In Zeiten von multiplen Krisen, wie diese eine ist, wird das menschliche Bedürfnis nach Ordnung, Struktur und Sicherheit bzw. Vertrauen immer größer. Die Gründe, warum das Vertrauen vieler (bspw. durch Korruptionsskandale) missbraucht wurde, sind bekannt. Schwindet das Vertrauen, steigt die Skepsis …

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Im Rahmen einer Fachtagung am bifeb (Bundesinstitut für Erwachsenenbildung) von COMMIT (Community Medien Institut für Weiterbildung, Forschung und Beratung) zum Thema Demokratie- und Wissenschaftsvertrauen in Krisenzeiten – Herausforderungen und neue Möglichkeiten für die Erwachsenenbildung, gab es dazu eine Podiumsdiskussion. An ihr nahmen Christa Zöchling (Journalistin bei Profil), Niki Popper (Simulationsforscher an der TU Wien), Hannes Richter (Astrophysiker und Programm-Manager am Planetarium Wien) und Karl Hochradl (Wissenschaftlich-pädagogischer Mitarbeiter bei bifeb) teil.

Wo sich die Gesellschaft schnelllebig und turbulent weiterentwickelt, muss gut, differenziert kommuniziert und der Austausch auch zugelassen werden. Dabei ist das „Wie“ an Verbreitung von Informationen entscheidend. Nikki Popper kann dazu erklären, dass die Vermittlung bzw. die Visualisierung von Wissenschaft anhand von Modellen, nie der Realität entspricht, sondern immer eine Reduktion bedeutet. Die Arbeit besteht eher darin, Daten sinnvoll und verständlich zu vermitteln und an einem Punkt anzuknüpfen, wo die Zielgruppe abgeholt werden kann, worauf Karl Hochradl ebenso plädiert. Dies ist seiner Meinung nach, ebenso in der politischen Bildung wichtig, die erlebbar gemacht werden und auf Augenhöhe stattfinden sollte.

Vermittlung von Wissenschaft oder Medienkompetenz macht in dem Falle dort Sinn, wo Menschen einen Zugang dazu haben, sowie eine Vernetzbarkeit wahrnehmen können und auch wollen. Bestenfalls wo sie selbst ausprobieren und Handanlegen dürfen. In Zeiten von Social Media, sieht Hannes Richter, weniger die Notwendigkeit einer Bildungseinrichtung, dieses Angebot zu schaffen, sondern eher im kleinen zu beginnen und daraus Schlüsse auf größere Initiativen zu ziehen. Stichwort – "Wirtshausphysik-Veranstaltungen". Vorher müsste eine Bewusstseinsbildung stattfinden, dass es außerhalb der sozialen Medienblasen, ebenso Möglichkeiten gibt, wieder zusammenzukommen.

Obwohl die Technologie viele Vorteile mit sich bringt, scheint es ein Spannungsverhältnis zwischen ihr, der Wissenschaft und der Vermittlung der selben zu geben. Was die Informationsflut nicht verifizierter Inhalte und der immer kürzer werdenden menschlichen Aufmerksamkeitsspanne anbelangt, macht sich Nikki Popper keinen großen Gedanken darüber, dass eines Tages künstliche Intelligenz die menschliche Intuition, das Denken und das Handeln übernehmen wird. Seine Theorie lautet dazu, dass es wahrscheinlicher ist, dass wir uns selbst durch die K.I. zerstören. Christa Zöchling, kann aus ihrer Erfahrung als Historikerin mitgeben, dass jede neue Technologie, die in den letzten 300 Jahren eingeführt wurde, negative Auswirkungen hatte. Jedoch haben Menschen mit der Zeit gelernt damit umzugehen.

Woran Hannes Richter anknüpft: „wenn man nicht damit umgehen kann, kann man nicht damit umgehen. Und es ist eigentlich die Aufgabe vom Staat, für ein Bildungssystem zu sorgen, welches für die Menschen von klein auf verantwortlich ist, um den Umgang zu lehren.“ Alle Gesprächsteilnehmer*innen sind derselben Meinung, dass eindeutig mehr Geld in die Bildungsmöglichkeiten aller Menschen „von der Wiege bis zur Barre“, unabhängig welcher Gesellschaftsschicht, fließen muss. Das Geld ist auch vorhanden, leider setzt die österreichische Politik lieber anderer Prioritäten, was die humorvolle Runde am Podium, kritisierend zur Kenntnis nahm.

Da die Wissenschaft und deren Manifestierung eng mit Medien und deren Vermittlung verbunden ist, hat Journalismus ebenso eine tragende Rolle, der leider auch durch fehlendes Kapital immer weiter ausgemergelt wird. Christa Zöchling, die ebenso Mitglied in einem Senat des Presserates ist, sieht dadurch die Demokratie in Gefahr, da eine anständige Bezahlung, Respekt und ein gewisses Ansehen von Journalist*innen in der Gesellschaft fehlt, sowie deren Selbstbewusstsein zu Grunde geht. „Wie sollen Journalist*innen mit Menschen, die die Macht haben, dann noch umgehen und diese kritisieren?“ Die Demokratie ist sehr verletzbar und ein Gut, was es jeden Tag zu wahren gilt. Dies funktioniert nur durch die Freiheit der Sprache, dem gegenseitigen Respekt und dem einander Zuhören.

Verfasst von Marie-Therese Jahn am 19.10.2023

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