Guten Abend, meine sehr geehrten Damen und Herren im Stifterhaus. Es freut mich, dass Sie heute den Weg zu uns gefunden haben. Zu Beginn ein Wort an all jene gerichtet, die heute hier sind und das vielleicht auch am Donnerstag letzte Woche waren und dann möglicherweise enttäuscht abgezogen sind, weil die Lesung von Marlene Strerowicz nicht stattgefunden hat. Die Entscheidung, diese Lesung zu verschieben, ist sehr kurzfristig gefallen. Auslöser dafür waren die erschreckenden Ereignisse in Graz. Wir haben versucht, das noch zu kommunizieren auf unseren Kanälen. Wenn sie die Information nicht erreicht hat, dann tut mir das leid. Und den Nachholtermin, damit es gesagt ist, damit Sie ihn kennen, das ist der 30.06. Jetzt aber zum heutigen Abend. Es ist, wie man bei uns sagt, schon viel Wasser die Donau hinuntergeronnen. Nicht geflossen in Oberösterreich, es runtergeronnen. Seit unser heutiger Gast das letzte Mal im Stifterhaus auf der Bühne zu erleben war. Sehr, sehr viel Wasser sogar. Ich habe das auf den Tag genau aufbereitet. Vor 6.224 Tagen, nämlich am 29. Mai 2008, also vor etwas mehr als 17 Jahren, war er das letzte Mal bei uns zu Gast. Und weil durchaus zu erwarten ist, dass sich in diesen 17 Jahren, in denen auch fünf Bücher von ihm erschienen sind, das ein oder andere Erzählenswerte ereignet hat, freut es mich besonders, dass er heute nach so langer Zeit wieder einmal hier ist. Und ich darf ihn herzlich willkommen heißen. Schön, dass Sie da sind, Gustav Ernst. Danke fürs Kommen. Applaus der Literaturzeitschrift Wespennest. Mitte der 90er war er Mitbegründer der Literaturzeitschrift Kolik. Beide Zeitschriften, Sie werden es wissen, existieren nach wie vor. Seit Mitte der 70er Jahre tritt er auch mit eigenen literarischen Werken hervor und das in allen möglichen Feldern, Romane, Erzählungen, Theaterstücke, Drehbücher. Für seine literarischen Werke wurde er unter anderem mit dem Elias CanCanetti-Stipendium oder dem Preis der Stadt Wien für Literatur bedacht. Mit Oberösterreich verbindet ihn ein weiteres seiner literarischen Projekte, und zwar die Leondinger Akademie für Literatur, die er 2005 gemeinsam mit Karin Fleischandl und Leo Kieslinger ins Leben gerufen hat und die hier nach wie vor mit Herzblut, wie ich denke, betreibt. Heute werden wir aus Gustav Ernsts jüngstem Roman, Die Glückseligen, hören, diesem Buch hier, der im August des Vorjahres im Sonderzahlverlag erschienen ist. Anton Tusswaldner schließt seine Rezension des Buches für die Salzburger Nachrichten mit folgenden Worten ab, Zitat, Es ist kein Fehler, wenn man Gustav Ernst diesmal nicht als reinen Österreich-Beobachter liest, sondern sein Buch auf Verhältnisse anlegt, die zunehmende Konkurrenzverhältnisse unter den Bedingungen des Neoliberalismus in den Blick fasst. Und die finden überall dort statt, wo eine neue Kämpfermentalität soziale Errungenschaften außer Kraft setzt. Und jetzt der beste Satz eigentlich, Gustav Ernst zieht den Profiteuren die Hosen aus. Zitat Ende. Die Moderation des heutigen Abends wird Stefan Gmünder übernehmen, den ich auch ganz herzlich im Stifterhaus willkommen heißen darf. Schön, dass du wieder da bist, Stefan. Und als Notiz am Rande noch, nur damit Sie sehen, dass das Stifterhaus eigentlich immer um Kontinuität bemüht ist, Stefan Gmünder war das letzte Mal vor 438 Tagen bei uns zu Gast. Ein höher frequentierter Rhythmus, also den wir auch für Gustav Ernst anstreben. Stefan Gmünder, geboren 1965, ist seit vielen Jahren als Literaturredakteur und Kritiker tätig, unter anderem für die Tageszeitung der Standard oder die Literaturzeitschrift Volltext. Mehrere Jahre war er Juror beim Ingeborg-Bachmann-Preis in Klagenfurt. Zuletzt, 2024, erschien von ihm im Braunmüller-Verlag der Essay über Alfred Ubrans Eliade und 2021 wurde er mit dem Staatspreis für Literaturkritik der Republik Österreich ausgezeichnet. Das war es von meiner Seite und ich darf unsere beiden Gäste auf die Bühne dippen. Sehr geehrte Damen und Herren, es ist mir eine große Ehre und Freude, da zu sein. Stefan hat es gesagt, ich lebe seit 32 Jahren jetzt in Wien, was man nicht hört. Ich hoffe, das ist nicht schlimm. Wir haben uns den Abend heute so vorgestellt, dass ich zuerst eine kleine Einleitung mache, die sich zum Teil mit Stefan, aber nur in ganz wenigen Passagen überschneidet. Dann wird Gustav Ernst eine erste Passage oder erste Passagen aus seinem Roman lesen. Dann machen wir ein Gespräch, gibt es wieder eine Lesung, ein Gespräch und wir enden dann mit einer Passage aus dem Roman. Dauert ungefähr fünf Minuten. Ich werde mich bemühen, schnell zu reden, was für einen Schweizer keine geringe Herausforderung ist. Gustav Ernst ist ein Sprengmeister und Explosionen sein Metier, schreibt die Literatur- und Theaterkritikerin Karin Czerny. Ja, stimmt, sagt Franz Schuh. Vor allem aber sei Gustav Ernst einer, der auf das Fleischliche der menschlichen Existenz gehe und das ohne jede Sentimentalität. Ja, stimmt, postuliert Karl Markus Gauss in einem Essay, weist aber darauf hin, dass Gustav Ernst auch einer sei, der sich nie dem Mainstream andiete und stets seinem ganz eigenen Weg folge, auf dem er keiner literarischen Wirtshausrauferei aus dem Weg gehe. Diese paar Zitate zeigen, dass wir es mit einem Autor zu tun haben, der nicht leicht zu fassen ist und nicht leicht zu fassen sein will. Man könnte noch anfügen, dass Ernst unter anderem von 1969 bis 1996 herausgehebter Zeitschrift Vespennest war und dann 1997 mit seiner Frau Karin Fleischhandel die renommierte Literaturzeitschrift Kolik gründete und dass er weiters mit ihr die Leondinger Akademie für Literatur auf die Beine stellte, die sich dem Handwerk des Schreibens widmet. Absolventinnen dieser Akademie sind, um nur ganz wenige zu nennen, Anna Weidenholzer, Laura Freudenthaler und Philipp Weiss. Das alles könnte allerdings darüber hinwegtäuschen, dass Ernst das geblieben ist, was er von Anfang an war, nämlich ein Schriftsteller, der mit Stücken wie Ein Irrer Hass und Faust österreichische Theatergeschichte, mit dem Drehbuch zu Exit nur keine Panikfilmgeschichte und mit Romanen wie Einsame Klasse österreichische Literaturgeschichte schrieb. Ich befürchte, dass Gustav Ernstall das zwar nicht am allerwertesten vorbeigeht, vermute aber, dass ihm das nächste Buch weit wichtiger ist als die schon geschriebenen, wobei er in seiner Kunst nicht aufhören wird, sich mit dem Leben, Schmerz, Wut, Liebe und der gebrechlichen Einrichtung der Welt auseinanderzusetzen. In einem Interview zu seinem 80er sagte der gebürtige Favorit mir vergangenes Jahr, Zitat, für mich sind Gegenwart und Zukunft das Wichtigste. Ich bringe die Zeit lieber produktiv zu, als alte Wäsche zu waschen oder neu zusammenzulegen, Zitat Ende. Nur als lebenslanger Künstler kann man wirklich ein Künstler sein, oder, sagt auch Rosanna in Ernsts Roman die Glückseligen zu dessen Hauptfigur Ulrich, von dem in der dritten Person erzählt wird. Die Gattin dieses Ulrich, Emma, befindet sich gerade auf Chur. Da er also allein ist, Zeit hat und in der Firma Unstrukturierungen drohen, er ist Experte für Verbrennungsmotoren, die Jobaussichten sind, falls er gekündigt wird, eher dürftig, entschließt sich Ulrich, der Einladung eines gewissen Werner Kohut zu seinem Geburtstagsfest zu folgen und sich ein wenig abzulenken. Dieser Kohut ist einer, der es weit gebracht hat, nun seinen 50er feiert und wie Ulrich im besten Alter für eine gehörige Lebenskrise ist. Doch das ist ein anderes Thema. Jedenfalls laufen dann bei diesem Geburtstagsfest im Grunde schon davor die Dinge schnell aus dem Ruder und entwickeln sich für Ulrich bald zu einer Mischung aus Horrortrip und Albtraum. Es tauchen aber auch Möglichkeiten auf, die sich in dieser grotesken Parallelwelt ergeben könnten, denn die Realität ist in diesem Roman durchlässig. Zuweilen scheint das Eingebildete ebenso plausibel wie das Wirkliche und umgekehrt. Ort der Handlung ist Wien. Der Roman umfasst vier Teile. Der erste spielt in den Gemächern des Gastgebers, der zweite in einer Bar, der dritte in einer Villa, in die die Feiernden auf dieser Party-Odyssee weiterziehen. Unter ihnen auch Ulrich, unter dem der Realitätsboden zu wanken beginnt, während sich das Ganze immer mehr entgrenzt, anzüglicher, übergriffiger, sexualisierter wird. Könnte Ulrich hier vielleicht sein neues Leben finden? Eher nicht. Und das, obwohl es sich bei den Feiernden um mächtige und reiche Leute handelt, die aber gehörig deppert sind. Immer wieder taucht eine wohlbestallte Dame mit Korallenhalskette auf, welche die ganze Zeit von Glückseligkeit schwadroniert, auch wenn sie vom Gegenteil redet. Und ein Mann mit Sonnenbrille, es soll sich bei ihm um den Besitzer eines Fleischereibetriebs handeln, der seine Frauengeschichten ausbreitet. Weitere Gäste, um nur wenige zu nennen, sind eine Staatssekretärin aus dem Innenministerium, die sich der Körperlichkeit hingibt, und ein hoher Beamter aus dem Innenministerium, die sich der Körperlichkeit hingibt, und ein hoher Beamter aus dem Sozialministerium, der auch nicht an sich halten kann. Und dann ist Anok Nolok, ein Immobilienmakler, der