Einen angenehmen Vormittag, Silvana Steinbacher begrüßt Sie herzlich bei Literatur im Dorf. Die gebürtige Braunauer Autorin vereint in ihrem kürzlich erschienenen Roman viele Aspekte. Sie entführt den Lesenden zum einen nach Kuba, zum anderen erzählt sie uns von dem eher ernüchternden Alltag des Journalisten Viktor und berichtet auch über die Gedanken und Überlegungen einer Autorin, um nur einiges zu nennen. Landschaften in Scharallen heißt dieses Buch und es ist erschienen in der Edition Arthof. Und ich möchte mich heute mit der Autorin über dieses Buch natürlich unterhalten, aber auch darüber, über die Art und Weise, über den Zustand der Demokratie und auch über ihre Vorliebe für das Adverb Darob. Ich begrüße jetzt Marlen Schachinger-Pusiol ganz herzlich. Sie waren ja, beziehungsweise es sind diese vielen Ebenen in diesem Buch, wie ich schon erwähnt habe. Beim Lesen habe ich mir überlegt, welche Ebene war denn für Sie eigentlich als Literatin als erste da? Ebene war denn für Sie eigentlich als Literatin, als Erste da? Die Ebene, die als Erste da war, ist diejenige der Kuba-Erzählung. Die stammt auch wirklich, wie sie hier im Buch datiert ist, aus dem Jahr 2009. Ich hatte die grandiose Möglichkeit, Kuba mit KubanerInnen zu bereisen und es wirklich auch mit ihren Freunden, mit ihren Familien, mit ihrem ganzen Umfeld kennenzulernen dadurch. mir nicht sicher war, wie weit es klug wäre, diese Passagen jetzt bereits nach außen zu geben, solange einige dieser Menschen noch im Land leben, auch um niemanden zu gefährden. Sie haben zwar alle sogenannte Nicknames, die sie sich auch selbst gewählt haben, aber doch durchaus war ich mir nicht so ganz sicher und habe mich dann auch mit ihm beraten. Und sie haben auch darum gebeten, ein bisschen zeitliche Distanz zu wahren. Und als die letzte Familie Kuba verließ, habe ich beschlossen, jetzt ist es Zeit, das fertig zu machen. Sie haben den Vorteil gehabt, ich weiß, dass Sie auch sehr gut Spanisch sprechen. Sehr gut weiß ich nicht, das wage ich immer zu bezweifeln, dass man eine Sprache, die man lernt, jemals wirklich sehr gut spricht. Ich bewundere alle, aber Fliesern... Aber doch eben zu sprechen. Sie stellen Kuba auch den Ort Kleinbaumgarten gegenüber. Als zweite Ebene sind andere auch noch, aber Kleinbaumgarten, da war ich mir gar nicht sicher, ob das wirklich existiert. Ich habe dann nachgesehen, es ist ein 300-Einwohner-Ort in Mistelbach. Wieso denn gerade dieser Ort? Mistelbach, wieso denn gerade dieser Ort? Das ist die zweite Ebene. Ich habe mich in diesem Roman ein bisschen auch gespielt mit Wahrheit und Fiktion. Kleinbaumgarten existiert nicht nur wirklich und wahrhaftig, sondern es war 13 Jahre lang auch mein Wohnort. Ich habe dort einen alten Bauernhof aus dem Jahr 1828 besessen und dort auch mit Tier und Pflanzen und Tralala gelebt und gearbeitet. Also meine Homebase irgendwo in der Welt, bis eben vor zwei Wochen. Und dieses kleine Baumgarten ist so ein Kontrapunkt für mich eben auch. Also das Vertraute, das Bekannte, das Heimatliche und im anderen eben auch dann die weite Welt rundum, die rundum liegt. Und diese Figur der Ich-Erzählerin, das sind Tagebuch-Ausschnitte, die ja hier wiedergegeben werden. Das sind fiktiv verfremdete Tagebuch-Ausschnitte aus meinem realen Tagebuch. verfremdete Tagebuchausschnitte aus meinem realen Tagebuch. Es ist wirklich dieses Arbeitsprozess eben begleitet an diesem Roman. Wie könnte man das aufbauen? Was braucht es noch? Was fehlt? Was ist um ein gesamtes Rundes hier zu entwickeln nötig? Was muss ich noch einfügen? Also all das habe ich dann wirklich so eins zu eins mehr oder weniger aus dem Tagebuch aufgenommen. Diese Figur, die einem hier begegnet, begegnet einem auch in den anderen Erzählebenen wieder und bekommt dort den Namen Esther. Also auch da wieder eine Verfremdung. Die auf dem Ohr, die kursiv gesetzt ist. Die ist ja immer kursiv gesetzt, sozusagen um sich abzuheben. Viktor ist ein 63-jähriger Journalist und reist nach Kuba zunächst einmal, um sich um vergessene Inseln, glaube ich, auch zu dokumentieren als Journalist und bleibt dann länger. Genau. Also sein Vorhaben ist zuerst ja eigentlich noch sehr vage. Er hat mehrere Länder, mehrere Systeme. Es geht ihm ja nicht um die Insel jetzt als geografischer Raum, sondern eigentlich im übertragenen Sinn, also die vergessenen Inseln unserer Zeit, im Sinne von, da begann etwas und es stockte. Und die Welt blickt nicht mehr darauf, weil es eben jetzt nicht mehr, weiß ich nicht, der jüngste Krieg ist und die jüngste Katastrophe und wir vergessen es einfach. Und das war so sein Ausgangspunkt, dass sich da eben aufmacht und Kuba kennenlernen will und dann sehr, sehr rasch eigentlich feststellt, das ist gar nicht so einfach. Das ist gar nicht so einfach. Es ist ja diese Liebesgeschichte auch mit Benita. Also da war ich manchmal im Unsicheren. Sie erkennt ja die Situation, klar, die Situation des Landes, will aber, und spricht auch sehr viel darüber, will aber ihre Heimat eigentlich nicht verlassen. Und ich habe mich manchmal gefragt, warum eigentlich nicht? Was hält sie? Sie selbst begründet es im Roman so, wie ich es von vielen auf Kuba hörte. Wenn wir auch noch gehen, wer kümmert sich dann um dieses Land? Also quasi so diese Form einer sehr leisen, dezenten, aber doch kritischen Stimme, soweit es eben irgendwie möglich ist in einem solchen Regime. Wenn die wegfallen, dann überlassen wir das Feld den anderen. Also ich denke, das ist auch ein Gedanke, der ja in sehr, sehr vielen Settings immer wieder auftaucht. Also jüngst zum Beispiel hört man es manchmal auch in Social Media vor. Wenn wir hier gehen, überlassen wir das Feld den