In der letzten Folge der ersten Staffel von bitchinaround dreht sich alles um die Kulturbranche in Linz. Dazu waren Vertreterinnen verschiedener Linzer-Kulturvereine eingeladen: Theresa Muhl vom Raumschiff, Marie-Edwige Hartig von JAAPO und Anna Bader von Ann & Pat. Sarah Mo Praschak moderierte die Diskussion, die sich sowohl um Probleme und mögliche Lösungsstrategien drehte. Thema war unter anderem die kollektive Arbeitsweise, die Quoten-Regelung, die Relevanz von jugendlichen Kunstschaffenden sowie die Frage nach der Diversifikation der Kulturbranche. Und dazwischen gab es wie immer sowohl unterhaltsame als auch informative Einspieler des bitchinaround-Teams. 

Die Folge beginnt mit einer Umfrage zur Kultur in Linz, die Anna und Bibi am Christkindlmarkt durchführten. Danach wurden die verschiedenen Kulturvereine vorgestellt, deren Vertreterinnen in der Sendung geladen waren. Das Raumschiff hat es sich hauptsächlich zur Aufgabe gemacht, verschiedenen Künstler*innen eine Bühne zu geben; sie vermitteln also buchstäblich ihren Raum. Der Schwerpunkt würde immer von denjenigen gesetzt, die dort arbeiten, daher habe es in letzter Zeit einen Fokus auf Tanzperformances und Bewegung gegeben. Früher sei es oft als Ausstellungsort für bildende Kunst genutzt worden, doch Muhl erläutert, dass ihr konventionelle Kunstformen oft zu starr und steif seien. Daher sei es ihr ein großes Anliegen, Events, Tanz und Bewegung ebenso einen Raum zu geben. 

Bei JAAPO handelt es sich um einen Verein, der sich für die Partizipation von Women of Colour in der österreichischen Kulturszene einsetzt. Die Mitglieder organisieren laufend verschiedene Veranstaltungen wie Lesungen, Workshops und Ausstellungen, die sowohl empowern als auch informieren sollen. Hartig berichtet, dass sie leider noch immer auf viel Unverständnis stießen. Viele weiße Menschen würden oft nicht einsehen wollen, dass schwarze Menschen selbst entscheiden, was sich für sie übergriffig anfühlt. Gerade beim N-Wort sei häufig der Satz „Das haben wir doch schon immer gesagt“ zu hören, und auch mit Traditionen würde oftmals argumentiert werden. Dabei, so Hartig, werden historische Kontexte vollkommen ignoriert. Daher probiert der Verein auch, mit Vorträgen und Diskussionen auf Lücken in der europäischen Geschichtsschreibung hinzuweisen. Europa sei schließlich kein ausschließlich weißer Kontinent, wie häufig suggeriert wird.

Der Verein Ann & Pat hat sich der Jugendarbeit gewidmet. Bader sagt, der Sachverhalt sei sehr simpel: Jugend braucht Kultur und Kultur braucht Jugend. Sie sieht ihre Aufgabe darin, „für die, die nachkommen, eine Basis schaffen, die sie sich selbst immer gewünscht hätte“. Dabei sei es essentiell, den Jugendlichen zuzuhören, ihre Anliegen ernst zu nehmen und zu versuchen, diese so gut wie möglich zu erfüllen. Auf keinen Fall dürfe man diese herunterspielen. Die größte Hürde seien „erwachsene Menschen, die glauben, alles zu wissen und daher nicht zuhören“. Ihr Ziel ist es, alte Strukturen aufzubrechen, mutig zu sein und Neues zu wagen. In letzter Zeit seien die Interessen der Jugendlichen immer diverser geworden, und auch sie sieht einen Zuwachs beim Thema Performance und Tanz. Daher versuche Ann & Pat hauptsächlich, den jungen Kunstschaffenden auch Wege für ihre Zukunft mitzugeben, zu recherchieren und abhängig von individuellen Interessen Vereine zu empfehlen, die ihnen in ihrer Entwicklung weiterhelfen können. 

Obwohl es im Gespräch um verschiedenste Themen ging, sehe ich als Redakteurin die wichtigste Aufgabe gerade in der Vorstellung dieser Vereine. Denn: Keine einzige Person, welche im ersten Einspieler von Anna und Bibi am Christkindlmarkt interviewt wurde, nannte einen der drei Vereine. Natürlich handelte es sich dabei nicht um eine wissenschaftliche, repräsentative Studie, doch es wurden verschiedene Altersgruppen und scheinbar auch Menschen aus unterschiedlichen sozialen Schichten befragt, sodass die Analyse eines Passanten keinesfalls falsch erscheint: die kleinen Vereine werden von den großen, wie zum Beispiel dem Landestheater, dem Musiktheater oder dem Bruckner Haus, überschattet. 

Hier findet ihr das vollständige Gespräch. 

Verfasst von Vivian Grabowski am 31.12.2023.