Einen schönen guten Abend. Ich darf Sie recht herzlich im Namen des Hauses der Volkshochschule Linz und dem Institut für Neue Geschichte und Zeitgeschichte, namentlich Markus Gräser und dem Institut für Sozial-, Umwelt- und Wirtschaftsgeschichte, namentlich Ernst Langthaler, zum zweiten Abend unserer Vortragsreihe »Protest – Wie Aufbegehren die Welt verändert« begrüßen. Und ich bedanke mich recht herzlich für Ihr Interesse und für Ihr zahlreiches Kommen. Wir machen heute einen Sprung von den Bauernkriegen hin ins 19. Jahrhundert zur Wiener Revolution von 1848. Es war eine Revolution, die nicht nur in Wien, sondern in ganz Europa stattgefunden hat. Es war eine europäische Bewegung, die sich gegen die autoritäre Herrschaft aufgelehnt hat und die mehr politische Mitbestimmung, mehr Pressefreiheit, aber auch nationale Selbstbestimmung eingefordert hat. Wir hätten so gern die ganze Welt beglückt. Die Wiener Revolution 1848 lautet der Titel und ich hätte sehr, sehr gerne heute Gabriella Hauch hier auf der Bühne begrüßt. Ich muss sie aber entschuldigen, sie hat kurzfristig abgesagt. Sie hat uns aber ihre Präsentation und ihr Manuskript geschickt und Markus Gläser hat dankenswerterweise den Part übernommen und wird den Vortrag an ihrer Stelle heute halten. Ich darf also an dieser Stelle durch Markus Gläsach, den heutigen Referenten, bei uns begrüßen. Herzlich willkommen. Ernst Langthaler wird dafür seinen Part übernehmen und dann im zweiten Teil des Abends das Gespräch mit ihm führen. Vielen Dank dafür auch. Damit bin ich fast am Ende. DorfTV wird heute den heutigen Abend dankenswerterweise wieder aufzeichnen. Für alle, die nicht da sein konnten beim ersten Mal, der Vortrag von Professor Nickemann steht bereits auf www.dorftv.at online und kann nachgesehen werden. Ja, ein großes Dankeschön an dieser Stelle an Dorff TV. Ein großes Dankeschön nochmal an Sie für Ihr Interesse, Ihre Zeit und ich darf das Wort an Markus Gräseberg geben. Ja, meine sehr geehrten Damen und Herren, auch von meiner Seite aus einen herzlichen Willkommensgruß. Ja, Sie haben es schon gehört, Gabriele Hauch steht uns heute Abend leider nicht zur Verfügung. Ich werde ihr Manuskript und ihre PowerPoint-Präsentation heute hier vorstellen. Ich bitte ein bisschen um Verständnis. Frau Hauch macht es so, wie ich es auch meistens mache. Manchmal schreibt man da nur ein Stichwort hin, weil man selbst ja weiß, was man damit meint. Ich muss dann hin und wieder wahrscheinlich ein bisschen interpretieren und bitte also um Verständnis dafür, dass es vielleicht manchmal etwas stockt und stolpert. Aber trotzdem wird es mir, glaube ich, möglich sein, Ihnen den Reichtum der Ausführungen und der Erkenntnisse, die Frau Hauch ja in ihrem Forscherleben zusammengetragen hat, hier zu präsentieren. ungefähr in der Reihenfolge ablaufen kann, wie es vorgesehen ist. Das ist im Manuskript nicht so ganz eindeutig markiert, aber ich denke, die Synchronisation wird ungefähr hinhauen. Ein paar Worte zu Gabriela Hauch, deren geistiges Eigentum ja heute hier die Grundlage bildet. Gabriela Hauch ist vielen von Ihnen sicherlich bekannt. Sie war lange Professorin an der Johannes Kepler Universität und gehört vor allen Dingen zu den Pionierinnen der Frauen- und Geschlechterforschung. Sie hat an der Johannes Kepler Institut, und das ist eines der ersten Institute in Österreich überhaupt gewesen, das Institut für Frauen- und Geschlechterforschung aufgebaut und ist dann 2011 als Professorin für Geschichte an die Universität Wien gegangen. Frau Hauch hat sich in vielen Veröffentlichungen mit der Thematik 1848 vor allen Dingen aus der Perspektive der Frauen- und Geschlechtergeschichte beschäftigt. Ein wichtiger Buchtitel, der auch zugleich ein pfiffiger Buchtitel ist, von ihr lautet »Frau Biedermeier auf den Barrikaden«, denn, und das ist ein Schwerpunkt ihrer Arbeit gewesen und wird sich auch in diesem Vortrag heute Abend widerspiegeln, sie hat natürlich als praktisch eine der ersten Historikerinnen in Österreich besonders auf die Situation der Frau und auf den Aktivismus von Frauen in der Revolution 1848 geachtet und darüber geforscht. Hier sehen Sie ein bisschen einen Überblick über das Programm, das sie vorhat und das ich vortrage. Es gibt also zunächst einige Ausführungen auch zur Einordnung der Revolution von 1848. Da gibt es ja inzwischen auch eine veritable Gedächtnisgeschichte und durchaus Konjunkturen in der Wahrnehmung der Ereignisse. Und es wird dann vor allen Dingen um drei große Problemzonen dieser Revolution gehen. Das hat Frau Hauch immer markiert als Differenzen. Differenzen auf der einen Seite in Fragen von Nationalität, Ethnizität und Konfession. Differenzen, das heißt der Einfluss der gesellschaftlichen Schichtung der Klassen auf das Geschehen der Revolution und dann vor allen Dingen natürlich auch eben Differenzen des Geschlechts, die auf den Verlauf der Revolution und auch auf den Fortgang des Ganzen, auf das Erbe dieser Revolution für das weitere 19. und 20. Jahrhundert einen wichtigen Einfluss genommen hat. Das Ganze schließt mit einer Betrachtung des Oktobers 1848, da gibt es in Wien ja quasi noch einmal eine revolutionäre Bewegung, die dann aber eben auch niedergeschlagen wird. Und ja, die Überschrift Wir hätten so gern die ganze Welt beglückt ist ja auch schon ein Satz, der so ein Stück Resignation enthält. Es handelt sich dabei um ein Zitat aus dem Aufruf des Wiener Buchdruckergesellen Friedrich Sander, der den Versuch gemacht hat, einen Arbeiterverein zu gründen und dabei eben das Recht aller auf Freude, Freiheit und Bildung reklamieren wollte. Aber die 48er-Revolution hat die Umsetzung ihrer Versprechen nicht beweisen müssen, weswegen auch die Frage, ob sie eine erfolgreiche Revolution gewesen ist, von der historischen Forschung immer sehr unterschiedlich behandelt wird. In der traditionellen Lesart ist es eine gescheiterte Revolution, weil sie zunächst einmal natürlich niedergeschlagen worden ist und wir dann in den Jahren nach 1849 ein dezidiert antirevolutionäres Regime in Österreich haben. Andererseits gibt es auch die Position zu sagen, die Revolution von 1848 ist eigentlich an sich gar nicht gescheitert, weil sie langfristig betrachtet eben doch obsiegt hat, im Sinne dessen, dass viele der Forderungen, die wir mit 1848 verbinden, dass viele der Forderungen, die wir mit 1848 verbinden, sich dann im Zuge der Weiterentwicklung der meisten europäischen Staaten in Richtung Demokratisierung, Parlamentarisierung, Gleichstellung der Geschlechter letztlich doch einem Punkt angenähert hat, von dem aus betrachtet das Wirken vieler Revolutionäre und Revolutionärinnen des Jahres 1848 eben doch nicht vergeblich gewesen ist. war in der Tat eine europäische. Das heißt, es ist eine Bewegung und ein Vorgang, den wir in vielen europäischen Staaten, städtischen Zentren beobachten können, wenngleich die jeweiligen Verläufe immer auch in eine nationale Geschichte eingepasst worden sind. Wir können also durchaus von einem europäischen Erfahrungsraum der Revolution sprechen, der von den Akteurinnen auch gepflegt wurde. Zitat, deshalb sage ich es mit freudiger Erregtheit, wer die 40er Jahre erlebt hat, der ist mir kein Fremder. Zudem habe ich eine innere Beziehung, schwärmte Henriette Goldschmidt, eine frauenbewegte 1848erin aus Sachsen. Solche Erinnerungen, oft von Leuten, die dann ins Exil gegangen sind, sind meistens pathetisch und voll melancholischer Euphorie. Sie haben sich darin selbst gefeiert, ihre damalige Jugend und ihren Traum vom Reich der Freiheit. Das kollektive Wir der 1848erinnen basierte auf Empfindungen und nicht nur auf Gesinnungen. Das 50-Jahr-Jubiläum der Revolution 1898 hat dann gezeigt, dass sich alle in der Zwischenzeit herausgebildeten politischen Strömungen 1848 für sich als Tradition beanspruchten. Die Sozialdemokratie bzw. die Arbeiterbewegung hat seit den 1880er Jahren immer jährlich im März 1848 mit zigtausenden den Toten der Revolution gedacht. 1898 hat die Sozialdemokratie dazu in Wien insgesamt 200.000 Menschen begrüßen können. Aber auch die anderen politischen Lager haben 1848 in ihre eigene Tradition eingereiht. Liberale und deutschnationale politische Gruppierungen haben das Jubiläum als ihre Geburtsstunde gesehen, mit Blick auf die nationale Euphorie, mit Blick auf die Suche nach einem deutschen Staat, der 1848 ja geprägt hat. Aber auch die christlich-sozialen haben vor allen Dingen eine Figur aus dem 48er Jahre, nämlich den sogenannten Bauernbefreier Hansung gestellt hat. Das heißt also, wir haben ja 1848 vor allen Dingen eine Veränderung in der Situation der Bauern. Und die Frauenbewegten des Allgemeinen Österreichischen Frauenvereins haben bereits am Ende des 19. Jahrhunderts auch die Beteiligung der Frauen an der Revolution von 1848 in einer Festversammlung gewürdigt. Gabriela Hauch merkt dann an, dass gemessen daran das 175-Jahr-Jubiläum, das 2023 anstand, eigentlich in Österreich keine großen Spuren mehr hinterlassen hat. Man könnte also sagen, dass die Erinnerung an das Jahr 48 ein bisschen erloschen ist. Das ist vielleicht übertrieben gesagt, aber es ist jedenfalls auch kein heißes Thema der Geschichtswissenschaft mehr. Interessanterweise allerdings in einem Gegensatz zu Deutschland. In Deutschland ist die Erinnerung an 1848 eben auch im Jahr 2023 noch einmal sehr in den Vordergrund geschoben worden. Dort dient 1848, wenn man so will, als Startpunkt einer Demokratiegeschichte für Deutschland. das bin jetzt ich, das ist nicht Gabriela Hauch, dass dieser Unterschied zwischen Österreich und Deutschland eben auch damit etwas zu tun hat, dass diese nationale Komponente in Österreich natürlich nie diese Dimension dann angenommen hat, wie das in Deutschland