anderen. Also ich glaube, das ist etwas, was man sich selbst sehr überlegen muss. Und ich glaube, es steht auch niemandem anders dann zu werten und zu sagen, das ist die sinnigere Variante. Wir gehen oder wir bleiben und wir versuchen hier von innen heraus zu verändern. Oder ich kenne diese Argumentation zum Beispiel auch in der katholischen Kirche. Also wir wollen es von innen heraus verändern. Oder ich kenne diese Argumentation zum Beispiel auch in der katholischen Kirche. Also wir wollen es von innen heraus verändern. Das ist auch so eine Variante. Ich glaube, man kann da nicht wirklich sagen, macht es Sinn? Ist es besser? Ist es schlechter? Gewinnt man etwas? Nein, es war nur für mich seltsam. Aber ist klar. Ich kenne diese Haltung auch. Benitez als Figur ist auch eine Person, die sehr, sehr verantwortungsbewusst ist, die sich wirklich um diese Freundinnen und Freunde kümmert. Und was ganz typisch ist für Kuba, dass sehr, sehr viele Familien eben nur noch in Teilen auf der Insel leben. Das heißt, die Familie lebt eigentlich davon, dass irgendjemand im Ausland Geld schickt, Waren schickt, auch Tauschwaren für den Schwarzmarkthandel, weil ansonsten eigentlich ein Überleben immer nur so episodenweise möglich ist. möglich ist aufgrund dieser schwierigen wirtschaftlichen Lage, die die Insel eben bis heute eigentlich kennzeichnet. Also ich möchte natürlich auch darauf kommen für Sie als Literatin die Frage, wie haben Sie denn da die Sprache auch für diese vielen Ebenen gefunden? Ich glaube, die Sprache hat mich gefunden. Das gibt es natürlich genauso. Ich kann gar nicht sagen, man, ich glaube, das ist auch sehr verschieden. Ich habe eigentlich mehrheitlich zu Beginn einer Erzählebene einen Satz, zwei Sätze, drei Sätze im Kopf. Zudem fügen sich sehr, sehr rasch eigentlich Figuren und die sprechen. Und dann ist auch sehr klar, das tönt so. Ich bin auch sehr akribisch. Also ich arbeite dann die Romane auch durch, indem ich alle Erzählebenen getrennt voneinander aufnehme, mir die Aufnahmen nochmal anhöre, um auszuloten, ist das wirklich alles stimmig, fließt das, ergibt das einen Klangraum, der zu dieser Figur passt, der zu dem Erzähltempo der jeweiligen Situationen auch stimmig passt. Es sind noch irgendwo Wörter, die jetzt spießen oder die man noch polieren muss oder wo man sich noch was anderes überlegen muss. Das ist interessant. Das heißt, Sie nehmen wirklich das, was Sie geschrieben haben, auf. Genau. Also ich arbeite ganz viel mit Ton. Also um auf den Viktor zurückzukommen. Für Viktor ist ja dieses Leben auf Kuba nicht einfach. Er sagt einmal, dass ihm das Leben auf Kuba wie ein Dschungel erschiene, um sie zu zitieren, und empfehle die Erfahrung, sich hindurch zu kämpfen. Und er beklagt die kodierten Aussprüche. Also ich möchte daran ansetzen, weil die Notwendigkeit der Codes eigentlich hat sich ja immer dann herauskristallisiert, wenn auch unsere Demokratie eigentlich in Gefahr war. Ja, also das ist etwas, was ich dort in vielen Interviews auch recherchieren konnte. Für mich war es, selbst nach fünf Jahren, oft nicht verständlich, wovon sie überhaupt sprechen oder weshalb jetzt ein Schluss gezogen wurde. Also selbst wenn man sich auf diese Denkweise oder diese Sprechmodi einlässt, das ist für Außenstehende extrem schwierig. Hinzu kommt natürlich auch noch, dass es eine Kultur ist, die sehr geprägt ist von der Santeria. eigentlich für alle Alltagssituationen, Verhaltensweisen und man stößt da eigentlich immer wie an Wände. Es ist immer so ein Durchnavigieren, habe ich es empfunden. Also zum Beispiel, stell nicht deine Tasche am Boden, willst du, dass das Geld wegläuft? Ja, ja. Also das sind so, man kann dann darüber irgendwie manchmal schmunzeln, aber es irritiert einen vor allem auf längere Sicht massiv, weil alles, was man kennt, bis hin zu, wie wasche ich mir die Hände, wie dusche ich. Es gibt einen großen Eimer, kleinen Eimer, mittleren Eimer und man füllt von Eimer auf Eimer und schüttet das über sich und versucht irgendwie da das Gefühl des gewaschen Seins hinzubekommen. Das ist durchaus herausfordernd. Oder wenn wir in Alltagsdingen, also morgen müde noch den Kaffee machen und ein bisschen mit daneben kleckern. Also das Kaffeemehl, das ist gleich so, oh Gott, oh Gott, oh Gott. Das Kaffeemehl, das ist gleich so, oh Gott, oh Gott, oh Gott. Ja, das ist irgendwie eine 16. Espresso-Tasse, die man noch daraus machen könnte. Ja, wir müssen das jetzt zusammenfegen, weil diese sieben Krümel, die könnten uns nachher retten, wenn keiner mehr da ist. Ja, das ist ja, ich meine, interessant ist ja auch, dass Benita, die ja, glaube ich, auch auf der, also wirklich eine gute Bildung hat, ja, und auf der Universität arbeitet, auch diesen Aberglaub, auch von diesem Aberglauben sehr beseelt ist. Es macht ja dann auch von der gebildeten Schicht nicht halt, interessanterweise. Ich glaube, Aberglaube ist es aus unserer Sicht. Ich denke, man muss mit dem Wort ein bisschen vorsichtig umgehen. Für mich hat sich im Laufe der Zeit herauskristallisiert, dass man sehr wohl eigentlich verstehen kann, dass in einem System, in dem ich keine Kontrolle habe, aber ständig kontrolliert werde, also wo ich nicht sagen kann, ich möchte Architektur studieren oder, ja, das war jetzt ein dummer Satz von mir, vielleicht auch etwas vorlaut und eine zu harsche Kritik am System. Ich ruhe da jetzt mal zurück und sage, naja, also ich muss nochmal nachdenken. dass all das nicht möglich ist. Dass konstant eben von außen mir eigentlich die Kontrolle verwehrt wird über mein eigenes Sein. Beginnt bereits in der Kindheit über Bildungswege, über Schulwahl, über Studienwahl, Berufswahl und so weiter. Wenn mir das