Das ARS Electronica Festival ist eines der international wichtigsten zeitgenössischen Medienkunstfestivals, welches Themen an den Schnittstellen von Kunst, Technologie und Gesellschaft behandelt. Man kann es als selbstverständlich erachten, dass dieses Event auch für die Kunstuniversität und die Linzer Kunst- und Kulturszene wichtig ist. 

Im Rahmen des Festivals in einer Vortragsreihe, organisiert von der Abteilung Interface Cultures der Kunstuni, gab die Künstlerin Elena Knox einen Einblick in ihr Schaffen. Die Begrüßungsworte kamen von Manuela Navó. Navó ist, zusammen mit Laurent Mignonneau, Abteilungsleiterin und ebenso Kursleiterin von „Critical Data“. In diesem Kurs wird besonderer Fokus auf die Auseinandersetzung mit „feministischen Daten“ gelegt. Unter einer künstlerischen Auffassung wird allgemein Feminismus mit Projekten verstanden, die Sexismus und Unterdrückung thematisieren, um eine gerechtere und lebenswerte Zukunft für alle zu schaffen. 

Elena Knox unterstreicht die Tatsache, dass wir in einer patriarchalen Welt voller Vorurteile leben. Da unsere Systeme an und in dieser Welt entwickelt werden, sind sie nicht frei von Vorurteilen. „Wissenschaft basiert auf dem, was wir wissen. Das ist der epistemologischer Horizont. Und Epistemologie ist wichtig, um darüber nachzudenken, wie eine feministische K.I. erschaffen werden kann.“ Elena Knox beschäftigt sich genau mit diesen Phänomenen.

In einen ihrer vielen Werke, die Knox vorstellte, geht es um ihre „Actroid Series“. Ein Actroid ist ein humanoider Roboter. In den meisten Fällen ist das Aussehen des Roboters einer durchschnittlichen jungen Frau japanischer Abstammung nachempfunden und stellen einen Schritt in der Entwicklung von Androiden bzw. Gynoiden (Roboter, der in seiner Gestalt einem weiblichen Körper nachempfunden ist) dar. Knox konzentriert sich auf die soziale Zukunft der Fem-Bots und thematisiert die Ängste über Altern und Sterblichkeit. Sie ist der Meinung, dass die Zukunft der K.I. biologisch ist, da dieser Bereich das Meiste aus der Biologie lernt. 

Neu verfügbaren Technologien werden meistens mit einem jungen, angenehm weiblichen Gesicht dargestellt. Um auf die Dringlichkeit der Überarbeitung technologischer Stereotype, auch hinsichtlich der Verwendung von Roboter zur K.I.-überwachung aufmerksam zu machen, hat die Künstlerin einen Gynoiden mit dem sogenannten „male-gaze“ versehen. Männliche Augen blicken aus dem künstlichen weiblichen Gesicht, in Bildern der patriarchalischen Überwachung.

In Japan hat die Entwicklung humanoider Roboter zum Ziel, dass diese das menschliche Verhalten so gut wie möglich widerspiegeln können. Es gibt viele japanische Männer und auch anderswo Menschen, die sich mit Androiden bzw. Gynoiden verheiraten bzw. eine intime digitale Beziehung bevorzugen. Knox hat dazu das Projekt „Hacking Monogamie“ realisiert, in der sie sich die Frage stellt, ob Monogamie ein Ende erreicht hat und nun digitale polyamoröse Liebesbeziehungen in unseren Alltag Einzug finden. Sie entwickelte dazu einen Chatbot, den sie auf Onlyfans hochgeladen hat. Das ist eine Plattform auf der, in erster Linie erotische und pornografische Inhalte, wie Fotos oder Videos kostenpflichtig zur Verfügung gestellt werden. Daraus hatte die Künstlerin die Erkenntnis gewinnen können, dass eine entfernte weibliche Intimität, die Frauen normalerweise vor ihrer Kamera teilen und (soft-)pornografischen Inhalt generieren, wenig davon unterscheidet, was der Chatbot in einer eher familienfreundlich verpacken Art anbieten kann. 

Da Menschen bereits mit K.I. leben und diese immer mehr wird, sollte auch die Akzeptanz, das Rationalisieren und das Leben von kollektiven und separaten Wegformen, aus der unsere Gesellschaft besteht, mehr werden. Tut sie das, entwickelt sich unsere Gesellschaft, zu einer die codiert und laut Knox Auffassung, ist Code Gesetz. Die Künstlerin ist davon überzeugt, dass Feminismus die ultimative Logik dafür ist.

Verfasst von Marie-Therese Jahn am 6.11.2023
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