Sehr geehrte Gäste, sehr geehrte Teilnehmerinnen und Teilnehmer bei unserer gemeinsamen Tagung Wildes Gedenken. Ich begrüße alle sehr herzlich hier an der Kunstuniversität und bei dieser, wie ich meine, sehr spannenden und viel interessantes versprechenden Tagung Wildes Gedenken. Ich stehe hier, weil ich mich zunächst bedanken möchte bei allen, die diese Tagung ermöglicht haben. Es ist für eine Kunstuniversität unserer Größenordnung nicht selbstverständlich, dass Ausstellungen, die jetzt wie zum Beispiel hier im SPLACE stattfindet zum Wilden Gedenken oder auch eine Tagung der heutigen, so wie heute, auch stattfinden können. Es braucht immer auch Kolleginnen und Kollegen, die sich darum annehmen, die das neben ihrer Lehrtätigkeit und der umfassenden Tätigkeit an der Universität auch übernehmen. Und dafür danke ich ganz besonders Angela Koch, der Professorin, die all das hier ganz federführend vorantreibt mit ihrer Abteilung, mit dem CoLab, aber auch mit der AG Gebäudegeschichte und mit vielem anderen. Ich danke ebenso herzlich Sabrina Kern. Ich danke Tari Jungen, die auch hier bei uns ist und die eine ganz großartige Ausstellung mit den Studierenden gestaltet hat. mit den Studierenden gestaltet hat. Ich danke Riva Freiseisen und Wildhut Hackl, die gerade am Beginn auch der Entstehung, der Überlegung und der Idee für diese Tagung sehr wesentlich mitgearbeitet hat. Und natürlich, er wird nach mir sprechen, ich danke sehr herzlich, er sitzt hier bei Angela Koch, Florian Schwaninger, für den Lern- und Gedenkgott Schloss Hartheim. Florian Schwaninger und die Kolleginnen und Kollegen aus deinem Haus sind für uns immer wertvolle, wichtige Kooperations-, Diskussions- und DenkpartnerInnen und wir danken dir sehr herzlich für die Kooperation. Ich danke dir persönlich sehr. Es ist nicht nur eine Freude, zusammenzuarbeiten, sondern es ist auch für uns ein Aktionsradius, der nur in dieser Kooperation möglich ist. Vielen herzlichen Dank dafür. institutionalisiertes Gedenken ist. Institutionalisiertes Gedenken meint ja in vielfältiger Hinsicht ein Gedenken, das in einem organisationalen Rahmen ist, also in einem Rahmen, der personell vorgegeben ist, der von Machtstrukturen vorgegeben ist, der mehr oder minder auch planvoll gegeben ist und der natürlich in gewisser Weise auch steuerbarer ist als ein nichtinstitutionalisiertes Gedenken. Insofern passt nicht nur zu unserer Kunstuniversität, dass wir uns dem Thema widmen, sondern ich glaube und wir wissen auch, dass das Thema wildes Gedenken, dieser Begriff ist ja vielfältig derzeit im Gespräch, aber noch nicht wirklich, glaube ich, auch in der breiten Öffentlichkeit angekommen, Wirklich glaube ich auch in der breiten Öffentlichkeit angekommen, dass das Thema des wilden Gedenkens für ein formales und institutionales Gedenken auch durchaus eine gute Rückantwort oder einen Reflex, ein Response sein, wildes Gedenken, wenn das Menschen tun, die sehr wohl den Anspruch haben, auch einen Gedenkakt zu setzen, aber einen nicht institutionalisierten. Es ist manchmal aber auch ganz wenig planvoll, wenn einfach Grasflächen, Städten, Orte überwuchern, vielleicht auch Zeichen in der Landschaft setzen, die eigentlich fast zufällig so entstehen, aber dennoch dann ein Ort eines wilden Gedenkens sind. Dass es natürlich auch institutionelles Gedenken braucht, sehen wir in den drei Jubiläen, die wir heuer begehen, oder in den drei auch Gedenk- und Jubelsituationen, Gedenksituationen, 80 Jahre Befreiung, 70 Jahre Staatsvertrag und 30 Jahre, und das würde ich jetzt unter die Jubelsituation einreihen wollen, 30 Jahre Beteiligung an der Europäischen Union und Mitgliedschaft in der Europäischen Union, dass diese drei Dinge eine wichtige Entwicklungskette sind, diese drei Dinge eine wichtige Entwicklungskette sind, die zusammenhängt und die auch einen gemeinsamen Bogen in einer europäischen Entwicklung darstellen können, brauche ich hier nicht weiter auszuführen. Aber je mehr wir uns auch als Europäerinnen und Europäer sehen, sehen wir gerade auch jetzt in der Diskussion um die USA, um auch Universitäten in den USA, desto mehr schaffen wir es auch, die nationalen Grenzen, auch die engen Horizonte, die darin sind, und auch die sehr eng gesetzten Interessenslagen zu überwinden. Damit meine ich nicht, dass wir einen eurozentristischen Blick auf die Dinge haben sollen. Im Gegenteil, es geht nicht um Kolonialisierung. Es geht darum, dass wir uns über unsere einzelnen Radien, über unsere einzelnen Denkorizonte hinaus bewegen. Das schafft Europa derzeit mit der Universitäts- und Wissenschaftsszene sehr gut. Das haben viele andere Länder weltweit immer auch gut geschafft. Aber die Rahmenbedingungen dafür werden in anderen Kulturen, in anderen Kontinenten, speziell auch im amerikanischen und US-amerikanischen Bereich sehr, sehr viel schwieriger. Und auch das ist ein Hintergrund, den wir sehen und den wir auch beachten müssen, wenn wir in dieser Tagung heute sind. Und ich freue mich sehr, dass die Tagung zum Thema Wildnisgedenken heute hier stattfindet. Ich freue mich auf die Diskussionen, auch die Vorträge. Ich hoffe, dass Sie alle eine gute Zeit haben, zwei Tage an der Kunstuniversität. Und ich würde meinen, dass alles, was heute mit der Tagung Wildnisgedenken beginnt, auch hoffentlich weiter in Kooperationen und Projekte geführt wird, also dass es nicht ein Einmalakt ist, den wir hier setzen. Ich wünsche Ihnen allen zwei gute Tage hier und der Tagung gutes Gedenken. Wie gesagt, gutes Gelingen. Dankeschön. Ich darf auch alle sehr herzlich begrüßen. Ja, ich darf auch alle sehr herzlich begrüßen. Freut mich sehr, dass diese Tagung jetzt hier an der Kunstuniversität zustande kommt. Und wir haben ja in der Vergangenheit schon bei verschiedenen Gelegenheiten kooperieren dürfen. Es wurde auch schon erwähnt. Also ich möchte hier nur besonders hervorheben beispielsweise die Comic-Tagung, also die Tagung, die sich mit der Verarbeitung der NS-Zeit des Holocausts in Form von Comics, in Form von Graphic Novels auseinandergesetzt hat. Die wurde, ich habe nachgeschaut, zufälligerweise fast auf den Tag genau vor zwei Jahren 2023 hier eröffnet. Es war wirklich eine sehr interessante und auch produktive Tagung. Den daraus entstandenen Tagungsband, den durften wir dann heuer im März bei zwei verschiedenen Gelegenheiten im Rahmen des Next Comic Festivals hier in Linz präsentieren. Der Tagungsband ist im Wiener Barhöferlag erschienen Erschienen. Und es gab aber zuvor noch eine Kooperation, eine Zusammenarbeit zum Thema Behinderung, Disability. Die Veranstaltungsreihe, die wir dazu geplant haben mit dem Titel XXX Disabilities, mussten wir dann jedoch leider kurz nach Beginn der Veranstaltungsreihe abbrechen, aufgrund des ersten Lockdowns. 2020 war das. Es war sehr ärgerlich. Es ist extrem viel Energie und Planung reingeflossen. Und wir haben uns alle wirklich schon sehr darauf gefreut. Und es lief auch wirklich super an. Und glaube ich, kann man sagen, wurde auch sehr gut angenommen. Und dann ist uns einfach der Lockdown sozusagen reingekretscht und wir mussten diese Tagung dann abbrechen. Es gibt auch eine andere Kooperation, von der Sie vielleicht schon gehört haben. Das Projekt TERLA Oberösterreich, also TERLA steht für Digitale Erinnerungslandschaft, ist eigentlich ein bundesweites Projekt, wo Bundesland für Bundesland vorgegangen wird und alle materiellen Erinnerungszeichen für Opfer der NS-Zeit beziehungsweise an Orten des NS-Terrors digital erfasst werden und dann in der Folge in Form einer digitalen Landkarte auch mit Vermittlungsmodulen, Vermittlungselementen dann zur Verfügung gestellt werden. Also dieses Projekt ist an der Kunstuniversität angesiedelt. Angela Koch ist hier Hauptorganisatorin und Maria Kepplinger, sie ist auch bei uns und eine Mitorganisatorin heute, sie führt die Datenerfassung dann ganz konkret durch. Also auch bei diesem Projekt DERLA können wir zusammenarbeiten. Das ist 2024, also im Vorjahr entstanden. Im Herbst 2024 wurde dann mit der Datenerfassung begonnen. Und ja, es wird sich noch auf das nächste Jahr dann auch noch erstrecken. Und 2027, wenn ich es richtig im Kopf habe, glaube ich, sollen dann die Ergebnisse der Öffentlichkeit präsentiert werden. Ja, die Idee für die heutige Tagung ist entstanden auch eigentlich hier an der Kunstuniversität, nämlich, wenn ich mich richtig erinnere, bei der Tagung Grau in Grau, wo es eigentlich um die Gestaltung beziehungsweise die Ästhetik der unter Anführungszeichen großen Gedenkstätten, Erinnerungsstätten ging und wo wir dann, Angela Koch und ich, zumindest ist das meine Erinnerung so, dass wir am Rande der Tagung mal beieinander gestanden sind und überlegt haben, na aber eigentlich wäre es ja interessant, sich anzusehen, wie hat sich die Erinnerungskultur im Kleinen auch entwickelt oder in der Zeit vor der Entstehung dieser großen Player in der Gedenkstättenlandschaft oder in der Erinnerungslandschaft. Uns ging es dann irgendwie in dieser ersten Idee darum, mal genauer