Die Sendung „Herbert Kickl und die Aufmerksamkeit – was bewirkt mediale Kritik an der FPÖ?“ beleuchtet die Rolle der Medien im Zusammenhang mit dem Aufstieg der FPÖ. Die Chefreporterin vom FALTER, Nina Horaczek und der stellvertretende Chefredakteur vom profil, Robert Treichler haben beide jeweils unabhängig voneinander ein Buch über den aktuellen Parteichef der FPÖ, Herbert Kickl, geschrieben. Im Studio von DORFTV sprechen sie über ihre Motivation, sich tiefgehend mit den Positionen des Rechtspopulisten auseinanderzusetzen und wie in der medialen Öffentlichkeit mit seiner Politik umgegangen werden kann. 

Der ehemalige Parteichef der FPÖ, Jörg Haider, gilt als Erfinder des modernen Rechtspopulismus. Entscheidend für seinen Erflog war unter anderem sein Verhältnis zu den Medien in den 1990er-Jahren. Ein bezeichnendes Beispiel ist das Nachrichtenmagazin profil, das Haider insgesamt 50-mal auf der Titelseite abbildete. Im Jahr 2024 zeigt sich ein ähnliches Bild mit Herbert Kickl an der Spitze der FPÖ, der umfassende mediale Präsenz bekommt. Die Berichterstattung soll häufig aufzeigen, was hinter Kickls Politik steckt, dennoch stellt sich die Frage, ob diese mediale Aufmerksamkeit der FPÖ nicht zu noch mehr Popularität verhilft und dadurch die Partei ungewollt stärkt. 

Die Journalistin Nina Horaczek betont, dass der Job der Medien nicht darin bestehe, Politik zu machen, sondern Informationen zu liefern. Gleichzeitig müssten marktorientierte Medien allerdings auch wirtschaftlich erfolgreich sein und daher abwägen, welche Inhalte die Aufmerksamkeit der Leser*innen wecken. Dabei bestehe der Balanceakt darin, die Verkaufszahlen zu fördern, ohne dabei die journalistische Verantwortung zu vernachlässigen. Dennoch kritisiert sie die Berichterstattung über die rechtspopulistische Partei, die oft auf polarisierende Themen wie Migration fokussiere, während ebenfalls relevante politische Inhalte vernachlässigt werden würden. Wie die FPÖ beispielsweise das Problem der steigenden Mieten lösen möchte, werde medial kaum besprochen.

Nina Horaczek schildert, dass diese Berichterstattung ein Hauptgrund für das Verfassen ihres Buches über Kickl war. Sie will sachlich dokumentieren, welche Konsequenzen Kickls Politik für Österreich haben könnte und seine tatsächlichen politischen Positionen darstellen. Insbesondere Fragen wie seine Haltung zur Justiz, zum Rechtsstaat, zur Bildung und zu Frauenrechten rückte sie dabei in den Vordergrund. Die Journalistin möchte die Menschen darüber aufklären, dass Kickls Politik nicht nur Ausländer betreffen würde, sondern tiefgreifende Auswirkungen auf die gesamte Gesellschaft haben könnte. 

Denselben politischen Kurs beobachtet Treichler bei anderen rechtsextremen Parteien in Europa wie der AFD in Deutschland oder der Front National in Frankreich. Diese Parteien würde eine Ablehnung der gesellschaftlichen Veränderungen seit 1968, einschließlich der Emanzipation und Ausweitung von Menschenrechten, einen. Beide Studiogäste äußern zum Ende der Sendung ihre Besorgnis über die Normalisierung von rechtsextremen Positionen, sowohl in Österreich als auch in Europa.

Verfasst von Claudia Hagenauer am 26.09.2024

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