Guten Abend, meine sehr geehrten Damen und Herren, liebe Literaturinteressierte. Mein Name ist Sarah Pöringer und ich freue mich sehr, dass Sie heute Abend hier im Stifterhaus alle zusammengekommen sind und ich Sie herzlich willkommen heißen darf. Schön, dass Sie auch trotz dieses Wetters den Weg zu uns gefunden haben. Wie es mittlerweile zur schönen Tradition geworden ist, präsentiert der Verlag Bibliothek der Provinz bei uns jedes Jahr ausgewählte Titel aus seinem aktuellen Verlagsprogramm. So eben auch heute. seinem aktuellen Verlagsprogramm. So eben auch heute. Wenn ich richtig gezählt habe, ist dies bereits die 67. Buch- und Verlagspräsentation in unserem Haus. Ein besonderer Gruß gilt dem Verleger Richard Pils. Schön, dass Sie heute wieder bei uns sind. Ebenso herzlich begrüße ich die vier AutorInnen des heutigen Abends. Sie werden uns ihre Werke vorstellen und damit Einblicke in ihre literarische Arbeit geben. Bitte begrüßen Sie mit mir Thomas Roman Eder, Grimold Karra, Andreas J. Obrecht und Margit Werner-Pietsch. Applaus J. Obrecht und Margit Werner-Pietsch. Die Bücher, die heute vorgestellt werden, sind der Roman Was das alles soll von Thomas Roman Eder, das Bestellformular für eine unbestimmte Zeit war nirgends aufzutreiben, Betrachtungen von Grimold Karra, die Erzählung Das Haus am hang von andreas j obrecht sowie an goldenen fäden anrufungen von margit werner peach wir dürfen uns alle auf einen anregenden abend freuen mein herzlicher dank gilt allen mitwirkenden und natürlich ihnen liebes publikum fürs kommen ich darf nun das wort übergeben an den heutigen Moderator, den Lektor und Autor Axel Rohrhoff. Guten Abend, meine Damen und Herren. Auf der ursprünglichen Einladung stand, dass der Herr Pilz moderieren würde. Er hat mir den Joker schnell noch zugeschoben. Aber es gibt einen handfesten Grund und der handfeste Grund ist das hier. Und zwar, wie Sie vielleicht wissen, hat Herr Pilz im Waldviertel eine Fabrik und in dieser Fabrik finden im Sommer regelmäßig Ausstellungen statt und die Eröffnung war am letzten Samstag und dafür hat Herr Pilz mehr oder weniger die Woche über versucht zu organisieren, dass diese Ausstellung gelingt und sie ist gelungen. Sie sind herzlich eingeladen, sich die Ausstellung anzuschauen von Margret Kohler-Heiligensetzer Spurensuche. Aber Herr Pilz steht natürlich jederzeit danach zur Verfügung. So, als ich mir heute Abend diese vier Titel angeschaut habe, die Titel, die heute Abend vorgestellt werden, dachte ich, eine Zeile aus dem Buch an goldenen Fäden von Margit Werner-Pietsch passt eigentlich zu allen Vieren. Und zwar die eigenartige Zeile Wir mühen uns ab, dem Dasein eine Passform aufzuzwingen. Also Passform, das kennt man ja aus der Mode. Der Schuh soll nicht nur passen, er soll auch elegant sein. Und naja, wie funktioniert es, dass man das Leben hinkriegt? dass man das Leben hinkriegt und was ich damit meine, werde ich gleich hier am ersten Beispiel erläutern. Und zwar, als erstes wird Thomas Roman Eder aus dem Roman Was das alles soll lesen. Und da gibt es bei der Hauptperson, beim Ich erzähle eine Routine, nämlich mor Wanken, was die mehr oder weniger angenehme Folge hat, dass er seinen Nachbarn Ketter kennenlernt. Bei dem hängt er dann auch an der Kette. Und was vorher für ihn so an Routine und festgesetztem Leben funktioniert hat, gerät ins Wanken. Und das wäre also ein Beispiel für diese Passform. Thomas Roman Eder hat bisher ein Buch im Verlag Bibliothek der Provinz veröffentlicht, nämlich Paradies Hölle, was im Moment vergriffen ist, aber wieder aufgelegt wird. Hölle, was im Moment vergriffen ist, aber wieder aufgelegt wird. Und er hat in Anthologien veröffentlicht und betreibt seit 30 Jahren in Wien-Döbling eine Rahmenwerkstatt. Das passt ja auch ganz gut zum Thema heute Abend, also dem Leben einen Rahmen geben oder den Rahmen sprengen, wie funktioniert das? Aber das wird Ihnen Thomas Romaneder selbst beibringen. Bitte. Er war der Einzige, der in der Kaserne übernachtete und sogar die freien Tage dort verbrachte und ohne sich zu beschweren jede Mahlzeit in der Kantine einnahm, obwohl die angebotenen Speisen tagtäglich Anlass für Beschwerden gaben und man in Wahrheit nichts, was in der Kasernenkantine als zumutbar angeboten wurde, ohne Überwindung zu sich nehmen konnte. Ketter wollte nicht auffallen und blieb für sich allein. Er schloss sich niemandem an, nahm an keiner Gruppe in irgendeiner Aktivität teil. Wenn er sich betrinken wollte, tat er das allein und betrank sich bis zur Bewusstlosigkeit. Von Zeit zu Zeit ging er über den sogenannten Gürtel und beobachtete verstohlen die dort auf dem Strich gehenden Frauen. Diese erste Zeit in Wien sei die schwierigste gewesen, so Ketter, rückblickend betrachtet aber die einfachste. Es habe wenig zu tun gegeben und das Wenige habe er mühelos bewältigt. Er habe nichts entscheiden müssen, alles sei vorhersehbar und vorbestimmt gewesen. Er brauchte weder nachzudenken noch zu planen, musste nur Eintönigkeit und Langeweile ertragen, das war alles. Als einzige wirkliche Einschränkung habe er den Verzicht auf den Mittagsschlaf im Dienst empfunden. Frühaufsteher brauchen wenigstens eine halbe Stunde Schlaf zu Beginn der zweiten Tageshälfte, um sie zu bewältigen. Ohne Mittagsschlaf seien sie halbe Menschen. Er habe sich ein halbes Jahr als halber Mensch durch die Tage gequält, dann durfte er die Uniform und die Waffe abgeben und ins Zivilleben zurückkehren, beziehungsweise sein ziviles Leben in Wien beginnen. Wien habe sich plötzlich von Grund auf anders präsentiert. Er habe die Hauptstadt bis dahin aus dem Blickwinkel des Einrückenden gesehen, der vom ehemaligen Südbahnhof in die Maria-Theresin-Kaserne gefahren sei, später im Arsenal als Wachsoldat wie auf einem anderen Planet gelebt, sowie die oberflächlich schrillen Verlockungen der sogenannten Animiermeile am Gürtel beobachtet habe. Die Schilderung der Zeit im Arsenal als Dienst- und Wohnort und die Erwähnung der Prostitution überraschte mich, denn unser Treffen hätte enden sollen, als er über die verhinderte Beförderung zum Befreiten, Gefreiten andere Geschichte, die er gar nicht erzählen wolle. Dann brach er jedoch nicht wie üblich ab, sondern redete gegen seine Gewohnheit noch eine Zeit lang weiter, bevor er plötzlich anfing zu singen. Da ich nicht damit gerechnet hatte, ihn singen zu hören, war ich erschrocken darüber. Er sang in der Küche ein Kärntner Lied, aber er sang es, wie ich nach wenigen Sekunden analysierte, nicht für mich, sondern zum Selbstzweck. Es handelte von der bereits herrschenden Stille rund um einen See. Ketter sang es in seiner tiefsten Mundart. Er besah seine bemerkenswert schöne Stimme, doch die wertvollsten Erkenntnisse zog ich aus der Beobachtung seiner Augen, während er, mehr oder weniger ins Leere oder in die Imaginäre ferne starrend, sang. Der Text war sentimental, da er Heimweh ausdrückte, eine Regung, die sich außerhalb meiner Empfindungsfähigkeit befindet. Die Melodie war darauf angelegt, das Herz zu berühren, wie man sagt. Ich versuchte, das gedanklich erst auseinanderzuhalten, als Ketter schon mitten in der zweiten Strophe war. Obwohl ich schon früher etwas davon gehört