion auf seine Person sehr weit auseinander liegt. Also die einen, die ihn bewundert haben, haben gesagt, toll was du da gemacht hast, und die anderen haben gesagt, du hast ihn nur von der Front gedrückt. Er hat also vor dem Krieg in Donauwitz gearbeitet, weil er ja gebürtiger Leobner war, hat in Donauwitz gearbeitet und hat dort bei einem Arbeitsunfall von der rechten Hand den Zeigefinger und den Mittelfinger so gequetscht, dass er zumindestens, habe ich ein Dokument, glaube ich, irgendwo ausgegraben, dass er deshalb auch schon fürs Schießen nicht wirklich geeignet war. Also weil die Schusshand, weil er Rechtshänder war, also nicht geeignet war. Das war die eine, ist eine mögliche Erklärung. Die andere ist, dass er eben durch die, er war ja praktisch untergeordnet angestellt bei der Leni Riffenstahl, weil die die Leiterin oder die der Oberheit von der Berlin Filmgesellschaft war und durch das ist er natürlich auch da herausgekommen, weil sie gesagt haben er ist unabkömmlich für diese Filmaufnahmen und darum braucht er nicht in den Krieg sein sein zu sein. Also es ist eigentlich so von der politischen Haltung habe ich schon eher eben wie gesagt habe sozialdemokratisch kommunistisch erlebt oder wahrgenommen. Es ist kaum etwas über die NS Zeit gesprochen worden, aber was mich dann sehr verblüfft hat, als ich in die Hauptschule gekommen bin, da war noch nicht so dramatisch oder eigentlich gar nichts, aber in der Hauptschule hat es dann Lehrer gegeben, die vor der Klasse den anderen gesagt haben, was ich für ein Sohn einer Größe bin, der in dieser Zeit Filme gedreht hat. Die haben selbst scheinbar irgendwo eine Vergangenheit in NS-Richtung gehabt und haben ihn verherrlicht. Ich wusste dann nicht, ist das für mich jetzt toll, dass das vor der Klasse ausgebreitet wird. Der Sportlehrer hat zum Beispiel gesagt, der wisst ja nicht zu den anderen, was der Raimund Lutschitschnik, sein Vater eigentlich gemacht hat. Der hat da tollste Filme gedreht und so weiter. Und das war eine Größe, das müsst ihr euch merken. In Wirklichkeit sind wir dann drauf gekommen, ich reflektiere das natürlich auch mit, sage ich einmal, Klassenkameraden, die mit mir in die Schule gegangen sind oder Schulfreunde, die mir dann sagen, dass sie eben sehr unter dem gelitten haben. Also wenn sie irgendwo aus Familien gekommen sind, die nicht so eindeutig glorifiziert wurden, dass sie sehr unter diesem Gedankengut der Lehrer, dem NS-Gedankanken gut gelitten haben. Es hat schon ein bisschen irgendwie für uns dann auch den Touch bekommen oder den Hintergrund bekommen, dass sehr viele Lehrer, die zuerst in einen höheren Raum waren in den Gymnasien, dann praktisch in der Entnazifizierungsphase in die Hauptschulen versetzt worden sind. Dass das sozusagen eine Art der Buße war oder sein sollte. Ich glaube, auf dem Unterrichtsplan ist in der Hauptschule, ich bin in Münchholz Hauptschule gegangen und auch in der Volksschule Münchholz ist der Zweite Weltkrieg nicht irgendwie, wir haben eine Geschichte in dem Sinn nicht so gehabt wie in einer Mittelschule. Also es ist dann nicht aufgekommen, also jetzt in der Reflexion der vielen Jahre, die vergangen sind seit dieser Schulzeit und im Gespräch mit anderen Schulkollegen kommt schon heraus, dass da einige Lehrer waren, die halt augenscheinlich da schon sehr beeinflusst wurden oder sehr gefärbt wurden vom NS-Gedankengut. Das muss man so sagen. gefärbt worden vom NS-Gedankengut. Das muss man so sagen. Und wenn man diesen Münchholzweg zum der Bahnhaltestelle gegangen ist, hat es dann wirklich noch ein paar Raken gegeben aus dieser Zeit und die haben mich schon immer sehr interessiert. Aber ich habe da auch nicht wirklich Aufklärung bekommen, kann mich auch nicht erinnern, ob ich dezidiert meine Eltern danach gefragt hätte. Ich weiß nur, dass einige von den Schrebergärten oder die Schrebergartenbesitzer waren sich so Teile von diesen Holzbaracken irgendwie geholt haben und die eigentlich so halboriginalgetreu wieder aufgebaut haben. Also mir ist dann auffallend, wenn man mal einen Fokus auf sowas wirft, dass ähnlich wie die paar Baracken, die mir bekannt waren, dann auch wieder Teile in den Schrebergartenhütten zu finden waren. Also vom Vater habe ich sicher irgendwo mitbekommen, diesen Blick für die Schönheit der Natur, für die Architektur, für alles von herum, überhaupt die Sehnsucht danach, Dinge genauer anzuschauen. Also nicht oberflächlich zu schauen, sondern sehr genau zu schauen. anzuschauen. Also nicht oberflächlich zu schauen, sondern sehr genau zu schauen. Weil ich muss ja dazu sagen, es ist ja bei ihm auch eine Einflussnahme da gewesen oder ein besonderer Faktor, dass er sich überhaupt für die Fotografie entschieden hat dann irgendwann mal das hauptberuflich zu versuchen, obwohl er es nicht gelernt hat, weil er war gelernter Konstrukteur und Zeichner von den Steuerwerken her. Aber sein auch elf Jahre älterer Bruder, der hat in Leoben gelebt, wo die Familie väterlich herkommt oder ihren Hauptlebensabschnitt verbracht hat, der war Maler und Grafiker. Und der hat natürlich als Künstler ein sehr schweres Leben gehabt, weil er versucht hat davon zu leben. Und hat noch ein anderes Kriterium, das vielleicht an dieser Stelle auch spannend ist zu erzählen, weil er mehr oder weniger diese Familie gespalten hat, nämlich ideologisch und inhaltlich, er aber schon in den späten oder mittleren 20er Jahren eben auch dem Deutschdom sehr zugesprochen hat oder auch diesen nationalen Strömungen und hat seinen Namen umschreiben lassen. Und das hat natürlich einen unheimlichen Crash in der Familie ausgelöst. Er wollte nicht mehr den slawischen Namen Lodzicnik haben, sondern er hat sich umschreiben lassen auf Liebhardt. Und das hat lange Zeit die Geschwister untereinander sehr getrennt. Naja, das ist für mich eine eindeutige Antwort. Was das Erinnern betrifft, ist es für mich hochgradig wichtig, weil ich denke mir, das ist eine unserer substanziellen Möglichkeiten, sozusagen eine Verbindung mit der Vergangenheit in die Gegenwart und damit in die Zukunft zu finden. Also wenn wir uns nicht mehr erinnern, und ich kann mir auch gar nicht vorstellen, dass es Leute gibt, obwohl ich es auch schon erlebt habe, die einfach Dinge streichen aus ihrem Gedächtnis. Aber das ist für mich, ich meine, ich bin kein Arzt, um sagen zu dürfen, dass das fast schon pathologisch ist, wenn man versucht, die Erinnerung zu löschen. Ich meine, das kann ich auf einem Computer tun, da kann ich etwas löschen, aber ich glaube, selbst