Ich heiße Therese Eisenmauer, bin Künstlerin seit meinem Diplom 1977, war aber auch schon Künstlerin während des Studiums, würde ich sagen. Ich bin total gearbeitet. Während dieser langen Zeit habe ich mich technisch da einigermaßen entwickelt. Meine ziemlich sofortige Lieblingstechnik in der Schule war die Radierung, sobald ich die kennengelernt habe. Und die habe ich halt so weiter entwickelt im Laufe der Jahre. Und dann auch noch erweitert. Was hat mich zur Kunst hingezogen? Also ich glaube einfach, dass ich, wenn ich gezeichnet oder gemalt habe als Kind, einfach alles vergessen habe. Es war nicht immer so einfach und so wie ich das getan habe, war ich irgendwo weg. Und ganz wichtig, dass ich mir eigene Welten erschaffen konnte durch das Zeichnen. Also da war vor allen Dingen das Zeichnen wichtig. Und hatte dann noch in der Hauptschule, ich habe die Hauptschule auch gemacht, einen sehr guten Lehrer, der halt begeistert war von dem, was ich gemacht habe. Und dann habe ich eigentlich schon mit 13, glaube ich, gewusst, dass ich Malerin werde. War für mich ganz klar. Eigenfinanzierung. Man muss mal vielleicht in meiner Geschichte auch zurückgehen. Ich habe zum Beispiel während des Studiums immer wieder arbeiten müssen. Ich habe zwar ein Stipendium gehabt, aber das hat nicht ausgereicht. Das hat nicht einmal für das Zimmer, das ich jeweils hatte, ausgereicht. Und habe deshalb auch schon begriffen, oder das war mir nicht so unangenehm, weil ich gewusst habe, wenn ich freischaffend sein werde, werde ich auch kein Geld haben oder sehr wenig. Das heißt, ja, ich habe das halt irgendwie angenommen. Dann habe ich das Diplom gehabt und habe gleich einmal die Talentförderungsprämie des Landes gekriegt. Das war wirklich sehr hilfreich, weil das war so gedacht, dass man zwei Jahre lang einen gewissen Geldbetrag jedes Monat kriegt. Und nachdem ich so sparsam gelebt habe, hat das drei Jahre gereicht. Jahre gereicht und während dieser drei Jahre sind dann schon die ersten Interessenten gekommen. Genau, noch wichtig, ich habe schon während des Studiums ausgestellt, wir hätten das nicht gedurft, aber ich wurde angefragt von einer Galerie und dann habe ich gedacht, natürlich stelle ich aus, es ist mir wurscht, ob die das wollen oder nicht. Und dann war das auch gleich in der Zeitung, in den oberösterreichischen Nachrichten. Ich weiß auch nicht, es war einfach so. Und das war natürlich auch hilfreich. Irgendwie ist es immer gegangen. Also mager natürlich, aber es ist so auf diese Art gegangen. Ein Mensch war sehr wichtig, der ist schon gekommen, ich glaube schon 1907, also gleich nach dem Diplom einmal, da bin ich gleich aufs Land gezogen. Der heißt Gerald Sonnberg, ist leider inzwischen gestorben. Der war totaler Kunstfan und der ist fast jedes Monat gekommen und hat was gekauft. Ihr müsst euch aber vorstellen, das war zu einer Zeit, ich hatte kein Telefon. Ich hatte natürlich kein Handy. Nichts, ja. Und der ist immer plötzlich da gestanden und hat gesagt, hast du was gemacht? Und ich habe was gemacht gehabt und das hat er mir meistens abgekauft. Und das war ein Monat Leben. Also halt mit meiner Lebensweise. Ich bin ihm sehr dankbar natürlich. Und so irgendwie ist das immer gegangen. Natürlich, da gibt es immer wieder Durststrecken, weil du hast einfach kein Kontinuum. Und ich habe immer gewusst, selbst wenn ich jetzt ein Bild etwas teurer verkauft habe, dass ich sparsam leben muss oder