alles aber verwehrt ist und ich eigentlich nicht wirklich mein Leben in der Hand haben kann oder mich auch mal irren darf oder mein Denken verändern darf, dann suche ich mir etwas, was ich kontrollieren kann oder was mir den Eindruck vermittelt, das wäre etwas, das ich kontrolliere. Also ich habe mein Geld in der Hand, wenn ich die Tasche nicht am Boden stelle. Ist ja die volle Anspannung, stelle ich mir vor. Wahnsinn. Wenn ich Elegoire füttere, dann werden meine Wege geebnet sein. Also all das, ich finde es sehr nachvollziehbar eigentlich. Also ich möchte noch einmal darauf zurückkommen, weil das ja doch ein wesentliches Thema auch ist. Und da geht es ja dann auch über Kuba hinaus. Also ich habe eigentlich so in meinem Leben nie das Gefühl gehabt, also es war für mich etwas Selbstverständliches, die Demokratie, in der ich lebe. Und erst so seit ein paar Jahren habe ich den Eindruck, das ist schon etwas, das wir, also ich meine da jetzt auch die Bevölkerung, einfach schützen müssen und wo wir darauf schauen müssen. Ich weiß nicht, teilen Sie diese Auffassung auch? Ja, absolut. Für mich war eigentlich gerade die Veränderungen im Journalismus waren so ein Indikator, wo ich mir gedacht habe, oje, jetzt ist Feuer am Dach und wir müssen uns eigentlich wirklich sehr, sehr bewusst damit befassen, dass wir uns da, dass wir da vorsichtig sind, dass wir Vorsicht walten lassen auch und das gut im Blick behalten und eventuell eben auch darauf reagieren. Das begann sehr schleichend für mich, dass gerade irgendwie in den Nachrichten es Vermischungen gab zwischen der Nachrichtenebene und dem Kommentar, dass es nicht mehr klar zu erkennen war, Kommentar, dass es nicht mehr klar zu erkennen war, dass es persönliche Positionierungen plötzlich einflossen in Nachrichtensendungen. Das, finde ich, sind so erste Indikatoren eigentlich. Eine Alarmstufe Rot, könnte man sagen. Natürlich ist dann auch der Pressefreiheitsindex, wenn man da irgendwie nach unten rutscht und sich denkt, oh Gott, das kann ja jetzt wohl nicht wahr sein. Ja, ich glaube, dass es ja auch wirklich auch ein Punkt ist, dass die Zeitungen, ich will sie jetzt nicht nennen, die Boulevardzeitungen in unserem Land ja eigentlich die sind, und das ist ja erwiesen, die, ich weiß nicht, glaube ich, 80 Prozent lesen und sonst würde nichts gelesen. Die auch einen Großteil der Förderung bekommen. Was natürlich wieder Konsequenzen hat, gerade eben auch für die anerkannten Tageszeitungen im Land, dass die wirklich mit einem stetig sich verringerten Budget sich irgendwie durchnavigieren müssen. sich verringerten Budget, sich irgendwie durchnavigieren müssen. Ich hatte für dieses Buch die grandiose Möglichkeit, bei einer Tageszeitung im Feuilleton mit dabei zu sein, über einen längeren Zeitraum, um deren Arbeitsalltag eigentlich zu recherchieren und zu dokumentieren. Ich saß da mit dem Notizbuch, das waren sie erst ein bisschen skeptisch, was macht die da jetzt hinterher, mitten unter unseren Schreibtischen sitzt und immer mitschreibt, was wir tun und was wir reden und was wir sagen und so. Aber sie haben jetzt nur ganz kurz auch etwas zu Ihnen noch sagen, ein paar Worte. Also Marlene Schachinger-Pusioll ist 1970 in Braunau geboren, ist Literatur- und Wissenschaftlerin und Autorin. Sie lebte auch einige Zeit in Paris und ist Leiterin des Instituts für Narrative Kunst seit 2012. Zu den Büchern. Eines Ihrer letzten Bücher möchte ich erwähnen, Wort an Wort. Sie haben es angesprochen, also von den Kapiteln, die von Viktors journalistischem Alltag handeln, setzen Sie ja Zitate. Und unter anderem eben jenes von Balzac, der meinte, niemand bleibe rein, der ihn, nämlich den Journalismus, durchschreite. Also das ist schon ein hartes Zitat. Und darunter leidet ja dieser Victor auch sehr. Ja, also für Victor ist es vor allem zum einen eben diese, wir haben schon erwähnt, dass er aufgebrochen ist um dieses Recherchevorhaben, eben das für 2009 situiert ist im Roman, dieses Unterfangen eben zu unternehmen. Und er dachte, sein Entsetzen, seine Begeisterung, seine Faszination auch für diese Insel, es ist ja jetzt nicht nur Negatives darüber zu sagen, es gibt sehr, sehr viel Positives. Seine Faszination, wenn er die nun zu Papier brächte, die würde alle interessieren. Sie würden ihnen die Augen öffnen. Sie würden sich darauf einlassen. Und mit diesem Elan oder dieser Einstellung kommt er zurück und muss dann eigentlich erfahren, dass man ihm sagt, Kuba holt keinen Hund hinterm Ofen hervor. Das interessiert niemanden. Niemand will davon, das ist einfach vorbei. Wir haben andere Dinge, die sind viel wichtiger. Konflikte hat er auf der Welt. Und Kuba, bitte vergiss es. Und obendrein erfährt er auch zur gleichen Zeit, dass er nicht mehr, er macht zuerst noch den Versuch, dass er ins Tagesressort zurückgeht, dass er dort aber eigentlich nicht mehr gefragt er macht zuerst noch den Versuch, dass er ins Tagesressort zurückgeht, dass er dort aber eigentlich nicht mehr gefragt ist. Mit seiner Art und Weise des sehr langsamen Arbeitens, des sehr akribischen Arbeitens, sich auch einem journalistischen Ethos verpflichtet zu fühlen, ist er eigentlich nicht mehr erwünscht und wird dann mehr oder weniger geschoben oder gezogen ins Foyerton. Das ist noch die Insel der Seligen. Wir können hier noch ein bisschen eher so machen, was wir wollen. Arbeitet als Dorn eben dort mit und wartet eigentlich nur noch auf seine Pensionierung. Es ist ein Schicksal, muss ich sagen, das nicht selten ist. Genau. In diesem Gewerbe. Ja, und sagt mit Anstand. Mit Anstand abtreten, das ist es, was er will. Also wenigstens das, den Anstand noch wahren. Das wird eh schon schwierig und es wird