Vielen Dank für die Einladung, die Festrede zu halten zu 15 Jahre DorfTV. Schönen Vormittag. Es ist mir eine sehr große Ehre, dass ich hier sein darf. Vielen Dank für die Einladung, die Festrede zu halten zu 15 Jahre DorfTV, das ich tatsächlich auch in Wien nicht selten konsumiere und wo ich auch schon zu Gast war zu verschiedenen Themen, weil ich die Arbeit dieser Redaktion, dieses Senders sehr, sehr schätze und sie für enorm wichtig halte. Von Anfang und jetzt noch mehr. Schauen wir kurz zurück in dieses Jahr 2010, als DorfTV gegründet wurde. Was war das damals für eine andere Welt, oder? In den USA regierte Barack Obama, in Österreich setzten sich Feimand und Spindelecker dem Zwang zu Soundbites entgegen und regierten mit einer vor sich her getragenen Verdess quasi durch diese große Koalition damals. Der Chef der FPÖ war Heinz-Christian Strache, der urlaubte auch damals schon auf Ibiza, wurde aber noch nicht dabei gefilmt. Das heißt, er war auch noch FPÖ-Chef. Er hatte auf Facebook damals 19.000 Fans und eine Gruppe, die sich nannte, kann dieser seelenlose Ziegelstein mehr Fans haben, als Heinz-Christian Strache erreichte das Zehnfache, nämlich 200.000. Die Älteren im Raum erinnern sich wahrscheinlich daran. Wer war dabei von Ihnen damals? Ah, ich sehe schon, ja. Ungefähr die Hälfte, wow. Okay. Das Privatfernsehen war damals in Österreich gerade mal zehn Jahre alt. Das gibt es erst seit 2000 in Österreich und der erste Community-Sender mit OktoTV war fünf Jahre vorher gegründet worden als DorfTV und er ging als erstes Community-Fernsehen in Österreich, 24 Stunden on air, das erste auch, das terrestrisch empfangbar war. Und das war damals wahnsinnig wichtig, weil es gab eine Vielfalt von Kulturinitiativen, es gab ein großes Bedürfnis nach Diskurs. Wir waren zwei Jahre nach der Finanzkrise. Es gab Bedürfnis nach lokalem Journalismus, das nicht mehr so abgedeckt wurde, schon gar nicht von den großen Fernsehsendern, die wir für ganz Österreich senden müssen. Und deswegen war diese Gründung von DorfTV deshalb eine, die auf fruchtbaren Boden gefallen ist. Entschuldigen Sie, dass ich das Handy in der Hand habe. Meine Rede ist nicht auf Papier, sondern auf meinem Handy. Springen wir in die jetzige Medienwelt vom Jahr 2010. Und was jetzt in der Medienwelt passiert, kann man leider nur mit einem Wort beschreiben. Dort herrscht Krieg. Krieg ist ein großes Wort, das man nicht leichtfertig verwenden soll. Aber ich verwende es leider nicht leichtfertig, sondern das ist genau was passiert. Es herrscht Krieg in dieser Medienwelt und dieser Krieg droht die Grundfesten unserer Demokratie und unseres Zusammenlebens zu zerstören. Die Infrastruktur von Demokratie ist Information. Man kann keine gute Wahlentscheidung treffen, wenn man keine unabhängige Information hat und man kann die Mächtigen nicht zur Verantwortung ziehen, wenn es nicht Profis gibt, die recherchieren, die nachfragen, die Fakten auf den Tisch legen und die nach der Wahrheit graben und überhaupt daran glauben, dass es so etwas wie Wahrheit gibt. Etwas, das ja auch derzeit zur Disposition steht. Dieser Journalismus wird derzeit von allen Seiten angegriffen und zwar mit dem ganz dezidierten Ziel, ihn tatsächlich zu zerstören. Im Zentrum dieses Krieges steht das, was wir damals soziale Medien nannten. Ich nenne sie heute tatsächlich Faschismusmaschinen, die in die Welt gekommen