muss man sich immer mit dem beschäftigen, was war, um auch wirklich darauf zu kommen, wo stehe ich, wer bin ich und wo negativ umgehen. Meine Großväter sind beide gestorben, als ich eigentlich nur ein Kind war. Und die beiden haben nie mit mir über den Krieg gesprochen. über den Krieg gesprochen. Die einzigen Sachen, die während meiner Kindheit erwähnt wurden, die man gemerkt hat, sind die Tatsache, dass beide Großväter in Kriegsgefangenschaft waren und ziemlich spät aus dem Krieg wieder nach Hause gekommen sind. Die Großmütter haben erzählt, dass sie sich beide während des Kriegs Wales bzw. Steyr verlassen haben, weil sie bombardiert worden sind und bei der Verwandtschaft in Ruhr bzw. außerhalb von Wales untergekommen sind. beides Kinder gehört haben, ist, dass in der Wohnung in Wales sowohl Vertriebene als auch amerikanische Soldaten bei meiner Oma einquartiert waren. Sonst haben sie wenig erzählt und auch auf Nachfragen wenig erzählt und irgendwie habe ich als Kind immer den Eindruck gehabt, Zweiter Weltkrieg, Erster Weltkrieg, sie möchten das Thema eigentlich abschließen und nicht wirklich darüber sprechen. Von den Großmüttern habe ich auch später, also es ist die Großväter längst tot worden, nie irgendetwas über Konzentrationslager gehört. Frage nicht, da haben es beide eigentlich abgeblockt, würde ich sagen. Es war in der Schule so, dass man, soweit ich mich erinnern kann, und ich denke, ich habe halbwegs aufgepasst, nicht viel über Nationalsozialismus gemacht haben. Ich habe 1983 maturiert. Meine Erinnerung ist so ungefähr der Dollfußmord, Einmarsch in Österreich, Russland fällt, Zug, Koreakrieg. So ungefähr und detailliert war das in etwa. Ungefähr und detailliert war das in etwa. Was wir ganz sicher nie besprochen haben in der Schule waren die Februarkämpfe 1934. Das ist überhaupt nicht vorkommen. Und wir waren auch ganz sicher während der Schulzeit nicht in Mauthausen. Also das Thema ist eigentlich nicht behandelt worden und das erste Mal interessiert dafür habe ich mich eigentlich wie mein Mann und seine Familie kennengelernt habe. Da ist deutlich mehr darüber gesprochen worden. Mein Schwiegervater war elf, als der Krieg vorbei war, von der Befreiung zum Beispiel. Das hat er erzählt, dass ihm da die Amerikaner von dieser Rainbow Division von Bad Hall nach Steyr gekommen sind. Und die haben natürlich alle irgendwie BBC gehört, haben das gewusst und die Familie hat damals das Bahnhofsrestaurant betrieben mit ukrainischen Zwangsarbeiterinnen, die aber bei ihnen gewohnt haben und das alle sehr geliebt haben eigentlich. Und die Mutter meines Schwiegervaters war sehr besorgt, weil man ja nicht wusste, wie das mit den Amerikanern ist. Und hat die Kinder in den Keller, hat die Kinder im Haus eingesperrt, hat gesagt, ihr geht da jetzt nicht hinaus. Und die Buben waren damals zwölf, elf, neun so ungefähr und wollten das natürlich unbedingt sehen. Die sind dann über die Bierrutsche am Bahnhof nach draußen geklettert und bei den Amerikanern am Panzer oben gesessen, die gegenüber von Minichmeier Steier befreit haben. Und da gibt es unzählige Geschichten, wie das da mit den Amerikanern war, die dann auch einquartiert waren bei ihnen im Bahnhofsrestaurant. Denen habe ich natürlich schon gefragt, ob man das gewusst hat, dass es ein Steuerkonzentrationslager gegeben hat und er hat gesagt, das gibt es nicht, dass die Leute das nicht gewusst haben, weil die aus Mauthausen mit dem Zug gekommen sind, jeden Tag durch die Stadt gegangen sind und weil die vom Münichholz durch die Stadt gegangen sind und er kann sich erinnern, dass denen gelegentlich was zugesteckt worden ist und er hat auch ganz genau beschreiben können, wo das Nebenlager in Münichholz war. Wenn es um die Kriegsvergangenheit meiner Großeltern geht oder meiner Großväter geht, dann habe ich als Kind überhaupt nichts darüber gewusst. Ich weiß vom Großvater väterlicherseits ganz wenig. Da gibt es, soweit ich weiß, keine Aufzeichnungen dazu. Der Vater meiner Mutter ist gestorben, als ich 13 war. Und wir haben erst, als meine Oma 1998, als sie mit fast 100 Jahren ins Altersheim gekommen ist, haben wir ein Haus in Wels ausgeräumt. Und da sind wir über ein ungefähr 250 Seiten Tagebuch, auf ein Tagebuch von meinem Opa gestoßen, wo er am Anfang ein bisschen die Familiengeschichte erzählt und dann sehr detailliert den Ersten Weltkrieg, die Zwischenkriegszeit, die Armut damals, Joblosigkeit, Inflation beschreibt aus einer sehr deutsch-nationalen Sicht. Dann auch beschreibt, wie er dazwischen einmal seinen Job verloren hat, wegen seiner politischen Gesinnung, also ungefähr 1934. Und dann schreibt er, und da muss er, so wie ich das mitbekommen habe, tatsächlich Tagebuch geführt haben während des Kriegs, wo immer er stationiert war, und hat das dann aufgeschrieben, so quasi für seine Enkeltöchter, sollte mal jemand fragen. Steht so drinnen. Also er hat es mir sehr, sehr überhaupt nichts, was dort passiert ist. Er beschreibt Partisanenkämpfe in Russland und in Polen. Russland und in Polen. Er beschreibt auch, dass in der Gegend von Warschau, wo er stationiert war, jüdische Arbeiter gehabt haben, die Holz geschlägert haben, die es dann auch, so wie er das beschreibt, beschützt haben, indem sie es länger an der Arbeitsstelle lassen haben, wie das Ghetto gebrannt hat. Aber er äußert sich überhaupt in keiner Weise zu Konzentrationslagern. Er ist ein lieber Mensch, ein herzensguter Mensch und so in seiner Zeit und in seiner Sozialisierung gefangen, das irgendwie macht es schon sehr betroffen. Er erwähnt diese Rainbow Division, die offensichtlich auch in Wales befreit hat, beschreibt die als furchterregend und eher aggressiv, während mein Schwiegervater, der es als Elfjähriger in Steyr erlebt hat, als ganz freundliche GIs beschrieben hat, ich habe das sehr interessant gefunden, diesen Unterschied in den 30 Jahren, Lebensjahren, wie die Wahrnehmung unterschiedlich ist. Mein Schwiegervater ist 1934 geboren, meine Mutter 1936, mein Vater 1937 und der einzig noch lebende Onkel 1939. Die sind also alle mit dem Krieg aufgewachsen. Der Schwiegervater hat aber auch Geschichten erzählt aus der kurzen Zeit, wo Steyr aufgeteilt war zwischen amerikanischer Besatzung und russischer Besatzung. Er erzählt aber auch, dass dann später er mit Freunden Briefe von der Bahnhofseite in die Berggasse gebracht hat, in der Badehose und dass sie so ungefähr, also sie sind Richtung Gasten gegangen und sind dann über die Enz geschwommen mit diesen Briefen drinnen, haben sie