Musik Hallo, mein Name ist Ramona Holtschuh von der Initiative Stopp Stadtteile ohne Partnergewalt Linz. Ich bin Elisa Arndessner, bildende Künstlerin aus Linz. Wir stehen gerade hier vor der Ausstellung Frauenzimmerschießen Name it, count it, end it. Eine Ausstellung, die während den 16 Tagen Gewalt an Frauen in Linz im SPLACE am Hauptplatz zu sehen ist. SPLACE ist der Ausstellungsraum der Kunstuniversität Linz. Und dazu nehmen wir euch jetzt mit. Musik Wir befinden uns jetzt gerade in dem Teil von Stopp Blinz Stadtteile ohne Partnergewalt. Und zwar, wir sind mit einem Wohnzimmer, wie man hier sieht, in der Ausstellung vertreten. Ein Wohnzimmer wurde deshalb gewählt, weil Gewalt gegen Frauen großteils in den eigenen vier Wänden passiert. Dort, wo eigentlich Schutz und Sicherheit sein sollte. Gleichzeitig soll das Wohnzimmer aber auch ein Aktionsraum sein. Wir wollen ihn nutzen. Menschen können sich niedersetzen, können sich vertiefen und können auch Gespräche führen. Wir von Stopp Blinz, wir arbeiten mit dem Tabuthema Partnergewalt. Es wird oft verschwiegen, man spricht nicht darüber und unser Ziel ist es aber, das zu ändern. Wir von Stopp, wir möchten, dass Partnergewalt nicht länger verschwiegen wird und auch nicht hingenommen wird. Wir ermutigen Menschen, zivilcouragiert zu handeln. Dazu ist es aber auch wichtig, zuerst einmal zu erkennen, wann Gewalt beginnt und was ist Gewalt. Nur wenn ich weiß, was Gewalt ist, dann kann ich etwas ändern. Eine traurige Statistik ist, dass in Österreich jede dritte Frau in ihrem Leben Gewalt erfährt. Gleichzeitig weiß nicht jede fünfte Frau, weiß leider auch nicht, wohin sie sich wenden kann, wenn sie Gewalt erfährt. Deswegen ist es wichtig, Hilfsnummern zu verbreiten und wir alle sind NachbarInnen, FreundInnen, Kolleginnen. Wir alle können etwas tun und wir alle können uns unterstützen. Thank you. Frau im Badekostüm mit Fischernetz am Meer, Sandstand im Hintergrund, Text am oberen und unteren Rand der Scheibe, Einschusslöcher über Körper der Frau und Teile des Hintergrunds verteilt. Wir sind hier in der Ausstellung Frauenzimmerschießen – Name it, count it, end it. Frauenzimmerschießen ist ein Projekt, das sich mit der kulturellen Verankerung von tödlicher Gewalt gegen Frauen beschäftigt. Ich habe zwei Jahre lang recherchiert und habe Schützenscheibenmuseen, Heimatmuseen und Schützenvereine besucht und in deren Archiven gegraben. Schützenvereine besucht und in deren Archiven gegraben. Gefunden habe ich viele Schützenscheiben, historische Schützenscheiben, die Frauenbildnisse zeigen, deren Körper mit echten Einschusslöchern durchlöchert ist. Thank you. Ich hatte das Glück, die Fotokünstlerin Violetta Wacolbinger gewinnen zu können, mit mir in die verschiedensten Heimatmuseen und Schützenvereine zu fahren. Zum Beispiel waren wir im Museum Invertler Volkskundehaus, im Museum Schlossmuseum Freistaat, im Bad Reichenhall, im Reichenhallmuseum, im Museum Rupertiwinkel in Tittmoning und bei der privilegierten Schützengesellschaft in Gmunden. Wir haben in den Archiven von diesen Orten geschaut und haben viele interessante Schützenscheiben gefunden, die sich wirklich die Frauen zeigen, die abgeschossen wurden. Wir haben es dann so gemacht, dass ich einfach in den Archiven, gewaltvolle Bilder wie in unserem Unbewussten, unserer Kultur, unserer Kulturgeschichte. Und unser Ziel ist es, diese hervorzukramen und hervorzuholen und sie herzuzeigen, praktisch zur Diskussion zu stellen. Für die Ausstellung haben wir ganz verschiedene Elemente, die auch von NachbarInnen, freiwilligen UnterstützerInnen von Stopp gestaltet wurden. Hier beispielsweise befindet sich die Geschichte einer gewaltvollen Beziehung. Diese Geschichte kann man sich sowohl hier anhören mittels einem Barcode oder auch durchlesen und die Geschichte soll einfach Anzeichen, Warnsignale von Partnergewalt deutlich machen und man kann für sich selbst herausfinden, ab wann beginnt Gewalt, was wäre für mich zu viel, wo ist für mich die Grenze. Gleichzeitig wurden hier bei einem Bilderrahmen verschiedene Elemente noch hinzugefügt. Hier wurden Red Flags, also sogenannte Warnsignale von Beziehungen, gesammelt und auch erklärt, was diese bedeuten. Und hier findet man noch Einladungen zu unseren Tischen und Fotos von unseren Aktionen. Im Hintergrund befinden sich 16 Tipps für mehr Zivilcourage. 