von Jahr zu Jahr für ihn schwieriger. Aber das ist ein Vorhaben, das er durchziehen möchte. Er streift auch nicht mehr an, er geht auch nicht mehr in Diskussionen. Und wenn er es tut, dann wird es eigentlich ein Fiasko. Er reagiert dann mit Kreislaufproblemen, mit Herzrasen, mit allen möglichen Zuständen, weil sich eigentlich aus dem auch nicht mehr herausziehen kann. Also es ist eher so eine innere Kündigung, die er da vollzieht. Es ist eine innere Kündigung. Es ist aber auch ein von außen erfolgtes Kaltgestelltwerden. Da kannst du nichts anrichten, wir schieben dich da hinein. Und das ist etwas, was ich finde, das für unsere Zeit sehr, sehr typisch ist, dass wir Menschen, die kritisch sind, die vielleicht auch in ihrem Kritischsein einmal straucheln oder vielleicht uns unangenehm aufstoßen, weil sie Dinge sagen, die wir jetzt nicht gerade so gerne hören möchten, dass diese Menschen sehr, sehr rasch kaltgestellt werden. Es gibt ja mehrere Figuren im Roman, die auf anderen Erzählebenen wiederkehren, also eine Juristin, die quasi so ihr, ich bin aber verpflichtet, meinen Grundsätzen und ich kann da nicht irgendwie so, machen wir schon, können wir schon, dann wir schon, irgendwie durchlaffrieren, deswegen quasi kaltgestellt wird. Es gibt eine Autorin, die ständig nur dann vor den Vorhang gebeten wird, wenn es etwas politisch Unangenehmes zu sagen gibt. Dann befragt man sie zur Politik, aber zum Werk will man eigentlich nichts hören. Dann kann sie wieder in Vergessenheit geraten und beim Nächsten, wenn es wirklich sehr unangenehm ist und alle anderen sagen, ich verbrenne mir jetzt bitte nicht die Zunge und die Hände und ich weiß nicht was noch alles, ich schweige, dann bittet man sie und die versucht mit dem auch umzugehen. Also es geht mir schon auch um dieses, wie gehen Menschen mit solchen Biografien um, wenn sie an einen Punkt kommen, wo sie kaltgestellt werden, wo sie auf eine Front treffen und es geht dort nicht mehr weiter. Wie geht es ihnen und wie können sie es auflösen? Und können sie es aushalten auch. Ja, und bei Viktor ist es ja sehr lange wirklich nur ein Aushalten oder Ausharren, eben mit Anstand, aber irgendwie, aber kein Ausbrechen. Und dazu bedarf es eigentlich bei ihm eines wirklichen Aussteigens aus dem Alltagssetting, das heißt also aus der Redaktion, aus diesem Ganzen. Also er wird quasi von seinem Chef mehr oder weniger, also von dem Leiter, was für ihn sonst eigentlich nicht möglich war, dass es diese Bruchstücke seines eigenen Ichs und seines eigenen Seins wieder zusammenpasst. Aber es ist ja absurd, und ich muss sagen, den Journalismus kenne ich wirklich sehr gut, dass genau diese Menschen, die ja im Journalismus gefragt werden, und was ja eigentlich die Voraussetzung wäre, nämlich kritisches Hinterfragen, auch mal gegen den Strom der Meinungen anzuk er dann diese Backeleien mit der Politik kritisiert, fällt auch sein Kopf. Sitzungen wirklich, also da waren wirklich Diskussionen und keiner war dem anderen dann böse und für niemanden war da irgendeine und das war auch befruchtend, also es war dann auch sehr befruchtend, aber das ist nicht mehr gefragt, das stimmt leider. Und wie Sie sagen, wie geht man damit dann auch um? Diese journalistischen Kapitel tragen ja den Titel, wenn ich mich richtig erinnere, der RUB. Was hat es da für eine Bewandtnis damit? Ich kann das jetzt vom Jahr her nicht mehr datieren, keine Ahnung. Klaus Kasperger hat beim Bachbarnpreis bei einer Diskussion über einen Text, ich weiß auch nicht mehr, wessen Text es war, da kam das Wort Darub vor. Und er meinte, dieses Wort, kann man das denn heute noch schreiben? Und ist das nicht schon quasi per se ein Hinweis auf einen nicht mehr zeitgenössischen Text, ob ein Wort, selbst wenn es eher ausgefallen ist, eher unüblich ist oder bereits in Vergessenheit geraten ist, weil darauf verhindert eigentlich kaum niemand, kann eine Situation entstehen, wo genau dieses Wort dasjenige welche ist. Und ich finde, es passt wunderbar zu Viktor. Und dieses Deswegen, aber es ist auch so ein bisschen eine Attitüde bei ihm. Dieses Deswegen hare ich hier aus, deswegen gehe ich nicht weg. Ich mache halt mit Anstand meine Arbeit und versuche irgendwie meine externen Autorinnen und Autoren zu schützen und denen irgendwie ein bisschen Butter aufs Brot zu geben, wie es halt im Foyerton so üblich ist. Aber ja, ja, wirklich aktiv wieder nicht. Es ist kein ich mache das jetzt, weil. Es ist kein Handeln das. Es ist dieses zurückgezogene Darub. Und das fand ich einfach sehr gut in diesem Wort abgebildet und deswegen sind seine Kapitel auch damit überwiegend. Ich weiß nicht, ob es jetzt passt, aber Sie wollten ja auch eine Stelle lesen. Können wir gerne? Ja. Das ist jetzt über Viktor? Über Viktor, ja. Und über einen anderen Autor, den ich sehr schätze. Über die Straßenhändler war ihm zu Ohren gekommen, dass sie manchmal neben jenen Werken, die sie sichtbar zum Verkauf feilboten, auch anderes beschaffen konnten. Fassten sie Vertrauen zu einem. Und er machte sich auf den Weg, unsicher, ob sein Spanisch genügen würde, ihnen Verlässlichkeit zu suggerieren. Nein, an den Namen der Plaza erinnerte er sich nicht mehr, wusste nur, dass im Schatten einiger Prachtbauten lag, mit Palmen und niedrigeren Gehölzen, davor steinende Sitzbänke in einem Rondeau. Er nahm Platz, beobachtete das schlendernde Leben der anderen, überlegte sich seine tastenden Sätze, um dann an einen der fahrbaren Stände zu treten und zuerst noch ein wenig zu schmökern. Blätterte sich durch die Anthologie La Insula Fabulante. Begann wegen eines Titels »Happiness is a warm gun, Carrie says« konzentrierter zu lesen. Da trat ein kahlköpfiger Mann neben