hinzuschauen, wie hat sich das eigentlich nach 1945 abgespielt, welche Rolle haben die Überlebenden auch gespielt in der Herausbildung einer Erinnerungskultur, was ja auch oft ein sehr konfliktreicher und schwieriger Prozess war, oft auch eigentlich gegen den Strom sozusagen erreicht oder erkämpft werden musste. Und eben, wie gesagt, am Rande dieser Tagung, die hier an der Kunstuni stattfand, wurde dann eigentlich diese Idee geboren, die wir erfreulicherweise jetzt dann eigentlich umsetzen können. Und darum freut es mich, dass wir diese gemeinsame Tagung jetzt eröffnen können. Für die gute Zusammenarbeit und Unterstützung möchte ich auch konkret noch Frau Rektorin Brigitte Hütter sehr herzlich danken. Bedanken möchte ich mich dann auch noch bei dir, Angela Koch, bei Sabrina Kern, Maria Kepplinger, Tari Jungen, Rieber Freiseisen und Wildtrud Hackl und natürlich noch bei allen Unterstützerinnen und Unterstützern, Helferinnen und Helfern, die zum Zustandekommen und guten Gelingen der Tagung beigetragen haben. Auch natürlich an die Abteilung für Veranstaltungen an der Kunstuniversität und last but not least natürlich auch bei Susanne Erlach, der Grafikerin, die für die wirklich sehr ansprechende, schöne Gestaltung der Materialien zur Tagung dafür gesorgt hat. Ein herzliches Dankeschön und auch eine Gratulation an die Studierenden, die die tolle Ausstellung gestaltet haben, die vielleicht manche von Ihnen schon gesehen haben, unten im Spless am Hauptplatz. Die kann ja da noch einige Tage besichtigt werden. Erwähnen möchte ich an dieser Stelle dann auch noch den Nationalfonds der Republik Österreich sowie den Zukunftsfonds, die uns dankenswerterweise mit ihren Fördermitteln die Tagung eigentlich auch erst ermöglicht haben. Die Arbeiterkammer hätte ich jetzt vergessen, danke. Auch herzlichen Dank an die Arbeiterkammer für die Förderung dieser Tagung. auf sich genommen haben, um bei uns zu sein und hier vorzutragen und auch an Sie alle Interessierte, die hier erschienen sind und an der Tagung teilnehmen. Danke. Auch von mir ein herzliches Willkommen und vielen Dank für die Eröffnung, Brigitte und auch Florian. Nachdem jetzt so viel Dank schon geäußert wurde, werde ich jetzt mich nicht mehr bedanken, sondern ein bisschen erzählen, was Sie zu erwarten haben, was ihr zu erwarten habt. Es ist eine Tagung, wir hatten geplant, eine kleine Tagung zu machen. Sie ist ausgeufert, weil alle Referentinnen, die wir angefragt haben, also fast alle, ungefähr 95 Prozent, haben zugesagt. Das ist ja wirklich ein neues Forschungsfeld, vielleicht, das weiß man noch nicht, aber vielleicht begründen könnte. Wir haben zusammen mit den Studierenden schon seit drei Semestern, Tare Jungen hat vor drei Semestern ein Seminar zum wilden Gedenken gestartet, wo es wirklich darum ging, eine Ausstellung zu erarbeiten mit Schwerpunkt auf Gusen. Und ich habe vor zwei Semestern ein Seminar gestartet, wo wir uns versucht haben, verschiedene Zugänge, was könnte Wildes Gedenken eigentlich sein, auf einer Textebene zu erarbeiten. Aus beiden Seminaren sind tolle Projekte entstanden. Aus dem Seminar von Tari Jungen ist das Ausstellungsprojekt, was der Florian gerade schon erwähnt hatte, entstanden, unten im Splace zu sehen. Und wir werden heute auch nochmal einen zweiten Akt der Eröffnung haben im Splace. Unten um 19 Uhr eine Performance mit Studierenden und auch ein Rundgang mit Studierenden durch die Ausstellungen. Und ich habe es mir gestern nochmal wirklich ausführlich angeguckt und ich kann nur sagen, schaut es euch an, es ist wirklich ganz toll geworden. Also ich bin wirklich schwer beeindruckt. Dann aus dem zweiten, sagen wir mal in Anführungsstrichen, Theorieseminar sind zwei Studierendenpanel entstanden, die ich sehr stolz bin, hier auf der Tagung präsentieren zu können. Das erste werden wir gleich im Anschluss nach meinem Vortrag hören und das zweite Studierendenpanel werden wir dann am Freitag hören. Also es sind insgesamt sechs Studierende, die kurze Vorträge erarbeitet haben, eingeübt haben und die mit mir zusammen wahnsinnig aufgeregt sind und ich hoffe, sie finden hier einen guten Rahmen und werden gut aufgenommen. und werden gut aufgenommen. Dann haben wir zwei KünstlerInnen-Gespräche. Eins heute Abend mit Tatjana Lecomte, die schon da ist, hier schon in blau mitten unter uns sitzt. Und ein weiteres mit Hassan Ulu-Kiza und Martina Gimplinger. Das ist morgen Abend. Und ich freue mich auch sehr, dass Roma Zendika, die schon sehr lange zu dem Thema des Non-Memory oder Non-Sites forscht und einen Vortrag halten wird am Freitag. Genau, ich wollte jetzt nicht sowas wie Keynote, weil bin ich immer dagegen, weil alle Vorträge sind spannend. Ich werde jetzt nicht alle einzelnen Vortragenden nennen, aber ich freue mich sehr, dass schon einige da sind und die Tagung die ganze Zeit begleiten werden und so ein Interesse da ist. Ich freue mich auch sehr, dass schon einige da sind und die Tagung die ganze Zeit begleiten werden und so ein Interesse da ist. Ich freue mich auch sehr, dass einige Kolleginnen gekommen sind mit Studierenden. Genau, und würde jetzt einfach somit auch das Rektorat, hinten André Zogoli, und würde jetzt einfach die Tagung für eröffnet erklären und würde gleich aber weitermachen und zwar mit ein paar Orga-Sachen. Es ist so, dass dieses Mal für mich zumindest die Premiere, was auch sehr aufregend ist. Danke euch nochmal. nochmal. Dadurch, dass alle einen sehr ausführlichen Tagungsplan bekommen haben, werden wir aufgrund der Kürze der Zeit und des dichten Programms die Referentinnen nur mit einem Satz vorstellen. Also wir werden keine langen Vorstellungen machen, sondern wirklich nur einen Satz. Sie selbst können das nachlesen, wer die tollen Referentinnen alle sind, sodass wir dann mehr uns mit den Inhalten auseinandersetzen können und nicht so sehr immer erzählen müssen, wie toll die Leute sind. Das wissen wir eh, wir sind alle toll. Genau. Und dann noch die Bitte an alle, und das ist, wir sind schon sozusagen nicht mehr im Rahmen, die Zeit einzuhalten. Ja, also wir sind schon sozusagen zehn Minuten drüber und ich werde jetzt auch noch einen Vortrag halten, dann sind wir gleich nochmal über die Zeit. Also insofern, ja, ich glaube, ich brauche mich selber gar nicht vorstellen. Ich würde jetzt einfach mal, und das ist ein bisschen ein theoretischer Vortrag, den ich leider vorlesen muss, den kann ich nicht freisprechen, aber ich würde einfach mal als Input einen Vortrag zum wilden Gedenken als politische Praxis, wobei es mir weniger um die Inhalte geht, sondern mehr um was kann das Politische als Format sein des wilden Gedenkens. Weil um die Inhalte, da werden wir auf der Tagung noch sehr viel hören. Ich versuche mal einen anderen Wurf zu machen auf das wilde Gedenken. Genau, jetzt ist hier auch schon die richtige Folie zu sehen. Im November letzten Jahres haben wir im Rahmen eines dieser Seminare zum wilden Gedenken eine Exkursion gemacht ins ehemalige Waldlager in Gunzkirchen. In das Waldlager wurden in den letzten Tagen des April 1945 aus Mauthausen Tausende und wahrscheinlich Zehntausende Jüdinnen und Juden getrieben. Sie wurden dort einfach dem Sterben überlassen. Es ist ein unvorstellbarer Ort der Massentötung und des Massensterbens. Angelika Schlackel forscht seit einigen Jahren dazu und Yvonne Burger wird hier auf der Tagung auch einen Vortrag dazu halten. Es gibt in der Nähe des ehemaligen Waldlagers zwar ein Mahnmal, aber am Ort des Lagers selbst gibt es keine Gedenkstätte. Ich muss meine Brille aufsetzen. Sondern nur ein paar Tafeln und eine Hütte, in der Relikte des Lagers gesammelt werden. An der Stelle des Eingangstors des Waldlagers findet sich ein Wendekreis für Autos, in dessen Mitte Bäume stehen, in die Wörter und Namen eingeritzt wurden. Auffallend ist das hebräische Wort Sachor, erinnere dich, heißt es auf Deutsch. Diese Einritzung betrachten wir als eine Form des wilden Gedenkens und haben sie auch als Sujet gewählt für die Werbemittel für die Tagung. Florian hat es gerade schon gesagt, dass wir uns zum ersten Mal Gedanken gemacht haben auf der Tagung Grau in Grau, zu was kann oder überlegt haben, was passiert eigentlich außerhalb der institutionellen Erinnerungskultur und außerhalb der Gedenkstätten, weil dort ja auch sehr viel Erinnerung stattfindet und wie kann man das eigentlich fassen. Und wir haben damals den Begriff des wilden Gedenkens gewählt, um den Gegensatz zur geregelten und formalisierten Gedenkkultur zu betonen, aber auch um Orte, Personen, Praktiken zu benennen, die bislang kaum oder eben nicht in die Gedenkkultur aufgenommen wurden. Wenn an öffentlichen Orten, an denen plötzliche Tode eingetreten sind, schreckliche Verbrechen begangen wurden oder an denen sich Gräber oder Massengräber befinden, wenn an solchen Orten Dinge, Bilder, Zeichen oder Spuren hinterlassen werden, dann bezeichnen wir das als wildes Gedenken. Diese Orte können Plätze sein, Kreuzungen, Häuserecken, Eingänge oder Straßenränder. Es können aber auch Orte