der Fall gewesen ist. Das erklärt sicherlich auch ein bisschen das Abebben des öffentlichen Interesses an der Revolution von 1948. Nun aber ein paar Worte zur Frage, warum überhaupt eine revolutionäre Bewegung in Europa? Die Situation vor 1848 in Europa war geprägt von Missernten, Hungersnot, Wirtschaftskrisen und Massenarbeitslosigkeit. Das sind so Standardvokabeln, die natürlich sehr abstrakt klingen. Aber wir haben tatsächlich vor allen Dingen in Irland eine derartig große Hungersnot, die ausgelöst worden ist durch Kartoffelfeule, aber natürlich auch durch die Bedingungen der britischen Kolonialherrschaft, die in Irland eine ganz andere Reaktion ausgelöst hat, nämlich keine Revolution, sondern eine Emigrationsbewegung, die man nur als Massenflucht bezeichnen kann. Seit 1845 gehen über eine Million Irinnen und Iren dann auf die Schiffe und suchen ihr Glück in den Vereinigten Staaten von Amerika. Arme Menschen sind auch in anderen Teilen von Europa zu Tausenden aus der für sie nicht mehr funktionierenden Landwirtschaft in die entstehenden Maschinenfabriken geströmt. Wenn wir uns zunächst einmal, ich springe jetzt ein bisschen hin und her, die Situation in Wien vergegenw diese innere Stadt abschließt gegenüber den Vorstädten, den Vororten. Sie sehen das hier, das ist natürlich in weiten Teilen auch deckungsgleich mit den Bezirksbezeichnungen, die wir heute haben. Und dann haben wir natürlich noch den Gürtel, den heutigen Gürtel, den damaligen Linienwall, der tatsächlich das Gemeinwesen noch einmal stärker nach außen hin abgeschlossen hat, als es durch das Glacis, also jener Befestigungszone vor dem Bau der Ringstraße, möglich gewesen ist. Untervorstädte ist in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts stark angestiegen, von 250.000 auf rund 400.000 Menschen. Und die Folgen davon waren Wohnungsnot und exorbitant hohe Mieten. Der Unruhe in Wien, wie auch in vielen anderen großstädtischen Verdichtungszonen, war, dass die einsetzende Industrialisierung,ums, die über ein gewisses Maß an Bildung verfügten und auch über Besitz natürlich störte. Denn hier gab es eine Rivalität mit dem Adel, der, wenn man so will, historisch hergebracht die herrschende Klasse darstellte, der aber in vielerlei Hinsicht natürlich den Anforderungen eines modernen politischen Lebens gar nicht mehr entsprechen konnte. eine alte autoritär-monarchische Ordnung. Es gab keine Gewerbefreiheit, keine Vereinsfreiheit, keine Pressefreiheit, sondern Überwachung und Zensur. Der Startschuss für dieses Phänomen der Europäischen Revolution ist allerdings nicht in Wien gefallen, sondern könnte man sagen, das ist das, was hier auf dieser Folie erst einmal steht, es gibt so einen ersten Impuls sogar in der Schweiz in einer de facto Bürgerkriegsauseinandersetzung, die in der Schweiz auch viel mit konfessioneller Spaltung zu tun hatte. Auch die Frage der Konfessionen spielt in der 48er-Revolution eine nicht geringe Rolle. Wir haben dann im Jänner auch eine revolutionäre Bewegung in Italien. Aber das eigentlich auslösende Zentrum für die Bewegungen 1848 ist abermals Paris, abermals, weil wir seit 1789, wenn man so will, eigentlich Paris und Frankreich immer als den Vorort revolutionärer Bewegungen sehen. Im Februar gibt es in Paris das Ende des alten Regimes, so wie es sich in der vorherigen Revolution von 1830 herausgebildet hat mit dem sogenannten Bürgerkönig Louis Philipp. Der wird tatsächlich innerhalb einer Woche vom Thron gestürzt und Frankreich wird im Februar 1848 zur Republik. Das war dann im Grunde natürlich auch der große Auftakt, denn von dem Zeitpunkt an stand auf der Tagesordnung die Frage Monarchie oder ein anderes politisches System, das nicht mehr durch einen König an der Spitze dargestellt wird. Die Frage ist natürlich wichtig, warum wir hier von einer europäischen Revolution sprechen können. Das heißt, wie hat sich eigentlich dieser Impuls verbreitet? Und hier muss man den Blick darauf richten, dass wir eine technische Entwicklung haben im Bereich der Telegrafie. Und diese Telegrafie ist extrem wichtig gewesen für die Übermittlung von Nachrichten politischer Art, sodass zehn Tage nach den Vorgängen in Paris bereits in allen anderen größeren europäischen Städten ein Wissen davon verbreitet war, dass Paris abermals ein Signal gegeben hat. Und in der Tat können wir in den wenigen Wochen nach Paris, nicht nur in Wien, sondern auch in Berlin, in Mailand, in Venedig, in Prag, in Galicien bis hin nach Bukarest eine revolutionäre Welle beobachten, die, man könnte sagen, eine gesamteuropäische Märzrevolution ausgelöst hat. Die Träger dieser revolutionären Bewegung waren praktisch an allen Orten relativ gleichmäßig aufgestellt. Wir beobachten Studenten, wir beobachten Bürgertum, sowohl Besitz und Bildung. Wir beobachten einige fortgeschrittene Adlige. Aber wir sehen auch viele Handwerker, Arbeiterinnen und Angehörige der Unterschichten, Männer wie Frauen, die nun als Aktionsform vor allen Dingen auf die Straße gegangen sind und ihre Forderungen mit vielfältigen Aktionsformen versucht haben darzustellen. Diese Aktionsformen, die gewählt wurden, entsprachen den Lebenswelten bzw. den Kulturen der jeweiligen Milieus. Und wir sehen hier ein klassisches Kaffeehausbild. Für Studenten und für Vertreter des Bürgertums ist der zentrale Ort des Beratschlagens das Kaffeehaus gewesen. Und das ist ein Ort ohne Frauen. Frauen. In Wien demonstrierten am 13. März in der inneren Stadt Studierende und Angehörige des Bürgertums, die mit ihren Forderungen bis zum Landhaus zogen, bis das Militäreingriff das Feuer eröffnete und im März 1948 in Wien bereits die ersten Toten der Revolution zu beklagen waren. Der entscheidende Druck in der revolutionären Bewegung wird allerdings vor allen Dingen durch den militanten Protest der Unterschichten ausgelöst, die vor allen Dingen gegen als ungerecht bekannte Fabriksbesitzer und gegen Polizeikommissariate auf die Straße gingen und ebenso die Stellen durchaus demolierten, wo eine Steuer auf Lebensmittel kassiert wurde, wenn sie in die Stadt gebracht wurden, also am Linienwall. In der inneren Stadt kam es zu einer Plünderung des bürgerlichen Waffendepots und es folgte dann im März eine spektakuläre Nacht. Angesichts der verschlossenen Stadttore wurden die Gasleitungen entlang der Stadtmauern rund um den heutigen ersten Bezirk angezündet und ein Feuerring erleuchtete die Nacht. Zugleich Triumph und drohende Geste. Das brachte den Durchbruch, die bürgerlichen Freiheiten wurden gewährt. Also, das war ein erster Erfolg im März, Presse- und Meinungs-, Versammlungs- und Vereinsfreiheit, Gleichstellung der Religionen und das Versprechen auf eine Verfassung. von 1848, die unterschiedlichsten Gruppen haben sich durchaus darauf verständigen können, dass man als zentrale Forderung dieses Zauberwort Konstitution in den Raum stellt. Das heißt, man möchte gerne ein Regelwerk haben, in dem die Zuständigkeiten und die Freiheiten für das Gemeinwesen geregelt werden. Die Abschaffung der Zensur und die Etablierung der Pressefreiheit reicht vom März bis zum Ende Oktober 1848 und löst eine veritable Flut an Druckerzeugnissen und an neuen Zeitungen aus. Unzählige Flugblätter und Zeitungsgründungen machten dann für ein interessiertes, lesefähiges Publikum die Ideen nachvollziehbar und wirkten als ein Raum der Öffentlichkeit, in dem das Reich der Freiheit, das erträumt wurde, verhandelt werden konnte. Allerdings wurden mit der Pressefreiheit auch die Ambivalenzen deutlich, die bis dahin bereits in der Revolution zutage getreten waren. Denn es ist nicht anzunehmen gewesen, dass die Interessen von Unterschichten auf der einen Seite, von Bürgertum und liberalem Adel auf der anderen Seite gänzlich deckungsgleich waren. Und es ist natürlich auch nicht damit zu rechnen gewesen, auch nicht in den euphorischen Märztagen, dass es nicht auch Kräfte in der Gesellschaft gibt, die dieser Revolution nichts abgewinnen wollen und die von daher natürlich auf den Moment warten, in dem sie diese Revolution, wenn nicht niederschlagen, so doch zurückdrängen konnten. Eine wichtige Differenz, eine Ambivalenz in dieser Revolution sind die Differenzen im Feld von Nationalität, Ethnizität und Konfession. Auf der einen Seite gilt 1848 als Geburtsstunde des Nationalismus mit Blick darauf, dass eine der ganz wesentlichen Forderungen in den zahlreichen europäischen Zentren der Revolution die Herstellung eines Nationalstaates gewesen ist auf einer möglichst gleichmäßigen ethnischen Grundlage. Auch hier diente natürlich Frankreich, das Frankreich der Revolution von 1789, als das zentrale Vorbild. Ein neuer Aspekt, der in der Revolution von 1848 verhandelt wird, ist darüber hinaus aber auch die bis dahin vorherrschende rechtliche Ungleichheit und die kulturellen Unterschiede, denen die jüdische Bevölkerung in der Habsburger Monarchie und in Wien unterworfen worden war. Die Studentenpetition vom 13. März, also eines der ersten Schlüsseldokumente der Revolutionsforderungen, hatte die Gleichstellung der Konfessionen zum Programm gemacht. Damit zielten sie vor allem gegen die Macht der katholischen Kirche auf die Inhalte der Universitätslehre. Aber es ging natürlich auch gegen Diskriminierung der nicht-katholischen Bevölkerung, der jüdischen wie der protestantischen. Trotz des Toleranzedikts von Josef II. sind bis dahin ja Angehörige der israelitischen Glaubensgemeinschaft von Grundbesitz und vom freien Niederlassungsrecht, ebenso auch wie von etlichen Berufen, etwa im Staatsdienst und einigen Universitätsstudien, ausgeschlossen gewesen. In Teilen der Monarchie gab es noch immer Ghettos und spezielle Steuern für Juden. In Wien gab es 197 privilegierte Familien, vor allem Bankiers und