ihn, annähernd in Victors Alter, griff nach einem Werk. »Die Hand, welche die Wiege schaukelt, regiert die Welt«, so oder so ähnlich hieß es, und darunter in größeren Lettern als Titel und Autor das Wort Poemas. Als wäre auf dieser Insel Lyrik eine wahrhaftig geschätzte Form. Und der Mann neben ihm reichte dem Bukinisten einige Pesos, blickte auf das Cover in Viktors Arm, lächelte und meinte, ah, ein Ausländer, der sich für unsere Inselfabel interessiert. Wenn er sich nicht sehr irre, sei in dieser Anthologie ein Prosedext von Reynaldo Montero enthalten, Happiness is a warm gun. Carrie says, ergänzte Victor und grinste. Woraus sich eine längere Plauderei ergab, über den Slogan des Waffenfabrikanten John Lennon Song dazu, Gedichte allgemein und diejenigen Erredias im Besonderen. Und über ihre Sehnsucht nach einem Zeitalter der Poesie. Schon schlenderten sie Seite an Seite die Straße hinab, Leonardo und er, Victor. Die Obispo, erinnerte sich Victor korrekt. Und er hatte nach einem Blick in eine Querstraße gefragt, ob in solchen Häusern wie diesem hier wahrhaftig noch jemand wohne. Claro que si, natürlich oben im zweiten Stock, das sehe man an den Fenstern. Wieso sollte sonst jemand Wäsche zum Trocknen nach draußen hängen? Und weil Victor ungläubig den Kopf schüttelte, waren sie in jene Gasse abgebogen, blieben vor einem Hauseingang stehen. Aber es fehle im Erdgeschoss doch quasi alles und nach einem Blick in den Eingangsbereich außerdem die halbe Treppe nach oben, ganz zu schweigen vom Dach auf der anderen Hausseite. Na, fehlt die eine Hälfte, ist die andere noch vorhanden, hatte der Kubaner gelacht, bevor er hinzufügte, er heiße Leonardo Badura und er würde sich freuen, Victor die Ausstellung Portale des Erinnerns und des Vergessens seines Freundes Antonio zu zeigen. Dann würde Victor dieses Festhalten vielleicht eher verstehen. Und während sie nebeneinander durch Gassen liefen, hatte Victor sich gefragt, wieso Autoren in ihrer Wirklichkeit nie wie auf Pressefotos aussahen. Darüber lachte Leonardo jedoch bloß. Und ein Wort ergab das andere. Schließlich hatte Badura selbst als Journalist begonnen, bevor ihm das Verfassen von Kriminalromanen internationale Anerkennung und Tantiemen bescherte, sodass es ihm möglich wurde, historische Romane zu schreiben. Zu politischen Themen füllte Victor in Gedanken die Lücke der Vorsicht, die Leonardo gelassen hatte. Historische Romane, die einer umfassenden Recherche bedürfen, so hatte Leonardo es formuliert und angemerkt, dass er wegen solch einer Materialsuche derzeit in Havanna sei. Er lebe ja nicht in der Hauptstadt. Und Victor achtete nicht mehr auf Straßennamen oder Richtungswechsel, bis sie vor einem Haus stehen blieben, dessen Dachstuhl eine Königspalme nach dem Himmel griff. Im Gegensatz zu euren ausladenden Karyatiden und muskulösen Atlanten bevorzugen wir schlanke Pelikane. In der Architektur, nicht aber im Leben, scherzte Leonardo und wies nach oben, wo ein solches Tier mit seinem Rücken den gerade noch existenten Balkon stützte. über die Brüstung, sodass der Kopf des Tieres auf dem Siemens ruhte, zumindest auf der einen Seite, wo er nicht als Opfer der Zeit auf das Trottoir gefallen war. Hier jedenfalls wohnt niemand, oder? Doch, doch, man richte sich eben rund um die Lücken ein und Leonardo stieß das schwere Holzportal auf. Dahinter lag ein Schutthaufen, seitlich eine Treppe oder ihr übriges Bleiben. Wenger, weniger, nicht so schüchtern. Was seit Jahrhunderten stehe, würde wohl kaum über ihre Anwesenheit entsetzt einstürzen. Außerdem hätten die Bewohner des Hauses durchaus etwas gegen seine Baufälligkeit einzuwenden, dem eigenen Leben zuliebe. Und Leonardos Fingerknöchel pochten auf eine der stützenden Metallsäulen. Dahinter ein weiterer Schutthaufen ein Bretterverschlag. Das Schnarchen eines Mannes war dort zu hören. Victor solle die Außenkante der Treppe benutzen. Mittig gehe hierzulande kein Mensch. Der Pfad zu den Portalen des Erinnerns und des Vergessens sei eben immer schon etwas unwegsam gewesen, wie alle Schritte in die Vergangenheit. Ja, danke schön. Man richte sich in den Lücken ein oder so ähnlich, haben Sie gemeint. Also das erscheint mir auch so sehr typisch für das Leben auch auf Kuba zu sein. sehr typisch für das Leben auch auf Kuba zu sein. Es gibt ja auch ein Kapitel ganz am Anfang, das ein bisschen abweicht von den anderen, finde ich, das fügt sich dann nur im Lauf der Handlung ein, das heißt der Leser. Und dieses Kapitel, da konzentriert sich die kapitalistische und ignorante Urlaubswelt mit der Realität auf Kuba, habe ich den Eindruck. Also so die Touristen, die eigentlich überhaupt, war mein Eindruck, die überhaupt nicht wissen, wo sie da jetzt eigentlich sind. Die auch nicht wissen können. Ja. Denn gerade in solchen Regimen, wenn man als Touristin, als Tourist einreist, ist man eigentlich abgeschotet. Man ist in einem großen Hotel, man sieht den Marmor, man bekommt Hummer serviert. Es gibt jeden Tag Fisch und zwar nicht einen, sondern viele Muscheln, alles, was man aus dem Meer haben möchte. Die Tische biegen sich, es gibt Strom. Wie soll man da eigentlich verstehen, dass auf das Fischen von Hummer, ich weiß es nicht ad hoc auswendig, ich glaube es sind über zehn Jahre, Gefängnis steht. Das ist einfach, dass der Stromausfall, der die ganze Stadt lahmlegt, dass es nicht ein ist, oh, die drehen abends irgendwie das Licht ab. Nein, damit die Hotels den Strom bekommen und ihre Air Condition wunderbar funktioniert, wird der Bevölkerung der Strom entzogen. Also das sind alles so Dinge, die, wenn man nicht Kontakt zu Kubanerinnen und Kubanern im Land oder Exilkubanerinnen und Exilkubanern im Ausland