runtertreiben lassen, sind dann wieder Richtung Marienkirche raufgegangen und zurückgeschwommen. Mit drei Tauchzügen ging das, hat er beispielsweise erzählt. Ich glaube, dass ich, bis ich maturiert gehabt habe und nach Wien zum Studieren gegangen bin, mich wirklich sehr wenig mit diesem Thema beschäftigt habe. Ich habe immer irgendwie für mich selber das Gefühl gehabt, es ist pflichthaft jetzt, vielleicht moralische Pflicht oder moralische Aufgabe, mich zu interessieren, nachdem ich eben so wenig von zu Hause und von der Schule mitbekommen habe. Ich glaube, dass mich da schon mein verstorbener Mann und meine Schwiegereltern eigentlich sehr geprägt haben in der Richtung. und meine Schwiegereltern eigentlich sehr geprägt haben in der Richtung. Ganz spannend habe ich gefunden, wie meine Familie mit einem schwarzen Schaf umgegangen ist. Das war der Walter Adam, der im Ersten Weltkrieg, zu Ende des Ersten Weltkriegs, für einen Teil des österreich-hungarischen Armees zuständig war, dann beim Aufbau des österreichischen Bundesheers nach dem Ersten Weltkrieg schon mitgeholfen hat, dann war er Journalist und zum Schluss Pressesprecher für den Schuschnigg. Der ist 1938 am 1. April mit dem allerersten prominenten Transport nach Dachau gekommen und war dort bis 1943 im Konzentrationslager, hat noch vor dem Ende des Zweiten Weltkriegs ein Buch darüber geschrieben, das 1947 dann auch veröffentlicht worden ist, mit seinen Erinnerungen an Dachau. Das war also angeblich nach dem Recherchieren eines der ersten Bücher, die es zu dem Thema überhaupt gegeben hat, obwohl die ganze Familie insgesamt sehr eng war und die Nichte und der Neffe von diesem Walter Adam bei uns immer in der Familiengeschichte eine große Rolle gespielt haben, wir uns mit denen getroffen haben, aber der Onkel ist nie erwähnt worden, das weiß ich wirklich erst seit etwa zehn Jahren, dass es den überhaupt gegeben hat. Das Wissen über die NS-Zeit hat mich ganz, ganz sicher in meinem Leben oder auf meinem Lebensweg geprägt. Mir ist jegliche Art von Nationalismus zuwider. Und ich bemühe mich sowohl schulisch als auch im Privatleben, Asylsuchende, Migranten und Migrantinnen zu unterstützen, ihnen zu helfen, sie in Österreich zurechtzufinden. Und ich sehe das auch irgendwie als moralische, als die Geschichte meiner Familie als moralische Verpflichtung, mich mit dem Thema zu beschäftigen. Wenn ich mir die Realität im Augenblick in Europa, aber auch weltweit anschaue, dann sehe ich natürlich, dass wir nicht viel aus der Geschichte gelernt haben und ein bisschen hoffe, dass so in Anlehnung auf das Buch vom Großonkel, das heißt Nacht über Deutschland, dass es nicht Nacht über Österreich oder Nacht über Europa heißen wird in der Zukunft. Ich bin der Enkelsohn von Fritz Ubrimli, der in die Steirer Geschichte, wenn man das so sagen darf, als letzter Jude von Steyr eingegangen ist. Den genauen Zeitpunkt, wo ich begonnen habe, mich mit der Familiengeschichte, vor allen Dingen mit der jüdischen Familiengeschichte auseinanderzusetzen, kann ich jetzt nicht nennen. Aber es war auch schon als Kind spürbar, ohne dass das artikuliert worden wäre, es ist ein Schatten über unsere Familie, der in der Vergangenheit liegt. Das war für mich relativ früh spürbar und natürlich so in Gesprächen, auch wo wir als Kinder oder ich als Kind nicht eingebunden war, ist da dann natürlich immer wieder das Gespräch, auch wenn es nur sehr oberflächlich war, also mein Großvater hat da nicht sehr offen darüber geredet, auch in Familienzusammenkünften nicht, dass das Schicksal der Vertreibung, der Ermordung, nämlich Urgroßeltern, Verwandte, enge Verwandte, nämlich Urgroßeltern, Verwandte, enge Verwandte, dass da schon etwas vorhanden ist in unserer Familiengeschichte, das jetzt im negativen Sinne außergewöhnlich ist. Das habe ich schon sehr früh mitbekommen. Natürlich dann auch durch unsere Verwandten in Israel. Man stellt sich natürlich dann irgendwann einmal die Frage, warum haben wir, ich, Verwandte in Israel, schon als kleines Kind. Und so fügt sich gerade ein Teil oder ein Mosaikstein zum anderen. Ich muss dazu sagen, ich habe jetzt nicht den großen Kontakt zu meinem Großvater gehabt. Also ich habe ihn da, das bezüge ich auch bis zum Schluss hin. Ich kann mich nicht an ein Gespräch erinnern, wo wir über diese Geschichte jetzt länger als vielleicht drei, vier Minuten geredet hätten. Also das war dann für mich aber schon auch immer etwas, wo es gab etwas in der Familie und von meinem Großvater, wie das sehr oft in dieser Generation, zumindest vom Hörensagen bekannt ist, zumindest vom Hörensagen bekannt ist, dass diese Generation, nämlich auch die Opfer, nicht über diese Zeit, über diese schreckliche Zeit reden wollten und reden konnten. Also das, was ich über unsere Familie weiß, das weiß ich eigentlich aus Eigenrecherche. Mein Vater, der mir gewisse Informationen geben hat, können, wobei ich auch feststellen müssen, dass auch er vielfach Dinge nicht wusste, weil das nie thematisiert worden ist bei uns in der Familie. Also es war schon, ich will nicht sagen eine Schnitzellackt, das ist Schnitzellackt, aber es kommt dem schon etwas nahe, dass man immer wieder Teile, Geschichten entdeckt hat und dann versucht hat, sich da weiterzuhandeln. Also auch Recherche, zum Beispiel was jetzt meine jüdische Vergangenheit anbelangt, in Archiven. Oder generell, also Bücher, Literatur zum Zweiten Weltkrieg. Und dann auch in die eigene Familiengeschichte eingehend natürlich Informationen von Verwandten in Israel. Da zählt sicherlich der Dolphi, der Bruder meines Großvaters dazu, wo ich im Rahmen eines mehrwöchigen Aufenthalts in Israel bei ihnen doch die Möglichkeit gehabt habe, gewisse Informationen über unsere Familie, über unsere Vergangenheit, über unsere Urgroßeltern durch ihn zu erfahren. Das Schlimmste, eigentlich Schockierendste war dann schon zu erfahren, dass Kinder, dass Mütter, meine Großmutter, kleine Geschwister von meinem Großvater, dass die entwurzelt worden sind, dass die vertrieben worden sind aus dem eigenen Haus, dass sie in Wien in einer Sammelwohnung eingepfercht worden sind, aus dem eigenen Haus, dass sie in Wien in einer Sammelwohnung eingepfercht worden sind, einem ungewissen Schicksal entgegengeblickt haben, doch trotzdem noch hoffnungsvoll gewesen sind, aber eigentlich schon der Plan festgestanden ist, sie zu ermorden. Und ja, das verfolgt einen, das trägt man mit. Ab dem Moment, wo einem das bewusst geworden ist, das ist ein Rucksack, den ich mittrage. Das ist ein