Großhändler, die ohne Beschränkung in der inneren Stadt leben durften. Die große Masse der jüdischen Bevölkerung aber musste beim Judenamt dafür zahlen, innerhalb der Stadtmauern zwei Wochen leben zu dürfen. Sie gingen am Sonntag bei einem Stadttor hinaus und beim nächsten zahlten sie wieder und kamen in die Stadt hinein. Nirgends in Europa war die jüdische Beteiligung an der revolutionären Bewegung quantitativ so stark wie in der Habsburger Monarchie. Jüdische Studenten und Akademiker zählten zu den Stars der Revolution in Wien, wie etwa die Ärzte Adolf Fischhoff, Ludwig August Frankel oder der Chemiker Josef Goldmark. In Wien gab es zwar 1848 keine antijüdischen Ausschreitungen, aber unter dem Schirm der Pressefreiheit, und das ist eben auch eine Ambivalenz der Pressefreiheit, konnten natürlich auch Pamphlete und Plakate gegen die Judenemanzipation publiziert werden. Zeitzeugen berichten, dass Agitatoren, katholische Seelsorger und christliche Kaufleute versuchten, manche sozial motivierten Proteste gegen die Reichen in antisemitische Kundgebungen umzufunktionieren. Schuldige für die multiple Krisensituation konnten so gefunden werden. Auf dem Resonanzboden des religiösen christlichen Anti-Judaismus bildeten die ökonomischen Verhältnisse die Basis für die Nachhaltigkeit eines strukturellen Antisemitismus wir bis ins 20. Jahrhundert hinein und könnte man auch noch in unser Jahrhundert leider ausdehnen, in den verschiedensten politischen Strömungen wirkte. Auch die Kategorisierung von Bevölkerungsgruppen im Zeichen von Nation begann nach der Märzrevolution. Die Hierarchien zwischen den Volksgruppen in der Habsburger Monarchie waren Katalysatoren für Freiheit und Gleichheitsforderungen für die jeweils eigene Nation. Der Ruf nach Demokratisierung war begleitet von der Forderung nach nationaler Selbstbestimmung und der Einheit der jeweiligen Nationen. Ein geeintes Deutschland war ebenso das Ziel wie ein geeintes Italien. Für den habsburgischen Vielvölkerstaat entstand dadurch allerdings, wie Sie wissen, ein multiples Dilemma. Die deutschsprachigen Revolutionäre waren Mitglied im gesamtdeutschen Parlament in der Paulskirche, denn in den Teilen der Habsburger Monarchie, die zum Deutschen Bund gehörten, und das waren neben Böhmen und Meeren die traditionell deutschsprachigen Teile der Habsburger Monarchie, wurde ja für die Deutsche Nationalversammlung in Frankfurt gewählt. Es gab auch einen Linzer Abgeordneten in der Paulskirche in Frankfurt. Keine besonders auffällige Figur. Aber um nur deutlich zu machen, wie weit der Rahmen der Paulskirche reichte. machen, wie weit der Rahmen der Paulskirche reichte. Und die deutschsprachigen Revolutionäre wollten aber natürlich die anderen Volksgruppen nicht unbedingt in dieses neu zu schaffende Deutschland hinein befördern. Deutsch galt als Kontrapart zur Monarchie. Deshalb eignete es sich durchaus auch als Vokabel für Demokratie. Aber es gab dabei natürlich viel Diskriminierung der anderen Nationen. Die Revolutionäre in Wien waren sich nicht einig, wen sie etwa in der Lombardei oder in Venezien unterstützen sollten. Die Revolutionäre Bewegung, die mit Freiheit und Gleichheit eben auch eine Abspaltung vom Habsburger Staat meinten, oder die alte Ordnung des Vielvölkerstaates, verkörpert durch Feldmarschallgraf Radetzky, der das aufständische Oberitalien-Niederkartetschen ließ. In Böhmen gab es gar drei revolutionäre Strömungen, eine deutsche, eine tschechische und eine böhmisch-patriotische. Die Situation schien zu kompliziert, um in den kurzen sieben Monaten des freien Österreichs diskutiert und entschieden zu werden. Es gab keine konkreten Strategien der Revolutionäre, auch gab es wenig Verbindungen zu den anderen Ländern des Deutschen Bundes. Die bürgerlichen Freiheiten mit ihren Handlungs- und Denkspielräumen waren zu neu, noch nicht erprobt, um ein transnationales Netzwerk gegen die alten aristokratischen Mächte zu knüpfen. Insofern muss man auch immer sagen, das Schlagwort von der Europäischen Revolution bedeutet nicht eine Gleichgerichtetheit und es bedeutet schon gar nicht einen engen Kommunikationszusammenhang der unterschiedlichen Zentren, sondern es beschreibt zunächst einmal nur ein Ensemble von durchaus isoliert verlaufenden revolutionären Prozessen. Der österreichische Kaiser, der König von Preußen, der russische Zar und Napoleon III., der neue Diktator Frankreichs, arbeiteten dann bei der Niederschlagung der Aufstände im Deutschen Bund, der Römischen Republik und schließlich Ungarns und der Republik von Venedig im August 1849 erfolgreich zusammen. Das heißt, die Unmöglichkeit in Wien für die Habsburger Monarchie eine zentrale Entscheidung in der Frage deutscher Nationalstaat oder Baharren auf dem habsburgischen Vielvölkerstaat ist für Österreich jedenfalls ein wesentlicher Blockadefaktor in der Fortentwicklung der Revolution gewesen. Diesen gordischen Knoten haben die Revolutionäre von 1848 nicht durchschlagen können. Aber es gab noch weitere Probleme und weitere Differenzen, die dazu beigetragen haben, dass die Revolution von der Euphorie des März 1948 sich bald hat entfernen müssen. Bereits vor der Revolution gab es Berichte über zerlumpte und hungrige Proletarier. Diese Schichten und Milieus waren der Kern des Volkszorns, der Motor der Revolution, nicht nur in Wien. Kern des Volkszorns, der Motor der Revolution, nicht nur in Wien. Diese Politik der Straße, und hier gibt es die Abbildung einer sogenannten Katzenmusik, waren spontan. Oft waren Frauen die Initiatorinnen oder standen in der ersten Reihe. Ursache war die Hierarchie des Hungers. Als Verantwortliche für die Reproduktion spürten sie Mangelsituationen als Erste. Sie aßen das, was ihre Kinder oder Ehemänner übrig ließen. Eine Katzenmusik ist etwas, was heute als Protestform oder als Begriff, glaube ich, auch verschwunden ist. Vor Häusern oder vor Fenstern von Personen, die man stigmatisieren wollte, die man kritisieren wollte, denen man etwas vorzuwerfen hatte. Eine Katzenmusik, das heißt, Sie sehen das hier, man nimmt einfach irgendetwas, mit dem man ein möglichst unangenehmes Geräusch machen kann und man ruft andere Leute dabei, sodass man ein kleines Orchester hat und bringt auf die Art und Weise dann sein Missfallen zum Ausdruck. Neben diesen Protestformen begannen Fabrikarbeiter, Taglöhnerinnen und Handwerksgesellen, soziale Forderungen zu entwickeln und dafür zu streiken. Zum Beispiel versammelten sich die Maurergesellen, um eine Verkürzung ihrer Arbeitszeit durchzusetzen. Was gelang? Sie dauerte nun von 6 Uhr früh bis 6 Uhr abends, ein voller Erfolg gemessen an den Arbeitszeiten, die man davor hatte. Allerdings, und das ist ein interessantes neues Forschungsergebnis mit Blick auf Arbeiter- und Unterschichtenproteste in der Revolution von 1848, es ging bei den Forderungen nicht nur um materielle Verbesserungen oder um Beschränkungen der Arbeitszeit, sondern es ging auch um Anerkennung der Arbeit. Anerkennung ist so ein kleiner Schlüsselbegriff in neuen Forschungen. Es ging also auch um die Wahrung von persönlicher Würde. Man hat also die Forderung erhoben, dass Vorarbeiter, Poliere und so weiter auf anständige, menschenfreundliche Art den Arbeitern zu begegnen hätten. Keine Beleidigungen, keine körperlichen Misshandlungen, auch für Lehrjungen und Taglöhner. Wenn man sich diese Forderungen anschaut, bekommt man ein Gespür dafür, wie in der Arbeitswelt in den 1840er Jahren vorgegangen wurde und wie gering das Maß an Anerkennung und Freundlichkeit war, dem sich hier die frühe Arbeiterklasse ausgesetzt sah. Nicht von ungefähr kommt es dann 1848 auch zu einem Beginn der organisierten Arbeiterbewegung. Die Wiener Typographia, gegründet am 30. April, war der erste Arbeiterverein. Die 474 darin organisierten Buchdrucker und Schriftgießer forderten in ihren Vereinsstatuten auch die Abschaffung der weiblichen Arbeiter bei den Maschinen und anderen Manipulationen. Dass Frauenerwerbsarbeit nicht gleich gewertet, sondern ohne Ausbildung niedriger entlohnt, als Konkurrenz zur qualifizierten Gesellenarbeit fungierte, kennzeichnete eben als Ambivalenz auch die ersten Organisationsspuren der Arbeiterbewegung. Im Zentrum ihrer Forderungen stand allerdings die Bildung, was der schon zu Beginn erwähnte Buchbindergeselle Friedrich Sander in seinem Aufruf von Anfang Mai poetisch so fasste, Zitat, dass alle geschaffen sind, ihr Dasein zu genießen. Für alle ist die Erde so schön, der Himmel so blau und die Sterne so hell. Jeder hat das Recht auf Freude, Freiheit und Bildung. Zitat Ende. Die Elite der Wiener Arbeiterschaft, die rund 1000 Arbeiter der Wien-Glocknitzer Eisenbahngesellschaft, erstritten während der Revolutionsmonate 1848 einen zehnstündigen Arbeitstag. Sie waren mit den Studenten die Kerntruppe der Demokratie in der Wiener Revolution. Die Maiereignisse waren die zweite revolutionäre Hochphase nach dem März 1848. Der im März versprochene Verfassungsentwurf wurde nun abgelehnt, denn er beinhaltete nicht die geforderte konstitutionelle Monarchie und er beinhaltete auch nicht ein Parlament, das auf dem allgemeinen Männerwahlrecht basierte. Der Hof verabschiedete sich ins Kaisertreue Innsbruck. Der Kaiser hat also die Stadt verlassen. Die Universität sollte geschlossen und die Akademische Legion, also die bewaffneten Studierenden, sollte aufgelöst werden. Studierende ist falsch, da kann man einfach nur von Studenten sprechen, denn weibliche Studierende hat es 1848 noch nicht gegeben. Nun allerdings formierte sich Widerstand. Im Mai 160 bis 200 Barrikaden wurden errichtet. Dabei gab es dann auch nochmal viel Spott. Also wenn man sich mit der Revolution 1848 beschäftigt, stellt man auch immer viel Spott, Witz und Satire fest in