hat, kann man das eigentlich nicht wirklich wissen. Auch nicht, wenn man sich zu Hause informiert? Es gibt mehrere sehr, sehr gute Reiseführer oder auch soziologische Einblicke, auch politische Bücher zu Kuba. Da ist es natürlich thematisiert. Und dennoch glaube ich, dass man in die Falle tappt. durch die Straßen laufe, in Hemingways Bar, mir einen Drink genehmige, wieder zurück ins Hotel gehe und in mein blütenweißes Bett falle und eine Siesta mache, habe ich eigentlich nicht wirklich irgendwas begriffen. Und ich glaube, das ist so, diese Eindrücke, die man als Tourist, Touristin bekommt, die sind so überwältigend auch und so manifest, dass sich das andere dahinter schon verliert. Ich habe mit vielen gesprochen, die in den klassischen Hotels unterwegs waren, was ja auch die einzig legale Art und Weise ist, dass sie sagen, ja, wir haben schon gesehen, dass die Menschen wenig haben, aber wir sind so glücklich. Und überall ist Musik und sie tanzen überall. Und alle sind so kommunikationsfreudig. Das stimmt natürlich auch, aber die geht es ums Überleben. Also es ist eigentlich in den meisten Familien so, dass sich eine Person eben prostituiert, egal ob das jetzt eine Frau oder ein Mann ist, als Chinetera oder Chinetera, und sich eben einen Ausländer suchen muss, damit die Familie überleben kann. Wenn nicht jemand im Ausland sie von ihren eigenen Verwandten durchfüttert. Ich glaube, es ist auch, ich weiß nicht, ob Sie mir da recht geben, es ist auch das, was man hören will. Also ich habe von einer Frau, die in Kuba war, gehört, die mir gesagt hat, aber die Kellnerin hat mir gesagt, das ist alles so wunderbar. Also es kommt schon immer darauf an, wen man fragt. Was soll sie sagen? Man kann ja auch sagen, Kuba ist das eines der wenigen Länder, das eine geniale Alphabetisierungskampagne umsetzen konnte, sodass viele junge sei es jetzt Gymnasiastinnen in den letzten Abschlussjahren oder eben auch junge Studentinnen und Studenten aufs Land geschickt und haben dort wirklich in all diesen Dörfern lesen, schreiben, Grundarten des Rechnens vermittelt. Es ist eines der wenigen Länder mit einer ganz, ganz niedrigen Analfabetenrate weltweit. Es ist ein Land, in dem der medizinische Standard rein theoretisch die Ausbildung durchaus sich messen kann mit vielen, vielen anderen europäischen Ländern. Bloß, es fehlt halt dann das Medikament. Und zwar nicht das Medikament für, weiß ich nicht, Behandlung von Parkinson, sondern das Medikament zur Durchfallbehandlung. Und Menschen in Phasenweise, also jetzt nicht nur in der Spezialperiode, sondern auch in Phasen danach oder davor, Versterben an Krankheiten oder Unbässlichkeiten. Und man sagt, das kann jetzt wohl nicht wahr sein im 21. Jahrhundert. Kuba hat ein grandioses Fernsehen. Ich wäre glücklich, wenn wir einen Teil der kubanischen Sendungen bekämen. Fernsehen. Ich wäre glücklich, wenn wir einen Teil der kubanischen Sendungen bekämen. Vielleicht nicht unbedingt die Darstellungen des Auslands. Und dann irgendwie so, gab es zufälligerweise damals gerade eine Sendung über Salzburg. Und dann liefen irgendwie so alle im Dirndl irgendwie so in der Lederhose durch die Stadt und über die Getreidegasse und irgendwie so. Das wurde Salzburg und da wird über an allen Ecken gejodelt. Das war schon ein sehr originelles Salzburg-Bild, fand ich, aber irgendwie auch witzig. Das vielleicht nicht, aber es gibt grandiose Kinder- und Jugendsendungen. Es gibt sehr, sehr viele Bildungssendungen, die wirklich ganz, ganz toll gemacht sind, die toll aufbereitet sind und wirklich breit und teilweise auch sehr niederschwellig Wissen vermitteln. Man kann nicht nur kritisieren, man darf es nicht einseitig sehen, aber man muss es, glaube ich, schon sehr, sehr klar betrachten und beleuchten. Und man darf nicht verwechseln, wenn ich nach Varadero komme und den wunderbaren Sandstrand habe und diesen herrlich blauen Himmel und die wunderbaren Palmen und dieses wunderbar klare Wasser. Das ist nicht Kuba. Das ist ein kleiner Teil. Ich möchte noch ganz gern über Ihre Edition sprechen, also über die Edition Atow, dessen Verlegerin Sie ja auch sind. Was war für Sie eigentlich so der Grund, diese Edition ins Leben zu rufen? Ist es, dass Sie dem Literaturmarkt kritisch gegenüberstehen oder ihn vielleicht sogar ablehnen? Ich weiß es nicht. Ich stehe ihm kritisch gegenüber, aber ich lehne ihn nicht ab. Die Edition Arthof ist eigentlich als ein Experiment entstanden, und zwar in der Covid-Zeit hatte ich begonnen, im Rahmen von Arbeit statt Almosen ein Großprojekt zu starten mit 19 anderen Autorinnen. Und das war noch bevor es überhaupt irgendwelche Covid-Hilfen gab. Also in einer sehr prekären Situation für viele Kolleginnen und Kollegen, weil diese, es waren überwiegend Frauen, die an mich herantraten und sagen, du, wie machst du das? Ich weiß nicht, wie ich die nächste Miete zahlen soll. Ich habe wirklich Existenzängste. Ich kann nicht mehr schlafen. Es geht mir furchtbar. Ich kann auch nichts mehr tun. Und in der Situation habe ich mir gedacht, ins Machen gehen ist immer noch etwas, was besser ist, als quasi so schockstarr irgendwo hängen zu bleiben. Und habe dieses Projekt Arbeitsstadt Almosen gestartet, das zum einen eben so ein Crowdfunding-Projekt war, mit dem wurde finanziert ein Buch, Fragmente, die Zeit danach, wo es eben um eine Zeit nach Krisen geht, also nicht in der Krise, sondern nachher, weil die Krisen, die kann man dann eh nicht mehr hören. nach Krisen geht, also nicht in der Krise, sondern nachher, weil die Krisen, die kann man dann eh nicht mehr hören. Und obendrein eben auch einen Dokumentarfilm, den kann man im Internet sich ansehen, Arbeitsstadt Almosen, über