hatte, offenbarte sich mir nun eine Kärntner Eigenart, die man, ohne ihr vollständig gerecht zu werden, als Traurigkeit bezeichnen könnte. Kätters Traurigkeit enthüllte sich an seinem Blick beim Singen des Kärntner Liedes über die eingesetzt habende Stille rund um einen See. Wie ich am selben Abend von Kätters selbst erfuhr, sind Kärntner Lieder alle ausnahmslos traurig. Und ich dachte, dass das Morbide des Wienerischen dem Morbiden des Kärntnerischen sehr nahe kommt. Noch während Ketter sein Kärntner Lied sang und noch ehe ich ihn über die Kärntner Traurigkeit befragen konnte, war mir die Verwandtschaft zwischen dem Kärntnerischen und dem Wienerischen klar geworden. wenn ich auch nicht genau zu benennen vermochte, warum das Kärntnerische, obwohl es dem Wienerischen so ähnlich scheint, dem Wiener doch so fremd vorkommt, wenn er ihm begegnet. Beide, Wiener wie Kärntner, können bis zur Unerträglichkeit sentimental sein, dachte ich, während ich lauschte. Beide sind irgendwo im Inneren positive Menschentypen, ich lauschte. Beide sind irgendwo im Inneren positive Menschentypen. Sie klammern sich gern an den letzten Strohhalm, obwohl sie nicht untergehen, und sie sehen Licht am Ende eines Tunnels, obwohl sie bei genauer Analyse nie in der Finsternis stehen. Beide zitieren das Leid nur herbei, um ihre Resilienz zu beweisen, während sie sich in Wirklichkeit wohlfühlen. Vielleicht aber fühlen sie sich erst im Augenblick der Wehmut und des Jammerns wohl, dachte ich, noch während Ketter sang. Beide Wiener wie Kärntner sind im Grunde Optimisten. Der Kärntner-Optimismus ist so wie der Wiener-Optimismus ein hoffnungsloser Optimismus, muss gesagt werden, und nur insofern optimistisch, als er mit Hingabe bereit ist, die jederzeit erwartete Katastrophe auszuhalten, deren Eintreffen jedoch nie genau vorherbestimmbar ist, dachte ich, während Ketter sein sentimentales Kärntnerlied mit einer überlangen Schlussphrasierung beendete. Dann stand er auf und verabschiedete sich. Ich beobachtete durch den Spion, wie er beschwingt leicht über die Stufen nach oben ging. Er ging diesmal nicht langsam und wie unter einer Last, die er abzuschütteln versucht, ehe er oben ankäme, sondern lief über die Stufen, als sei er eine Last losgeworden, die ihn die längste Zeit niedergedrückt hatte. Er lief hinauf, als habe seine Seele auf diesen Moment der Erleichterung gewartet und endlich das Deprimierende aus seiner Geschichte herausgesungen und den Geist befreit. Mich verwunderte ein wenig mein gelassenes, inneres Einverständnis mit der Idee, dass Ketter nun regelmäßig und wie selbstverständlich bei mir ein- und ausginge. Ich begegnete der Steigerung unserer Vertraulichkeit durch das Anliegen eines neuen Aktes, worin ich zunächst die vergangenen Begegnungen im Rückblick beschrieb, um so dann mit dem Vergleich des Wienerischen mit dem Kärntnerischen zu beginnen. mit dem Vergleich des Wienerischen mit dem Kärntnerischen zu beginnen. Die Akte Ketter sinkt. Er zwang eine Neuordnung der in der Endphase befindlichen Analyse der Menschheit, die ich vor der Begegnung mit Ketter abzuschließen gehofft hatte, aber vermutlich auch wegen der Begegnung mit ihm noch nicht abschließen hatte können. Immer wieder war Ketter bei seinen Besuchen auf die Militärdienstzeit zu sprechen gekommen, hatte die Berichte aber jedes Mal an der Stelle abgebrochen, an der die Verweigerung seiner Beförderung zum Gefreiten und die Strafversetzung ins Arsenal thematisiert wurde, aber heute fing er an, ein Kärntner Lied zu singen, bevor er, seelisch offenbar seit Längerem wieder im Gleichgewicht, den Besuch bei mir beendete und mit leichtem Schritt hinauf in seine Wohnung ging, den Anzug aus der Putzerei bei mir zurücklassend. Auch meine Erinnerung an die Militärzeit ist eine Serie verdrängungswürdiger Geschichten und realer Albträume. ist eine Serie verdrängungswürdiger Geschichten und realer Albträume. Ich erinnere mich an die wenigen beseelten Menschen, hauptsächlich an mehr oder weniger gut funktionierende Körper in Dienstuniformen und an die Tatsache, dass sich in den Köpfen dieser funktionierenden Körper Symptome des Irrsins zeigten. Ich erinnere mich an meine Militärzeit als an eine Zeit der Grausamkeiten und des Sadismus, des Verlusts von Lebenszeit und der Zersetzung jeglicher bis dahin erfahrener oder erlernter Ethik. sind, soweit ich aus den wenigen Kontakten ableite, die sich über das Ende der Militärzeit hinaus erhalten oder bei zufälligen Begegnungen mit ehemaligen Kameraden erneuert haben, nur seelische und moralische Krüppel herausgekommen. Die wenigsten haben es geschafft, den moralischen und seelischen Zerfall und die geistigen Zersetzungsprozesse intensiviert durch die Militärdienstzeit aufzuhalten oder sogar umzukehren. Wer vor seiner Militärzeit ein verkommenes Subjekt war, ist aus der Militärdienstzeit als noch verkommeneres Subjekt entlassen worden oder hat sich für den Rest seines Lebens in den Militärdienst gestellt und sich freiwillig verpflichtet, wie es paradoxerweise heißt. Die verkommensten Subjekte innerhalb des Militärs sind zweifelsohne die dem Militär und ihren mörderischen Zielen verlogen hingegebenen Priester, die sich, seit die Religion nichts mehr mit Gott zu tun hat, sondern Gott als Vorwand missbraucht, immer schon mit der Gewalt gemeingemacht haben, denke ich, und versuche verzweifelt mit dem Denken aufzuhören, um einschlafen zu können. Die sowohl dem Militär als auch den Religionen entkommen sind und sich einen Funkenanstand bewahrt haben, die also weder den Verlockungen des Militärs erlegen noch auf den Religionsschwindel hereingefallen sind, sondern die Distanz bewahrten, klaren Kopf behielten und jede Behauptung bezweifelten und hinterfragten, sind täglich mit der Denkfaulheit und dem daraus resultierenden Stumpfsinn der Menschheit konfrontiert und fragen sich, was das alles soll. Es ist eine bittere Wahrheit, dass der Mensch ein absurd bizarres Konstrukt ist, das unvollkommenste Lebewesen auf dem Planeten, das sich in widerlicher Selbstüberschätzung damit brüstet, die Krone der Schöpfung zu sein, in Wirklichkeit aber alles zerstört, das sich nicht seiner Habgier und seinem Egoismus bedingungslos unterwirft. Diese bittere Wahrheit wird jenen offenbar, die sich unbeeindruckt von Ablenkungs-, Verschleierungs- und Täuschungsmanövern, so wie ich täglich mit dieser Frage beschäftigen. Die Menschheit ist gescheitert. Das ist der einzige unbezweifelbare Befund, der alles andere ist ihre Führung. In meinen Träumen erscheint in immenser, weit verzweigter Gebäudekomplex ein Schloss, ein Palast, ein breiter, mächtiger Turm, dessen Gänge zu riesigen Konferenzzielen führen und so verwinkelt sind, dass sich intriganten Geschäftemacher, korrupte Insider und brutale Kommandanten häufig darin verirren und einander bei jeder Begegnung misstrauisch umkreisen, Waffen im Anschlag und Geld parat. Man muss ständig auf der Hut sein und weiß nie, wann die Gewalt ausbrechen wird und ganze Armeen von einer fernen, undurchschaubaren Logik in Bewegung gesetzt und aufeinander zu- und ineinander geschoben werden und sich verkeilen und töten. Leichenberge türmen sich links und rechts des Weges. Ich selbst