der Art und Weise, wie die Revolutionäre hier in der Öffentlichkeit vorgegangen sind. Es gab also auch eine eigene Kaiserbarrikade, die eine extra Aufschrift hatte, KK-Barrikade. Es gab aber auch nationenübergreifende Solidarität. Es gab eine slawische Barrikade am Stephansplatz, die geschmückt war mit den verschiedenen Farben der österreichischen Nationen. Arbeiter und Arbeiterinnen zogen in die Stadt und ein klassenübergreifendes Fest wurde gefeiert. Bürgerliche Frauen verköstigten Barrikadenbauerinnen aus den Vorstädten, spendeten Haushaltslinnen für Fahnen. Frauen der Unterschichten, mit Zigarre und Strohhut gezeichnet bewachten die Universität. Hier gibt es einfach einige Zeichnungen aus diesem Mai 1948 und Sie sehen hier auch immer eine deutliche Beteiligung von Frauen an diesen Vorgängen. Manchmal natürlich auch mit eindeutig karikierender oder spöttischer Absicht. Aber wenn man sich die Bildzeugnisse der Revolution anschaut, dann ist das Geschlechterverhältnis eigentlich immer etwas, was thematisiert wird. Mit Einbruch der Dunkelheit wurden in aller Regel dann Feuer entzündet. Bunt zusammengewürfelte Gruppen lagerten auf den Straßen. Zu essen und zu trinken gab es in Hülle und Fülle. Ganze Familien nächtigten dort und vom Verfall von Sitte und Moral wird geklagt. Anlass dafür war das Verhalten, natürlich der Unterschicht. Ihr nicht bürgerlich-sittliches Verhalten gab dazu Anlass. Sie tranken Alkohol. Die derbe Sprache habe, so hieß es in den Quellen, die ernste Volksbewegung zur frivolen Farce erniedrigt. Abbildungen von halbnackten Barrikadenbauerinnen und von sitzam im hochgeschlossenen Kleid abgebildeten Barrikadenbräuten standen sich gegenüber. Der Versuch, die revolutionäre Bewegung nachhaltig zu schwächen, war aber im Mai nicht gelungen. Die am 26. Mai offensichtliche Manifestation der Einheit war erfolgreich gewesen. Die Akademische Legion blieb erhalten, die Universität wurde nicht geschlossen und Kaiser Ferdinand sagte am 3. Juni die Einberufung eines konstituierenden Reichstages zu. Österreich war tatsächlich für einen Augenblick in die Nähe einer demokratischen Monarchie gerückt. Ein weiterer wichtiger Punkt, vor allen Dingen mit Blick auf die Protestbewegungen der Arbeiterinnen, noch am Abend des 26. Mai verlautbarte das Ministerium auch, dass den Arbeitern fortan Arbeit verschafft wird, was das Recht auf Arbeit implizierte. bei der Verlegung der Taborstraße, beim Überschwemmungsschutzdamm in der Brigittenau und bei weiteren Planierungsarbeiten im Weichbild der Stadt. Im Juni waren auf die Art und Weise tatsächlich immerhin 20.000 Männer, Frauen und Jugendliche beschäftigt worden, die allerdings sich gar nicht so ruhig verhielten, sondern sie forderten auch Löhne in den arbeitsfreien Regen und Feiertagen. In den Debatten um Arbeit im Sommer 1848 wurden zunehmend auch Frauen thematisiert, vor allen Dingen die Handarbeiterinnen, deren Durchschnittslöhne kaum die Lebenshaltungskosten deckten und die rund ein Viertel weniger als Männer verdienten. Näherinnen etwa hatten durchschnittlich nur drei Tage in der Woche eine Beschäftigung. Um ihre Arbeits- und Lebensbedingungen zu verbessern, wurde eine Vereinsgründung angeregt. Auch der Wiener Buchdrucker Josef Hillisch setzte sich mit den Problemen der erwerbstätigen Frauen auseinander und forderte die Errichtung eines Kommunalpensionats, um deren Elend entgegenzuwirken. Von den 20.000 Erdarbeiterinnen, hier sehen wir so ein klassisches Bild von Arbeitern, bei denen jetzt aber auch nicht ganz klar ist, ob sie zum Arbeiten gehen oder zum Protestieren, waren knapp die Hälfte Frauen. Sie verdienten 20 Kreuzer am Tag. Wenn man bedenkt, dass ein kleines Brot sechs Kreuzer kostet, kann man das ungefähr einordnen. August gab Arbeitsminister Schwarzer Lohnkürzungen bekannt und das ging dann an die Existenz. Die im Gefolge sich entwickelten Proteste und Auseinandersetzungen beendeten auch die klassenübergreifende Geschwisterlichkeit der Wiener Revolution. Im Sommer 1848 wird spürbar, dass es gravierende Interessensunterschiede gibt zwischen der Arbeiterschaft auf der einen Seite und dem Bürgertum auf der anderen Seite. Die Stimmung hatte sich gegen die renitenten Arbeiterinnen gewandelt, gegen diese man nun die Bürger und die Nationalgarde schicken wollte. Zuerst haben tatsächlich die Erdarbeiterinnen auf diese Kürzungen reagiert. Ich muss nur mal gucken, nee, das ist ein bisschen, soweit sind wir noch nicht. Zuerst reagierten die Erdarbeiterinnen und es handelte sich dabei um die erste Frauendemonstration in Wien. Angeführt von einer circa 30-jährigen, sehr kräftigen Arbeiterfrau, wie es in den Quellen heißt, mit langem braunen Haar. Nach der Melodie der Marseillaise, das klassische Revolutionslied, sangen sie, Zitat, Für die Freiheit und für gutes Brot ziehen wir hier gern voran. Und wir lassen uns nicht schelten von einem schwarzen Mann. Der Arbeitsminister hieß Schwarzer. Doppelt hat man uns geprellt, um Brot und Freiheit gar. Am 23. August kam es zu einer weiteren Massendemonstration von einigen tausend Arbeiterinnen. Sie hatten klare soziale Forderungen. Es ging nicht mehr nur gegen die Ungerechtigkeit, aber ihr Demonstrationszug war auch von älteren Protestformen, Stichwort Katzenmusik, durchzogen. Eine Musikkapelle mit Deckeln von Arbeitskübeln und Arbeitsglocken, Spottgesänge, Strohpuppen, die den Arbeitsminister darstellten, wurden mitgeführt mit einem Fünf-Kreuzer-Stück im Mund, als ob sie daran ersticken würden. Am Praterstern wurde diese Demonstration gestoppt und es kam zur sogenannten Praterschlacht. Nicht nur die Polizei, sondern auch die Nationalgarde ging gegen die Demonstrantinnen mit aufgesetztem Bayonett vor. Es war dies der Kontrapunkt zu den Verbrüderungsfeiern oder dem Barrikadentag vom Mai. Ein Blutbad wurde angerichtet. Vor allem die hohe Zahl der durch Halsstichwunden und Schenkelwunden verletzten Frauen zeigen das. Die Nationalgardisten rechtfertigten sich, sie seien beschimpft und mit Steinen beworfen worden, die Frauen hätten sich wie Furien aufgeführt und sie, die Nationalgarde, auf die roheste, empörendste, unsittlichste Weise beleidigt. Die politische, soziale und kulturelle Polarisierung war nicht mehr rückgängig zu machen, auch als es darum ging, die Errungenschaften der bürgerlichen Revolution zu verteidigen. Hektisch begannen Aussöhnungsversuche. Die Begräbnisfeierlichkeiten für die Getöteten der Praterschlacht am 3. September 1948 sollte die Gräben zwischen den Revolutionärinnen und der anderen Seite wieder kitten. Zentral war dabei der am 28. August im Wiener Volksgarten gegründete Wiener Demokratische Frauenverein engagiert. Und damit kommen wir zum dritten großen Differenzpunkt, der sich in dieser revolutionären Bewegung darstellt und abbildet, nämlich die Differenzen des Geschlechts oder, wie Gabriela Hauch hier formuliert, wenn selbst Frauen sich des politischen Stoffes der Zeit bemächtigen. Tatsächlich waren Frauen aller sozialer Schichten Parteigängerinnen der Revolution und begrüßten die Einführung der bürgerlichen Freiheiten als Zeichen einer neuen Zeit. Und das lobten auch etliche Zeitgenossen. Es ist ein erfreuliches Zeichen der Zeit, so hieß es, wenn selbst Frauen sich des politischen Stoffes bemächtigen. Die sogenannte Emanzipation der Frauen wurde thematisiert und Frauen dazu aufgerufen, werft weg eure Sonnenschirme. Viele dieser frühen Texte changierten zwischen Ernst und Satire. Zum Beispiel wurde thematisiert, dass nun auch die Frauen all das haben wollten, was den Männern einen Vorzug gibt und gleich gefragt, Zitat, aber besser wäre es, wenn man jetzt vor der Hand an andere Dinge dächte als an die Emanzipation der Frauen. Damit nahm dieser Autor das Konzept des Nebenwiderspruchs in der späteren sozialistischen Konzeption der Frauenemanzipation vorwegzept des Nebenwiderspruchs in der späteren sozialistischen Konzeption der Frauenemanzipation vorweg. Dieser Nebenwiderspruch besagt ja, zunächst einmal gibt es den großen Widerspruch zwischen Kapital und Arbeit, das sei die eigentlich zu bearbeitende Klassendifferenz, und die Trennung oder das Verhältnis der Geschlechter sei eben dann davon nur ein Nebenwiderspruch. Es war im Frühjahr 1848 schnell klar geworden, dass Wahlrecht, Volksbewaffnung und Parlamente, also die neue Politik als ein Männerraum konzipiert war. Wo sie das Volk meinten, zählten sie die Frauen nicht mit. Das heißt aber nicht, dass Frauen keine Akteurinnen in diesem öffentlichen Streit gewesen sind. Es hieß etwa von einer Frau, Zitat, Zitat Ende. Und in einer vierseitigen Flugschrift von Wiener Bürgersfrauen hieß es, es wäre falsch, das Stimmrecht allgemein zu nennen, wenn von dessen Ausübung wenigstens die Hälfte der Untertanen ausgeschlossen ist. Zitat Ende. Das Wahlrecht sei das Am 28. August 1848 wurde in Wien der zuerst schon erwähnte Wiener Demokratische Frauenverein gegründet. Die Gründungsversammlung wurde von aufgebrachten Männern gestürmt. Darunter waren auch bürgerliche Männer, Mitglieder der Nationalgrade, also Bürger von Besitz und Bildung. Dass sie sich herausnahmen, wie die Männer ihr Assoziationsrecht zu realisieren als Frauen, das ging den Männern dann doch zu weit. Der Verein, der Wiener Demokratische Frauenverein, definierte seine Aufgaben als dreifache, als politische, als soziale und als humane Aufgabe. Präsidentin war Caroline von Perin, also die sehen Sie hier, eine liberale Adlige. Die Statuten des Wiener Demokratischen Frauenvereins stellten ein Programm vor, das europaweit, vielleicht mit der Ausnahme des immer fortgeschrittenen Frankreichs, seinesgleichen suchte. Allerdings sind auch hier interne inhaltliche Differenzen überliefert, die den Trennlinien innerhalb der 