Ich bin Lydia Walter, ich bin bildende Künstlerin, gerade in der Endphase meiner Ausbildung. Ich mache den Master in Textilkunstdesign und in meiner künstlerischen Praxis spaltet es sich eigentlich in drei Bereiche auf. Da gibt es auf der einen Seite eher so projektorientiertes Arbeiten, wo ich dann auch mit anderen Menschen zusammen arbeite und die Projekte eben in der Kollaboration mit den Menschen entstehen. Also da komme ich meistens eben mit der Grundidee, aber es braucht dann die anderen, um das Projekt eben fertigstellen zu können. Und genau, das sind eher so kollektive Prozesse. Dann gibt es noch so diesen quasi künstlerische Praxis, die zu Hause hauptsächlich stattfindet. Also das ist eben Zeichnen, Collagen machen, aber auch Textilobjekte teilweise. Ich arbeite gern mit verschiedenen Medien, weil das für mich sehr fruchtbar ist, wenn ich immer wieder mit unterschiedlichen Materialien arbeite. Aber ebenso die Zeichnung und das Textil sind meine Hauptmedien eigentlich. Und als drittes gibt es dann noch eine Schreibpraxis, die auch gerade eher am Anfang steht, aber die auch wichtig ist für mich als Ausdrucksmittel. Einerseits natürlich auch in Kombination mit der künstlerischen Arbeit, aber auch unabhängig davon, also ob das dann lyrische Texte sind oder andere Textformen, aber das ist eher nur im Entstehen gerade. Die Kunst begleitet mich eigentlich schon mein Leben lang, kann man sagen. Also mein Vater hat viel gemalt und hat uns halt auch immer wieder mitgenommen zu Vernissagen und zu Ausstellungen und so. Und insofern, und ich habe halt auch natürlich wie wahrscheinlich jedes Kind immer sehr viel gezeichnet und in die Richtung auch gemacht. Bin dann auch in eine höhere Schule gegangen mit dem Fokus eben auf Kunst. Habe aber dann eigentlich für ein paar Jahre komplett aufgehört, irgendwas zu machen, aus verschiedenen Gründen, aber auch glaube ich, weil wir sehr wenig bis gar nichts über vor allem weibliche Künstlerinnen erfahren haben, also das war halt so in Kunstgeschichte überhaupt nicht vorhanden und dann war es für mich eigentlich so wirklich eine große Frage, ob ich überhaupt Künstlerin sein kann. Und dann habe ich eine Ausbildung gemacht als Modistin, also Damenhutmacherin. Und ein paar Jahre in einer Firma gearbeitet und danach noch gekellnert. Da habe ich dann schon meinen Sohn geboren gehabt. Und dann war aber so das Gefühl, okay, eigentlich würde ich gern was anderes machen. Und dann war irgendwann so die Entscheidung, okay, ich könnte es ja mal auf der Kunsthalle versuchen. Und dann habe ich mit 27 auf der Kunsthalle begonnen zu studieren. Genau, mit einem Selbsthalterstipendium. Und das war eine sehr schöne Entscheidung, dass ich mir dem dann quasi gewidmet habe. Also die Finanzierung von meiner Kunstproduktion war bisher durch mein Selbsthalterstipendium. Also ich habe ja das meiner Kunstproduktion war bisher durch mein selbstseitiges Stipendium. Also ich habe ja das Privileg, dass ich das bekomme und habe bisher noch nicht sehr viel mit Förderungen oder so zu tun gehabt. Ich habe natürlich schon bei Ausschreibungen mitgemacht und war auch schon bei so Projekten dabei, aber bisher war es wirklich hauptsächlich durch Stipendium und eben Nebenjob. Und genau, wie das dann in Zukunft weitergehen wird, wird ein spannender Prozess. Die Gender Pay Gap oder überhaupt der Gender Gap in der Kunst ist glaube ich, also das verändert sich glaube ich gerade schon sehr stark. Also in den letzten Jahren merkt man einfach, es ist viel Literatur dazukommen, es hat sehr viel Menschen, sie haben sich schon mit dem beschäftigt und eben es gibt immer auch einfach mehr KünstlerInnen, die sehr präsent sind und das ist natürlich absolut positiv. Was ich jetzt weiß, oder das ist eine Zahl, die für mich sehr sprechend ist, da geht es dann natürlich nicht nur um Frauen, sondern vor allem auch um Mutterschaft, ist, dass die zehn erfolgreichsten männlichen Künstler haben insgesamt 33 Kinder und die zehn erfolgreichsten weiblichen Künstlerinnen haben vier Kinder. Also da gibt es auf jeden Fall noch ein großes Gap, wo man sagen muss, dass Mutterschaft oder Sorgearbeit auf jeden Fall eine große Rolle spielt, dass vor allem Flinter oder Frauen einfach viel weniger