sein, die unkenntlich gemacht wurden, die mittels Bauschutt und Müllablagerungen verdeckt wurden oder Orte, die nicht mehr zugänglich sind, da stachelige Sträucher und Hecken dort absichtlich oder unabsichtlich wachsen. Darüber hinaus gibt es die in Anführungsstrichen kontaminierten Landschaften, wie der jüngst verstorbene Martin Pollack sie nannte. Damit bezeichnete er Orte in der Landschaft, in Wäldern, auf Wiesen und Feldern oder in Schluchten, die ebenfalls von Verbrechen, Massentötungen, extremer Gewalt, verscharrten Leichen und nachfolgendem Schweigen geprägt sind. extremer Gewalt, verscharrten Leichen und nachfolgendem Schweigen geprägt sind. Solche Orte der Gewalt, an denen kein offizielles Gedenken stattfindet, lassen sich überall finden. Wir sind umgeben von ihnen im urbanen wie im ländlichen Raum. Das heißt aber nicht, dass es keine Erinnerungen gibt. Sehr oft sind diese Plätze unsichtbar,ibt es keine Erkenntnis von den historischen Ereignissen? Und doch besteht ein vages Gefühl der Beunruhigung. Oder es gibt eine dunkle Erinnerung. Die polnische Kulturwissenschaftlerin Roma Zendika nennt sie Sites that haunt. Orte, an denen es spukt. Orte, die uns heimsuchen. Diese Erinnerungen werden innerhalb der Nachbarschaften, der Familien und den Freundeskreisen kommuniziert und tradiert und sie finden oftmals einen Ausdruck im wilden Gedenken. Das Adjektiv wild soll das Ungeregelte, die Ordnung Störende, auch das Unvernünftige für viele nicht nachvollziehbare und nicht verständliche Gedenken bezeichnen. Das wilde Gedenken ist meist nicht abgesichert. Dadurch muss es zwangsläufig improvisieren und auf die Ressourcen zurückgreifen, die vor Ort und die zugänglich sind. Mit Lévi-Strauss könnte das wilde Gedenken auch als eine Form der Bricolage, des Sammelns, Verknüpfens und Bastelns bezeichnet werden. Wildes Gedenken kann sich jedoch auch in Gedenkstätten zeigen, durch Steine und Fotos, die an bestimmten Stellen abgelegt werden, durch Kritzeleien oder Graffitis, kleine Rituale, die privat abgehalten werden oder ähnliches. Das wilde Gedenken schließt daher neben den materiellen Hinterlassenschaften auch Praktiken und Verhaltensweisen ein, die teils ritualisiert, teils improvisiert oder miteinander kombiniert sind, die sich aber auch als eine Form der Vermeidung, Unterlassung oder des Ausweichens erweisen können. Man denke beispielsweise an Gedenkminuten, die abgehalten werden oder gestört werden oder das Innehalten an Umwege, die gegangen oder Strecken, die gemieden werden, Seen, in denen nicht gebadet wird, Lieder, die nicht gesungen werden, Namen, die nicht genannt werden, Verwandte, die negiert werden. Die gerade erwähnte Roma Sandika, die am Freitag eben einen Vortrag halten wird, forscht seit Jahren zu diesen Nichtorten der Erinnerung, wie sie sie nennt, beziehungsweise zum Komplex des Nichterinnerns oder vielleicht im Englischen passender Non-Memory. Sie versteht darunter weder das Vergessen noch das willentliche Negieren von vergangenen Gewalttaten, sondern vielmehr eine Leerstelle, die um ein historisches Ereignis entsteht. Das Ereignis ist nicht präsent, aber es ist da gewesen und auch immer noch da. Im Unterschied zu Roma Sandica, die sich für das Abwesende interessiert, möchte ich die materiellen Zeichenspuren und Prägungen in den Blick nehmen, die sich im Raum zeigen und finden lassen. Sie stellen bewusste Hinterlassenschaften, Symbole oder Zeichen dar. Es können Absperrungen sein oder niedergetretene Flächen, Trampelpfade oder zusammengesuchte Relikte. Das wilde Gedenken kann mit Henri Lefebvre als eine Raumpraxis verstanden werden, die sich im alltäglichen Umgang der Einzelnen mit dem Raum äußert. Diese Raumpraxis ist subjektiv. Sie stellt einen unmittelbaren Bezug zur Umgebung her. Die Raumpraxis der Einzelnen unterscheidet Lefebvre einerseits vom objektivierten Raum der Produktionsverhältnisse, der staatlichen Ordnung, des Städtebaus, des wissenschaftlichen Raumkonstrukts, der Kartografie. Andererseits vom symbolischen oder kulturellen Raum, der die Bedeutungen des Raums kollektiv absichert. Indem das wilde Gedenken eine individuelle Kommentierung an einem Ort innerhalb des staatlichen und ökonomischen Raums und seiner kulturellen Zuschreibungen darstellt, kann es als eine Handlung im Raum begriffen werden, kann es als eine Handlung im Raum begriffen werden, die seine Ordnung und seine Bedeutung aktualisiert und dabei den Raum gestaltet und formt. Michel de Certeau untersucht in seinem Buch Die Kunst des Handelns solche alltäglichen Handlungen und Praktiken, die die Menschen innerhalb der vorgegebenen Ordnungsstrukturen vollziehen. So gibt es eine Unmenge an Regeln, zum Beispiel die Verkehrsregeln oder räumliche Strukturen und Überwachungsinstrumente, die einerseits bestimmen, wie und wo wir uns fortbewegen, andererseits aber werden diese Regeln und Raumordnungen ständig missachtet, zum Beispiel indem die Menschen bei Rot über die Straße gehen oder Blumen auf Verkehrsinseln pflanzen. Zitat Diese Handlungsweisen sind, in den Worten von Sertow, die Abertausend Praktiken, mit deren Hilfe sich die Benutzer den Raum wieder aneignen, der durch die Techniken der soziokulturellen Produktion organisiert wird. Zitat Ende Sertow begreift solche Handlungen als Äußerungen, die sich performativ ereignen, das heißt es werden Handlungen vollzogen, die ähnlich einer sprachlichen Äußerung einen Effekt und eine Wirkung haben können. Dafür ist es nötig, dass die AkteurInnen soziale Regelwerke und die Strukturen anwenden. Alltagspraktische Handlungen ereignen sich nicht in einem luftleeren Raum, sondern im Dialog mit und in Relation zu anderen. Sie stellen ein Gegengewicht zur soziopolitischen Ordnung dar, indem sie sich flexibler Taktiken und Listen bedienen, Gelegenheiten ergreifen, kombinieren oder basteln. Für Sertou sind diese alltäglichen Handlungen insofern politisch, als sie die bestehende Ordnung zwar nutzen, sie aber kommentieren, durch den individuellen Umgang verändern und für den Alltag bewältigbar machen. Sie stellen ein Netz der Antidisziplin dar, wie Sertou das nennt. wie es ja Toders nennt. Das eingeritzte Sachor, erinnere dich, das ich eingangs erwähnt hatte, stellt so eine Praxis dar. Es nutzt die Technik des Ritzens, allen schon bekannt vom Umgang mit Schultischen oder ähnlichem. Es schreibt sich ein an einem Ort, der weitgehend vergessen ist, an dem sehr lange keine offiziellen Gedenkrituale stattgefunden haben, ein Ort, der forstwirtschaftlich genutzt wird, der in Privatbesitz ist. Dieses eingeritzte Sachor lässt sich ziemlich gut als Teil dieses Netzes der Antidisziplin im öffentlichen Raum begreifen. Es reagiert auf die vorgegebenen Strukturen und nutzt sie in anderer Weise. Es schreibt eine Erinnerung in den Raum ein, die nicht oder noch nicht vorgesehen ist und möglicherweise auch nicht oder noch nicht anerkannt ist. Es verändert den Raum. Der Baum, obwohl Teil des Nutzwaldes, wird vermutlich in der nächsten Zeit stehen bleiben und nicht gefällt werden. Andernfalls wäre das wahrscheinlich ein Akt gegen die neu etablierte symbolische Ordnung. Das Sachor wird von anderen BesucherInnen des Ortes oder SpaziergängerInnen wahrgenommen. Sie hinterlassen möglicherweise auch ein Erinnerungszeichen. Es gibt auch mehrere andere Einritzungen in dem Baum. Sie machen Fotos, sie sprechen darüber, sie halten Vorträge darüber oder hören zu. Insofern trägt sich dieses Zeichen weiter in andere Diskurse und andere Erinnerungen. Mit Ernesto Laclau und Chantal Mouffe gehe ich davon aus, dass Erinnerungskulturen ebenso wie die Gesellschaft diskursiv verfasst sind. Laclau und Mouffe verstehen den Diskurs als nicht auf die Sprache beschränkt, sondern begreifen Objekte, Beschaffenheiten, Materialitäten, Konstellationen, Personen, Praktiken explizit als Teil des Diskursiven. Eine diskursive Erinnerungskultur erhält ihre Bedeutung, weil sie in Differenz zu anderen Elementen, Zeichen, Praktiken steht. Das gesteht ihr eine gewisse Offenheit zu, auch wenn sie hegemonial gerahmt ist. Der Denkmalpark in der Gedenkstätte Mauthausen veranschaulicht das Gut. Der Park als solches hebt sich als Differenz von der Umgebung ab und markiert die Gedenkstätte als einen besonderen Ort, als einen musealen Ort. Die einzelnen Denkmäler lassen sich aber auch in Differenz zueinander lesen, indem sie als Ausdruck ihrer Zeit, der jeweils politischen Situation und der je unterschiedlichen künstlerischen Gestaltung betrachtet werden können. ist niemals fixiert und abgeschlossen, sondern hat stets die Möglichkeit der Veränderung, auch wenn sie mit der mächtigen Gedenkstätte Mauthausen als einer Bundesanstalt des öffentlichen Rechts durchaus eine hegemoniale Position einnimmt. Mauthausen stellt das zentrale Organ in Österreich dar, das die Gedenkstätten an die Opfer des Nationalsozialismus betreibt, erforscht, organisiert und die pädagogische Bildung gewährleistet. Das in den Baum eingeritzte Sachor zeigt sich somit als eine Differenz, nicht nur zum Nutzwald, sondern