48er-Bewegung entsprachen. Louise Bouvard, eine Französischlehrerin, forderte etwa die Aufhebung der fälligen Halbjahresmieten, was als unrechtmäßiger Eingriff in das Eigentum von der Mehrheit abgelehnt wurde. Frau Bouvard beschimpfte daraufhin ihre bürgerlichen Mitstreiterinnen als politische Schlafmützen. Eigentum und die Frage, wie mit Eigentum umgegangen wird, ist eine ganz wesentliche Bruchlinie in der Revolution von 1848. Das heißt, jedweder Protest gegen ein Recht auf Eigentum oder auf konkrete Revenuen, die man auf Eigentum hat, wurde von der bürgerlichen Seite natürlich als unbotmäßig empfunden. Trotz dieser Zurückhaltung in der Eigentumsfrage zählte der Wiener Demokratische Frauenverein zum radikalen Flügel der 48er-Bewegung. Er existierte auch nur zwei Monate. Bereits in der ersten Sitzung gab es eine Solidarisierung mit den demonstrierenden Erdarbeiterinnen in der Praterschlacht und der Wiener Frauenverein hat dann auch Geld, Kleidung und Wäsche für die Hinterbliebenen gesammelt. Es gibt noch eine ganze Reihe von anderen wichtigen Aktivitäten dieses Wiener Frauenvereins, die sich aber immer wieder mit der Kritik auseinandersetzen mussten, hier unbotmäßig zu handeln. ein als Partner. Im Zentralausschuss der demokratisch-freisinnigen Vereine Wiens, der dann im Oktober auch die Verteidigung Wiens gegen die anrückenden kaisertreuen Truppen planen sollten, hatten sie Sitz und Stimme. Also das ist hier nochmal eine Karikatur über das erwachende politische Bewusstsein der weiblichen Bevölkerung. Und hier gibt es aber im Grunde eine inklusive Darstellung, Ausschuss der Bürger, Nationalgarten und Studenten, bei der eben auch Frauen zu entdecken sind. Ja, wir sind jetzt sozusagen in der zweiten Hälfte des Jahres 1848. Europaweit ist die Revolution immer stärker unter Bedrängnis geraten. Die revolutionsfeindlichen Kräfte reorganisierten sich. Im September entstehen die ersten konservativen Vereine in Wien. Die vierte Welle der Revolution und ihre Niederschlagung kam dann im Oktober. Kriegsminister Latour hatte Anfang Oktober Militär gegen das revolutionäre Ungarn ausgeschickt. Einige Angehörige dieser militärischen Einheit waren desertiert und die aufgebrachte Bevölkerung in Wien, die Nationalgarde, die Akademische Legion, suchten die Abfahrt dieser kaiserlichen Truppen zu unterbinden. Man solidarisierte sich natürlich mit dem revolutionären Ungarn und wollte hier in Wien einen Beitrag dazu leisten, dass es erst gar keine militärische Bewegung gegen Ungarn geben sollte. Befehl des Kriegsministers Latour, wurde in Wien das Kriegsministerministerium gestürmt, Latour verhaftet und getötet, sein Leichnam auf einem Kandelaber am Vorplatz aufgehängt. Auch das eigentlich ein altes Ritual, ein vormodernes Schmähritual. Nach der Ermordung Latours begann dann natürlich tatsächlich eine bewaffnete Auseinandersetzung, die die ganze Nacht dauerte und mit der Stürmung des kaiserlichen Zeughauses endete. 500 Tote und Schwerverletzte werden im Oktober 1948 in Wien offiziell gezählt. Kaiser haut ab, wie schon im Mai. Diesmal flieht er und seine Gesellschaft nach Olmütz. Und wiederum setzte eine Desorientierung darüber ein, dass der Kaiser seine Untertanen in der schweren Stunde im Stich gelassen habe. Es entsteht für einen Augenblick ein Machtvakuum in Wien. Allerdings haben die Sympathien der bürgerlichen Schichten inzwischen für den Revolutionsvorgang rapide abgenommen. Viele sind auch aus der bürgerlichen Nationalgarde ausgetreten, die nominell ja die eigentliche Organisation der Revolution gewesen ist. Am 10. Oktober begann dann auch die Belagerung von Wien. Es gab Freiwillige aus Graz, aus Salzburg, auch aus Linz, die nach Wien gingen, um die Revolution dort zu unterstützen. Die waren zwar voller Elan und Idealismus, verfügten aber in aller Regel nicht über eine militärische Ausbildung. Wir haben dann auch sozusagen eine Reihe von Bildzeugnissen, die uns mit diesem Ende der Revolution nahe bringen und auch noch einmal den Blick auf das Geschlechterverhältnis werfen. Wir haben dann natürlich auch Karikaturen, in denen Frauen die feigen Männer aufspürten und sie zum Waffendienst drängen wollten oder ihnen die Waffen abnahmen. Etliche Frauen haben auch versucht, in Männerkleidung in die sogenannten Mobilkorps aufgenommen zu werden, also in jene ad hoc aus dem Boden gestampfte militärische Organisation, mit der noch einmal das Rat der Revolution in Wien angedreht werden sollte. Die meisten davon wurden aber erkannt und abgelehnt. Die Konstruktion der kämpfenden Frau, die besonders mutig, grausam und tapfer ebenso wie besonders aufopfernd war, kennzeichnet aber dennoch die Erzählungen über die hoffnungslosen Endkämpfe in den Hauptstädten der Revolution 1848, vor allem in Wien. Sie fungierten als Integrationsfiguren und als Beweis für die Gerechtigkeit der Revolutionsziele, denn wenn Schwache ihrer Position als zu beschützende Aufgaben verkörperten, sie umso mehr Stärke. Der Angriff der kaiserlichen Truppen, rund 70.000 Mann, begann am 22. Oktober. Am 31. Oktober 1848 kapitulierte Wien. Tausende Opfer, Vergewaltigungen, Erschießungen waren zu beklagen. Der demokratische Aufbruch Österreichs, der im März begonnen hatte, war damit zu Ende. Aber die Eroberung Wiens bedeutete mehr. Durch den Erfolg der habsburgischen Truppen angefeuert, nahmen die preußischen Truppen am 10. November 1848 das revolutionäre Berlin ein und das endgültige Aus des Völkerfrühlings im deutschsprachigen Raum ist damit eingeläutet worden. Was danach kommt, wird mit dem Begriff Neoabsolutismus gekennzeichnet. Was danach kommt, wird mit dem Begriff Neo-Absolutismus gekennzeichnet. Das heißt, wir haben ab 1849 eine Zurücknahme der bürgerlichen Freiheiten. Wir haben ein Einfrieren der politischen Nationalitätenkonflikte. Und wir haben dann erst ab 1867 wieder eine Verfassung in Österreich, Wieder eine Verfassung in Österreich, in der der geschriebene Grundsatz der Gleichheit aller Staatsbürger tatsächlich realiter nur die Bürger meinte. Nicht nur die soziale Schicht, sondern auch das Geschlecht war Ordnungskategorie Nummer 1 geworden. Per Gesetz war es Frauen jetzt verboten, sich in politischen Organisationen zu treffen. Es gab keine Möglichkeit, ein Gymnasium zu besuchen, keine höhere Bildung, keine Berufsausbildung und keinen Zugang zur Universität. Das waren alles klassische Forderungen der demokratischen Frauenbewegung von 1848. Der Mann blieb in Österreich bis 1975 das Haupt der Familie. Und wenn Sie, sagt Gabriela Hauch, alles genauer und mit mehr Geschichten unterlegt nachlesen wollen, empfehle ich Ihnen und ich schließe mich dieser Empfehlung an und beende damit die Präsentation des Vortrages von Gabriela Hauch, dann empfehlen wir Ihnen dieses kleine Bändchen. von Gabriela Hauch, dann empfehlen wir Ihnen dieses kleine Bändchen. Und Katja Fischer hat mir vorhin gesagt, dass es auch zum Download auf einer Website zur Verfügung steht. Wenn Sie sich das also downloaden wollen, dann schreiben Sie Katja Fischer eine E-Mail und sie wird Ihnen dann die Adresse mitteilen, unter der Sie dieses schöne kleine Bändchen von Gabriela Hauch über die Wiener Revolution finden können. Ich erlaube mir, auch im Namen von Gabriela Hauch, Dank zu sagen für Ihre Aufmerksamkeit. Vielen Dank. sondern dich auch noch für die Diskussion über einen Vortrag, der eigentlich nicht aus deiner Feder stand, zur Verfügung stellst. Aber wir wollten Ihnen, geschätzte Damen und Herren, auch heute, so wie immer, die Gelegenheit zur Diskussion geben und freuen uns über Ihre Fragen und Kommentare zum heutigen Thema. Zum heutigen Thema. Du hast ja eingangs schon eigentlich das Resümee vorweg genommen über den Erfolg oder Misserfolg der Revolution, die ja kurzfristig gescheitert ist, aber du hast dann gemeint, mittel- und langfristig war sie gar nicht so unerfolgreich. Es gibt ja die etwas bösartige, aber nicht ganz von der Hand zuweisende Meinung, dass Österreich das Land ist, wo nicht nur die Kriege verloren gehen, sondern auch die Revolutionen scheitern. Also wie fügt sich jetzt die Revolution von 1848 in dieses Bild? Ist es die Regel oder ist es das Ereignis, das die Regel bestätigt, dass Revolutionen meistens scheitern oder ist es eher die Ausnahme davon, was doch erfolgreicher als es zunächst den Anschein hat? Könntest du hier noch einmal so quasi eine Bilanz versuchen? Ja, das kann ich gerne machen. Hört man das? Wir haben 1848 natürlich tatsächlich einen, man könnte sagen, ein Nebeneinander. Manchmal gibt es Kommunikation, oft ist es aber ein Nebeneinander von revolutionären Vorgängen in zahlreichen europäischen Ländern und städtischen Zentren. Und zunächst einmal könnte man natürlich sagen, dass alle scheitern. Es gibt keineswegs so, dass man jetzt sagt, in Frankreich gibt es einen Sieg der Revolution, den gibt es dort genauso wenig wie in Berlin oder in Wien oder in Italien. Überall auf unterschiedliche Arten und Weisen sind die Kräfte der Reaktion in der zweiten Hälfte des Jahres 1848 auf dem Vormarsch und können das Rad zunächst einmal zurückdrehen, gewissermaßen auf 1. Jänner 1848. Also keine revolutionäre Bewegung. Und hier macht Österreich in diesem Zeitraum auch keine Ausnahme, ist kein Ausreißer, weder in die eine noch in die andere Richtung. Vielleicht könnte man sogar sagen, dass Wien vor allen Dingen im Oktober eine besondere Radikalität eigentlich erreicht hat, der Auseinandersetzung. Also was in Berlin passiert ist, man könnte sagen, deutlich harmloser. Aber scheitern tun sie zunächst einmal alle im Sinne dessen, dass vor allen Dingen die monarchische Macht, gestützt natürlich auf das Militär, gestützt aber auf die klassischen konservativen Eliten, vor allen Dingen auf den besitzenden Adel, hier