Es gibt dieses Zechwesen. Das waren immer Männerbünde, Jungmännerbünde. Da hat man dabei sein können, bis man heiratet. Die haben quasi die Zechkünste betrieben, saufen, tanzen, singen, raufen, auch nicht zu wenig. Und die Frauen waren immer so ein wenig die Anhängsel. Also wenn sie dann einmal so ein Männchen gehabt haben, dann haben sie das irgendwie bei den Tänzen gedreht, die coolen Figuren haben schon irgendwie die Männer gemacht. Und wir haben beschlossen, dass wir eigentlich, ich glaube vor allem wir zwei haben auch so ein bisschen Liebe zum Landler. Wir finden auch, das ist eigentlich eine coole Volksmusik, warum sollte man sich das nehmen lassen. Die letzten Jahrzehnte ist aber dieses Zechwesen sehr traditionell geworden, sehr streng, sehr rigide, man muss sich irgendwie alles ganz genau machen. Und wir haben irgendwie gesagt, für das Festival der Regionen machen wir diese Mescherzeche, die Zeche hinter Forzing und eignen uns das eigentlich auch wieder an, weil wir es nicht hergeben wollen. Grüß Fotz, wir sind die Zeche Hinterfotzing, Teile der Zeche Hinterfotzing. Mein Name ist Marlene Hauser. Mein Name ist Angelika Feissner. Mein Name ist Angelika Feissner. Wir haben die Zeche Hinterfotzing wiederentdeckt und haben uns jetzt im Zuge des Festivals der Regionen dazu verschrieben, dass wir die Tradition der Zeche Hinterfotzing weitergeben, wieder aufleben lassen. Wir befinden uns hier im Brauhaus Haselbach, einem wie man sieht, alteingesessenen In-Viertler-Wirtshaus. Das ist sozusagen das natürliche Habitat der Zeche Hinterfotzing, weil hier wird gezecht, getanzt, borscht und alles lagsoffen. Das sind die Kernkompetenzen einer Zeche und genau das werden wir hier heute mit einem interessierten Festival der Regionenpublikum teilen, weil hier wird heute den ganzen Tag das Zechen-Bootcamp stattfinden, wo wir unsere Zechenkünste sozusagen mit Interessenten teilen. Prost auf die Menschheit! Prost auf die Männer! Prost auf die Frauen! Prost auf die Frauen! Prost auf die Schneiden! Prost auf die Noren! Oberen Größ auf der Männer von Toren! Wir kennen das auf eine sehr derbe Art, oft auf eine sehr frauenverachtende Art, auf eine insgesamt menschenverachtende Art. Ich glaube, das kennen viele Leute, dass daheim, wenn man bei der Familienfeier zum Stanzlnsingen anfängt, dass das gleich mal sehr schnell ungut werden kann. Aber umso mehr hat es uns Spaß gemacht, den Spieß mal umzutragen und das ganz anders anzugehen und da unser eigenes Ding draus zu machen, das Hinterfotzingen-Ding. Ja, ja! Ja, schon! Schulter schlagen! Zum Thema Menschheit, weil wir auch oft gefragt werden, wer ist willkommen in der Zeche Hinterfotzing. Wir sind die erste und einzige Menschheit-Zeche des Innenviertels. Und den Begriff Menschheit verwenden wir aber ein bisschen anders als die meisten anderen Leute vielleicht. Für uns sind Menschen auch alle, die außerhalb dieser üblichen 0815 schwarz-weiß-Einteilerei stehen. Also das heißt, im Festivalprogramm ist es beschrieben als Hinterpersonen. Wir sagen Mensch. Oder alles außer Nana. Ich bin 15, vor der 14, zamm, zamm, zamm, zamm. Ich bin 14, vor der 14, zamm, zamm, zamm, zamm. Ich bin 14, vor der 14, zamm, zamm, zamm, zamm. In der Nacht rinnt der Wust, in der Früh war es ein Kader. Aber ich war ein Rockwies, rein und wieder ein Zeugebader. Die Frage nach der Provokation oder der Aneignung würde ich so beantworten, dass das eine Jahr irgendwo auf das andere folgt. Also auf die Aneignung folgt, nehmen das viele Leute, gerade wenn es Frauen machen, als Provokation war. Und das ist oft ganz gut als Künstlerin, weil man nicht viel machen muss, um zu provozieren. Und wir haben ja auch dieses eine Gestänzel, wir tanzen, wir boschen, wir saufen alles leih, die Maa na halt Goschen, wir machen Trara. Und schon sehr oft erlebt, dass darauf ein Mann nicht die Goschen heilen konnte, weil er sich so provoziert gefühlt hat. Musik Ich bin die Besenbeck Flora. Ich bin eher in der Abteilung Laut- und