sind als etwas, das damals 2010 noch wie etwas wirkte, das Demokratie fördern kann, wo die Gatekeeper, der Chefredakteur weg sind und wo jeder Informationen veröffentlichen kann. Damals, 2010, waren die meisten von uns gerade erst zwei, drei Jahre auf Facebook und Twitter. Die grüne Revolution im Iran ist darüber abgelaufen. Es wirkte noch wie ein Ort, an dem sehr viel Gutes möglich ist. Das war nicht der Fall und das war auch nicht überraschend, auch damals schon nicht. Weil jede technische Revolution in den Medien führt gesellschaftliche Verwerfungen nach sich und bei Weitem nur nicht gute. Wenn man an den Buchdruck denkt, dann ist der 30-jährige Krieg in seiner Länge und seiner Grausamkeit nur deshalb möglich gewesen, weil Flugblätter die Möglichkeit geboten haben, Verleumdungen und Lügen über die Gegenseite so glaubwürdig gedruckt zu verbreiten, dass sie so einen enormen Hass hervorgerufen haben. Oder die Hexenverbrennungen, die man ganz so im Mittelalter ansiedelt, fanden ja tatsächlich in der frühen Neuzeit statt und basierten auch ganz stark darauf, dass es die Möglichkeit gab, Verleumdungen über Flugblätter, ein sehr, sehr glaubwürdiges Medium damals, weil es vorher in München vorbehalten war, zu verbreiten. Radio und Fernsehen ebenfalls. Radio und Fernsehen mit dieser technischen Möglichkeit, das Monopol in jedes Wohnzimmer hineinzusetzen, wurden zu den Medien des Faschismus, für Mussolini, für Hitler und deswegen auch sehr, sehr stark reguliert. Und diese Entwicklungen haben wir in den Griff bekommen, weil wir Regulierungen haben, weil wir nicht alles machen können in Massenmedien. Herausgeber haben Verantwortung für das, was sie publizieren. Journalisten haben die Verantwortung, Fakten zu checken, nachzufragen, wenn sie jemanden beschuldigen, dessen Stellungnahme einzuholen. Es ist verboten, Verhetzung zu verbreiten. Und um in Österreich eine Fernsehlizenz zu bekommen, muss man eine Nachrichtenredaktion haben, die Information verbreitet, die nicht vermischt werden kann mit Werbung. Das ist ganz einfach vorgeschrieben und das ist gut so. All das gilt nicht für die großen Monopole, die wir jetzt haben. Das ist, ich meine, Sie kennen sie alle, das ist Meta, das ist Alphabet mit Google und mit YouTube, das ist TikTok. Für die gelten alle diese Regeln nicht. Die halten sich natürlich auch an keinerlei davon. Und abgesehen davon, dass die Regeln nicht gelten, ist auch der einzige Antrieb, der dahinter steht, diese Medien zu machen, die Maximierung von Viewtime. Das heißt, so lange wie möglich diese zwei Augäpfel von jedem, der das Handy in der Hand hat, auf deren Oberfläche zu halten und dort Werbung zu konsumieren. Jetzt weiß jeder Boulevard-Chefredakteur, wie man Viewtime maximiert, nämlich indem man die menschliche Psyche ausnützt. Und die menschliche Psyche, das menschliche Hirn funktioniert nun mal so, dass wenn jemand Feuer schreit, man eher hinschaut, als wenn jemand eine differenzierte Analyse über Brandursachen und Möglichkeiten hält, weil so funktioniert unser Hirn. Unser Hirn funktioniert auch so, dass wenn eine Lüge verbreitet wird, man eher hinschaut und entweder was dagegen sagt oder sie weitererzählt, weil sie spektakulär ist, also eine differenzierte Analyse. Und Hass mehr Aufmerksamkeit erregt als konstruktive Diskussionen. Das führt dazu, dass jetzt besonders dadurch, dass künstliche Intelligenz