auch zur offiziellen Erinnerungskultur, die das Waldlager noch nicht integriert hat. Wie alle jetzt in der Zeitung lesen konnten, ist aber einiges geplant. Es erweist sich als Zeichen des Dissenses, vielleicht auch des Protests. Es stellt im Sinne von Laclau und Muff einen Moment des Politischen dar. Das Politische darf nicht verwechselt werden mit der Politik, die als Verwaltungshandeln und Ordnung des Sozialen verstanden wird. Politik ist ein Steuerungssystem oder eine institutionalisierte Praxis. Das Politische ist bei Laclau und Muff eine ontologische Kategorie, die das Sein jeder Gesellschaft bestimmt, die das Gesellschaftliche erst konstituiert. Das Politische ist dynamisch und prozessual. Es ist eine Aushandlungsprozedur. Es drückt sich durch Differenz, durch Diskursivität, durch den Streit oder durch Antagonismen aus. Sachor ist politisch widerständig, erst einmal unverständlich und nicht lesbar. Ich streiche Ausführungen zu Sachor weg, die ich aber im Gespräch danach gegebenenfalls ergänzen könnte. Das führt mich jetzt zur letzten Position, nämlich zu Rancières Konzeption von einer Politik der Gleichheit und Teilhabe, die er auch in der ästhetischen Gestaltung von Raum und Zeit verortet. Ästhetik ist für Rancières eine politische Kategorie, da sie die Aufteilung des Raums in Teilhabende und Ausgeschlossene impliziert. Rancière greift dabei auch die Differenz zwischen der Politik und dem Politischen auf, nur verwendet er es verwirrenderweise genau andersherum. Für die Politik benutzt er den Ausdruck der polizeilichen Ordnung und für das Politische den Begriff der Politik. Die polizeiliche Ordnung ist bei Rancière nicht nur gekennzeichnet durch Verwaltung und Institutionen, sondern auch durch einen aufgeteilten, also gemeinschaftsbildenden, wie unterteilten, also ausschließenden Raum des Sinnlichen. Das heißt, die polizeiliche Ordnung verregelt alles, was sichtbar ist, alles, was sagbar ist, den ästhetischen Raum. Die Politik dagegen steht im Konflikt zu dieser sinnlichen beziehungsweise polizeilichen Aufteilung und Teilung der Welt und bricht sie. Politik findet bei Rancière in der Subjektivierung des Anteils der Anteilosen, das heißt der ausgeschlossenen Stadt, indem sie aus der polizeilichen Unterordnung austreten und eine Stimme erhalten. Voraussetzung dafür ist eine prinzipielle Gleichheit der Ausgeschlossenen. Rancière geht davon aus, dass Kunst das Potenzial des Politischen hat, wenn sie eine Neugestaltung der zeitlichen und räumlichen Erfahrung ermöglicht, die mit einer Neuverteilung des Sinnlichen auf der Ebene der Gesellschaft einhergeht. Vor allem in dem von ihm so benannten ästhetischen Regime ist das der Fall. In diesem derzeit aktuellen ästhetischen Regime sind Sichtbarkeit, Sagbarkeit, Wissen und Bedeutung voneinander unabhängig und beliebig. Zwischen ihnen besteht eine ästhetische Gleichheit, wie Maria Mule es nennt. Gerade das wilde Gedenken und die damit zusammenhängenden experimentellen Formate und Praktiken enthalten diese Möglichkeit des Politischen, die Rancière der Kunst einräumt. Hier sind vor allem die Tätigkeiten des Spiels, des Inventarisierens sowie die Begegnung interessant. Rancière erkennt in ihnen die Verflüssigung der Grenzen. Na, jetzt sind wir schon zu weit mit der PowerPoint. Oder? Ne? Okay. Achso, dann war ich irritiert, dass hier unten was anderes zu sehen ist. anderes zu sehen ist. Rossier erkennt in dem Spiel, dem Inventarisieren und der Begegnung die Verflüssigung der Grenzen zwischen der polizeilichen Ordnung, der Wahn- und Konsumwelt, der Alltagswelt und der künstlerischen Praktiken. Im Spiel, im Inventar und in der Begegnung werden sie ununterscheidbar. Wenn wir uns die verschiedenen künstlerischen Projekte der Studierenden in der Ausstellung zum Wilden Gedenken ansehen, dann zeigt sich, dass die Begegnung mit Orten, Überlebenden, Verwandten eine große Rolle spielt, die hier nicht im tradierten Rollenschema stattfindet, sondern das Potenzial der Gleichwertigkeit enthält. Kurdistan, der Wald von Gunzkirchen, der Erinnerungsdiskurs und Diaspora werden verbunden zu einer filmischen Begegnung. In den Walderinnerungen sind wir eingeladen, den Beobachtungen der beiden Künstler im Wald von Gunzkirchen verbunden mit den Erinnerungen eines Überlebenden und einer musikalischen Performance zu lauschen. An einem Küchentisch können wir gemeinsam sitzen, uns austauschen, die Ausstellung betrachten oder uns mit verschiedenen Schriftstücken befassen. Durch die gesamte Ausstellung zieht sich auch das Spiel, das Spiel der Zitate, die von SchriftstellerInnen, WissenschaftlerInnen, NachbarInnen, Industriellen und Verwandten stammen. In einer Installation korrespondieren sie mit alten Dokumenten, Fotografien, Erinnerungen, Tagebucheinträgen. Und ebenso spielerisch wurden an einem Feld rein Vergissmeinnicht gepflanzt, eine Ergänzung und Ersetzung der ursprünglichen Pflanzen, um wie nebenbei auf den Mangel eines Gedenkens an das ehemalige Lagerredel Zipf zu verweisen. Die Präsentation in der Ausstellung wiederum gleicht einem Inventar verschiedener, aber äquivalenter Exponate, bestehend aus Büchern, Aufzeichnungen, Akten, einem Tisch und einer Eckbank, Fotografien und einem Blumenkasten mit Vergissmeinnicht. Ein weiteres Inventar zeigt die weitgehend unbeachteten Nebenlager von Mauthausen in Form von Fotografien, die wiederum mit persönlichen Aufzeichnungen der Besucher und der Beschreibung ihrer Funktion der Lager korrespondieren. Die BesucherInnen sind aufgefordert, das Inventar der Nebenlager mit ihren Erinnerungen zu erweitern. Auch die Statements und Reaktionen von NachbarInnen der Gemeinde Goldeck zur NS-Zeit stellen letztlich ein Archiv des Wechselspiels zwischen fehlender und versuchter Reflexion dar. Vor allem auch in der Durchkreuzung der Alltagsräume und des Kunstraums zeigen sich die wilden Gedenkpraktiken, die sich nicht auf den einen oder anderen beschränken, sondern in beiden Räumen zugleich auftreten können, als künstlerische Inszenierung im Alltags-, Wirtschafts- und Repräsentationsraum oder als alltägliche ökonomische und politische Äußerung im Kunstraum. All dies kann neue Aushandlungsprozesse anstoßen und die sinnliche Aufteilung des Raums verändern. Was geschehen wird, wissen wir nicht, aber das Potenzial der politischen Veränderung ist zumindest gegeben. Vielen Dank. Wir hätten ganz kurz Zeit für Fragen oder Diskussionen, wenn es Fragen gibt oder Diskussionsbeiträge. Sonst können wir das im Laufe der Tagung auch gerne immer wieder aufgreifen und weiterdenken, weiterdiskutieren. weiterdenken, weiterdiskutieren. Gut, dann ist es mir auch recht, weil wir sowieso sehr fortgeschritten sind in der Zeit und ich bleibe einfach gleich hier oben auf der Bühne, weil ich jetzt die Ehre habe, das Studierendenpanel anzukündigen. Da brauche ich jetzt einen anderen Zettel. Wir haben jetzt das erste Panel mit Studierenden der Kunstuni und zwar zu Praktiken des wilden Gedenkens. Es geht um Graffiti an Denkmälern in Linz, um queeres Gedenken in Linz, um offenes und queeres Gedenken am Beispiel des Lagers Uckermark. Wir werden es so machen, dass die Studierenden nacheinander die Vorträge halten und wir uns dann zur Panel-Diskussion gemeinsam danach hier oben treffen. treffen. Die erste Vortragende ist Julia Brunner. Sie hat den Bachelor gemacht in Kultur- und Sozialanthropologie an der Uni Wien und studiert jetzt Medienkultur und Kunsttheorien an der Kunstuni und ihr Titel ist Widerständiges Gedenken, Graffiti als aktive und partizipative Teilhabe am Erinnerungsdiskurs. Bitte sehr, Julia. Dankeschön und herzlich willkommen zu meinem Vortrag zum Thema widerständiges Gedenken, Graffiti als aktiveen Raum die Grenzen institutionalisierter Erinnerungspraktiken durchbrechen und dadurch neue politische Handlungsräume eröffnet werden. Denkmals der Linzer Donauländer erläutern, inwiefern Graffitis als Interventionen auf Denkmälern die bisherige Botschaft eben gezielt hinterfragen und verändern. Das ist aber nicht der einzige Handlungsspielraum, der sich durch Graffitis eröffnet. Den Graffitis lassen nicht nur Denkmäler sprechen, so wie es die Kunsthistorikerin Petra Röttig formulieren würde, sondern eben auch Wende. Im öffentlichen Raum übersprühen oder überschreiben Privatpersonen Faschistoide Parolen und Symbole und setzen hierbei ein aktives Zeichen gegen Faschismus und Rechtsextremismus. Der österreichische Schriftsteller Robert Musil hat einmal gesagt, dass nichts so unsichtbar sei wie Denkmäler. Auch die Kulturwissenschaftlerin Josefin Eckert meint, Denkmäler dienen eher als Treffpunkt oder als Orientierungshilfe. dem Duden ein, und ich zitiere, zum Gedächtnis an eine Person oder ein Ereignis errichtete größere plastische Darstellung zu sein, gerät oft in Vergessenheit. Das Pionierdenkmal ist rein von seinem Erscheinungsbild eigentlich alles andere als unsichtbar. Es befindet sich auf der Linzer Donauländer, etwa auf der Höhe der Tabakfabrik. Von Bäumen umgeben ragt dort ein Betonpfeiler, der auf