16 Tipps deswegen, weil jetzt die 16 Tage gegen Gewalt gegen Frauen und Mädchen sind. Zivilcourage ist ein sehr großes Wort. Bei Zivilcourage denken viele Menschen oft an Heldinentaten. Doch Zivilcourage muss keine Heldinentat sein. Zivilcourage beginnt im Kleinen. Und es kann einfach eine kleine Veränderung, kann viel bewirken. Beispielsweise kann Zivilcourage zeigen, wenn ich Haltung im Alltag zeige, Haltung gegen Partnergewalt, wenn ich nicht mitlache bei sexistischen Witzen, wenn ich Betroffene anspreche, wenn ich Hilfsmaterial verteile, dies alles kann teils ein Zivilcourage sein. Zivilcourage, dafür benötigt es aber Mut. sein. Zivilcourage, dafür benötigt es aber Mut. Genauso wie für Erste Hilfe muss auch geübt werden, so empfehlen wir auch Zivilcourage im Alltag zu üben. Dazu geben wir auch verschiedene Workshops und Schulungen. Wie auch hier im Wohnzimmer werden wir einen Workshop für Zivilcourage halten. Ich stehe hier jetzt in der Installation Mahnwache der Ahnenen. Mahnwache der Ahnenen zeigt Bilder von Frauen, die ich aus Schützenscheiben genommen habe und aus Postkarten. Ich habe diese Frauen, die waren natürlich, also die Fotos und die Postkarten waren unterschiedlich groß. Ich habe sie alle in Lebensgröße aufgeblasen und habe sie dann zu Objekten gemacht. Dafür konnte ich Gott sei Dank den Designer Tobias Zucali gewinnen. Der hat mit mir gemeinsam Frauenfiguren ausgeschnitten. Dann wurden die Gipskartonplatten mit Holzlatten zusammengeklebt und in einen Sockel aus Stahlplatten gestellt. dass es im Grunde Trockenbauwände sind, die hier stehen im Raum. Trockenbauwände in Form von Frauenfiguren aus dem Schützenwesen. Und das ist für mich wichtig, denn es ist wieder eine Verbindung und ein Hinweis zum Thema häuslicher Gewalt. Was ich bei den Figuren interessant finde, ist, dass sie aus dem Kontext dieser patriarchalen, gewaltvollen Szenen herausgelöst werden und lebensgroß gemacht wurden durch unsere Objektarbeit. Sie sind nicht mehr Opfer, sondern sie sind unsere, ich sehe sie als Ahnen, die da stehen als Gruppe und uns erinnern, dass wir diese Vergangenheit nicht weiterführen wollen, Diese gewaltvolle Vergangenheit. Auf der Rückseite der Frauenfiguren sind Texte angebracht. Und diese Texte beschreiben einfach, was man vorne sieht, was das Bild zeigt. Und so ein Text wie Frau in Tracht mit Hut und Schürze, rechter Arm nach oben abgewinkelt, linke Hand in die Hüfte gestemmt, Einschusslöcher über Gesicht und gesamten Körper verteilt. Ich finde, das klingt schon, da wird die Brutalität nochmal auf einer anderen Ebene sichtbar und spürbar, wenn es so in Worte gefasst ist, was wir hier sehen. Auf jeder Figur ist dann auch eine kurze Information, aus welchem Archiv die Scheibe oder die Frauenfigur stammt, ob sie aus einer Postkarte oder von einer Schützenscheibe stammt, wie die Maße sind und welches Material. wie die Maße sind und welches Material. Hier haben wir noch ein ganz spezielles Element, und zwar wir haben ein altes Telefon, was wir etwas bemalt haben, und zwar es soll darauf hindeuten, dass es wichtig ist, man kann immer etwas tun. Eine extrem wichtige Nummer, die wir verbreiten möchten, ist die Frauen-Helpline gegen Gewalt. Diese Nummer 0800 