bin ein Verstummter und Unsichtbarer, der Aktenberge von Wissen mit sich trägt und es von einem Notquartier zum nächsten Notquartier schleppt, auf der Suche nach Ohrmuscheln, seltsamen Geschöpfen auf zwei Beinen, in die ich all mein Wissen schütten werde. Ich bin auf der Jagd nach diesen Ohren und werde ich eines habhaft und ringe es zu Boden. Ihm die Unmengen an Wissen einflößend, wird es weich und matschig, zerfällt und sinkt mitsamt dem Inhalt meiner Aktenberge in den Grund und verwandelt sich in glänzenden Marmor auf langen Gängen mit Türen, zu riesigen Konferenzzielen mit unbequemen Tischen und Stühlen, an denen rücksichtslose Machthaber hilflosen Idioten gegenüber sitzen, die unentwegt schlucken und nicken und schlucken und nicken und die Tische werden immer länger und die Machthaber trinken hin und wieder einen Schluck Tee aus zerbrechlichen, dünnen Porzellantassen und grinsen in die Kamera der plötzlich im Saal auftauchenden Fernsehleute, Journalisten und Reporter, die man mit Geldscheinen, die ihnen aus allen Taschenquellen bestochen und mit einem Haftbefehl und dem eigenen Todesurteil erpresst hat, auf dem nur die Unterschrift fehlt. Die Machthaber grinsen ihre Todeskandidaten an und erzählen skrupellos Lügen, während sie mit stehlernen Löffeln heftig in den dünnen, zerbrechlichen Porzellantassen rühren, weil sie hinter dem Grinsen nervös sind. Und die Fernsehleute und Reporter speicheln brav die Lügen der Henke in die Kanäle ihrer Fernsehsender und in die Seiten ihrer Zeitungen hinein und Kanäle und Zeitungen mutieren zu Nudelsuppenpackungen, die unter die Leute gestreut werden. In das Volk hineingeworfene Nudelsuppenpackungen werden von der wilden Meute des hungrigen Volkes aufgerissen und verschlungen, bis alle satt sind und grinsen und in den Hosenschlitzen der Männer versteift sich das Todesurteil ihrer Kinder und Kindeskinder. Urplötzlich stehe ich in einem Büro und höre aus der Vergangenheit das Tippen von Schreibmaschinen. Mindestens sieben Schreibmaschinen, ich weiß nicht, warum sieben. Aber ich sehe nur einen einzigen blassen Sekretär, der eine Schreibmaschinentastatur bearbeitet, zuerst mit den Fingern, unendlich schnell, so als habe er siebzig Finger und schriebe auf sieben Schreibmaschinen, ich weiß nicht warum so viele, dann schlägt er auf einmal mit den Fäusten in die Schreibmaschine und es klingt so, als hätte er 14 Arme und Fäuste und dresche auf sieben Schreibmaschinen ein, ich weiß nicht warum sieben und schlagartig wird es wieder still. Von fern höre ich ein Telefon klingeln, jedoch nicht in dem Raum, in dem ich mich aufhalte, sondern nebenan, in einem Nebenbüro. Die Tür zum Nebenbüro ist fest verschlossen. Das Telefon klingelt erneut und wieder und wieder. In unregelmäßigen Abständen klingelt das Telefon, so als würde es ungeduldig werden. Ich suche verzweifelt nach einem Schlüssel, mit dem ich die Tür zum Nebenbüro aufsperren könnte, ich finde aber keinen. Dann erwache ich und lande je auf der Liege in meinem Arbeits-, Studier- und Schlafzimmer, werde vollständig wach und merke, dass mich kein Telefon geweckt hat, sondern jemand, der an der Wohnungstür läutet und wieder läutet. Ich erschrecke von der Tatsache, dass ich verschlafen hätte, springe auf und eile ins Vorzimmer. Die Türglocke schrillt. Ich rufe, ja, ja, komme ja schon, drehe den Schlüssel im Schloss, öffne und vor mir steht Ketter. Vor mir steht Ketter, hält die Schuhe in der einen Hand, die dünne Aktentasche in der anderen, trägt Anzug, Krawatte, weißes Hemd, die Haare gescheitelt. Guten Morgen. Aus den Schuhen ragen graue Socken, Ketters Augen lenken meinen Blick zu Boden. Er ist barfuß, auf der Fußmatte vor seinen Zehen liegt eine Zeitung. Es geht weiter mit einem anderen Roman von Grimoald Carra mit dem bemerkenswerten Titel Das Bestellformular für eine unbestimmte Zeit war nirgends aufzutreiben. Herr Karra hat zwei Bücher bisher im Verlag der Bibliothek der Provinz veröffentlicht, nämlich erstens St. Florian Erzählungen. Herr Karra stammt aus St. Florian, es ist also eine Widmung an seine Heimat sozusagen. Das zweite Buch heißt, am Anfang stand die Frage Betrachtungen. Und es ist eine sehr andere Situation als die, die wir gerade gehört haben, aber die Hauptperson war der leitende Direktor einer Klinik und ist in den Ruhestand gegangen und wohnt jetzt im Haus seiner Mutter, das er hat herrichten lassen und er steht sozusagen vor der Frage dieser Zeit, dieser neuen Epoche seines Lebens, eine Passform zu geben. Bitte sehr. Ich habe gedacht, ich fange einfach an zu lesen, aber ich kann es ja nicht lassen. Nachdem ich ja jahrzehntelang nur Gedichte geschrieben habe, die vor allem Unsinn sind. Denn vor dem Sinn muss man ja irgendwas hinstellen. Und deshalb erlaube ich mir jetzt, nicht davon zu lesen, sondern erst später. Und Ihnen so ein blödes Gedicht vorzutragen. Es ist auch das Einzige, das ich auswendig kann. Es war einmal ein Wasserfall, der fiel vom Berg hinab ins Tal, rauschte, sprühte Nieselregen und war bei Gott nicht zu bewegen, es einmal bergwärts zu probieren. Da musste ich ihn ignorieren. Da stürzte sich der Wasserfall in voller Absicht. Suizid. Die Wand hinauf und dann ins Tal. Und wurde so zum Todesfall. So, jetzt wissen Sie, Unsinn ist Unsinn. ist Unsinn. Das Bestellformular für eine unbestimmte Zeit war nirgends auszutreiben, der Titel ist natürlich genauso. 1950, Mutter hatte ein Kalenderblatt abgerissen und damit ein Jausenbrot eingewickelt. Nicht nur er wurde so versorgt in die Schule geschickt, sondern auch die anderen schulpflichtigen Geschwister. 50, eine runde Zahl, so glatt, als käme sie direkt von der Kosmetikerin. Ein Irrläufer. Alleinstehend konnte sie auf die Anzahl von etwas hinweisen. 50 Äpfel, 50 Seiten eines Buches, 50 Stunden, eine 50-Tage-Woche. In Beziehung mit der 19 stand sie im Kontext mit dem Jahrhundert. 1950 war er gerade einmal sieben Jahre alt, ohne Respekt vor Eltern, Lehrern und Heuschrecken. 19 malte er in ungelenkter Schrift auf die linke Seite des Heftes und 50 auf die rechte. Dann hielt er sich direkt vor die Nase, bis sie zu 1950 verschwammen. Als Solisten waren sie unbedeutend und trugen nichts zur Gesundheit bei. Wie weit reichen Erinnerungen zurück? Um 1900 planschte er noch in einem Dümpel und wartete auf den Storch, der in seinem zukünftigen Elternhaus fliegen würde. Der Glaube an die Wirkung des Zuckerstückes im Schlafzimmerfenster ließ Ameisen eine wie Asphalt glänzende Straße bilden. 