Bundeswohnungen privatisiert und diese horrend teuer an den Staat zurück und horrend billig an Freunde weiterverkauft. Kurz, das Bild, das die Polit- und Wirtschaftselite in diesem Roman abgibt, ist nicht das Erfreulichste. Auch Rosanna, von der Ulrich nicht sicher ist, ob er sie von früher kennt, scheint ambivalent. Die beiden geraten trotzdem in ein Techtelmechtel. Könnte Rosanna, und das ist eine weitere Frage in diesem vielschichtigen, wilden Roman, der mit einer überraschenden Wollte endet, der Notausgang aus Ulrichs festgefahrenem Leben sein? Lassen wir es offen. Natürlich muss man bei einem Autor wie Gustav Ernst nicht nur von Inhalt reden, sondern auch von sprachlicher Umsetzung. Die Sprache verrät sie, die Sprache verrät alles, denkt Ulrich in diesem im wahren Sinn des Wortes zügellosen Roman, der mit Dialogen, kurzen Passagen und Adjektivkaskaten das Tempo erhöht und es dann wieder mit seitenlangen Sätzen fast bis zum Stillstand drosselt und den Leser so in ein Strudel des Irrsinns und in eine Welt führt, die man so schnell nicht vergisst. Wie fast immer ist auch dieser Text Gustav Ernst von einer massiven Körperlichkeit und Zuweilen von einer Sprache, die sich zotig, deftig und direkt gibt. Macht nichts, hat Korsch, die Hauptfigur in Ernsts Roman Einsame Klasse, diesbezüglich einmal gesagt, denn, ich zitiere, die deutsche Literatur ist eh wie ein Kloster. Zitat Ende. Nein, das ist sie in diesem Fall nicht. Begrüßen Sie, Brigitte Gustavinz, mit einem tosenden Applaus. Danke, guten Abend, guten Abend. Ja, eine tolle Einleitung, wo ich noch einige Dinge wiedererkannte, beziehungsweise Dinge erinnerte, die ich längst vergessen habe. Dass du Kors zitierst, finde ich toll. Das Buch ist erschienen im vorigen Jahrtausend, 1979. Ja, naja. Aber ein wichtiges Buch, auch politisch damals, oder? Es ging um Kunst, es ging um Politik, es ging um die Arenabesetzung, es ging um Heimatlosigkeit, auch politische Heimatlosigkeit, um Lebenssuche. Das ist richtig, das Buch über die 70er Jahre, das gibt es eigentlich nicht wirklich in Österreich, das ist ja die 70er Jahre. Und die Arena ist sehr schnell hinterher, also sehr bald hinterher geschrieben worden, also ganz frisch, also mehr oder minder eine begleitende, eigentlich fast eine begleitende Chronologie der Ereignisse, wenn auch verschoben um zwei, drei Jahre, aber doch noch sehr frisch, filtrarische Verarbeitung, doch eine sehr kurze Zeit. Und ja, also ich habe das unerwünähnt gelesen, das Buch, also das Ganze, aber angelesen, und habe mir gedacht, naja, steht alles mögliche Interessante drin, an was damals geschehen ist. Die ganze Wiener Situation, Künstler, Ehe, Politik, Arena, Kulturpolitik. Ja, na gut, gehen wir jetzt zu dem aktuellen Buch. Ja, genau, die deutsche Literatur ist eh so ein Kloster, genau. Die österreichische Literatur nicht so sehr, wird auch daher, wie man weiß, von der deutschen Literatur nicht so unbedingt geliebt, wo der fleischliche Teil stattfindet. Gut, ich fange mal an mit dem Anfang. Und das ist eine sehr schöne, erzählte Geschichte, ich brauche da nicht mehr sehr viel ergänzen. Die Rosanna, diese Frau, die irgendwann zwischendurch auftaucht,, den gewissermaßen in diese Nacht zwingt. Er möchte sie unbedingt wiederhaben und sie verschwindet dauernd. Das ist so, wie es gelegentlich vorkommt. Sie verschwindet immer und das ist das, was sie nachtendurch jagt und hinterher, er jagt hinterher und das lässt ihn auch bleiben, obwohl es nicht seine Welt ist, wie Sie bald sehen werden. Ja, also es beginnt so. Oder ich kann es ja besser. Es regnet immer noch in Strömern, als Ulrich nach einer wie ihm schien ungewöhnlich langen Fahrt durch die Straßen eines Außenbezirkes, den er kaum kannte, das Taxi verließ. Er hielt die Zeitung, die er im Taxi gefunden hatte, über den Kopf und lief in einem schnellen Zickzack zwischen den Pfützen durch, einige auch überspringend, auf das Haus dort zu, in der Hoffnung, es einigermaßen trocken zu erreichen. Was ihm nicht gelang. Die Zeitung hatte sich binnen Sekunden im Regen aufgelöst und lag ihm klatschnass auf den Kopf. Unter dem Vortag des Hauses versuchte er sie entfernen, indem er sie an einer Ecke hochhob, in der Hoffnung, sie damit als Ganzes abziehen zu können. Aber das Stück riss ab und die Zeitung blieb nicht nur auf seinem Kopf kleben, sondern rutschte ihm ins Genick unter den Hemdkragen. Er versuchte, sie herauszukratzen, aber durch sein hastiges Herumgreifen löste sie sich in noch weitere, kleinere Bestandteile auf, die ihm noch tiefer unter den Hemdkragen hineinrutschten und ihm schwerer zu fassen waren, sodass er sie einfach resignierend dort kleben ließ. Wenn sie abgetrocknet wären, würden sie schon abfallen, dachte er. Wichtiger war ihm, die nasse Zeitung endlich vom Kopf zu bekommen und die hartnäckig hängengebliebenen Papierfusseln, sofern er sie überhaupt ertasten konnte, aus den Haaren und von den Augenbrauen zu entfernen. Selbst aus den Ohrmuscheln musste er sich winzige Stücke Zeichnungspapier herausfischen. Das Haus war verschlossen und der Wind blies Ulrich trotz des Vortags weiter Regensgesicht. Obwohl er die Namensliste auf der Gegensprechanlage zuerst flüchtig, dann doch sorgfältig Name für Name durchlas, fand er den Namen Werner Kohut nicht. Was sollte er tun? Im Regen warten, bis andere Gäste kamen, die sich ja wüssten, bei welchen Namen man anläuten müsste? Oder sollte er selber irgendwo anläuten? Aber nun, um diese Zeit, immerhin war es fast neun Uhr abends, eröffnete sich das Haustor und eine jüngere Frau erschien. Sie war einen Kopf größer als Ulrich, trug einen Schirm, einen Strickmantel und einen dicken Wollschal, mehrmals um den Hals gewickelt. Zu wem wollen Sie, fragte sie. Es sah Ulrich den winzigen Hund an der Leine, der um seine Füße herumsprang. Oh, sagte er, und versuchte den Hund loszuwerden. Zu wem sie wollen, fragte die Frau nochmals, diesmal um einiges ungeduldiger. Zum Fest, sagte Ulrich rasch. Aha, sagte sie, zum Fest, und hielt ihm, wie es Ulrich vorkam, eher widerwillig das Tor auf, damit er eintreten konnte. Ulrich bedankte sich und trat ein. Hinter ihm krachte das Tor ins Schloss. Er stand im Hauseingang mit zerschlissenen, farblich nicht mehr eindeutig zuordnenbaren, düsteren Stofftapeten an den Wänden und einem monumentalen, die Einfahrt trotzdem nicht bis in den letzten Winkel herausleuchtenden Messingklüster über sich. Eine breite Treppe führte zum Hochbadeer und zu einem vergitterten Liftschacht in der Mitte des Stiegenhauses. Erst nachdem er ein paar Stufen hochgestiegen war, sah er auch die Liftkabine. Sie war aus dunklem Holz und mit geschliffenem Fensterglas versehen. Sehr herrschaftlich, dachte Ulrich. Sein alter Klassenkollege, Werner Kohut, muss es wohl weit gebracht haben. muss es wohl weit gebracht haben. Auf dem Bänkchen der Liftkabine saß Ulrich, sah Ulrich, als er die Tür öffnete und eintrat, ein Mann, weit über 80, wie Ulrich vermutete, in einem abgewitzten Parka mit einer grellroten Baskenmütze auf dem Kopf und sah erschrocken auf. Ulrich trat zur Seite einer Meinung, der Mann würde die Liftkabine verlassen wollen. Nein, nein, sagte der Mann, kommen Sie nur. Sie wollen sicher zum Fest. Heute wollen alle zum Fest, sagte er und drückte den Knopf zum dritten Stock. Dieses Haus, sagte er, hat zwei Weltkriege überlebt und einen Bombentreffer. Es ist ziemlich morsch. Es kann sich kaum mehr auf den Beinen halten. In den Nächten knarrt und kracht es an alle Ecken und Enden. Bei Tag, bei dem Lärm, den die Menschen machen, ständig reden sie, ständig schreien sie, ständig lachen sie, hört man nichts davon, aber in der Nacht, in der Nacht, sagte er, und schob sich dabei immer wieder Kerne in den Mund. Für die Prostata, sagte er. Als er Ulrichs interessierten Blick bemerkte, haben sie ihre Prostata noch? Und hielt ihm eine Kante voll Kürbiskerne hin. Nein, danke, sagte Ulrich, auchierten Blick bemerkte, haben Sie Ihre Prostata noch? Und hielt er meine krantvolle Kürbiskerne hin. Nein, danke, sagte Ulrich, auch gut, sagt der Mann. Ich wohne einen Stock höher, tiefer und höre alles. Immer nur feiern, nie können Sie ruhig sitzen. Immer nur herumlaufen, herumspringen, tanzen, immer nur tanzen, trinken und tanzen. Das kann nicht gut gehen, sagt er. Das kann nicht gut gehen. Ich warte das Fest ab. Ich warte immer das Fest ab, verstehen Sie? Ich sitze hier und warte das Fest ab. Wenn es losgeht und irgendwann geht es los, ich höre das genau. Ich kann das genau hören. Schon fahre ich hinunter und bin draußen. Wir sind da, mein Herr, sagt er, als der Lift meinen Ruck hielt und eine Weile nachzitterte. Ich wünsche Ihnen ein schönes Fest, aber springen Sie nicht zu viel und horchen Sie auf die Geräusche. Immer auf die Geräusche hören, verstehen Sie? Immer auf die Geräusche hören. Die Regenmäntel in der anderen Garderobe in mehreren Schichten übereinander gehängt, reichten fast bis in die Mitte des Vorzimmers. Andere türmten sich auf der Kommode und vor der Kommode auf den Boden und den Winkel des Vorzimmers. Andere türmten sich auf der Kommode und vor der Kommode auf den Boden und den Winkel des Vorzimmers. Selbst