die Oberhand gewinnen in dieser Auseinandersetzung. in Ihrem Vortrag auch, Revolutionen haben immer so einen Zeitzündereffekt. Das heißt, viele Dinge, die momentan gelöscht werden oder wo man glaubt, sie sind gelöscht worden, erweisen sich als relativ zäh und tauchen in aller Regel dann wieder auf, wenn Zensur gelockert wird und es wieder möglich ist, eine öffentliche Debatte zu führen. Und es wieder möglich ist, eine öffentliche Debatte zu führen. Und diese These vom langfristigen Erfolg der Revolution und von 1948 geht natürlich darauf zurück, dass man sich schlicht anschaut, was waren meisten dieser Forderungen, nehmen wir nur mal die Forderungen des Wiener Demokratischen Frauenvereins, Zugang zu höherer Bildung, Zugang zu politischen Organisationen, Wahlrecht, dass das Dinge sind, die durchaus nicht verloren gegangen sind, sondern in den weiteren Jahrzehnten erhalten geblieben sind und Stück um Stück auch gegen Widerstände, nicht von allen gewollt, aber letztlich doch mit Mehrheit erreicht werden konnten. Und das gilt ja auch mit Blick auf andere soziale Schichten. Gabriele Hauch hat das angesprochen, der Wunsch der Arbeiter nicht nur nach höheren Löhnen und geringen Arbeitszeiten, sondern vor allen Dingen auch nach einer Kultur der Anerkennung im Betrieb. Im Sinne dessen, dass man für die Arbeit, die man leistet, nicht verachtet wird. Auch das ist ein ganz wesentliches Leitmotiv in der Arbeiterbewegung. Und ich denke, ja, also wir jetzt nicht sozusagen sagen, haia popeia, es ist alles gut geworden. Aber ich denke schon, dass es natürlich wesentliche Verbesserungen auch hier gegeben hat. Plus höhere Löhne, plus geringere Arbeitszeit. Also für viele Gruppen der Gesellschaft sind die Kataloge, die 1848 entworfen worden sind, geblieben und Stück um Stück durchgesetzt worden. Auch wenn es dann mitunter etwas lang gedauert hat, bis die Forderungen dann umgesetzt wurden. Du hast ja darauf hingewiesen, bis in die 1970er Jahre blieb der Mann das Oberhaupt der Familie. Natürlich. Wie Günter Grasmeil gesagt hat, der Fortschritt ist eine Schnecke. Und das galt nicht für Österreich. Das gilt generell. Gut, liebe Damen und Herren, ich lade Sie ein, sich an der Diskussion zu beteiligen. Bitte Sie um Ihre Fragen oder Kommentare. Ich bin ein bisschen geblendet hier vom Scheinwerfer. Ich hoffe, ich übersehe niemand. Ja, da hinten in der vorletzten Reihe gibt es eine Wortmeldung. Bitte warten, bis das Mikrofon bei Ihnen ist, damit auch der Ton dann auf der Aufzeichnung drauf ist. zwei Fragen. Einerseits Aspekt bezüglich des Scheiterns, inwiefern dann trotzdem die Vertreibung von Metternich und dem Verlust von Erms als leitenden Staatsmann dann trotzdem als Erfolg oder vielleicht sogar sehr gewagt als Misserfolg, weil ja trotzdem sehr viel Verbindungen in Europa, was dann über die Jahre hinweg ja dann auch zu einem gewissen Verlust, je nachdem auf welcher historischen Positionierung von Ländern und von einem gewissen Machtzentrum der Habsburger Monarchie geführt hat, inwiefern man das vielleicht dann trotzdem auch als Erfolg werten kann. wo das vielleicht dann trotzdem auch als Erfolg werden kann. Und dann die zweite Frage, Werner, zu einer Rolle, wie es eben zu dieser Niederlage der Revolution gekommen ist, weil ja da die Bauern meines Wissens noch, oder Bäuerinnen eigentlich beide, eine wesentliche Rolle gespielt haben, weil ich glaube, es ist ja sehr kurz erwähnt worden, deren Forderungen, also die Aufhebung der Leibeigenschaft, die eigentlich erfüllt worden ist und die dadurch dann als wichtige Gruppierung eigentlich auch weggefallen sind und so da eigentlich auch ein zentrales Element eben meines Wissens auch weggefallen ist, inwiefern das sich bestätigt oder ob wieder falsch liege nein sie liegen gar nicht falsch das sind zwei zwei wichtige fragen zunächst einmal metternich das ist natürlich ein erfolg der revolution der auch nicht rückgängig gemacht wird metternich verschwindet im märz 48 aus der österreichischen Politik. Er geht ja zunächst ins Exil und kehrt dann später zurück, aber als Privatmann. Das heißt, seine politische Karriere wird definitiv durch die Revolution beendet. Er ist ja auch schon ein alter Mann. Man muss sich das ja mal vorstellen. Ich meine, der ist seit den 1810er Jahren also der eigentliche Taktgeber der österreichischen Politik. Ich weiß jetzt gar nicht, wann er geboren worden ist, aber ich sage mal platt 1848 für seine Generation schon sehr alt. Metternich ist auch eine Figur, die ja auch nicht von allen geliebt wird. Also er hat ja auch innerhalb der Eliten durchaus Leute, denen er schon seit Jahrzehnten auf den Nerv gegangen ist und die an der Stelle gar nicht so unfroh sind, dass der Meta nicht weg ist und wahrscheinlich auch bei einem Niederschlagen der Revolution nicht mehr zurückkommt. Revolution ist gescheitert und es gelingt, die Uhren wieder zurückzustellen, dann stimmt das ja auch nie ganz. Weil was niemand löschen kann, ist diese Erfahrung, dieses Ereignis der Revolution. Was niemand löschen kann, ist die Möglichkeit, dass sich so etwas wiederholen kann. Und dieser Revolutionsschock, der sitzt ja durchaus den antirevolutionären Kräften im Nacken. Der sitzt denen auch im ganzen 20. Jahrhundert im Nacken. Der sitzt denen aber eigentlich schon seit 1789 im Nacken. Also man hat einfach eine gewisse Furcht und hält es, wenn man jetzt nicht völlig auf der, wie heißt es in Österreich, so schön auf den Nudelsuppen daher schwimmt, hält man es latent für möglich, dass eine Revolution nicht nur ausbricht, sondern irgendwann vielleicht auch siegreich werden kann. Zweite Frage, Sie haben völlig recht. Ein wesentlicher Faktor in diesem Prozess der allmählichen Schwächung der revolutionären Vorgänge ist tatsächlich das Ausscheiden der Bauern und der Bäuerinnen aus dieser revolutionären Bewegung, der sie im März angehören, weil sie ein klares Ziel haben, nämlich das Ende des Ancien Regime im ländlichen Raum. Aber hier ist es, wenn man so will, der unbestreitbare Erfolg der Revolution mit der Symbolfigur Hans Kuttlich. Also dieser Antrag wird ein bisschen verwässert und es ist so eine, naja, nicht unbedingt die Ideallösung, die man da erreicht. Aber es gelingt damit, die Bauern zu befrieden. Die sehen sich im Sommer, nachdem dieser Antrag angenommen worden ist und nachdem das dann auch wirklich in Gang gesetzt wird, ist ja so eine jahrelange Kommissionsarbeit, wie man das so ausverhandelt, wer jetzt welche Beträge zu zahlen hat. Aber im Wesentlichen sehen sich die Bauern als Sieger. Und der Sieg macht Träge. Alles, was jetzt passiert, wird von den bäuerlichen Schichten unter der Perspektive betrachtet, könnte das eventuell unseren Erfolg relativieren. ihren Erfolg relativieren. So nach dem Muster, wenn das jetzt in eine ganz radikale Richtung geht und es dann niedergeschlagen wird, dann droht vielleicht unser Erfolg auch wieder zurückgenommen zu werden. Das heißt, die werden im Wortsinne konservativ. Sie möchten das bewahren, was sie erreicht haben und sind von daher nicht mehr bereit, in einer radikalen, in einem radikalen weiter treibender Revolution mitzuwirken. Also da haben Sie völlig recht. Das ist ein weiteres wesentliches Erklärungsmoment in der Frage, warum dieser revolutionäre Erlan zum Erliegen kommt. Der ländliche Raum nimmt nicht mehr Teil an der revolutionären Bewegung. Und da wäre hinzuzufügen, der ländliche Raum von 1848 hat ein anderes Gewicht als der heutige ländliche Raum, wenn man den Anteil an der Bevölkerung misst, weil heute sind drei Prozent oder so bäuerliche Bevölkerung. 60, 70 Prozent mindestens sind das Nachmieter des 19. Jahrhunderts. Also das ist die Mehrheit der Bevölkerung, die da quasi aus der revolutionären Bewegung aussteigt. Richtig, ja. Ja, bevor das jetzt so ein Wiegespräch wird, ein Zwiegespräch, sammeln wir noch ein paar Meldungen aus dem Publikum. Da ist schon die nächste Wortmeldung. Dankeschön. Ja, ich hätte noch gerne eine Erklärung zur Revolution und der Entstehung von politischen Gemeinden. Das ist mir irgendwo etwas zu kurz gekommen oder habe ich es nicht so mitbekommen. Ja, also das stand einfach im Vortrag nicht drin. Den habe ich ja jetzt nicht sozusagen ergänzen können. Sie meinen mit politische Gemeinde die kommunale Selbstverwaltung? das auch in Linz sehr gut beobachten, dass das Bürgertum in den Städten jetzt auch die Politik in den Städten gerne in die eigene Hand nehmen möchte. Das heißt, wir haben ja noch kaiserliche Stadthalter auch im Land und es entstehen tatsächlich in der Revolution von 1848 die Vorläufer dessen, was wir dann so Stadtparlament, Stadtrat, Magistrat, Landtag nennen. Es geht also sowohl um die Selbstverwaltung der Städte als auch um die Selbstverwaltung der Länder. Und diese Bewegung ist eine, die tatsächlich auch nicht komplett zurückgedreht werden kann. Das hängt aber auch damit zusammen, dass sich diese Gremien, soweit sie in den Jahren 1948 gewählt werden, nicht als Horte der Revolution herausstellen, sondern eigentlich als Boden, also in der Paulskirche, heißt Kargerhuber und ist Stadtrat in Linz. Also er ist sozusagen ein Mitglied der städtischen Elite. Und wie viele andere auch, erlebt er auch gar keinen Karriereknick durch die Revolution. Auch erlebt er auch gar keinen Karriereknick durch die Revolution. Also erstens ist er, ich habe schon gesagt, nicht besonders auffällig und er gehört in der Paulskirche auch eher zum konservativen Flügel. Aber der kehrt dann zurück 1849 und macht dann noch ein bisschen in Linz weiter in der Kommunalpolitik und irgendwann ist er Professor für öffentliches Recht an der Uni in Wien. Und am Ende seines Lebens ist er im obersten Gerichtshof. Also man könnte sagen, auch für viele, die wir