50 erfolgreiche Zuckerfallen hätten die Familie aus allen Nähten platzen lassen und einem Diabeteskrankenstorch die Zustellung versüßt und gewiss hätte er dem Zuckerbäcker Zwillinge ins Bett gelegt. süßt und gewiss hätte er dem Zuckerbäcker Zwillinge ins Bett gelegt. Das Bestellformular für eine unbestehende Zeit war nirgends aufzutreiben. Kein Mensch konnte ahnen, wie erfolgreich sich der Knabe entwickeln würde. Er war nicht immer ein Einzelgänger gewesen. Viele Jahre lebte er in wilder Ehe. Als die Wildheit nachließ, das Sexualleben sich verabschiedete, tat sie das Gleiche. Er nahm es zur Kenntnis, das war alles. fragte er, was sie sich darunter vorstelle. Seine Hörgeräte versagten ihm des Öfteren die Unterstützung, setzten ihn, ohne dabei eine Gefühlsregung zu zeigen, der Peinlichkeit eines Missverständnisses aus. Sie meinte wohl ihre Mitte, die in ihrem Denken verankerte, fein ausbalancierte, aber er, auf sich allein gestellt, ein Gehirn auf zwei Beinen, hatte sie nicht verstanden. Als sie an diesem Abend auseinandergingen, hatte sie über die Schulter mit einem vielsagenden Lächeln zurückgeblickt und morgen gesagt. lächelnd zurückgeblickt und morgen gesagt. Morgen, wiederholte er fragend. Zwischen heute und morgen existiert dieser schmale Spalt, diese Spanne, in der sich die Zeit ohne Rücksicht auf irgendwelche Wünsche verselbstständigt. Wenn dir irgendwas einfällt, das nicht zu deinen Erinnerungen passt, dann steck den Daumen zwischen diese Seiten und warte. Morgen kann alles ganz anders aussehen. Er kannte ihre Mitte des Lebens nicht. Woher auch? Sie hatte morgen gesagt und ihn ratlos zurückgelassen. Es ist nicht leicht, das zu beenden. Damit hatte er fertig zu werden. Nie hatte er nachgedacht, wie viel Zeit das in der Realität ergibt und ob man darauf Rabatt erhalten kann. Hannah Arendt meinte, wenn zwei Menschen auf sich zukommen, dann geschieht ein Wunder. Heute wundert sich niemand, wenn sich Wunder im Zuge ihrer Abnützung auflösen. Wenn morgen eine neue Zukunft beginnt, ist das heute bereits archiviert. 24 Stunden spulen ihr Tagesprogramm ab, 1440 Minuten ohne Babypause. Die Nacht hebt den Schleier. Da hat man die Idee, kennt auf jede Frage eine Antwort, könnte Auskunft geben, aber wie vom Blitz getroffen erstarrt man, wird zur biblischen Salzseile, stottert sich hilflos ins Dümmliche, verdrückt sich schamrot in eine dunkle Ecke. Er saß beim Fenster, trank seinen Kaffee, dachte ein letztes Mal an sie, dachte an morgen, hob die Tasse, um das letzte Norgerl herauszuschlürfen. Dabei musterte er den Himmel, die Wechselspiele heiter bis wolkig und spürte, wie sich die Brust dehnte und wieder zusammenzog. Sein Blick kletterte die Fassade des gegenüberliegenden Hauses hinauf und hinunter, als sähe er sie zum ersten Mal. Die Karyatiden zwischen den Fenstern, hoch oben ein Band aus gleich verlaufenden Ornamenten. Hoch oben ein Band aus gleich verlaufenden Ornamenten. Morgen schien ein Versprechen zu sein, das einzulösen war. Gleichzeitig schwebte das Wort wie ein Damoklesschwert über ihn. Zu spät, sagte er sich, es ist vorbei. Dann stand er auf und ging zur Tür. Ihr Flugzeug verschwand gerade von den Radarschirmen des Flughafens in Richtung Süden. Blöde Gans, das Wort zwängte sich widerwillig zwischen den Zähnen herik. Dort saß er an seinem Schreibtisch, die Ellbogen aufgestützt, den Kopf in den Händen und dachte nach. Wie lange dauert die ewige Liebe, Freundschaft, Treue, das Glück, das ewige Licht leuchte uns. Er war nicht alt, aber in diesen Minuten fühlte er sich wie ein alter Mann, an dem sich das Leben unbemerkt vorbeigeschlichen hatte. Er schreckte auf. Seine innere Uhr erinnerte ihn, dass es Zeit wurde für die Visite. Sein Morgen, weit weg, in einem Airbus, irgendwo hin. Solange er anfing, über Menschen wie Camus, Satre oder Wittgenstein nachzudenken, schwirrte in seinem Kopf ein Bienenschwarm um die grauen Zellen. Wie sollte man da einen klaren Gedanken fassen? Er ringt mit einem Gott, der ihm nicht gehört, der ihm wahrscheinlich nie zuhören und ihn schon gar nicht verstehen wird, den er in diesem Zustand ganz gut brauchen könnte? Was nützt die unbefleckte Reinheit eines unbeschriebenen, von keinem Wort und keiner Zeile geschändeten Blattes, wenn es am Ende der Zeit jungfräulich im Papierkorb landen wird? Wie sollte er seiner Ungeduld erklären, dass es einfach Zeit brauchte, bis sich diese Gedankenwelt auftat? Er ist bereit, das Fenster zur Welt dieser Denker zu öffnen, aber es klemmt. Kann man in den letzten Stunden des Todes, in den allerletzten Minuten über ein ganzes Leben nachdenken? Ziehen die Jahre vorbei wie eine von einem sich aufopfernden Hirten begleitete Schafherde mit Hunden, die im Hinterhalt lauernde Gefahren aufspüren und vertreiben? Viele seiner Wegbegleiter verschwanden in geistiger Umnachtung aus dem Blickfeld, aus dem Sinn, begraben im Vergessen, das die Zeit mit sich bringt. Wie also soll man ein Leben in einen einzigen Tag zusammenfassen? Wie kann man das anlegen? Kann er das mit den Genossen in den Gräbern besprechen? Dass das Arbeitsklima im Krankenhaus, in seinem, wie er gerne betonte, so angenehm geworden war, war nicht alleine sein Verdienst. Er hat ihnen mitgewirkt, hatte darauf geachtet, wer mit wem zusammenarbeitete und ob sie das gerne taten. Für alle, vom Oberarzt bis zur Putzfrau, hatte er stets ein offenes Ohr und deshalb spielte es keine Rolle, ob er anwesend war oder das Haus bei einem Kongress vertreten durfte. Mutter hatte ihm eingebläut, benimm dich ordentlich, wir sind nicht auf der Nudelsuppe daher geschwommen. Die steile Karriere vom einfachen Arzt zur Spitze dieser Klinik bewältigte er, vom eigenen Können überzeugt und von loyalen Kollegen am Seil gesichert, in kürzester Zeit. Der gesellschaftliche Hintergrund war hilfreich, aber seine ausgeprägte Persönlichkeit, ja, sein Charisma, das seine Führungsqualität bereits vorher kennen ließ, waren schlussendlich entscheidend. früh erkennen ließ, waren schlussendlich entscheidend. Heute war er als Herzspezialist eine gefragte Kapazität, ein Mann, dessen Meinung gerne gehört wurde. In seiner Wohnung haftete ein kaum wahrnehmbarer Duft ihres Parfums, eine angebrochene Flasche und zwei Gläser standen herum. Noch vor dem Eintreffen des Morgentaus waren alle Spuren der Zweisamkeit beseitigt. Ein Dorn im Auge verheißt nichts Gutes, ein Dorn im Herzen bohrt und ein Verlassener spürt den Stachel. Sie hat ihn sitzen gelassen. Das sitzt. Was füttert man einem hungrigen Teufel? In der Not frisst er Fliegen. Ein appetitliches Dinner. Oh, dachte der Rotwein, oh. Das war alles nicht, weil er nichts zu sagen gehabt hätte. Er sagte nichts, weil er annimmt, dass eine Pantomime überall verstanden wird. Seine Sekretärin hatte vor einer Stunde die Kaffeemaschine angeworfen und tippte den Bericht der vergangenen Woche in den Computer. Spürte er bereits das Alter? Niemals würde er das zugeben, aber er brauchte eine Auszeit. ist um diese Jahreszeit wunderschön und wenn wir sie dringend brauchen, sind sie für uns schnell erreichbar. Er hatte nur kurz genickt und alles andere ihr überlassen. Heimat, fremde Heimat, damit hatte er nichts am Hut. Das Phonetische bis Ende April 1945 als Konzentrationslager. Die Zeit hat kein Gewicht, Zeit macht sich nur wichtig. Gerade jetzt? wer einen Hund nach Fressbarm suchte. Das ergab keinen Zusammenhang. Verärgert schließt er mit dem Fuß den Stein ins Wasser. Er war hier, um sich zu erholen. Das Klima der oberen Adria werde ihm guttun. Lange Spaziergänge würden seinen Blutkreislauf regenerieren, ein Ölwechsel, der schon lange fällig ist. Eine mit Ratschlägen gewühlte Tasche hatte ihm Christa, seine Sekretärin, in die Hand gedrückt. Nützen Sie Ihren Urlaub. Sie sagte es so leise, dass er sie kaum verstand. Ein Tränenlein glitzerte in ihrem Auge und sie wandte sich rasch ab. Die Sonne badete in den Wolken und eine Blumenwiese war sein Bett. Sanft