zwischen den Füßen der Gäste, die mit Gläsern in der Hand eingeklemmt zwischen den Mänteln herumstanden und rauchten, lagen Mäntel, die hin und her geschoben wurden und sich an den Schuhen verfingen und die man abzustreifen suchte oder mit heftigen Fußbewegungen abzuschütteln, dass sich gerade dadurch immer enger um die Füße und Schuhe herumwickelten, wodurch sie, wie Ulla ich befürchtete, bald keinen freien Schritt mehr erlauben würden. Samt dem nächsten Versuch, einen Schritt zu tun, nur ein Stolpern ermöglichen, bei dem man aber selbst nicht genug Platz finden würde, um hinzufallen, sodass man nur den Nächsten mitreißen könnte und der wieder nur den Nächsten, mit der Folge auch die Regenmäntel von der Garderobe, in der sich alle sehr schnell hineinverwickeln würden, und zwar umso schneller, je verzweifelter sich aus ihnen herauszuwickeln versuchten, um sich schließlich aus eigener Kraft überhaupt nicht mehr herauswickeln zu können, sondern immer inniger mit ihnen vermischt und letztlich vollkommen mit ihnen verschmolzen, eine kompakte, das Vorzimmer gänzlich ausfüllende, nur von einzelnen Weiß heraus leuchtenden Hemdkriegen und Manschetten unterbrochenen dunkle Masse bilden, die dann nur noch, so Ulrichs Vorstellung, wie ein sitzengibelter Kuchen oder ein zäher Tafelspitz in handliche feine Scheiben geschnitten, aus dem Vorzimmer hinausgeschafft werden könnten, um es wieder begehbar zu machen. Ist es nicht so, wandte sich ein Herr plötzlich an Ulrich. Verzeihung, sagte Ulrich, es ist doch so, oder nicht? Wieso sollte ausgerechnet Robby etwas über mich wissen? Verzeihung, sagte Ulrich, aber ich kenne keinen Herrn Robby. Sie kennen Robby nicht? Nein, sagt Ulrich, tut mir leid, aber wissen Sie zufällig, wo ich Herrn Kohut finde? Herrn Kohut? Den Gastgeber, sagt die Ulrich. Den habe ich noch gar nicht gesehen. Hast du den gesehen? Wen? sagt der Zweite. Den Herrn Kohut. Herrn Kohut? Den Gastgeber, sagt er, ist ein Gastgeber. Der heißt Kohut? Hört er nicht zu? Ich weiß es nicht. Der Herr sagt, er heißt Kohut? Hört es da nicht zu? Ich weiß es nicht. Der Herr sagt, der heißt Kohut. Nein, der ist nicht hier. Bist du dir sicher? Ich bin mir sicher. Aber als Gastgeber, sagt der Erste, als Gastgeber müsste er doch hier sein. Irgendein Gastgeber ist sicher hier, sagt der Zweite. Aber ob das Herr Kohut ist? Versuchen Sie in den hinteren Zimmern, sagt der Erste. Vielleicht dort. Dort sind alle. Versuchen Sie in den hinteren Zimmern, sagt er die erste, vielleicht dort, dort sind alle. Daraufhin bewegt sich unser Freund, der Ulrich, hinein in die weitläufigen Gemächer und kommt zum Buffet, trifft Leute, kommt zum Buffet, denkt sich, na gut, da das nächste Buffet gibt's. Er bedient sich und wandert herum, weil alles besetzt ist. Wollen Sie nicht zu uns setzen? rief ihm plötzlich eine Dame zu, die seine Platzsuche bemerkt zu haben schien, und die, was Ulrich sofort in die Augen sprang, eine gewaltige, aus großen Korallen zusammengesetzte Halskette trug. Sie saß an einem der ovalen Tische, der zwar, wie Ulrich feststellte, ausreichend Platz für einen weiteren Teller bot, aber angesichts der Lückenlosigkeit, mit der die fröhlich gestimmte Gesellschaft Schulter an Schulter um den Tisch herum eine wagenburgartige Festung bildete, kaum Platz für ihn selber. Jetzt kommen Sie schon, rief die Dame noch einmal, oder wollen Sie Ihr Essen unbedingt kalt werden lassen? Wenn ich nicht störe, sagte Ulrich, Ohrenbedäubend schmatzen werden Sie ja nicht, sagte sie, oder? Man lachte und drückte auseinander, holte einen Stuhl und bat Ulrich, Platz zu machen. Gut so, sagte einer. Sehr gut, sagte Ulrich. Danke und setzte sich. Aber kaum dass er saß, rückten alle wieder zusammen, und zwar so dicht auch an Ulrich heran, dass er seine Arme, eingeklemmt zwischen den beiden Nachbarn, nicht mehr bewegen konnte. Das Fleisch zu zerschneiden war ihm gerade noch möglich, aber um den jeweiligen Bissen auch in den Mund zu bekommen, musste er, außer Stande den Arm zu heben, seinen Kopf weit nach vor und weit hinunter in den Teller recken, was ihm peinlich war. Nicht nur, weil er seinen Tischzitten widersprach, sondern weil alles schweigend und mit größter Aufmerksamkeit und, wie es ihm schien, auch leicht amüsiert, dabei beobachteten, wie er sich abmühte. Eine Tortur, der er sich nicht länger zu unterwerfen Lust hatte. Worauf er in seine Arme, auch auf die Gefahr hin, unpassend, ungestüm zu erscheinen, aus der Klemme zwischen sich und seinen Nachbarn, die immer enger geworden war, mit einem heftigen Ruck herausriss. Sie kurz ausstreckte und schüttelte, um sich daraufhin nicht unerbefreundlich in die Runde zu lächeln, endlich wieder aufrecht sitzend, gemütlich dem Verzehr des zerschnittenen Rindfleischs zu widmen. Sehen Sie, sagte der Herr, der Ulrich gegenüber saß, er trug eine Sonnenbrille und hatte Ulrich mit einer kleinen Verbeugung guten Appetit gewünscht. In der Zeit, von der wir gesprochen haben, eben bevor sie uns das Vergnügen bereiteten, als Gast unserer kleinen Gesellschaft teilzunehmen, hatte ich drei Frauen, die verhältnismäßig rasch aufeinander folgen. In meiner Erinnerung kursiert diese Zeit als die Drei-Frauen-Epoche, weil ich davor und danach länger keine Freundin hatte, aus Gründen, die nicht mehr erinnerlich sind. Die erste nannte ich die Defetistin. Sagte ich zum Beispiel, gehen wir ins Kino, sagte sie, wir bekommen keine Karten mehr. Sagte ich, Andreas kann doch sehr gut kochen, sagte sie, die Nudeln sind sicher immer wieder gatschig. doch sehr gut kochen, sagte sie, die Nudeln sind sicher immer wieder gatschig. Sagte ich, ich bin als neuer Innungsmeister im Gespräch, sagte sie, es wird sicher ein anderer werden. Und sagte ich, ich habe Bauchweh, sagte sie, sicher Traumkrebs. Was insgesamt, wie Sie sich vorstellen können, das Zusammenleben etwas unfroh gestaltete, was mich auch sehr schnell vertraut, Bis ich eines Abends vorschlug, über das Wochenende Skilaufen zu fahren, und sie sagte, die Straße sei sicher vereist. Auf der A1 gäbe es bereits mehrere Tote, und die Wartezeiten am Lift betrügen, laut Auskunft ihrer Freundin, zwei Stunden. Rauf ich, ohne viel zu überlegen, die Skischuhe nahm, die sich gerade widerwillig bereitgestellt hatte und durchs Zimmer schleuderte, wobei ein Glasschrank sein Porzellangeschirr zu Bruch ging. Dummerweise war es ihr Glasschrank und ihr Porzellangeschirr, was zur Folge hatte, dass er mich anschien und beschimpfte und ich mir in aller Ruhe, ohne weiter auf ihr Geschrei zu achten, den Mantel anzog und die Wohnung verließ. Ihre Anrufe, die Tage danach kamen, selbst minütlich, dann stündlich und letztlich nur mehr sporadisch einlangten, ignorierte ich. Und wenn Sie mich fragen, wieso ich es trotzdem drei Wochen lang mit ihr ausgehalten hatte, und es dürfte meiner Erinnerung nach nicht mehr als drei Wochen gewesen sein, wie die ausgehalten hatte, und es dürfte meiner Erinnerung nach nicht mehr als drei Wochen gewesen sein, so sage ich Ihnen, und das wird Sie sich überraschen, dass mir die wunderbaren Beine, die Sie wie Sie, und dabei deutet auf die Dame, die neben ihm saß, meist mit sehr kurzen Tröcken, sehr spärlich bedeckt hielt, betört hatten. Ja, ich kann sagen, betört hatten. In vollem Wortsinn. Ich konnte es nicht genug oft betrachten, nicht genug berühren, nicht oft genug berühren. Ich träumte von diesen Beinen. Und Sie verzeihen das, dass ich erwähne und hervorhebe, ich konnte es nicht erwarten, einzuschlafen, um von diesen Beinen zu träumen zu können. deren Beine mir nicht gefallen, hatte ich schwer, mir insgesamt zu gefallen, obwohl auch das möglich ist, wenn man eine kurze Liebe der nächsten beiden Frauen beweist. Und umgekehrt, eine Frau, deren Beine mir gefallen, hatte ich schwer, mir insgesamt nicht zu gefallen, obwohl es auch da genügend Fälle gibt in meinem Laufe meiner Frauenbekanntschaften, wo dies nicht zutrifft. Was aber noch zusätzlich beziehungsmindernd wirkte, um es so auszudrücken, war ihr Brüderie. Sie wollte nicht mit mir schlafen. Sie war freizügig im Herz einger Beine. Sie trug, wie gesagt, Miniruck, pflegte Sitzhaltungen, bei denen man ihr wunderbaren Schenkel bis zum Slip hinauf sehen konnte. Aber sie ließ einen, um es etwas vulgär zu sagen, selten dazwischen hinein. Was mir bei Frauen oft aufgefallen ist, die wissen, dass sie schöne Beine haben, die wissen, dass ein Männer mit Uterus sehr in Erregung versetzt, die aber gleichzeitig zugleich fest entschlossen sind, diese Erregung demonstrativ, um es so zu sagen, statistisch zu missachten. Die mitunter in Empörung ausbrechen, wenn ein Mann selbst im Rahmen strikter Distanzwahrung sein Interesse andeutet, dem sehr intensiv verrufter Beine folgend mit der Dame ins Bett gehen zu wollen. Wie es bei dieser meiner Freundin war, die es anfangs gestattete, dann immer seltener und widerwilliger, und mir kam vor, je widerwilliger sie, und dann gar nicht mehr, mit mir ins Bett gehen wollte, desto offensiver und raffinierter präsentierte sie das Verführerische der Beine. Aber vielleicht, und da schließe ich ganz aus, da mögen Sie recht haben, sagte zu derselben Dame