bepflastertem Boden steht, mehrere Meter in die Höhe. An der Spitze des Stähles befindet sich ein Doppelkopfadler, ein Symbol des Austrofaschismus. Im unteren Teil sieht man vier Kupfermedaillons, allesamt verziert mit arbeitenden Männern. Auf der Vorderseite steht 1914 bis 1918, 1939 bis 1945, Pioniere, wie immer. Die Pioniere und Sapeure ihren toten Kameraden. Auf der offiziellen Homepage zu Linzer Stadtgeschichte findet man das Pionierdenkmal unter der Rubrik Gedenkstätten. Es wurde 1936 von dem Architekten Alexander Popp entworfen. Die plastischen Arbeiten übernahm der Bildhauer Wilhelm Fraß. Von 1936 bis 1939 stand es in der Nähe der heutigen Nibelungenbrücke. Für den Bau dieser wurde es abgetragen und 1963 am neuen Standort aufgestellt. Mehr Informationen gibt hier die Stadt Linz nicht preis. Es wird nicht erwähnt, dass Wilhelm Frass und Alexander Popp Mitglieder der NSDAP waren und beide in der NS-Zeit sehr erfolgreich Karriere machten. Popp wurde zu einem gefragten Architekten für die Rüstungsindustrie und war unter anderem für die Realisierung der Reichswerke Hermann Göring zuständig. Frass wurde 1938 Sachberater für Bildhauerei im Wiener Kulturamt und veranlasste beispielsweise die Entfernung von Denkmälern, die als jüdisch oder als politisch-oppositionell wahrgenommen wurden. Die KPU Linz fordert seit dem 70. Jahrestag zur Befreiung zum Nationalsozialismus, das sich kritisch mit dem Pionierdenkmal auseinandergesetzt wird und Maßnahmen seitens der Stadt ergriffen werden. Nun feiern wir den 80. Jahrestag und noch immer befindet sich das Pionierdenkmal an Ort und Stelle. Vereinfacht ließe sich wohl argumentieren, dass Denkmäler aufgrund ihrer Unsichtbarkeit im öffentlichen Raum zu unwichtig wären, um sie genauer zu betrachten. Aber Orte prägen uns, selbst wenn wir das nicht so bewusst wahrnehmen. Das gilt auch umgekehrt. Menschen prägen ihre Umgebung, wobei sich hier die Frage stellt, ob jede Person dasselbe Recht hat, die Orte, in denen wir uns aufhalten, mitzugestalten. Der französische Philosoph Michael Labier bezeichnet die Stadt rein theoretisch als eine räumliche Dimension von Demokratie. Die BewohnerInnen leben zusammen unter denselben demokratischen Werten. In der Praxis sieht das etwas anders aus. Die Stadt ist eben nicht für alle gemacht. Labbé bezieht sich hierbei auf die Architektur einer Stadt. Wie lassen sich seine Gedanken auf die Erinnerungskultur im öffentlichen Raum übertragen? Dazu passend meint die Historikerin Silja Leinung, dass Denkmäler den Eindruck vermitteln, als gäbe es so etwas wie eine kollektive historische Identität. Was sagt also der Fortbestand ein essbelasteter Denkmäler über eine Stadt aus? Der Historiker Marco Träger ist der Meinung, dass ein Denkmal viel mehr ist als eine bloße Erinnerung an ein Ereignis. Es ist ein Träger komplexer Bedeutungen, das Aufschluss, und ich zitiere, über die Mentalität derjenigen Zeit, in der es geschaffen wurde, gibt, und über die Zeiträume, in denen es kritiklos und ohne Schaden zu nehmen bzw. in denen es zum Streitfall wurde. Der städtische Umgang mit dem Pionierdenkmal wirft hierbei einige Fragen auf. Würde man aber nur die Stadt als einzig politische Instanz wahrnehmen, würde eine wesentliche Komponente mit dem Umgang mit dem Denkmal zur Gänze verloren gehen, nämlich die ständig aufkommenden politischen Graffitis, die sich immer wieder auf der Vorderseite des Denkmals befinden. Hierzu habe ich auch zwei Beispiele mitgebracht. Das ist ein Bild von 2021 und wurde von Sabrina Kern aufgenommen. Und das ist ein aktuelles Bild, was von mir 2025 aufgenommen wurde. wurde. Auf Anfrage beim Magistrat Linz wurde das Denkmal zudem 2012 zweifach gereinigt und 2015 einmal, wobei hier wahrscheinlich nicht lückenlos dokumentiert worden ist. Es zeigt sich aber, dass die Interessen der Stadt sowie die Wahrnehmung des Denkmals als kulturelles Gut mit den Vorstellungen der AktivistInnen kollidiert. Es wirkt fast wie ein symbolischer Kampf, der auf dem Denkmal ausgetragen wird. Röttig bezeichnet eben jene kommentierten Denkmäler als sprechend, denn sie distanzieren sich von ihrer Botschaft. Dazu passend betrachtet der Politikwissenschaftler Andreas Klee Graffiti als Medium des Politischen, dadurch die sofortige Nähe zur Öffentlichkeit, ein Austausch stattfindet, der als stiller Protest gewertet werden könne. Hierbei erweist sich Graffiti wohl als passendes Mittel. Die Kunstwissenschaftlerin Anna Watzlawick sieht Graffiti als eine Form des Widerstands, das sich KünstlerInnen und AktivistInnen gegen die kapitalistisch orientierte Stadtgestaltung auflehnt, indem sie den öffentlichen Raum für sich selbst beanspruchen. An den zwei Bildern zeigt sich der Wunsch, die Botschaft des Pionierdenkmals gezielt verändern zu wollen, sei es das Denkmal als Aufruf gegen das Patriarchat zu betrachten oder aber als Erinnerung nie wieder den Faschismus siegen zu lassen. Watzlawick meint an, dass es zwar fragwürdig ist, eine Kunstform zu kriminalisieren, dennoch ermöglicht die Illegalität dessen die absolute Freiheit der Meinungsäußerung, weil sie dadurch auch nicht reglementiert ist. Freiheit der Meinungsäußerung, weil sie dadurch auch nicht reglementiert ist. Eben jene Freiheit machen sich auch Menschen zunutze, die faschistoide Parolen und Symbole an die Wände sprühen. Diese bleiben aber des Öfteren nicht unverändert stehen. Immer wieder beweisen Privatpersonen Zivilcourage, indem sie diese Graffitis gezielt verändern. Passend dazu möchte ich auf die Künstlerin Katrin Manoli verweisen. Hierbei handelt es sich um ein Beispiel Katrin Manolis Arbeit, in der sie ein Heil-Hitler-Graffiti in Geilglitter verwandelt hat. Es handelt sich bei diesem Gebäude um ein baufälliges Haus in Graz, das immer wieder von Neonazis mit diversen Faschistoiden, Parolen und Symbolen besprüht wird. Das Ganze hat sie dann mit der Strapotechnik abgetragen, um ihre Intervention auch an anderen Wänden zeigen und ausstellen zu können. Intervention auch an anderen Wänden zeigen und ausstellen zu können. Katrin Manoli sagt, Kunst soll eine politische Message enthalten, rebellieren und dazu motivieren. Für die Politikwissenschaftlerin Dorothee Denev sind künstlerische Praktiken, die als politische Interventionen gesehen werden, eng verknüpft mit der Bereitschaft, auf Gegenwind zu stoßen und mutig zu sein. Sie sagt dazu, und ich zitiere, Haltung zu zeigen erfordert Mut, jener virtuelle Kraft bzw. das innere Vermögen einer Person in Form von Kognition, Gefühlen und Motivation Ausdruck zu verleihen. Es bedarf eines Willenimpulses und der Willenskraft, der Risikobereitschaft und des korrigierten Tuns. Die Idee, Graffiti abzutragen, kam Katrin Manoli durch eine Exkursion nach Bologna. Dort befand sich ein soziales Zentrum, das im Zuge von Gentrifizierungsvorhaben der rechten Regierung abgerissen werden solle. Ein italienischer Streetart-Künstler namens Blu, der weit über die Grenzen Italiens bekannt ist, hat auf dem sozialen Zentrum ein Graffiti hinterlassen. Die Stadt hat eben jenes Graffiti abgetragen und im Zuge der Ausstellung, Banksy & Co., der Öffentlichkeit entzogen, um es im Museum zu zeigen. Dieses Vorgehen stößt zu Recht auf einige Kritik. Dem Museum wird vorgeworfen, es bereichere sich an Kunst, die eigentlich der Öffentlichkeit gehört. Der Ort und der Kontext, in dem sich das Graffiti befindet, verändert seine Bedeutung. Das nie wieder Faschismus-Graffiti am Pionierdenkmal bricht mit der Botschaft, die das Denkmal vermittelt und ist ein Beispiel dafür, die vermeintlich kollektive Erinnerungskultur einer Stadt nicht als allgemein gültig existieren zu lassen. Manolis Kunstprojekt am baufälligen Gebäude sehe ich als aktive Praxis gegen Faschismus. Im Ausstellungssetting zudem noch als Appell, selbst aktiv zu werden. Für mich ist Graffiti eine widerständige Gedenkpraxis, da der Regelbruch eine wesentliche Komponente darstellt, sich in die Erinnerungspraxis einer Stadt einzuschreiben und am Erinnerungsdiskurs teilzuhaben, selbst wenn dies seitens der Stadt zumindest nicht in dieser Form erwünscht ist. Danke. Ganz herzlichen Dank, Julia. Ich darf die nächste Vortragende vorstellen, Morna Bodner. Morna hat ihren Bachelor in Kulturwissenschaften und Soziologie an der Uni Potsdam gemacht und ist für ihren Master MKKT Medienkultur und Kunsttheorien nach Linz gekommen. Und sie wird einen Vortrag halten zum queeren Gedenken in Linz. Herzlich willkommen. Danke, ja vielen Dank, guten Tag auch meinerseits. Ich freue mich sehr hier auf dieser Tagung heute sprechen zu dürfen, nachdem wir zwei Semester ein Seminar bei Angela Koch belegt haben, zum nicht institutionalisierten Gedenken. Und ich freue mich auch über die Möglichkeit, dass wir anlässlich des 80. Jahrestags auch eben eine Ausstellung konzipiert haben und theoretische Inhalte mit künstlerischen Strategien verknüpfen durften und nun als Studierende unsere Gedanken teilen. strategien verknüpfen durften und nun als studierende unsere gedanken teilen in meinem forschungsschwerpunkten