222 555 kann man jederzeit kostenlos und auch anonym anrufen. Die Nummer ist einerseits für Betroffene selbst, wenn sie sich informieren möchten, wo nächste Hilfsmöglichkeiten sind. Aber es kann sich auch jeder und jede selbst nutzen, wenn man beispielsweise einer Freundin Tipps geben möchte. Wenn man eine Situation beobachtet und man nicht weiß, wie man reagieren soll oder diese im Nachhinein noch besprechen soll. Wenn ich in einer Nachbewohnung oft Geräusche höre und Gewalt vermute, oft benötigt man eine zweite Meinung und diese kann man sich hier von Expert den Museen und bei den Schützenvereinen habe ich in Online-Antiquariaten Ansichtskarten gefunden, die mich schockiert haben. Es sind Schützenfest-Postkarten, wo man meistens eine Frau sieht, die eine Zielscheibe vor den eigenen Körper hält. Manchmal sind es auch andere Szenen, die Frauen gemeinsam mit Zielscheiben zeigen, aber im Grunde ist die Botschaft von allen Postkarten, du siehst eine Frau, die eine Zielscheibe vor ihrem Körper hält, meistens vor den Unterleib, manchmal vor das Herz, manchmal vor den Kopf. Und manchmal siehst du auch sogar Szenen, wo Männer abgebildet sind, in einer Männergruppe, oft gezeichnet, die auf diese Frau zielen. Und das Ganze ist oft versehen mit Herzal, mit Symbole für Liebe, mit Sprüchen wie wenn du mich triffst, dann werde ich dich heiraten. Also der, der mich trifft, der kriegt mich dann. Also wo wirklich so dargestellt ist, wie die Frau als Objekt, als Trophäe gesehen worden ist zu dieser Zeit oder wie sie dargestellt wird als etwas, das man abschießt und dann bekommt. Was mich auch schockiert, ist, dass diese Frauen lächeln. Sie freuen sich darüber. Sie tun das ganz freiwillig, dass sie sich selbst als Zielscheiben präsentieren. Und in Verbindung mit dem Thema Liebe und das Herz von jemandem gewinnen, jemanden direkt ins Herz zu treffen, hat es für mich eine große Verbindung zu den Gründen für Femizide in Österreich. Der Hauptgrund für Femizide in Österreich ist das patriarchale Bezirksdenken. Der Gedanke, wenn sich eine Frau trennen will, wenn ich sie nicht mehr haben kann, kann sie keiner haben und darum ermorde ich sie. Und diese Verbindung habe ich wirklich sehr spannend gefunden, weil wir hier diese patriarchalen Denkweisen in den Bildern sehen und wir merken, wir hier diese patriarchalen Denkweisen in den Bildern sehen und wir merken, es sind Postkarten, die alle um 1900 gemalt, gezeichnet wurden. Und wir sehen, dass das einfach ein Teil von unserer Geschichte, ein Teil von unserer DNA ist. Und wenn ich diese alle finde und herzeige, möchte ich gern, dass wir uns einfach Gedanken darüber machen, woher kommt das und wie können wir von diesen Denkweisen uns so bald wie möglich verabschieden. Hier kann man auch noch selbst mitmachen. Und zwar, wir möchten es auch in das Positive lenken. Partnergewalt ist ein sehr schwieriges Thema, ein Sabothema und es ist oft schwierig, sich damit zu beschäftigen. Hier stellen wir die Frage, wie kannst du dich für gewaltfreie Beziehungen einsetzen? Jeder und jeder kann etwas tun, wie bereits gesagt und hier sind schon einige tolle Tipps von BesucherInnen. Beispielsweise auch die Frauenhelplen rufen, aber auch als Mann ein gewaltfreies Vorbild sein. Zuhören ist auch schon wichtig. Also es gibt ganz viele Möglichkeiten und wir hoffen, dass die Wand noch ganz voll wird. Denn Zivilcourage kann ganz unterschiedliche Formen annehmen und das möchten wir auch so zeigen. Ich stehe jetzt bei einer originalen Schützenscheibe, die ich von der Schützenscheibenmalerin Romana Hörzing malen lassen habe. Ich habe sie dort in Auftrag gegeben und sie ist eine echte Schützenscheibenmalerin, eine professionelle Schützenscheibenmalerin, die diese Tradition auch fortführt und lebt. Und ich habe sie gewinnen