gewandt, die ihm daraufhin lächelnd zunickte, die ihm daraufhin lächelnd zunickte, war es nur meine enttäuschte Geilheit, die das so sah, während meine Freundin nur betrachtet sein wollte, mit ihrer Schönheit, mit ihrer Bewundert und Begehrt und in besonderer Weise geschätzt und beachtet und geachtet und in keiner Weise berührt und benutzt und genossen, vielleicht auch, so meine möglicherweise falsche, dafür aber umso eigennützigere Interpretation und Projektion, weil sie sich selbst nicht berühren, benutzen und genießen konnte und wollte. Aus Gründen, die mir in dieser kurzen Zeit begreiflicherweise unmöglich waren herauszufinden. Was ich aber selbstverständlich jedes Mal bei jeder Frau, wenn auch mit größtem Unverständnis, mit größtem Bedauern, eigentlich mit größter Trauer, über die nicht genutzten, nicht entfachten Möglichkeiten anstandslos zu respektieren bereit bin. Gut, eine Frau, eine Frauenbekanntschaft des berühmten Brillenträgers, so einen Brillenträgers. Ja, ich glaube, jetzt haben wir den ersten Teil. Ja, ich habe jetzt aber den ersten Teil. Ja. Teil 1, Ende. Vielen Dank, Gustav. Man merkt, man wird relativ schnell in die Atmosphäre dieses Romans hineingezogen. Es beginnt eigentlich relativ normal, unauffällig, dann kommt diese Szene im Lift mit dem alten Mann, der sagt, achten Sie auf die Geräusche, dann die vielen Mäntel, die Verwechslung mit Robby und dann kommt es immer mehr in diese Welt hinein, in diese Zwischenwelt oder Parallelwelt oder Partywelt. Welt hinein, in diese Zwischenwelt oder Parallelwelt oder Partywelt. Du hast ja öfters in deinen Theaterarbeiten auch klassische Stoffe aufgenommen, wenn man jetzt hier hört, im ersten Satz Ulrich und es regnet, vielleicht tue ich da jetzt zu viel hineingeheimnissen, aber Musils Mann ohne Eigenschaft, Wetter. Der Ulrich, ja der Ulrich. Spielt der eine Rolle oder überhaupt nicht? Nein, überhaupt nicht. Der war der Name, der mir am besten gefallen hat für diesen Zweck. Ulrich habe ich nicht bedacht. Und für diesen Zweck, was war er? Gustav Ernst hat seit 2013 einige Romane geschrieben, Grundelsee zum Beispiel, seit 2013, den ich sehr mag, nachher zur unmöglichen Aussicht, Kaffeehaus-Szenen und dann Betriebsstörung, das ist eine Literaturbetriebs-Satire. Was hat dich für diesen Roman bewogen, der ein bisschen, es waren alle von denen ziemlich verschieden, aber der jetzt wieder total anders ist, was war dein Impetus, diesen Roman zu schreiben und diese Ulrich-Figur eigentlich in diese Hölle zu schicken? Ja, die Hölle war der Impetus, die Hölle. Und da habe ich eine Figur gebraucht, die das auf sich nimmt, in diese Hölle hinein zu geraten und die auch brauchbar ist, dass sie auch drin bleibt. Das war nicht ein Problem, aber der Ursprung war natürlich ja auch nicht die Hölle, das heißt, diese berühmten Romane, die davon handeln, vom Weltuntergang, äußerliche Szenerien beschreiben, die Dystopien, die Untergänge diverser Art, da haben wir gedacht, wie wird das Äußerliche beschrieben, die äußerlichen Untergänge, die äußerlichen Vernichtungen, die Konsequenzen bestimmter Vernichtungsstrategien und entsprechenden Kriegen etc., da möchte ich gerne beschreiben, wie es das Innere anschaut, was es innen zerstört, was den Menschen Inneren zerstört, wo ist da eine Gemeinsamkeit zu finden, wie schauen da die Ruinen aus, wie schauen da die Zerstörungen aus, die Veränderungen, die Menschen, also quasi, da würde ich quasi das Innenleben beschreiben, beziehungsweise die Verhaltensweisen beschreiben, die es zum Ausdruck bringen. Und da habe ich diese Welt gebaut, habe ich versucht, eine Welt zu bauen, die nicht realistisch in dem Sinn, sondern die versucht, wo ich versucht habe, das Innere an Äußerem zu zeigen. Es ist ja keine Seelenbeschilderung an dem Sinn, keine Gedanken kommen auch vor, sehr wohl kommen viele Gedanken vor, von den Betroffenen, die quasi kaputt herumliegen, herumhängen, sich herumtorkeln in dieser Welt, die ich da beschreibe. Welt, in der Welt, die ich da beschreibe. Mir war wichtig, eine Welt, ein Ganzes, einen Raum zu schaffen, in dem der gewissermaßen das Innere irgendwie präsentiert, demonstriert. Also das war daher, diese Welt nicht ganz real, weil real ist es schon, aber nicht äußerlich real, sondern ich meine das Innerliche, das innerliche Reale, ausgestülpt, ausgebaut in äußeren Erscheinungen, äußeren Partys, in Verhaltensweisen miteinander, wo ich versucht habe, das zu zeigen, was ich meine. Und es zeigt sich ja nicht nur in der Handlung, oder wie sich diese, das wird dann völlig aus dem Ruder laufen, wir werden es später noch hören, nicht nur in den Handlungen dieser Personen, sondern auch, wie ich es auch versucht habe zu zitieren, oder wie du es zitierst, an ihrer Sprache. Das, was sie reden, wie sie reden, der Mann mit der Sonnenbrille, von dem wir gehört haben, ist nicht unbedingt eine feministische Position, die er vertritt. Nein. Naja, genau, die Reden, also die Leute, es kommen sehr viele Leute vor, die in den Zusammenhängen das Reden führen. Also nicht nur so Reden, die Monologe. Dazu kommt auch das Verhaltensweisen des Egomanen, das Egomanische. Das kennen Sie sicher alle. Es gibt Leute, die unterbrochen, wenn man die anfangen zu reden, reden und reden und reden und reden, da und über sich, da und über sich. Man sitzt dabei, schaut zu, man hört gar nicht mehr zu, es geht ihm gar nicht mehr, man hört nichts mehr. Am Anfang hört man zu, denkt man, okay, da will ich auch was sagen, man ich meine, diese egomanische, diese Egomanie, das kann man auch verlängern, das politische und alles Mögliche, aktuell, interessiert mich aber weniger. Aktuelle Bezüge gibt es keine. Die aktuellen Bezüge bestehen darin, dass ich beschreibe, wie die Egomanie quasi in diesem Bereich, in dem kleinen Bereich, wie ich beschreibe, wie die Figuren agieren. Daran sieht man diese Haltung. quasi in diesem Bereich, in dem kleinen Bereich, den ich beschreibe, wie die Figuren agieren. Daran sieht man diese Haltung. Und daher reden sie ja dauernd, auch der eine redet schon von sich, also von seinen Frauen, von den drei Frauen, kann er dem wirklich gefragt, aber er fängt auch zu reden und alle hören zu, sitzen und schauen und hören zu. Und sehe bei sich die Figuren auch immer wieder auf, die zu bestimmten Lebensabschnitten, zu bestimmten Lebenssituationen, zu bestimmten Leid, zu bestimmten Sorgen oder zu bestimmten Bedürfnissen sich äußern. Und zwar so zusammenhängend, wo es der Vorteil ist, da kann man bei einem Monolog eine zusammenhängende Situation, ein zusammenhängendes Bild bauen, einer Figur, einer Situation. Den Titel hast du von Anfang an gehabt, die Glückseligen, weil im Prinzip sind das alles andere, es sind wie Leute auf einer Titanic, die eigentlich tanzen in der Bar, während der Maschinenraum schon untergegangen ist. Das ist eine völlige, man merkt, das ist in einer Übergangsgrenzzeit oder in einer Endzeit. Genau, es sind so Momente, das Ergomanische, dann gibt es auch die Unterhaltungssucht, die Luxus, die Konsumationssucht, da kommt immer alles vor, irgendwie drin, in verschiedenen Variationen, und auch in dieser Brutalität, wie sie miteinander umgehen, wie sie miteinander umgehen, wie sie einander behandeln, und wie sie miteinander reden. Auch da gibt es die Brutalität, die quasi, ja, das ist quasi der, die verschiedene Momente, da ist wahrscheinlich noch mehr drin, als man aufzählen kann. Ich hoffe, dass es mehr drin sind, weil das Ganze doch ein Gesamt, das ein Ganzes ergeben sollte, ein Bild dieser Situation. Und eigentlich der Ruhlrichter ist ja, der ist auch nicht ohne, aber der tappt ja dort relativ naiv irgendwie in diese ganze Situation. Ich habe in mir immer, also für mich, weil du sagst, die Glückseligen, ich habe mir gedacht, das ist so ein Hoffnungsfroher, ein Hoffnungsfroher, der eigentlich dort reingeht und dann eigentlich völlig, nicht desillusioniert, aber auch mitgerissen zum Teil wird, also es ist auch ambivalent. Ja, es ist ein ganz normaler Mensch, ein Angestellter, wie du berichtet und gesagt hast, der die Gefahr besteht, wo er rausfliegt aus der Branche, aus der Autorindustrie, aus seinem Beruf, einem gewissen Alter, wo er gewissermaßen empfänglich ist auch für anderes, weil er ist irgendwie draußen und er kommt, obwohl er für diese Welt überhaupt nicht geeignet ist, die ich hier schildere, diese Welt kennt er nicht, das ist seine Welt, seine Welt ist eine ganz andere, aber er kommt da hinein, gerät da hinein, schaut, ist einerseits fasziniert, das kann man nicht ganz abschreiten, ist andererseits fasziniert, das kann man nicht ganz abschreiten, ist einerseits fasziniert, was passiert da? Man ist in der Welt ja immer neugierig, ist man neugierig, was machen die da alle? Was ist denn los? Was führen die auf? Ich meine, die schaut man sich gerne an, bis zu einem gewissen Grad, dann irgendwo wird es ein bisschen eng, aber dann, dann kommt die Frau, dann taucht die Frau auf, die gewissermaßen dann eigentlich festhält in dieser Nacht, die so eben, wie schon erwähnt, die auftaucht, mit ihm redet, wieder verschwindet, wieder auftaucht, er sucht, sie ersucht in diesen drei