Falschsinger daheim. Das ist ja, wenn man sich mit Traditionen auseinandersetzt, ganz spannend. Was findet man daran gut, was will man weitertragen und was nicht. Und da ist das Thema bei Traditionen eigentlich, eigentlich muss das ja, also wir haben jetzt über Aneignung und Provokation geredet. Und wenn du dem gegenüber nicht offen bist, ist es echt tot. Also Tradition ist ja was, du musst das lebendig halten, du musst das verändern, du musst was daraus machen, damit es, sonst gibt es, also Tradition ist ja was, du musst das lebendig halten, du musst das verändern, du musst was daraus machen. Tradition braucht, wie man das jetzt nennen würde, die Auseinandersetzung damit und das Weiterentwickeln, und ich nenne es jetzt eben Weiterentwickeln, ist ja eigentlich was Gutes. Und das war so eine Erfahrung, die wir gehabt haben, wie wir mit den Leuten geredet haben, dass die haben das ja teilweise gut gefunden, diese Zechen, dass wir uns damit beschäftigen. Weil sie wollen ja auch nicht, dass es tot ist. Und die waren ja oft so, es ist super, dass ihr als junge Leute euch damit beschäftigt, sondern dann ist es auch okay, wenn ihr ein bisschen was anderes daraus macht. Ja und das war dann so ein Prozess, wenn man so diese Tänze macht, dass man sich das so anschaut, woher kommt das, was hält man jetzt für diesen Mann-Frau-Paar-Tanz? Wie kann man das anders machen? Ist das jetzt nur zeitgemäß? Was finden wir an der Sache? Man nennt sie Bekläsch, die Kanz ist die Fundis, vor dem Kieren werden wir tun, aber wir pfeifen längst schon auf eine Struktur. Als in der Stadt lebende Person, wo die Diversität in Gruppierungen schon voll verbreitet ist, irgendwie auch am Land so den Raum zu schaffen, dass man einen Dialog herstellt von Diversität ist wichtig und jeder Mensch soll so leben können, wie er lebt und dafür auch sich herzustellen und zu sagen, hey, we need to talk about it. Genau, und uns war es wichtig, dass wir mit dieser Messerzeche vor allem einfach uns den öffentlichen Raum zurücknehmen, dass wir laut sind, dass wir irgendwie frech sind. Wir haben sehr viel gestanzelt geschrieben, die sind immer schon gut geeignet gewesen, dass man auch etwas kritisiert, vielleicht einmal verarscht, vielleicht mit dem Augenzwinkern sagt, das sehe ich ein wenig anders. Und das ist eigentlich etwas, was man sich super wieder nehmen kann und was wir jetzt auch in der Zech haben. Misha Holstam, Karim Ipam! He-Bamm, He-Schah-Holz-Kamm, David He-Bamm, He-Schah-Holz-Kamm, David He-Bamm. Für die Musik haben wir uns sehr traditionell an den Melodien orientiert, waren da bei so Treffen von Volksmusik und haben mit wirklichen lokalen Urgesteinen da auch Gespräche geführt und Melodien ausgetauscht. Also das ist schon sehr nahe an dem, was wirklich in der Region passiert. Was die Texte angeht, haben wir uns ein bisschen mehr Freiheit genommen. Unser Outfit, unser Tracht, die Hinterfotzinger Niedertracht, hat auch so Elemente. Also es ist für Leute erkennbar, auf was es anspürt. Das war uns wichtig, weil das auch einen Grundboden des Verständnisses legt. Dann können sie es leider gut nehmen und hören zu und denken sich vielleicht bei manchen Sachen, das sehe ich nicht so, das sehe ich auch so, finde ich doch ganz witzig. Es spricht eigentlich auch was, was ich mir gedacht habe, aber in einer Sprache, die ich kenne und der mir vertraut. Das ist ein Zugang, den zumindest ich, aber ich glaube, wir alle sehr gerne wählen in Projekten. La la la la li li li, tu li la li li la la, la la la la li li li, tu li la li li li. Die Zeche Hinterfotzing hat das Raufen in dieser Form aufgehört und ist da rein auf das Verbale übergegangen, weil man sich da echt dagegen entschlossen hat. Es ist ja in den Statuten hier drinnen, das zehnte Statut ist, unser Raufwerkzeug ist das Mundwerk und das ist wichtig. Ich sing, auch weil ich Hassstimme habe, für hinterfotzig bis ins Grab. Ich tanze, sondern du tust mir rot, für hinterfotzig bis ins Rot. Thank you.