wie eine Geliebte streichelte der Wind seine Haut und in den Mulden der Bohren sammelte sich das Wohlgefühl. Die Gedanken glitten langsam aber stetig mit den Wolken gegen Osten. An den Rändern blitzte das Licht einer verspäteten Sonne, ein goldener Uniformstreifen, der blendete. Das Gras wuchs zwischen den Zähnen und er lag da und staunte stumm. Er, der nicht an Wunder glaubte, sah zu, wie es höher wurde und dachte an den Rasenmäher. Instinktiv hob er die Beine an, streckte sie weg aus der Gefahrenzone, weg von dem, was eben geschah. Er träumte. In seinem Sonnenambullenleben stritt er immer wieder mit dem schwarzen Kater der Nachbarin über die Lufthoheit am Dach. Spreng, befahl er ihm. Der aber folgte unbeherrt seinem Instinkt bis zum Ende des Vierstes, hechtete von dort in das wogende Meer des Weizenfeldes und ward nie wieder geschehen. Das Licht der hellen Vollmondnacht dämpfte ein gnädiger Nebel, die Leuchtmittel der Straßenlaternen bemühten sich, so gut sie konnten. Trauer überzog das Land. Die Tränen der untröstlichen Nachbarin versiegten Als eine schwarze Katze in das freigewordene Revier einzog Erst als ihm klar wurde, dass er geträumt hatte Fand er sich wieder zurecht Spürte den Druck auf seine Blase, der ihn zum Aufstehen zwang Der Weg zum Ristorante führte ihn über die Ausgrabungen der Basilica della Corte ins Zentrum von Grado. Ein leichter Nieselregen hatte er eingesetzt, ihn fröstelte. Die Zeit, die sich sonst aufführte wie eine übergewichtige Matrone, hatte ihn eingehüllt wie der Knödelteig seinen Inhalt. Sie hatte ihren Weckruf, Halali ertönen lassen. Er war nicht zu überhören. Er hatte sich nie darum gekümmert, weil anderes wichtig war. Sie war ihm scheißegal. Es gab immer Wichtigeres, sodass er nicht bemerkte, wie sie neben ihm herlief und hetzte. Und jetzt hatte sie ihn aufgerüttelt, hat ihn erschreckt, wie man ein Kind erschreckt, das sich vor der Larve des Krampus fürchtet, hat ihm weiche Knie beschert und das Essbesteck aus der Hand genommen. Gibt es ein Geheimnis, das in der Tiefe der Seele schlummert und auf seine Erweckung wartet? Musste er diese Tiefe ausloten, steigt es von selbst herauf, öffnet sich das Herz wie ein Theatervorhang und entlafft es auf der Bühne des Lebens als Banalität, zeigt es sich, dass das Geheimnis, welches nun keines mehr ist, nur eine ganz gewöhnliche Torheit, eine Eselei war, die aufgrund der um sie entstandenen Pharma ihre Bedeutung erhielt. Er rückt zur Seite, lässt alle diese Dummheiten an sich vorbeiziehen und beobachtet, wie sie sich in Luft auslösen. Er fragt sich, wo der Spaß am Älterwerden bleibt. Gibt es den gar nicht? Hat er einen übersehen? Womöglich verpasst? Er las jeden Vormittag drei Stunden. Ludwig Wittenstein sagte, die Welt ist alles, was der Fall ist. Das ist jetzt gerade nicht sein Fall. Damit will er sich später ausführlich beschäftigen. Es gliehe ich einer bitteren Pille, die man lieber ausspucken möchte, aber es war an der Zeit, der Steuer aus der Hand zu geben. Ab und zu an Tagen, die ihn übermäßig gefordert hatten, hatte er mit dem Gedanken gespielt, aber am nächsten Tag wieder aufs Abstellgleis geschoben. Er hätte nichts anderes machen können, denn sein Gehirn entschied nach den gespeicherten Informationen. Es entschied, was ihm zu diesem Zeitpunkt als richtig erschien. Und war das schlecht? Nein. Allerdings gab es keinen Diskussionsspielraum. Danke vielmals. Applaus Wir kommen zu einer Erzählung. Wir kommen zu einer Erzählung. Das Haus am Hang von Andreas J. Obrecht. Herr Obrecht hat bisher zwei Bücher im Verlag Bibliothek der Provinz veröffentlicht. Einmal Anne-Marie Imhof, Meine Großmutter, die Baronin, erzählt einerseits die Geschichte dieser Großmutter, andererseits auch hat das autobiografische Teile und Motel Afrik. Andreas Obrecht ist Soziologe und Entwicklungsforscher. Sie kennen seine Stimme möglicherweise aus dem ORF Punkt 1 und im Gespräch, was er nicht nur moderiert, ich glaube er hat gesagt 600 Sendungen bereits, sondern die eben auch selbst entwickelt. Das Haus am Hang ist ein vielfältiges Gebilde, es sind erzählerische Passagen, aber manche sind dialogisch, also wie ein Theaterstück und ein entscheidender Moment ist, dass es nicht chronologisch erzählt wird, es ist eine Liebesgeschichte zwischen einer Seniora und einem Seniore in einem südlichen Land, Vieles bleibt vage und ist sehr veränderlich. Aber dazu selbst Herr Obrecht, bitte. Danke, Axel, für die nette Einleitung. Meine Damen und Herren, ich freue mich, dass ich hier bin. Es gibt diesen Spruch, junge Dichter schreien über die Liebe. Das stimmt natürlich nicht, weil junge Dichter schreien über den Tod. Es sind die alten Dichter, die über die Liebe schreiben. Und so habe ich mir gedacht, in die Jahre kommen, werde ich jetzt eine Liebesgeschichte schreiben, wie du das auch gesagt hast. Und es ist aber eine akronymologische Liebesgeschichte, eine nicht-lineare Liebesgeschichte. Das heißt, es geschehen Dinge, die so einfach nicht passieren können und Zeit und Raum verrücken auch ein bisschen. Und das Haus am Rand ist ein Haus, wo dieses Liebespaar, das sehr das sehr unterschiedlich ist von den Individuen her, einzieht. Das führt ein Einglägen. Das verändert sich die Wände, die Strukturen, die Böden. Das Haus verändert sich nach Maßgabe der Gefühle, der Gedanken seiner Bewohner und Bewohnerinnen und Bewohner. Und die Züge spielen auch eine gewisse Rolle. Da passieren auch sonderbare Dinge mit den Zügen und daraus möchte ich Ihnen jetzt einen kleinen Gå inn i kålen. Tja, das Sonderbare ist, dass das Papierchen, das ich reingesteckt habe, jetzt woanders steckt. So viel ist klar und so beginnt auch der Text. So viel ist klar, der Zug wird nicht mehr weiterfahren. Er hat sein Ziel erreicht. Er ist hinter die Grenze gelangt. Alles aussteigen, hat es aus den Blechern ein Lautsprecher getönt. Wir haben unser Ziel erreicht. Endstation hier. Wer hat gesprochen? Die Schaffnerin, der Lokomotivführer. Signora ist eine Weile noch auf der zerschlissenen Bank sitzen geblieben. Dann ist sie aufgestanden, hat ihre Tasche unter den Arm geklemmt und ist zur nächsten Tür gegangen, die bereits offen stand. Heiße Luft ist von draußen in den klimatisierten Waggon gedrungen. Vier Schritte, die Gittertreppe hinunter, dann ein Sprung, angekommen ist sie im Meer aus Trockenheit. Verdutzt schaut Signora um sich, niemand außer ihr ist hier auf offenem Gelände ausgestiegen. Die anderen Passagiere müssen die Aufforderung überhört haben, aber waren überhaupt andere Fahrgäste mit ihr im Waggon? Sind nicht die meisten, vielleicht sogar alle, an der letzten Station vor der Grenze ausgestiegen? Sie war unkonzentriert gewesen, hatte an Seniore gedacht, Sie war unkonzentriert gewesen, hatte an Signore gedacht, konnte sich nicht erklären, warum sie nicht mit ihm in der Nähe des Hauses am Hang gelegenen Stadt aussteigen konnte, warum Signore dann offenbart hatte sie den Bahnhof der nahen Stadt erreicht. Es waren einige andere Fahrgäste, die warteten, bis sich die hydraulische Zugtür öffnete und sie auf das Gleis Nummer 3 strömten. Signore hatte Signora an Händen gehalten. Aber in dem Moment, als die beiden ebenfalls über die Schwelle