Orten. Der erste Ort ist eine Wohnung, der zweite ein Hotel mit Hotelbar, Hotelbar, und das dritte ist dann eine Villa, wo alle dann landen, oder ein Teil davon für ein Geburtstagsfest landen, wo dann der Exzess oder ein Teil davon für das Geburtstagsfest landen, wo dann der Exzess auch wirklich tatsächlich entsprechend stattfindet. Also es ist eine Sache, eine Entwicklung darunter. Und er geht da mit, er lässt sich da mittreiben und schert nicht aus. Wahrscheinlich genau der Punkt, den du erwähnst, diese Hoffnung, die Hoffnung, vielleicht ist da was, was mich, was mich, was mich, was Neues, was mir was Neues bringt, was mich vielleicht noch einmal bewegt, was mich noch einmal, was mich noch einmal, was mir noch Aufschwung bringen könnte, was ich vielleicht noch, und es sind viele Details dazu, die glauben lassen, dass er da vielleicht was, dass da was, dass da ein nützliches Dicken auftaucht, das er brauchen kann für sein späteres Leben, ein neues Leben zu beginnen. Als 50, ein neues Leben zu beginnen. Und daher bleibt auch picken und schaut bis zum Schluss. Und es ist eine relativ heftige Geschichte. Und auch das, was du gesagt hast, ist heftig. Aber trotzdem hat man das Gefühl, du hattest richtig Spaß beim Schreiben dieses Buches. Oder man merkt jedenfalls die Freude, Szene, weißt du, an Szene, oder nicht aufzuhören, also immer wieder weiter in diesen, zum Teil Exzess oder in diese Entgrenzung hineinzuschreiben. Oder ist das jetzt eine Unterstellung? Nein, nein, macht man Spaß, genau. Da muss man Spaß machen. Wenn man die Ebene hat, also ein Buch einmal anfängt und eine bestimmte Ebene erklommen hat und zu konstruieren beginnt und merkt, das ist irgendwie tragfähig, dann muss man und dann spürt man auch ein gewisses Gefühl von Richtigkeit, da bin ich richtig und da kann ich weitermachen. Das gibt mehr her, das gibt viel mehr her, es gibt einen Roman her, eine Erzählung her und da kann ich dann an dieser Ebene, und die macht dann auch Spaß, an dieser Welt weiter zu arbeiten und sie wirklich möglichst überzeugend und möglichst entsprechend spannend zu konstruieren. Also eine Konstruktion, die ich dann entwerfe und wo ich dann schaue, was ist zu viel, was ist zu wenig, also die übliche Streichorgie, die dann stattfindet, und dann auch die Möglichkeiten, also wie kann ich es noch verdichten, noch deutlicher machen, was ich diese Welt und noch dringlicher mache, und für den Leser vielleicht noch bis zu einem gewissen Grad lustig. Also es sind sehr viele lustige Passagen drin, finde ich. Auch wenn sie vielleicht nicht moralisch intakt und moralisch okay sind, aber jedenfalls eine gewisse Komik ist mir durchaus Bedürfnis. Ich meine auch diese Frau- oder Frauengeschichten, sie haben also viele Facetten. Eine davon ist die komische Seite, was ich immer finde, die auch nicht nur komisch ist, sondern schallend lachen kann, sondern komisch, die gewissermaßen erkenntnisfördernd ist, die gewissermaßen eine Distanz schafft, wo man die Dinge besser sehen kann. Und trotzdem muss man irgendwie schmunzeln und lachen oder man fühlt sich unterhalten. Dann wollen wir weiter in diese Welt eintauchen. Ich glaube, jetzt in den zweiten Teil gehen wir, der schon in dieser Hotelbar spielt, oder? Stadt im zweiten Akt, also im Hotel, wo er gewiss auch sie sucht, wo er denkt, sie wird da sein, sie wird da sein, irgendwie, da gibt es eine Figur, die du auch erwähnt hast, dieser merkwürdige Makler, der heißt Knolloch, eine Figur, man weiß überhaupt nicht, ob die Namen alle stimmen, die hier gesagt werden. Ob der Knolloch wirklich Knolloch heißt, weiß man nicht. Ob die Rosanna wirklich Rosanna heißt, weiß man auch nicht. Also die Ungewissheit, das sind die Figuren, die Körperlichkeiten der Figuren, welche Namen sie haben, wo sie herkommen, weiß ich es genauso. Und da kann ich nicht wirklich trauen. Aber sie sind jedenfalls da und zeigen, was sie sind. Das ist für mich das Wichtige. Konkreten Szenen zeigen sie, was sie sind, wo es nicht wichtig ist, wo sie herkommen. Dass sie so sind, ist wichtig und dass man das hier zeigt. Und im zweiten Akt, also bei dem zweiten Teil, im Hotel, gibt es eine Szenerie, wo gewiss, im Hotel auch, alle Menschen sind alle da, da geht es auch wieder wie zu, er hängt, Ding, Fynn, und er sucht das Klosett, das Klosett im Keller, und da friert er sich. Er hat einen kleinen Streit vor mit dem Kellner und fürchtet ihn, der Kellner könnte ihm nachkommen und nachstellen und ihn vielleicht zur Rede stellen oder gar attackieren. Das heißt, er versucht es möglichst schnell zu erledigen, aber findet ein Gäst das Klosett. Er findet es dann doch, Frauenklosett. Und dann friert er sich in den Kellergewölben. Und dann plötzlich, wo ist das Nummer? 22, trifft er an die Tür, wo er glaubt, dass er gewissermaßen vielleicht Schutz findet oder einen Gegenstand findet, womit er sich eventuell zur Wehr setzen könnte. ein Kellergewölbe, eine Art Weinkellergewölbe, also ziemlich weitläufig, groß, weit nach hinten, voll mit Kellnern. Da hat er schwarze Kellner mit Maschern, also gut gekleidet, die wuseln da herum, das ist quasi ein Trainingslager für Kellner und ein Aufenthaltsort für Kellner, bis sie wieder zum Einsatz kommen. Und die empfangen ihn sehr hoch, sehr links, versuchen zu üben, wie man Gast empfängt, wie man da, wie man da, und haben verschiedene Verrichtungen, wie Kellner, wie ein normales Café, wie ein Wirtshaus, wie ein Restaurant, und sind sehr froh und setzen sich. Also ich setze mich und es geht los. Und dann nach einer Weile, also die erste Abteilung hat er hinter sich, und einen speziellen Kellner, der sich um ihn kümmert. Aber trinken Sie doch, sagte der Kellner, trinken Sie. Und er griff das Glas, das der Lehrling gebracht hatte, und das mir dann ebenso drüben, diesmal aber mehr gelblichen Flüssigkeit gefüllt war und drückte es Ulrich in die Hand. Ich fürchte, sagte Ulrich, ich kann heute nicht mehr. Sie werden doch unserem Haus keinen Korb geben, sagte der Kellner und versuchte mit kleinen sanften Stößen gegen Ulrichs Arm, seine Hand mit dem Glas näher an seinen Mund heranzubringen, sodass Ulrich überlegt, ob er nicht, um die für ihn zunehmend peinliche Situation zu beenden, eine Ungeschicklichkeit vortäuschend, das Glas einfach fallen lassen sollte. Inzwischen hatten sich immer mehr Kennungen versammelt, riefen Prost, auf Ihr Wohl, hinunter damit, rückten näher und näher, beugten sich von vorn über den Tisch auf ihn zu, trinken Sie, ein wunderbarer Marillenbrand, rief der eine, ein hervorragender Vogelbeerschnaps aus den grünen Herzen, der Steiermark, ein anderer. Und auch von der Seite rückten sie heran, berührten mit ihren Gesichtern beinahe das Seine, hauchten ihm ins Gesicht und bliesen ihm in die Ohren, was Ulrich aber nicht so sehr als mutwilliges Anhauchen und Anblasen empfand, sondern eher als ein Keuchen und Luftschöpfen nach anstrengender Arbeit, sodass er es als unpassend und ungerecht empfunden hätte, sie zurückzustoßen, obwohl ihm allmählich übel wurde inmitten der Mundgerüche und Ausdünstungen und er gerne aufgestanden wäre und sich freundlich für die gute Bewertung bedanken den Raum verlassen hätte. Aber zu viele standen um ihn herum. Eher würden sie ihn auf dem Sessel festbinden als durchlassen, dachte er, und ihm das Getränk gewaltsam einflößen. Na dann, sagte Ulrich und bemühte sich, gelassen zu wirken, auf ihr Wohl und nippte von der gelblichen Flüssigkeit, die nach Metallen, Alkohol und verdorbenem Zitronensaft schmeckte. Wirklich hervorragend, sagte er. Als ein schriller Pfeifton ertönte, Ulrich erschrak und blitzschnell ließen die Kellner von ihm ab, liefen über Tische und Sessel stolpernd auf ihre Plätze zurück, in aller Eile ihre Tätigkeiten wieder aufnehmend, während Ulrichs Kellner Ulrichs Hemd mit einer Kleiderbürste, die er nur aus seiner Tasche hervorgeholt hatte, sorgfältig von oben bis unten abzubürsten begann. Diese verdammten Kameras, flüsterte er, aber nicht nur die oben hätten hier unten welche, sagte er, wüstete er. Aber nicht nur die oben hätten hier unten welche, sagte er, wir unten hätten auch welche oben, natürlich an Stellen, die wir dort oben sehen und nie vermuten würde und die auch ihm, die auch ihm Ulrich nicht zu verraten die Absicht hätte, obwohl er ihn in der kurzen Zeit ihres Zusammenseins als einen überaus angenehmen und friedfertigen Gast kennengelernt habe, der ihm ans Herz gewachsen sei und nichts wäre ihm lieber, als ihn einmal unter günstigeren Bedingungen bewirten zu dürfen. Und natürlich hätten sie hier auch einen Monitor, auf den abwechselnd immer ein anderer, ein äußerst aufmerksames Auge hätte. Abwechselnd deswegen, sagt er, weil keine Augen es aushielten, länger als eine halbe Stunde auf den winzigen Monitor zu starren. Trotz der Augentropfen, die sie in ausreichender Menge hereinzuschmuggeln wüssten. Sie wären hier unten also durchaus am Laufenden über das, was dort oben geschehe, wie die dort oben am Laufenden wären über das, was hier unten geschehe, und könnten so, zwar nicht immer erfolgreich, aber in den meisten Fällen doch rechtzeitig ein von dort oben auf sie zukommendes Unheil