so. Weil ich einfach nicht wusste, wie lange das reichen muss oder soll. Ich möchte auch nicht anders leben. Ich finde einfach dieses sehr, fast strenge Leben, na strenge ist ja blöd, ich habe einen Garten und ich kann da Gemüse essen, was ich will, und habe dann auch Wintergemüse und so, und es würde mir gar nicht schmecken, da einen Schweinsbraten zu essen. jeden Tag einen Schweinsbraten zu essen. Also was auch immer. Nein, also ich habe da keine Mängel. Das ist sowas wie eine Sucht oder so. Also wenn du da jetzt irgendwie im Fluss bist, dann bist du ja nie fertig. Ich habe zum Beispiel dann ein Bild gemacht und dann habe ich aber schon das Nächste im Kopf. Das ist der Idealzustand. Und darum habe ich eher immer das Gefühl, ich arbeite zu wenig oder ich müsste noch viel mehr. Gott sei Dank habe ich das Gefühl. Und so geht das einfach immer dahin. Und es macht mir auch voller Spaß. Aber es gibt bei mir genauso die Tage, wo ich einfach nichts machen kann. Und dann gehe ich vielleicht einen Tag im Atelier herum oder im Wald. Aber das weiß ich schon, nachdem ich schon ziemlich alt bin, dass das genauso beiträgt zum Prozess. Es ist ein Teil des Prozesses. Diese Diskriminierung, könnte man sagen, zum Prozess. Es ist ein Teil des Prozesses. Diese Diskriminierung, könnte man sagen, zwischen den Geschlechtern hat wirklich sehr gespürt. Da war vielleicht innerhalb der Schulen oder auf der heutigen Uni nicht so viel Diskriminierung, weil der Galerist hat von meinen Mitstudenten von mir gewusst. Aber wenn ich jetzt so österreichweit denke, da bist du als Frau einfach zunächst mal überhaupt nicht beachtet worden. Das ist der andere Grund, warum man dann nicht so weit kommt, wie die Wiener Kollegen ist, dass man nicht in Wien studiert hat. Aber auch selbst, ich habe eine gute Freundin, die in Wien studiert hat, zur Zeit dieser neuen Wilden, genauso viel gearbeitet hat, qualitativ sicher, genauso gut war, aber mit keinem Wort irgendwer erwähnt worden ist. Bis, glaube ich, in den 70er-Jahren oder späten 60er-Jahren war es üblich, dass du als Frau deinen Mann fragen musstest, ob du arbeiten gehen darfst. Und das ist etwas, was sich dann irgendwie nicht so schnell lösen lässt. Und was mich sehr beängstigt ist, dass teilweise Frauen jetzt in diese Stapfen der Männer treten und selber der Meinung sind, dass wir unsere Kinder kriegen sollen und vielleicht ein bisschen hobbymäßig sein dürfen, aber nicht wirklich auf uns schauen oder wirklich etwas schaffen dürfen. Schon gar nicht etwas, was besser ist als das der Männer. Ich hätte zum Beispiel sehr gerne, also ich mag Kinder sehr, aber ich habe gewusst, das darf ich nicht. Das ist traurig eigentlich. Vor allem, wenn du mit jemandem beisammen bist, der auch Kinder möchte. Aber ich habe es gewusst, das geht einfach nicht. Und so, das ist mal der erste Verzicht. Die anderen Verzichte waren für mich nicht so schwer. Eben, dass man vielleicht keine so schöne Kleidung hat wie die anderen oder so. Mama, wurscht. Also meistens. Was bedeutet älter werden für mich? Da gibt es eine Zeit, wo du dich erschreckst, wenn du in ein Spiel schaust und so diese Falten siehst, da denkst du, oh Gott, heute bin ich aber alt und du glaubst nur heute bist du alt. Und irgendwann kommst du darauf, dass du jetzt wirklich alt bist oder halt älter und dann, glaube ich, ist unsere Aufgabe, dass wir einfach mal reflektieren, was war im Leben und warum schaut man