unsichtbarer Rucksack, der zu meinem Leben gehört. Ich würde nicht sagen, dass ich eine jüdische Identität habe. Ich würde sagen, dass ich eine jüdische Vergangenheit habe, die mich sehr beschäftigt und die mich sehr berührt. Ich bin da eher derjenige gewesen, der immer das Verbindende, das Gemeinsame gesucht hat. Und das findet man. Das findet man auf alle Fälle. Also ich bin da keiner, der so in Schubladen denkt. Das ist jüdische Religion, das ist christliche Religion. Sondern ich bin einfach in einem österreichischen Kulturumfeld aufgewachsen. in einem österreichischen Kulturumfeld aufgewachsen und habe aus meiner Familiengeschichte her eine jüdische Vergangenheit, die sehr prägend ist. Im Positiven wie im Negativen. Im Negativen natürlich durch die schrecklichen Ereignisse, die dort passiert sind. Und natürlich, wenn man Österreicher, ich fühle mich als Österreicher, kommt dann manchmal, es ist ein anbewendetes Gefühl, dass man da, wenn ich mich ja doch als Österreicher fühle, gewisse Schuldgefühle, aber es sind doch Österreicher, die diese Verbrechen, nicht nur die Deutschen, sondern auch die Österreicher, die diese Verbrechen verübt haben. Und mein Großvater, mütterlicherseits, ist auf der anderen Seite gewesen, war Wehrmachtssoldat, hat im Krieg für Hitler-Danschland kämpfen müssen. Und das ist dann schon irgendwie etwas, also auch er hat vielfach geschwiegen. Also mit Antisemitismus bin ich persönlich eigentlich nie so direkt konfrontiert geworden. Indirekt sicherlich, was man natürlich über die Medien mitbekommt. Aber in meinem Umfeld ist es ja doch so, dass ich schon die zweite Generation bin und ich ja in dem Sinn kein Jude bin und ich mich auch nicht als Jude fühle und auch nicht als Jude nach außen deklariere. Natürlich gewisse Dinge aus meiner Geschichte, die sind bekannt, aber die, die ich auch erzähle, Verwandteskreis, auch Verwandtenkreis, Verwandtenkreis nämlich auch die nicht-jüdische Verwandtschaft, aber das ist eigentlich nie auf eine negative Resonanz gestoßen. Also da kann ich eigentlich nichts Negatives berichten. Es ist aber auch, vielleicht liegt es auch daran, dass ich nicht unbedingt danach grabe. Also ich bin, ich blick da schon aus einem persönlichen Motiv in die Vergangenheit. Und natürlich, was dann dazu kommt, die Verfolgung, wie ist das entstanden, die Vertreibung, die Ermordung, das wissen wir ja alle, also durch Hetze über Jahrzehnte, eigentlich Jahrhunderte, dass sich das dann zugespitzt hat mit den Nazis, dass sie das tatsächlich dann industriell mehr oder weniger dann auch umgesetzt haben. Es gab Leute, die einer anderen Religion angehören, aber in dem Fall waren es Juden, die dann ohne Skrupel im großen Stil ermordet worden sind. Und ich glaube, das ist das, was ich eigentlich, abgesehen davon, dass ich mir natürlich wünschen täte, dass sich auch meine Kinder für die Familiengeschichte insgesamt interessieren, aber das ist eine persönliche Entscheidung. Also ich biete es ihnen an, ich zeige ihnen Bilder von meinen vielfach ungebrachten Verwandten, natürlich in der Hoffnung, dass das da auch für Sie irgendwo eine Initialzündung vielleicht passiert, aber auch dann, nämlich wenn man das Größere sieht, wozu Intoleranz und Hass führen kann. Und das ist Thema in jeder Generation. Und wir sind derzeit ja wieder in einer Situation, wo das hochaktuell ist. das wird auch weiter, da bin ich, wie man sagen soll, dass ich pessimistisch bin, aber das gehört auch zu den Menschen dazu. Das Böse in den Menschen, und ich bezeichne das wirklich als das Böse, und das wird man nicht ausrotten können. Diese Illusion, diese habe ich nicht, aber zumindest, dass man in der eigenen Familie versucht, durch das, was in der Familiengeschichte passiert ist, dass man zumindest bei den eigenen Kindern Verständnis für das andere, für das Fremde, und im Grunde genommen geht es ja darum, das ist ein Jude, das ist ein Fremder, der hat andere Werte, der hat andere Einstellungen, dass man dafür Verständnis erzeugt. Also das passiert nicht nur im jüdischen, der jüdischen Kultur, sondern das passiert auch anderen, nämlich die, die fremd sind, die, die anders sind. Und das wäre für mich eigentlich der Auftrag, nämlich aus dem heraus, schaut her, bei uns hat es diesen fürchterlichen Holocaust gegeben, das waren Leute aus unserer Mitte, wo Leute beschlossen haben, aufgehetzt, andere heute aufgehetzt haben, die bringen wir jetzt um, die vertreiben wir, weil die sind anders. Und das passiert doch täglich. Das passiert täglich auf der ganzen Welt. Und ich glaube, deswegen ist auch das Thema aus meiner Sicht, das Thema mit der Beschäftigung mit dem Antisemitismus oder auch mit der Vergangenheit sehr wichtig. Also die Religion, nämlich das Ausüben der Religion in meiner Familie, bei meinen Großeltern, bei meinem Großvater, bei meinen Urgroßeltern eine Rolle gespielt hat, das Ausüben der Religion in der Synagoge, nein. Aber das, was sie mit dem Judentum verbunden hat, das ist ihre Vergangenheit. Sie sind aus dieser Kultur gekommen, das ist über Jahrhunderte, Jahrtausende, kann man ja sagen. Und ich glaube, das ist das, was sie, nämlich dieses Geschichtliche, woher ich komme, diese Wurzel im Judentum, das hat sie mit, also speziell meinen Großvater, zumindest ist es mein Eindruck, mit dem Judentum verbunden. Weniger die religiöse Ausübung, sondern die Verbundenheit mit der eigenen Vergangenheit, mit dem Kulturkreis, aus dem man kommt, aus dem man abstammt. Wie sich mein Großvater gefühlt hat, als er zurückgekommen ist nach Steyr, nachdem er vertrieben worden ist, was ihn motiviert hat, zurückzukommen. Ich habe nie persönlich darüber mit ihm sprechen können oder mit ihm darüber gesprochen. Ich kann es aber nachvollziehen. Es ist auch wieder das Thema mit der Verbundenheit. Die Verbundenheit mit der Familiengeschichte, die Verbundenheit mit den Vorfahren, Die Verbundenheit mit den Vorfahren. Die Verbundenheit mit dem Haus, in dem man aufgewachsen ist. Also ich glaube, wenn ich in seiner Situation gewesen bin, ich hätte genauso agiert. Ich hätte auch den Weg zurück in meine alte heimat gesucht dort wo meine vorfahren gelebt haben wo ich aufgewachsen bin also ich kann das nachvollziehen natürlich die rückkehr die war alles andere als willkommenskultur und der ist auf großteils auf ablehnung gestoßen widerstand ablehnung er hat sich das haus zurück kämpfen erkaufen müssen das eigene elternhaus was er schon viel aus drückt wollte niemand darüber reden aber er hat natürlich auch die die feindliche