erkennen und Schutz- und Abwehrmechanismen in Gang setzen, über die sie durchaus verfügten und somit etwaige gefährende Auswirkungen, die sich leider mit Einstellten, wenn schon nicht verhindern, so zumindest abfedern. Und es wären, Ulrich würde sich sicher schon darüber gewundert haben, sagt er, auch deswegen so viele Kellner hier, nicht etwa um die Beobachtungskapazität oder die Beobachtungs-, die Beobachtungs-, die Beobachtungsstoffwechselfrequenz zu erhöhen, das ist durchaus ein Nebenfakt, der sich als größeres hilfreich erwies, sondern weil Reserve-, Miet- und Aushilfskennner nicht nur für dieses Haus hier untergebracht werden, sondern auch für alle anderen Hotels und Restaurants der Stadt, wie auch für alle möglichen Festveranstaltungen, betriebliche und private. Erst heute ist eine große Geburtstagsfeier gegeben, von der einige, die dort tätig gewesen wären, ihr Arbeitssoll aber nicht erfüllt hätten, wieder hier eingeliefert worden wären, zu einem Zwischenstraining, bevor sie entsprechenden Bedarf, der zurzeit besonders hoch wäre, zur weiteren Verwendung weitergereicht würden. Auch gäbe es hier keine Kellnerinnen, wie Ulrich sicher schon bemerkt haben dürfte. Die wären in eigenen Kellern untergebracht. Aus gutem Grund, sagt er, und bat Ulrich, der auf seinem Sessel ungeduldig hin und her rückte, doch noch sitzen zu bleiben und sich fertig bürsten zu lassen. Dass sie nach diesem Vorfall sicher etwas Besonderes unter besonderer Beobachtung stünden und der kleinste Anlass eine Strafaktion auslesen könnte. Denn es gelte, sagt er, jegliche Anbahnung einer Liebschaft, jegliche sexuelle Übergriffe, die damit unweigerlich verbundenen Beziehungs- und Einflussrahmen zu unterbinden, was nur durch eine strikte Trennung von Kellner und Kellnerinnen zu bewerkstelligen wäre. Und ich könnte es mir nicht vorstellen, was ich aufgrund der Eintönigkeit des Trainingsprogramms täglich hier abspiele. Vor allem die Jüngeren unter Ihnen seien nichts anderes als höchst explosive und mit keiner Ablenkung zu bezähmende, schon gar nicht außer Kraft zu setzende Testosteron-Superbomben. Es gebe keine Tätigkeit, keine Kaffeezubereitung der Gehörspülmaschine Einräumung, bei der Sie nicht mittels Heizstäben oder Besteckkörben oder sonstigen abmontierten Gegenständen lautstark und detailliert demonstrieren würden, was Sie mit den Körperöffnungen der Kellnerinnen bis zu deren letzten Gewinnmann nicht alles anstellen würden. Immer wieder müssten Sie die Älteren und Besonderen unter Ihnen einschreiten und diesen extrasexuellen Größenßenrandfantasien ein Ende setzen. Und der Androhung, die Übeltäter zu melden und sie wegen ihrer Unbeherrschtheit und ihres schweinischen Charakters, wie er sich ausdrückte, für das gastronomische Gewerbe als komplett ungeeignet erklären zu lassen. Wobei er natürlich die bisweilen ebenso unbeherrscht durchbrechenden sexuellen Gelüste seiner Kolleginnen nicht kleinreden wolle, sich nicht minder exzessiv und bewehrst zu äußern würden, verstünden. Wir selbst einmal gelegentlich einer betrieblichen Notlage, weswegen auch Kellner hier untergebracht waren, am eigenen Leib sehr schmerzhaft, er wollte nicht weiter darauf eingehen, hätte erfahren müssen. Abgesehen davon, flüsterte Kellner, umgekehrt zu, indem er sich zu ihm über den Tisch beugte und Gläser hin und her rückte, dass sich hier natürlich immer häufiger auch jede Menge unorthodoxe sexuelle Orientierungen mit der Gewalt von Naturkatastrophen bahnbreichen und in Ausschwerfungsordnen mündeten, die es mal schwerer unter Kontrolle zu bringen wären und die natürlich rigoros bestraft würden, in abgelegenen Teilen des Kellers, die er nie betreten hätte, auch nicht zu betreten gewagt hätte, auch oft auch physisch in Form von traditioneller körperlicher Bearbeitung. Das ist der Höllenschlund. Dann haben wir einen Sprung in die Villa, dritter Teil. Da kommt jetzt der Vordere, die Frau, noch einmal die Frau mit der Korallenkette und der Herr Knolloch. Wo sind wir da? 2,34? Wo sind wir da? 2.34? Es ist so, dass er die Rosanna wieder verliert, Umstände, die eine längere Geschichte sind. Er verliert die Rosanna wieder und sucht sie. Und da kommt er zurück zum Buffet, wo wir am Anfang begonnen haben. Gut, wo war Rosanna? Im Badezimmer, an dem man gerade vorbeikam, sei unter den Gästen Knolloch, das ist ein Makler, der sich an ihn gehängt hat die ganze Nacht. Er sucht die Rosanna und der Knolloch hängt da in einem Traum. Also wie es manchmal so passiert. Im Badezimmer, an dem er vorbeikam, sah er unter den Kästen Knolloch auf dem Rand eines Örlpuls sitzen. Er hatte einen nackten Fuß unter die Achsel geklemmt, hielt ihn mit der einen Hand an der Ferse fest, während er mit der anderen sorgfältig eine Zieh um die die andere anhebend, die Zehennägel schnitt, wobei er zwischendurch, sicher um die Leute zu unterhalten, die ihm dabei zusahen, gekonnte Nagelscheren mit Teigefingern rotieren ließ, wo er sich in den Luft warf und wieder auffing. Als plötzlich der Fuß, begeistert von einem Schrei aus der Tiefe des Whirlpools, unter Knollos Achsel herausgerissen wurde und mit der Ferse voran voll in Knollos Gesicht landete, was ihm nicht nur die Schere aus der Hand schleuderte, sondern beinahe selbst in die Badewanne. Offenbar hatte er beim Wegschneiden der Nägel versehentlich ein Stück Zehenfleisch mit weggeschnitten oder war mit der Schere zu tief unter den Nagel hinein ins Nagelbett geraten. Jetzt tauchte auch ein Kopf, und zwar der Kopf der Frau mit der Korallenhalskette aus dem Whirlpool auf. Aber nur kurz, da Knoll auch den Fuß schnell wieder eingefangen hatte und mit derartigem Schwung hochriss, dass nicht nur der andere Fuß aus dem Whirlpool herausschnellte, sondern auch der Kopf der Dame nach hinten gerissen wurde, auf dem Rand des Whirlpools aufstieg und ihm nur wieder verschwunden war. Trotz heftigen Beingestrampel aus dem Pool gelang es Knoloch, den eingefangenen Fuß wieder unter seinen Achseln zu klemmen und das Zehennägel schneiden fortzusetzen, bevor er in der Hieb mit einer Rückenbürste mit ins Gesicht traf. Er mit dem Aufschrei den Fuß losließ und zugleich die Dame wieder auftauchte, mit der deutlichen Absicht, Knoloch mit der Rückenbürste noch einen zweiten Hieb zu versetzen. War sie aber, Knolloch war bereits aufgesprungen, nicht mehr gelang. Dabei fiel ihr Blick in Ulrichs Richtung. Mit letzter Gewissheit hätte Ulrich zwar nicht zu sagen gewusst, ob sie ihn auch wirklich gesehen hatte, aber sicherheitshalber machte er sich selbst sofort aus dem Staub. Die Frau hat auch ein Auge auf ihn geworfen. Am Buffet sah er Rosanna nicht. Vielmehr sah er, wie Gäste speisen aus dem Fenster warfen. Vielleicht kann man das so sagen, dass die Villa ist vollgeladen mit Gästen, da kann niemand mehr rein und die Gäste, die noch rein wollen, lagern draußen im Garten und haben sich auch zurückgezogen in ein leeres Swimmingpool. Gewiss, es ist nass und der Regen ist herbstlich, das Gewetter ist sehr unangenehm. Sie sind zurückgezogen, um sich etwas zu schützen, gedrängt zu sitzen, so stehen sie in diesem leeren Swimmingpool und hoffen, dass sie doch noch irgendwann in dieser Nacht in dieses Haus hineinkommen. Am Buffet sah ich Rosanna nicht, vielmehr sah ich, wie Gäste Speisen aus dem Fenster warfen, um damit gezielt Gäste im Schwimmbecken zu treffen und in Begeisterung ausbrachen, wenn sie einen Kopf getroffen hatten oder mit einem Stück Krebsbraten eine Ballegerei hatten auslösen können. Und bei sich gegenseitig darauf aufmerksam machten, wer gerade das Stück Kalbsbraten oder das, was davon übrig war, in seinem Besitz hatte. Und wem es gerade zu gelingen schien und mit welchem Trick es einem anderen aus der Hand zu reißen. Wetten wurden abgeschlossen, wer in dem ein oder anderen Gerangel um ein Hühnerbruststück und die Röste eines Schinkensendwischs wohl den Sieg davontragen würde. Die Dame mit den Goldkreolen oder Herr im Kamelhahnmantel, während andere, um die Ballegereien weiter anzuheizen, auch attraktivere Stücke, Lammrücken und ganze Stelzen mitten hineinwarfen. Worauf man, begeistert vom Anblick dieser immer exzessiver werdenden Kampfhandlungen, neben leeren Bierdosen, um die man sich in der Meinung, sie wären voll, besondere Schlachten lieferte, auch leere Sektflaschen hinunterwarf, von denen die meisten an den Leuten, die ihn auszuweichen suchten, vorbei auf dem Beckenrand oder auf der Terrasse aufschlugen und zersplitterten. Je größer die Triumphschreie am Pool derer, die ein Stück Essen oder eine Bierdose ergattert hatten und die Schmerzen so jener, die im Pool nur unter die Füße der anderen geraten waren, desto lauter das Gelächter hier oben an den Fenstern und die Aufschreie des Vergnügens angesichts der gelungenen Treffer und der grotesken Verrenkungen, mit denen die Gäste im Pool sich nicht nur Essensstücke zu sichern bemühten, sondern auch andere davon abzuhalten, sind ihnen knapp vor dem Mund noch zu entreißen. Ein jüngerer Mann mit Skihaube, oder war es eine mit Ohren gezogene Baskenmütze, erweckte Ulrichs besonderes Interesse. Er bewegte sich flink und ungewöhnlich geschmeidig zwischen den Gästen im Pool