treten wollten, ertönte ein schrecklich lauter und schriller Pfiff. Noch bevor sie ins Freie treten konnten, schloss sich die Tür. Ein Ruck ging durch den Zug. Signora drückte den grünen Knopf an der Tür, auf dem Öffnen stand. Aber sie öffnete sich nicht. Niemand mehr hielt ihre Hand. Niemand mehr stand neben ihr. Niemand mehr. Ein zweiter Ruck ging durch den Zug. Sie rief nach dem Schaffner, dass sie aussteigen wolle, aber kein Schaffner ließ sich blicken. Am gegenüberliegenden Bahnsteig Nummer 4 hallte jetzt ebenfalls der schrille, laute Pfiff und der dort wartende Zug schloss mit einem fauchenden Geräusch seine Türen. Jetzt sah sie Signore in dem gegenüberliegenden Zug auf Bahnsteig Nummer 4. Er trommelte mit beiden Fäusten gegen die Tür. Was um Himmels Willen machte Signore da? Wie war er dort hinüber gelangt? in entgegengesetzter Richtung den Bahnhof zu verlassen. Sie hatten einander noch eine kurze Sekunde in die verwirrten, entgeisterten, entsetzten Augen geblickt und erkannten einander als jene, deren Liebe mächtiger als all die Zeit und Bewegung geworden war. Die beiden Züge fuhren ihren Endstationen entgegen, dem Meer aus Wasser, dem Meer aus Trockenheit. Niemand kann Seniore Auskunft über den Zwischenfall geben. Der Schaffner nicht, der Bahnhofsvorsteher nicht und auch nicht der Beamte, der gelangweilt in der kleinen Polizeistation Dienst versieht, die sich am Ende der weitläufigen Bahnhofshalle befindet. Der Schaffner sagt, hier ist Endstation. Ihre Frau kann nicht weitergefahren sein als bis hierher. Signore, aufgebracht und irritiert, versucht noch einmal den Sachverhalt zu erklären. Signora, also meine Frau, ist nicht weitergefahren. Signora ist zurückgefahren, ist in dem Moment, als wir aus dem Zug aussteigen wollten, mit dem Zug am gegenüberliegenden Bahnsteig in die entgegengesetzte Richtung fortgefahren. Also in die Richtung, aus der wir gekommen sind. Nach Norden. Verstehen Sie? Der Schaffner ist genervt. Jetzt steht er schon fünf Minuten mit dem offensichtlich verwirrten alten Mann hier am Bahngleis herum, obwohl er doch nach langem Dienst seinen Feierabend hat und eigentlich nur so schnell wie möglich in die Räumlichkeiten für Bahnhofsbedienstete eine Dusche nehmen, sich umziehen und in einer nahen Trattorie einen herkömmlichen und entspannenden Grappa trinken will. Signore, ich weiß wirklich nicht, was Sie von mir wollen. Die Stimme des Schaffners wird eindringlich. Vielleicht wollte Ihre Frau zurückfahren, weil es sie einfach, weil es sie sich einfach anders überlegt hat, weil sie möglicherweise Streit mit Ihnen hatte. Vielleicht wollte sie zurückfahren, um, um, Signore unterbricht den Schaffnerforsch. Um was denn wohl? Hören Sie, Signore macht eine Drohgebärde. Wir hatten keinen Streit. Was fantasieren Sie da zusammen? Ich dachte nur, es hätte sein können. Hätte sein können, war aber nicht. Und überhaupt ist ihre Bahngesellschaft seltsam. Was sage ich? Sie ist brandgefährlich. Verpflanzt zahlende Passagiere, die einfach aussteigen wollen, in einen anderen Zug, der plötzlich in die entgegengesetzte Richtung losfährt, ohne dass irgendetwas dagegen getan werden kann.« Der Schaffner schaut den alten, jetzt abermals müde wirkenden Mann streng an. »Nein, dieser da wird ihm nicht den Abend verderben. Wissen Sie was, Signore, also wenn Sie sich beschweren wollen, dann kontaktieren Sie doch bitte den Bahnhofsvorstand. Der Schaffner blickt kurz auf seine Armbanduhr. Emilio Garibaldi müsste noch im Dienst sein. Wenn Sie sich beeilen, wird er ihnen weiterhelfen können. Sie tragen aber als Schaffner Verantwortung für den Zug. Der Alte lässt sich offenbar nicht so leicht abschütteln. Ich weiß, Ihre Frau ist plötzlich an Ihrer Seite verschwunden. So ist es, und ich habe sie eindeutig und unwiderruflich mit dem Zug am gegenüberliegenden Bahngleis in die entgegengesetzte Richtung abfahren gesehen. Ja, in dem Moment, als sie mit ihr aus meinem Zug aussteigen wollten. Jetzt wird der Schaftner wirklich ungeduldig. Das haben sie mir nun schon fünfmal erzählt. Genauso ist es. Ich habe, Signore, der Schaftner wird laut. In seiner Stimme liegt etwas Unangenehmes. Ich kann ihr Problem nicht lösen. Hier ist Endstation und ich habe nun schon seit über zehn Minuten dienstfrei. Wissen Sie, dienstfrei brüllt der Schaffner. Der Alte glotzt ihn unbehaglich an. der Schaffner. Der Alte glotzt ihn unbehaglich an. Buenasera vai a Garibaldi, ruft der Schaffner, dreht sich um und strebt im Laufschritt der Bahnhofshalle zu. Signore hat keine andere Wahl. In einem kleinen, überhitzten Büro mit abgestandener schlechter Luft findet er nach einigem Suchen Emilio Garibaldi. Er versucht ganz ruhig zu sein, überlegt und sachlich zu sprechen. Warum hat mich ihr Zug hierher gebracht, in diese südliche Stadt? Emilio Garibaldi zuckt mit den Augenlidern und wischt sich mit einem blümchenverzierten Stofftaschentuch seine schweißnasse Stirn. Signore und ich wollten bloß in die, unserem Wohnort nahegelegene Stadt. Und jetzt bin ich hier gelandet, weit weg von zu Hause, ganz ohne Signora. Haben Sie eine Erklärung dafür? Der dicke Garibaldi blickt Signore ungläubig an. Wenn das Zugfahren ein einziges Chaos ist, Signore spürt, dass das mit der Ruhe von kurzer Dauer sein könnte. Wenn Sie also nichts gegen dieses Chaos unternehmen, dann wird Ihre Bahngesellschaft bald pleite gehen. dieses Chaos unternehmen, dann wird ihre Bahngesellschaft bald pleite gehen. Signore hört seine Stimme anschwellen. Mit der Ruhe ist es definitiv vorbei. Es kann doch nicht sein, dass die Züge fahren, wohin es ihnen beliebt. Das ist Betrug am Kunden. Der Bahnhofsvorsteher nimmt seine runde Brille von der Nase und beginnt sie mit dem schweißnassen Taschentuch bedächtig zu putzen. sich, presst Signore heraus, bevor er sich in einem abgewetzten Raternsessel fallen lässt, der vor dem ausladenden Schreibtisch des Bahnhofbediensteten steht. Zeigen Sie mir mal Ihr Ticket. Umständlich und zittrig kramt Signore die beiden Fahrkarten aus seiner ledernen Umhängetasche, die sie online gekauft haben. Wie sehr haben Signore und er sich gefreut, dass nun die gemeinsame Fahrt in die nahe Stadt beginnt. Wege, die sie getrost einen schönen, entspannten Tag antreten lassen. Aha, ach so, Emilio Garibaldi lässt die beiden Tickets von der einen Hand in die andere und wieder zurückwandern. Alles in Ordnung also. Was denn in Ordnung? Ihre Tickets sind gültig. Natürlich sind sie gültig. Und sie haben auch für die ganze Strecke bezahlt. Was denn für eine Strecke? Wir wollten von daheim bis zur Endstation. Alles klar, kein Problem also. Emilio Garibaldi wirkt erleichtert, als er sich mit seinem mächtigen Bauch über die Schreibtischplatte beugt und Signore die beiden Fahrkarten unter die Nase hält. Abfahrt und Ankunft stimmen exakt. Wir haben nicht einmal Verspätung heute gehabt, das ist sehr selten. Entgeistert sieht Signore den Namen der südlichen Stadt am Meer in Blockbuchstaben auf der Fahrkarte geschrieben. Die Buchstaben verschwimmen vor seinen Augen. Er hat das Gefühl, dass alle Kraft und aller Widerstand aus ihm gewichen sind. Aber das ist doch, das kann doch nicht. Ich schwöre, dass wir. Sie sind gut gereist mit