umgebung natürlich und die mit den nazis sympathisiert haben und das waren die meisten. Es ist so, auch wenn niemand mehr davon dann auch gewusst hat, offiziell, aber die meisten haben sympathisiert, zumindest weggeschaut. Das ist auch ein Akt des Förderns, sage ich einmal, nämlich nichts zu tun. Also das ist für mich diese innere, diese Emigration nach innen, die er da, wie er dann damit bis zu seinem Lebensende eigentlich damit zurechtgekommen ist. Und so wenig wie möglich Kontakt. Also er hat sich eigentlich nie öffnen können. Und das ist eigentlich das Traurige. Das ist schade. Also er war immer sehr verhalten, weil er ja nie gewusst hat, wer sich hinter das... Eine Erzählung kann ich mich erinnern. Ich weiß ja nicht, also wenn ich da jemandem begegne, der in meinem Alter ist, vielleicht hat der Leute, Juden umgebracht. Und das wird eine Orchesterpacke, wenn es einmal fertig ist. Der Kessel ist schon fertig. Ich weiß ganz bestimmt, dass ich zwei Dinge sicher nie werden werde. Kupferschnitt und Lehrer. Beides bin ich geworden. Befragt habe ich eigentlich überhaupt niemanden. Es hat irgendwie begonnen, so Tischgespräche, wenn Besuch war, wo man als Kind irgendwie so mit einem Ohr ein bisschen mitlauscht. Und da habe ich halt so verschiedene Dinge erfahren. Mein Vater war 15 ein halbes Jahr, 1.1.1945 wie ein Rückenmuskel. Er hat dann in der Ausbildung gemacht an der Ostsee, dann eine Flagghelferausbildung und dann war er Soldat. Alles und darüber hinaus wurde eigentlich nichts erzählt. Er hat nur einmal gesagt, dass neben ihm ein Kamerad gestorben ist. Und er, und da lasst ihr das Datum nicht genau zuordnen, war es vor der Kapitulation, war es kurz nachher. Er hat sich auf jeden Fall aus dem Osten in seine Heimatstadt in Scheles, er war Subtetendeutscher, durchgeschlagen kurz vor dem 16. Geburtstag. Was dort passiert ist und was er dort angestellt hat oder nicht angestellt hat, keine Ahnung. Der Bruder von ihm, das war also mein Onkel, der war laut seiner Aussage ungefähr zehn Jahre beim Militär, der ist 11 Jahre älter als mein Vater und der war bei der Reichswehr, der war schon dabei im Saarland, der war dann dabei beim EIMAS in die Tschechoslowakei, der war dabei beim EIMAS in Österreich, der war dabei beim EIMAS in Polen, der war dabei beim Eimersch in Polen, er war dabei beim Eimersch in Frankreich, also beim Urfeuer Frankreich, Holland etc. Er war dann in Russland dabei, dann war er in Sizilien und am Schluss war er wieder in Russland. Er hat das Glück gehabt, dass er wirklich die ganze Zeit überlebt hat. Mit meinem Onkel habe ich ein gutes Verhältnis gehabt, obwohl er den Krieg immer verteidigt hat und verherrlicht hat. Warum ich zu ihm ein gutes Verhältnis gehabt habe, war, weil ich von ihm immer das Gefühl gehabt habe, er nimmt mich ernst. Mit ihm kann ich diskutieren, mit ihm kann ich streiten. Man kann da nicht, wenn man reflektiert, darauf kommen, dass man seine ganze Jugend einem Verbrecher abgegeben hat. Wenn einer zehn Jahre oder neun Jahre dabei war, hat er auch gewusst, was los ist. Aber das war überhaupt nicht ein Thema. Mit ihm war die Diskussion eigentlich immer nur, warum die Deutschen den Krieg verloren haben. Ich war natürlich eher, das war dann schon später, eher der Meinung, Gott sei Dank haben sie den Krieg verloren. Naja, da haben wir halt ziemlich hin und her gestritten. Wobei ich allerdings zu ihm immer eine wesentlich bessere Beziehung gehabt habe, wie zu meinem Vater. Mein Vater, also wir haben Krieg geführt, sage ich jetzt einmal vorsichtig, 35 Jahre lang. Auch während ich da schon in der Firma war. Also es war ein sehr schwieriges Verhältnis. Und erst 2010 ist er gestorben. Und das war auch ganz spontan in dem Moment. Ich sehe, meine Mutter ruft an und ich wusste, jetzt ist der Vater gestorben. Also ohne dass irgendwas... und sie sagt mir es und mein spontanes Gefühl, Scheiße, jetzt bin ich ganz allein. Völlig absurd, aber ja, ich bin ganz allein. Meine Mutter hat zu diesen Erzählungen immer geschwiegen. Die war im Lazarett, irgendwo in Burkelsdorf. und sie haben nachher eine Ausbildung gemacht zur Krankenschwester und waren mit Leib und Seele Krankenschwester im Steier-Unfall und 30 Jahre später haben sie immer noch geschwärmt von der Schwester Thea, weil die so lieb war. Aber zu diesen Kriegssachen hat sie eigentlich überhaupt nie was gesagt. Das Einzige, was sie erzählt hat, war, dass sie während der Besatzung, also während der russischen Besatzung, weil sie in Dreistadt und sie ist mit dem Personalausweis von einer Kollegin von ihr über die Donau, also Nibelungenbrücke, wie hat die ganze Geschichte eventuell mein weiteres Leben beeinflusst? Ich war ganz kurz in Salzburg, fünf, sechs Wochen, habe inskribiert Publizistik, Politik, Wissenschaft und Geschichte, habe inskribiert Publizistik, Politik, Wissenschaft und Geschichte, weil mich vor allem Geschichte immer interessiert hat. Und was bei mir noch dazu gekommen ist, mich hat Politik immer interessiert. Ich bin Profilleser von Nummer 1 weg bis heute. Bis heute, also es war nicht so sehr der Mangel an Erzählungen von Eltern oder Großeltern, sondern einfach das Interesse, ich wollte eigentlich Journalist werden. Diese Überlegung, was hat dieses Wissen für eine Rolle gespielt über meine Identität als Österreicher? Wissen für Rolle gespielt, über meine Identität als Österreicher. Es war sehr zwiespältig. Ich fange jetzt einmal an mit den Sudetendeutschen, wo ich mir immer gedacht habe, vergesst das, wir sind jetzt in Österreich und durch diese Erzählung habe ich gemerkt, ich werde immer mehr Österreicher. Was auch noch geholfen hat, waren Auslandsurlaube in fremdsprachigen Ländern. Die erste Frage, bist du ein Deutscher? Nein, ich bin Österreicher. Österreicher, das Gesicht auseinander kam, hat auch mitgeholfen zur Identifizierung mit Österreich als meine Heimat. dimensional oder überproportional die Österreicher an den ganzen Verbrechen im Dritten Reich beteiligt waren. Da habe ich mir dann ab und zu schwer getan. Was bedeutet Erinnern für mich? Auch Erinnern spielt sich auf unterschiedlichen Ebenen ab. Ich habe gerade wieder an meinen Onkel gedacht, an das Begräbnis. Da haben sie S.S. Liedln gesungen. Ich bin halt dort geblieben, weil ich mir gedacht habe, okay, ich bin nicht wegen den Hänseln da, die da oben anstehen in Uniform mit irgendwelchen Dingen oben, sondern ich bin wegen meinem Onkel da. Erinnern ist schon absolut wichtig. Immer wieder sich in Erinnerung zu rufen, was ist passiert und vor