nominell als Protagonisten der Revolution wahrnehmen, ist das Jahr 1849 gar kein so großer biografischer Bruch oder so eine Katastrophe, wie das die Aussage von der gescheiterten Revolution wahrhaben will. Die Ausnahme, und da fällt wieder der Bauernbefreier, in Anführungszeichen Hans Kuttlich, ins Blickfeld, die Ausnahme sind all jene, die 48 im Oktober in Wien sich an der Revolution beteiligen. Da werden ja einige sofort standrechtlich erschossen und viele andere, zum Beispiel Hans Kuttlich, werden auch zum Tode verurteilt und werden steckbrieflich gesucht. Und viele von denen verlassen natürlich das Land und nicht wenige, Kuttlich, gehen in die Vereinigten Staaten von Amerika. sehr lange, bis 1917 und findet in den USA immer auch als, wird gelegentlich sogar als österreichischer Abraham Lincoln bezeichnet. In einer etwas grandiosen Überschätzung würde ich meinen, aber das zielt darauf ab. Der eine hat die Sklaven befreit im amerikanischen Bürgerkrieg und Kutlich hat die Bauern befreit durch sein Verhalten 1848. Aber trotz allem steht er zunächst einmal wirklich auf der schwarzen Liste und tut gut daran, das Land zu verlassen,rschaft ja auch Ver jetzt eine Institution, die auf lokaler Ebene diese Verwaltungsaufgaben erfüllt und das waren die politischen Gemeinden. Also das hängt unmittelbar auch mit diesem Ende der Grundherrschaft zusammen. Das erklärt dann auch, warum es in diesem Bereich eben keinen konservativen Rollback hat geben können, weil diese Bauernbefreiung, Grundlastenablösung ist ja unangetastet geblieben. Das hat man ja so durchgesetzt. Gut, bitteschön, die nächste Wortmeldung. Es ist wirklich nur kurze Wortmeldung. Zuerst danke für den detailreichen Vortrag. Und meine kurze Frage ist, Sie haben einen Herrn Sander zitiert, der in dieser Zeit gesagt hat, alle Menschen sind gleich und der Himmel ist für alle blau. Nur kurz, wo kann man den einordnen? Was hat der gemacht? Oder wie den Namen, Entschuldigung, den Vornamen habe ich nicht mehr verstanden. Friedrich Sander, also das kann ich jetzt nur aus der Manuskript heraus rekonstruieren, Friedrich Sander ist ein Wiener Buchdrucker gewesen, der offensichtlich zu den treibenden Kräften gehört in der Etablierung dieses Wiener Arbeitervereins Typographia. Da taucht er nämlich im Manuskript noch einmal auf und das war eine Organisation für Buchdrucker und Schriftgießer. bezeichnet wird. Das heißt, Buchdrucker und Schriftgießer, Schriftsetzer, waren zunächst einmal vergleichsweise gut verdienend und sie zeichnete natürlich eines aus, sie mussten ja sehr gut lesen und schreiben können, um eben ihr Gewerbe erfüllen zu können. Das heißt, Buchdrucker und Schriftsetzer waren praktisch bestens informiert. Vor allen Dingen dann, wenn sie die ganzen Druckschriften, die Zeitungen, die Flugblätter machen konnten. Das heißt, wir haben hier praktisch in allen revolutionären Bewegungen und auch in sozialistischen Parteigründungen finden sie immer Buchdrucker und Schriftsetzer gleich am Anfang. Weil das ist einfach eine Gruppe, die weiß, um was es geht. Und die natürlich auch gebraucht wird, wenn man Flugblätter druckt, wenn man Zeitungen herstellen will. Also das ist eine, man könnte sagen, eine Gruppe, um die niemand herumkommt, der eine Revolution oder eine revolutionäre Bewegung gern einer solchen Bewegung teilhaben möchte. Und die andere wichtige Arbeitergruppe, die im Vortrag ja auch erwähnt worden ist, sind die Eisenbahnarbeiter, vor allen Dingen jene, die die Lokomotiven bauen. Auch das sind schon Spitzenverdiener, weil die verfügen über technologisches Know-how und zwar das Avancierteste, was es gibt. Die Lokomotive ist die Supermaschine, die es zu diesem damaligen Zeitpunkt gibt. Also wenn Sie eine Lokomotive bauen können, dann haben sie Macht. Und dann können sie, es kommt nicht von ungefähr, dass die den Zehn-Stunden-Tag erkämpfen. Weil die können sagen, wir können es ja auch sein lassen mit der Lokomotive. Aber sie wird gebraucht. Also wie heißt das in einem Lied später dann? Wenn dein starker Arm es will, stehen alle Räder still. Und das haben die Lokomotivbauer 1848 schon gewusst, ohne dass sie dieses Lied kannten. Ja, die nächste Frage ist ganz vorne, bevor wir dann wieder etwas nach hinten gehen, aber vielleicht nehmen wir doch eine andere Reihenfolge, dass die arme Katja nicht so viele Meter zurücklegen muss, weil sie da gerade vorbei konnte. Bitte. Vielen Dank für den interessanten Vortrag. Die Revolution, wie Sie gesagt haben, hat in Frankreich ihren Anfang genommen und Sie haben einen Nebensatz Telegraphie erwähnt, wovon durch die Telegraphie Revolutionswillige in wenigen Tagen von den Vorgängen in Frankreich erfahren haben. Könnten Sie das bitte etwas ausführen noch? Also wenn man sich mit der Frage beschäftigt, ich habe das ja auch bei Gabriela Hauch, kommt das ja vor, diese These von der europäischen Revolution. Aber das muss man doch feststellen, dass die meisten Revolutionen unterschiedlich verlaufen und natürlich eingefügt sind in einen nationalen Rahmen. Was es aber möglich macht, von einer europäischen Revolution zu reden, ist natürlich die deutlich verbesserte Kommunikationslage. Wenn man das zum Beispiel vergleicht mit 1789, da dauerte es natürlich. Also wie kommen Nachrichten von einem Ort zum anderen? Im Grunde nur durch den Weg, den Menschen nehmen. Und das dauert 1789 natürlich relativ lange. Selbst wenn sie stramm reiten und genug Pferde zur Verfügung haben, dann ist die Übermittlung von Nachrichten durchaus eine langwierige Sache. Aber wenn es einen Telegrafen gibt, dann können sie im Grunde ja in Echtzeit nicht nur ein Signal geben, sondern sie können auch Forderungen auf die Art und Weise hin und her transportieren. Und sie können auch Signale geben über Sieg und Niederlage, über die Stärke der Gegner und so weiter und so fort. Das heißt, wir haben 1948 einfach eine verbesserte Kommunikationslage, die es jetzt nicht ermöglicht, dass man individuell kommuniziert. Das läuft noch über Briefe. Wir haben sehr viele Briefwechsel aus dieser Zeit, aber wichtiger, der schnellste Nachrichtenweg ist der der Telegrafie. Der schnellste Nachrichtenweg ist der der Telegrafie. Gut, vorne der Harald hat sich noch gemeldet. Ja, ich wollte, bevor das in Frage steht, nur zur Anmerkung, also mit der Bauernbefreiung. Das ist ja so eine Sache, dass die Bauern ja ein Drittel zahlen mussten, ein Drittel mussten die Grundherren verzichten, aber das Wesentliche ist, dass ein Drittel von den Steuern kam, das heißt von uns allen, also an das sollten wir die Bauern öfters erinnern, auf ihr Eigentum so beharren. Aber meine eigentliche Frage ist das, wie ihr das seht, ob dann nicht in der Folge von 1848 unter Windisch-Kretz, das ein Militärputsch war, diese Militärkamerilla, die den Ferdinand beseitigt hat, der ja noch immer Kaiser geblieben ist, der hat er nie abgedankt und war dann dieser dumme oder irre Kaiser, der nachher ein erfolgreicher Geschäftsmann war, von dem dann der spätere Kaiser die ganze Ringstraßenbauten errichten hat lassen, also so viel Geld hat er dann nur nach 1848 gemacht, also den hat man eigentlich weggeputscht, oder ist jetzt meine Frage, hat man den weggeputscht und dann diesen Franz Habsburg, Und dann diesen Franz Habsburg, also der dann sozusagen unter der Habsburg-PR-Masche als Kaiser Franz Josef aufgetreten ist. Also dass man den eingesetzt hat, also eigentlich, dass das ein Militär-Kuh oder Butch war. Ja, ich meine, wir haben 1848 den Wechsel dann von Ferdinand zum jungen, 18-jährigen Franz Josef. Und Ferdinand bekommt natürlich in der Geschichtsschreibung immer sozusagen eigentlich den Ball zugespielt, dass er eigentlich kaum in der Lage gewesen ist, zu erfassen oder zu erfassen, was passiert. Es gibt ja, glaube ich, von ihm dieses berühmte, überlieferte Zitat. Ich kann es nicht überprüfen, weiß nicht, ob es Legende ist. Ihm wird berichtet, was da alles passiert und der Kaiser sagt dann, ja, dürfen es denn das? Was natürlich tatsächlich auch so eine klassisch-obrigkeitliche Sichtweise zum Ausdruck bringt. Auch die Fluchtbewegungen, die zweifachen Fluchtbewegungen weg aus Wien, wenn man irgendwie das Gefühl hat, brenzlig, die Arrangements trifft immer die Hofgesellschaft. Und es gibt hier natürlich Leute, die wahrscheinlich eine Spur gesche würde nur trotzdem sagen, der seine Wegbeförderung oder der Wechsel hin zu Franz Josef ist, ich würde das nicht als Militärputsch bezeichnen. Es ist eine konzertierte Elitenaktion, an der Militärs beteiligt sind. Aber es ist eigentlich kein Putsch. Also weil, man könnte jetzt spöttisch sagen, vielleicht hat Ferdinand, als er abgesetzt wurde, sich auch die Frage gestellt, ja, dürfen es denn das? Aber die Frage, die hat man auch Leute verabschiedet und dafür hat man andere an einen Platz gesetzt. Dafür bedurfte es keines Militärputsches. Das hat diese Familie im Instinkt gehabt. Familie im Instinkt gehabt. Ja, wir haben jetzt sehr viel über das Ereignis an sich gesprochen, aber du hast ja auch ganz am Beginn des Vortrags darauf verwiesen, dass es ja auch eine Erinnerungskultur gibt oder eine nicht bestehende Erinnerungskultur. Das Thema spielte dann in Österreich im 20. Jahrhundert eigentlich nur mehr eine sehr geringe Rolle, im Unterschied zu Deutschland, worauf du hingewiesen hast. Mich würde interessieren, was war eigentlich 1948? Gab es da irgendwas in Bezug auf die Erinnerung an die Revolution von 1848? Das war jetzt nicht unbedingt die Zeit, in der man irgendwie so in Feierlaune allgemein war. Das war noch die unmittelbare Nachkriegszeit. Also in welcher Weise wurde da an die Revolution von 1848 erinnert? Ja, also durchaus sehr massiv. Und man muss natürlich zunächst sagen, das ist in Deutschland