begleitet mich seit jahren ein zentrales thema wie schreiben sich marginalisierte perspektiven in kollektive bilder und geschichten ein und warum bleiben sie so oft ungenannt wildes gedenken verbindet für mich eigene betroffenheiten mit fakten ein außen mit einem Mein heutiger wissenschaftlicher Beitrag trägt den Titel Queere Erinnerungen im öffentlichen Raum in Linz und steht an der Schnittstelle zwischen kritischer Reflexion, künstlerischer Forschung und politischen Fragen. Es geht nicht um fertige Antworten und nicht um fertige Projekte. Vielmehr möchte ich eine Suchbewegung mit Ihnen teilen, eine tastende Auseinandersetzung mit dem, was fehlt und dem, was möglich wäre. Im Zuge meiner Recherche stieß ich auf ein Forschungsprojekt der Stadt Linz, das im August 2023 beschlossen wurde und dessen Ergebnisse 2026 in einem Sammelband präsentiert werden sollen. Es heißt außerdem auf den offiziellen Webseiten der Stadt Linz, man bekenne sich als Rainbow City und wolle bisher fehlende Aufarbeitung nachholen und sich auf Gerichtsakten stützend insbesondere mit queeren Opfern des Nationalsozialismus solidarisieren. Durch die Darstellung der Ereignisse und Schicksale der betroffenen Personen soll ein Bewusstsein für die Verfolgung während des Nationalsozialismus geschaffen werden, während gleichzeitig zugleich die Stimmen und Geschichten der Opfer sichtbar gemacht und der Leiden anerkannt werden, heißt es hierzu auf erinnern.at. Queeres Leben soll also nicht nur sichtbar gemacht werden, sondern auch solidarisch betrachtet. Und besonders in einer Zeit, in der es kriminalisiert, pathologisiert und ausgelöscht wurde. Auf meine Anfrage an das Stadtarchiv, ob ich hierzu mal mit jemandem sprechen könnte, erhielt ich die Antwort, dass noch keine Ergebnisse präsentiert werden können und das Projekt Ende 2026 in einem Sammelband erscheinen soll. Das war schade, denn ich halte dieses Vorhaben für enorm wichtig und hätte mich gerne damit auseinandergesetzt und zu Orten recherchiert. Und zugleich stelle ich mir auch die Frage, reicht ein Sammelband, um die queere Geschichte in Linz in den öffentlichen Raum zurückzuholen? Wird das, was dort mühsam aus Archiven dann zusammengetragen wird, auch im Alltag der Stadt sichtbar werden? Oder bleibt es ein weiterer Beitrag in einer akademisierten, wissenschaftlichen Debatte, die kaum auf Straßen, Plätzen und Mauern dieser Stadt Spuren hinterlässt? Wer wird diesen Sammelband lesen und wen wird er aufklären? Und wen wird er aufklären? Denn gerade der Stadtraum, das, was wir sehen, durch Queren benennen, ist von zentraler Bedeutung für die Erinnerungskultur. Wer erinnert wird, wird sichtbar. Wer nicht erinnert wird, bleibt marginalisiert. In der Vergangenheit wie in der Gegenwart. In vielen Städten, und Linz bildet da keine Ausnahme, fehlt queere Geschichte fast vollständig im öffentlichen Raum. Es gibt laut meiner Information bisher keine Denkmäler oder Straßennamen, keine Tafeln, die an queeres Leben, an queere Verfolgung oder auch queeren Widerstand erinnern. Die Orte, an denen queere Menschen lebten, litten, kämpften oder auch lieben konnten, bleiben unmarkiert. Roma Sandika spricht in diesem Zusammenhang von unkodierten Orten. Gemeint sind Orte, an denen Geschichte geschehen ist, ohne dass diese sichtbar gemacht wurde. Es sind Orte, die keine Inschrift tragen, kein Denkmal, keine Kontextualisierung. Sie scheinen neutral und sind es gerade deshalb nicht. Denn sie sind Ausdruck eines selektiven Gedächtnisses. Was nicht erinnert wird, wird aktiv verdrängt. Auch Aleida Aßmann beschreibt Erinnerungen als Prozess der Auswahl. Erinnerung ist nicht einfach das Gegenteil von Vergessen, sondern dessen Produkt. Sie spricht von Strategien des Vergessens, also von aktiven Mechanismen, die festlegen, was archiviert, ausgestellt, erzählt wird und was nicht. Queere Geschichten fallen dabei sehr oft durch das Raster. Sie gelten als nicht relevant, nicht systematisch, nicht heldenhaft oder sie werden, wenn sie dann doch auftauchen, auf reine Opferrollen reduziert. Doch queeres Gedenken darf nicht nur Trauerarbeit sein. Es muss auch Widerstandsgeschichte, Subkultur, Lust, Solidarität und Überleben erzählen dürfen. Sieht man das? Ja, ne? Okay. Ich habe zur Kontextualisierung eine geografische Übersicht mit den Denkmälern erstellt, die sich diesem Thema widmen und die ich finden konnte. Und diese nach Arten gruppiert. Laut meiner Informationslage gibt es weltweit derzeit 26 offizielle Denkmäler zur Verfolgung queerer Menschen unter dem Nationalsozialismus, die ich Ihnen hier eingezeichnet habe. Das erste Denkmal war ein Gedenkstein im KZ Mauthausen 1984, ein buchstäblich rosa Winkel, bezogen auf die Markierung, mit der vor allem schwule Männer behaftet wurden. Denkmäler dieser Art gibt es mittlerweile, wie Sie sehen können, an einigen Standorten auch außerhalb Europas. Die allermeisten offiziellen Standorte befinden sich in Deutschland. offiziellen Standorte befinden sich in Deutschland. Neben Rosa-Winkel-Gedenkstellen, wie hier in Dachau, werden neuere Mahnmale abstrakter, künstlerischer und auch persönlicher. Ohne zu lange auf diese einzugehen, möchte ich auf die Blumenskulptur in Berlin-Mitte und die Tonkugel zum Gedenken von lesbischen Frauen und Mädchen im KZ Ravensbrück verweisen und sie als eine Alternative zum Rosa-Winkel darstellen. Mir fiel auf, dass sehr viele der Denkmäler nicht durch Regierungen oder staatliche Institutionen, sondern von privaten bzw. betroffenen Organisationen realisiert wurden. In Österreich gibt es abgesehen von nicht fertig realisierten und abgebrochenen Projekten bisher zwei offizielle Denkmäler. Der erste, Rosa Winkel, jemals im KZ Mauthausen. Und das derzeit jüngste Denkmal der Liste, die Skulptur Arcus, Schatten eines Regenbogens im Wiener Resselpark. Sie wurde Juni 2023 fertiggestellt und auch von der Stadt Wien und den Nationalfonds der Republik Österreich finanziert. Zurück aber zur Situation in Linz. In Zeiten zunehmend queerfeindlicher, antifeministischer und autoritärer Tendenzen wird dieser erinnerungspolitische Kampf noch dringlicher. Rechte Kulturpolitiken, Antigendernarrative und transfeindliche Rhetorik greifen längst gezielt in gesellschaftliche Debatten ein, auch in jene um Erinnerungskultur. Sie versuchen, Sichtbarkeiten rückgängig zu machen, Räume zu schließen, Diskurse zu begrenzen. Erinnerung wird dabei selbst zum umkämpften Territorium. Gerade deshalb braucht es queere Erinnerungen im Raum. Nicht nur als Text, nicht als Theorie, sondern als Präsenz. Aber wie kann diese Sichtbarkeit konkret aussehen? Was könnten mögliche Formen sein, queere Orte in Linz sichtbar zu machen, auch wenn die Geschichte, die dort stattfand, oft verdrängt, verschwiegen oder aus Archiven gelöscht wurde. Wie markiert man ein früheres Cruising-Areal oder einen Verhaftungsort? Eine Tanzbar, die in den 1930ern noch ein Treffpunkt war, unter den 40ern geschlossen wurde. Ich denke nicht nur an klassische Formen wie Gedenktafeln oder Benennungen, so wichtig diese auch sein mögen. Ich denke an belebte Orte, in deren Bildsprache Solidarität mitschwingt. Hier nochmal ein Beispiel von zwei Denkmälern in Tel Aviv und Amsterdam, die, wenn wir jetzt an Julia Brunners Aussage zurückdenken, von Anfang an als Treffpunkt konzipiert wurden. Denkmäler können auch Treffpunkte sein, wenn sie, also genau. Ich denke auch an alternative, temporäre, künstlerisch performative Zugänge. Ich denke an Stadtführungen, die queere Geschichten erzählen, wo keine Tafeln stehen, an Sticker, Interventionen und Mapping-Projekte, an digitale Ansätze, bei denen historische Spuren über Mobiltelefone ganz einfach sichtbar gemacht werden, an künstlerische Archive im öffentlichen Raum temporär ausgestellt, an Flashmobs oder Aktionen, die Leerstellen markieren. An Flashmobs oder Aktionen, die Leerstellen markieren. Nicht, um sie zu füllen, sondern um sie hörbar zu machen. Wir sprechen in diesem Zusammenhang also von wildem Gedenken. Ein Begriff, der nicht abschrecken soll, sondern öffnen. Wildes Gedenken ist eine Praxis, die sich bewusst außerhalb institutioneller Logiken befindet. Sie ist nicht staatlich beauftragt, sie ist nicht abgesichert und sie ist nicht in Stein gemeißelt. Sie ist prozesshaft, widerständig und unvollständig. Sie lässt Raum für Widersprüche, für das Fragmentarische, für das Ambivalente und für das noch Nichterzählte. Dabei geht es nicht darum, sich gegen jede Institution zu stellen, sondern darum, neue Räume zu schaffen, in denen marginalisierte Geschichte nicht nur geduldet, sondern aktiv erinnert wird. Und in denen queeres Gedenken nicht nachträglich eingefügt wird, sondern auch als Ausgangspunkt gedacht werden kann. Erinnerung ist ein politischer Akt. Und gerade queere Erinnerung braucht neue Form, weil sie aus anderen Bedingungen hervorgeht, weil sie andere Narrative entwickelt und weil sie nicht immer eindeutig erzählt werden kann. In diesem Sinne möchte ich nicht nur die historische Forschung stärken, die mit