Chancen kriegen, glaube ich, sie auch so vermarkten zu können, beziehungsweise überhaupt die Zeit haben, um sich so intensiv mit Kunst und ihrer Arbeit beschäftigen zu können, weil, wie wir alle wissen, Sorgearbeit ja nach wie vor, also unbezahlte Sorgearbeit vor allem von Frauen oder Flinterpersonen einfach gemacht wird. Und ich glaube schon, dass das ein großes Problem ist, das einfach strukturell sich verändern muss. strukturell sie verändern muss. Und eben, ich glaube nicht, dass es wirklich die Frauen sind, weil es gibt ja sehr viele, die sehr tolle Kunst machen, aber es ist eher oft Zeit bzw. finanzielle Gründe. Ja, meine Motivation, Kunst zu machen und Künstlerin zu sein, ist eigentlich die, dass ich einerseits das ist, was ich wirklich machen möchte, dass ich einfach merke, wenn ich ganz ehrlich zu mir selbst bin, ist es das Einzige, was ich wirklich machen möchte mit meinem Leben. Dadurch, dass ich ja wirklich am Anfang stehe, habe ich jetzt natürlich noch diesen trotzdem naiven Blick in die Zukunft, dass ich natürlich diese wirklichen Struggles jetzt noch gar nicht so kenne. Also der Austausch mit anderen Künstlerinnen und Freundinnen, die schon länger in dem System sich durchwurschteln, ist schon eher negativer. Aber ich denke, man muss es einfach versuchen, weil ich es einfach wichtig finde und auch notwendig finde, dass man dem Ganzen eine Chance gibt. Weil es, glaube ich, auch irgendwie eine Message ist, die man nach außen tragen muss, dass eben Frauen oder Flinterpersonen genauso viel beitragen zum kulturellen Sektor und zur Kunst. Und genau darum, denke ich, müssen wir da auch aus dem Grund einfach weitermachen oder anfangen. Ich denke mir halt in so einem System, in dem wir leben, also im Hyperkapitalismus, ist es halt schon auch irgendwo, auf der einen Seite ist es eine privilegierte Position, aus der ich spreche. Auf der anderen Seite denke ich mir, ich würde es auch nutzen und versuchen, meinen Weg zu gehen. Weil es für mich einfach Sinn macht, das zu tun. Und schauen wir mal, was dabei rauskommt. Ich glaube, diese entmutigenden Erfahrungen, die wir alle machen, ist, wenn man eben nicht ausgewählt wird, wenn man nicht dabei ist bei den Ausstellungen, für die man sich bewirbt oder bei den Wettbewerben. Das sind auf jeden Fall, ich glaube, da muss man durch. Das ist einfach ein Lernprozess und ein stetiges Weiterentwickeln. Was auf jeden Fall bei mir Thema ist, dass ich einfach beim Netzwerk bisher absolut, also das absolut noch nicht irgendwie betreibe, auf dem Level, wo ich glaube, dass man das machen sollte. Einfach auch, weil ich halt durch meine Mutterschaft einfach zeitlich sehr begrenzt bin. Also meine zeitlichen Ressourcen sind einfach sehr knapp bemessen. Und da geht es sich dann einfach nicht aus, mal noch schneller auf eine Eröffnung zu gehen oder auf irgendeinen Tag zu gehen und anwesend zu sein. Also das ist schon was, was mich auch beschäftigt, wo ich merke, okay, da braucht es wahrscheinlich in Zukunft auch noch mehr Zeit dafür. Aber das ist halt schwierig, weil mein Alltag einfach total durchstrukturiert ist. Also künstlerische Praxis findet statt, wenn die Kinder betreut sind und ich nur wieder zwischendurch. Und der Rest wird einfach von ja, von dem zwischendurch und der Rest wird einfach von ja, von dem abhängig gemacht, wie viel Zeit einfach da ist. Ich meine, so geht es ja nicht nur Müttern so oder nicht nur Eltern, das ist ja alle Menschen, die irgendwie entweder einen Job noch haben oder sich auch um andere Menschen kümmern, haben ja dieses Thema genauso. Also ich kann ja nur, aber das ist halt meine Perspektive, aus der ich jetzt sprechen kann. Das Thema Vereinbarkeit ist natürlich ein großes und das beschäftigt natürlich sehr viele Menschen. Und ich sehe es ein bisschen auch als positiv, dass ich erst zu studieren begonnen habe, wie ich schon meinen Sohn gehabt habe. Also der war zwei Jahre alt, wie ich begonnen habe, wie ich schon meinen Sohn gehabt habe, also der war zwei Jahre alt, wie ich begonnen habe, das heißt, ich habe von Anfang an mir das einteilen müssen und es hat noch nie so diese Phase gegeben, wo man einfach stundenlang vor sich hin arbeiten kann und sich, keine Ahnung, nächtelang irgendwelchen