die Arbeitsbedingungen im literarischen Feld. Für Autorinnen und Autoren, aber nicht nur, sondern auch durchaus für kleinere Inhaber geführte Buchläden, für den Verlag, diese Schwierigkeiten, mit denen alle eben hier kämpfen. Das war die Vorgeschichte zur Edition? Das ist die Vorgeschichte zur Edition Arthof, genau. Und dann stellte sich eben die Frage, Crowdfunding war ganz, ganz frappierend erfolgreich, auch dank der Medien, die damals ein sehr offenes Ohr hatten für Literatinnen und Literaten. Es soll ein Buch geben, wir haben das versprochen, aber wo drucken wir es? Und ich habe dann damals mit mehreren Verlagen Gespräche geführt. Mehrheitlich wollte man das nicht, beziehungsweise gab es auch Verlage, die gemeint haben, ihr habt beim Crowdfunding die Summe X, da möchte ich X durch 2. Das ist zwar dreimal so viel, viermal so viel, wie die Druckkosten kosten, aber ich muss ja auch was davon haben. Und dann fand ich, das geht gar nicht. Weil wir haben dieses Geld ja generiert, damit Autorinnen und Autoren bei diesem Buchprojekt fair bezahlt werden. Es ging mir auch darum herauszufinden, gibt es andere Modi, wie man eine Zusammenarbeit gestalten kann, dass diejenigen, die eben künstlerische Arbeit leisten, wirklich auch etwas vom Geld sehen. Und nicht jetzt nur, dass es irgendwie am Produktionsweg bleibt. Ich habe dann die wunderbare Möglichkeit erhalten, dieses erste Fragment, die Zeit danach, im Verlag ProMedia als Inprint zu machen. Da ist schon so Verlag ProMedia, Edition Arthof, weil ich Hannes Hofbauer sehr, sehr gut kenne, von vielen zusammenarbeiten und er gemeint, probier es mal aus. Das ist auch ein anderes Arbeitsfeld. Du kannst dich da ein bisschen hineinwagen, du kannst es einfach mal ausloten. Wie geht es dir damit mit der Verlagsbranche? Probier es mal aus, wie es dich anfühlt. Und beim Zweiten war es so diese Frage, okay, wo machen wir jetzt das Zweite? Machen wir das noch bei ihm? Weil er ist eigentlich ja kein Literaturverlag, möchte auch keiner werden und hat dann gemeint, Marleen sei mutig. Und ich habe mir gedacht, er hat recht, ja, warum nicht? Das heißt, diese Maximen, die wir damals uns ausgedacht haben, eine stärkere Einbindung des Publikums, auch ins Verlagsgeschehen, eine sehr bewusste Transparenz, dass alle, die in diesem Verlag publizieren, auch wirklich immer informiert sind über den Warenstand, über Geldflüsse, dass alle Einsicht haben in alles. Und man kommt um die Druckkosten natürlich nicht umhin, das ist so. Es müssen auch die anderen leben, also auch Buchhandlungen müssen leben, auch sie brauchen ihre Prozente, klar. Aber es ist eigentlich so bei uns, und dann kann man sagen, ja das ist jetzt irgendwie Marlenes Problem, ist es auch, dass bei uns die Arbeiten im Verlag sind Ehrenamt. Das heißt, für jede Verlagstätigkeit, ob das jetzt PR ist, ob das irgendwelche Organisationsmanagement-Sachen sind, das ist alles Ehrenamt und es gibt keinen Cent. Es gibt schlicht und ergreifend für die Lektorin ein Honorar. Es gibt für die Covergestaltung, da haben wir den österreichischen bildcher versenden, PR, sich Konzepte überlegen, irgendwelche Dinge zu machen. Das ist alles. Wie man sich einbringen will, bringt man sich ein. Mehrheitlich lastet es dann natürlich auf der Person, die sich gedacht hat, ich möchte das gerne mal anders ausprobieren. Das ist mir auch bewusst. Aber ich glaube, es lohnt einfach den Versuch. Das heißt, unter Umständen dadurch, weil Sie haben ja auf Ihrer Homepage steht, unter anderem, dass Sie faire Tantämen und einen fairen Ablauf haben möchten für Ihre Autorinnen und Autoren. Und das lässt sich dadurch bewerkstelligen, weil ich habe mir gedacht, wie lässt sich das umsetzen auch? Es lässt sich sehr, sehr unterschiedlich umsetzen, hängt auch von den Buchprojekten ab. Also wie stark sich eben auch Publikum involvieren lässt und sagt, ja, ich finde dieses Romankonzept, ich habe da jetzt Arbeitsproben gesehen, das finde ich wahnsinnig spannend, diesen Roman, den möchte ich gerne lesen, kosten wird es, weiß ich nicht, 28 Euro. Ich zahle das jetzt schon. Die Autorin hält mich auf dem Laufenden über diese letzten sechs Monate der Entwicklung, der Buchentwicklung. Ich bekomme Post von der, die erzählt mir ein bisschen so, wie es funktioniert, wo sie noch hängt, ob das Lektorat jetzt schon abgeschlossen ist, dass sie über die Cover nachdenkt und so weiter. Also ich bin auch involviert in das Ganze. Und dann bekomme ich dieses Buch geliefert. Förderungen wahrscheinlich, dann haben Sie Förderungen. Nein, das sind Privatpersonen, die sagen, ich möchte das Buch bereits kaufen. Obgleich, also ich gehe in eine Vorleistung. Es ist eigentlich die gute, alte, den Vorverkauf, den man kennt, wenn man jetzt irgendwie an Brockhaus zum Beispiel denkt. Da musste man auch die Bände vorher kaufen. Wir arbeiten sehr ähnlich. Das funktioniert gut bei bekannten Namen. Das ist sehr, sehr schwierig bei Debüts, bei unbekannteren Autorinnen und Autoren. Und das ist eine Problemstelle, die wir noch nicht lösen konnten und wo wir einfach hoffen, dass das Konzept, wenn es sich herumspricht, einfach auch so, dass man sagt, ja, ich probiere das mal. Also es gibt durchaus eben auch Leserinnen und Leser, die sind auch nicht nur in Österreich, die sind mehr oder weniger über ganz Europa mittlerweile, die sagen, ich finde das so spannend, das mitzubekommen, wie das funktioniert bei euch. halt mich auf dem Laufenden. Ah, das neue Buch, ja, das will ich auch und das will ich auch und das will ich auch. Also es kommt jetzt in eineinhalb Jahren, ist mir egal, macht nichts. Ist hier jetzt schon mal bestellt, ihr habt eure Listen, das funktioniert. Das ist eine