da noch drinnen steckt, zwei Dinge passieren. Einerseits eine ganz massive Radikalisierung. Wenn Sie sich auf YouTube für Joggen interessieren, dann landen Sie innerhalb weniger Stunden beim Ultramarathon. Und genauso ist es auch mit politischen Inhalten. Das liegt in der Natur dieser Medien. Das ist nicht etwas, was passiert, das liegt in der Natur darin, wie diese, Natur ist eigentlich falsch, in der Programmierung dieser Medien, wie der Algorithmus programmiert ist. Und zweitens zerstören diese Medien unser Konzept von Öffentlichkeit, weil die jetzige Revolution im Gegensatz zu Fernsehen und Radio an alle senden zu können, ist sehr ein Massenmedium zu sein mit globalem Monopol, das sehr individuell sendet und dadurch den Raum zerstört, in dem demokratischer Diskurs überhaupt stattfinden kann. Und Menschen, die sich immer nur mit Gleichgesinnten austauschen und immer Radikaleres bekommen von dem, was sie ohnehin denken, halten in kürzester Zeit die Gegenseite für komplette Idioten oder ganz gefährliche Feinde, mit denen man sich auf keinen Fall an einen Tisch setzen soll. Und das zerstört die Grundlage unserer Demokratie. Das ist nämlich auch eine Aufgabe von Medien, den Raum zu schaffen für Diskurs. Dieser Krieg, der da stattfindet, findet auf mehreren Ebenen statt und ich nenne es deshalb tatsächlich Krieg, weil auf einer Ebene ist es tatsächlich ein militärischer Krieg. Russland führt Krieg gegen Europa auf verschiedenen Ebenen. Eine davon sind Bomben, das ist in der Ukraine, auf vielen anderen stecken wir mittendrin. Und einer der wichtigsten ist der Informationskrieg bzw. Desinformationskrieg, der dazu da ist, das Vertrauen in die europäischen Institutionen zu zerstören, das Vertrauen in Demokratie zu zerstören und dessen Säulen zu zerstören. Das sind vor allem Justiz und eben Medien. Das heißt, Journalismus ist einer der Hauptziele dieses Krieges von Russland gegen Europa. Zweitens findet ein politischer Krieg statt. Es gibt eine globale neue Rechte, die sehr gut organisiert ist, deren autoritäre Systeme in ihren jeweiligen Ländern aufbauen wollen, gut global vernetzt sind und die ebenfalls einen politischen Krieg gegen Journalismus, gegen Medien, gegen unabhängige Medien führen. Und man hat gesehen, gerade jetzt anhand von Charlie Kirk, wie brutal das auch gegen einzelne Journalistinnen stattfinden kann. Denken Sie an Dunja Hayali in Deutschland, die nicht mehr auf die Straße gehen kann wegen eines richtigen Halbsatzes über die politische Ausrichtung von Charlie Kirk im Fernsehen, die so viel Hass abbekommen hat, dass diese Frau, die wirklich sich gerne an die Öffentlichkeit stellt, zurückziehen musste. Und sowas passiert jeden Tag. Sehr, sehr viele müssen sich zurückziehen. Und drittens ist da der wirtschaftliche Krieg, der schon angesprochen war, nämlich, dass Aufmerksamkeit und Geld, diese zwei Säulen, auf denen die Existenz von freien, vor allem kommerziellen Medien beruht, entzogen werden. In Österreich wandert schon mehr als die Hälfte des Anzeigengeldes an diese Monopole und verlässt somit das Land, also wandert an Medienunternehmen, die keinen unabhängigen Journalismus finanzieren. Das ist die Lage. Die Lage ist sehr, sehr düster und es ist tatsächlich ziemlich spät, von politischer Seite noch etwas zu tun. Macron hat gestern etwas angekündigt, dass er in die richtige Richtung geht, aber tatsächlich ist