allem, wie konnte das entstehen? Und da bin ich absolut überzeugt, dass man auch heute die Leute wiederfinden würde, die halt diese Dinge machen, die Leute umbringen, die Leute schicken. Also die Decke der Zivilisation ist sehr dünn. Ja, also ich erzähle mal von meinem Vater, der hat mir viel erzählt, der war sieben Jahre bei Kriegsbeginn, also wie der Hitler in Maschinen 6. Und da war sie noch, sie haben ja ziemlich gehungert, sie waren ja steuer, also die Zwischenkriegszeit vor dem Zweiten Weltkrieg war ja schon schlimm. Und da hat er mir immer erzählt, dass Betten gegangen sind zu den Bauern, damit sie was zum Essen gehabt haben. Und der Vater einmal eingesperrt worden ist deswegen, weil das war verboten. Das war eben die Geschichte von meinem Vater, dass der schon mit sieben Jahren, zuerst mit seinem Vater, bevor er dann eingezogen worden ist, dann alleine, weil er war der ältere Sohn, in der Nacht kotzenfangen gegangen ist zum Essen und alles, was sie halt irgendwo gefunden haben zum Essen und das ist ja auch eine Frage, also er war wirklich sehr hart. Ich war mal mit ihm in Grünau, weil er dort ja immer wieder war und da habe ich ihm so einen Tag geschenkt, da hat er mir alles gezeigt und da hat er mir von der Hitlerjugend auch erzählt, da war er in Grünau und da hat er mir mal ganz was Schreckliches erzählt, da sind sie als Hitlerjugendgruppe zum Almsee im Winter und haben alle reingemessen, die Buben, die waren ja alle noch relativ, ich weiß noch nicht, acht, neun Jahre. Und einer war dabei, der war schwächer, der hat das nicht geschafft und dann haben sie dann so lange untergetaucht, bis er ertrunken ist. und dann haben sie dann so lange untergetaucht, bis er ertrunken ist. Aber das hat einem, glaube ich, schon ziemlich zu schaffen gemacht. Das hat einem mein 80-Jähriger damals schon erzählt, wie wir dort waren. Und in dem Mal über die Juden, da hat er dann einmal zu mir gesagt, die haben uns Filme gezeigt von zerstückelten Frauenleichen und wir waren so Buren und haben gesagt, das waren die Juden und ich hätte jeden umgebracht, hat er gesagt. Meine Mama hat über den Weg gerannt, war ich den umgebracht. Also diese, das habe ich auch nicht gewusst, die haben mir anscheinend so Fotos und Filme gezeigt von armen Menschen, also zerstückelten Leichen und dann gesagt, das waren die Jungen. Und was ihm dann glaube ich auch so diese Nachkriegszeit auch noch ganz schlimm war, also teilweise auch wieder abenteuerlich, weil er gesagt hat, wie dann die Russen gekommen sind oder so, da sind dann überall die Pferde umhergerannt, die herrenlose Pferde waren das. Der hat nämlich gut reiten können. Die hat er sich dann eingefangen und ist drauf geritten. Also das hat er dann als 14-jährige Bub mir irgendwie gefallen. Aber er hat mir ganz schlimme Geschichten von den Russen, also er war in der Gegend, wo die Russen waren und eben da denke ich mir, das hat sich auch beitragen zu seiner Härte, weil er manchmal gesehen hat, bei einem Bauernhaus, dass die Russen waren. Da denke ich mir, das hat sich auch beitragen zu seiner Härte, weil er manchmal gesehen hat, bei einem Bauernhaus, dass die Russen hießen und die Männer dort erschossen haben und die Frauen vergewaltigt haben. Das hat er alles gesehen. Mit mir hat das schon viel gemacht, auch wie mein Vater war und was er so erzählt hat. Ich kann es jetzt nicht mit Sicherheit sagen, aber ich habe zum Beispiel immer, Frieden war mir immer so wichtig. Ich habe dann auch einmal Soziologie studiert, weil ich mir dachte, vielleicht kann ich da was für den Frieden tun. Bin dann draufgekommen, da kann ich auch nicht viel tun. Aber das ist etwas, was mich mein Leben lang begleitet. Und diese Angst vor Gewalt. Also alles, was Gewalt ist. Generell auch diese Geschichte, dass ich total allergisch auf jede Form von Rassismus reagiere. Das ist ganz schlimm. Das halte ich gar nicht aus. Ich denke mir schon, dass das mit dem zu tun gehabt hat, was ich gehört habe, obwohl es mir immer viel Angst gemacht hat. Ich denke mir schon, dass das auf mich einfach auch übergangen ist, auch wenn sie mir nicht so viel erzählt haben, aber so, wie halt meine Eltern waren oder was sie halt mit sich mitgeschleppt haben. Und mein Vater hat, ja, wie wie nur ein Kind, nicht viel erzählt, außer in diese Geschichte. Das ist erst später gewesen. Ich habe einmal eine Biografie schreiben müssen, da habe ich viel nachgefragt. Und da hat er mir dann viel erzählt. Und dann, wie meine Söhne Eltern sind, hat er denen recht viel erzählt. Ich habe ihn beim Sterben begleitet und ich habe dann wirklich eine ganz tiefe Beziehung zu ihm gehabt, Gott sei Dank. Unser Familienleben war sehr schwierig, weil meine Mutter, das ist eben die zweite Geschichte, meine Mutter ist im 41 geboren. Vom Krieg selber hat es mir nie viel erzählt, außer dass sie gesagt hat, sie hat das immer, wenn sie da mit Grenzen im Bunker, hat sie das immer irgendwie voll interessant gefunden, wenn sie einmal die Bomberfliege gesehen hat. Das dürfte jetzt nicht so viel Angst gemacht haben. Aber das eine war eben, was ich zuerst erzählt habe, ihr Vater war auf Fronturlaub und hat sich da praktisch gezeugt und ist dann nach Russland versetzt worden und ist nie wieder zurückgekommen. hat dann einen Griechen, der sie im Zug versteckt hat, der desertiert hat, geheiratet. Und das war dann der Stiefvater von meiner Mutter und er hat dann glaube ich noch 16 Kinder gezeugt mit meiner Großmutter und meine Mutter war das Stiefkind. Also sie ist schwer misshandelt worden und das Irrglück war dann wirklich das, wie sie nach Portugal geschickt worden ist. Weil da ist es ihr dann gut gegangen. Und dann ist aber nach fünf, sechs Jahren, das ist vielleicht auch noch eine interessante Geschichte nach dem Krieg, weil sie hat mir erzählt, sie war damals fünf Jahre alt. Die Kinder sind auf ein Schiff gebracht worden, die haben nicht gewusst, was mit ihnen passiert, und dann sind sie da tagelang auf dem Schiff gewesen, und dann sind sie in Portugal so aufgestellt worden, und dann sind die Familien gekommen und haben sich ein Kind ausgesucht. Ja, aber die Familie, die war anscheinend voll lieb zu ihr, die haben es total verwöhnt und sie war wirklich fünf, sechs Jahre dort und ist aber dann wieder zurück. Und dann von meiner Mutter war ja das eigentlich das Jugendamt zuständig, weil ihr richtiger Vater nie zurückgekommen ist. Und das Jugendamt hat dann gesagt, haben sie es dann gefunden nach einem Jahr und dann hätte es wieder zurück müssen zur Familie