eigentlich älter aus? Ja, weil man so viel gemacht hat und weil man so viel erlebt hat. Und wenn man das dann irgendwie, wie soll ich das denn sagen, in etwas Gutes bringen will, dann ist man dankbar, dass man so alt sein darf. Und dass man auch noch mit einem wachen Kopf reflektieren kann. Also ich bin jetzt mittlerweile gerne alt. Ich meine, es gibt ein paar körperliche Dingelchen, aber mein Gott, wenn es jetzt schlimmer werden würde, wäre das gut. Aber an sich bedeutet es alt werden oder alt sein oder älter sein, nein, ich sage älter sein, weil, ja, eh schon wissen. Ja, eigentlich was Positives. Für die Arbeitsweise ist das halt, dass man langsamer wird, nicht mehr so viel arbeiten kann. Durch die lange Erfahrung braucht man aber nicht mehr so viele Umwege machen. Man ist vielleicht ein bisschen streiter, indem man es da geschieht. Ja, außerdem kann ich mir jetzt schon verzeihen, wenn ich mal zwei Tage nicht arbeiten kann. Frauen interessieren mich nach wie vor und haben mich auch immer interessiert und speziell solche Frauen, denen es nicht in die Wiege gelegt war, dass sie jetzt nicht kämpfen müssen. Bei mir sind Frauen, die kämpfen müssen, die Interessanteren, die mit den Narben, ja, die also da nicht ganz oder nicht unbehelligt, aber dadurch stärker durchs Leben gehen. Das, glaube ich, ist dann eine Qualität von uns, wenn man das so durchgegangen ist und auch während man durchgeht. Das ist ganz wichtig, glaube ich, dass man nicht aufgibt. Erfolgreich. Ja, also ich merke schon, wenn ich jetzt eine Ausstellung habe, eine große oder auch eine kleine, und ich merke, dass die Menschen da emotional hineingehen können in das Thema oder in die Themen, die ich da bearbeite und in meine Bilder, dann ist das für mich der größte Erfolg. Gar nicht so, wie viel ich da verkaufe oder so. Das ist natürlich fesch, wenn man viel verkauft, das ist ja auch klar. Aber das Wesentlichere ist wirklich, dass du spürst, dass das nicht umsonst gemacht hat und dass es nicht umsonst gemacht wird und dass es nicht kalt lässt, dass vielleicht Diskussionen entstehen und darüber gesprochen wird. Das haben wir immer schon gewünscht, zum Beispiel die Solidarität zwischen den Frauen, dass das nicht schlechter wird, sondern vielleicht besser auch. Und eben mit jüngeren Frauen, das interessiert mich sehr. Mich interessiert auch unheimlich, was junge Frauen interessiert oder was junge Frauen zum Beispiel an meiner Arbeit finden. Oder wie die das irgendwie rezipieren. Das ist sehr interessant. Ja, natürlich gesellschaftlich wünscht man sehr viel. Ehe in diese Richtung waren wir zuerst schon. Dass man einfach irgendwie wie heißt denn das? Selbstverständlicher wir sein können. In unserer Arbeit und mit unserer Energie. Ja, und natürlich für den Planeten wünschen wir noch viel mehr. Aber das brauche ich eh nicht, was man da wünscht. Da hoffen wir halt alle, dass wir einen kleinen Beitrag leisten können. Dass du an dich selber glaubst, das ist das Allerwichtigste. Dass du einfach spürst, du hast etwas, das unbedingt raus will und das das wert ist, dass man das rausbringt. Und da kannst du einmal voll vielleicht etwas komisch machen oder so. Oder etwas, was du am liebsten zerreißen würdest. Aber du musst einfach machen. Und auch nicht, was ganz wichtig ist, nicht sofort glauben, das ist jetzt ausstellungswürdig. Das ist nicht das Kriterium. Wichtig ist einfach dieses Machen. Und irgendwann kommst du eh rein.