Gerichtsakten und Archiven arbeitet, sondern auch ein Plädoyer halten für ihre Übersetzung in den öffentlichen Raum. Denn wenn queere Geschichte nicht sichtbar wird, bleibt sie angreifbar. Und wenn wir den Raum nicht einnehmen, dann wird er den anderen überlassen. Danke für Ihre Aufmerksamkeit. Danke, Morna, für den Vortrag. Und als Letzte des Studierendenpanels möchte ich Riva Freiseisen vorstellen. Riva wird einen Vortrag halten zum Lager Uckermark und zwar zum offenen Gedenken und der Frage des Verhältnisses zum queeren Gedenken. Bitte sehr. Ach, und Riva, Entschuldigung, Riva studiert im Bachelor Kulturwissenschaften. Danke sehr. 1997 entstand das erste Frauen-Lesben-Baucamp am Gelände des ehemaligen Jugendkonzentrationslagers für Mädchen und junge Frauen und spätere Vernichtungslager Uckermark. Das sogenannte Jugendschutzlager Uckermark wurde 1942 speziell für Mädchen und junge Frauen im Alter von 14 und 21 Jahren gebaut. Zwischen 1942 und Anfang 45 wurden dort etwa 1200 Mädchen und junge Frauen und teilweise auch Jungen inhaftiert. Anfang 1945 wurden die meisten Inhaftierten in das nahegelegene Frauenkazette Rabensbrück gebracht und auf einem Teil des Uckermark-Geländes entstand ein Vernichtungslager. Im April 1945 wurde das Vernichtungslager aufgelöst, die Überlebenden zurück nach Ravensbrück gebracht und von dort aus auf die Todesmärsche geschickt. Bis zur Befreiung durch die Rote Armee 1945 wurden insgesamt 5.000 bis 6.000 Inhaftierte ermordet. Als Haftgrund für die Mädchen und jungen Frauen, die in Uckermark eingewiesen wurden, wurde meist der Begriff asozial verwendet, welcher äußerst dehnbar angewendet wurde. Je nach Umständen ließ sich der Begriff auf immer neue Personengruppen anwenden, die von den Nazis unerwünscht waren und aus der Gesellschaft ausgeschlossen werden sollten. Ein wechselnder Wohnort, Zeiten ohne Arbeitsnachweis oder die Verweigerung des Dienstes beim Bund Deutscher Mädel konnten bereits den Haftgrund asozial mit sich ziehen. Weiteres Verhalten, das nicht den gesellschaftlich akzeptierten Normen entsprach, wie zum Beispiel Verhältnisse mit den falschen Männern oder lesbische Beziehungen, konnten die Beschuldigungen Herumtreiberei oder sexuelle Verwahrlosung nach sich ziehen und zur Einweisung ins KZ führen. Die Haftgründe Asozial und sexuelle Verwahrlosung wurden nach der NS-Zeit nicht genug aufgearbeitet. Ganz im Gegenteil blieb das Stigma aufrecht und es wurden noch bis in die 1970er Jahre Mädchen aufgrund sexueller Verwahrlosung in Erziehungsheime eingewiesen. Der Begriff Jugendschutzlager ist bewusst irreführend, denn er suggeriert einen Erziehungsauftrag und einen Schutzraum, was das KZ zu keinem Zeitpunkt war. Uckermark war genauso wie andere KZs geprägt von Zwangsarbeit, Hunger, extremen Wetterbedingungen und Gewalt. Trotzdem wurde Uckermark erst 1970 offiziell als KZ anerkannt. Die Geschichten der Frauen in Uckermark blieben lange Zeit unbekannt und vergessen. Nicht zuletzt deshalb, weil der Ort des ehemaligen KZs lange Zeit nicht öffentlich zugänglich war. Erst 1997 entstanden erste Bemühungen, die Geschichte des Lagers zu erforschen. Das Frau- und Lesbenbau-Camp wollte daher zu dieser Zeit ein Zeichen setzen und Sichtbarkeit schaffen, sowie das lange Schweigen der Überlebenden von Uckermark brechen. Seit 2001 findet dort einmal im Jahr ein Bau- und Begegnungscamp statt. Es geht darum, sich mit der Geschichte vor Ort auseinanderzusetzen, um Spuren und Kontinuitäten aufzudecken. Ziel der Baucamps ist es, aus einem Nicht-Gedenkort einen würdigen Gedenkort zu machen, ohne ihn dabei zu einer klassischen Gedenkstätte werden zu lassen. Aus diesen Baucamps heraus, ursprünglich organisiert von verschiedenen feministischen und antifaschistischen Gruppierungen, entstand die Initiative für einen Gedenkort Okamag, die sich besonders der Frage des Wie-Gedenkens widmet. Wie ein würdiges Gedenken für die Opfer und besonders die Überlebenden gestalten. Wie Gedenken, um sich von der gängigen Praxis abzugrenzen und gleichzeitig Kritik an ihr zu üben. Ausgehend von diesen Überlegungen entstand das Konzept des offenen Gedenkens. Was also ist offenes Gedenken? Ist offenes Gedenken eine Form von wildem Gedenken? Und ist offenes Gedenken queer? als offen und zugänglich, was er jahrelang nicht war, und andererseits beschreibt es die Praxis des Gedenkens als offen und unabgeschlossen bzw. nicht endlich. Offenes Gedenken lebt von Auseinandersetzung und Diskussion. Es möchte einen Raum schaffen, in dem Widersprüche und Diskrepanzen wahrgenommen, ausgehalten und ausgehandelt werden. Das Ziel offenen Gedenkens ist es eben nicht, eine Gedenkstätte zu schaffen, sondern sowohl den Ort als auch die Erinnerungspraktiken nicht festzulegen und lebendig zu gestalten. Offenes Gedenken begreift das Gestalten eines Gedenkortes als eine politische Handlung und betont, dass Erinnern im gesellschaftlichen Kontext keine neutrale oder gar objektive Handlung ist. Wer erinnert wann, wo, an was und warum? Das sind zentrale Fragen einer offenen Gedenkkultur. Es geht darum, den Blick von der Gegenwart in die Vergangenheit zu richten und dabei die eigene Perspektive mit einzubeziehen. In welchem Kontext steht die Erinnerung? Welche Hintergründe haben die Menschen, die gedenken wollen und worauf beziehen sie sich? Denn neben den Ursachen fragt offenes Gedenken auch nach den teilweise verdeckten Kontinuitäten des Nationalsozialismus und deren gegenwärtigen Ausprägungen. Offenes Gedenken ist also auch als eine Kritik zu verstehen. Eine Kritik an staatlichen Gedenkstätten und deren Tendenz, den Nationalsozialismus zu musealisieren und als etwas längst Vergangenes ohne Bezug zur Gegenwart darzustellen. Vor allem aber stehen Gedenkstätten in der Kritik, weil sie laut der Initiative Uckermark eingebunden sind in ein strategisch durchgeplantes politisches Business, welches von nationalen Richtlinien, öffentlichen Geldern und Konkurrenz um Stellen und Leitungsposten abhängig ist. Offen ist also ein flexibler Begriff. Doch offen bedeutet auf keinen Fall willkürlich oder beliebig. Offenes Gedenken in der Vorstellung der Initiative Uckermark basiert auf feministischen und antifaschistischen Grundprinzipien sowie Vereinbarungen, an die sich alle TeilnehmerInnen zu halten haben. Zu diesen Vereinbarungen zählen laut dem aktualisierten Reader von 2024 zur antifaschistischen feministischen Freiwilligenarbeit in Uckermark unter anderem der Anspruch, keinen Schilderwald oder Skulpturenpark zu errichten und die Vereinbarung, so wenig wie möglich Neues auf dem Gelände zu installieren. installieren. Es gibt also klare Vereinbarungen und Ansprüche an ein offenes Gedenken. Doch vor allem ist offen laut der Initiative selbst erstmal ein schlecht definiertes Anders. Anders als staatliches oder institutionalisiertes Gedenken. Diese Abgrenzung macht offenes Gedenken zu einer Form von wildem Gedenken. Wildes Gedenken setzt sich institutionalisiertem Gedenken entgegen und zeigt dadurch Lücken auf. Praktiken des wilden Gedenkens gehen eben meist von einem unbekannten oder vergessenen Ort aus und versuchen diesen sichtbar zu markieren. Offenes Gedenken widmet sich auch den vergessenen und unaufgearbeiteten Geschichten und möchte nachhaltig Auseinandersetzung damit erreichen. Außerdem fordert Wildes Gedenken, genauso wie Offenes Gedenken auch, dazu auf, individuell aktiv zu werden und Erinnerung praktisch zu gestalten. Doch bleibt die Frage, was ist Queer an offenem Gedenken? Doch bleibt die Frage, was ist Queer an offenem Gedenken? Der Begriff Queer beschreibt zunächst einmal grob all jene Lebensformen, die von der Heteronormativität ausbrechen. Er umfasst Sexualitäten, welche nicht heterosexuell sind, Geschlechter, welche nicht binär oder nicht cis sind und Beziehungsformen, welche nicht heteronormativ sind. Queer wird oft als Synonym für das Akronym LGBTQ+, doch beinhaltet der Begriff weit mehr als die bloße Bezeichnung einer oder mehrerer sexueller Orientierungen oder Identitäten. Queer ist genauso wie offen ein fließender Begriff. Es ist ein kritischer und elastischer Begriff, der sich einer genauen Definition entzieht. Doch gerade diese Undefinierbarkeit des Begriffes Queer verleiht ihm sein transformatives Potenzial. Laut Guto und Perko verweist Queer immer schon auf ein Immermehr und etwas anderes. Leider wird Queer oftmals eben nur als das kuriose Andere, als erinnernswert betrachtet. Aber genau aus diesem Grund ist es besonders wichtig, ein queeres Gedächtnis und eine queere Gedenkkultur zu entwickeln und zu bewahren. Doch wie definiert sich ein solches queeres Gedenken und Erinnern, ohne eine konkrete queere Identität heraufzubeschwören. Denn queer ist eben keine fixe Identität und soll auch keine sein. Um es mit Anna-Marie Chagos Worten zu sagen, queer ist immer eine Identitätsbaustelle, ein Ort beständigen Werdens. Genauso verstehe ich das Grundprinzip offenen Gedenkens, einen Ort des beständigen Werdens zu schaffen, an dem das Gedenken niemals abgeschlossen ist