ziemliche Herausforderung. Es ist ja fast unüblich, dass die Verlegerin sozusagen in ihrem eigenen Verlag als Autorin verlegt. Also ist das für Sie ein Problem oder nicht? Es wäre für mich ein Problem, wenn es mehrheitlich meine Sachen wären. Aber da das nicht der Fall ist, habe ich kein Problem damit. Für mich ist relevanter eigentlich, es gibt ein Entscheidungsgremium, das wählt die Manuskripte aus, da müssen alle zustimmen. diese ursprünglichen Überlegungen und Reflexionen zu den Flagsinhalten, dass sie dem treu bleiben, dass wir auch nicht aus wirtschaftlichen Gründen jetzt sagen, machen wir einen Krimi, der geht immer gut, der spielt auch Geld in die Kassen, sondern dass wir wirklich sagen, nein, es sind bibliophile Projekte, es sind Bücher, bei denen es auch sehr, sehr viel um Gestaltung geht. Also ich weiß nicht, ob man das irgendwie sehen kann. Also wir arbeiten mit Trägedruck. Vorne eben immer Titel und eine Form von symbolischer Verankerung des Romaninhalts. Hier eben mit diesen vier Längsstrichen einem Quer. Ja, das möchte ich ganz gerne zeigen. Ja, das habe ich mir nämlich, wenn wir das gegen Ende vielleicht noch, also ich meine jetzt die Seitenzahlen, die habe ich sehr, sehr. Ah, genau, es wiederholt sich ja im Innern über die Seitengebung. Oh, da haben wir jetzt eins. Wo haben wir es denn? Da, glaube ich, sieht man das ganz. Genau, aber wir haben es etwas größer. Das war für mich sehr, sehr originell. Das war für mich sehr, sehr originell. Zum einen war es wirklich ganz was Neues, zum anderen notiere ich mir natürlich öfters etwas, wo finde ich das? Das ist eine kleine Herausforderung. Das ist dann ein bisschen schwierig. Aber man kann sich mit einem Bleistift behalten. Natürlich. Für uns ist es einfach so dieses, wir wollen immer, dass das Buch eine kleine, also der Prägedruck, der ist bei allen. Bis auf eines einzigen gab es ein technisches Problem. Aber dieser Prägedruck ist uns eben relevant. Auch dieses Leinengebundene, die Fadenheftung, ein Lesebändchen. Also es muss wirklich etwas sein, was man sagt, dieses Buch behalte ich mir. Und jedes unserer Bücher muss eine kleine Überraschung haben. Also etwas, womit man nicht rechnet. Und hier sind es eben diese Striche des Wartens. Wie lange ist es noch? Oder auch des Ausharens oder eben auch des Konflikts. Oder wie auch immer man die sieht, die begegnen einem ja in den Figuren im Roman auf vielfältige Art und Weise wieder, dass da eben diese Assoziation zu diesen... Also das heißt, sie haben da auch sehr viele Freiheiten, ja, weil das glaube ich ging in so einem anderen Verlag... Genau, wir können uns jede Blödheit erlauben, könnte man sagen, wenn man es frech formulieren möchte. Ja, das ist also, im Team mit dabei ist Angela Heide, die ich wahnsinnig schätze, eine ganz, ganz tolle Lektorin, mit der diese Diskussionen eben dann immer auch alles durchdiskutiert wird, was wir uns irgendwie, oder was ich mir so ausgedacht habe, oder was sich die Autorinnen so ausdenken und so. Und mit Christoph Wiesinger eben, der für die Covergestaltung verantwortlich ist. Als letzte Frage jetzt vielleicht, arbeiten Sie wieder an fünf Büchern? Oder wie schaut es aus jetzt? Ja, es ist derzeit wieder mal eine ganze Katastrophe. Ich habe mir eigentlich gedacht, jetzt kann ich endlich diesen Roman, von dem ein Vorabdruck vor vielen, vielen Jahren bereits im Feuilleton der Presse erschienen ist. Und das ist richtig peinlich, weil da irgendwie steht, dass im Bälde der Roman kommt und behüte uns vor deinen Erinnerungen oder poetisiert euch, verdammt nochmal, ist der Titel. Aber es ist immer so, ich habe den Eindruck, ich bewege mich durch die Welt und ich sehe Dinge, ich nehme die Dinge wahr, ich nehme sie auf. Und dann schwappt das so richtig über mich drüber und dann sind Ideen im Kopf und die wollen sofort geschrieben werden. Und dann ist hier ein Theaterstück und da ist ein Kinderbuch und da ist ein Lyrikband und der Roman und noch ein neuer Roman und eine Kooperation mit einem Kollegen. Naja, es steigert die Flexibilität, würde ich sagen. Ja, man kann sich ja immer jeden Morgen ausdenken, an welchem Ding arbeite ich jetzt weiter. Nee, das ist jetzt übertrieben, weil das ist natürlich nicht produktiv, wenn man das so machen würde. Aber vielleicht hat es auch durchaus mit, ich habe Gott sei Dank noch nie eine Writers-Blockade bekommen. Ich glaube auch, dass das etwas ist, was man sich leisten können muss. In der Situation war ich nie, weil ich einfach viele Jahre als alleinerziehende Mutter, da muss man einfach funktionieren, man muss einfach machen. Man muss einfach machen. Und wenn einem da nichts einfällt beim Roman, dann schreibt man halt einen Essay oder man schreibt einen Artikel oder man macht dies oder man macht jenes oder versucht irgendwie Gedichte in einer Literaturzeitschrift unterzubringen, damit sich das irgendwie ausgeht. Und ich glaube, dass diese Art und Weise des Arbeitens mir so in Fleisch und Blut übergegangen ist, dass ich sie jetzt noch immer habe. Aber ich habe nicht mehr so ganz diesen also 14-stündige Arbeitstage finde ich nicht mehr so cool wie früher. Nee, das ist irgendwie so. Acht Stunden müssen jetzt auch genügen und dann will ich ja einen Spaziergang oder schwimmen gehen oder laufen oder was auch immer. Ja, dann danke ich Ihnen ganz herzlich fürs Kommen. Ich danke herzlich für die Einladung. Also zu Gast war heute Marlen Schachinger-Pusiol. Wir haben über ihr kürzlich erschienenen Roman Landschaften in Schalen gesprochen, aber nicht nur, auch über ihre neuen Projekte, über ihre Edition und einiges mehr. Silvana Steinbacher wünscht Ihnen noch einen schönen Tag. Machen Sie es auf jeden Fall gut.