Prozessen hingibt. Diese Erfahrung habe ich einfach nie gemacht. Ich habe einfach von Anfang an irgendwie schauen müssen, wie strukturiere ich mich, was sind die Zeiten, an denen ich arbeiten kann, was sind die Zeiten, wo ich an der Uni Sachen machen kann und habe mir das einfach von Anfang an einteilen müssen. Ich habe Gott sei Dank einen Partner, der sehr unterstützend ist und der auch selbstständig arbeitet und darum können wir uns das ganz gut aufteilen, selbstständig arbeitet und darum können wir uns das ganz gut aufteilen. Aber es bleibt einfach totales jonglieren mit, was ist gerade das Wichtigste, was gerade das Erste erledigt und dann der Rest folgt. als erstes erledigt und dann der Rest folgt so irgendwie. Und genau, also dadurch, dass ich jetzt in diesem Förderapparat oder so noch nicht so drinnen bin, kommt da sicher dann auch noch mehr organisatorische Arbeit auf mich zu, als ich jetzt habe. Bis jetzt ist es heutzutage noch halbwegs in Grenzen. Aber das wird sicher auch noch mehr Zeit fressen in Zukunft. Ja, die Kinderbetreuung in Oberösterreich, also gerade im Land, ist sehr schlecht. Gerade wenn die Kinder nur im Kindergartenalter sind, gibt es eigentlich Nachmittagsbetreuung entweder sehr wenig oder gar nicht. Und es ist ja so, dass es 2019, glaube ich, die Regierung dann auch die kostenfreie Kinderbetreuung, Nachmittagsbetreuung abgeschafft hat. Die hat es vorher gegeben. Die wurde dann mit Schwarz-Blau gecancelt. Das heißt, es ist dann, wo es so halt auch eine Kostenfrage ist, ob man sich das auch leisten kann, dass man sich Kinder am Nachmittag betreut hat. Oder wo man sich halt immer fragen muss, macht es Sinn zu arbeiten, wenn das Geld dann wieder in die Kinderbetreuung reinfließt. Also ich finde, da gibt es halt so wenig Wahlmöglichkeiten. Ich denke mal, es wäre halt einfach schön, wenn man in einem Land wie Österreich als Eltern oder betreuende Personen wirklich eine Wahl hätte, ob man das jetzt aus den Händen geben will oder selber machen will. Und das fehlt meiner Meinung nach schon sehr stark. Ja, also ich empfinde meine Mutterschrift absolut nett als störend natürlich. Aber es macht es natürlich komplizierter. Also ich glaube sehr wohl, dass es möglich ist, auch erfolgreich zu sein als Mutterkünstlerin. Und ich glaube daran, dass das geht. Es gibt nur nicht sehr viele Vorbilder. Also viele, was ich so mitgekriegt habe, ist es halt dann eher quasi später im Leben, wenn die Kinder halt dann außer Haus sind oder so, dass die halt dann so richtig viel arbeiten können. Was sehr schade ist, weil man ja eigentlich in allen Lebensphasen gern Musik mitnehmen möchte. Und ich finde es eigentlich schon frech, dass es für Männer oder für Väter nach wie vor so viel einfacher ist, also dass diese Frage gar nicht so im Raum steht. Also das hat eindeutig noch viel verändert. Mein Wunsch für die Zukunft wäre auf der einen Seite ein bedingungsloses Grundeinkommen. Das wäre glaube ich eine große, wahnsinnig tolle Erleichterung für sehr viele Menschen, auch außerhalb vom Kunstbetrieb und vom Kulturbetrieb. Also das wäre einfach absolut notwendig und ich glaube auch möglich, das wirklich durchzusetzen. Also da bin ich absolut dafür. Und ich glaube, ich wünsche mir einfach eine Zukunft, in der kollektive Und ich glaube, ich wünsche mir einfach eine Zukunft, in der kollektive und gemeinsame Arbeit auch wieder mehr in den Vordergrund rückt, wo dieses Einzelkämpfertum nicht mehr der Standard ist, sondern wo wir wieder mehr gemeinsam arbeiten. Und das ist auch etwas, was ich mir für meine eigene Zukunft wünsche, dass ich mehr in Kollektiven arbeiten kann. Das habe ich bisher jetzt gerade so am, also da bin ich gerade am Anfang, dass ich da so ein bisschen das erforsche. Aber genau, einfach weg vom reinen, individuellen, vor sich hin, wirklichen und kämpfen, hin zu mehr gemeinschaftlichem Arbeiten und Leben und Forschen und Kinder betreuen. Genau, dass man wieder in eine solidarischere Gesellschaft, also ich glaube, und dass man so diese Schranken abbaut, so diese ganzen Grenzen, diese gesellschaftlichen Grenzen, die wir uns innerhalb dieser Gesellschaft irgendwie so auferlegen, dass die wieder abgebaut werden und alles mehr gemeinsam funktioniert. Genau.