und mein Vater hat dann eigentlich beim Jugendamt gefragt, ob er es nicht heiraten darf. Das ist vielleicht auch noch eine kurze Geschichte, ich habe mir als Kind immer geschworen, dass ich nie ein Kind mit einem Mann kriege, weil das so schrecklich war. Meine Eltern haben immer gestritten und waren beide sehr, also meine Mutter hat sich nicht gefürchtet und mein Vater war aggressiv und manchmal hat es dann geheißen, sie lassen sich scheiden und dann hat es immer geheißen, mein Vater hat dann immer gesagt, er gibt uns nicht her. Und dann hat es immer geheißen, wir müssen sagen, zu wem wir gehen. Das haben wir uns nicht getraut. Und das war furchtbar. Und eigentlich habe ich mir schon, soweit ich mich zurückerinnern kann, immer gewünscht, dass sie sich scheiden lassen. Und dann habe ich den Studienberechtigungslehrgang gemacht und habe dann zum Studieren Soziologie angefangen, weil ich mir gedacht habe, ich möchte wissen, was ich tun kann, dass man die Menschen wie die Zammlung wissen, was da wichtig ist, was man da braucht, dass sich das aufhört, diese Gewalt, dieses Gegeneinander, die Kriege und alles Mögliche. Wenn ich die alten Menschen mir angeschaut habe, auf der Straße oder im Bus, habe ich es oft irgendwie verurteilt. Ich habe mir gedacht, ihr wart seit damals nur jung. Oder was habt ihr angestellt? Keine Ahnung. Ich war schon sehr urteilend da, als Jugendliche vor allem. Ich habe immer gesagt, die Menschen sind wie Händl, die bringen sich gegenseitig um, wenn einer schwach ist. Ich war wirklich enttäuscht von der Menschheit. Der Nationalsozialismus war in der Schule, also ich kann mir gar nichts erinnern, überhaupt nichts. überhaupt nichts. Das erste Mal habe ich das auf der Uni dann in Zeitgeschichte wirklich intensiv, dann auch mich selber wirklich auch intensiv einlassen, weil ich es einfach wichtig finde. Da sind wir jetzt beim Erinnern, ich finde die Erinnerung total wichtig. Wie soll ich sagen? Ich kann es gar nicht verstehen, dass jetzt die Entwicklung so nach rechts geht. Nicht nur bei uns, sondern eigentlich weltweit. Also viele. Und ich frage mich, warum. Mein Vater hat damals gesagt, und ich habe mir das ja so erklärt, mit dem Nationalsozialismus damals, da war so viel Hunger, da war so viel Verzweiflung, da habe ich das dann im Nachhinein auch noch irgendwo verstehen können, was da passiert ist. Zumindest, dass die Leute am Anfang sich gefreut haben, dass der Hitler gekommen ist. Ich meine, ich kann es zwar noch immer nicht wirklich verstehen, aber man kann es zumindest von der Vernunft her sagen, okay, die haben gehofft, jetzt kriegen wir endlich wieder was zum Essen oder einen Job oder so. Aber das ist ja heute gar nicht. Und ich weiß noch, ich war als 14-Jährige einmal in einem KZ, das war sie schon, in Mauthausen. Ja, also das hat mich damals auch sehr geprägt. Also solche Sachen, denke ich mir, waren vielleicht auch wichtig, dass man wirklich mit den Jugendlichen und Kindern solche Plätze besucht, wo sie es so richtig sehen. Es ist zwar schrecklich, aber irgendwie habe ich mir im Nachhinein gedacht, wieso haben wir die da hingebracht? Also es hätte vielleicht mehr darüber geredet gehört, aber das habe ich schon als sehr, sehr intensiv in Erinnerung. Was ich zum Beispiel auch mit der jetzigen rechten Szene so wichtig finde, ich sage das auch immer, meine Söhne, man muss auch mit Respekt auf diese Menschen zugehen. Das, was ich mir in letzter Zeit immer denke, wir müssen viel mehr wieder aufeinander zugehen und miteinander reden und nicht sagen, der ist dumm oder sonst abwerten. Wenn wir wollen, dass das nur irgendwie in die richtige Richtung geht, müssen wir damit aufhören. Ich bin im Mönchholz aufgewachsen, Steiermönchholz, bei einer Arbeiterfamilie. Mein Vater hat in dem Steirerwerk gearbeitet, als Hilfsarbeiter und die Mama als Hausfrau. Die Familiengeschichte ist nicht wirklich spektakulär, habe ich mir gedacht. Von den Nazis hat es immer geheißen, damit haben wir nichts zu tun. Die hat es in der Familie eigentlich keine gegeben. Der Vater von meinem Vater war untauglich im Zweiten Weltkrieg. Die andere Seite, mein direkter Opa von der Mama her, hat einen Einberufungsbefehl gekriegt zum Feldzug nach Frankreich. Und hat dann bei der Grundausbildung bereits lungenduppel tbc erwischt und dieser tbc ist er dann 43er gestorben sein bruder allerdings ist eine ganz andere nummer in der familie hat es immer geheißen er ist polizist in linz und sonst nichts nur das hat sich dann ausgestellt ganz so hat hat die Geschichte nicht gestimmt. Ich habe irgendwann einmal einen Fernsehabend gemacht, habe mir gedacht, das ist schon ein heikles Thema, ein bekannter Film, Escape from Sobibor, der Ausbruch aus Sobibor, der Aufstand der KZ-Insassen und habe dann zu meinem Entsetzen gehört, dass der Name von meinem Großonkel gefallen ist, Franz Reichleitner. Der Name Reichleitner ist extrem selten. Ich glaube, in ganz Österreich gibt es im Telefonbuch von Veränderungen. Und auf das Auffall haben wir dann einmal nachgeforscht, die Mama und ich. Auch die Mama hat immer geglaubt, er war nur Polizist und sonst nichts. Und sind dann durch seine Schwester draufgekommen, dass dieser Film leider gestimmt hat, indem er als KZ-Kommandant von Sobibor auftreten ist. Wir haben mit viel gererechen mit dem nicht. Seine Geschichte hat eigentlich angefangen, wie gesagt, als Polizist in Linz unter dem Dollfuß. Beim Dollfuß war er bereits bekannt als sehr gefürchteter Kommunistenjäger in Steyr. Er war beteiligt bei den Aufständen 1934, bei den Februarkämpfen in Steyr. Und es hat sich dann aussagstellt, wie gesagt, die Geschichte hat dann die Schwester erzählt, von Franz und von meinem Opa. Die Schwester hat erzählt, bei den Februarkämpfen haben beide Brüder aufeinander geschossen und haben es nicht gewusst gehabt. Mein Großvater war bekennender Sozi und hat sich mit der Waffe verteidigt, seine Einstellung. Und sein Bruder war damals schon illegaler Nazi und wie gesagt als Polizist bei diesen Februarkämpfen ganz offiziell beteiligt. Er war nicht nur Kommunistenjäger bei den Februarkämpfen, sondern er ist dann anschließend nach Hartheim versetzt worden, wie dann die Nazis bereits im Ruder waren. In Hartheim war er Anfang stellvertretender Büroleiter. Sein Vorgesetzter war Franz Stange, ebenfalls ein sehr berüchtigter KZ-Kommandant. Und wie dann Franz Stange nach Polen abkommandiert worden ist, nach Polen abkommandiert worden ist, ist dann der Bruder von meinen Großvatern direkt Büroleiter geworden. Büroleiter