können, eine feministische Schützenscheibe zu malen. Man sieht mich auf der Scheibe, mein Porträt und eine Zielscheibe auf mein Herz gerichtet. Zu lesen ist der Text, treffe ich dich ins Herz, bist du auf ewig mein. ins Herz, bist du auf ewig mein. Damit möchte ich das Narrativ der romantisierten Gewalt, der Romantik, die mit Besitzansprüchen gefüttert wird, die Romantik, wo es darum geht, du gehörst mir, weil ich dich so liebe, gehörst du jetzt mir, dadurch möchte ich das zeigen und in Frage stellen. Wenn ich dann in dem Video, das ich mit Alenka Mahli und Roland Freinschlag gemeinsam gemacht habe, wenn ich dann selber auf diese Scheibe schieße, ist mein Anspruch oder meine Gedanke, meine Idee, ich möchte dieses patriarchale Gedankengut, diese Idylle der romantisierten Gewalt zerstören mit meinem Schuss. Das ist ein Gedanke. Der andere Gedanke ist, ich möchte mich selber aus der passiven Rolle der Zielscheibe herauslösen und zur aktiven Schützin werden. Gedanke ist, man sieht in dem Video die Schüsse, wie ich sie abgebe, wie sie in die Scheibe eintreffen, man hört diese Schüsse auch. Und diese Schüsse hört man aber in allen Museen, wo die Schützenscheiben, beschossene Schützenscheiben ausgestellt sind, die hört man nie. Man bekommt nie den Akt des Schießens mit. Und das ist für mich auch so ein Teil dieses Akt des Schießens, des Zerstörens, in die Ausstellung auch sichtbar zu machen. 1. No does not press the magazine release. 2. Player does not press the magazine release. 3. 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Aufgerufen wird auch, mit diesem Knüppel die Frau zu schlagen und zu kloppen, damit sie brav wird, damit sie nicht mehr jammert, damit sie sich nicht aufregt, damit sie nicht davonläuft. Und die Moral von der Geschichte auf der Scheibe ist, danke, dass du, lieber Mann, mir meine neuen Häute abgezogen hast, jetzt werde ich dich lieben bis ins Grab. Und das habe ich so brutal und schockierend gefunden, dass ich unbedingt künstlerisch was damit machen wollte. Und was Alenka, Mali und ich gemacht haben, ist einfach in diese Scheibe richtig rein zu zoomen, die Details zu zeigen, den Text, der dort in Korinthschrift geschrieben ist, wirklich auch zu sprechen, damit man ihn wirklich auch versteht und lesen kann, weil manchmal kann man die Korinthschrift nicht so gut lesen. Und das, was wir eigentlich im ganzen Projekt machen, diese Fundstücke herauszukrammen und herzeigen und hinzuzeigen. Das haben wir auch mit diesem Video versucht. Man sagt, dass ein jedes Weib habe neun Häut an ihrem Leib. Die erste tut wie Stockfisch mocken. Des halben muss man sie schlagen und glocken. Die andere ist von einem Bären. Du wirst sie bald brummeln, Herr. Die Dritte ist ein Ganzhaut eben. Zu schnattern wird sie bald anheben. Die Vierte kennt man an den Mund. Sie päpft und kauft als wie ein Hund. Die Fünfte ist ein Hasenbalk. Sie läuft davon und schreit, du Schalk. Die sechste ist ein Rosshaut mit Kraus. Sie schlagt vor und hinten aus. Die siebente ist von einer Katzen. Sie fällt dich an und will dich kratzen. Auf die achte eben schau. Sie kiert und schreit als wie ein Sau. Zum neunten siehst die Menschlichie, sie fällt nieder auf ihre Knie und bitt mit ausgespannten Armen, ach liebster Mann, tu dich erbarmen. Ich will nit mehr wie vorhero sein, will leben nach den Willen dein. Weil du mir acht heut zogen ab, will ich dich den Willen dein. Weil du mir acht heut zogen ab, will ich dich lieben bis ins Gra. Unser Wunsch von Stopp ist es, dass BesucherInnen die Ausstellung nicht nur nachdenklich, sondern auch ausgestattet mit mehr Wissen und vor allem auch Mut verlassen. Mut für mehr Zivilcourage. Gemeinsam können wir uns entscheiden. Schaffen wir ein Umfeld, das Betroffene schützt anstatt Täter. Vielen Dank. Thank you.