ihrer Gattin und gut angekommen. Wohlgemerkt, ohne Verspätung. Hier ist Endstation. Sie haben für die Strecke gemäß der hier verzeichneten Abfahrts- und Ankunftszeichen sieben Stunden und 32 Minuten benötigt. Keine Minute kürzer, keine länger. Signore nimmt die beiden Fahrkarten und lässt sie in die lederne Umhängetasche rutschen. Emilio Garibaldi, sehr schwerfällig, blickt auf die laut tickende, ominöse Wanduhr. Auch er habe nun dienstlos und sei froh, dass sich das Missverständnis aufgeklärt hat. Aber wir sind weniger als eine Stunde unterwegs gewesen. Signore hört seine Worte wie aus einer anderen Zeit, von einem anderen Ort, während ihm der Bahnhofsvorsteher freundlich, aber bestimmt den Weg zur Tür weist. Ihm bleibt nur noch die Polizeistation. Meine Frau, also die Signore ist entführt worden. Von wem? Von einem anderen Zug. Von einem Zug? Haben Sie die Täter gesehen, die Signore in den Zug gezerrt haben? Nicht wirklich, aber sie waren ja an der Seite von Signore, als das passiert ist. Also es ging alles sehr schnell und ich konnte keine Täter ausmachen, weil in dem Moment, dass wir aussteigen wollten, also exakt in dem Moment, dass sich die Tür des Zuges geöffnet hat, ist Signore schon in einem anderen Zug am gegenüberliegenden Bahngleis in die entgegengesetzte Richtung losgefahren. Ich habe das genau gesehen. Wir haben einander in die Augen geschaut. Sie hat, so wie auch ich, sehr überrascht gewirkt. Aber Spuren von Gewalt waren weder in ihren Augen noch sonst wie zu erkennen. Ich weiß nicht, was passiert ist. Ich weiß nicht, wie das alles kommen konnte. Aber ich weiß, dass das, was ihr geschehen ist, gegen ihren Willen geschehen ist. Da bin ich mir absolut sicher. Wenn Signora zurückfahren hätte wollen, hätte ich ihr nichts in den Weg gelegt. Niemals habe ich ihr etwas vorgehalten. Niemals hat sie mich zu etwas überreden wollen, das ich nicht mochte. Niemals hätte ich sie dazu veranlassen wollen, gegen ihr Gefühl, ihre Intuition, ihren Wunsch zu handeln. Aber von wem Signora gegen ihren Willen in die entgegengesetzte Richtung geschickt worden ist, das weiß ich nicht. Vielleicht können Sie, nehmen Sie Drogen, unterbricht der Polizist den alten Mann. Niemals habe ich Drogen genommen. Signora hat früher manchmal Drogen genommen, aber ich niemals. Ein Indiz. Ein Indiz wofür? Für eine toxische Beziehung. Für eine was? Wollen sie nun eine Anzeige erstatten oder nicht? Gegen wen? Das müssen sie doch sie wissen! Gegen unbekannte Täter, gegen Entführer, gegen die Bahngesellschaft, vielleicht gegen ihre Frau, was weiß denn ich? Die fette Fliege hat ihren vormaligen Landeplatz verlassen und summt nun um das ratlose Hirn von Signore. Der Polizeibeamte hat ein Formular vor sich ausgebreitet und einen billigen Kugelschreiber aus einer Schreibtischlade geholt. Signore fuchtelt mit den Händen, aber die fette Fliege lässt sich nicht vertreiben. Sie umrundet toxisch seinen Schädel. Auf ihm wirst du nicht landen, denkt Signore trotzig. ihm wirst du nicht landen, denkt Signore trotzig. Vielleicht aber wollen sie auch in den nächsten Zug steigen, der sie von hier, von der Endstation wegbringt, der in die entgegengesetzte Richtung fährt, der sie ihrer Signora näher bringt. Irgendwo wird sie ja sein, vielleicht ist sie irgendwo ausgestiegen. Wenn keine Gewalt im Spiel war, geht es ihr sicherlich gut. Haben denn Sie keine Nachricht von ihr auf dem Handy, dem Tablet, auf ihrem E-Mail-Account? Bis jetzt nicht, antwortet Signore sehr leise. Wenn Sie keine Anzeige erstatten wollen, dann kann ich Ihnen nicht weiterhelfen. Signore blickt durch das staubige Fenster. Der Polizist steht auf, klopft dem mutlosen alten Herrn auf die Schulter. Es geht bald die Sonne unter. Auch ein Polizist hat ein Anrecht auf Feierabend. Jetzt klingt die Stimme des Ordnungshüters sehr freundlich. Alles wird gut. Sie werden sehen. Alles wird gut. Danke. Genug Prosa. Wir kommen zur Lyrik, von der ich schon am Anfang gesprochen habe, von Margit Werner-Pietsch mit Bildern von Ernst Kritscher. Es ist ein sehr schönes Buch geworden und mit diesen Bildern, die mich etwas an den, wenn Sie die Bilder von Klee kennen, zu den Engeln, etwas an diese Bilder erinnert haben. Margit Werner-Pietzsch ist Wirtin vom Salzstadl in Stein an der Donau. Das ist eine Gastwirtschaft, die gleichzeitig eine Bühne betreibt, Theater beziehungsweise auch viel Jazz. Und sie hat ihrem Gedichtband den Untertitel Anrufungen gegeben und da öffnet sich die Perspektive, wir haben viel auch über das Ende des Lebens gehört, vielleicht in eine spirituelle Richtung oder die Anrufung von jemandem, der die Sprecherin verlassen hat. Bitte, Frau Werner-Pietz. Anrufungen und Schutzengel und ein bisschen gewöhnliches Leben dazwischen möchte ich Ihnen präsentieren, wenn ich gut hörbar bin. Auf Zehenspitzen Meinen Engel habe ich losgelassen und stehe frei. stehe frei. Bang noch die Frage, ob er, höher schirmend, weiterhin über mir wacht oder ein anderes ruft ihn an und er zieht ab von mir seinen Schutz. Nein zu diesem Abwärtstrend. Vorsichtig sich heben, in den sicheren Stand auf ziehen Spitzen. Komme gleich. Komme gleich. Alles mir nachjauchzt freudig die Erwartung und springt voraus ins Leben. Komme gleich, sagt die Vernunft. Ich bin mit dem Abwägen noch nicht fertig. mit dem Abwägen noch nicht fertig. Einen Moment bitte wirft zaghaft die Vorsicht ein und verhallt ungehört. Ich werde nicht länger warten, stöhnt entfesselt das Verlangen. Und was das Gewissen von sich gibt, ist nicht mehr von Bedeutung. Wartet auf mich, warum renne ich so, laufe davon, laufe hinten nach, noch immer nicht Nein sagen gelernt. Diesen Gefallen werde ich noch tun und jenes erledigen und auch diese Verpflichtung noch wahrnehmen und auch diesmal wieder zustimmend nicken, trotz des Wissens im Voraus um die zusätzliche Last. Und schon stolpere ich über die nächste Aufforderung. Wenn ich endlich alles zu aller Zufriedenheit erledigt haben werde, komme ich zu mir? Komme ich dann noch zurecht? Ich hinter meinen Träumen her, aber längst hat es mir alle Fälle davongetrieben. Muss sie mir bald wiederholen. Engel für den Fall, sündigen als Notwendigkeit, damit Ringenumläuterung erfolgen kann und gerechtfertigt ist. Das bewahre und neuerliche Fallen ist unabdingbar für das weitere Kreisen im Spielverlauf. Den Resonanzraum ausreizen, Hände ringend zurückschrecken, verzweifelt Haken schlagen. Angst vor Strafe ist kein Argument und hat ausgedient. Bedarfsweise kläglich Halt fordern. Bei abgedankter Versuchung mit dem Willen zum Ausstieg Schritt vor Schritt setzen. Ich will. Ich will auch draußen dabei sein. Und ich will in die Sonne hineinlaufen. Und ich will ein trotziges Gesicht machen. Und ich will mit dem Fuß aufstampfen. Und ich will auch einmal geliebt werden. Ja, ich will mit dem Kopf durch die Wand und ich will jetzt für mich das Leben haben. Ich will und ich will und ich will. Und das Puppenkind, das Eigensinnige zerspringt bei dem Versuch, alles erzwingen zu wollen in kleine Einzelfreiheitsteilchen, in kleine einzelne Teilchen Freiheit. Seien wir uns ehrlich. Seien wir uns ganz ehrlich. Die Fühlen, wenn man sie so beobachtet mit anderen und wie sind sie da bei