Bodennutzung, Lebensqualität und Klimaschutz Am 18. Oktober 2023 wurde in Gallneukirchen das 20-jährige Bestehen des Bodenbündnis gefeiert. In der aktuellen Folge von „Klima und Du“ gibt es zwei Vorträge zu hören, die bei der Veranstaltung von Raumplanerin Sibylle Zech (TU Wien) und Rosemarie Stangl (Boku Wien) gehalten wurden. Während Stangl sich konkret mit den Böden, dem Thema Entsiegelung und Regenwassermanagement auseinandersetzt, bietet Zech eher die Meta-Perspektive auf den Bodenerhalt. Sie bezeichnet sich selbst als „Lobby für Klima und Boden“, da sie in ihrer Rolle als Raumplanerin immer versuche, mit Grund und Boden sorgsam und sparsam umzugehen. Eine zentrale Strategie der Raumplanung verdeutlicht sie mit dem Bild eines metaphorischen Regenschirm, den man über Frei- und Grünland spannt. Der Fokus soll auf bereits erschlossenen Flächen liegen, sodass diese zunächst umstrukturiert und effizienter genutzt werden, bevor man neue Flächen versiegelt. So ließe sich enorm viel Energie sparen. Bei dieser Transformation handele es sich außerdem in erster Linie um einen sozialen Prozess: Es sei wichtig, kooperativ mit Bürger*innen zusammen zu arbeiten und sowohl auf ihre Sorgen, Nöte und Bedürfnisse als auch auf ihre Ideen zu hören und diese ernst zu nehmen.Ihren Vortrag stützt Zech mit Negativ- und Positivbeispielen aus verschiedenen österreichischen Orten, um ihre Anliegen zu verdeutlichen. Auch macht sie deutlich, dass durch klimaschützenden Maßnahmen auch die Lebensqualität und somit die Attraktivität des Standorts Österreich verbessert werden kann. Sie widmet sich zum Beispiel der Begrünung von Industriegebieten. Man kenne diese Gebiete fast nur als graue Hitzeinseln, doch mittels Grünordnungsplanung könnte man diese Orte eigentlich viel klimafreundlicher und lebenswerter machen und so auch ihre Attraktivität als Arbeitsplatz erhöhen. Rosi Stangl stellt in ihrem Vortrag zunächst ihre Forschungsbereiche Ingenieurbiologie und im Landschaftsbau genauer vor. Sie betont vier Forschungsschwerpunkte: Ingenieurbiologie, Landschaftsbautechnik, Vegetationstechnik und Nature-Based Solutions. Ihr Hauptaugenmerk liegt auf dem Wassermanagement sowie auf der Entsiegelung und Reaktivierung von versiegelten Böden; außerdem präsentiert sie verschiedene Techniken wie den Schotterrasen oder Regengärten, die zum Bodenschutz beitragen.Stangl zufolge liegt das Hauptproblem beim bisherigen Wassermanagement darin, dass hauptsächlich versucht wird, Regenwasser abzuleiten, um Überschwemmungen zu verhindern. Dies sei jedoch problematisch, da die Wassermengen schließlich nicht einfach verschwinden, sondern einen anderen, niedriger gelegenen Ort treffen. Daher setzt sie sich für Techniken ein, bei denen das Wasser aufgefangen und nutzbar gemacht oder ins Grundwasser übergeführt wird. Dazu bedarf es durchlässiger, naturnaher Flächen, welche sie als grün-blaue Infrastruktur bezeichnet.Wie Zech fordert auch Stangl den Schutz bestehender Biodiversität und Grünflächen, doch ihr Schwerpunkt liegt bei Reaktivierung, also der Entsiegelung von bereits bebauten Flächen. Dazu sei es notwendig, Bodenbeläge und Bauwerke zu entfernen. Natürlich sei das nicht überall möglich, zumal der bereits bebaute Boden stark beeinträchtigt ist von der Versiegelung. Trotzdem könne man zum Beispiel an Orten wie Parkplätzen die Oberflächen wieder öffnen und mithilfe von technischen Substraten eine Bodenqualität herstellen, in der Pflanzenbestände wachsen können.Am Ende ihres Vortrags geht Stangl auf verschiedene Versickerungsmodelle wie den Schotterrasen, die Regengärten, sogenannte retentionsfähige Sickermulden sowie Baumsubstrate ein. Bei jeder Methode sei es essentiell, das richtige Material zu verwenden sowie die Installation von Profis vornehmen zu lassen. Die oberste Priorität ist für beide Rednerinnen der Erhalt der Biodiversität, das klimafreundliche Bauen und die Rückgewinnung von versiegelten Flächen. Hier findet ihr die vollständigen Vorträge. Verfasst von Vivian Grabowski am 09.11.2023