Was haben eine bessere Kulturpolitik und der Kampf für die Gleichstellung der LGBTQ+ Community gemeinsam? Beide tragen maßgeblich zu einem positiven gesellschaftlichen Miteinander bei. In der Sendung „Kultur und Diversität“ widmen sich die Geschäftsführerin der IG Kultur Österreich Yvonne Gimpel und der Politikwissenschaftler Michael Hunklinger diesem Themenkomplex. Das von Tobias Posawetz (FS1) und Martin Wassermair (DORFTV) moderierte Gespräch wurde im Rahmen Diskussionsreihe "Das Dreieck - Politik und Debatte im Community TV" aufgezeichnet, die anlässlich der bevorstehenden Nationalratswahl ins Leben gerufenen wurde.

Yvonne Gimpel, Geschäftsführerin der IG Kultur Österreich, und Michael Hunklinger, Politikwissenschaftler mit Fokus auf Demokratie, politische Partizipation und Queer-Politik, liefern tiefgehende Einblicke in die aktuellen Herausforderungen und Entwicklungen in diesen Bereichen.

Die Frage, was denn Kultur sei, hat bereits zahlreiche abendfüllende Diskussionen entfacht- Yvonne Gimpel beantwortet sie so: Kultur sei ein Teil der kritischen Infrastruktur, der Notwendig ist für das zivilgesellschaftliche Miteinander. Denn sie würde es ermöglichen gesellschaftlich zu verhandeln, zu experimentieren und mitzugestalten. Diese Potentiale der Kultur sieht Gimpel in der aktuellen Kulturpolitik jedoch nicht gefördert. Statt notwendige Systemreformen anzugehen, konzentriere diese sich hauptsächlich auf die Förderung künstlerischer Exzellenz und den Erhalt bestehender kultureller Infrastrukturen. Österreich würde zwar im internationalen Vergleich viel Geld für Kunst und Kultur ausgeben diese Mittel jedoch oft nicht in eine echte Vielfalt fließen. Als Beispiel dafür nennt Gimpel die restriktive Visa-Politik, die es Künstler*innen aus Nicht-EU-Ländern erschwere, in Österreich zu arbeiten.

Ein weiterer Punkt, an dem die kulturelle Vielfalt scheitere, sei die soziale Absicherung von Künstler*innen. Gimpel erklärt, dass das derzeitige Sozialsystem nicht auf die Realität der oft projektbasiert arbeitenden Künstler*innen ausgerichtet sei und, dass viele von ihnen in prekären Verhältnissen leben würden. Die von der IG Kultur ins Leben gerufene Fair-Pay-Initiative würde deshalb für eine gerechte Finanzierung und soziale Absicherung von Kulturarbeiter*innen kämpfen. Sie unterstreicht, dass eine bessere Kulturpolitik hätte für uns alle einen positiven Einfluss hätte. Denn Kulturelle Teilhabe würde sich in höheren Wahlbeteiligungen und einem stärkeren ehrenamtlichen Engagement niederschlagen.

Events wie die Pride zeigen, dass eine vielfältige und bunte Kulturlandschaft auch positiven Einfluss für die LGBTQ+ Community haben kann. Einerseits befindet sich die Gesellschaft in Europa auf einem Höhepunkt, was die rechtliche Gleichstellung der LGBTQ+ Community betrifft, andererseits werden die in den letzten Jahren erzielten Errungenschaften, von rechter und konservativer Seite infrage gestellt und angegriffen. Hunklinger betont, dass vor allem die hohen Diskriminierungsraten, die im LGBTQ+ Gesundheitsbericht 2022 aufgezeigt werden, und die damit verbundenen gesellschaftlichen Probleme wie Homophobie und Transphobie, besorgniserregend seien. Um diesen Tendenzen entgegenzuwirken, unterstreicht Hunklinger die Bedeutung von Aufklärung, um Vorurteile und Unwissen in der Gesellschaft zu bekämpfen. Er verweist auf die Notwendigkeit eines Selbstbestimmungsgesetzes für Transpersonen, ähnlich dem in Deutschland, und fordert weitere Maßnahmen im Bereich der Antidiskriminierung und zur Prävention von Hassverbrechen. Die schleppende Umsetzung solcher Schutzmaßnahmen in Österreich sieht Hunklinger kritisch.

Sowohl die Förderung von Rechten der LGBTQ+ Community, als auch eine diverse Kulturpolitik können also positive Auswirkungen auf das gesellschaftliche Klima haben. Deshalb brauche es eine aktive Zivilgesellschaft und eine Kultur, die alternative Denkmodelle und Zukunftsperspektiven entwickele, sind sich Gimpel und Hunklinger einig.

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Verfasst von Claudia Hagenauer am 22.08.2024