es auch zu spät darauf zu warten, Seite noch etwas zu tun. Macron hat gestern etwas angekündigt, das in die richtige Richtung geht. Aber tatsächlich ist es auch zu spät darauf zu warten, nachdem wir diese Diskussion seit zehn Jahren führen, dass die Politik jetzt tatsächlich etwas tut, auch wenn sie es tun muss. Aber was können wir tun? Was können Sie tun? Was können Menschen tun, denen Demokratie, liberale Demokratie ein Anliegen ist, die Diskurs fördern wollen, die Kultur fördern wollen, die Austausch fördern wollen? Und da landen wir ganz schnell bei DorfTV. Natürlich müssen die großen Öffentlich-Rechtlichen was tun. Es müssen die großen kommerziellen Medien etwas tun, um mit dieser Lage zurecht zu tun. Es muss die Politik etwas tun. Wir werden auch gleich darüber diskutieren. Aber wo landet man denn, wenn man dem etwas entgegensetzen will? Dann landet man bei Medien, die tatsächlich das Gegenteil von dem machen, was diese Faschismusmaschinen machen. Nämlich einen Raum bieten für Diskurs, wo Leute ihre Initiativen vorstellen können, miteinander reden, wo lokal nachgefragt wird, wo Macht zur Verantwortung gezogen wird. Der Herr Bürgermeister hat es ja schön gesagt, er wirkt ja so ein bisschen so. Ich schätze das, aber es ist schon kritisch, genauso soll es sein. Genau das leistet DorfTV, echt einen guten Journalismus zu schaffen auf einer lokalen Ebene, dort was richtig Wissen ist, wichtig ist. Wir müssen diese Räume schaffen und DorfTV hat so einen Raum geschaffen, vor 15 Jahren und seither massiv ausgebaut und immer mehr davon geschaffen, wo so etwas stattfinden kann. Wir brauchen diese Informationsinfrastruktur wie ein Bissenbrot, wenn wir unsere Demokratie erhalten wollen. Und das ist sehr knapp, die Rektorin hat es auch schon gesagt. Und so sind wir bei... Ich bin froh, dass Sie zustimmen. Ich rede darüber seit zehn Jahren und habe echt lange den Eindruck gehabt, ich rede so ein bisschen ins Leere. Aber ich bin froh, dass Sie hier in diesem Raum zustimmen. Ich rede darüber seit zehn Jahren und habe echt lange den Eindruck gehabt, ich rede so ein bisschen ins Leere. Aber ich bin froh, dass Sie hier in diesem Raum zustimmen und sehen Sie auch dafür, es ist DorfTV gut, dass man zusammenkommt und sich gegenseitig versichert in dem, dass man etwas tun muss. Und so ist DorfTV und zum Abschluss zu kommen, heute tatsächlich noch viel, viel wichtiger, als es ohnehin 2010 schon war. Heute ist das wirklich eine der Säulen, die wir brauchen werden, auch in Österreich. Wir wissen nicht, wie es weitergeht in Österreich. Wir werden diese Säule brauchen, um die liberale Demokratie auch in Österreich weiterzutragen und durchzutragen durch die nächsten Jahre. Das ist nicht nur wichtig für Linz, wie die Geschäftsführerin gesagt hat, unentbehrlich für Linz, sondern tatsächlich unentbehrlich für das Land. Und als Modell tatsächlich vielleicht darüber hinaus, als ein Modell, wo nicht die Maximierung von Klicks im Vordergrund steht, sondern die Maximierung von Sinn. Wo nicht Propaganda stattfindet, sondern wo tatsächlich Journalismus und politischer Diskurs stattfinden. Wo nicht Filterblasen geschaffen werden, sondern Community, echte Community geschaffen wird und wie man an dieser warmen Atmosphäre auch hier im Raum sieht, wo nicht Hass regiert, sondern Liebe. Damit herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag. Applaus you