uns, wer soll denn das alles? Weil wenn wir uns ehrlich sind, wenn die alle bei mir und wenn die von da unten auch noch, so mir nichts, dir nichts, wir kennen uns doch nicht. Man muss ja direkt. Aber wenn wir uns ehrlich sind, wir werden es nicht von heute auf morgen. Solche Zustände wie bei dir, es müsste einmal so richtig sein. Man kann sich ja nicht alles. Na, ist das nicht? Na, seien wir uns doch ehrlich. Abweisende Grenzbalken Abweisende Grenzbalken öffnen sich widerwillig. Engstirnige Spießbürgerlichkeit fürchtet um die gut gefüllten Futtertröge. Erzwungene Wohltätigkeit wirft sich in die Brust. Gebrochener Stolz muss die Hand aufhalten. Der Geschmack von Almosen hinterlässt Spuren von Bitterkeit Geduldet sein begreift sich mit Schrecken Die Angst vor Abgeschobenwerden hängt drohend in zu engen Wohnungen denkt drohend in zu engen Wohnungen. Neue Heimat ist ein weiteres unverständliches Fremdwort. Zusammenleben Solangst du fährst und an meinen Tisch stößt, kannst du vielleicht das Plärn anstehen und bitte, stöh endlich die Schuhe ins Kastl. Ich kann mir nicht vorstellen, was in deinem Kopf vorgeht. Der Klausel stößt auch woanders an. Ja, jetzt gibst du wieder einmal eine Vorstellung. Versteh dich nicht so. Mit so einer Einstellung kommst du nicht weit. Das wirst du anstellen müssen. Mit denen geschau, wer soll dich einstellen? Manchmal muss man sich auf ihre stellen. Dann bist du gut aufgestellt. Na, was stellst du denn du vor? Fahrst du mir mit deinem Gestühl ins Gesicht? Allweil mit deiner Vormachtstellung. Glaubst nicht auch, wir werden uns umstellen müssen? Die höhere Instanz, so eine solche erfahrbar, anrufungsbereit, Vermag Richtzeichen zu beleuchten, dem Willen zur Wirkung als Stütze. Die Milbe, die Mikrobe Mensch, birgt Möglichkeiten unbenommen, Besinnung vorausgesetzt, bereit zur Gestaltung. Wie in weitem Flug gelehrigen Blicks das Auszuübende Orten. das Auszuübende Orten. Verseuchtes Verwandeln, Bitteres aus dem Poren schwitzen, das Bessere beschwören. Wir-Worte Wir wirklich wahrhaft willigen, Wohlstand wehnenden Wohnmenschen, Widersinn wehlenden Wahnmenschen, würden Wasser wie Wiesen, wie Wälder, wie Werke, wie Weidendes, wie Welten, wenn wir wieder wissen wollten, wie wichtige Warnungen wahrzunehmen wären. Weltkulturerbe. Hätte sich unser Erbe gedacht, was wir mit seiner Kultur gemacht, hätte es abgewunken und wäre schon früher versunken. Die Welt nimmt das nicht Wunder. Geht sie unter? Joi, kommt eh der Komet. Sicher, joi, kommt eh der Komet. Oder die Seich ist schon da. Oder die Sintflut, was weiß ich. Oder der nukleare Winter. Oder der Schwarm. Oder der Dings, der Fallout. Alle sieben Todsünden haben wir absolviert. Was wollen wir mehr? Überleben vielleicht? überleben vielleicht. Aber, aber wer wird denn, aber wenn ich doch was aber und? Ja, aber und ich? aber, und, jetzt. Kopf unter, Kopf über. Das Leben im Schlepptau, an der langen Leine, im im schützenden Arm. Lichtgang, Läuterung, Leben. Lass los, vergib, steh auf. Auf leben wir, Gras und Erde unter Sohlen, Hand auf Holz, Haut an Rinde, Wange an Wange. Genie Rasch sich aufreißend zu heller Tat, dann wieder das Stolpern durch die Geflechte. Geducktes dahintrotten gesenkten Blicks, ausgelatschter Himmel mit hängender Zunge, alles am Körper opfert der Schwerkraft. Erfolge in Serie außer Haus, aber die Seele, die Seele, die bebende über all den Wundern, die noch ausständig sind, er sehnt in der hintersten Herzkammer und die Luftsprünge immer noch beachtlich, verheißungsvoll der Heimathafen. Fragmente. So mit sich leben können müssen, nicht kein einmal fertig werden, Fragmente in jedem Augenwinkel, Ärger sintert aus, die Zeit, Zeit zu wenig, Panik keimt auf, abwartend kreist Verzweiflung, vorwurfsvoll die geöffneten Koffer, noch nicht zurück von der übernächsten Vision. Angefangen lungert ein Vorsatz, in staubigen Ecken hocken trotzig Akten fossile. Vorübergehende Dauerablage auf Stapelschreibtisch Arbeitsplatten. Ausweglosigkeit nebelt ein, Torsi ohne Zahl, auf ewig in Arbeit. Reste vom Großen beginnen. Angel Jack, das ist der slowenische Schutzengel. Über allen sieben Himmeln gleitet er, der dich behüte, wachbereit von hier zu dir. Unter allen sieben Himmeln wanderst du, bei jedem Schritte das Wesentliche gelinge dir. In allen deinen sieben Himmeln werde du. In reiner Güte, Schicht um Schicht, erschließt sich dir. Und was Aktuelles zum Schluss. Ein Gerücht. Jetzt sieht man ein Gerücht in der Welt. Es gibt keinen Krieg mehr, weil keiner hingeht. Die Kriegsminister haben genug vom Schießen und lassen die Arsenale schließen. Munitionsrüsten auf Brotfabriken um, oft leid, Trumpet närmt mir um und um, einstige Volksverzahrer lesen Liebesgedichte bei der langen Nacht der Kirchen. So macht man Geschichte. Es gibt keinen Krieg weil niemand geht hin was wir alles anreißen werden mit so viel freien Energien habt ihr es schon gehört? ich glaube das nicht dass überall die Waffen schieben nur mehr Kuhfagel schieben das tun sie jetzt lieber. Die Armeen werden nicht mehr marschieren, sie üben für symphonisches Musizieren. Statt ein Gewehr werden Zeltaden Noten ausfassen, Drehgruten müssen sie nicht mehr schinden lassen, Leuchttürme werden statt Baracken aufgestellt, in die Kasernen gibt es für jeden Sandler ein Bett. Es geht das Gerücht, ein Kern der Wahrheit ist dran. Es geht das Gerücht, wir schaffen das schon. Sagt es weiter, Menschheit wird gescheiter. Die Influencer teilen das sofort und jetzt, jetzt haben wir ein Gerücht, eine Möglichkeit in die Welt gesetzt. Ich danke Ihnen, dass Sie trotz Hitze, trotz Regen ins Stifterhaus gekommen sind und danke den Autoren und der Autorin, dass sie gelesen hat. Und Hausaufgaben haben Sie jetzt genug bekommen. Liebesgedichte lesen, Kerndl Wahrheit suchen und so weiter. Es gibt einen Büchertisch, an dem Sie sich gerne bedienen können, mehr oder weniger. Und es gibt auch noch etwas zu trinken. Und die Autoren freuen sich natürlich, wenn sie Fragen haben oder sich einfach mit Ihnen unterhalten. Vielen Dank fürs Kommen. Auch ich möchte mich noch bedanken, vor allem für die Organisation beim Verleger Richard Pils, sowie den Autoren und der Autorin Thomas Roman Eder, Grimwald Karra, Andreas J. Obrecht und Margit Werner-Pietsch, sowie bei dem Moderator Axel Roof für den gelungenen Abend. Den Büchertisch haben Sie ja gerade schon angekündigt bekommen. Ich bin mir auch sicher, dass die Autorinnen und die Autoren gerne ihr Exemplar signieren werden. Ich hoffe, Sie haben den Abend genossen und lade Sie auch ein, uns kommende Woche am Montag zu besuchen. Da haben wir um 19.30 Uhr Marlene Strerowicz zu Gast. Die Veranstaltung musste ja im Juni verschoben werden. Manfred Mittermeier wird das Gespräch führen. Bleiben Sie gerne noch ein wenig bei uns. Ich möchte Sie auch noch auf unser Literaturcafé hinweisen, das im Herbst wieder startet. Am 8. September wird das Buch ausgewählt, das gemeinsam gelesen und besprochen wird. Anmeldungen für den Buchclub nimmt meine Kollegin Sandra Malitz per Mail oder auch telefonisch entgegen. Flyer liegen draußen im Foyer auf. Ich danke Ihnen recht herzlich fürs Kommen, wünsche Ihnen einen schönen Abend und sage auf Wiedersehen.