in Hartheim heißt, er war für das Ganze verantwortlich, hat alles organisiert und war mehr oder weniger der Chef in Hartheim. der Chef in Hartheim. In Hartheim sind, was ich jetzt mitgekriegt habe, um die 30.000 Menschen im Alternativprogramm umgekommen, ermordet worden und mir fällt es immer noch schwer, dass der Verwandte von mir in führender Position beteiligt war. Mein Großonkel Franz Reichleitner war ein Hardtime Lagerleiter bzw. Büroleiter und ist dann später abgekommandiert worden zur Schutzstaffel, zur SS, also war vorher schon dabei, als Hauptsturmführer. Es gibt Gerüchte, wo er zuerst im KZ Mauthausen kurz war und anschließend nach Sobibor abkommentiert worden ist. Mauthausen lasst er nicht bestätigen, es ist eher Familiengerücht. Sobibor stimmt ganz sicher, sein Vorgesetzter in Sobibor war wieder Franz Stangl, wie wir bereits vorhin hatten. Franz Stangl ist dann in ein anderes KZ abkommentiert worden und sein Nachfolger wurde dann ganz offiziell mein Großonkel franz reichletner drauf kommen sondern wie gesagt durch diesen hollywood film und ich hilfe immer nur dran wie man drauf kommen sind das kz kommandant war und damit auch massen würde haben wir in der familie zusammengesetzt, meine Mama und meine Schwester. Die Mama war auch noch ganz entsetzt, hat es geheißen, das kann es nicht sein, er war Polizist und die Geschichte stimmt sicher nicht. Allerdings war dann die Neugier so groß, die Schwester vom Veranzeigle, hat noch gelebt und wir haben dann die Tante Bertha fragen können und sie war sehr offen zu uns. Nichts abgestritten, nichts beschönigt. Die Tante Bertha hat erzählt, dass der Kontakt nach Oberösterreich kaum vorhanden war, weil er damals im Insolvibor war. Ich habe dann auch mit einer Tochter von ihm reden können, die Tante Erika, leider auch schon verstorben, alle drei Kinder gibt es nicht mehr. Und die Tante Erika war eine sehr nette, sympathische Frau, die damit offen umgegangen ist. Sie hat mir gesagt, ich weiß genau, was er gemacht hat, mir ist nicht gut dabei, es waren absolut Verbrechen, und was soll ich sagen, er war trotzdem mein Papa. Es gibt ja auch inzwischen Berichte, in denen er eigenhändig Menschen erschossen hat, nicht nur vergaßen hat lassen, nicht nur den Auftrag erteilt hat, sondern selbst zum Mörder geworden ist. Familie kann ja nichts dafür was der Mann gemacht hat. Der Täter war mein Großonkel. Sonst niemand. Und nach dem Krieg sind dann die Amerikaner nach Portal gekommen, die Familie stammt aus Portal, und haben dann alles mitgenommen was irgendwie an ihn erinnert. Schriftstücke, Dokumente, Fotos, alles ausgeräumt worden, sehr gründlich. Und alle drei Kinder sind dann bei verschiedenen Familien aufgewachsen, weil einfach kein Geld mehr vorhanden war. Und von meinen Lehrern, die sich da in der Richtung engagiert haben, ist recht offen darüber gesprochen worden und alles andere wie verherrlichend. Die haben eher geschaut, dass wir die Bildung so weit kriegen, dass es nie wieder passieren sollte. Es hat allerdings andere Lehrer gegeben. Wir haben einen sehr rechtsgerichteten Direktor gehabt im Gymnasium und einen Lieblingslehrer, den habe ich menschlich geliebt und nur wenn ich dann später drauf komme, er ist noch 1945 zum Tode verurteilt worden, weil er die NS-Regierung zusammen mit anderen Leuten wieder errichten wollte. Er ist dann begnadigt worden zur Haft und die Haft war dann auch relativ bald beendet, soweit ich mich erinnern kann. Für mich ist das Thema Erinnerung sehr wichtig. Wir haben jetzt gerade wieder einen politischen Umbruch und viele Menschen sagen einfach, lasst die Zeit in Ruhe, die damals war, das ist vorbei, das geht uns nichts mehr an. Ich sehe das anders. Wenn ich mich jetzt nur in Steyr umhaue, wenn ich mich in Mönchholz daheim umhaue, ich fürchte mich, direkt gesagt. Wir haben einen kleinen Stammtisch in Mönchholz. Da ist vor ein paar Tagen erst ein älterer Herr Daxis, der hat von seiner Zeit in der Hitlerjugend erzählt, relativ neutral und neben mir ist ein anderer Mönch heute gesessen und der hat dann neben mir laut gesagt, schade, dass das alles verboten ist. Und er war nicht der Einzige. Und das finde ich einfach entsetzlich. Und darum ist Erinnerung auch so wichtig dass den leiden wieder bewusst wird was da alles passiert ist vor ca 15 jahren habe ich die gelegenheit gehabt dass ich urlaub in polen verbringe und habe daraus eine große runde gemacht von süd nach Nord und West bis Ost. Ganz im Osten an der Weißrussischen Grenze war das KZ-Lager in Sobibor, das Vernichtungslager, in dem etwa 250.000 Menschen umgebracht worden sind. Und ich habe gesagt, wenn ich schon in Polen bin, ich muss dorthin. Ich will das sehen. Ich will mir ein Bild davon machen. Vom Lager selbst ist sehr wenig übrig. Nach dem Aufstand 1943 ist das Lager von den Nazis geschliffen worden, abgebaut worden, abgerissen. Es gibt, glaube ich, noch zwei, drei Verwaltungsbaracken. Eine davon dient jetzt als Museum. Es gibt den Mahnmal und es gibt noch ein paar Schienen von der alten Eisenbahn von den Häftlingstransporten. Sonst sieht man nichts mehr. Und es war absolut beklemmend dort zu sein. 1943 ist das Vernichtungslager Sobibor von den Nazis aufgelöst worden und abgerissen worden. Das Personal ist dann woanders eingesetzt worden. Mein Großonkel Franz Reichleitner ist dann nach Fiume abkommandiert worden, nach Italien an die kroatische Grenze. In Italien ist er dann unterstellt worden in Otto Globocnik, das war sein Chef, auch ein sehr berüchtigter SS-Führer. Und Franz Reichleitner war dann gemeinsam mit, glaube Menschen oder vier oder fünf anderen Menschen, war ein Art Stellvertreter vom Klobotsnik. Die Aufgaben waren Bekämpfung der Partisanen im Grenzgebiet Italien-Kroatien und die Zusammentreibung der letzten Juden, die es noch gegeben hat, die sich irgendwo versteckt gehalten haben. Das war seine Aufgabe, schlimm genug. Wie gesagt, das war 1943, ist er abkommandiert worden von Sobibor und kurz darauf ist er dann dann in Kroatien von Partisanen erkannt worden und gezielt getötet worden. Ich habe mich mit der Familie beratschlagt, was sie machen können, sollen, wollen. Ich weiß, dass sie die Mama immer noch sehr fürchtet, wenn sie das Thema angeschnitten wird. Mit der Mama habe ich darüber nicht gesprochen, weil ich ihr keine Angst machen will. Alle anderen Familienmitglieder finden das genauso wichtig wie ich. Und damit haben wir gesagt, machen wir, erzählen wir was. Schauen wir, dass die Erinnerung bleibt. Gjørens morg. Thank you.