und an dem nicht von oben herab vorgegeben wird, wie erinnert werden soll. Offenes Gedenken versucht dabei nicht, sich mit den Opfern zu identifizieren, sondern sich zu solidarisieren. Es geht aber nicht bloß darum, Verantwortung für die eigene Geschichte zu übernehmen, sondern dafür zu sorgen, dass jene Geschichten, welche verdrängt oder vergessen werden, aktiv erforscht und erinnert werden. Es geht darum, Wissen sichtbar und zugänglich zu machen. Dabei liegt der Fokus auf aktiver Auseinandersetzung und Teilnahme. Queer Theory versteht Erinnerungen als einen performativen Prozess, bei dem durch konkrete Erinnerungsakte und deren Wiederholung bzw. Iteration im Sinne Jacques Derridas Gedächtnis erst hervorgebracht wird. Dabei ist das kommunikative, interpersonelle Gedächtnis besonders wichtig. Diskussionen und aktives Handeln stehen also auch hier im Mittelpunkt der Erinnerungskultur. Dass Erinnerung etwas performatives ist, bedeutet nicht, dass es aufgesetzt oder gar geschauspielert ist. Vielmehr geht es darum, zu verstehen, dass bestimmte Handlungen, Aussagen, Rituale, Bräuche oder Traditionen Erinnerung erst ermöglichen und das Gedächtnis beeinflussen. Erinnerung ist widersprüchlich und nicht zwingend zuverlässig. Es geht Queer Theory also genauso wie offenem Gedenken auch darum, diese Widersprüche und Unzuverlässigkeit offen zu halten und auszuhalten. Dabei geht es nicht nur um bloße Anerkennung, sondern um kritische Auseinandersetzung und Integration in den Diskurs. Queere Theoriebildung wird grundsätzlich als eine politische und soziale Praxis angesehen, weil es immer auch darum geht, das entstandene Wissen in die Öffentlichkeit zurückzutragen und zugänglich zu machen. Queere Erinnerungspraktiken entstehen also nicht in einem theoretischen Vakuum, sondern in der Wechselwirkung zwischen Theorie und Praxis. Auch offenes Gedenken legt großen Wert auf diesen Austausch. Somit ist die Theoriebildung in beiden Konzepten niemals abgeschlossen oder ohne die Praxisbezogenheit zu verstehen. Ein queeres Gedächtnis etabliert sich ständig aufs Neue und integriert den Prozess des Vergessens von vornherein als selbstverständlich. Ein queeres Gedächtnis ist also ein sich ständig veränderndes Gedächtnis. Doch natürlich gilt es auch, ein solches Gedächtnis in irgendeiner Form zu bewahren. gilt es auch, ein solches Gedächtnis in irgendeiner Form zu bewahren. Dafür bietet sich das Konzept des Archivs des Ephemeren von José Esteban Muñoz an, also ein Archiv des Vorübergehenden und Kurzfristigen. Dieses Archiv soll all jenes sammeln, was eigentlich nicht als sammelwürdig betrachtet wird. Dabei soll kein statisches Archiv entstehen, sondern ein lebendiges. Eines, das aktualisiert und überschrieben werden kann und vorwiegend auf USB-Sticks oder anderen Datenträgern gespeichert wird. Ein solches Archiv basiert nicht bloß auf theoretischen Texten oder wichtigen Dokumenten. Es bedient sich verschiedener Medien und Ausdrucksformen, um ein intersubjektives, transdisziplinäres Archiv zu schaffen, das von verschiedenen AkteurInnen gepflegt und bearbeitet werden kann. Man könnte auch von einem offenen Archiv sprechen. Offen für Austausch und permanente Auseinandersetzung. Offen für Kritik und Widerspruch. Offen im Sinne von zugänglich und einsehbar. Offenes Gedenken ist also queer, weil es auf denselben Grundprinzipien aufgebaut ist und ähnliche Ziele verfolgt. Sowohl offenes Gedenken als auch queerness möchten Raum schaffen. Raum für Veränderung, Ambivalenz und kritische Diskussion. Weder queer noch offen bedeuten beliebig und doch entziehen sie sich einer genauen Definition. Beide Worte beanspruchen das transformative Potenzial der Umdefinierbarkeit für sich. Offenes Gedenken ist queer, weil es ebenso herrschafts- und gesellschaftskritisch ist, weil es die politische und kulturelle Dimension von Handlungen hervorhebt und mit einbezieht, weil es keine hegemoniale Geschichtsschreibung betreibt und sich dem strategisch-politischen Business der Vergangenheitsbewältigung entzieht, was nicht immer positive Konsequenzen mit sich bringt, aber weil es sich eben diesen Konsequenzen stellt und sie kritisch hinterfragt. Doch vor allem ist offenes Gedenken queer, weil es niemals abgeschlossen ist, niemals fertig sein wird, weil es sich ständig verändert und von dieser Veränderung lebt. Vielen Dank. Danke, Riva. Dann bitte ich alle Vortragenden noch mal auf die Bühne zur Panel-Diskussion. Wir brauchen den einen Stuhl noch. Super, danke. Braucht ihr Wasser? Wasser? Ja? Also eins steht noch hier. Hast du davon gedruckt? Nein. Ganz herzlichen Dank für eure Vorträge. Ich würde erst mal gleich eine Frage stellen, sodass das Publikum sich sammeln kann und auch Fragen überlegen kann. Außer es gibt schon gleich Fragen, die gestellt werden. Die Frage, die wir im Anschluss an die Vorträge und die Erprobung der Vorträge schon ein bisschen angedacht und diskutiert haben, war, was macht es eigentlich, wenn wir von einem wilden Gedenken als ein ephemäres, als ein temporäres, als ein flüchtiges Gedenken ausgehen? Dann ist es sozusagen ja immer ein Gedenken an den politischen Widerstand, ein widerständiges Gedenken, was verschwindet nach einer bestimmten Zeit im Gegensatz zu den Denkmälern, die in Stein gehauen als Rösser und sonst was im Raum stehen und die vergangene oder derzeitige Politik repräsentieren und wir sozusagen immer das widerständige Gedenken als diskursiv und verschwindend begreifen. Was ist eure Position dazu? Also ich habe jetzt sehr viel über das nachgedacht und ich glaube, es hat einerseits großes Potenzial, diese Kurzfristigkeit und auf der anderen Seite kann man sich glaube ich dann auch immer auf Spuren machen, oft noch länger etwas übrig bleibt, gerade jetzt mit der Digitalität, wenn dann vielleicht von einem Vortrag ein Foto übrig bleibt oder ein Video, dann wird das ja doch noch irgendwie weiterhin tradiert und bleibt sichtbar. Ja, ich würde auch sagen, dass es nicht immer temporär sein muss, aber so eine gewisse Mobilität hat, also entweder temporär oder mobil bleibt und dadurch zugänglicher ist und auf jeden Fall nicht statisch, aber deswegen auch so Sachen wie Sticker oder Webseiten da sehr viel bringen können. Du musst nicht, also wenn schon alles gesagt ist. der dann nicht mehr ephemer und flüchtig und widerständig ist, würde das im Widerspruch dazu stehen oder wäre das eine nützliche Konsequenz? dass es durchaus eine nützliche Konsequenz sein kann und dass sich das Ganze ja auch wechselseitig bedingt. Also das Kurzfristige und das Permanente immer wieder im Austausch miteinander steht und dass vielleicht auch auf das Kurzfristige dann mehr Aufmerksamkeit hinkommt, wenn es so etwas Permanentes dann auch gibt. Ich glaube auch, man könnte da auch in so Richtungen wie Pop-Up-Stores denken und zum Beispiel an einem Ort, der queeres, wildes Gedenken ist und sich dann in etwas Institutionalisierteres verwandelt, zum Beispiel so etwas wie ein Pop-Up-Konzept hat, wo dann verschiedenen marginalisierten Gruppen eine Bühne oder Anlaufstelle geboten wird. Ja, gute Idee. Gibt es schon, ja, Sabrina und dann Sarah. Sabrina, Sarah, bitte. Genau, bitte immer warten auf das Mikro, weil wir ja aufzeichnen. Genau, ich hätte jetzt zuerst noch eine Rückfrage an die Julia. Genau. Ich hätte jetzt zuerst noch eine Rückfrage an Julia. Jenseits vom Pionierdenkmal, sind dir in Linz auch andere Denkmäler aufgefallen, die eben NS-spezifisch sind, die auch mit politischem Graffiti besprüht worden sind? Oder ist dir noch nichts untergekommen? Da habe ich mich auch gefragt, aber da ist mir bisher noch nichts untergekommen. Da habe ich mich auch gefragt, aber da ist mir bisher noch nichts untergekommen. Und noch eine zweite Frage an die Moana. Du hast ja diese Denkmäler recherchiert und waren die weltweit alle auf den NS bezogen? Ja, das waren jetzt nur NS queerverfolgte, also Denkmäler für im Nationalsozialismus queerverfolgte Menschen. Fand ich zum Beispiel auch spannend, dass das Einzige, was sich explizit auch mit Transmenschen auseinandersetzt, in Uruguay ist. Und haben dich da die temporären Denkmäler nicht interessiert? Weil es gab ja auch, ich weiß es jetzt nur von Wien, ja auch für homosexuelle Opfer eines, das nur temporär bestanden ist. Also waren die für dich jetzt nicht relevant? Hast du dir nur angeschaut, welche wirklich dauerhaft errichtet worden sind? Ja, also genau die Liste, mit der ich gearbeitet habe, waren dauerhafte Denkmäler. Und es gab, wie gesagt, noch temporäre oder auch abgebrochene weitere Projekte in Österreich. Aber ja, und die habe ich aber auch so ein bisschen, also ich fand da halt spannend zu sehen, es sind weltweit Verteilte, aber wo sich das dann doch auch wieder so zentriert und aber auch dann eins in Alaska zu finden, fand ich auch spannend. wahnsinnig im Zeitverzug sind und würde alle bitten, in der Pause weiter zu diskutieren. Und ich danke euch, Riva, Julia und Morna, nochmal ganz herzlich für die wunderbaren Vorträge und das schöne Panel. Danke.