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Die dritte Elegie

Created at 19. Nov. 2014

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by Hugo

Duineser Elegien von Rainer Maria Rilke

Vorgetragen von Ruth Ritter

Die dritte Elegie

Anfang 1912 auf Duino begonnen; erweitert und vervollständigt im Spätherbst 1913, Paris

In der dritten Elegie problematisiert Rilke einen Gegensatz zwischen Liebe und Sexualtrieb. Der dem Jüngling unbewusste („was weiß er selbst von dem Herren der Lust“[58]) Trieb wird mit der mythisierenden Metapher des Neptun, des „verborgenen schuldigen Fluß-Gott des Bluts“[59] und mit dessen klassisch-mythologischen Attributen „Dreizack“[60] und „Muschel“[61] beschworen, mit denen er in der Mythologie Stürme,[62] hier „dunkele[n] Wind“[63], die Stürme der Leidenschaft erregt. Dem wird die Leichtigkeit der Geliebten gegenübergestellt, die mit dem Frühwind[64] verglichen wird. Zwar löst die Geliebte die Liebe in dem „Jüngling“ aus. Aber sie bildet damit nur den Anstoß für die Freilegung des Sexualtriebs: „Zwar erschrakst du ihm das Herz; doch ältere Schrecken / stürzten in ihn bei dem berührenden Anstoß.“[65] Das „Antlitz / seiner Geliebten“[66] ist rein und befindet sich, wie das Sternbild, in kosmischer Ordnung, wohingegen der Trieb unkenntlich[67] ist. Die chaotische Gewalt des Triebs wird im Verlauf der Elegie gelindert und in etwas Vertrautes verwandelt. Als Beispiel für eine solche Linderung wird die schützende Kraft der Mutter genannt, die dem Kind die Finsternis vertraut macht.[68]

Die Liebe eines Jünglings zu einem „Mädchen“[69] ist nicht unabhängig vom Trieb, sondern die ganze Stammesgeschichte der menschlichen Sexualität, geht darin ein: „sondern die Väter, die wie Trümmer Gebirgs / uns im Grunde beruhn; sondern das trockene Flußbett / einstiger Mütter – ; sondern die ganze / lautlose Landschaft unter dem wolkigen oder reinen Verhängnis – dies kam dir, Mädchen, zuvor“[70]

Die Elegie schließt mit dem Aufruf an die Geliebte, den Trieb des Jünglings zu lindern: Den „Ranken“[71] und dem „Urwald“[72] – eine gängige Metapher für triebhaftes Leben[73] – wird der kultivierte „Garten“[74] gegenübergestellt, an den das Mädchen den Geliebten nah heranführen soll.

Produktion
Nadira Khayitbaeva
Georg Ritter
Aranka Jell
floW

© 2014

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