leichter als in Österreich. In Deutschland gibt es einen veritablen Erinnerungsort, nämlich die Paulskirche in Frankfurt. Man hat damals, als die Entscheidung gefallen ist, erst das Vorparlament und dann die Nationalversammlung nach Frankfurt am Main einzuberufen. Frankfurt auch der Sitz des Deutschen Bundes, der Gremien gewesen ist. Also Frankfurt hat immer so eine zentrale Versammlungsfunktion gehabt. Und man hat damals nach einem großen Raum Ausschau gehalten. Man hatte ja kein Parlament und man hatte keine große Zirkushalle oder was auch immer. Insofern musste die Paulusgemeinde ihre große Kirche unmittelbar im Zentrum der Stadt hergeben, damit man dort in der Paulskirche eben dann das Parlament eingerichtet hat. Es gab natürlich über 600 Abgeordnete, also die muss man erst mal unterbringen. Und damit ist die Paulskirche natürlich ein zentraler Erinnerungsort gewesen. Da hätte man in Österreich ja gar keinen. Und auch deshalb ist es in Deutschland die Erinnerungskultur an die Paulskirche immer deutlicher ausgeprägt gewesen. Und man kann natürlich die Nationalversammlung ja, man kann daran erinnern, dass es ein Versuch gewesen ist, ein demokratisches Deutschland zu schaffen. Aber was will man damit in Österreich anfangen? Also insofern, das hängt natürlich dann auch mit dem auseinanderlaufenden Nation Building zusammen. Das insofern, das hängt natürlich dann auch mit dem auseinanderlaufenden Nation Building zusammen. Dass in Österreich die Erinnerung an eine gescheiterte Hoffnung auf einen deutschen Nationalstaat natürlich, man könnte sagen, keine Bedeutung mehr hat für die eigene demokratische Erinnerungskultur. Da sind andere Dinge wichtiger geworden als die Paulskirche. Aber ich muss dazu sagen, ich komme aus Frankfurt am Main oder aus der Nähe von Frankfurt am Main und ich habe tatsächlich auch noch Ältere getroffen, die 48 bei den Feiern dabei gewesen sind, weil das war für Frankfurt damals und für Deutschland insgesamt ein erstes Momentum gewesen, nach dem Nationalsozialismus, nach dem verlorenen Krieg, wieder eine Spur zu finden der deutschen Demokratiegeschichte, an die man positiv anknüpfen kann. Das ist überhaupt nicht zu unterschätzen, was 1948 unternommen wurde. Zahlreiche Publikationen, zahlreiche Festveranstaltungen. Man kann sich das auch so auf den Audiotheken noch anhören, weil es ja bereits im Grunde die Entscheidung dafür getroffen worden ist, dass es zunächst einmal aus den drei Westzonen einen neuen deutschen Staat geben wird, die dann eben auch 2023 erneut reklamiert worden ist. Wir führen die deutsche Demokratie zurück auf das Jahr 1848. 1948 anknüpft, knüpft man in Österreich 1946 an 950 Jahre Österreich an, beruft sich auf die Osteriche Urkunde und das hängt zweifellos die Legitimation der Politik oder des politischen Gemeinwesens, was man haben will. Einen unabhängigen österreichischen Staat, der mit der formaledeiten deutschen Geschichte so gut wie nichts mehr zu tun haben sollte. Aber in Deutschland war das natürlich anders und man hat hier ganz bewusst versucht, für Historiker ist das manchmal ein bisschen schwierig, weil wenn wir genau hinschauen, 1848, kriegen wir natürlich auch manchmal Dinge zu sehen, die jetzt mit Demokratie, so wie wir uns das heute vorstellen, noch nicht allzu viel zu tun haben. Der Ausschluss der Frauen ist natürlich ein ganz wesentliches Faktum. Aber man könnte sagen, wenn man nicht ganz so genau hinschiebt, kann man natürlich 1848 ziemlich hübsch polieren und kann es tatsächlich zu einem demokratischen Erinnerungsort machen. Ja, und das macht die Geschichte so spannend, nämlich nicht nur die Realgeschichte, sondern auch die Erinnerungsgeschichte, die dann immer wieder versucht, reale historische Ereignisse nach den Interessen der jeweiligen Zeit aufzupolieren und zu instrumentalisieren. Ja, damit sind wir, glaube ich, wenn ich keine Wortmeldungen übersehen habe, am Ende unserer Diskussion angelangt. Es gibt doch noch eine letzte Wortmeldung. Bitteschön, so viel Zeit nehmen wir uns noch gerne. Danke. Mich hätte interessiert zur großdeutschen Frage, waren alle Gruppierungen, die involviert warenatz Kleindeutsch gegen Großdeutsch gegeben. Das heißt, unter den Abgeordneten der Paulskirchenversammlung oder natürlich auch in der weiterenpricht, weil man einfach formuliert darin natürlich den Sprengimpuls sieht für die Habsburger Monarchie. gehen. Wir haben ja schon bei der Wahl für die Paulskirche nominell auch Wahlkreise in Böhmen und Meeren, weil das historisch zum Deutschen Bund mit dazugehört. Und in vielen dieser Wahlkreisen werden Tschechen gewählt und die entscheiden sich von Anfang an dafür, wir nehmen nicht Teil an der Deutschen Nationalversammlung. Was haben wir denn mit der Deutschen Nation zu tun? Nichts. Das heißt, von Anfang an gibt es selbst unter den gewählten Abgeordneten bei einigen eben eine Blockierung, weil sie das gar nicht wollen. Und auch die deutschsprachigen, zum Beispiel der Herr Kagerbauer aus Linz, optiert im Grunde dann eben nicht für die großdeutsche Lösung, eben nicht für die großdeutsche Lösung, sondern entscheidet sich für die Schwarzenberg-Position, das heißt für einen Weg, der einen deutschen Nationalstaat unter Einschluss der deutschsprachigen Teile der Habsburger Monarchie nicht zulässt. Die Monarchie ist wichtiger als ein luftiges, großes deutsches Gebilde, von dem man ja gar nicht so genau weiß, wie das aussieht. Bilde, von dem man ja gar nicht so genau weiß, wie das aussieht. Aber wir haben auch im nicht österreichischen Teil des deutschsprachigen Raumes genug potenzielle Gegner einer großdeutschen Lösung, die sich erst recht gar nicht vorstellen wollten, wie das denn mit Österreich eigentlich laufen soll. Und da gibt es einen relativ prominenten Menschen, der nicht in der Paulskirche sitzt, weil er vom Parlament gar nicht so viel hält, der aber dann später eine relativ große Bedeutung für die deutsche Geschichte und auch für die österreichische Geschichte haben wird, nämlich Otto von Bismarck, der von vornherein eine kleindeutsche Lösung favorisiert, weil die kleindeutsche Lösung Preußen in die sogenannte Piemont-Funktion bringt. Das heißt also, weil die kleindeutsche Lösung Preußen in die sogenannte Piemont-Funktion bringt. Das heißt also, in den, in die Position, von der aus das Ganze zu steuern ist. Das will eine Figur wie Bismarck. Der will sich doch nicht permanent verständigen müssen mit Wien oder so etwas. Also die kleindeutsche Lösung hat herrschaftstechnische Vorteile, vor allen Dingen aus preußischer Sicht. Die letzten Großdeutschen bis sozusagen ins frühe 20. Jahrhundert hinein sind die Süddeutschen, weil die mögen ja auch Preußen nicht so sehr. Und die Konfliktlinien auch 1866, da muss man immer mal drauf hinweisen, die verlaufen ja nicht entlang der heutigen Grenze zwischen Deutschland und Österreich, sondern vielleicht ist das gar nicht so bekannt, aber 1866 ist es nicht eine Auseinandersetzung Deutschland-Österreich, sondern es ist eine Auseinandersetzung Preußen-Österreich. Und Bayern, Württemberg, Baden, Hessen, die freie Stadt Frankfurt am Main, sind in diesem Konflikt auf der Seite Österreichs, ganz traditionell. Man steht näher bei Wien als bei Berlin und nachdem diese Auseinandersetzung 1866 Königgrätz verloren gegangen wird, wird die freie Stadt Frankfurt von preußischen Truppen besetzt. besetzt von den Preußen, sondern Frankfurt am Main. Und man legt der Stadt eine hohe Kontributionslast auf. Frankfurt, die reiche Stadt Frankfurt. Frankfurt schickt 1866 eine Delegation zum Kaiser nach Wien. Bitte hilf uns. Wir haben nichts anderes gemacht als Loyalität gezeigt, dir gegenüber. Und jetzt sind die Preußen da. Jetzt haben wir den Salat. Was sagt Kaiser Franz Josef? Es war schön, es hat mich sehr gefreut, aber ich kann leider nichts für euch tun. So, ja, ich sage es ja auch immer in Vorlesungen. Und die, sozusagen, die österreichischen Studierenden sind dann auch immer schockiert, weil das in aller Regel nicht gewusst wird. Der Frankfurter Bürgermeister hängt sich auf. Ja, weil es sein letztes Protestzeichen ist gegen die Besetzung Frankfurts durch preußische Truppen. Gemessen daran kommt man in Wien ziemlich mit einem blauen Auge davon. 1866. Und es gibt noch lange, gerade in Frankfurt am Main, eine Traditionslinie der Loyalität zu Wien. Als Kaiser Franz Josef 1916 stirbt, wird im Frankfurter Dom, der katholisch geblieben ist, eine Messe gelesen. Und es wird eine Messe gelesen nach den Regeln, wie man für den deutschen Kaiser eine Messe zu lesen hat. Also das sollte man im gesamten süddeutschen Raum bis zur Mainlinie nie unterschätzen. Die alte Loyalität und die viel stärkere Orientierung nach Wien und nach Österreich hinaus. Otto von Bismarck hat das auch gewusst. Deswegen mal besser Kleindeutsch, weil da hat man nur mit diesen kleineren süddeutschen Staaten zu tun. Aber eben nicht mit dem größeren Österreich. Okay, also mit doch einigen wahrscheinlich nicht so verbreiteten Einsichten in die deutsch-österreichische Geschichte enden wir. Aber unsere Reihe ist nicht zu Ende, es geht nächste Woche weiter. wir, aber unsere Reihe ist nicht zu Ende. Es geht nächste Woche weiter, auch mit einer revolutionären Bewegung, die mit einem 8. Jahr zu tun hat, diesmal 1968. Die sehr stark von Studenten, Studentinnen getragene Bewegung und da gibt es dann auch hoffentlich, wenn nichts anderes dazwischen kommt, wieder einen Gast. Maria Wirz wird uns dieses Thema näher bringen und wir freuen uns natürlich, wenn Sie wieder Zeit haben, vorbeizuschauen. Vielen Dank für Ihr Kommen, fürs Mitdiskutieren und danke noch einmal an Markus Gräser, dass du heute in die Bresche gesprungen bist. Einen schönen Abend Ihnen allen noch. Thank you.