und hatte eine Technik entwickelt, in Windeseilern Gästen hochzuklettern, um die von oben heruntergeworfenen Speisen im Handflug zu erwischen, noch bevor sie andere, wenn sie es noch so auf Zehenspitzen stellten und die Arme nach innen ausstreckten, ergreifen konnten, um sich anschließend von den Rücken und Schultern der Gäste ebenso schnell wieder abfallen zu lassen, im Handumdrehen auf der anderen Seite des Pools aufzutauchen und dort die Speisen gegen Gegenstände einzutauschen oder, wie es an den offenen Brieftaschen zu erkennen war, zu verkaufen. Von einigen Herren, die nicht nur ganze Tabletts mit Speisen an die Fenster herantransportierten, sondern den Buffetisch als Ganzes zum Fenster zurück und sich anschickten, um die Gäste im Pool ohne mit dem Hin- und Herlaufen Zeit zu verlieren gewissermaßen und dauerhaft Feuer nehmen zu können, wurde Ulrich nicht ohne deutlich mitschwingenden Unterton aufgefordert, nicht einfach hier herumzustehen und Mollaffen feilzuhalten, sondern sich an der Performance, wie sie ein Herr ausdrückt, oder an die sozial-integrative Intervention, wie meine Dame verbesserte, zu beteiligen und gefälligst ebenso Speisen hinterzuwerfen. Wolle nicht selbst untergeworfen werden, was sicher, wie die anderen Herren betonte, ein Highlight wäre im Rahmen dieses sich gerade so fantastisch entfaltenden sozial-integrativen Interventionen. Denn jüngere Frau, wie sie lautstark von sich gab, an die grandiose Antiklassiker-Sexismus-Kunstintervention in der Germanistik in Berlin erinnerte, wo statt Speisen eben Kleist, Goethe und Büchner Gesamtausgaben sanft ein Professor der vergleichenden Literaturwissenschaft aus dem Fenster geworfen worden waren. Okay. Applaus Applaus Applaus Applaus Applaus Wird mir selber ganz schwummeln. Wie meinst du, ich habe es nicht verstanden. Was hast du gesagt? Ich meine, diese Welt, klar und haft. Ja, diese Welt wird auch immer wie enger, das sind jetzt quasi nur mehr die Außerwelten, die dann quasi am Schluss, es wird immer wie exklusiv, also nur mehr eine exklusive Gruppe, die eben nachher den Leuten unten Essen in der sozial-integrativen Intervention Essen zuschmeißt. Vorher hatten wir gehört von diesen überwachten Ersatzkellner, Kellnern in einem Keller, also quasi Kellner-Kanonenfutter. Dieser Roman ist voll von Geschichten in Geschichten, aber es wird immer extremer. Und in der Tat, was du gesagt hast vor dem zweiten Teil, oder jetzt vor der Lesung, die Körperlichkeit, zum Teil die Namen sind unsicher, die Identitäten werden dann auch unsicher. Und oft ist es ja bei dir so, und eigentlich auch in diesem Buch, dass sich das Gesellschaftliche auch auf den Körpern abspielt, oder im Körperlichen. Kannst du da was dazu sagen? Es läuft ja auch hier aus dem Rudertal. Na gut, ich sage schon, auch hier ist ein bisschen das Körperliche, Nahrungsmittel, auch hier körperliche Attacken, also mit dem, was die Leute eigentlich wünschen, hungrig sind, die da unten durchstehen, warten die ganze Nacht auf einen möglichen Einlass, kriegen nichts. Dann werden sie quasi beschossen, beworfen mit dem, was sie eigentlich gerne hätten, mit Nahrungsmitteln und Getränken. Und das ist quasi eine körperliche Attacke. Die körperliche Attacke ist auch davor, in Szenen, die ich nicht vorgelesen habe, die so sehr heftig sind, wo sie in diesem Haus, der Witz besteht darin, von dem Fest, dass die Leute sich nur kriechend bewegen dürfen. Also sie liegen herum, das Ganze ist voll mit liegenden Menschen, sie können sich nur kriechend, oder sich kriechend, oder auf allen Vieren bewegen, nicht stehen, sie stehen nicht, sie gehen nicht, sondern sie sind alle quasi am Boden und bewegen sich dort und haben auch entsprechenden körperlichen Kontakt und da wird irgendwie körperlich ziemlich heftig genutzt mit möglichen, wie es jetzt auch der Fall ist, ein Punkt dieser Welt, der Perversion und der quasi einer sexuellen Gier, die quasi keine, das ist andererweise, es gibt ja keinen, es kommt kein Coitus vor, es ist ja wirklich eine, es ist keine Sexualität übliche, das geht gar nicht mehr, ich bleibe nur beim Beversen stecken. Das Beverse ist das, was sie gerade noch schaffen. Also es gibt keinen Geschlechtsverkehr darin, es passiert nichts in die Richtung, aber sie krabbeln alle auf ihren Körpern herum und versuchen irgendwelche Lüste zu entwickeln oder Lüste zu haben, das ist wirklich ein hoffnungsloses Unterfangen. Na gut, das ist jedenfalls eine, was die Körperlichkeit meint, was du meinst, Körperlichkeit, dass der Körperlich auch, quasi auch Objekt dieser, der Körper, Seele, auch Objekt dieser Vernichtungs, dieser Vernichtungs, dieser Dystopie. Und Schlachtfeld auch, der Körper auch als Schlachtfeld. Naja, das ist ein, ja, gewiss zumindest, genau. Das ist ja bei dir aber sowieso immer, gehen wir mal zu diesem Mann-Frau-Mann-Frau-Ding. Trotzdem ist diese immer wieder spürbar, quasi diese Glückserwartung einer Beziehung, einer Mann-Frau-Beziehung, einer geglückten Beziehung, das ist nicht weg. Das ist nicht weg, nein, überhaupt nicht weg. Ich meine, es kommt auch ein bisschen den beiden, also was die Rosanna betrifft und den Ulrich betrifft, die beiden, also der Ulrich glaubte, er hätte die Rosanna vor vielen Jahren in Kroatien getroffen, mit ihr auch eine Nacht im Restaurant, also nicht im Bett, im Restaurant verbracht. Und da haben sie sich verliebt. Und dann gibt es eine Szene, wo sie gemeinsam spielen, also spielen im Restaurant, also Verliebtheitsspiele machen. Und das hat, glaube ich, einen anderen Charakter. Das ist lange her, eine Erinnerung von ihm, der doch ein sehr gestandener, normaler Mensch ist er. Diese damalige Welt war seine. Diese Welt, wo Möglichkeiten, wo eine Empfindung, wo ein Spiel ohne Brutalität, wo wirklich ein Liebesspiel stattgefunden hat. Und das scheint er zu suchen. Man findet das eben nicht. Er sieht das nicht, weil er nicht ist, und dieser Kontrast, und er versucht bei der Rosanna, die Rosanna nicht irgendwas, ob sie etwas, vielleicht verspricht sie, vielleicht verspricht sie etwas von dieser Welt noch, weil sie von damals kommt, weil sie auch merkwürdig eine Frau ist, wie die anderen nicht sind, sie ist eine ganz andere Frau, und sie fasziniert und er glaubt, da könnte er was, also das ist nicht verschwunden, dieser Welt gibt es die Momente, wenn auch nur spärlich, die Welt ist sehr dicht gebaut, aber es gibt die Möglichkeit, diese verschiedenen Geschichten, vielleicht gibt es da Auswege, vielleicht gibt es Auswege. Ja, und darum stimmt es nicht ganz, was ich am Anfang gesagt habe, das ist nur, natürlich spielt es jetzt rein die Handlung in Wien, aber es gibt immer wieder, er glaubt sie mal in Kroatien, glaube ich, kennengelernt zu haben als junger Mann und du hast das Wort jetzt auch gesagt, Erinnerung, und das ist total interessant, dieser Roman geht zwar nach vorne, strickt, er stürmt nach vorne, also quasi in diese Dystopie hinein, und trotzdem macht er auch eine Bewegung rückwärts, ab und zu. Weil diese Sehnsucht hat nicht nur er, hat nicht nur Rosanne, sondern im Prinzip sogar diese Dame mit der Korallenhalskette. Der Rosanne hat das auch, der Rosanne hat nur Sehnsucht. Mir kommen in mehreren Monologen von ihr vor, was sie angeblich an Leben, also was fehlgelaufen ist, was es tatsächlich man weiß es nicht, stimmt es oder stimmt es nicht, dass sie mit einem Theater was zu tun gehabt hat, wo sie auf der Bühne gestanden hat, man weiß es nicht, stimmt es oder stimmt es nicht, dass sie mit einem Theater was zu tun gehabt hat, wo sie einmal auf der Bühne gestanden hat, man weiß es nicht, oder war es ihr Wunsch und sie hätte es gerne mal wollen, aber es ist nicht gegangen, weil aus bestimmten sozialen Gründen, weil sie es nicht geschafft hat, weil sie kein Geld gehabt hat, weil die Mutter nichts zahlt hat, aber da gibt es Sehnsüchte und Wünsche, die natürlich da und auf ploppen, in diesem Sog da, quasi diesen Meer an eher unguten Verhaltensten, aber das gibt es bis zum Schluss. Und dann kann eben dieser Roman, dann ist nicht nur ein Furor abgebildet, sondern er hat immer wieder diese Momente der Sanftheit, muss man glaube ich auch sagen. Ja, es gibt auch Geschichten, wo er es erzählt von Sehnsüchten, von Geschichten, Liebesgeschichten, die Rosanna gehabt hat, wo es mir sehr gut gefällt, nebenbei bei mir diese Rede, dass sie jemanden kennengelernt hat, eine Brieffreundschaft hat sie gehabt mit England, und wie das zusammengekommen ist, und dann zum Schluss ist sie nicht ausgegangen, beide haben sich ein bisschen mit Sehnsüchten gehabt, zusammen zu bleiben, miteinander was aufzubauen, und zum Schluss sind sie draufgekommen, wie das Susanna sagt, wir haben uns auseinandergesennt. Wir haben uns auseinandergesennt. Also die Sehnsüchte, die Wirklichkeiten, und die Sehnsüchte sind quasi plötzlich nicht mehr dieselben gewesen, oder die ähnlichen gewesen, und plötzlich auseinandergesenkt. Finde ich toll, nicht? Finden Sie das nicht toll? Doch, total toll. Ich habe gerade ein Zitat, das natürlich hervorragend auf das passt. Es ist dann tatsächlich, wenn Sie nachher zusammen sind... Es trifft da gewissermaßen, es trifft mehr als bloß die Wirklichkeit. Es trifft mehr, dass da auch was passieren kann. Gut. Machen wir einen Schluss? Ja. Gut. Also jetzt mache ich eine Szene, wo die beiden wirklich vorkommen. Das ist durchaus eine spielerische Szene. Wie einige, auch die beiden, finden auch irgendwo zusammen in einem Kinderbett, in dieser Villa. Und da gibt es also Möglichkeiten, wie sie vielleicht doch noch sexuell irgendwie, aber das geht sie auch nicht wirklich aus. Aber da gibt es auch, sehen natürlich sehr, auch mit Erinnerung bestickt, wie man sich vielleicht einmal geliebt haben könnte. Man hat so eine Erinnerung, man hat so eine Fant Fantasien der beiden, die sie zusammenführen, wo sie beide sehr ambitioniert und sehr dankbar gemeinsam Fantasien entwickeln über Liebe und über Sex. Das heißt, sie sind schon, aber geht sich knapp nicht aus. Also gut, gehen wir zum, wo eine Szene stattfindet im Hotel. wo eine Szene stattfindet im Hotel, wo sie spielerisch sind. Nach dieser Szene mit den Kellnern findet er den Weg doch hinaus, ohne dass er attackiert wird. Und da steht er mit dem Kellner, der angeblich eine Gefahr ausgemacht haben könnte, mit dem Kellner und schäkert mit dem ein bisschen herum und macht einen witzigen Dialog miteinander, wo sie, das geht sich vielleicht nicht mehr aus, ist es ein witziger Dialog, hat einen Dialog, wo er sich vorstellt, dass sie ein Mann ist. Sie spielen dann irgendwie Ehe. Ehele, Ehepaar. Sie ist durchaus eine fantasiebegabte Frau. Das, was einem sehr gefällt. Und sie spielen miteinander auch. Und da wird ein Ehepaar spielen, wo sie gehen, so ein Ton tun. Und dann, Abschluss dieser Eheszene, er sagt, lass mich in Ruhe, ich gehe auf mein Zimmer und gehe weg. Also wir, weil ich den kleinen Streit zwischen Ehepaaren. Sie rennt davon, er geht ihr nach. Er hat dann mitgespielt bei der Szene, soweit er konnte. Und dann treffen sie draußen im Foyer. Sie sind ja ein hervorragender Schauspieler, sagte Rosanna, als er sie im Foyer antraf und küsste ihn. Nein, sie küsste ihn nicht. Es kam ihm nur so vor, als küsste sie ihn. Und als es ihm zum zweiten Mal so vorkam, als küsste sie ihn, ohne dass sie ihn küsste, kam ihm der Lift komisch vor, in den sie inzwischen eingestiegen waren, Und ohne dass sie ihn küsste, kam ihm der Lift komisch vor, in den sie inzwischen eingestiegen waren, denn er fuhr los, ohne dass Ulrich sich erinnern konnte, wer einen Knopf in der Knöpfe gedrückt hatte. Aber gedrückt war einer, und zwar der für den fünften Stock, wie er das Display anzeigte. Lag da Rosannas Zimmer? Dann musste er sie gedrückt haben, denn er wusste ja nicht, in welchem Stockwerk Rosanna das Zimmer lag. Oder er hatte gedrückt, und das war zufällig der Knopf in den fünften Stock. Oder es hatte niemand gedrückt und der Lift bewegte sich von selbst. Aber wie kann ein Lift wissen, dachte Ulrich, in welchem Stockwerk Rosannas Zimmer liegt? Wie kann ein Lift überhaupt etwas wissen? Hatte Ulrich eine technische Neuerung verpasst? Gab es Lifte mit Gästeerkennungs-App, die den Hotelgast automatisch den Lift ins richtige Stockwerk beförderte? Zumindest gab es Hotellifte, die nur mit elektronischer Zimmerkarte in Bewegung zu setzen waren. Die kannte er. Aber eine Zimmerkarte hatte Rosana, soweit er sich erinnern konnte, auch nicht benutzt. In diesem Moment tat er Rosana erneut so, als würde sie ihn küssen wollen. Zumindest war sie mit dem Kopf näher an den Sennen herangerückt und betrachtete seine Lippen. Sie inspizierte sie, was Ulrich verwirrte. Er wusste nicht, wie er unter dem sein Lippen inspizierten Blick sein Lippen gestalten sollte, um sie am begehrenswertesten erscheinen zu lassen. Er hatte schon lange nicht mehr richtig geküsst. Was sollte er mit seinen Lippen tun? Sollte er sie an mir einziehen? Sollte er sie leicht öffnen? Sollte er sie eher schürzen? Einziehen, glaubt er sich zu erinnern, würde eher ich will nicht küssen bedeuten. Leicht öffnen, ich bin begierig darauf, geküsst zu werden. Und schürzen eher, jetzt lasse ich sie erst darauf ankommen. Am besten, dachte er, ich nehme ihren Kopf zwischen die Hände, ziehe auf die Lippen und küsse sie. Wie Sie sicher wissen, sagte Rosanna, bevor er noch ihren Kopf zwischen die Hände nehmen konnte, werden beim Küssen 80 Millionen Bakterien getauscht. Werden beim Küssen 80 Millionen Bakterien getauscht. Stäbchenförmige, kugelförmige, spiralförmige, zu allen möglichen Herpesviren, Mycel und Hefepilze. Welche sind am liebsten? Wie bitte, sagt Jolrich. Welche Bakterien am liebsten sind? Die stäbchenförmigen, kugelförmigen oder spiralförmigen? Ich glaube die kugelförmigen, sagt Jolrich. Ausgerechnet die kugelförmigen. Warum ist die kugelförmigen. Ich glaube, die Kugelförmigen, sagt Jolrich. Ausgerechnet die Kugelförmigen. Warum nicht die Kugelförmigen? Da kennen Sie meine Stäbchenförmigen noch nicht. Die würde ich auch gern probieren. Dann zuerst die Kugelförmigen, dann die Spiralförmigen und als letztes gewissermaßen als Nachspeise die Stäbchenförmigen, sagte Rosanna. Oder wollen Sie mit den Stäbchenförmigen beginnen? Ich weiß nicht, sagt Jolrich. Was würden Sie empfehlen? Am besten Sie nehmen eine Kostprobe, sagte sie. Und statt dass er ihren Kopf zwischen seine Hände nahm, wie er es sich vorgenommen hatte, nahm sie seinen Kopf zwischen die ihren und küsste ihn auf den Mund. Was ist, sagte sie. Was soll sein, sagte er. Was macht es den Mund nicht auf? Haben Sie irgendein Tier da drin, das ihn entschlüpfen könnte? Sie drängte in eine Ecke des Liefs und stieß ihm die Zunge zwischen die Lippen, bevor sie sich noch öffnen konnte. Überrumpelt ließ er sie eine Weile in seinem Mund herumtoben, bevor er, überzeugt, ihrem Treiben wollte er nicht vollkommen hilflos, unmännlich erscheinen, unbedingt Paroli bieten zu müssen, seine Zunge die Schlacht warf und ihre seitlich zwischen Wange und Zahnreihen die Enge trieb. Sie wehrte sich, drängelte und drückte, aber seine Zunge war doch stärker, gewitzter, ausdauernder und weder ins Abseits noch hinaus zu drängen. Im Gegenteil, er konnte ohne viel Aufwand die Irre aus seinem Mund hinaus in ihren zurückdrängen und seine energisch hinterher. Und erst dann, nach dem Etappensieg und als er überzeugt war, die Oberherrschaft in den Mund errungen und diese auch ausreichend genossen zu haben, ließ er ihre Zunge nun selber schon etwas ermattet bereitwillig wieder herein zu sich, aber nicht ohne ihr das Gefühl zu geben, das Terrain aus eigener Kraft zurück rüber zu haben. Wo sie sofort wieder Fahrt aufnahm und zwischen seinen Zähnen herumsauste, eindringlich als vorzuvor, als wollte sie sich für die erlitternde Schmach seiner Oberherrschaft eine Zeit lang ausgeliefert gewinnen zu sein, nicht nur remanschieren, sondern mit allen ihr zu Gebote stehenden Mitteln rächen. Dabei schien ihre Zunge, was Ulrich zunehmend als bedrohlich empfand, größer und schwerer zu werden und sich zu einem Monstrum auszuwachsen, das er fürchtete, aus seinem Mund nicht mehr hinaus zu bekommen, das immer mehr Platz einnahm und um sich schlug, um mehr Platz einzunehmen, sich letztlich bis nach hinten zu einem Schlund hin ausbreitete und wild dagegen stieß, als wollte es durch seinen Hals und durch die Speise rettunglich weiter hinein in sein Inneres, was ihm die Luft nahm, sodass er knapp davor war, Rosanna mit Gewalt von sich zu stoßen und mit der Zunge loszuwerden. Als der Lift hielt, die Tür sich öffnete und er mit ihr, immer noch von ihr umklammert, auf den Gang hinaustorkelte und gegen die geüberliegende Zimmertür krachte, wobei ihre Zunge endlich aus seinem Mund herausrutschte und er, sich hustend gegen die Tür lehnend, seine Kontenance wieder zu finden trachtete, wenn Rosanna laut auflachend mit den Worten »Gut gebrüllt, Löwe« kehrtmachte und mit einem Olé in den Lift zurücksprang, dessen Tür sich schloss, ehe Ulrich realisierte, was vor sich ging und der Rosanna in den Lift hätte nachspringen können. Damit war sie wieder verschwunden. Danke. Vielen Dank, Gustav Ernst, vielen Dank Ihnen. Das Buch kann man hinten kaufen, signiert sicher auch gern. Dankeschön. Vielen Dank für einen, wie ich finde, großartigen Abend mit einem grandiosen Stephan Gmünder in Höchstform und dem, ich habe mir aufgeschrieben, Weltkonstrukteur Gustav Ernst, der sich in seinen Welten einrichtet, wie es ihm beliebt. Ich habe mich wieder verlassen. Bitte? Ich habe mich wieder verlassen. Schon wieder weg, ja. Nur auf Durchreise gewissermaßen. Von meiner Seite gibt es noch einen Hinweis, am nächsten Dienstag gibt es die nächste Veranstaltung bei uns und die ist wirklich besuchenswert, denn es ist die Ausstellungseröffnung. Sie sehen es, alle Wände hier sind weiß, es ist nichts hier in der Literaturgalerie. Am Dienstag, dem 24. Juni, eröffnet dann die Ausstellung, wenn man schreibt, hält man das für Realität, was man schreibt. Brigitte Schweiger, 1949 bis 2010. Und ein letzter Hinweis, Literaturcafé Buchclub des Stifterhauses, auf diesen Kärtchen, die finden Sie im Foyer, finden Sie Möglichkeiten, sich anzumelden. Ich bedanke mich und würde mich freuen, wenn wir uns bei der Ausstellungsöffnung wiedersehen. Herzlichen Dank. Applaus